Kampf um Enigma
30. Oktober 1942: Ein Prisenkommando der britischen HMS Petard erbeutet beim Angriff auf das deutsche U-Boot U 559 die Codeunterlagen für die Chiffriermaschine "Enigma".
Fesselnd schildert Stephen Harper, Funker auf der Petard, die...
Fesselnd schildert Stephen Harper, Funker auf der Petard, die...
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Produktinformationen zu „Kampf um Enigma “
30. Oktober 1942: Ein Prisenkommando der britischen HMS Petard erbeutet beim Angriff auf das deutsche U-Boot U 559 die Codeunterlagen für die Chiffriermaschine "Enigma".
Fesselnd schildert Stephen Harper, Funker auf der Petard, die Ereignisse und geht der Frage nach, ob dadurch die Schlacht im Atlantik entschieden wurde.
Fesselnd schildert Stephen Harper, Funker auf der Petard, die Ereignisse und geht der Frage nach, ob dadurch die Schlacht im Atlantik entschieden wurde.
Klappentext zu „Kampf um Enigma “
Oktober 1942: ein Prisenkommando des britischen Zerstörers HMS Pentard erbeutet beim Angriff auf das deutsche U-Boot U 559, kurz bevor dieses sinkt, die Codeunterlagen für die beste Chiffrier-maschine, die es bis dato gegeben hat: die Enigma mit ihrem Vier-Walzen-System. Dadurch sind die Briten erstmals in der Lage, den Funkverkehr der deutschen "Wolfsrudel" bei deren Jagd auf die alliierten Nachschubkonvois zu entschlüsseln. Stephen Harper schildert noch einmal das dramatische Geschehen und geht der Frage nach, ob dadurch die Schlacht im Atlantik entschieden wurde.
Lese-Probe zu „Kampf um Enigma “
Kampf um Enigma von Stephen Harper LESEPROBE Erstes Kapitel
Ein Geheimnis entscheidet den Krieg
Der deutsche Nachrichtendienst hat nie herausgefunden, daß zwei britische Seeleute des Zerstörers HMS Petard ihr Leben verloren, als sie ein sinkendes deutsches U-Boot durchsuchten, das von seiner Besatzung aufgegeben worden war. Zuvor hatten sie ihren Bordkameraden noch Schlüsselunterlagen übergeben können, die schließlich dazu dienten, den geheimen deutschen Enigma-Code zu knacken. Ihre kühne Tat stellt eines der sensibelsten Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs dar und wurde noch nahezu vierzig Jahre lang als streng vertraulich eingestuft. Vielleicht handelte es sich um die wichtigste militärische Handlung des gesamten Krieges. Das Codematerial, für dessen Erwerb sie mit dem Leben bezahlten, besaß eine außerordentliche Bedeutung. Sie selbst konnten wohl nicht ahnen, welch wichtigen Fang sie in ihrer letzten Stunde durch den Kommandoturm des feindlichen Fahrzeugs, das ihr Grab werden sollte, hinaufreichten. Das erbeutete Material war von unermeßlichem Wert. Es ermöglichte den Kryptoanalytikern in Bletchley Park, der »Ultra«-geheimen Government Code and Cipher School (Regierungsinstitut für Code und Chiffrierung; Anm. d. Übers.), in das Vier-Walzen-System der genialen deutschen Enigma-Chiffriermaschine einzubrechen, von dem die Seekriegsleitung überzeugt war, daß es den Funkverkehr mit U-Booten gegen Entschlüsselung absicherte.
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In einer früheren Phase des Krieges war es Bletchley Park aufgrund polnischer Erkenntnisse gelungen, das ältere Modell der deutschen Enigma, das mit drei Walzen arbeitete, nachzubauen. Aber die Codeknacker waren verblüfft, als die deutsche Seite im Februar 1942 eine vierte Walze für den Funkverkehr mit U-Booten im Atlantik und im Mittelmeer hinzufügte, um eine großangelegte U-Bootoffensive vorzubereiten, die die Lebensadern Großbritanniens ein für allemal durchtrennen sollte. Das bedeutete, daß wesentliche Informationen über U-Bootoperationen für zehn kritische Monate ausblieben. Der Coup der Petard kam für Bletchley Park gerade noch rechtzeitig, um die Schwierigkeiten mit dem Vier-Walzen-System zu beseitigen und die alliierten Seestreitkräfte mit jenen nachrichtendienstlichen Erkenntnissen zu versorgen, die sie während der entscheidenden Phase der Schlacht im Atlantik, im Frühjahr 1943, die Oberhand gewinnen ließ.
Wäre man bezüglich des U-Bootfunkverkehrs weiterhin im unklaren geblieben, wären die Alliierten kaum in der Lage gewesen, die Seeherrschaft im Atlantik bereits in der zweiten Hälfte des Jahres 1943 zu sichern, und die Invasion Europas hätte wahrscheinlich auf 1945 oder einen späteren Zeitpunkt verschoben werden müssen.
Die Kriegsentscheidung zugunsten der Alliierten trat ein, nachdem die Petard ihre Operationen im östlichen Mittelmeer aufgenommen hatte – weitab von der Schlacht im Atlantik, die sie mit ihrer Großtat dennoch in hohem Grade beeinflussen sollte. Am 30. Oktober 1942, nach einer Jagd, die sich den ganzen Tag über hingezogen hatte, zwangen die Wasserbomben der Petard U-559 etwa 60 Seemeilen nördlich von Port Said während der Dunkelheit zum Auftauchen, und die Besatzung begann ihr Boot zu verlassen.
Ohne auf das Aussetzen eines Kutters zu warten, streiften Lieutenant Antony Fasson und Able Seaman Colin Grazier ihre Kleider ab und schwammen in Richtung des U-Boots. Die See wimmelte derweilen von nach Rettung suchenden deutschen Seeleuten. Ein 16 Jahre alter NAAFI-Kantinengehilfe, Tommy Brown, der an Bord des U-Boots sprang, als die Petard kurze Zeit längsseits kommen konnte, folgte ihnen. Er drang mit den beiden ins Innere des Bootes vor und kletterte dreimal, mit Büchern und Dokumenten beladen, die Fasson und Grazier gefunden hatten, die Leiter des Kommandoturms auf und ab, um die Unterlagen einem Enterkommando zu übergeben, das neben dem Boot in einem der Kutter der Petard wartete. Fasson und Grazier starben, als das U-Boot plötzlich zu sinken begann und die durch den Kommandoturm einströmenden Wassermassen sie begruben.
Sie waren gerade damit beschäftigt gewesen, einen Gegenstand nach oben durchzureichen, den sie offenbar für eine geheime Chiffriermaschine hielten. Brown und die übrigen Schiffbrüchigen wurden aus dem Wasser gefischt.
Die Besatzung der Petard, völlig fassungslos angesichts des Verlustes ihrer Kameraden, konnte nicht ahnen, welche Bedeutung dieser tragische Zwischenfall noch erhalten sollte. Die Erbeutung des Materials war so streng geheim, daß sogar die postum an Fasson und Grazier verliehenen Auszeichnungen mit einem Siegel der Verschwiegenheit ausgestattet werden mußten, damit sichergestellt war, daß ihr Erfolg auf der deutschen Seite keine Neugierde erweckte. Sie hätten gewiß das Victoria Cross, die höchste Tapferkeitsmedaille, verdient gehabt. Statt dessen wurde ihren Angehörigen das George Cross überreicht, eine Auszeichnung, die normalerweise nur an Zivilisten für unerschrockenen Einsatz bei Luftangriffen verliehen wurde. Militärpersonal wurde mit diesem Orden für bewiesenen Mut beim Entschärfen von Magnetminen und Bombenblindgängern ausgezeichnet. Tommy Brown erhielt die George Medal, ebenfalls ein Ehrenzeichen, das für gewöhnlich Zivilisten vorbehalten blieb.
Die Hinterbliebenen von Fasson und Grazier standen vor einem Rätsel, da sie nichts über die Todesumstände ihrer Angehörigen in Erfahrung bringen konnten. Die Argumentation der Admiralität, warum sie die höchste Tapferkeitsauszeichnung nicht empfehlen wollte, lief unter dem fadenscheinigen Vorwand, daß das Victoria Cross nur für Heldentaten im Angesicht des Feindes verliehen werde und daß der Erfolg im vorliegenden Fall nach Beendigung der Kampfhandlungen erzielt worden sei. In Wahrheit fürchtete die Admiralität, daß die Verleihung der höchsten Tapferkeitsauszeichnung den deutschen Geheimdienst zu einer Untersuchung über die näheren Todesumstände der beiden Seeleute veranlassen könnte. Es war sowohl für die Admiralität als auch für Bletchley Park ein Alptraum, daß schon leiseste Verdachtsmomente zu einer erneuten Änderung des Enigma-Schlüssels führen mußten, der sich der Dechiffrierung so lange hatte entziehen können.
Im September 1943, etwa ein Jahr nach dem Zwischenfall, gab die LONDON GAZETTE die postum verliehenen Auszeichnungen an Lieutenant Antony Blair Fasson und Able Seaman Colin Grazier für »außergewöhnliche Tapferkeit und unerschütterliche Pflichterfüllung angesichts drohender Gefahr« bekannt, enthielt sich jedoch weiterer Details. Ferner meldete das Blatt, daß der Kantinengehilfe Thomas William Brown für Tapferkeit und Pflichterfüllung angesichts drohender Gefahr die George Medal erhalten habe. Der Name Lieutenant Fassons ist gemeinsam mit dem anderen Gefallenen auf dem Kriegerdenkmal in der Jedburgh Abbey eingetragen. Sein George Cross wird im Schloß von Edinburgh aufbewahrt.
Allerdings gab es damals keine Schlagzeilen, die Großbritannien in einer Zeit, die durch eine Serie von Niederlagen und Rückschlägen geprägt war, etwas aufgemuntert hätten. Der Triumph der Petard mußte wegen seiner überaus großen Tragweite eines der bestgehüteten Geheimnisse des Krieges bleiben.
© Ullstein Verlag
Übersetzung: Axel Griesmer
Wäre man bezüglich des U-Bootfunkverkehrs weiterhin im unklaren geblieben, wären die Alliierten kaum in der Lage gewesen, die Seeherrschaft im Atlantik bereits in der zweiten Hälfte des Jahres 1943 zu sichern, und die Invasion Europas hätte wahrscheinlich auf 1945 oder einen späteren Zeitpunkt verschoben werden müssen.
Die Kriegsentscheidung zugunsten der Alliierten trat ein, nachdem die Petard ihre Operationen im östlichen Mittelmeer aufgenommen hatte – weitab von der Schlacht im Atlantik, die sie mit ihrer Großtat dennoch in hohem Grade beeinflussen sollte. Am 30. Oktober 1942, nach einer Jagd, die sich den ganzen Tag über hingezogen hatte, zwangen die Wasserbomben der Petard U-559 etwa 60 Seemeilen nördlich von Port Said während der Dunkelheit zum Auftauchen, und die Besatzung begann ihr Boot zu verlassen.
Ohne auf das Aussetzen eines Kutters zu warten, streiften Lieutenant Antony Fasson und Able Seaman Colin Grazier ihre Kleider ab und schwammen in Richtung des U-Boots. Die See wimmelte derweilen von nach Rettung suchenden deutschen Seeleuten. Ein 16 Jahre alter NAAFI-Kantinengehilfe, Tommy Brown, der an Bord des U-Boots sprang, als die Petard kurze Zeit längsseits kommen konnte, folgte ihnen. Er drang mit den beiden ins Innere des Bootes vor und kletterte dreimal, mit Büchern und Dokumenten beladen, die Fasson und Grazier gefunden hatten, die Leiter des Kommandoturms auf und ab, um die Unterlagen einem Enterkommando zu übergeben, das neben dem Boot in einem der Kutter der Petard wartete. Fasson und Grazier starben, als das U-Boot plötzlich zu sinken begann und die durch den Kommandoturm einströmenden Wassermassen sie begruben.
Sie waren gerade damit beschäftigt gewesen, einen Gegenstand nach oben durchzureichen, den sie offenbar für eine geheime Chiffriermaschine hielten. Brown und die übrigen Schiffbrüchigen wurden aus dem Wasser gefischt.
Die Besatzung der Petard, völlig fassungslos angesichts des Verlustes ihrer Kameraden, konnte nicht ahnen, welche Bedeutung dieser tragische Zwischenfall noch erhalten sollte. Die Erbeutung des Materials war so streng geheim, daß sogar die postum an Fasson und Grazier verliehenen Auszeichnungen mit einem Siegel der Verschwiegenheit ausgestattet werden mußten, damit sichergestellt war, daß ihr Erfolg auf der deutschen Seite keine Neugierde erweckte. Sie hätten gewiß das Victoria Cross, die höchste Tapferkeitsmedaille, verdient gehabt. Statt dessen wurde ihren Angehörigen das George Cross überreicht, eine Auszeichnung, die normalerweise nur an Zivilisten für unerschrockenen Einsatz bei Luftangriffen verliehen wurde. Militärpersonal wurde mit diesem Orden für bewiesenen Mut beim Entschärfen von Magnetminen und Bombenblindgängern ausgezeichnet. Tommy Brown erhielt die George Medal, ebenfalls ein Ehrenzeichen, das für gewöhnlich Zivilisten vorbehalten blieb.
Die Hinterbliebenen von Fasson und Grazier standen vor einem Rätsel, da sie nichts über die Todesumstände ihrer Angehörigen in Erfahrung bringen konnten. Die Argumentation der Admiralität, warum sie die höchste Tapferkeitsauszeichnung nicht empfehlen wollte, lief unter dem fadenscheinigen Vorwand, daß das Victoria Cross nur für Heldentaten im Angesicht des Feindes verliehen werde und daß der Erfolg im vorliegenden Fall nach Beendigung der Kampfhandlungen erzielt worden sei. In Wahrheit fürchtete die Admiralität, daß die Verleihung der höchsten Tapferkeitsauszeichnung den deutschen Geheimdienst zu einer Untersuchung über die näheren Todesumstände der beiden Seeleute veranlassen könnte. Es war sowohl für die Admiralität als auch für Bletchley Park ein Alptraum, daß schon leiseste Verdachtsmomente zu einer erneuten Änderung des Enigma-Schlüssels führen mußten, der sich der Dechiffrierung so lange hatte entziehen können.
Im September 1943, etwa ein Jahr nach dem Zwischenfall, gab die LONDON GAZETTE die postum verliehenen Auszeichnungen an Lieutenant Antony Blair Fasson und Able Seaman Colin Grazier für »außergewöhnliche Tapferkeit und unerschütterliche Pflichterfüllung angesichts drohender Gefahr« bekannt, enthielt sich jedoch weiterer Details. Ferner meldete das Blatt, daß der Kantinengehilfe Thomas William Brown für Tapferkeit und Pflichterfüllung angesichts drohender Gefahr die George Medal erhalten habe. Der Name Lieutenant Fassons ist gemeinsam mit dem anderen Gefallenen auf dem Kriegerdenkmal in der Jedburgh Abbey eingetragen. Sein George Cross wird im Schloß von Edinburgh aufbewahrt.
Allerdings gab es damals keine Schlagzeilen, die Großbritannien in einer Zeit, die durch eine Serie von Niederlagen und Rückschlägen geprägt war, etwas aufgemuntert hätten. Der Triumph der Petard mußte wegen seiner überaus großen Tragweite eines der bestgehüteten Geheimnisse des Krieges bleiben.
© Ullstein Verlag
Übersetzung: Axel Griesmer
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Autoren-Porträt von Stephen Harper
Stephen Harper diente während des Zweiten Weltkriegs in der Royal Navy. Er gehörte zum Funkpersonal auf H.M.S. PETARD während ihrer zweiten Indiensthaltung in den Jahren 1945-1946. Nach dem Krieg wurde er Journalist. Er arbeitete über zwanzig Jahre als Auslandskorrespondent, dann als Chefkorrespondent für den "Daily Express". Weitere Veröffentlichungen des Verfassers: "Last Sunset" (1978), "Miracle of Deliverance" (1985) sowie zwei Romane. Stephen Harper lebt heute in Surrey.
Bibliographische Angaben
- Autor: Stephen Harper
- 2008, 255 Seiten, 16 Abbildungen, Maße: 11,8 x 18,8 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Axel Griesmer
- Verlag: Ullstein TB
- ISBN-10: 3548268943
- ISBN-13: 9783548268941
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