Jane Rizzoli Band 5: Scheintot
Roman. Ein-Rizzoli-&-Isles-Thriller
Ein nervenzerreißend spannender - und der bislang abgründigste Fall für Detective Jane Rizzoli und die Pathologin Dr. Maura Isle!
Eine namenlose junge Frau in der Gerichtsmedizin - für Maura Isles nichts Ungewöhnliches....
Eine namenlose junge Frau in der Gerichtsmedizin - für Maura Isles nichts Ungewöhnliches....
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Taschenbuch
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Jane Rizzoli Band 5: Scheintot “
Ein nervenzerreißend spannender - und der bislang abgründigste Fall für Detective Jane Rizzoli und die Pathologin Dr. Maura Isle!
Eine namenlose junge Frau in der Gerichtsmedizin - für Maura Isles nichts Ungewöhnliches. Doch als die Pathologin den Leichensack öffnet, schlägt die vermeintlich Tote plötzlich die Augen auf. Maura fährt die unterkühlte Frau sofort ins Krankenhaus. Aber kaum dort angelangt, tötet die Unbekannte einen Wachmann und nimmt erst Maura und, nachdem diese fliehen kann, Patienten als Geiseln - darunter Detective Jane Rizzoli, die kurz vor der Entbindung steht. Als Maura und Janes Ehemann Gabriel selbst zu ermitteln beginnen, zeigen plötzlich Vertreter von Bundesbehörden größtes Interesse an dem Fall.
Klappentext zu „Jane Rizzoli Band 5: Scheintot “
Nach dem Tod wartet eine Autopsie. Und manchmal auch davor.Ein nervenzerreißend spannender - und der bislang abgründigste Fall für Detective Jane Rizzoli und die Pathologin Dr. Maura Isle!
Eine namenlose junge Frau in der Gerichtsmedizin - für Maura Isles nichts Ungewöhnliches. Doch als die Pathologin den Leichensack öffnet, schlägt die vermeintlich Tote plötzlich die Augen auf. Maura fährt die unterkühlte Frau sofort ins Krankenhaus. Aber kaum dort angelangt, tötet die Unbekannte einen Wachmann und nimmt erst Maura und, nachdem diese fliehen kann, Patienten als Geiseln - darunter Detective Jane Rizzoli, die kurz vor der Entbindung steht. Als Maura und Janes Ehemann Gabriel selbst zu ermitteln beginnen, zeigen plötzlich Vertreter von Bundesbehörden größtes Interesse an dem Fall ...
Tess Gerritsen ist wieder einmal ein hochgradig packender Thriller gelungen - mit rasantem Tempo, psychologischer Finesse und atemberaubender Spannung!
"Für Mimosen ungeeignet!" -- Der Spiegel
"Tess Gerritsen ist gnadenlos. `ScheintotŽ beginnt mit enorm hohem Tempo - und hält es bis zum Ende. Ein unerhört spannendes, psychologisch perfekt ausgefeiltes Buch. Gerritsen steht für Psychothriller de Luxe!" BamS
"Was aus Tess Gerritsens Feder fließt, ist nichts für schwache Nerven, hochspannend und unvorhersehbar. Das gilt auch für ihren neuesten Thriller `ScheintotŽ!" -- Nordsee Zeitung
"Tess Gerritsen ist gnadenlos. `ScheintotŽ beginnt mit enorm hohem Tempo - und hält es bis zum Ende. Ein unerhört spannendes, psychologisch perfekt ausgefeiltes Buch. Gerritsen steht für Psychothriller de Luxe!" BamS
"Was aus Tess Gerritsens Feder fließt, ist nichts für schwache Nerven, hochspannend und unvorhersehbar. Das gilt auch für ihren neuesten Thriller `ScheintotŽ!" -- Nordsee Zeitung
Lese-Probe zu „Jane Rizzoli Band 5: Scheintot “
Scheintot von Tess Gerritsen LESEPROBE Ich heiße Mila, und dies ist meine Geschichte.
Es gibt so viele Orte, an denen ich die Erzählung beginnen
könnte. Ich könnte in der Stadt anfangen, in der ich
aufgewachsen bin, in Kryvichy am Ufer des Servach, im Bezirk
Myadzyel. Ich könnte beginnen, als ich acht Jahre alt
war, an dem Tag, als meine Mutter starb, oder als ich zwölf
war und mein Vater vom Lastwagen des Nachbarn überrollt
wurde. Aber ich glaube, ich sollte mit meiner Geschichte
hier anfangen, in der Wüste Mexikos, so weit weg
von meiner weißrussischen Heimat. Hier habe ich meine
Unschuld verloren. Hier musste ich meine Träume begraben.
Es ist ein wolkenloser Novembertag, und große schwarze
Vögel kreisen an einem Himmel, der blauer ist als alles,
was ich im Leben je gesehen habe. Ich sitze in einem weißen
Kleinbus. Der Fahrer und der Beifahrer kennen meinen
richtigen Namen nicht, und sie scheinen sich auch nicht
... mehr
dafür zu interessieren. Sie lachen nur und nennen mich Red
Sonja – den Namen haben sie mir in dem Moment gegeben,
als sie mich in Mexiko City aus dem Flugzeug steigen sahen.
Anja sagt, es sei wegen meiner Haare. Red Sonja ist der
Titel eines Films, den ich nie gesehen habe, aber Anja kennt
ihn. Sie flüstert mir zu, dass er von einer schönen Kriegerin
handelt, die ihre Feinde mit dem Schwert fällt. Jetzt glaube
ich, dass die Männer sich mit diesem Namen über mich
lustig machen, denn ich bin nicht schön. Ich bin keine Kriegerin.
Ich bin erst siebzehn, und ich habe Angst, weil ich
nicht weiß, was als Nächstes passieren wird.
Wir halten uns an den Händen, Anja und ich, während
der Bus uns und fünf andere Mädchen durch eine wüsten-
artige, mit dürren Sträuchern bestandene Landschaft fährt.
Einen »Pauschalurlaub in Mexiko« – das hat die Frau in
Minsk uns versprochen, aber wir wussten, was das in Wirklichkeit
hieß: eine Möglichkeit zu entkommen. Eine Chance.
Ihr nehmt ein Flugzeug nach Mexiko, erklärte sie uns,
und am Flughafen werdet ihr von Leuten abgeholt, die euch
über die Grenze bringen und euch helfen, euer neues Leben
zu beginnen. »Was habt ihr denn hier für eine Zukunft?«,
hat sie uns gefragt. »Hier gibt es keine guten Jobs für Mädchen
wie euch, keine Wohnungen, keine anständigen Männer.
Ihr habt keine Eltern, die euch unterstützen. Und du,
Mila – du sprichst so gut Englisch«, sagte sie zu mir. »Du
wirst dich in Amerika im Handumdrehen zurechtfinden.
Nur keine Angst! Lasst euch die Gelegenheit nicht entgehen.
Eure künftigen Arbeitgeber übernehmen alle Kosten –
also, worauf wartet ihr beiden noch?«
Nicht auf das hier, denke ich, während die endlose Wüste
an unseren Fenstern vorüberzieht. Während Anja sich eng
an mich schmiegt und die anderen Mädchen im Wagen
ganz still sind. Allmählich drängt sich uns allen dieselbe
Frage auf: Worauf habe ich mich da bloß eingelassen?
Wir fahren schon den ganzen Morgen. Die zwei Männerauf den Vordersitzen reden nicht mit uns, aber der Beifahrer
dreht sich immer wieder zu uns um und wirft uns merkwürdige
Blicke zu. Immer wieder heften sich seine Augen
auf Anja, und die Art und Weise, wie er sie anstarrt, gefällt
mir ganz und gar nicht. Sie bekommt nichts davon mit,
weil sie an meiner Schulter eingeschlafen ist. Das Mäuschen
– so haben wir sie in der Schule immer genannt, weil
sie so schüchtern ist. Sobald ein Junge sie auch nur anschaut,
wird sie knallrot. Sie ist so alt wie ich, aber wenn
ich in Anjas schlafendes Gesicht schaue, dann sehe ich ein
Kind. Und ich denke: Ich hätte sie nicht mitnehmen sollen.
Ich hätte ihr sagen müssen, dass sie in Kryvichy bleibensoll.
Endlich biegt der Bus von der Schnellstraße ab und rumpelt
weiter über eine ungeteerte Piste. Die anderen Mädchen
wachen auf und starren aus den Fenstern auf braune
Hügel, übersät mit Felsbrocken, die wie ausgebleichte Knochen
aussehen. In meiner Heimatstadt ist schon der erste
Schnee gefallen, aber hier in diesem winterlosen Land gibt
es nur Staub und blauen Himmel und dürre Sträucher. Wir
halten an, und die beiden Männer drehen sich zu uns um.
Der Fahrer sagt auf Russisch: »Jetzt heißt’s raus aus dem
Auto und zu Fuß weitergehen. Das ist der einzige Weg überdie Grenze.«
Sie öffnen die Schiebetür, und eine nach der anderen steigen
wir aus, sieben Mädchen, die blinzeln und sich nach der
langen Autofahrt recken und strecken. Trotz des strahlenden
Sonnenscheins ist es kühl hier, viel kälter, als ich gedacht
hatte. Anja birgt ihre Hand in meiner, und sie zittert.
»Hier entlang«, befiehlt der Fahrer und geht voran. Er
biegt von der Schotterstraße ab und folgt einem Pfad, der hinauf
in die Berge führt. Wir klettern um Felsbrocken herum,
vorbei an Dornbüschen, die nach unseren Beinen krallen.
Anja trägt offene Schuhe, und sie muss oft stehen
bleiben, um die spitzen Steinchen hinauszuschütteln. Wir
sind alle durstig, aber die Männer lassen uns nur einmal anhalten,
um Wasser zu trinken. Dann geht es weiter; wie unbeholfene
Ziegen klettern wir den steinigen Pfad hinauf.
Wir erreichen den Hügelkamm und schlittern auf der anderen
Seite bergab, auf eine Baumgruppe zu. Erst als wir
unten ankommen, sehen wir, dass wir vor einem ausgetrockneten
Flussbett stehen. Am Ufer verstreut liegen die
Hinterlassenschaften derjenigen, die vor uns die Grenze
überquert haben: Plastikwasserflaschen, eine schmutzige
Windel und ein alter Schuh, der Kunststoff rissig vom Liegen
in der prallen Sonne. An einem Ast flattert ein Fetzen
einer blauen Zeltplane. So viele Träumer sind schon hier
entlanggekommen, und wir sind sieben weitere, die ihren
Fußstapfen in Richtung Amerika folgen. Plötzlich verfliegt
meine Angst, denn der Müll, der hier herumliegt, ist der Beweis
dafür, dass es nicht mehr weit sein kann.
Die Männer winken uns weiter, und wir machen uns daran,
das gegenüberliegende Ufer zu erklimmen.
Anja zieht an meinem Arm. »Mila, ich kann nicht
weitergehen«, flüstert sie.»Du musst.«»Aber mein Fuß blutet.«
Ich blicke auf ihre wunden Zehen hinunter, sehe das Blut,
das aus der zarten Haut quillt, und rufe den Männern zu:
»Meine Freundin hat sich den Fuß aufgeschnitten!«
»Ist mir egal«, sagt der Fahrer. »Los, weitergehen.«
»Wir können nicht weitergehen. Sie braucht einen Verband.«
»Entweder geht ihr jetzt weiter, oder wir lassen euchbeide zurück.«
»Geben Sie ihr wenigstens Zeit, sich andere Schuhe anzuziehen!«
Der Mann dreht sich um. In diesem Augenblick geht eine
Verwandlung mit ihm vor. Sein Blick lässt Anja ängstlich
zurückweichen. Die anderen Mädchen stehen stocksteif
und mit weit aufgerissenen Augen da, wie Schafe, die sich
furchtsam zusammendrängen. Er kommt langsam auf michzu.
Der Schlag trifft mich so plötzlich, dass ich ihn nicht
kommen sehe. Plötzlich knie ich auf der Erde, und ein paar
Sekunden lang ist alles dunkel. Dann registriere ich den
Schmerz, das Pochen in meinem Kiefer. Ich schmecke Blut.
Ich sehe es in leuchtend roten Spritzern auf die Steine im
Flussbett tropfen.
»Steh auf. Los, steh auf! Wir haben schon genug Zeit verloren.«
Ich rappele mich schwankend auf. Anja starrt mich entsetztan. »Mila, gib einfach Ruhe!«, flüstert sie. »Wir müs-
sen tun, was sie uns sagen! Meine Füße tun auch gar nicht
mehr weh, ehrlich. Ich kann gehen.«
»Habt ihr’s jetzt endlich kapiert?«, sagt der Mann zu mir.
Er dreht sich um und mustert die anderen Mädchen mit finsterem
Blick. »Habt ihr gesehen, was passiert, wenn ihr mich
auf die Palme bringt? Wenn ihr mir so frech kommt? Jetztgeht endlich weiter!«
Und plötzlich haben es alle Mädchen sehr eilig, das Flussbett
zu durchqueren. Anja packt meine Hand und zerrt
mich weiter. Ich bin zu benommen, um mich zu wehren,
und so stolpere ich hinter ihr her, schlucke das Blut hinunter.
Ich kann den Pfad vor uns kaum sehen. (…) © Limes Verlag
Übersetzung: Andreas Jäger
Sonja – den Namen haben sie mir in dem Moment gegeben,
als sie mich in Mexiko City aus dem Flugzeug steigen sahen.
Anja sagt, es sei wegen meiner Haare. Red Sonja ist der
Titel eines Films, den ich nie gesehen habe, aber Anja kennt
ihn. Sie flüstert mir zu, dass er von einer schönen Kriegerin
handelt, die ihre Feinde mit dem Schwert fällt. Jetzt glaube
ich, dass die Männer sich mit diesem Namen über mich
lustig machen, denn ich bin nicht schön. Ich bin keine Kriegerin.
Ich bin erst siebzehn, und ich habe Angst, weil ich
nicht weiß, was als Nächstes passieren wird.
Wir halten uns an den Händen, Anja und ich, während
der Bus uns und fünf andere Mädchen durch eine wüsten-
artige, mit dürren Sträuchern bestandene Landschaft fährt.
Einen »Pauschalurlaub in Mexiko« – das hat die Frau in
Minsk uns versprochen, aber wir wussten, was das in Wirklichkeit
hieß: eine Möglichkeit zu entkommen. Eine Chance.
Ihr nehmt ein Flugzeug nach Mexiko, erklärte sie uns,
und am Flughafen werdet ihr von Leuten abgeholt, die euch
über die Grenze bringen und euch helfen, euer neues Leben
zu beginnen. »Was habt ihr denn hier für eine Zukunft?«,
hat sie uns gefragt. »Hier gibt es keine guten Jobs für Mädchen
wie euch, keine Wohnungen, keine anständigen Männer.
Ihr habt keine Eltern, die euch unterstützen. Und du,
Mila – du sprichst so gut Englisch«, sagte sie zu mir. »Du
wirst dich in Amerika im Handumdrehen zurechtfinden.
Nur keine Angst! Lasst euch die Gelegenheit nicht entgehen.
Eure künftigen Arbeitgeber übernehmen alle Kosten –
also, worauf wartet ihr beiden noch?«
Nicht auf das hier, denke ich, während die endlose Wüste
an unseren Fenstern vorüberzieht. Während Anja sich eng
an mich schmiegt und die anderen Mädchen im Wagen
ganz still sind. Allmählich drängt sich uns allen dieselbe
Frage auf: Worauf habe ich mich da bloß eingelassen?
Wir fahren schon den ganzen Morgen. Die zwei Männerauf den Vordersitzen reden nicht mit uns, aber der Beifahrer
dreht sich immer wieder zu uns um und wirft uns merkwürdige
Blicke zu. Immer wieder heften sich seine Augen
auf Anja, und die Art und Weise, wie er sie anstarrt, gefällt
mir ganz und gar nicht. Sie bekommt nichts davon mit,
weil sie an meiner Schulter eingeschlafen ist. Das Mäuschen
– so haben wir sie in der Schule immer genannt, weil
sie so schüchtern ist. Sobald ein Junge sie auch nur anschaut,
wird sie knallrot. Sie ist so alt wie ich, aber wenn
ich in Anjas schlafendes Gesicht schaue, dann sehe ich ein
Kind. Und ich denke: Ich hätte sie nicht mitnehmen sollen.
Ich hätte ihr sagen müssen, dass sie in Kryvichy bleibensoll.
Endlich biegt der Bus von der Schnellstraße ab und rumpelt
weiter über eine ungeteerte Piste. Die anderen Mädchen
wachen auf und starren aus den Fenstern auf braune
Hügel, übersät mit Felsbrocken, die wie ausgebleichte Knochen
aussehen. In meiner Heimatstadt ist schon der erste
Schnee gefallen, aber hier in diesem winterlosen Land gibt
es nur Staub und blauen Himmel und dürre Sträucher. Wir
halten an, und die beiden Männer drehen sich zu uns um.
Der Fahrer sagt auf Russisch: »Jetzt heißt’s raus aus dem
Auto und zu Fuß weitergehen. Das ist der einzige Weg überdie Grenze.«
Sie öffnen die Schiebetür, und eine nach der anderen steigen
wir aus, sieben Mädchen, die blinzeln und sich nach der
langen Autofahrt recken und strecken. Trotz des strahlenden
Sonnenscheins ist es kühl hier, viel kälter, als ich gedacht
hatte. Anja birgt ihre Hand in meiner, und sie zittert.
»Hier entlang«, befiehlt der Fahrer und geht voran. Er
biegt von der Schotterstraße ab und folgt einem Pfad, der hinauf
in die Berge führt. Wir klettern um Felsbrocken herum,
vorbei an Dornbüschen, die nach unseren Beinen krallen.
Anja trägt offene Schuhe, und sie muss oft stehen
bleiben, um die spitzen Steinchen hinauszuschütteln. Wir
sind alle durstig, aber die Männer lassen uns nur einmal anhalten,
um Wasser zu trinken. Dann geht es weiter; wie unbeholfene
Ziegen klettern wir den steinigen Pfad hinauf.
Wir erreichen den Hügelkamm und schlittern auf der anderen
Seite bergab, auf eine Baumgruppe zu. Erst als wir
unten ankommen, sehen wir, dass wir vor einem ausgetrockneten
Flussbett stehen. Am Ufer verstreut liegen die
Hinterlassenschaften derjenigen, die vor uns die Grenze
überquert haben: Plastikwasserflaschen, eine schmutzige
Windel und ein alter Schuh, der Kunststoff rissig vom Liegen
in der prallen Sonne. An einem Ast flattert ein Fetzen
einer blauen Zeltplane. So viele Träumer sind schon hier
entlanggekommen, und wir sind sieben weitere, die ihren
Fußstapfen in Richtung Amerika folgen. Plötzlich verfliegt
meine Angst, denn der Müll, der hier herumliegt, ist der Beweis
dafür, dass es nicht mehr weit sein kann.
Die Männer winken uns weiter, und wir machen uns daran,
das gegenüberliegende Ufer zu erklimmen.
Anja zieht an meinem Arm. »Mila, ich kann nicht
weitergehen«, flüstert sie.»Du musst.«»Aber mein Fuß blutet.«
Ich blicke auf ihre wunden Zehen hinunter, sehe das Blut,
das aus der zarten Haut quillt, und rufe den Männern zu:
»Meine Freundin hat sich den Fuß aufgeschnitten!«
»Ist mir egal«, sagt der Fahrer. »Los, weitergehen.«
»Wir können nicht weitergehen. Sie braucht einen Verband.«
»Entweder geht ihr jetzt weiter, oder wir lassen euchbeide zurück.«
»Geben Sie ihr wenigstens Zeit, sich andere Schuhe anzuziehen!«
Der Mann dreht sich um. In diesem Augenblick geht eine
Verwandlung mit ihm vor. Sein Blick lässt Anja ängstlich
zurückweichen. Die anderen Mädchen stehen stocksteif
und mit weit aufgerissenen Augen da, wie Schafe, die sich
furchtsam zusammendrängen. Er kommt langsam auf michzu.
Der Schlag trifft mich so plötzlich, dass ich ihn nicht
kommen sehe. Plötzlich knie ich auf der Erde, und ein paar
Sekunden lang ist alles dunkel. Dann registriere ich den
Schmerz, das Pochen in meinem Kiefer. Ich schmecke Blut.
Ich sehe es in leuchtend roten Spritzern auf die Steine im
Flussbett tropfen.
»Steh auf. Los, steh auf! Wir haben schon genug Zeit verloren.«
Ich rappele mich schwankend auf. Anja starrt mich entsetztan. »Mila, gib einfach Ruhe!«, flüstert sie. »Wir müs-
sen tun, was sie uns sagen! Meine Füße tun auch gar nicht
mehr weh, ehrlich. Ich kann gehen.«
»Habt ihr’s jetzt endlich kapiert?«, sagt der Mann zu mir.
Er dreht sich um und mustert die anderen Mädchen mit finsterem
Blick. »Habt ihr gesehen, was passiert, wenn ihr mich
auf die Palme bringt? Wenn ihr mir so frech kommt? Jetztgeht endlich weiter!«
Und plötzlich haben es alle Mädchen sehr eilig, das Flussbett
zu durchqueren. Anja packt meine Hand und zerrt
mich weiter. Ich bin zu benommen, um mich zu wehren,
und so stolpere ich hinter ihr her, schlucke das Blut hinunter.
Ich kann den Pfad vor uns kaum sehen. (…) © Limes Verlag
Übersetzung: Andreas Jäger
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Autoren-Porträt von Tess Gerritsen
Die chinesischstämmige Tess Gerritsen arbeitete erfolgreich als Ärztin, bevor sie sich ihrer Jugendleidenschaft besann und anfing, Romane zu schreiben. Kaum jemand vereint seit vielen Jahren so gekonnt wie sie erzählerische Raffinesse mit medizinischer Detailgenauigkeit und psychologischer Glaubwürdigkeit der Figuren. Tess Gerritsen lebt mit ihrer Familie in Maine.Andreas Jäger ist nach dem Studium der Ethnologie, Politikwissenschaft, Soziologie, Anglistik und Germanistik in Freiburg, Saarbrücken, Sheffield und Brighton und einer Ausbildung als Verlagskaufmann seit 2000 als freier Übersetzer aus dem Englischen und Französischen tätig. Seine Promotion verfasste Andreas Jäger zur englischen Lyrik
Bibliographische Angaben
- Autor: Tess Gerritsen
- 2008, 412 Seiten, Maße: 11,4 x 18 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Jäger, Andreas
- Übersetzer: Andreas Jäger
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442368456
- ISBN-13: 9783442368457
Rezension zu „Jane Rizzoli Band 5: Scheintot “
"Für Mimosen ungeeignet!" Der Spiegel
Kommentare zu "Jane Rizzoli Band 5: Scheintot"
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