Hinter verschlossenen Türen
Menschen im Hotel
Auf nur wenige Gebäude trifft die Aussage „Wenn Wände sprechen könnten..." so gut zu wie auf Hotels. Hier kommt es zu schicksalhaften Begegnungen, großer Liebe, aber auch zu Mord, Totschlag oder politischen Intrigen. Nirgendwo...
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Produktinformationen zu „Hinter verschlossenen Türen “
Auf nur wenige Gebäude trifft die Aussage „Wenn Wände sprechen könnten..." so gut zu wie auf Hotels. Hier kommt es zu schicksalhaften Begegnungen, großer Liebe, aber auch zu Mord, Totschlag oder politischen Intrigen. Nirgendwo sonst finden verschiedenste historische Momenten statt, wie in den Gemäuern großer und berühmter Hotels. Wussten Sie, dass Frank Sinatra sich seine Suite im Waldorf Astoria eine Million Dollar kosten lassen hat? Oder dass Enrico Caruso gerade zu Gast im Palace Hotel San Francisco war, als es zu dem großen Erdbeben 1906 kam? Er hatte das Glück, die Naturkatastrophe zu überleben, während ein anderes Hotel, nämlich das Ambassador in Los Angeles, der Ort sein sollte, an dem Robert Kennedy seinem Mörder in die Arme lief. Ein ähnliches Schicksal ereilte Kaiserin Elisabeth, die sich gerade im Genfer Hotel Beau-Rivage aufhielt, als sie Opfer eines Attentats wurde, das sie schließlich das Leben kostete. Prinzessin Diana, vom Boulevard gerne als Lady Di bezeichnet, verbrachte ihre letzten Stunden im Pariser Ritz bevor sie bei einem schweren Autounfall ihr Leben verlor. Kein geringerer als Adolf Hitler war es, der im Imperial auf den Anschluss Österreichs anstieß, während der Thalhof Zeuge der Romanze zwischen Arthur Schnitzler und der Hotelierfrau Olga Waissnix wurde. Und Oscar Wilde wurde das Cadogan Hotel in London zum Verhängnis: Hier wurde er 1895 verhaftet und später wegen Homosexualität verurteilt. Wenn Bestsellerautor Georg Markus in „Hinter verschlossenen Türen" 40 ganz besondere Geschichten erzählt, die sich in legendären Hotels abgespielt haben, ist das an Spannung, interessanten Informationen und zuweilen auch Humor, kaum zu überbieten.
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Klappentext zu „Hinter verschlossenen Türen “
Wenn Wände sprechen könnten! Schicksalhafte Begegnungen, Schauplätze für Liebe, Mord und politische Intrige - an keinem anderen Ort kommt es zu so unterschiedlichen historischen Momenten wie hinter den Türen großer Hotels. Frank Sinatra zahlte für seine Suite im Waldorf Astoria eine Million Dollar. Enrico Caruso überlebte im Palace Hotel in San Francisco das große Erdbeben 1906. Robert Kennedy lief im Ambassador in Los Angeles seinem Mörder in die Arme. Kaiserin Elisabeth starb nach einem Attentat im Genfer Hotel Beau-Rivage. Prinzessin Diana verbrachte ihre letzten Stunden im Ritz in Paris. Hitler feierte im Imperial Österreichs "Anschluss . Arthur Schnitzler verband im Thalhof eine Romanze mit der Hotelierfrau Olga Waissnix. Oscar Wilde wurde im Cadogan Hotel in London verhaftet. Bestsellerautor Georg Markus erzählt 40 außergewöhnliche Geschichten und verbindet sie mit den Geschichten legendärer Hotels - spannend, informativ und zuweilen äußerst amüsant.
Lese-Probe zu „Hinter verschlossenen Türen “
Georg Markus - Hinter verschlossenen TürenErstaunliches vom Tatort Hotel
Vorwort
Als meine Frau - ich muss es gestehen - die Idee zu
diesem
Buch hatte, hätte ich nicht gedacht, wie sehr
der »Tatort Hotel« die Weltgeschichte beeinflusste. So starben
der amerikanische Präsidentschaftskandidat Robert
Kennedy, der Bürgerrechtskämpfer Martin Luther King,
die österreichische Kaiserin Elisabeth und der k. u. k. Ministerpräsident
Karl Graf Stürgkh nach Attentaten in
Hotels. Auf Präsident Ronald Reagan wurde im Capital
Hilton in Washington ein Mordanschlag verübt, dem er -
was vom Secret Service lange geheim gehalten wurde - beinahe
erlegen wäre. Auf nie ganz geklärte Weise starben
der Politiker Uwe Barschel und der Schauspieler Gustaf
Gründgens in ihren Hotelzimmern.
Glücklicherweise ereignete sich in den Bars, Suiten und
Fremdenzimmern großer Hotels auch weit Erfreulicheres.
Marlene Dietrich etwa wurde im Berliner Adlon für die
Rolle der kessen Lola in Der blaue Engel entdeckt - für
jenen Film, der ihrer Weltkarriere zugrunde liegt. Liebesromanzen
in abgeschiedenen Hotels erlebten die Dichter
Ernest Hemingway und Arthur Schnitzler, und die Litera-
turgeschichte verdankt den Hotelaufenthalten von Thomas
Mann und Fjodor Dostojewski die Entstehung zweier
Jahrhundertromane. Allerdings musste Oscar Wilde sein
Ende als Schriftsteller im Londoner Cadogan Hotel erleben,
wo er - infolge seiner Homosexualität - verhaftet
wurde.
In vielen der in diesem Buch beschriebenen Quartiere
kehrte ich zu Recherchezwecken selbst ein, oder ich kenne
sie von früheren Aufenthalten. In den meisten Fällen
unterstützten mich Besitzer und Mitarbeiter mit großem
Engagement dabei, den Geschichten, die sich in ihren
Hotels ereignet hatten, nachzugehen. Aus dem vornehmen
Beau-Rivage sind gleich zwei - bereits erwähnte -
... mehr
Kriminalfälle
zu melden: das Attentat auf »Sisi« und der Tod des
Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, Uwe Barschel.
Doch während die Geschäftsführung, so hat's den Anschein,
geradezu stolz darauf ist, dass Österreichs Kaiserin in dem
Genfer Hotel ihren letzten Atemzug tat, will man dort mit
der Affäre Barschel absolut nichts zu tun haben. Das ist
mir auch in anderen Hotels aufgefallen: Je länger ein Fall
zurückliegt, desto lieber spricht man darüber.
Ich besuchte auch das Adlon, das Waldorf Astoria in
New York, das Chateau Marmont in Hollywood und die
Colombe d'Or bei Nizza, in der die lebenslange Liebe der
Schauspieler Simone Signoret und Yves Montand entbrannte,
ich war im Pariser Ritz, in dem die britische Prinzessin
Diana die letzten Stunden ihres Lebens verbrachte.
Und ich kenne natürlich sehr gut das Wiener Grand Hotel,
das Sacher, das Bristol und das Imperial (in dem Hitler
seine Residenz in der »Ostmark« aufschlug).
Vor seinem Abbruch erlebte ich eine Show im legendären
Sands Hotel in Las Vegas, in dem Frank Sinatra
nicht nur auftrat, sondern auch Miteigentümer war -
gemeinsam mit ein paar Herren von der Mafia übrigens.
Gut zu kennen glaubte ich weiters das Hotel del Coronado
im südkalifornischen San Diego, weil ich den darin
gedrehten Billy-Wilder-Film Manche mögen's heiß schon
weiß Gott wie oft gesehen hatte - bis ich wirklich dort war
und sich alles ganz anders darstellte. Die größte Überraschung:
Die durch den Flirt von Marilyn Monroe und Tony
Curtis weltberühmt gewordenen Strandkörbe gibt es in
Wirklichkeit gar nicht.
Billy Wilder verkehrte nicht nur im Coronado, sondern
auch im Berliner Eden-Hotel, in dem er in jungen Jahren
als Eintänzer tätig war - weil er von den Honoraren als
Nachwuchsreporter der BZ am Mittag allein nicht leben
konnte. Erfreulicherweise hat der spätere Hollywoodregisseur
über seine Gigolo-Erlebnisse eine vierteilige Zeitungsserie
verfasst, sodass wir auch dieses Kapitel seines Lebens
detailreich nachvollziehen können. »Es ist nicht leicht«,
berichtete Wilder, »schwergewichtige Damen herumzuschwenken,
die das Rhythmusgefühl eines Nilpferds haben.«
Das Eden - in dem auch ein dunkles Kapitel deutscher
Geschichte geschrieben wurde - konnte ich nicht mehr
aufsuchen, weil es im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde.
Ebenso wenig wie das einstige Hotel Klomser in Wien, in
dem der Spion Oberst Redl vom k. u. k. Generalstab zum
Selbstmord gezwungen wurde.
Nicht selten wurden den Hotels historische Ereignisse
zum Schicksal: Mit dem Ambassador in Los Angeles, in
dem Robert Kennedy tödlich verletzt wurde, ging es nach
dem Attentat bergab, bis es 1989 für immer schloss. Das
Lorraine Motel in Memphis, in dem der tödliche Schuss
auf Martin Luther King fiel, wurde zu einer Gedenkstätte
umgestaltet. Und das Appartement im Beverly Hilton
Hotel, in dem Whitney Houston an einer Überdosis elend
zugrunde ging, erhielt nach ihrem Tod eine neue Zimmernummer,
sodass heute nicht mehr nachvollzogen werden
kann, wo genau die Popdiva gestorben ist. Ganz anders verhält
es sich im früheren Europäischen Hof in Marburg an
der Lahn, in dem 1984 Oskar Werner einem Herzinfarkt
erlag. Fragt man sich bei den heutigen Hotelangestellten
durch, weiß keiner mehr, wer der Schauspielgigant überhaupt
war.
Auch einer der größten Politskandale des 20. Jahrhunderts
nahm in einem Hotel seinen Anfang: Im Watergate
in Washington war die Demokratische Parteizentrale untergebracht,
in deren Büros während des Präsidentschaftswahlkampfs
1972 eingebrochen wurde. In der Folge musste
Richard Nixon als erster und bisher einziger Präsident der
Vereinigten Staaten zurücktreten.
Nixons einstigem Gegenspieler John F. Kennedy ist ein
weiteres Kapitel gewidmet. Er und Marilyn Monroe trafen
einander regelmäßig im New Yorker Carlyle Hotel, das für
intime Rendezvous deshalb besonders geeignet ist, weil
man es auch durch einen unterirdischen Tunnel erreichen
kann, dessen Eingang einige hundert Meter vom offiziellen
Entree entfernt ist. So konnte - selbst bei den beiden
bekanntesten Personen Amerikas - niemand »Verdacht
schöpfen«.
Üblicherweise lernen wir Hotels, Pensionen und Landgasthöfe
als Urlaubs- oder Geschäftsreisende kennen, in
diesem Buch sind sie »Tatorte«. Es sind 34 Kapitel, die so
unterschiedliche Themen wie Liebe, Sexualität, Mord,
Selbstmord, Politik, Filmdreharbeiten, Naturkatastrophen
und Drogenmissbrauch behandeln. Und natürlich auch
das Wichtigste aus der Historie der betreffenden Hotels.
Ich selbst hätte, wie eingangs erwähnt, vor Beginn meiner
Recherchen nicht gedacht, dass in Hotels so viel Erstaunliches
passierte und so viel Geschichte geschrieben
wurde.
In den allermeisten Fällen: »Hinter verschlossenen
Türen«.
GEORG MARKUS
Wien, im August 2016
Die Ermordung Robert Kennedys ...
... im Ambassador Hotel, Los Angeles
Als der Stummfilm in den 1920er-Jahren populär
wurde und dessen Protagonisten plötzlich Millionen
verdienten, erblühte das Ambassador Hotel mit der Adresse
3400 Wilshire Boulevard in Los Angeles zur Winterresidenz
der Stars. Jean Harlow, John Barrymore und Gloria
Swanson zählten zu den Dauergästen, es kamen aber auch
Rudolpho Valentino, Joan Crawford und Loretta Young,
und im hoteleigenen Nachtclub Coconut Grove unternahm
Bing Crosby seine ersten Versuche als Barsänger.
Später fanden im großen Ballsaal die Oscar-Verleihungen
statt, und der gesamte Kennedy-Clan zählte zu den Stammgästen
des Ambassador.
Knapp viereinhalb Jahre waren seit der Ermordung
des 35. Präsidenten der USA, John F. Kennedy, vergangen,
als auch seinem jüngeren Bruder die Stunde schlug.
Das Unglück begann mit zwei Sätzen Robert Kennedys
am 16. März 1968 im Konferenzsaal des Senatsgebäudes
in Washington: »Ich gebe heute meine Kandidatur auf
die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten bekannt. Ich
bewerbe mich nicht, um gegen einen anderen Mann
zu kandidieren, sondern um eine neue Politik anzu-
bieten.
«
Robert »Bobby« Kennedy hatte zum damaligen Zeitpunkt
in seiner eigenen, der demokratischen Partei, mit
drei Konkurrenten zu rechnen: mit Lyndon B. Johnson,
der das Präsidentenamt nach der Ermordung von Roberts
Bruder »Jack« übernommen hatte, mit Vizepräsident
Hubert Humphrey und mit Senator Eugene McCarthy.
Bobby lag gut im Rennen, er hatte ein erstklassiges Wahlkampfteam,
das zum Teil aus Beratern bestand, die schon
für John F. Kennedy im Weißen Haus tätig waren. Roberts
Chancen stiegen rasant, als Lyndon B. Johnson am 31. März
1968 überraschend bekannt gab, dass er, »um die nationale
Einheit zu wahren«, nicht kandidieren würde.
Johnsons Schritt verbesserte Kennedys Aussichten, da
das Antreten gegen einen amtierenden Präsidenten immer
ein unkalkulierbares Risiko darstellt. »Ich möchte wissen«,
sagte Bobby, als ihm Johnsons Entscheidung mitgeteilt
wurde, »ob er das auch getan hätte, wenn ich nicht eingestiegen
wäre.«
Der 42-jährige Robert Kennedy setzte von Anfang an
darauf, seine Familie als Präsidenten-Dynastie zu inszenieren,
wie es sein Bruder John F. Kennedy schon 1959 vorgegeben
hatte: »So wie ich in die Politik ging, weil Joe* gestorben
ist, so würde mein Bruder Bobby sich um meinen Sitz
im Senat bewerben, wenn mir morgen etwas zustieße. Und
wenn Bobby sterben würde, dann würde Teddy sein Werk
fortsetzen.«
Das waren nur allzu prophetische Worte.
Bobby konnte mit dem Argument punkten, dass ein
Kennedy sich besser schlagen würde als jeder andere Politiker
in den USA, aber gewonnen war die Schlacht um die
Nominierung beim Parteikongress der Demokraten in
Chicago noch lange nicht, denn auch die Chancen von
McCarthy und Humphrey waren intakt - alle drei hatten
Vorwahlen in verschiedenen Bundesstaaten für sich entscheiden
können.
Sein letzter Flug führte Robert Kennedy von San Diego
in die Filmmetropole Los Angeles, die ihm zum Schicksal
werden sollte. Der Senator stand unter enormem Erfolgsdruck,
weil klar war, dass seine Aussichten - würde er in
George Markham die rettende Idee, die Sache diskret zu
meistern. Man datierte seinen Aufenthalt um ein paar
Tage - in denen er »offiziell« da war - zurück, sodass kein
Verdacht entstehen konnte, und schickte die Rechnung an
seine Witwe. Der offene Betrag wurde unmittelbar nach
dem Begräbnis beglichen.
Jacqueline Kennedy stand nach dem Tod ihres Mannes
vor dem Problem, das Weiße Haus innerhalb kürzester Zeit
räumen zu müssen, damit es dem neuen Präsidenten Lyndon
B. Johnson und seiner Frau zur Verfügung stand. Sie
entschloss sich, mit Caroline und John Jr. nach New York
zu ziehen und mietete sich - ausgerechnet - im Carlyle ein,
wenn auch in einer anderen Suite im 31. Stock. Hier blieben
Mutter, Sohn und Tochter zehn Monate. An regnerischen
Tagen konnte man die Kennedy-Kinder in der Lobby
spielen sehen. Ehe sie das Hotel für immer verließ, bat
Jackie, noch einmal das Appartement 34-A besuchen zu
dürfen. Sie ging darin mit ruhigen Schritten auf und ab
und sagte: »Es sieht ja doch ganz anders aus als damals, als
wir hier wohnten.«
In den 1980er-Jahren wurde The Carlyle vom Forbes-Magazin
zum besten Hotel der USA erklärt. Bald trug auch
ein anderer großer Name zur Legendenbildung bei. In der
Bar des Hotels an der Madison Avenue tritt der begeisterte
Klarinettenspieler Woody Allen seit Jahrzehnten regelmäßig
mit seiner New Orleans Jazz Band auf.
© Amalthea Signum
zu melden: das Attentat auf »Sisi« und der Tod des
Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, Uwe Barschel.
Doch während die Geschäftsführung, so hat's den Anschein,
geradezu stolz darauf ist, dass Österreichs Kaiserin in dem
Genfer Hotel ihren letzten Atemzug tat, will man dort mit
der Affäre Barschel absolut nichts zu tun haben. Das ist
mir auch in anderen Hotels aufgefallen: Je länger ein Fall
zurückliegt, desto lieber spricht man darüber.
Ich besuchte auch das Adlon, das Waldorf Astoria in
New York, das Chateau Marmont in Hollywood und die
Colombe d'Or bei Nizza, in der die lebenslange Liebe der
Schauspieler Simone Signoret und Yves Montand entbrannte,
ich war im Pariser Ritz, in dem die britische Prinzessin
Diana die letzten Stunden ihres Lebens verbrachte.
Und ich kenne natürlich sehr gut das Wiener Grand Hotel,
das Sacher, das Bristol und das Imperial (in dem Hitler
seine Residenz in der »Ostmark« aufschlug).
Vor seinem Abbruch erlebte ich eine Show im legendären
Sands Hotel in Las Vegas, in dem Frank Sinatra
nicht nur auftrat, sondern auch Miteigentümer war -
gemeinsam mit ein paar Herren von der Mafia übrigens.
Gut zu kennen glaubte ich weiters das Hotel del Coronado
im südkalifornischen San Diego, weil ich den darin
gedrehten Billy-Wilder-Film Manche mögen's heiß schon
weiß Gott wie oft gesehen hatte - bis ich wirklich dort war
und sich alles ganz anders darstellte. Die größte Überraschung:
Die durch den Flirt von Marilyn Monroe und Tony
Curtis weltberühmt gewordenen Strandkörbe gibt es in
Wirklichkeit gar nicht.
Billy Wilder verkehrte nicht nur im Coronado, sondern
auch im Berliner Eden-Hotel, in dem er in jungen Jahren
als Eintänzer tätig war - weil er von den Honoraren als
Nachwuchsreporter der BZ am Mittag allein nicht leben
konnte. Erfreulicherweise hat der spätere Hollywoodregisseur
über seine Gigolo-Erlebnisse eine vierteilige Zeitungsserie
verfasst, sodass wir auch dieses Kapitel seines Lebens
detailreich nachvollziehen können. »Es ist nicht leicht«,
berichtete Wilder, »schwergewichtige Damen herumzuschwenken,
die das Rhythmusgefühl eines Nilpferds haben.«
Das Eden - in dem auch ein dunkles Kapitel deutscher
Geschichte geschrieben wurde - konnte ich nicht mehr
aufsuchen, weil es im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde.
Ebenso wenig wie das einstige Hotel Klomser in Wien, in
dem der Spion Oberst Redl vom k. u. k. Generalstab zum
Selbstmord gezwungen wurde.
Nicht selten wurden den Hotels historische Ereignisse
zum Schicksal: Mit dem Ambassador in Los Angeles, in
dem Robert Kennedy tödlich verletzt wurde, ging es nach
dem Attentat bergab, bis es 1989 für immer schloss. Das
Lorraine Motel in Memphis, in dem der tödliche Schuss
auf Martin Luther King fiel, wurde zu einer Gedenkstätte
umgestaltet. Und das Appartement im Beverly Hilton
Hotel, in dem Whitney Houston an einer Überdosis elend
zugrunde ging, erhielt nach ihrem Tod eine neue Zimmernummer,
sodass heute nicht mehr nachvollzogen werden
kann, wo genau die Popdiva gestorben ist. Ganz anders verhält
es sich im früheren Europäischen Hof in Marburg an
der Lahn, in dem 1984 Oskar Werner einem Herzinfarkt
erlag. Fragt man sich bei den heutigen Hotelangestellten
durch, weiß keiner mehr, wer der Schauspielgigant überhaupt
war.
Auch einer der größten Politskandale des 20. Jahrhunderts
nahm in einem Hotel seinen Anfang: Im Watergate
in Washington war die Demokratische Parteizentrale untergebracht,
in deren Büros während des Präsidentschaftswahlkampfs
1972 eingebrochen wurde. In der Folge musste
Richard Nixon als erster und bisher einziger Präsident der
Vereinigten Staaten zurücktreten.
Nixons einstigem Gegenspieler John F. Kennedy ist ein
weiteres Kapitel gewidmet. Er und Marilyn Monroe trafen
einander regelmäßig im New Yorker Carlyle Hotel, das für
intime Rendezvous deshalb besonders geeignet ist, weil
man es auch durch einen unterirdischen Tunnel erreichen
kann, dessen Eingang einige hundert Meter vom offiziellen
Entree entfernt ist. So konnte - selbst bei den beiden
bekanntesten Personen Amerikas - niemand »Verdacht
schöpfen«.
Üblicherweise lernen wir Hotels, Pensionen und Landgasthöfe
als Urlaubs- oder Geschäftsreisende kennen, in
diesem Buch sind sie »Tatorte«. Es sind 34 Kapitel, die so
unterschiedliche Themen wie Liebe, Sexualität, Mord,
Selbstmord, Politik, Filmdreharbeiten, Naturkatastrophen
und Drogenmissbrauch behandeln. Und natürlich auch
das Wichtigste aus der Historie der betreffenden Hotels.
Ich selbst hätte, wie eingangs erwähnt, vor Beginn meiner
Recherchen nicht gedacht, dass in Hotels so viel Erstaunliches
passierte und so viel Geschichte geschrieben
wurde.
In den allermeisten Fällen: »Hinter verschlossenen
Türen«.
GEORG MARKUS
Wien, im August 2016
Die Ermordung Robert Kennedys ...
... im Ambassador Hotel, Los Angeles
Als der Stummfilm in den 1920er-Jahren populär
wurde und dessen Protagonisten plötzlich Millionen
verdienten, erblühte das Ambassador Hotel mit der Adresse
3400 Wilshire Boulevard in Los Angeles zur Winterresidenz
der Stars. Jean Harlow, John Barrymore und Gloria
Swanson zählten zu den Dauergästen, es kamen aber auch
Rudolpho Valentino, Joan Crawford und Loretta Young,
und im hoteleigenen Nachtclub Coconut Grove unternahm
Bing Crosby seine ersten Versuche als Barsänger.
Später fanden im großen Ballsaal die Oscar-Verleihungen
statt, und der gesamte Kennedy-Clan zählte zu den Stammgästen
des Ambassador.
Knapp viereinhalb Jahre waren seit der Ermordung
des 35. Präsidenten der USA, John F. Kennedy, vergangen,
als auch seinem jüngeren Bruder die Stunde schlug.
Das Unglück begann mit zwei Sätzen Robert Kennedys
am 16. März 1968 im Konferenzsaal des Senatsgebäudes
in Washington: »Ich gebe heute meine Kandidatur auf
die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten bekannt. Ich
bewerbe mich nicht, um gegen einen anderen Mann
zu kandidieren, sondern um eine neue Politik anzu-
bieten.
«
Robert »Bobby« Kennedy hatte zum damaligen Zeitpunkt
in seiner eigenen, der demokratischen Partei, mit
drei Konkurrenten zu rechnen: mit Lyndon B. Johnson,
der das Präsidentenamt nach der Ermordung von Roberts
Bruder »Jack« übernommen hatte, mit Vizepräsident
Hubert Humphrey und mit Senator Eugene McCarthy.
Bobby lag gut im Rennen, er hatte ein erstklassiges Wahlkampfteam,
das zum Teil aus Beratern bestand, die schon
für John F. Kennedy im Weißen Haus tätig waren. Roberts
Chancen stiegen rasant, als Lyndon B. Johnson am 31. März
1968 überraschend bekannt gab, dass er, »um die nationale
Einheit zu wahren«, nicht kandidieren würde.
Johnsons Schritt verbesserte Kennedys Aussichten, da
das Antreten gegen einen amtierenden Präsidenten immer
ein unkalkulierbares Risiko darstellt. »Ich möchte wissen«,
sagte Bobby, als ihm Johnsons Entscheidung mitgeteilt
wurde, »ob er das auch getan hätte, wenn ich nicht eingestiegen
wäre.«
Der 42-jährige Robert Kennedy setzte von Anfang an
darauf, seine Familie als Präsidenten-Dynastie zu inszenieren,
wie es sein Bruder John F. Kennedy schon 1959 vorgegeben
hatte: »So wie ich in die Politik ging, weil Joe* gestorben
ist, so würde mein Bruder Bobby sich um meinen Sitz
im Senat bewerben, wenn mir morgen etwas zustieße. Und
wenn Bobby sterben würde, dann würde Teddy sein Werk
fortsetzen.«
Das waren nur allzu prophetische Worte.
Bobby konnte mit dem Argument punkten, dass ein
Kennedy sich besser schlagen würde als jeder andere Politiker
in den USA, aber gewonnen war die Schlacht um die
Nominierung beim Parteikongress der Demokraten in
Chicago noch lange nicht, denn auch die Chancen von
McCarthy und Humphrey waren intakt - alle drei hatten
Vorwahlen in verschiedenen Bundesstaaten für sich entscheiden
können.
Sein letzter Flug führte Robert Kennedy von San Diego
in die Filmmetropole Los Angeles, die ihm zum Schicksal
werden sollte. Der Senator stand unter enormem Erfolgsdruck,
weil klar war, dass seine Aussichten - würde er in
George Markham die rettende Idee, die Sache diskret zu
meistern. Man datierte seinen Aufenthalt um ein paar
Tage - in denen er »offiziell« da war - zurück, sodass kein
Verdacht entstehen konnte, und schickte die Rechnung an
seine Witwe. Der offene Betrag wurde unmittelbar nach
dem Begräbnis beglichen.
Jacqueline Kennedy stand nach dem Tod ihres Mannes
vor dem Problem, das Weiße Haus innerhalb kürzester Zeit
räumen zu müssen, damit es dem neuen Präsidenten Lyndon
B. Johnson und seiner Frau zur Verfügung stand. Sie
entschloss sich, mit Caroline und John Jr. nach New York
zu ziehen und mietete sich - ausgerechnet - im Carlyle ein,
wenn auch in einer anderen Suite im 31. Stock. Hier blieben
Mutter, Sohn und Tochter zehn Monate. An regnerischen
Tagen konnte man die Kennedy-Kinder in der Lobby
spielen sehen. Ehe sie das Hotel für immer verließ, bat
Jackie, noch einmal das Appartement 34-A besuchen zu
dürfen. Sie ging darin mit ruhigen Schritten auf und ab
und sagte: »Es sieht ja doch ganz anders aus als damals, als
wir hier wohnten.«
In den 1980er-Jahren wurde The Carlyle vom Forbes-Magazin
zum besten Hotel der USA erklärt. Bald trug auch
ein anderer großer Name zur Legendenbildung bei. In der
Bar des Hotels an der Madison Avenue tritt der begeisterte
Klarinettenspieler Woody Allen seit Jahrzehnten regelmäßig
mit seiner New Orleans Jazz Band auf.
© Amalthea Signum
... weniger
Autoren-Porträt von Georg Markus
Georg Markus, einer der erfolgreichsten Schriftsteller und Zeitungskolumnisten Österreichs, lebt in Wien, wo er sich als Autor von Sachbüchern und großen Biografien einen Namen machte. Seine Bücher Alles nur Zufall?, Unter uns gesagt, Schlag nach bei Markus, Es war ganz anders, Wenn man trotzdem lacht, Die Enkel der Tante Jolesch und Die Hörbigers führten monatelang die Bestsellerlisten an. In seiner Kolumne Geschichten mit Geschichte schreibt er historische Berichte für die Zeitung Kurier, von März 2000 bis März 2008 gestaltete und moderierte er im RadioKulturhaus des ORF die Ö1-Sendreihe Das war's, Erinnerungen an das 20. Jahrhundert. Aufsehen erregte Georg Markus, als er 1992 den Grabraub der Mary Vetsera aufdeckte, nachdem das Skelett der Geliebten des Kronprinzen Rudolf bei Nacht und Nebel aus ihrer Gruft in Heiligenkreuz bei Wien entwendet worden war. Weltweite Beachtung fand auch seine im März 2009 im Kurier erschienene Artikelserie, in der er zum ersten Mal über den unehelichen Sohn John F. Kennedys mit einer gebürtigen Österreicherin berichtete. Der Sohn lebt heute in den USA. Hunderte Zeitungen und TV-Sender in aller Welt übernahmen den Exklusivbericht von Georg Markus. Georg Markus ist Mitglied des P.E.N.-Clubs und des Österreichischen Schriftstellerverbandes. Die Bücher von ihm wurden u. a. ins Englische, Französische, Spanische, Ungarische, Polnische, Tschechische, Japanische und Chinesische übersetzt.
Bibliographische Angaben
- Autor: Georg Markus
- 2016, 3. Aufl., 304 Seiten, mit Abbildungen, Maße: 17,9 x 24,6 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Amalthea
- ISBN-10: 3990500503
- ISBN-13: 9783990500507
- Erscheinungsdatum: 22.09.2016
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