Herbstmagie / Jahreszeitenzyklus Bd.3
Roman. Deutsche Erstausgabe
Gemeinsam mit ihren Freundinnen betreibt die hübsche Konditorin Laurel die Hochzeitsagentur Vows. Im Job läuft alles erfolgreich. Tag für Tag hilft Laurel glücklichen Paaren, ihre Liebe mit einem rauschenden Fest zu krönen. Doch...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Herbstmagie / Jahreszeitenzyklus Bd.3 “
Gemeinsam mit ihren Freundinnen betreibt die hübsche Konditorin Laurel die Hochzeitsagentur Vows. Im Job läuft alles erfolgreich. Tag für Tag hilft Laurel glücklichen Paaren, ihre Liebe mit einem rauschenden Fest zu krönen. Doch auch wenn die Liebe in ihrem Job die wichtigste Rolle spielt, in Laurels eigenem Liebesleben sieht es alles andere als rosig aus. Doch dann begegnet sie dem smarten Staranwalt Del und verliebt sich sofort. Er ist für Laurel die Liebe ihres Lebens, aber sieht der heißbegehrte Junggeselle das ebenso?
Klappentext zu „Herbstmagie / Jahreszeitenzyklus Bd.3 “
Romantisch und gefühlvoll: Der dritte Roman des Jahreszeitenzyklus von Nora RobertsGemeinsam mit ihren drei besten Freundinnen betreibt die hübsche Konditorin Laurel die erfolgreiche Hochzeitsagentur Vows. Tag für Tag hilft sie glücklichen Paaren, ihre Liebe mit einem rauschenden Fest zu krönen, in Laurels eigenem Privatleben sieht es aber alles andere als rosig aus. Doch dann verliebt sie sich in den smarten Staranwalt Del. Er ist für sie die Liebe ihres Lebens, aber sieht der heißbegehrte Junggeselle das ebenso?
Lese-Probe zu „Herbstmagie / Jahreszeitenzyklus Bd.3 “
Herbstmagie von Nora Roberts Prolog
Als sich ihr letztes Jahr auf der Highschool dem Ende zuneigte, lernte Laurel McBane eine unumstößliche Tatsache: Der Abschlussball war die Hölle.
Wochenlang sprachen alle nur darüber, welcher Junge welche Ballpartnerin im Auge hatte, wer wen gefragt hatte - und wer eine andere aufgefordert hatte, was unweigerlich Heulkrämpfe und hysterische Anfälle hervorrief.
Während der Ballsaison standen die Mädchen in Laurels Augen unter schier unerträglicher Spannung und waren geradezu beschämend passiv. Die Korridore, Klassenräume und der Innenhof der Schule pulsierten vor Emotionen, die vom einen Ende der Skala - himmelhochjauchzende Eupho rie, weil irgendein Typ sie zu einem völlig überbewerteten Ball eingeladen hatte - zum anderen reichte - bitteren Tränen, weil die ersehnte Einladung irgendeines Typen nicht erfolgt war.
Alles drehte sich um dieses »irgendein Typ«, was Laurel albern und frustrierend fand.
Später ging die Hysterie weiter, steigerte sich sogar noch - mit der Suche nach einem Kleid, nach Schuhen, mit heißen Diskussionen, ob Hochfrisuren oder offen getragenes Haar angesagt waren. Limousinen, Afterpartys, Hotelsuiten, das Ja / Nein / Vielleicht in Sachen Sex.
Laurel hätte auf all das gepfiffen, wenn sich ihre Freun dinnen, allen voran »Parker-platz-da-jetzt-komm-ich- Brown«, nicht gegen sie verschworen hätten.
Ihr Sparkonto - all die hart verdienten Dollars und Cents von unzähligen Stunden in ihrem Aushilfsjob als Kellnerin - bekam fast einen Herzkasper angesichts der abgehobenen Summen für ein Kleid, das sie wahrscheinlich nie wieder anziehen würde, für die Schuhe, die Tasche und den ganzen Rest.
... mehr
Auch das kreidete sie ihren Freundinnen an. Parker, Emmaline und Mackensie hatten sie zum gemeinsamen Shoppen verleitet, und dabei hatte sie unvernünftig viel Geld ausgegeben.
Der Gedanke, den Emma dezent ins Spiel gebracht hatte, nämlich ihre Eltern zu bitten, ihr das Kleid zu schenken, war indiskutabel, jedenfalls für Laurel. Das lag vielleicht an ihrem Stolz, doch Geld war im McBaneschen Haushalt auch ein heikles Thema geworden, seit ihr Vater mit seinen riskanten Investitionen ein Fiasko erlebt hatte und dann die amtlichen Rechnungsprüfer angerückt waren.
Nein, es kam nicht infrage, ihre Eltern zu bitten. Sie verdiente ihr eigenes Geld, und das schon seit einigen Jahren.
Sie redete sich ein, es spiele keine Rolle. Sie hatte noch nicht annähernd genug gespart, um sich die Gastronomie schule leisten zu können oder die Lebenshaltungskosten in New York, trotz der Stunden, die sie nach der Schule und an Wochenenden im Restaurant geschuftet hatte. Die Ausgaben dafür, einen Abend lang blendend auszusehen, änderten daran nichts - und zum Kuckuck, sie sah ohnehin blendend aus.
Sie befestigte ihre Ohrringe, während auf der anderen Seite des Zimmers - Parkers Schlafzimmer - Parker und Emma ausprobierten, was sie mit Macs Haaren anstellen
konnten, die sie sich, einer spontanen Eingebung folgend, abgeschnitten hatte. In Laurels Augen sah sie jetzt aus wie Cäsar, der gerade den Rubikon überschreitet. Sie versuchten, die Überreste von Macs Haar mit verschiedenen Haarnadeln, Glitterspray und strassbesetzten Clips aufzupeppen, während alle drei nonstop quasselten und Aerosmith aus dem CD-Player dröhnte.
Laurel liebte es, ihnen zuzuhören, wenn sie ein kleines bisschen abseits stand. Vielleicht besonders, wenn sie sich, so wie jetzt, ein bisschen abseits fühlte. Sie waren alle von klein auf befreundet, und nun - Übergangsritus oder nicht - änderte sich so viel. Im Herbst würden Parker und Emma aufs College gehen, um zu studieren. Mac würde arbeiten und zwischendurch ein paar Kurse in Fotografie einschieben.
Und sie selbst? Da ihr Traum von der Gastronomieschule geplatzt und die Ehe ihrer Eltern vor kurzem gescheitert war, würde sie wohl keine berufsvorbereitende Schule besuchen, sondern vermutlich eine kaufmännische Ausbildung machen. Sie musste praktisch denken. Realistisch sein.
Aber sie würde jetzt nicht darüber nachdenken. Sie wollte den Augenblick und dieses Ritual genießen, das Parker organisiert hatte.
Parker und Emma würden auf den Ball der Academy gehen, während sie und Mac den an der staatlichen Highschool besuchten, doch sie hatten diese gemeinsame Zeit, in der sie sich anzogen und schminkten. Unten warteten Parkers Eltern, und es würde Dutzende Fotos - »Oh, sieh dir unsere Mädels an!« -, Umarmungen und wahrscheinlich einige verdächtig glänzende Augen geben.
Macs Mutter Linda war zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um sich mit dem Abschlussball ihrer Tochter zu befassen, was in Anbetracht ihrer Art auch besser war. Und Laurels Eltern? Tja, sie steckten zu tief in ihrem Leben, ihren Problemen, um sich darum zu kümmern, wo sie heute Abend war oder was sie machte.
Sie war daran gewöhnt und fand es mittlerweile sogar angenehmer.
»Nur das Glitterspray«, entschied Mac und neigte den Kopf prüfend von einer Seite zur anderen. »Das sieht irgendwie tinkerbellmäßig aus. Aber auf coole Art.«
»Ich glaube, du hast Recht.« Parker, der das glatte braune Haar wie ein glänzender Wasserfall über den Rücken fiel, nickte. »Heroin-Chic. Zerbrechlich, aber mit dem gewissen Etwas. Was meinst du, Em?«
»Ich finde, wir müssen die Augen stärker betonen, ein bisschen dramatischer.« Emmas Augen, tiefbraun und verträumt, verengten sich nachdenklich zu schmalen Schlitzen. »Das kann ich.«
»Nur zu.« Mac zuckte die Achseln. »Aber macht schnell, okay? Ich muss noch alles für unser Gruppenbild aufbauen.«
»Wir sind gut in der Zeit.« Parker sah prüfend auf die Uhr. »Wir haben noch dreißig Minuten, bis ...« Als sie sich umdrehte, fiel ihr Blick auf Laurel. »He, du siehst umwerfend aus!«
»Aber echt!« Emma klatschte in die Hände. »Ich wusste, dass das Kleid das richtige ist. Durch das schimmernde Rosa wirken deine Augen noch blauer.«
»Wahrscheinlich, ja.«
»Du brauchst nur noch eines.« Parker eilte zu ihrer Frisierkommode und öffnete eine Schublade, um ihr Schmuckkästchen herauszuholen. »Diese Haarklammer.«
Laurel, ein schlankes Mädchen in schimmerndem Rosa, deren sonnengebleichtes Haar auf Drängen Emmas in langen, großen Korkenzieherlocken herabrieselte, zuckte die Achseln. »Meinetwegen.«
Parker hielt die Klammer in verschiedenen Winkeln an Laurels Haar. »Lach doch mal«, befahl sie. »Du hast bestimmt viel Spaß.«
Gott, reiß dich zusammen, Laurel! »Ich weiß. Entschuldige. Es würde bestimmt noch mehr Spaß machen, wenn wir vier auf denselben Ball gehen würden, vor allem, da wir alle echt umwerfend aussehen.«
»Ja, stimmt.« Parker beschloss, ein paar Locken von der Seite nach hinten zu nehmen und dort festzustecken. »Aber nachher treffen wir uns und feiern. Wenn wir fertig sind, kommen wir wieder her und erzählen uns alles. Hier, schau mal.«
Sie drehte Laurel zum Spiegel um, und die Mädchen betrachteten sich selbst und einander.
»Ich sehe echt klasse aus«, stellte Laurel fest, worauf Parker lachen musste.
Nachdem sie der Form halber kurz angeklopft hatte, kam Mrs Grady, die langjährige Haushälterin der Browns, he rein und stemmte die Hände in die Hüften, um die Mädchen zu begutachten.
»Es wird reichen«, sagte sie. »Was es nach dem Aufwand auch sollte. Seht zu, dass ihr fertig werdet, und dann kommt runter zum Fotografieren. Du ...« Sie zeigte mit dem Finger auf Laurel. »Mit dir muss ich noch ein Wörtchen reden, junge Dame.«
»Was hab ich angestellt?«, wollte Laurel wissen und schaute von einer Freundin zur anderen, als Mrs Grady sich wieder entfernte. »Ich hab nichts gemacht.« Doch da Mrs G.'s Wort Gesetz war, eilte sie ihr nach.
Im Wohnzimmer der Familie wandte Mrs Grady sich mit verschränkten Armen um. Wie zu einer Standpauke, dachte Laurel, und ihr Herzschlag setzte kurz aus. Sie kramte in ihrem Gedächtnis, ob sie irgendetwas angestellt hatte, wofür sie von der Frau, die ihr in ihren Teenagerjahren mehr Mutter gewesen war als die echte, eine Strafpredigt verdient hatte.
»So«, begann Mrs Grady, als Laurel hereinhuschte. »Ich nehme an, du denkst, du wärst jetzt erwachsen.«
»Ich ...«
»Bist du nicht. Aber du kommst allmählich dorthin. Ihr vier seid hier herumgelaufen, seit ihr Windeln getragen habt. Manches davon wird sich jetzt ändern, weil jede von euch bald ihren eigenen Weg geht. Zumindest eine Zeit lang. Ich hab läuten hören, du willst nach New York und auf diese schicke Backschule.«
Laurels Herz stolperte erneut, dann verspürte sie den Stich eines zerplatzten Traums. »Nein, ich, äh, behalte meinen Job im Restaurant und mache eine Ausbildung an der ...«
»Falsch.« Wieder zeigte Mrs G. mit dem Finger auf sie. »Also, wenn ein Mädel in deinem Alter nach New York geht, sollte sie clever und vorsichtig sein. Und soweit ich gehört habe, musst du hart arbeiten, wenn du diese Schule schaffen willst. Da geht es um mehr, als hübschen Zuckerguss und Kekse zu machen.«
»Es ist eine der besten Schulen, aber ...«
»Dann wirst du auch eine der Besten sein.« Mrs G. griff in ihre Tasche und hielt Laurel einen Scheck hin. »Das reicht für das erste Semester - für Schulgeld, einen anständigen Ort zum Leben und genug zu essen, um Leib und Seele zusammenzuhalten. Mach guten Gebrauch davon, oder du bist mir eine Erklärung schuldig. Wenn du schaffst, wozu ich dich für fähig halte, sprechen wir bald über das nächste Semester.«
Perplex starrte Laurel auf den Scheck in ihrer Hand. »Sie können doch nicht - das kann ich nicht ...«
»Ich kann, und du wirst. So viel dazu.«
»Aber ...«
»Hab ich nicht gerade gesagt, so viel dazu? Wenn du mich enttäuschst, ist was los, das sage ich dir. Parker und Emma gehen aufs College, und Mac ist fest entschlossen, ihre Fotografie zum Vollzeitjob zu machen. Dein Weg ist ein anderer, also geh ihn. Das willst du doch, oder?«
»Mehr als alles andere.« Tränen brannten in ihren Augen, in ihrer Kehle. »Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, Mrs G. Ich zahle Ihnen das zurück. Ich ...«
»Allerdings. Du zahlst es mir zurück, indem du was aus dir machst. Jetzt liegt es an dir.«
Laurel warf die Arme um Mrs Grady, klammerte sich an sie. »Sie werden es nicht bereuen. Sie werden stolz auf mich sein!«
»Das glaube ich auch. Komm, ist gut. Jetzt lauf und sieh zu, dass du dich fertig machst.«
Laurel hielt sie noch einen Augenblick fest. »Das vergesse ich Ihnen nie«, flüsterte sie. »Niemals. Danke!«
Sie eilte zur Tür, voller Ungeduld, ihren Freundinnen die Neuigkeit zu berichten. Dann drehte sie sich noch einmal um, jung und strahlend. »Ich kann es kaum erwarten anzufangen. «
1
Zur leisen Musik von Norah Jones aus dem iPod arbeitete Laurel allein daran, eine Fondantplatte in ein Stück eleganter, essbarer Spitze zu verwandeln. Sie hörte die Musik nicht, ließ sie mehr als Hintergrundgeräusch denn als Unterhaltung laufen, während sie die fertige Platte akribisch genau an der zweiten von vier Etagen einer Torte befes tigte.
Sie trat zurück, um das Ergebnis zu betrachten, ging um die Torte herum, suchte nach Fehlern. Die Kunden von Vows erwarteten Perfektion, und genau die wollte sie ihnen bieten. Zufrieden nickte sie und griff zu einer Flasche Wasser, um zu trinken, während sie den Rücken durchstreckte.
»Zwei fertig - jetzt noch zwei.«
Sie warf einen Blick auf die Pinnwand, an die sie verschiedene Muster antiker Spitze und die endgültige Skizze der Torte geheftet hatte, mit der die Braut von Freitagabend einverstanden gewesen war.
Sie musste noch drei verschiedene andere Torten fertigstellen, zwei für Samstag, eine für Sonntag - doch das war nichts Neues. Der Juni war bei Vows, der Hochzeits- und Veranstaltungsagentur, die sie mit ihren Freundinnen betrieb, Hochsaison.
Innerhalb weniger Jahre hatten sie aus einer Idee ein florierendes Unternehmen gemacht. Manchmal ein bisschen zu florierend, sinnierte Laurel - weshalb sie um kurz vor ein Uhr nachts Fondantspitze herstellte.
Doch das war sehr gut so, entschied sie. Sie liebte die Arbeit.
Sie alle hatten ihre Passion - Emma die Blumen, Mac die Fotografie, Parker die Organisation der Details. Sie selbst hatte die Torten. Und das Feingebäck, dachte sie, und die Schokoladen. Aber die Torten waren die Krönung.
Dazu kehrte sie nun zurück und begann, die nächste Platte auszurollen. Gewohnheitsmäßig hatte sie das sonnenblonde Haar mit Clips hochgesteckt, damit es ihr nicht im Weg war. Maisstärke staubte auf die Bäckerschürze, die sie über Baumwollhosen und T-Shirt trug, und in den Küchenschuhen zum Hineinschlüpfen hatten ihre Füße es auch nach stundenlangem Stehen noch bequem. Ihre Hände, vom jahrelangen Kneten, Rollen, Hochheben gestärkt, waren geschickt und schnell. Als sie mit dem nächsten Muster begann, wurden die ausgeprägten Züge ihres eckigen Gesichts wieder ernst.
Wenn es um ihre Kunst ging, war Perfektion nicht einfach ein Ziel. Für Icing, ihre Konditorei bei Vows, war sie absolut notwendig. Die Hochzeitstorte war mehr als Backwerk und Verzierung, Zuckerguss und Füllung. Ebenso wie die Hochzeitsfotos, die Mac machte, mehr als nur Bilder und die Gestecke und Sträuße, die Emma herstellte, mehr als nur Blumen waren. Auch die Details, Zeitpläne und Wünsche, die Parker unter einen Hut brachte, waren am Ende mehr als die Summe ihrer Teile.
Zusammen wurde aus den einzelnen Elementen eine unvergessliche Veranstaltung, die Feier der Reise, von der zwei Menschen beschlossen hatten, sie gemeinsam anzutreten.
Das war romantisch, gewiss, und Laurel glaubte an die Romantik. Zumindest in der Theorie. Mehr noch glaubte sie an Symbole und Feiern. Und an eine traumhafte Torte.
Ihre Gesichtszüge wurden weicher, zufriedener, als sie die dritte Etage fertigstellte, und in ihre dunkelblauen Augen trat ein warmer Glanz, als ihr Blick zur Tür schweifte und sie Parker dort stehen sah.
»Warum bist du nicht im Bett?«
»Details.« Parker ließ einen Finger über dem Kopf kreisen. »Ich komme nicht zur Ruhe. Wie lange bist du heute Abend schon hier dran?«
»Eine Weile. Ich muss das fertig machen, damit die Torte über Nacht ruhen kann. Außerdem muss ich morgen noch die zwei für Samstag zusammensetzen und dekorieren.«
»Ist dir nach Gesellschaft?« Parker kannte sie gut genug, um nicht beleidigt zu sein, falls Laurel Nein sagte. Oft, wenn sie tief in der Arbeit steckte, lautete die Antwort tatsächlich Nein.
»Klar.«
»Der Entwurf gefällt mir.« Wie Laurel zuvor ging Parker um die Torte herum. »Das Weiß auf Weiß wirkt fein, und dass jede Etage verschieden hoch ist, macht das Ganze interessant. Und jede Einzelne hat so ein kompliziertes Muster. Es sieht wirklich aus wie unterschiedliche Bahnen aus Spitze. Altmodisch, Vintage-Stil. Genau das Thema unserer Braut. Damit hast du es getroffen.«
»Um den Ständer schlingen wir blassblaues Band«, erklärte Laurel, während sie mit der nächsten Lage anfing. »Und rings um den Fuß der Torte streut Emma weiße Rosenblütenblätter. Das wird der Knaller.«
»Mit der Braut ließ es sich gut arbeiten.«
Parker, die bereits einen bequemen Pyjama angezogen hatte und das lange braune Haar offen trug, statt es wie bei der Arbeit zum glatten Pferdeschwanz oder Knoten zu schlingen, stellte den Wasserkocher an, um Tee zu machen. Einer der Vorzüge davon, das Geschäft von zu Hause aus zu leiten - Laurel wohnt mit im Haus, Emma und Mac auf dem Gelände des Anwesens -, waren diese Besuche am späten Abend.
»Sie weiß, was sie will«, bemerkte Laurel und wählte ein Werkzeug, um den Rand der Platte mit bogenförmigen Verzierungen zu versehen. »Aber sie ist offen für Vorschläge und ist bisher noch nicht durchgedreht. Wenn sie es schafft, in den nächsten vierundzwanzig Stunden so zu bleiben, verdient sie eindeutig Vows' begehrte Auszeichnung ›Gute Braut‹.«
»Heute Abend beim Probelauf sahen beide glücklich und entspannt aus. Das ist ein gutes Zeichen.«
»Ja.« Laurel setzte das Muster mit genau platzierten Löchern und Durchbrüchen fort. »Also noch mal, warum bist du noch nicht im Bett?«
Parker seufzte, während sie eine kleine Teekanne vorwärmte. »Ich glaube, ich war ein bisschen sentimental. Ich saß mit einem Glas Wein auf der Terrasse, um abzuschalten. Ich konnte Macs Wohnung sehen und Emmas, in beiden brannte Licht, und ich habe den Duft der Gärten gerochen. Es war so still, so hübsch. Dann gingen die Lichter aus - zuerst Emmas, etwas später auch Macs. Ich dachte daran, wie wir Macs Hochzeit planen, und dass Emma sich gerade verlobt hat. Und an die vielen Male, die wir Heiraten gespielt haben, wir vier, als wir Kinder waren. Jetzt ist das Wirklichkeit. Ich saß da in der Stille, im Dunkeln, und ertappte mich bei dem Wunsch, meine Eltern könnten da sein und das alles sehen. Was wir hier geschaffen haben, und wer wir jetzt sind.« Parker hielt inne, um Tee abzumessen. »Ich war hin- und hergerissen. Einerseits war ich traurig darüber, dass sie nicht mehr da sind, andererseits glücklich, weil ich weiß, sie würden stolz auf mich sein. Auf uns.«
»Ich denke sehr oft an sie. Genau wie die anderen.« Laurel arbeitete weiter. »Weil sie ein wichtiger Teil unseres Lebens waren und weil es hier so viele Erinnerungen an sie gibt. Ich verstehe, was du mit hin- und hergerissen meinst.«
»Das mit Mac und Carter würde ihnen sehr gefallen und das mit Emma und Jack auch, oder?«
»Ja. Und was wir hier geschaffen haben, Parker ... Das ist genial. Auch davon wären sie begeistert.«
»Ich bin froh, dass du noch wach warst und gearbeitet hast.« Parker goss heißes Wasser in die Kanne. »Du hast mich wieder beruhigt.«
»Stets zu Diensten. Aber ich sage dir, wer noch Glück hat - die Braut von Freitag. Weil diese Torte ...« Laurel pustete sich eine lose Haarsträhne aus den Augen und nickte selbstgefällig. »Die ist der Oberhammer. Und wenn ich die Krone aufsetze, werden die Engel Freudentränen weinen.«
Parker stellte die Kanne zum Ziehen beiseite. »Also wirklich, Laurel, du solltest echt stolzer auf deine Arbeit sein.«
Laurel lächelte. »Zum Kuckuck mit dem Tee. Ich bin fast fertig. Schenk mir ein Glas Wein ein.«
Am nächsten Morgen, nach vollen sechs Stunden Schlaf, schob Laurel eine rasche Session im Fitnessstudio ein, bevor sie sich für den Arbeitstag anzog. Während des größten Teils davon würde sie an die Küche gefesselt sein, doch bevor diese Routine begann, fand das Gipfeltreffen statt, das jeder Veranstaltung vorausging.
Laurel stürmte aus ihrem Flügel im zweiten Stock nach unten in den Haupttrakt des weitläufigen Hauses und nach hinten in die Familienküche, wo Mrs Grady gerade einen Obstteller anrichtete.
»Morgen, Mrs G.«
Mrs Grady zog die Augenbrauen hoch. »Du siehst angriffslustig aus.«
»So fühle ich mich auch. Ich fühle mich spitze.« Laurel ballte die Hände zu Fäusten, ließ die Muskeln spielen. »Ich will Kaffee. Viel.«
»Parker hat den Kaffee schon mit raufgenommen. Du kannst das Obst und das Gebäck mitnehmen. Iss was von dem Obst. Ein Tag sollte nicht mit Plundergebäck anfangen. «
»Jawohl, Madam. Sonst schon jemand hier?«
»Noch nicht, aber vor einer Weile hab ich Jacks Transporter wegfahren sehen, und ich schätze, Carter kommt bald vorbei und guckt mich mit seinem Dackelblick an, in der Hoffnung auf ein anständiges Frühstück.«
»Ich mach schon Platz.« Laurel schnappte sich die Teller und balancierte sie mit dem Geschick der Kellnerin, die sie einst gewesen war.
Sie trug sie hinauf in die Bibliothek, die nun als Konferenzraum von Vows diente. Parker saß an dem großen Tisch; das Kaffeegeschirr stand auf dem vorspringenden Mittelteil des Bücherschranks. Ihr BlackBerry lag wie immer in Reichweite. Durch das glatt zum Pferdeschwanz frisierte Haar lenkte nichts von ihrem Gesicht ab, und die gebügelte weiße Bluse strahlte Professionalität aus, während sie Kaffee trank und auf ihrem Laptop Daten überprüfte - mit ihren mitternachtsblauen Augen, denen, wie Laurel wusste, nichts entging.
»Proviant«, verkündete Laurel. Sie stellte die Teller ab und steckte sich dann das kinnlange Haar hinter die Ohren, bevor sie Mrs Grady gehorchte und sich ein Schälchen Beeren zurechtmachte. »Hab dich heute Morgen im Fitnessstudio vermisst. Wann bist du aufgestanden?«
»Um sechs, was auch gut so war, weil um kurz nach sieben die Braut von Samstag anrief. Ihr Vater ist über die Katze gestolpert und hat sich vielleicht die Nase gebrochen. «
»Oh je.«
»Sie macht sich Sorgen um ihn, aber beinahe ebenso sehr darum, wie er bei der Hochzeit aussehen wird - und auf den Fotos. Ich rufe gleich die Maskenbildnerin an, um zu hören, was sich da machen lässt.«
»Tut mir leid, dass der BV so ein Pech hatte, aber wenn das an diesem Wochenende das größte Problem ist, stehen wir gut da.«
Parkers Finger schoss nach vorn. »Beschwör es nicht.«
Mac schlenderte herein, groß und schlank, in Jeans und schwarzem T-Shirt. »Hallo, Mädels.«
Angesichts des lässigen Lächelns und der schläfrigen grünen Augen der Freundin kniff Laurel die Augen zusammen. »Du hattest Morgensex.«
»Wahnsinns-Morgensex.« Mac schenkte sich Kaffee ein, schnappte sich einen Muffin. »Und du?«
»Biest.«
Lachend ließ Mac sich auf ihren Stuhl fallen und streckte die Beine aus. »Ich ziehe meine Morgengymnastik deiner Tretmühle und dem Bowflex vor.«
»Gemeines Biest.« Laurel warf mit einer Himbeere nach ihr.
»Ich liebe den Sommer, wenn die Liebe meines Lebens nicht früh raus muss, um junge Geister zu erleuchten.« Mac klappte ihren Laptop auf. »Jetzt bin ich rundum gerüstet für die Arbeit.«
»Der BV von Samstagnachmittag hat sich vielleicht die Nase gebrochen«, informierte Parker sie.
»Verdammt.« Mac runzelte die Stirn. »Mit Photoshop kann ich einiges machen, wenn sie das wollen, aber das wäre irgendwie Betrug. Es ist, wie es ist. Und ich finde, es ist eine witzige Erinnerung.«
»Wir sehen mal, was die Braut meint, sobald er vom Arzt zurück ist.« Parkers Blick schweifte zur Tür, da Emma hereinstürmte.
»Ich bin nicht zu spät. Es sind noch zwanzig Sekunden.« Mit wippenden schwarzen Locken flitzte sie zur Kaffee sta tion. »Ich bin wieder eingeschlafen. Danach.«
»Oh, dich hasse ich auch«, maulte Laurel. »Wir brauchen eine neue Regel. Keine Prahlerei mit Sex bei geschäftlichen Besprechungen, wenn die Hälfte von uns keinen kriegt.«
»Einverstanden«, sagte Parker sofort.
»Och nee.« Lachend füllte Emma sich etwas Obst in eine Schüssel.
»Der BV von Samstagnachmittag hat sich vielleicht die Nase gebrochen«, sagte Mac.
»Och nee!«, wiederholte Emma betroffen.
»Wir kümmern uns darum, wenn wir Genaueres wissen, aber egal, wie es ausgeht, es betrifft eigentlich nur Mac und mich. Ich halte dich auf dem Laufenden«, sagte Parker zu Mac. »Jetzt zur Veranstaltung heute Abend. Alle auswärtigen Brautjungfern, Begleiter des Bräutigams, Verwandte und Gäste sind eingetroffen. Braut, BM und die Gefolge sollen um drei für Frisuren und Make-up hier sein. Die Mutter des Bräutigams hat einen Termin bei ihrem eigenen Friseur und soll um vier kommen, zusammen mit ihrem Mann. Der BV kommt zusammen mit seiner Tochter. Wir halten ihn bei Laune und beschäftigt, bis es Zeit ist für die offiziellen Fotos, auf denen er dazugehört. Mac?«
»Das Brautkleid ist ein Prachtstück. Vintage-Romantik. Das will ich betonen.«
Während Mac einen Überblick über ihre Ideen und ihren Zeitplan gab, stand Laurel auf, um sich eine zweite Tasse Kaffee zu holen. Hier und da machte sie sich Notizen, auch, als Emma übernahm. Da Laurels Arbeit im Wesentlichen erledigt war, würde sie einspringen, wann und wo sie gebraucht wurde.
Es war eine Routine, die sie perfektioniert hatten, seit aus den Plänen für Vows Wirklichkeit geworden war.
»Laurel«, sagte Parker.
»Die Torte ist fertig und ein Hammer. Sie ist schwer, ich brauche also ein paar Aushilfen, um sie zum Empfang zu transportieren. Bei dieser Sorte muss ich aber vor Ort nichts mehr zusammensetzen. Emma, sobald die Torte drüben ist, brauche ich dich für die Bänder und weißen Rosenblütenblätter, aber das ist auch schon alles, bis es Zeit zum Servieren ist. Das Brautpaar hat sich gegen eine Bräuti gams torte entschieden, stattdessen eine Auswahl von Mini gebäck und herzförmigen Schokoladen bestellt. Die sind auch fertig, und wir servieren sie auf weißem Porzellan mit Spitzendeckchen, um das Design der Torte wieder aufzunehmen. Die Tischdecke auf dem Tortentisch ist blassblau mit durchbrochener Spitze. Kuchenmesser und Tortenschaufel werden vom Brautpaar mitgebracht. Sie stammen von der Großmutter der Braut, also müssen wir gut darauf aufpassen.
Heute arbeite ich überwiegend an den Torten für Samstag, aber ab vier müsste ich frei sein, falls mich jemand braucht. Beim letzten Musikblock füllen die Aushilfen die übrige Torte in die Schachteln zum Mitnehmen und binden sie mit blauen Schleifen zu, die wir mit den Namen des Brautpaars und dem Datum haben beschriften lassen. Das Gleiche gilt, wenn Schokoladen oder Gebäck übrig sind. Mac, ich hätte für meine Unterlagen gern ein Foto von der Torte. Dieses Design habe ich vorher noch nie gemacht.«
»Geht klar.«
»Und Emma, ich brauche die Blumen für die Torte von Samstagabend. Kannst du sie mir vorbeibringen, wenn du rüberkommst, um für die heutige Feier zu schmücken?«
»Kein Problem.«
»Noch was Persönliches?«
Mac hob die Hand. »Niemand hat erwähnt, dass morgen die jüngste Hochzeit meiner Mutter stattfindet, in Italien. Was Gott sei Dank weit, weit weg ist von unserem glücklichen Heim hier in Greenwich, Connecticut. Um kurz nach fünf heute Morgen hat sie mich angerufen. Linda kapiert das mit den Zeitzonen nie, und seien wir ehrlich, es kümmert sie auch nicht.«
»Warum hast du es nicht einfach klingeln lassen?«, wollte Laurel wissen, während Emma Mac mitfühlend übers Bein strich.
»Weil sie es dann immer wieder versuchen würde. Und ich versuche, mit ihr klarzukommen. Zur Abwechslung aber auf meine Weise.« Mac fuhr sich mit den Fingern durch das leuchtende Rot ihres knabenhaften Haarschopfs. »Wie nicht anders zu erwarten, gab es Tränen und Vorwürfe, weil sie doch entschieden hatte, mich dabeihaben zu wollen. Im Gegensatz zu letzter Woche, als sie das noch nicht wollte. Da ich nicht die Absicht habe, in ein Flugzeug
Aus dem Amerikanischen von Katrin Marburger
Copyright © 2010 der deutschen Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Auch das kreidete sie ihren Freundinnen an. Parker, Emmaline und Mackensie hatten sie zum gemeinsamen Shoppen verleitet, und dabei hatte sie unvernünftig viel Geld ausgegeben.
Der Gedanke, den Emma dezent ins Spiel gebracht hatte, nämlich ihre Eltern zu bitten, ihr das Kleid zu schenken, war indiskutabel, jedenfalls für Laurel. Das lag vielleicht an ihrem Stolz, doch Geld war im McBaneschen Haushalt auch ein heikles Thema geworden, seit ihr Vater mit seinen riskanten Investitionen ein Fiasko erlebt hatte und dann die amtlichen Rechnungsprüfer angerückt waren.
Nein, es kam nicht infrage, ihre Eltern zu bitten. Sie verdiente ihr eigenes Geld, und das schon seit einigen Jahren.
Sie redete sich ein, es spiele keine Rolle. Sie hatte noch nicht annähernd genug gespart, um sich die Gastronomie schule leisten zu können oder die Lebenshaltungskosten in New York, trotz der Stunden, die sie nach der Schule und an Wochenenden im Restaurant geschuftet hatte. Die Ausgaben dafür, einen Abend lang blendend auszusehen, änderten daran nichts - und zum Kuckuck, sie sah ohnehin blendend aus.
Sie befestigte ihre Ohrringe, während auf der anderen Seite des Zimmers - Parkers Schlafzimmer - Parker und Emma ausprobierten, was sie mit Macs Haaren anstellen
konnten, die sie sich, einer spontanen Eingebung folgend, abgeschnitten hatte. In Laurels Augen sah sie jetzt aus wie Cäsar, der gerade den Rubikon überschreitet. Sie versuchten, die Überreste von Macs Haar mit verschiedenen Haarnadeln, Glitterspray und strassbesetzten Clips aufzupeppen, während alle drei nonstop quasselten und Aerosmith aus dem CD-Player dröhnte.
Laurel liebte es, ihnen zuzuhören, wenn sie ein kleines bisschen abseits stand. Vielleicht besonders, wenn sie sich, so wie jetzt, ein bisschen abseits fühlte. Sie waren alle von klein auf befreundet, und nun - Übergangsritus oder nicht - änderte sich so viel. Im Herbst würden Parker und Emma aufs College gehen, um zu studieren. Mac würde arbeiten und zwischendurch ein paar Kurse in Fotografie einschieben.
Und sie selbst? Da ihr Traum von der Gastronomieschule geplatzt und die Ehe ihrer Eltern vor kurzem gescheitert war, würde sie wohl keine berufsvorbereitende Schule besuchen, sondern vermutlich eine kaufmännische Ausbildung machen. Sie musste praktisch denken. Realistisch sein.
Aber sie würde jetzt nicht darüber nachdenken. Sie wollte den Augenblick und dieses Ritual genießen, das Parker organisiert hatte.
Parker und Emma würden auf den Ball der Academy gehen, während sie und Mac den an der staatlichen Highschool besuchten, doch sie hatten diese gemeinsame Zeit, in der sie sich anzogen und schminkten. Unten warteten Parkers Eltern, und es würde Dutzende Fotos - »Oh, sieh dir unsere Mädels an!« -, Umarmungen und wahrscheinlich einige verdächtig glänzende Augen geben.
Macs Mutter Linda war zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um sich mit dem Abschlussball ihrer Tochter zu befassen, was in Anbetracht ihrer Art auch besser war. Und Laurels Eltern? Tja, sie steckten zu tief in ihrem Leben, ihren Problemen, um sich darum zu kümmern, wo sie heute Abend war oder was sie machte.
Sie war daran gewöhnt und fand es mittlerweile sogar angenehmer.
»Nur das Glitterspray«, entschied Mac und neigte den Kopf prüfend von einer Seite zur anderen. »Das sieht irgendwie tinkerbellmäßig aus. Aber auf coole Art.«
»Ich glaube, du hast Recht.« Parker, der das glatte braune Haar wie ein glänzender Wasserfall über den Rücken fiel, nickte. »Heroin-Chic. Zerbrechlich, aber mit dem gewissen Etwas. Was meinst du, Em?«
»Ich finde, wir müssen die Augen stärker betonen, ein bisschen dramatischer.« Emmas Augen, tiefbraun und verträumt, verengten sich nachdenklich zu schmalen Schlitzen. »Das kann ich.«
»Nur zu.« Mac zuckte die Achseln. »Aber macht schnell, okay? Ich muss noch alles für unser Gruppenbild aufbauen.«
»Wir sind gut in der Zeit.« Parker sah prüfend auf die Uhr. »Wir haben noch dreißig Minuten, bis ...« Als sie sich umdrehte, fiel ihr Blick auf Laurel. »He, du siehst umwerfend aus!«
»Aber echt!« Emma klatschte in die Hände. »Ich wusste, dass das Kleid das richtige ist. Durch das schimmernde Rosa wirken deine Augen noch blauer.«
»Wahrscheinlich, ja.«
»Du brauchst nur noch eines.« Parker eilte zu ihrer Frisierkommode und öffnete eine Schublade, um ihr Schmuckkästchen herauszuholen. »Diese Haarklammer.«
Laurel, ein schlankes Mädchen in schimmerndem Rosa, deren sonnengebleichtes Haar auf Drängen Emmas in langen, großen Korkenzieherlocken herabrieselte, zuckte die Achseln. »Meinetwegen.«
Parker hielt die Klammer in verschiedenen Winkeln an Laurels Haar. »Lach doch mal«, befahl sie. »Du hast bestimmt viel Spaß.«
Gott, reiß dich zusammen, Laurel! »Ich weiß. Entschuldige. Es würde bestimmt noch mehr Spaß machen, wenn wir vier auf denselben Ball gehen würden, vor allem, da wir alle echt umwerfend aussehen.«
»Ja, stimmt.« Parker beschloss, ein paar Locken von der Seite nach hinten zu nehmen und dort festzustecken. »Aber nachher treffen wir uns und feiern. Wenn wir fertig sind, kommen wir wieder her und erzählen uns alles. Hier, schau mal.«
Sie drehte Laurel zum Spiegel um, und die Mädchen betrachteten sich selbst und einander.
»Ich sehe echt klasse aus«, stellte Laurel fest, worauf Parker lachen musste.
Nachdem sie der Form halber kurz angeklopft hatte, kam Mrs Grady, die langjährige Haushälterin der Browns, he rein und stemmte die Hände in die Hüften, um die Mädchen zu begutachten.
»Es wird reichen«, sagte sie. »Was es nach dem Aufwand auch sollte. Seht zu, dass ihr fertig werdet, und dann kommt runter zum Fotografieren. Du ...« Sie zeigte mit dem Finger auf Laurel. »Mit dir muss ich noch ein Wörtchen reden, junge Dame.«
»Was hab ich angestellt?«, wollte Laurel wissen und schaute von einer Freundin zur anderen, als Mrs Grady sich wieder entfernte. »Ich hab nichts gemacht.« Doch da Mrs G.'s Wort Gesetz war, eilte sie ihr nach.
Im Wohnzimmer der Familie wandte Mrs Grady sich mit verschränkten Armen um. Wie zu einer Standpauke, dachte Laurel, und ihr Herzschlag setzte kurz aus. Sie kramte in ihrem Gedächtnis, ob sie irgendetwas angestellt hatte, wofür sie von der Frau, die ihr in ihren Teenagerjahren mehr Mutter gewesen war als die echte, eine Strafpredigt verdient hatte.
»So«, begann Mrs Grady, als Laurel hereinhuschte. »Ich nehme an, du denkst, du wärst jetzt erwachsen.«
»Ich ...«
»Bist du nicht. Aber du kommst allmählich dorthin. Ihr vier seid hier herumgelaufen, seit ihr Windeln getragen habt. Manches davon wird sich jetzt ändern, weil jede von euch bald ihren eigenen Weg geht. Zumindest eine Zeit lang. Ich hab läuten hören, du willst nach New York und auf diese schicke Backschule.«
Laurels Herz stolperte erneut, dann verspürte sie den Stich eines zerplatzten Traums. »Nein, ich, äh, behalte meinen Job im Restaurant und mache eine Ausbildung an der ...«
»Falsch.« Wieder zeigte Mrs G. mit dem Finger auf sie. »Also, wenn ein Mädel in deinem Alter nach New York geht, sollte sie clever und vorsichtig sein. Und soweit ich gehört habe, musst du hart arbeiten, wenn du diese Schule schaffen willst. Da geht es um mehr, als hübschen Zuckerguss und Kekse zu machen.«
»Es ist eine der besten Schulen, aber ...«
»Dann wirst du auch eine der Besten sein.« Mrs G. griff in ihre Tasche und hielt Laurel einen Scheck hin. »Das reicht für das erste Semester - für Schulgeld, einen anständigen Ort zum Leben und genug zu essen, um Leib und Seele zusammenzuhalten. Mach guten Gebrauch davon, oder du bist mir eine Erklärung schuldig. Wenn du schaffst, wozu ich dich für fähig halte, sprechen wir bald über das nächste Semester.«
Perplex starrte Laurel auf den Scheck in ihrer Hand. »Sie können doch nicht - das kann ich nicht ...«
»Ich kann, und du wirst. So viel dazu.«
»Aber ...«
»Hab ich nicht gerade gesagt, so viel dazu? Wenn du mich enttäuschst, ist was los, das sage ich dir. Parker und Emma gehen aufs College, und Mac ist fest entschlossen, ihre Fotografie zum Vollzeitjob zu machen. Dein Weg ist ein anderer, also geh ihn. Das willst du doch, oder?«
»Mehr als alles andere.« Tränen brannten in ihren Augen, in ihrer Kehle. »Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, Mrs G. Ich zahle Ihnen das zurück. Ich ...«
»Allerdings. Du zahlst es mir zurück, indem du was aus dir machst. Jetzt liegt es an dir.«
Laurel warf die Arme um Mrs Grady, klammerte sich an sie. »Sie werden es nicht bereuen. Sie werden stolz auf mich sein!«
»Das glaube ich auch. Komm, ist gut. Jetzt lauf und sieh zu, dass du dich fertig machst.«
Laurel hielt sie noch einen Augenblick fest. »Das vergesse ich Ihnen nie«, flüsterte sie. »Niemals. Danke!«
Sie eilte zur Tür, voller Ungeduld, ihren Freundinnen die Neuigkeit zu berichten. Dann drehte sie sich noch einmal um, jung und strahlend. »Ich kann es kaum erwarten anzufangen. «
1
Zur leisen Musik von Norah Jones aus dem iPod arbeitete Laurel allein daran, eine Fondantplatte in ein Stück eleganter, essbarer Spitze zu verwandeln. Sie hörte die Musik nicht, ließ sie mehr als Hintergrundgeräusch denn als Unterhaltung laufen, während sie die fertige Platte akribisch genau an der zweiten von vier Etagen einer Torte befes tigte.
Sie trat zurück, um das Ergebnis zu betrachten, ging um die Torte herum, suchte nach Fehlern. Die Kunden von Vows erwarteten Perfektion, und genau die wollte sie ihnen bieten. Zufrieden nickte sie und griff zu einer Flasche Wasser, um zu trinken, während sie den Rücken durchstreckte.
»Zwei fertig - jetzt noch zwei.«
Sie warf einen Blick auf die Pinnwand, an die sie verschiedene Muster antiker Spitze und die endgültige Skizze der Torte geheftet hatte, mit der die Braut von Freitagabend einverstanden gewesen war.
Sie musste noch drei verschiedene andere Torten fertigstellen, zwei für Samstag, eine für Sonntag - doch das war nichts Neues. Der Juni war bei Vows, der Hochzeits- und Veranstaltungsagentur, die sie mit ihren Freundinnen betrieb, Hochsaison.
Innerhalb weniger Jahre hatten sie aus einer Idee ein florierendes Unternehmen gemacht. Manchmal ein bisschen zu florierend, sinnierte Laurel - weshalb sie um kurz vor ein Uhr nachts Fondantspitze herstellte.
Doch das war sehr gut so, entschied sie. Sie liebte die Arbeit.
Sie alle hatten ihre Passion - Emma die Blumen, Mac die Fotografie, Parker die Organisation der Details. Sie selbst hatte die Torten. Und das Feingebäck, dachte sie, und die Schokoladen. Aber die Torten waren die Krönung.
Dazu kehrte sie nun zurück und begann, die nächste Platte auszurollen. Gewohnheitsmäßig hatte sie das sonnenblonde Haar mit Clips hochgesteckt, damit es ihr nicht im Weg war. Maisstärke staubte auf die Bäckerschürze, die sie über Baumwollhosen und T-Shirt trug, und in den Küchenschuhen zum Hineinschlüpfen hatten ihre Füße es auch nach stundenlangem Stehen noch bequem. Ihre Hände, vom jahrelangen Kneten, Rollen, Hochheben gestärkt, waren geschickt und schnell. Als sie mit dem nächsten Muster begann, wurden die ausgeprägten Züge ihres eckigen Gesichts wieder ernst.
Wenn es um ihre Kunst ging, war Perfektion nicht einfach ein Ziel. Für Icing, ihre Konditorei bei Vows, war sie absolut notwendig. Die Hochzeitstorte war mehr als Backwerk und Verzierung, Zuckerguss und Füllung. Ebenso wie die Hochzeitsfotos, die Mac machte, mehr als nur Bilder und die Gestecke und Sträuße, die Emma herstellte, mehr als nur Blumen waren. Auch die Details, Zeitpläne und Wünsche, die Parker unter einen Hut brachte, waren am Ende mehr als die Summe ihrer Teile.
Zusammen wurde aus den einzelnen Elementen eine unvergessliche Veranstaltung, die Feier der Reise, von der zwei Menschen beschlossen hatten, sie gemeinsam anzutreten.
Das war romantisch, gewiss, und Laurel glaubte an die Romantik. Zumindest in der Theorie. Mehr noch glaubte sie an Symbole und Feiern. Und an eine traumhafte Torte.
Ihre Gesichtszüge wurden weicher, zufriedener, als sie die dritte Etage fertigstellte, und in ihre dunkelblauen Augen trat ein warmer Glanz, als ihr Blick zur Tür schweifte und sie Parker dort stehen sah.
»Warum bist du nicht im Bett?«
»Details.« Parker ließ einen Finger über dem Kopf kreisen. »Ich komme nicht zur Ruhe. Wie lange bist du heute Abend schon hier dran?«
»Eine Weile. Ich muss das fertig machen, damit die Torte über Nacht ruhen kann. Außerdem muss ich morgen noch die zwei für Samstag zusammensetzen und dekorieren.«
»Ist dir nach Gesellschaft?« Parker kannte sie gut genug, um nicht beleidigt zu sein, falls Laurel Nein sagte. Oft, wenn sie tief in der Arbeit steckte, lautete die Antwort tatsächlich Nein.
»Klar.«
»Der Entwurf gefällt mir.« Wie Laurel zuvor ging Parker um die Torte herum. »Das Weiß auf Weiß wirkt fein, und dass jede Etage verschieden hoch ist, macht das Ganze interessant. Und jede Einzelne hat so ein kompliziertes Muster. Es sieht wirklich aus wie unterschiedliche Bahnen aus Spitze. Altmodisch, Vintage-Stil. Genau das Thema unserer Braut. Damit hast du es getroffen.«
»Um den Ständer schlingen wir blassblaues Band«, erklärte Laurel, während sie mit der nächsten Lage anfing. »Und rings um den Fuß der Torte streut Emma weiße Rosenblütenblätter. Das wird der Knaller.«
»Mit der Braut ließ es sich gut arbeiten.«
Parker, die bereits einen bequemen Pyjama angezogen hatte und das lange braune Haar offen trug, statt es wie bei der Arbeit zum glatten Pferdeschwanz oder Knoten zu schlingen, stellte den Wasserkocher an, um Tee zu machen. Einer der Vorzüge davon, das Geschäft von zu Hause aus zu leiten - Laurel wohnt mit im Haus, Emma und Mac auf dem Gelände des Anwesens -, waren diese Besuche am späten Abend.
»Sie weiß, was sie will«, bemerkte Laurel und wählte ein Werkzeug, um den Rand der Platte mit bogenförmigen Verzierungen zu versehen. »Aber sie ist offen für Vorschläge und ist bisher noch nicht durchgedreht. Wenn sie es schafft, in den nächsten vierundzwanzig Stunden so zu bleiben, verdient sie eindeutig Vows' begehrte Auszeichnung ›Gute Braut‹.«
»Heute Abend beim Probelauf sahen beide glücklich und entspannt aus. Das ist ein gutes Zeichen.«
»Ja.« Laurel setzte das Muster mit genau platzierten Löchern und Durchbrüchen fort. »Also noch mal, warum bist du noch nicht im Bett?«
Parker seufzte, während sie eine kleine Teekanne vorwärmte. »Ich glaube, ich war ein bisschen sentimental. Ich saß mit einem Glas Wein auf der Terrasse, um abzuschalten. Ich konnte Macs Wohnung sehen und Emmas, in beiden brannte Licht, und ich habe den Duft der Gärten gerochen. Es war so still, so hübsch. Dann gingen die Lichter aus - zuerst Emmas, etwas später auch Macs. Ich dachte daran, wie wir Macs Hochzeit planen, und dass Emma sich gerade verlobt hat. Und an die vielen Male, die wir Heiraten gespielt haben, wir vier, als wir Kinder waren. Jetzt ist das Wirklichkeit. Ich saß da in der Stille, im Dunkeln, und ertappte mich bei dem Wunsch, meine Eltern könnten da sein und das alles sehen. Was wir hier geschaffen haben, und wer wir jetzt sind.« Parker hielt inne, um Tee abzumessen. »Ich war hin- und hergerissen. Einerseits war ich traurig darüber, dass sie nicht mehr da sind, andererseits glücklich, weil ich weiß, sie würden stolz auf mich sein. Auf uns.«
»Ich denke sehr oft an sie. Genau wie die anderen.« Laurel arbeitete weiter. »Weil sie ein wichtiger Teil unseres Lebens waren und weil es hier so viele Erinnerungen an sie gibt. Ich verstehe, was du mit hin- und hergerissen meinst.«
»Das mit Mac und Carter würde ihnen sehr gefallen und das mit Emma und Jack auch, oder?«
»Ja. Und was wir hier geschaffen haben, Parker ... Das ist genial. Auch davon wären sie begeistert.«
»Ich bin froh, dass du noch wach warst und gearbeitet hast.« Parker goss heißes Wasser in die Kanne. »Du hast mich wieder beruhigt.«
»Stets zu Diensten. Aber ich sage dir, wer noch Glück hat - die Braut von Freitag. Weil diese Torte ...« Laurel pustete sich eine lose Haarsträhne aus den Augen und nickte selbstgefällig. »Die ist der Oberhammer. Und wenn ich die Krone aufsetze, werden die Engel Freudentränen weinen.«
Parker stellte die Kanne zum Ziehen beiseite. »Also wirklich, Laurel, du solltest echt stolzer auf deine Arbeit sein.«
Laurel lächelte. »Zum Kuckuck mit dem Tee. Ich bin fast fertig. Schenk mir ein Glas Wein ein.«
Am nächsten Morgen, nach vollen sechs Stunden Schlaf, schob Laurel eine rasche Session im Fitnessstudio ein, bevor sie sich für den Arbeitstag anzog. Während des größten Teils davon würde sie an die Küche gefesselt sein, doch bevor diese Routine begann, fand das Gipfeltreffen statt, das jeder Veranstaltung vorausging.
Laurel stürmte aus ihrem Flügel im zweiten Stock nach unten in den Haupttrakt des weitläufigen Hauses und nach hinten in die Familienküche, wo Mrs Grady gerade einen Obstteller anrichtete.
»Morgen, Mrs G.«
Mrs Grady zog die Augenbrauen hoch. »Du siehst angriffslustig aus.«
»So fühle ich mich auch. Ich fühle mich spitze.« Laurel ballte die Hände zu Fäusten, ließ die Muskeln spielen. »Ich will Kaffee. Viel.«
»Parker hat den Kaffee schon mit raufgenommen. Du kannst das Obst und das Gebäck mitnehmen. Iss was von dem Obst. Ein Tag sollte nicht mit Plundergebäck anfangen. «
»Jawohl, Madam. Sonst schon jemand hier?«
»Noch nicht, aber vor einer Weile hab ich Jacks Transporter wegfahren sehen, und ich schätze, Carter kommt bald vorbei und guckt mich mit seinem Dackelblick an, in der Hoffnung auf ein anständiges Frühstück.«
»Ich mach schon Platz.« Laurel schnappte sich die Teller und balancierte sie mit dem Geschick der Kellnerin, die sie einst gewesen war.
Sie trug sie hinauf in die Bibliothek, die nun als Konferenzraum von Vows diente. Parker saß an dem großen Tisch; das Kaffeegeschirr stand auf dem vorspringenden Mittelteil des Bücherschranks. Ihr BlackBerry lag wie immer in Reichweite. Durch das glatt zum Pferdeschwanz frisierte Haar lenkte nichts von ihrem Gesicht ab, und die gebügelte weiße Bluse strahlte Professionalität aus, während sie Kaffee trank und auf ihrem Laptop Daten überprüfte - mit ihren mitternachtsblauen Augen, denen, wie Laurel wusste, nichts entging.
»Proviant«, verkündete Laurel. Sie stellte die Teller ab und steckte sich dann das kinnlange Haar hinter die Ohren, bevor sie Mrs Grady gehorchte und sich ein Schälchen Beeren zurechtmachte. »Hab dich heute Morgen im Fitnessstudio vermisst. Wann bist du aufgestanden?«
»Um sechs, was auch gut so war, weil um kurz nach sieben die Braut von Samstag anrief. Ihr Vater ist über die Katze gestolpert und hat sich vielleicht die Nase gebrochen. «
»Oh je.«
»Sie macht sich Sorgen um ihn, aber beinahe ebenso sehr darum, wie er bei der Hochzeit aussehen wird - und auf den Fotos. Ich rufe gleich die Maskenbildnerin an, um zu hören, was sich da machen lässt.«
»Tut mir leid, dass der BV so ein Pech hatte, aber wenn das an diesem Wochenende das größte Problem ist, stehen wir gut da.«
Parkers Finger schoss nach vorn. »Beschwör es nicht.«
Mac schlenderte herein, groß und schlank, in Jeans und schwarzem T-Shirt. »Hallo, Mädels.«
Angesichts des lässigen Lächelns und der schläfrigen grünen Augen der Freundin kniff Laurel die Augen zusammen. »Du hattest Morgensex.«
»Wahnsinns-Morgensex.« Mac schenkte sich Kaffee ein, schnappte sich einen Muffin. »Und du?«
»Biest.«
Lachend ließ Mac sich auf ihren Stuhl fallen und streckte die Beine aus. »Ich ziehe meine Morgengymnastik deiner Tretmühle und dem Bowflex vor.«
»Gemeines Biest.« Laurel warf mit einer Himbeere nach ihr.
»Ich liebe den Sommer, wenn die Liebe meines Lebens nicht früh raus muss, um junge Geister zu erleuchten.« Mac klappte ihren Laptop auf. »Jetzt bin ich rundum gerüstet für die Arbeit.«
»Der BV von Samstagnachmittag hat sich vielleicht die Nase gebrochen«, informierte Parker sie.
»Verdammt.« Mac runzelte die Stirn. »Mit Photoshop kann ich einiges machen, wenn sie das wollen, aber das wäre irgendwie Betrug. Es ist, wie es ist. Und ich finde, es ist eine witzige Erinnerung.«
»Wir sehen mal, was die Braut meint, sobald er vom Arzt zurück ist.« Parkers Blick schweifte zur Tür, da Emma hereinstürmte.
»Ich bin nicht zu spät. Es sind noch zwanzig Sekunden.« Mit wippenden schwarzen Locken flitzte sie zur Kaffee sta tion. »Ich bin wieder eingeschlafen. Danach.«
»Oh, dich hasse ich auch«, maulte Laurel. »Wir brauchen eine neue Regel. Keine Prahlerei mit Sex bei geschäftlichen Besprechungen, wenn die Hälfte von uns keinen kriegt.«
»Einverstanden«, sagte Parker sofort.
»Och nee.« Lachend füllte Emma sich etwas Obst in eine Schüssel.
»Der BV von Samstagnachmittag hat sich vielleicht die Nase gebrochen«, sagte Mac.
»Och nee!«, wiederholte Emma betroffen.
»Wir kümmern uns darum, wenn wir Genaueres wissen, aber egal, wie es ausgeht, es betrifft eigentlich nur Mac und mich. Ich halte dich auf dem Laufenden«, sagte Parker zu Mac. »Jetzt zur Veranstaltung heute Abend. Alle auswärtigen Brautjungfern, Begleiter des Bräutigams, Verwandte und Gäste sind eingetroffen. Braut, BM und die Gefolge sollen um drei für Frisuren und Make-up hier sein. Die Mutter des Bräutigams hat einen Termin bei ihrem eigenen Friseur und soll um vier kommen, zusammen mit ihrem Mann. Der BV kommt zusammen mit seiner Tochter. Wir halten ihn bei Laune und beschäftigt, bis es Zeit ist für die offiziellen Fotos, auf denen er dazugehört. Mac?«
»Das Brautkleid ist ein Prachtstück. Vintage-Romantik. Das will ich betonen.«
Während Mac einen Überblick über ihre Ideen und ihren Zeitplan gab, stand Laurel auf, um sich eine zweite Tasse Kaffee zu holen. Hier und da machte sie sich Notizen, auch, als Emma übernahm. Da Laurels Arbeit im Wesentlichen erledigt war, würde sie einspringen, wann und wo sie gebraucht wurde.
Es war eine Routine, die sie perfektioniert hatten, seit aus den Plänen für Vows Wirklichkeit geworden war.
»Laurel«, sagte Parker.
»Die Torte ist fertig und ein Hammer. Sie ist schwer, ich brauche also ein paar Aushilfen, um sie zum Empfang zu transportieren. Bei dieser Sorte muss ich aber vor Ort nichts mehr zusammensetzen. Emma, sobald die Torte drüben ist, brauche ich dich für die Bänder und weißen Rosenblütenblätter, aber das ist auch schon alles, bis es Zeit zum Servieren ist. Das Brautpaar hat sich gegen eine Bräuti gams torte entschieden, stattdessen eine Auswahl von Mini gebäck und herzförmigen Schokoladen bestellt. Die sind auch fertig, und wir servieren sie auf weißem Porzellan mit Spitzendeckchen, um das Design der Torte wieder aufzunehmen. Die Tischdecke auf dem Tortentisch ist blassblau mit durchbrochener Spitze. Kuchenmesser und Tortenschaufel werden vom Brautpaar mitgebracht. Sie stammen von der Großmutter der Braut, also müssen wir gut darauf aufpassen.
Heute arbeite ich überwiegend an den Torten für Samstag, aber ab vier müsste ich frei sein, falls mich jemand braucht. Beim letzten Musikblock füllen die Aushilfen die übrige Torte in die Schachteln zum Mitnehmen und binden sie mit blauen Schleifen zu, die wir mit den Namen des Brautpaars und dem Datum haben beschriften lassen. Das Gleiche gilt, wenn Schokoladen oder Gebäck übrig sind. Mac, ich hätte für meine Unterlagen gern ein Foto von der Torte. Dieses Design habe ich vorher noch nie gemacht.«
»Geht klar.«
»Und Emma, ich brauche die Blumen für die Torte von Samstagabend. Kannst du sie mir vorbeibringen, wenn du rüberkommst, um für die heutige Feier zu schmücken?«
»Kein Problem.«
»Noch was Persönliches?«
Mac hob die Hand. »Niemand hat erwähnt, dass morgen die jüngste Hochzeit meiner Mutter stattfindet, in Italien. Was Gott sei Dank weit, weit weg ist von unserem glücklichen Heim hier in Greenwich, Connecticut. Um kurz nach fünf heute Morgen hat sie mich angerufen. Linda kapiert das mit den Zeitzonen nie, und seien wir ehrlich, es kümmert sie auch nicht.«
»Warum hast du es nicht einfach klingeln lassen?«, wollte Laurel wissen, während Emma Mac mitfühlend übers Bein strich.
»Weil sie es dann immer wieder versuchen würde. Und ich versuche, mit ihr klarzukommen. Zur Abwechslung aber auf meine Weise.« Mac fuhr sich mit den Fingern durch das leuchtende Rot ihres knabenhaften Haarschopfs. »Wie nicht anders zu erwarten, gab es Tränen und Vorwürfe, weil sie doch entschieden hatte, mich dabeihaben zu wollen. Im Gegensatz zu letzter Woche, als sie das noch nicht wollte. Da ich nicht die Absicht habe, in ein Flugzeug
Aus dem Amerikanischen von Katrin Marburger
Copyright © 2010 der deutschen Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
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Autoren-Porträt von Nora Roberts
Nora Roberts wurde 1950 in Maryland geboren. Ihren ersten Roman veröffentlichte sie 1981. Inzwischen zählt sie zu den meistgelesenen Autorinnen der Welt: Ihre Bücher haben eine weltweite Gesamtauflage von über 500 Millionen Exemplaren. Auch in Deutschland erobern ihre Bücher und Hörbücher regelmäßig die Bestsellerlisten. Nora Roberts hat zwei erwachsene Söhne und lebt mit ihrem Ehemann in Maryland.Unter dem Namen J. D. Robb veröffentlicht Nora Roberts seit Jahren ebenso erfolgreich Kriminalromane.
Bibliographische Angaben
- Autor: Nora Roberts
- 2010, Deutsche Erstausgabe, 443 Seiten, Maße: 11,8 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung:Marburger, Katrin
- Übersetzer: Katrin Marburger
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453407652
- ISBN-13: 9783453407657
- Erscheinungsdatum: 07.09.2010
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