Herrschaftsfreie Institutionen
Texte zur Stabilisierung staatsloser, egalitärer Gesellschaften
Haude und Wagner rufen in Erinnerung, dass es in der Geschichte und bis heute nicht-staatlich organisierte Gesellschaften in allen Erdteilen gibt, die egalitär sind. Sie existieren oft über mehrere Jahrzehnte hinweg und bilden ihre eigenen stabilisierenden,...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Herrschaftsfreie Institutionen “
Haude und Wagner rufen in Erinnerung, dass es in der Geschichte und bis heute nicht-staatlich organisierte Gesellschaften in allen Erdteilen gibt, die egalitär sind. Sie existieren oft über mehrere Jahrzehnte hinweg und bilden ihre eigenen stabilisierenden, herrschaftsfreien Institutionen aus. Über diese Institutionen informiert das Buch anhand von praktischen Beispielen wie besonderer Haus- und Dorf-Architektur, ihrer Reproduktionsformen oder auch Alltagspraxen in Form von nivellierenden Spielen.
Klappentext zu „Herrschaftsfreie Institutionen “
Sind stabile herrschaftsfreie Gesellschaften denkbar? Haben staatslose Gesellschaften Jahrzehnte und länger überdauert und existieren sie noch immer?In den Sozialwissenschaften herrscht die Tendenz vor, »Regulierten Anarchien« entweder keinen politischen Stellenwert beizumessen oder ihnen doch eine verborgene Herrschaftlichkeit zu unterstellen. Mit beiden (ethnologischen bzw. historischen) Argumenten lässt sich die angebliche Unmöglichkeit von Herrschaftsabbau heute behaupten. Die Beiträge dieses hier in zweiter, durchgesehener Auflage vorliegenden Bandes setzen sich kritisch mit dieser Auffassung auseinander und zeigen an Beispielen wie Verwandtschaftsstruktur, Architektur und Spiel sowie dem altisraelitischen Glaubenssystem: Gerade "primitive" Gesellschaften besaßen eine erstaunliche institutionelle Phantasie, um Herrschaftsfreiheit und egalitäre Verhältnisse dauerhaft sicherzustellen. Die beiden Verfasser Rüdiger Haude und Thomas Wagner sind Kulturwissenschaftler. "Die Aufsätze von Haude und Wagner sind ein bedeutender Beitrag zur Weiterentwicklung der vorliegenden Anarchie-Theorien" (aus dem Vorwort von Christian Sigrist).
Lese-Probe zu „Herrschaftsfreie Institutionen “
Zur NeuauflageDie Erstveröffentlichung des vorliegenden Buchs im Jahre 1999 stieß auf eine erfreuliche Resonanz, die sich nicht nur in den Rezensionen äußerte (Bernd Drücke 1999 in Graswurzelrevolution, Reinhart Kößler 2000 in Peripherie, Egon Günther 2000 in Die Aktion, Michael Dreyer 2000 in der Zeitschrift für Politikwissenschaft, 2006 wiederveröffentlicht im Portal für Politikwissenschaft, sowie Justus Cobet u.a. 2001 in Sociologia internationalis). Eine besonders ermutigende Rückmeldung stellte die Preisverleihung durch den wissenschaftlichen Beirat der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen e.V. dar. Im Jahr 2000 erhielten wir den von Guenter Reiman gestifteten Wissenschaftlichen Förderpreis 1. Stufe für das Jahr 1999. In der Begründung heißt es: "Durch die theoretischen, vor allem begrifflichen Vorschläge der Autoren wird es möglich, die Utopie herrschaftsloser Gesellschaften wieder als Sachthema des soziologischen und gesellschaftlichen Diskurses aufzugreifen." Genau das war unsere Intention gewesen. Die Herrschaftsfreien Institutionen zogen auch ihre Spuren in den sozialwissenschaftlichen Diskursen, teilweise auf unerwartetem Terrain. So diente eine der frühen Erwähnungen des Buches in einer Monografie über Wohnungsmarkt und soziale Ungleichheit innovationstheoretischen Überlegungen (Keim 1999: 102). Einen Transfer der Einsichten dieses Buchs auf andere Untersuchungsbereiche nahm auch Philippe Kellermann (2007) vor, der das hier vorgetragene Konzept einer "unmittelbaren Theokratie" auf die politische Theologie Thomas Müntzers übertrug.Die verästelte Wirkungsgeschichte unseres Buches in der Fachliteratur kann hier nicht umfassend aufgearbeitet werden; aber einige Rezeptionsschritte sollen doch erwähnt werden. In einer monographischen Auseinandersetzung mit Max Webers Herrschaftssoziologie weist Stefan Breuer (2011: 13) in einer Nebenbemerkung auf "den Differenzierungsvorschlag von Haude und Wagner" hinsichtlich der Begriffe Zwang, Macht und Herrschaft hin -
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allerdings ohne diesen im weiteren Verlauf seiner Argumentation zu diskutieren. Ähnlich knapp sind die Ausführungen, die Andrea Maurer (2004: 118) unserem Buch in ihrer Einführung in die Herrschaftssoziologie widmet. "Moderne herrschaftsfreie Institutionen wie das Spiel haben Haude und Wagner untersucht", heißt dort lapidar in einer Fußnote. Auch der Ethnologe Hermann Amborn (2016: 245), der jüngst selbst ein spannendes Buch zum Thema der Rechtsfindung in herrschaftsfreien Gesellschaften vorgelegt hat, das in vielen Punkten zu gleichen oder ganz ähnlichen Schlüssen kommt wie wir, verweist nur in einer Fußnote auf unsere Studie. Gründlicher hat sich Peter von Oertzen mit unserem Buch auseinandergesetzt und dabei den auch bei der Preisverleihung der Rosa-Luxemburg-Stiftung betonten Gegenwartsbezug unserer Arbeiten im Blick gehabt. Der sozialdemokratische Politikwissenschaftler übernahm unsere Definitionen von Macht, Herrschaft und herrschaftsfreier Gesellschaft in einem Aufsatz, der sich mit der Utopie der herrschaftslosen Gesellschaft befasst (vgl. von Oertzen 2003, S. 14-16).Darin kommt er zu dem Schluss, "dass in anthropologischer Hinsicht Herrschaftsfreiheit und Klassenlosigkeit nicht prinzipiell unmöglich sind, und dass die Erkenntnisse der Sozialanthropologie oder Ethnosoziologie im Prinzip auch auf hoch differenzierte Zivilisationen angewendet werden können. Damit", so schränkt der ehemalige niedersächsische Kultusminister und Leiter der SPD-Parteischule allerdings ein, "ist freilich noch nichts darüber ausgesagt, ob die Möglichkeit von so etwas wie Herrschafts- und Klassenlosigkeit in einer modernisierten und industriellen (oder auch schon nachindustriellen) kapitalistischen Gesellschaft plausibel gemacht werden kann" (ebd.: S. 20). Rezipiert wurde unser Buch auch in der Entwicklungssoziologie. Reinhard Kößler (1998) (1) kommt zu dem Schluss, bei den von uns beschriebenen "Vorkehrungen zur Vermeidung von Ungleichheit und zur Verhinderung politischer Herrschaft" (e
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Inhaltsverzeichnis zu „Herrschaftsfreie Institutionen “
InhaltZur zweiten AuflageVorwort von Christian SigristEinleitungKapitel 1Rüdiger Haude/Thomas Wagner:Herrschaftsfrohe Diskurse: Strategien und Tendenzen sozialwissenschaftlicher Anarchieverdrängung1. Institutionalismus oder Anti-Institutionalismus?2. Herrschaftsfixierung in der politischen Philosophie3. Herrschaftsfreiheit: ein Thema der frühen Sozialwissenschaft4. Liberale Tautologien und Widersprüche5. Ethnologische Ungereimtheiten6. "Herrschaft ohne Politik"7. Institutionenanalytische Defizite bei sozialwissenschaftlichen Evolutionisten8. SchlussKapitel 2Rüdiger Haude/Thomas Wagner:Von der Utopie zur Wissenschaft: Politische Grundbegriffe im Hinblick auf herrschaftsfreie Gesellschaften1. Zwang2. Macht3. Herrschaft4. Autorität, Prestige, Führung5. Herrschaftsfreie Gesellschaft/Anarchie6. Egalitäre Gesellschaft7. SchlussKapitel 3Rüdiger Haude:Anarchie und Chaos: Fraktale Gesellschaften1. Soziologie und Fraktale2. Begriffsvorschlag: Fraktale Gesellschaften3. Die Dynamik fraktaler Gesellschaften4. Skaleninvarianz5. Fraktale Genealogie als Fiktion6. SchlussKapitel 4Thomas Wagner:An-architektur: Politische Aspekte der Siedlungsformen primitiver Gesellschaften1. Zur theoretischen Marginalisierung primitiver Architektur2. Kennzeichen egalitären Bauens3. Anthropomorphe Symbolik4. Grundmodelle staatsfeindlichen Bauens- Die Kreissiedlung- Die gestreute Gehöftsiedlung- Das irokesische Langhaus als egalitäres Wohnmodell und föderative Leitidee- Gemeinschafts- und Versammlungshäuser- Das Männerhaus: Männerherrschaft oder Geschlechtersymmetrie?5. Architektonischer Wandel durch Herrschaftsüberlagerung6. Einige Thesen zur Theorie egalitärer ArchitekturKapitel 5Thomas Wagner: "Anarchistische Gleichmacher" - Institutionelle Aspekte des Spiels in egalitären Gesellschaften1. Zur Institutionalität des Spiels2. Spiele und Egalität3. Zur Kategorisierung des Spiels4. Spiele in egalitären Gesellschaften5. ZusammenfassungKapitel 6Thomas Wagner:Casino Egalité: Glücksspiele und Wetten in
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herrschaftsfreien Gesellschaften1. Vorspiel2. Zufallsentscheidungen3. Traditionelle "Gleichmacher"4. Karten- und Würfelspiele in Australien und Papua-Neuguinea5. Das Glücksspiel als Integrationsmechanismus6. Nachspiel: Das Glücksspiel als egalisierende InstitutionKapitel 7Rüdiger Haude:Das richterzeitliche Israel: eine anarchistische Hochkultur1. Entwicklung des antistaatlichen Paradigmas2. Ideologien der israelitischen Staatsfeinde3. Exkurs: Geschlechterverhältnis4. Entstehung des Staats und fortwährender Kampf gegen ihn5. War die Regulierte Anarchie Israels eine primitive Gesellschaft?Literaturverzeichnis "Zur zweiten Auflage"Literaturverzeichnis "Herrschaftsfreie Institutionen"PersonenverzeichnisVerzeichnis der Ethnien und geographischen Begriffe
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Bibliographische Angaben
- Autoren: Rüdiger Haude , Thomas Wagner
- 2019, Durchgesehene Neuauflage, 244 Seiten, 12 Abbildungen, Maße: 13 x 20 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Graswurzelrevolution
- ISBN-10: 3939045373
- ISBN-13: 9783939045373
- Erscheinungsdatum: 03.07.2019
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