Is was, Dog?
Mein Leben mit Hund und Haaren
Deutschlands beliebteste TV-Moderatorin ist auf den Hund gekommen ...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Is was, Dog? “
Deutschlands beliebteste TV-Moderatorin ist auf den Hund gekommen ...
Klappentext zu „Is was, Dog? “
Plötzlich lagern Schweineohren im Küchenschrank. Man geht nun sehr viel spazieren - auch bei Schnee- und Hagelstürmen. Mit wildfremden Menschen redet man über den Liebeskummer oder die Verdauung von Pudel, Retriever & Co. Und überall liegen Haare ... Seit Jahren bildet Dunja Hayali mit ihrer Hündin Emma ein unzertrennliches Team. Nun erzählt sie von ihrem Alltag als Hundebesitzerin und all den Kuriositäten, die damit zusammenhängen. Wer ist schuld, wenn Jogger über eine zwanzig Meter lange Flexi-Leine fallen? Wieso laufen intelligente Leute mehrmals pro Woche zum Hunde-Homöopathen, kümmern sich aber nicht um ihre eigene Gesundheit? Können Hunde Gedanken lesen? Warmherzig und mit einem Happen Ironie nimmt Dunja Hayali die Eigenheiten der Vierbeiner und die Macken der Hundebesitzer aufs Korn - eine ehrliche Liebeserklärung an den besten Freund des Menschen.
Lese-Probe zu „Is was, Dog? “
Is‘ was, Dog? Mein Leben mit Hund und Haaren von Dunja HayaliVorwort: Ein Hund und sein Frauchen - Emma und ich
Eigentlich habe ich mich immer dagegen gewehrt, ein »Frauchen « zu werden. Es ist mir in großen Teilen meines Lebens gelungen. Bis Emma kam.
Emma ist mein Hund. Eine für ihre Rasse etwas zu hell und etwas zu klein geratene, versponnene, liebe, verrückte, sanftmütige, wilde golden-Retriever-Hündin. all das gleichzeitig. Und ich bin - nun ja, ich bin ihr Frauchen. Wie man es dreht und wendet, es ist so. Und das seit fast zehn Jahren.
Emma trat in mein Leben, als ich 30 Jahre alt war und mir endlich einen langgehegten Traum erfüllen wollte: nämlich den vom eigenen Hund. Schließlich wollte ich schon ewig einen haben. Ich hatte die Realisierung dieses Vorhabens immer wieder verschoben, vorübergehend vergessen, erneut ins Auge gefasst und gleich wieder verworfen. Dazu die üblichen Einwände: falsche Lebenssituation, ganz falscher Job - und diesen langen Urlaub wollte ich doch eigentlich noch in diesem Jahr machen, oder? Und überhaupt, diese Verantwortung!
So richtig aus dem Kopf gegangen war sie mir trotzdem nie, die Vorstellung davon, mit einem treuen Gefährten an meiner Seite durchs Leben zu spazieren (denn so einfach stellte ich mir damals das Frauchendasein vor). Und als Emma schließlich da war, vergaß ich all diese komischen präventiven Überlegungen und hatte nur noch einen Gedanken: »Warum, zum Teufel, habe ich das denn bitte nicht schon viel früher gemacht?«
... mehr
Nun ja, die Antwort liegt eigentlich auf der Hand: Hätte ich nicht so lange gewartet, dann hätte ich heute nicht Emma, sondern einen anderen Hund. Und das wiederum wäre für mich unvorstellbar. Wie übrigens für jeden Hundebesitzer, den man vor solch eine Wahl stellen würde.
Seit fast zehn Jahren nun erzähle ich Emma alles, was mich bewegt und beschäftigt. Emma kennt meine intimsten Geheimnisse, tiefsten Abgründe, größten Triumphe und verheerendsten Niederlagen. Sie weiß, wen ich insgeheim so richtig doof finde und wen nicht. Emma liegt während meiner Monologe meist in ihrem Korb - Verzeihung: Sie liegt natürlich in einem ihrer diversen in der Wohnung drapierten Hundebetten, die irgendwie viel bequemer aussehen als mein eigenes Bett - und brummt, guckt doof, gähnt oder legt den Kopf schief. Sie antwortet nie. Trotzdem habe ich das Gefühl, sie versteht es. Sie versteht alles.
Natürlich gibt es Momente geistiger Klarheit, in denen ich mir bewusstmache, dass das wahrscheinlich alles völlig absurd ist. Emma ist ein durchschnittlicher Hund mit wirklich - wirklich! - überschaubaren Gehirnfunktionen und rafft im Grunde überhaupt nichts, außer mit traumwandlerischer Sicherheit, wo ich in der Wohnung die Leckerlis versteckt habe. Diese Überschätzung des eigenen Hundes, dieses Wichtignehmen und permanente alles-hinein-Interpretieren ist ein seltsamer Spleen von uns Hundebesitzern. Ich weiß das. Es ist einfach absurd, in infantile Begeisterungsstürme auszubrechen, weil Emma einen Ball von a nach B getragen hat, oder in eine Form von Mutterstolz, wenn ein Passant versichert, Emma sehe auf gar keinen Fall aus wie zehn, sondern allerhöchstens wie sechs! (»Hast du das gehört, Emma?«)
Es ist angesichts der Forschungsergebnisse über die Empathiefähigkeit von Tieren sowieso ziemlich mutig, zu behaupten, der eigene Hund merke genau, wenn es einem nicht gutgehe, und setze sofort alles daran, dass es dem Herrchen schnell wieder bessergehe. Oder dem Hund eine komplexe menschliche Verhaltensweise wie »Beleidigtsein« zu unterstellen, weil man ihn eine Woche bei Freunden abgegeben hat, um mal allein in den Urlaub zu fliegen. Den Satz »Die Lissy hat mich danach eine Woche lang mit dem Arsch nicht angeguckt!« kennt in geringer Abwandlung fast jeder Hundebesitzer aus seinem eigenen Mund. Es gibt zwar keine Beweise dafür, aber man ist sich sicher, dass es stimmt.
Wie soll ich es schließlich auch sonst interpretieren, wenn ich nach einem beschissenen Tag nach Hause komme, mich völlig fertig auf die Couch fallen lasse und heulen könnte - und Emma daraufhin mit der Leine im Maul zu mir kommt und auffordernd brummt? Signalisiert sie damit ein schlichtes »Los jetzt, ich muss aufs Klo!« oder vielleicht doch eher ein »Komm, lass uns erst mal an die frische Luft gehen und den Kopf freikriegen. Danach sieht alles schon viel besser aus«? Fast jeder Hundebesitzer würde sich für die zweite Variante entscheiden.
Das ganze klingt wenig rational. Das ist aber egal. Denn um Rationalität geht es bei Hundebesitzern prinzipiell schon mal gar nicht. Es geht um ein Gefühl, das alle Herrchen und Frauchen teilen, wenn es sich um ihren Hund handelt: Das Gefühl, sich mit einem Hund an der Seite wohler zu fühlen als ohne ihn; das Gefühl, jemanden zu haben, der einen immer wieder runterholt. Es geht darum, sich mehr bei sich selbst zu fühlen, darum, dass man erst durch den eigenen Hund erkennt, wer man wirklich ist oder wer man zumindest sein könnte.
In meinem Fall wird dieses Gefühl von einem bestimmten Geräusch erzeugt: einem dumpfen, matten Klopfen, das ich immer dann höre, wenn Emma in meiner Wohnung auf dem Dielenboden liegt, etwas unmotiviert, aber tiefenentspannt mit dem Schwanz wedelt, der Schwanz dabei auf den Holzboden klopft und ebendieses Geräusch entstehen lässt. Das Geräusch verkörpert für mich mein Zuhause. Ein Metrum der absoluten Gelassenheit und des Einklangs. Denn Emma ist die Inkarnation des Einklangs. Mit sich, mit der Welt, mit allem.
Ich wäre gerne so grundentspannt wie Emma, die sich eigentlich durch gar nichts aus der Ruhe bringen lässt. Na gut, Kaninchen, Bälle, Eichhörnchen oder alles Essbare mal ausgenommen. Ich bin es aber nicht. ganz im Gegenteil, ich bin ungeduldig, jähzornig und kann mich viel zu doll über winzige Kleinigkeiten aufregen. Wenn ich jedoch dieses Klopfgeräusch höre und in diese gutmütigen Augen schaue, bewege ich mich emotional ein wenig mehr in Emmas Richtung. Und ich glaube, dass Emma das weiß. so wie alle Hunde viel mehr über ihre Besitzer wissen, als man denkt. Emmas schwanzklopfen bedeutet: »Hey, es ist alles in Ordnung. Entspann dich. Kein Grund zur Sorge« - und sofort lehne ich mich zurück und denke: »Sie hat recht. Es wird alles nicht so schlimm sein, wie es gerade scheint. Und den Rest klären wir, wenn es so weit ist.« so deute ich Emmas Klopfen zumindest. Denn erklären kann sie es mir ja nicht. sie ist schließlich nur ein Hund und kann überhaupt nicht sprechen. oder doch ... aber dazu später mehr.
Es ist ein bisschen beunruhigend, all das einem Hund zuzutrauen, oder? Vielleicht sogar richtig hirnrissig. Das Beruhigende aber an dieser völlig übersteigerten Erwartung an das Haustier ist: Ich bin damit nicht allein. Denn Millionen anderer Menschen in Deutschland teilen diese Affenliebe - zu ihren Pinschern, ihren Schäferhunden, ihren Pudeln, ihren chinesischen Schopfhunden, ihren Rottweilern, Windhunden und Dobermännern. Und es scheint ihnen gut dabei zu gehen. Trotz Kotbeutel, trotz stinkender Sofagarnituren, trotz des Kopfschüttelns überzeugter Hundegegner und trotz eines Lebens, das Großteils in den unwirtlichen Gebüschen von Stadtparks, in düsteren Fuchsbauten oder auf zu steppen verödeten Hundewiesen stattfindet.
Wie kann das sein? Spinnen die alle? Oder sind sie in Wirklichkeit diejenigen, die recht haben? Allerhöchste Zeit also für eine genauere Betrachtung der - man nehme es mir bitte nicht übel - verrücktesten Parallelgesellschaft der Welt. Eine Welt, in der Dogdancing als ernstzunehmende Sportart und der Geruch von Pansen in der Küche als völlig normal angesehen wird. In der Menschen mit Tieren sprechen und Tiere eigene Zahnbürsten haben, nebst Zahnpasta in der Geschmacksrichtung »Geflügel«. In der Welt der Hundebesitzer. Eine wahnsinnig bekloppte Welt. aber eine Welt, in der ich mich total zu Hause fühle.
»Wollen sie das wirklich?« Der lange Weg zum Hund
Warum ein Hund, wenn mit einem Zierfisch alles viel einfacher wäre?
Okay, sagen wir es gleich vorneweg: Ein Hund ist eine Schnapsidee. Und zwar eine richtige! Sie werden dank ihm Zecken in der Größe kleiner Weintrauben auf Ihrer Couch finden, die hygienische Oberkategorie Ihrer Kleidung wird nicht mehr »Das ist sauber«, sondern »Och, das geht doch noch« sein, und sie werden allein und schmutzig im Stadtpark stehen und völlig entnervt einen albernen Namen brüllen, während saubere Menschen entspannt an Ihnen vorbeiflanieren und einen kurzen Moment zu überlegen scheinen, ob sie psychologische Betreuung brauchen.
Zudem werden sie in ungeahnte Erklärungsnöte geraten. Etwa dann, wenn der ausgewachsene Cane Corso sich nach einem ausgiebigen Bad im Schlammloch auf dem fremden schneeweißen Langflorteppich trockenwälzt. Wenn der Labrador den Döner so schnell aus der Hand des unbekannten Passanten gerissen und unzerkaut inhaliert hat, dass sie fast ein wenig beeindruckt sind. Wenn sie ein romantisches Gespräch über den eventuellen ausbaue einer vorsichtigen, zärtlichen Beziehung führen und der Jack-Russell-Terrier währenddessen beginnt, mit energischem Hecheln Ihr Lieblingszierkissen zu vögeln. Oder wenn der befreundete Beifahrer sich aus dem Autofenster übergibt und man die leise Ahnung nicht loswird, dass seine Übelkeit etwas mit dem direkt hinter ihm auf der Rückbank thronenden Rottweiler zu tun haben könnte, der ihm seit geschlagenen drei Stunden seinen Pansen-atem in den Nacken bläst. Kürzlich saß ich in einer wichtigen Konferenz mit einem halben Dutzend Anzugträgern und versuchte, hochseriöse Gespräche zu führen, während Emma sich, offenbar wohlgelaunt und sattgefressen, auf dem fremden Teppich wälzte und über Minuten Geräusche von sich gab, die an den Verdauungsapparat eines Dinosauriers erinnerten. Was die anderen wohl von uns dachten? Emma war das sicher egal.
Doch solche Peinlichkeiten sind längst nicht alles, was Ihnen bevorsteht. Nicht nur Ihr guter Ruf, auch Ihr Besitz wird leiden. Ihre teuersten Schuhe sind plötzlich mit den liebevollen Perforierungen spitzer Eckzähne versehen? Sie stöbern getrocknete Ochsenpenisse auf, die nach drei Wochen im vom Hund heimlich ausgewählten Versteck ein Eigenleben entwickelt haben? Sie erleben einen morgendlichen Weckdienst per erschreckend schlechtem Atem zwei Zentimeter vor und einer pelzigen Zunge mitten im Gesicht? Sie finden überall, wirklich überall, Haare - auch da, wo der Hund niemals hinkommen würde? Willkommen in der Welt der Hundebesitzer!
Das müsste eigentlich reichen, um eines klarzumachen: Ein anderes Haustier, egal welches, ist die stressfreiere Variante einer Tier-Mensch-Beziehung. Ein Goldfisch zum Beispiel verursacht all dies nicht. Man kann bei novemberlichem Dauerregen meditativ mit einer Wärmflasche auf der Couch vor dem Aquarium sitzen, von Zeit zu Zeit etwas Futter hineinstreuen und hat ansonsten nicht viel zu tun, um das Tier auszulasten, während man draußen zitternde, in dicke Mäntel gehüllte Trottel sieht, die mit griesgrämigen, mitunter flehen den Blicken ihren Hunden dabei zusehen, wie sie minutenlang interessiert an einem Baum riechen, urinankündigende Drehungen absolvieren und sich dann doch spontan dagegen entscheiden, hier ihr Geschäft zu verrichten.
Oder: wie schön wäre es, neben einer schnurrenden, vergleichsweise eher wohlriechenden Katze im Bett zu liegen, die im Falle einer Notdurft eigenständig die Toilette aufsucht und den Großteil des Tages auf intensive Körperpflege verwendet. Keine Pfotenabdrücke auf der Couch, höchstens ein paar feine Haare. Kein Kampf ums Pfotenabputzen vor der Haustür. Kein Entscheidungsdruck, wen sie nun lieber haben - den Hund oder den Partner. Kein schütteln im Wohnzimmer nach dem Spaziergang im Regen. oder ein Meerschweinchen! Die sehen niedlich aus, werden nicht besonders alt, und es reicht, sie von Zeit zu Zeit aus ihrem Stall zu heben, eine halbe Stunde zu streicheln und wieder im warmen Heubett abzusetzen. Und wenn einem sogar das auf Dauer zu mühsam ist, wird fast jedes Nachbarskind zum dankbaren Abnehmer des Nagers, und man hat damit sogar noch eine gute Tat getan.
Kurz: Es könnte alles so schön sein ohne Hund. Denn es ist ein wahrer Akt der Selbstkasteiung, sich solch einen zermürbenden Alltag anzutun. Diesen Zeitaufwand. Diese Rücksichtnahme auf ein Tier! Diesen Gegenwind, der einem bei manchen Mitmenschen zuweilen begegnet! Diese Organisationstortur, um dem haarigen Zeitgenossen ein einigermaßen artgerechtes Leben zu bieten!
Copyright © Ullstein Verlag.
Nun ja, die Antwort liegt eigentlich auf der Hand: Hätte ich nicht so lange gewartet, dann hätte ich heute nicht Emma, sondern einen anderen Hund. Und das wiederum wäre für mich unvorstellbar. Wie übrigens für jeden Hundebesitzer, den man vor solch eine Wahl stellen würde.
Seit fast zehn Jahren nun erzähle ich Emma alles, was mich bewegt und beschäftigt. Emma kennt meine intimsten Geheimnisse, tiefsten Abgründe, größten Triumphe und verheerendsten Niederlagen. Sie weiß, wen ich insgeheim so richtig doof finde und wen nicht. Emma liegt während meiner Monologe meist in ihrem Korb - Verzeihung: Sie liegt natürlich in einem ihrer diversen in der Wohnung drapierten Hundebetten, die irgendwie viel bequemer aussehen als mein eigenes Bett - und brummt, guckt doof, gähnt oder legt den Kopf schief. Sie antwortet nie. Trotzdem habe ich das Gefühl, sie versteht es. Sie versteht alles.
Natürlich gibt es Momente geistiger Klarheit, in denen ich mir bewusstmache, dass das wahrscheinlich alles völlig absurd ist. Emma ist ein durchschnittlicher Hund mit wirklich - wirklich! - überschaubaren Gehirnfunktionen und rafft im Grunde überhaupt nichts, außer mit traumwandlerischer Sicherheit, wo ich in der Wohnung die Leckerlis versteckt habe. Diese Überschätzung des eigenen Hundes, dieses Wichtignehmen und permanente alles-hinein-Interpretieren ist ein seltsamer Spleen von uns Hundebesitzern. Ich weiß das. Es ist einfach absurd, in infantile Begeisterungsstürme auszubrechen, weil Emma einen Ball von a nach B getragen hat, oder in eine Form von Mutterstolz, wenn ein Passant versichert, Emma sehe auf gar keinen Fall aus wie zehn, sondern allerhöchstens wie sechs! (»Hast du das gehört, Emma?«)
Es ist angesichts der Forschungsergebnisse über die Empathiefähigkeit von Tieren sowieso ziemlich mutig, zu behaupten, der eigene Hund merke genau, wenn es einem nicht gutgehe, und setze sofort alles daran, dass es dem Herrchen schnell wieder bessergehe. Oder dem Hund eine komplexe menschliche Verhaltensweise wie »Beleidigtsein« zu unterstellen, weil man ihn eine Woche bei Freunden abgegeben hat, um mal allein in den Urlaub zu fliegen. Den Satz »Die Lissy hat mich danach eine Woche lang mit dem Arsch nicht angeguckt!« kennt in geringer Abwandlung fast jeder Hundebesitzer aus seinem eigenen Mund. Es gibt zwar keine Beweise dafür, aber man ist sich sicher, dass es stimmt.
Wie soll ich es schließlich auch sonst interpretieren, wenn ich nach einem beschissenen Tag nach Hause komme, mich völlig fertig auf die Couch fallen lasse und heulen könnte - und Emma daraufhin mit der Leine im Maul zu mir kommt und auffordernd brummt? Signalisiert sie damit ein schlichtes »Los jetzt, ich muss aufs Klo!« oder vielleicht doch eher ein »Komm, lass uns erst mal an die frische Luft gehen und den Kopf freikriegen. Danach sieht alles schon viel besser aus«? Fast jeder Hundebesitzer würde sich für die zweite Variante entscheiden.
Das ganze klingt wenig rational. Das ist aber egal. Denn um Rationalität geht es bei Hundebesitzern prinzipiell schon mal gar nicht. Es geht um ein Gefühl, das alle Herrchen und Frauchen teilen, wenn es sich um ihren Hund handelt: Das Gefühl, sich mit einem Hund an der Seite wohler zu fühlen als ohne ihn; das Gefühl, jemanden zu haben, der einen immer wieder runterholt. Es geht darum, sich mehr bei sich selbst zu fühlen, darum, dass man erst durch den eigenen Hund erkennt, wer man wirklich ist oder wer man zumindest sein könnte.
In meinem Fall wird dieses Gefühl von einem bestimmten Geräusch erzeugt: einem dumpfen, matten Klopfen, das ich immer dann höre, wenn Emma in meiner Wohnung auf dem Dielenboden liegt, etwas unmotiviert, aber tiefenentspannt mit dem Schwanz wedelt, der Schwanz dabei auf den Holzboden klopft und ebendieses Geräusch entstehen lässt. Das Geräusch verkörpert für mich mein Zuhause. Ein Metrum der absoluten Gelassenheit und des Einklangs. Denn Emma ist die Inkarnation des Einklangs. Mit sich, mit der Welt, mit allem.
Ich wäre gerne so grundentspannt wie Emma, die sich eigentlich durch gar nichts aus der Ruhe bringen lässt. Na gut, Kaninchen, Bälle, Eichhörnchen oder alles Essbare mal ausgenommen. Ich bin es aber nicht. ganz im Gegenteil, ich bin ungeduldig, jähzornig und kann mich viel zu doll über winzige Kleinigkeiten aufregen. Wenn ich jedoch dieses Klopfgeräusch höre und in diese gutmütigen Augen schaue, bewege ich mich emotional ein wenig mehr in Emmas Richtung. Und ich glaube, dass Emma das weiß. so wie alle Hunde viel mehr über ihre Besitzer wissen, als man denkt. Emmas schwanzklopfen bedeutet: »Hey, es ist alles in Ordnung. Entspann dich. Kein Grund zur Sorge« - und sofort lehne ich mich zurück und denke: »Sie hat recht. Es wird alles nicht so schlimm sein, wie es gerade scheint. Und den Rest klären wir, wenn es so weit ist.« so deute ich Emmas Klopfen zumindest. Denn erklären kann sie es mir ja nicht. sie ist schließlich nur ein Hund und kann überhaupt nicht sprechen. oder doch ... aber dazu später mehr.
Es ist ein bisschen beunruhigend, all das einem Hund zuzutrauen, oder? Vielleicht sogar richtig hirnrissig. Das Beruhigende aber an dieser völlig übersteigerten Erwartung an das Haustier ist: Ich bin damit nicht allein. Denn Millionen anderer Menschen in Deutschland teilen diese Affenliebe - zu ihren Pinschern, ihren Schäferhunden, ihren Pudeln, ihren chinesischen Schopfhunden, ihren Rottweilern, Windhunden und Dobermännern. Und es scheint ihnen gut dabei zu gehen. Trotz Kotbeutel, trotz stinkender Sofagarnituren, trotz des Kopfschüttelns überzeugter Hundegegner und trotz eines Lebens, das Großteils in den unwirtlichen Gebüschen von Stadtparks, in düsteren Fuchsbauten oder auf zu steppen verödeten Hundewiesen stattfindet.
Wie kann das sein? Spinnen die alle? Oder sind sie in Wirklichkeit diejenigen, die recht haben? Allerhöchste Zeit also für eine genauere Betrachtung der - man nehme es mir bitte nicht übel - verrücktesten Parallelgesellschaft der Welt. Eine Welt, in der Dogdancing als ernstzunehmende Sportart und der Geruch von Pansen in der Küche als völlig normal angesehen wird. In der Menschen mit Tieren sprechen und Tiere eigene Zahnbürsten haben, nebst Zahnpasta in der Geschmacksrichtung »Geflügel«. In der Welt der Hundebesitzer. Eine wahnsinnig bekloppte Welt. aber eine Welt, in der ich mich total zu Hause fühle.
»Wollen sie das wirklich?« Der lange Weg zum Hund
Warum ein Hund, wenn mit einem Zierfisch alles viel einfacher wäre?
Okay, sagen wir es gleich vorneweg: Ein Hund ist eine Schnapsidee. Und zwar eine richtige! Sie werden dank ihm Zecken in der Größe kleiner Weintrauben auf Ihrer Couch finden, die hygienische Oberkategorie Ihrer Kleidung wird nicht mehr »Das ist sauber«, sondern »Och, das geht doch noch« sein, und sie werden allein und schmutzig im Stadtpark stehen und völlig entnervt einen albernen Namen brüllen, während saubere Menschen entspannt an Ihnen vorbeiflanieren und einen kurzen Moment zu überlegen scheinen, ob sie psychologische Betreuung brauchen.
Zudem werden sie in ungeahnte Erklärungsnöte geraten. Etwa dann, wenn der ausgewachsene Cane Corso sich nach einem ausgiebigen Bad im Schlammloch auf dem fremden schneeweißen Langflorteppich trockenwälzt. Wenn der Labrador den Döner so schnell aus der Hand des unbekannten Passanten gerissen und unzerkaut inhaliert hat, dass sie fast ein wenig beeindruckt sind. Wenn sie ein romantisches Gespräch über den eventuellen ausbaue einer vorsichtigen, zärtlichen Beziehung führen und der Jack-Russell-Terrier währenddessen beginnt, mit energischem Hecheln Ihr Lieblingszierkissen zu vögeln. Oder wenn der befreundete Beifahrer sich aus dem Autofenster übergibt und man die leise Ahnung nicht loswird, dass seine Übelkeit etwas mit dem direkt hinter ihm auf der Rückbank thronenden Rottweiler zu tun haben könnte, der ihm seit geschlagenen drei Stunden seinen Pansen-atem in den Nacken bläst. Kürzlich saß ich in einer wichtigen Konferenz mit einem halben Dutzend Anzugträgern und versuchte, hochseriöse Gespräche zu führen, während Emma sich, offenbar wohlgelaunt und sattgefressen, auf dem fremden Teppich wälzte und über Minuten Geräusche von sich gab, die an den Verdauungsapparat eines Dinosauriers erinnerten. Was die anderen wohl von uns dachten? Emma war das sicher egal.
Doch solche Peinlichkeiten sind längst nicht alles, was Ihnen bevorsteht. Nicht nur Ihr guter Ruf, auch Ihr Besitz wird leiden. Ihre teuersten Schuhe sind plötzlich mit den liebevollen Perforierungen spitzer Eckzähne versehen? Sie stöbern getrocknete Ochsenpenisse auf, die nach drei Wochen im vom Hund heimlich ausgewählten Versteck ein Eigenleben entwickelt haben? Sie erleben einen morgendlichen Weckdienst per erschreckend schlechtem Atem zwei Zentimeter vor und einer pelzigen Zunge mitten im Gesicht? Sie finden überall, wirklich überall, Haare - auch da, wo der Hund niemals hinkommen würde? Willkommen in der Welt der Hundebesitzer!
Das müsste eigentlich reichen, um eines klarzumachen: Ein anderes Haustier, egal welches, ist die stressfreiere Variante einer Tier-Mensch-Beziehung. Ein Goldfisch zum Beispiel verursacht all dies nicht. Man kann bei novemberlichem Dauerregen meditativ mit einer Wärmflasche auf der Couch vor dem Aquarium sitzen, von Zeit zu Zeit etwas Futter hineinstreuen und hat ansonsten nicht viel zu tun, um das Tier auszulasten, während man draußen zitternde, in dicke Mäntel gehüllte Trottel sieht, die mit griesgrämigen, mitunter flehen den Blicken ihren Hunden dabei zusehen, wie sie minutenlang interessiert an einem Baum riechen, urinankündigende Drehungen absolvieren und sich dann doch spontan dagegen entscheiden, hier ihr Geschäft zu verrichten.
Oder: wie schön wäre es, neben einer schnurrenden, vergleichsweise eher wohlriechenden Katze im Bett zu liegen, die im Falle einer Notdurft eigenständig die Toilette aufsucht und den Großteil des Tages auf intensive Körperpflege verwendet. Keine Pfotenabdrücke auf der Couch, höchstens ein paar feine Haare. Kein Kampf ums Pfotenabputzen vor der Haustür. Kein Entscheidungsdruck, wen sie nun lieber haben - den Hund oder den Partner. Kein schütteln im Wohnzimmer nach dem Spaziergang im Regen. oder ein Meerschweinchen! Die sehen niedlich aus, werden nicht besonders alt, und es reicht, sie von Zeit zu Zeit aus ihrem Stall zu heben, eine halbe Stunde zu streicheln und wieder im warmen Heubett abzusetzen. Und wenn einem sogar das auf Dauer zu mühsam ist, wird fast jedes Nachbarskind zum dankbaren Abnehmer des Nagers, und man hat damit sogar noch eine gute Tat getan.
Kurz: Es könnte alles so schön sein ohne Hund. Denn es ist ein wahrer Akt der Selbstkasteiung, sich solch einen zermürbenden Alltag anzutun. Diesen Zeitaufwand. Diese Rücksichtnahme auf ein Tier! Diesen Gegenwind, der einem bei manchen Mitmenschen zuweilen begegnet! Diese Organisationstortur, um dem haarigen Zeitgenossen ein einigermaßen artgerechtes Leben zu bieten!
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Autoren-Porträt von Dunja Hayali
Hayali, DunjaDunja Hayali, geboren 1974 in Datteln als Tochter irakischer Eltern, studierte an der Deutschen Sporthochschule. Zwischen 2007 und 2010 übernahm sie die Moderation der ZDF-heute-Nachrichten sowie die Ko-Moderation des heute journals. Seit Oktober 2007 moderiert sie das ZDF-Morgenmagazin, seit 2015 dunja hayali sowie seit 2018 das ZDF Sportstudio. Sie unterstützt »Gesicht zeigen. Für ein weltoffenes Deutschland«, ist Mitglied im Aufsichtsrat von »Save the Children« und engagiert sich für VITA Assistenzhunde e.V. Als Jurymitglied für den Julius-Hirsch-Preis setzt sie sich gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus ein. 2016 wurde sie mit der Goldenen Kamera in der Kategorie »Beste Information« ausgezeichnet, 2018 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz für ihr Engagement gegen Extremismus, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und für ihre journalistische Arbeit.
Bibliographische Angaben
- Autor: Dunja Hayali
- 2014, 256 Seiten, 4 farbige Abbildungen, Maße: 13,5 x 20,5 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Mitarbeit: Senft, Elena
- Verlag: Ullstein extra
- ISBN-10: 3864930219
- ISBN-13: 9783864930218
- Erscheinungsdatum: 11.04.2014
Kommentare zu "Is was, Dog?"
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