Glasklar / August Häberle Bd.9
Der neunte Fall für August Häberle. Ein Schwaben-Krimi
Der Wasserberg am Rande der Schwäbischen Alb. Nach einer privaten Sonnwendfeier einer Gruppe ehemaliger Schulkameraden findet man einen der Gäste, Werner Heidenreich, tot auf. Erstochen - mit dem Brotmesser, das den Abend über am Lagerfeuer benutzt worden...
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Produktinformationen zu „Glasklar / August Häberle Bd.9 “
Klappentext zu „Glasklar / August Häberle Bd.9 “
Der Wasserberg am Rande der Schwäbischen Alb. Nach einer privaten Sonnwendfeier einer Gruppe ehemaliger Schulkameraden findet man einen der Gäste, Werner Heidenreich, tot auf. Erstochen - mit dem Brotmesser, das den Abend über am Lagerfeuer benutzt worden war.In den Verdacht geraten sowohl die früheren Mitschüler und der alte Lehrer des Ermordeten als auch deren Angehörige. Doch Hauptkommissar August Häberle findet heraus, dass in jener Sommernacht noch viele andere Menschen im Gelände unterwegs waren, die eine gemeinsame Vergangenheit mit dem Opfer haben. Zudem hatte Heidenreich als ehemaliger Polizeibeamter und Mitarbeiter der Steuerfahndung zu Lebzeiten etliche Feinde ...
Lese-Probe zu „Glasklar / August Häberle Bd.9 “
Glasklar von Manfred BommAuch Werner und seine neue Freundin schienen tief in die Botschaft des Liedes versunken zu sein und in der Glut des Feuers Halt zu suchen.
»Wir kommen her und gehen hin, und mit uns geht die Zeit«, sangen sie gemeinsam weiter. Katrin sah in die Runde. Irgendwie hilflos, dachte Uli, der sie gerade unauffällig von der Seite gemustert hatte. Er nahm sich fest vor, sie in den nächsten Tagen anzurufen. Als erfahrener Pädagoge und gläubiger Christ hatte er einen geübten Blick für die Sorgen seiner Mitmenschen. Unauffällig wie immer, sah er in die Gesichter der Schulfreunde und ihrer Partner. Einige hatten den ganzen Abend über kaum etwas geredet, zumindest nicht an der allgemeinen Konversation teilgenommen und sich nur auf die unmittelbaren Sitznachbarn konzentriert. Das hatte Uli schon oft bedauert, zumal es vorkommen konnte, dass er mit einigen zwar stundenlang ums Lagerfeuer saß, aber kein Wort mit ihnen wechselte.
»Nehmt Abschied, Brüder, schließt den Kreis«, Ulis Frau Angelika kam zum letzten Vers. »Das Leben ist kein Spiel. Nur wer es recht zu Leben weiß, gelangt ans große Ziel.« Laue hatte gewiss jedes Wort mit Bedacht gewählt und nur wenige gebraucht, um viel auszudrücken.
»Der Himmel wölbt sich übers Land, ade, auf Wiedersehn! Wir ruhen all in Gottes Hand, lebt wohl, auf Wiedersehn.« Schweigen. Angelika legte ihre Gitarre beiseite.
Das Feuer knisterte. Ein sanfter Wind war aufgekommen und trieb den Rauch, der bisher mit den Funken senk- recht aufgestiegen war, direkt Werner und seiner Freundin ins Gesicht. Beide wandten sich ab und stiegen nach hin- ten über den Baumstamm hinweg, um sich dem beißenden Qualm zu entziehen. »Wir wollten eh gehen«, sagte Werner und deutete in Richtung des Albvereinshauses. »Wir schau’n da
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drüben noch vorbei.« Seine Begleiterin sagte nichts, während sie beide mit einem »Tschüss« aus dem Flammenschein verschwanden und nach ein paar Schritten zu einem grauschwarzen Schattenumriss verschmolzen, der sich bald in der dunklen Ferne verlor.
»Ich geh mit«, meinte Heidelinde und erhob sich.
Zurück blieb eine nachdenkliche Stille. Katrin hatte sich umgedreht und den dreien nachgesehen. »Ungewiss ist alle Wiederkehr«, zitierte sie aus dem Lied.
Niemand erwiderte etwas.
2.
Das Holz in den Feuerstellen war zu grauer Asche verfallen. Stundenlang noch hatte es geglüht, doch jetzt, an diesem frischen Sommermorgen, als die Sonne schon über den Horizont der Albberge gestiegen war, hatte sich der Rauch der Lagerfeuer verzogen. Das Konzert der Vögel hing in der Luft, an den prächtigen Stauden entlang des Wanderwegs schwirrten die Insekten und Schmetterlinge. Millionen von Tautropfen glitzerten und funkelten wie Diamanten. Die Sonne war längst erwacht in den Bergen, dachte sich der Mann, der mit seinem Schäferhund auf dem Weg zum Frühschoppen ins Wasserberghaus war. Noch bevor der sonntägliche Ansturm losging, traf sich regelmäßig ein kleiner Kreis von Stammtischlern, um hier oben Karten zu spielen oder auch nur die politischen Ereignisse der vergangenen Woche zu kommentieren, bisweilen polemisch, immer aber aus der Sicht des sogenannten kleinen Mannes, der – wie sie es oft genug schon kritisiert hatten – in Berlin kein Gehör fand. Am liebsten hätten sie mal einen der beiden örtlichen Bundestagskandidaten eingeladen, um ihm kräftig die Meinung zu sagen. Doch keiner von ihnen war bisher bereit gewesen, auf den Berg heraufzukommen. Vielleicht, so dachte der Mann, würde sich die Gelegenheit vor der nächsten Bundestagswahl ergeben. Dann entdeckten die Abgeordneten, wie man wusste, plötzlich auch wieder das Volk, für dessen Wohl sie arbeiten sollten.
Arco, der Schäferhund, hatte eine Fährte aufgenommen. Sein Herrchen wusste zwar, dass es die Naturschützer nicht gerne sahen, wenn hier oben Hunde frei herumliefen. Doch Arco brauchte Bewegung und war überdies, daran bestand für den Mann gar kein Zweifel, folgsam wie kaum ein anderer. »Der tut nix«, hatte er oft schon verängstigten Spaziergängern entgegengerufen, die beim Anblick des vorauseilen- den Schäferhunds in panische Starre verfallen waren.
Arco und sein Herrchen hatten jetzt jene Stelle erreicht, an der der steil von der Landstraße heraufführende Pfad den breiteren Forstweg erreichte. Der Hund rannte übermütig voraus, was den Mann jedoch irritierte und mit einem scharfen Pfiff durch die Finger von ihm quittiert wurde. Doch Arco dachte nicht daran, zu seinem Besitzer zurückzukehren. »Arco! «, rief der Mann hinterher, der solcherlei Verhalten seines dressierten Vierbeiners nicht gewohnt war. Noch ein Pfiff durch die Finger. Vergeblich.
Der Hundebesitzer, der beim Anstieg ins Schwitzen gekommen war, beschleunigte seine Schritte und erreichte jene Lichtung, in deren Mitte ein käfigartiges Gebilde stand, in dem ein Mammutbäumchen heranwuchs. Arco war dem Trampelpfad gefolgt, der sich dorthin im hohen Gras der Waldwiese abzeichnete. Dann aber hatte er sich links abgewandt, um sichtlich aufgeregt über zertrampeltes Gras dem dichten Unterholz am Rande des Fichtenbestands zuzustreben – die Rufe seines Herrchens weiterhin ignorierend. Der Mann eilte verärgert hinterher, denn inzwischen hatte er keinen Zweifel mehr, dass Arcos Verhalten auf etwas Ungewöhnliches schließen ließ. Von einem Wild, davon war er überzeugt, hätte sich sein wohlerzogener Schäferhund nicht derart ablenken lassen. Arco war vor dem Gebüsch stehen geblieben, bellte dreimal und drehte den Kopf zu seinem herannahenden Herrchen, als wolle er ihm etwas zeigen. Der Mann erreichte schwer atmend den Vierbeiner und versuchte, durch das dichte Laub der Sträucher etwas zu erkennen. Doch seine Augen hatten Mühe, sich auf den Schatten hinter dem grünen Blätterwerk einzustellen. Arco machte unterdessen noch ein paar Schritte nach vorne, ganz dicht an das Gebüsch heran. Erst jetzt fielen dem Mann die abgebrochenen Spitzen der dünnen Ästchen auf. Er folgte zögernd seinem Hund und versuchte mit verengten Augen, im Unter- holz etwas zu erkennen. Tatsächlich, da war etwas. Ein Kleiderbündel, dachte er. Jemand hatte Kleider weggeworfen. Der Wald als Müllhalde. Doch sein aufkommender Zorn über solch vermeintliche Umweltsünder mündete übergangslos in blankes Entsetzen. An den taufeuchten Blättern der Hecke, deren Äste sich in Augenhöhe vor ihm ausbreiteten, klebte eine rote Flüssigkeit. Für einen kurzen Moment war sein Gehirn nicht in der Lage, diese Beobachtung einzuschätzen. Er fokussierte die rot verschmierten Blätter, sah zu seinem aufgeregten Hund, der offenbar auf ein Kommando wartete, und nahm erneut das Kleiderbündel ins Visier, das zwei, drei Meter entfernt auf dem dicht bewachsenen Waldboden lag. Dann erst wurde ihm bewusst, was die rote Flüssigkeit nur sein konnte: Blut.
© Gmeiner Verlag
»Ich geh mit«, meinte Heidelinde und erhob sich.
Zurück blieb eine nachdenkliche Stille. Katrin hatte sich umgedreht und den dreien nachgesehen. »Ungewiss ist alle Wiederkehr«, zitierte sie aus dem Lied.
Niemand erwiderte etwas.
2.
Das Holz in den Feuerstellen war zu grauer Asche verfallen. Stundenlang noch hatte es geglüht, doch jetzt, an diesem frischen Sommermorgen, als die Sonne schon über den Horizont der Albberge gestiegen war, hatte sich der Rauch der Lagerfeuer verzogen. Das Konzert der Vögel hing in der Luft, an den prächtigen Stauden entlang des Wanderwegs schwirrten die Insekten und Schmetterlinge. Millionen von Tautropfen glitzerten und funkelten wie Diamanten. Die Sonne war längst erwacht in den Bergen, dachte sich der Mann, der mit seinem Schäferhund auf dem Weg zum Frühschoppen ins Wasserberghaus war. Noch bevor der sonntägliche Ansturm losging, traf sich regelmäßig ein kleiner Kreis von Stammtischlern, um hier oben Karten zu spielen oder auch nur die politischen Ereignisse der vergangenen Woche zu kommentieren, bisweilen polemisch, immer aber aus der Sicht des sogenannten kleinen Mannes, der – wie sie es oft genug schon kritisiert hatten – in Berlin kein Gehör fand. Am liebsten hätten sie mal einen der beiden örtlichen Bundestagskandidaten eingeladen, um ihm kräftig die Meinung zu sagen. Doch keiner von ihnen war bisher bereit gewesen, auf den Berg heraufzukommen. Vielleicht, so dachte der Mann, würde sich die Gelegenheit vor der nächsten Bundestagswahl ergeben. Dann entdeckten die Abgeordneten, wie man wusste, plötzlich auch wieder das Volk, für dessen Wohl sie arbeiten sollten.
Arco, der Schäferhund, hatte eine Fährte aufgenommen. Sein Herrchen wusste zwar, dass es die Naturschützer nicht gerne sahen, wenn hier oben Hunde frei herumliefen. Doch Arco brauchte Bewegung und war überdies, daran bestand für den Mann gar kein Zweifel, folgsam wie kaum ein anderer. »Der tut nix«, hatte er oft schon verängstigten Spaziergängern entgegengerufen, die beim Anblick des vorauseilen- den Schäferhunds in panische Starre verfallen waren.
Arco und sein Herrchen hatten jetzt jene Stelle erreicht, an der der steil von der Landstraße heraufführende Pfad den breiteren Forstweg erreichte. Der Hund rannte übermütig voraus, was den Mann jedoch irritierte und mit einem scharfen Pfiff durch die Finger von ihm quittiert wurde. Doch Arco dachte nicht daran, zu seinem Besitzer zurückzukehren. »Arco! «, rief der Mann hinterher, der solcherlei Verhalten seines dressierten Vierbeiners nicht gewohnt war. Noch ein Pfiff durch die Finger. Vergeblich.
Der Hundebesitzer, der beim Anstieg ins Schwitzen gekommen war, beschleunigte seine Schritte und erreichte jene Lichtung, in deren Mitte ein käfigartiges Gebilde stand, in dem ein Mammutbäumchen heranwuchs. Arco war dem Trampelpfad gefolgt, der sich dorthin im hohen Gras der Waldwiese abzeichnete. Dann aber hatte er sich links abgewandt, um sichtlich aufgeregt über zertrampeltes Gras dem dichten Unterholz am Rande des Fichtenbestands zuzustreben – die Rufe seines Herrchens weiterhin ignorierend. Der Mann eilte verärgert hinterher, denn inzwischen hatte er keinen Zweifel mehr, dass Arcos Verhalten auf etwas Ungewöhnliches schließen ließ. Von einem Wild, davon war er überzeugt, hätte sich sein wohlerzogener Schäferhund nicht derart ablenken lassen. Arco war vor dem Gebüsch stehen geblieben, bellte dreimal und drehte den Kopf zu seinem herannahenden Herrchen, als wolle er ihm etwas zeigen. Der Mann erreichte schwer atmend den Vierbeiner und versuchte, durch das dichte Laub der Sträucher etwas zu erkennen. Doch seine Augen hatten Mühe, sich auf den Schatten hinter dem grünen Blätterwerk einzustellen. Arco machte unterdessen noch ein paar Schritte nach vorne, ganz dicht an das Gebüsch heran. Erst jetzt fielen dem Mann die abgebrochenen Spitzen der dünnen Ästchen auf. Er folgte zögernd seinem Hund und versuchte mit verengten Augen, im Unter- holz etwas zu erkennen. Tatsächlich, da war etwas. Ein Kleiderbündel, dachte er. Jemand hatte Kleider weggeworfen. Der Wald als Müllhalde. Doch sein aufkommender Zorn über solch vermeintliche Umweltsünder mündete übergangslos in blankes Entsetzen. An den taufeuchten Blättern der Hecke, deren Äste sich in Augenhöhe vor ihm ausbreiteten, klebte eine rote Flüssigkeit. Für einen kurzen Moment war sein Gehirn nicht in der Lage, diese Beobachtung einzuschätzen. Er fokussierte die rot verschmierten Blätter, sah zu seinem aufgeregten Hund, der offenbar auf ein Kommando wartete, und nahm erneut das Kleiderbündel ins Visier, das zwei, drei Meter entfernt auf dem dicht bewachsenen Waldboden lag. Dann erst wurde ihm bewusst, was die rote Flüssigkeit nur sein konnte: Blut.
© Gmeiner Verlag
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Autoren-Porträt von Manfred Bomm
Manfred Bomm, Jahrgang 1951, in einer Kleinstadt am Rande der Schwäbischen Alb lebend, ist als Journalist mit der Polizei- und Gerichtsarbeit eng verbunden. Mit seinen erfolgreichen Kommissar-Häberle-Krimis gehört er zu den bekanntesten Autoren der deutschen Krimiszene.
Bibliographische Angaben
- Autor: Manfred Bomm
- 2009, 6. Aufl., 471 Seiten, Maße: 12 x 19,8 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Gmeiner-Verlag
- ISBN-10: 3899777956
- ISBN-13: 9783899777956
- Erscheinungsdatum: 06.02.2009
Rezension zu „Glasklar / August Häberle Bd.9 “
"... Ein Geheimnis von Manfred Bomms Erfolg ist sicherlich sein Fleiß ... Er hat aber auch ein Gespür für Themen. Häberles Fälle spielen nie im luftleeren Raum. Sie sind nicht nur geografisch in der Region verortet, auch die Themen sind aktuell ..." Südwest Presse "... Von der ersten bis zur letzten Seite spannungsgeladen und faszinierend erzählt. Der Leser begibt sich auf eine Rundreise durch die Schwäbische Alb, hinauf auf die Berge und hinab in die Höhlen ..." Deutsche-Krimi-Autoren.de
Pressezitat
""... Ein Geheimnis von Manfred Bomms Erfolg ist sicherlich sein Fleiß ... Er hat aber auch ein Gespür für Themen. Häberles Fälle spielen nie im luftleeren Raum. Sie sind nicht nur geografisch in der Region verortet, auch die Themen sind aktuell ..."
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