Königin und wilde Frau
Alle Seiten des Frauseins entdecken - 14 weibliche Archetypen aus der Bibel.
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Alle Seiten des Frauseins entdecken - 14 weibliche Archetypen aus der Bibel.
Frauen sind beides: Königin und wilde Frau!
Gemeinsam mit seiner Schwester Linda Jarosch beschreibt Benediktinerpater und Bestsellerautor Anselm Grün 14 biblische weibliche Archetypen, die alle Facetten der Weiblichkeit in sich tragen:
- Eva (die Mutter)
- Sara (die Lachende)
- Esther (die Königin)
- Mirijam (die Prophetin) u.a.
Sie sind nicht mehr die Prinzessin, die auf ihren Prinz wartet, sondern die Königin in ihrem eigenen Leben. Das Buch zeigt, wie Frauen ihre verschiedenen Eigenschaften und Begabungen stärken und in Einklang bringen können, um ihr Potential voll auszuschöpfen - für eine neue Lust am Leben.
LESEPROBEEinleitung
P. Anselm Grün
Welche Frau fühlt sich schon wie eine Königin? Und wie vielewürden sich gar als wilde Frauen bezeichnen? Königin und wilde Frau -zahlreiche Frauen spüren zwar die Faszination dieser Bilder, doch leidererlauben sich die wenigsten diese Facetten ihrer Weiblichkeit. Was vieleFrauen heute bewegt, ist vor allem die Sehnsucht nach Freiheit undUnabhängigkeit. Sie sind auf der Suche nach dem Potential, das in ihnen steckt.Sie möchten sich nicht vom Beruf bestimmen lassen, aber auch nicht von denErwartungen von Mann und Kindern. Moderne Frauen möchten ihr eigenes Lebenleben. Sie möchten entdecken, wozu sie fähig sind, wenn sie sich nicht von denErwartungen anderer her definieren, sondern aus ihrer eigenen Kraft. Zugleichleiden sie oft daran, daß sie sich unverstanden und allein gelassen fühlen aufihrem Weg der »Frauwerdung«.
LindaJarosch
Beieinem internationalen Frauentag, an dem auch einige afrikanische Frauenteilnahmen, meinten diese, daß sie als einzelne Frauen nicht so stark seien wiedie deutschen Frauen, aber aus ihrem Miteinander viel Stärke ziehen könnten.Zudem erzählten sie von ihrem Eindruck, daf die meisten Frauen in Deutschlandunzufrieden seien. Tatsächlich haben sich viele Frauen heute auf den Weggemacht, um aus ihrer Opferrolle und der ihnen oft anerzogenen Selbstentwertungauszubrechen, die zu genau dieser sogar nach außen hin sichtbarenUnzufriedenheit führen. Sie trauen ihrem Frausein jetzt etwas zu. Sie hörenauf, immer nur die Männer für ihre eigene Misere verantwortlich zu machen. Siesöhnen sich aus mit den Wunden, die ihnen das Leben geschlagen hat, und geheneinen neuen Weg der inneren Freiheit.
Weil sie sich selbst achten und sich in ihrem Frauseinwertschätzen, lassen sich diese Frauen nun nicht mehr durch abwertendeBemerkungen kleinmachen. Sie wissen um ihren weiblichen Wert, und das gibtihnen Freude an ihrem Frausein und führt sie zu neuer Leichtigkeit. So beginnenviele Frauen nun, selbst zu leben. Wenn Frauen zusammenkommen, können siemiteinander weinen, aber noch viel lieber lachen sie herzhaft miteinander. Indiesem Lachen steckt Kraft. Da spüren die Frauen, daß sie aus sich selbst lebenkönnen und keine Lust mehr haben, nur über die anderen zu jammern, die siedaran hindern, wirklich zu leben. Die feministische Bewegung der siebzigerJahre hat vor allem um die Gleichberechtigung der Frau gekämpft. Dabei war eswichtig, alte Klischees der Frauenrolle zurückzuweisen. Jedoch geriet man inGefahr, die Frau dem Mann anzupassen, anstatt die Eigenheit und das Andersseinder Frau zu betonen. Heute geht es der feministischen Bewegung mehr darum, zwargleiche Rechte für die Frau zu fordern, aber zugleich auch das Anderssein derFrau herauszustellen. Schon rein biologisch hat die Frau andere Seitenentwickelt als der Mann. Gerade im Anderssein von Mann und Frau liegt ja auchdas besondere Potential. Dabei geht es nicht darum, die Frau auf ein bestimmtesBild festzulegen.
Norbert Bischof und seine Frau Doris Bischof-Köhler, beideProfessoren an der Universität Zürich, haben, ausgehend von der Biologie undEntwicklungspsychologie, dargestellt, daß Frauen schon von Urzeiten an in bezugauf Sexualität, Fortpflanzung, Erziehung der Kinder und Nahrungsbeschaffungandere Verhaltensweisen entwickelt haben als die Männer. Und was die Biologiein unser Wesen eingeschrieben hat, läßt sich nicht einfach auslöschen.
Das soziologische Argument, daß das Anderssein von Mann undFrau nur durch die Erziehung bedingt ist, stimmt so nicht. So bestehenbeispielsweise Unterschiede in der Einstellung der Geschlechter zu Erfolg undMißerfolg schon in der Kindheit: »Jungen neigen dazu, Erfolg im wesentlichenals Resultat der eigenen Kompetenz zu verbuchen. Mißerfolge dagegen auf Pechoder äußere Umstände zurückzuführen. Bei Mädchen besteht die Tendenz, sich beiMißerfolg selbst die Schuld zu geben, während Erfolg nicht als Resultat deseigenen Könnens, sondern als >Glück gehabt< erlebt wird.« (Bischof, S.113) Gleiche Behandlung von Männern und Frauen führt nach Bischof darum eherzur Benachteiligung der Frauen. Denn die Leistung ist immer noch nachmännlichen Maßstäben definiert. »Wirkliche Gleichberechtigung dagegen läßtsich nur erreichen, wenn man die Unterschiede ernst nimmt und in derSozialisation ganz gezielt den Stärken und Schwächen jedes GeschlechtsRechnung trägt.« (Bischof, S. 115) Gleichmacherei dagegen führt zur Langeweile.Die Unterschiedlichkeit von Mann und Frau erzeugt ja gerade eine Spannung, diebeiden ihre ureigene Energie schenkt und sie gegenseitig inspiriert. IhreVerschiedenheit bedeutet Fülle und Reichtum, sie ist die Grundvoraussetzung fürlebendige Beziehungen. Was Frauen heute brauchen, ist nicht Gleichbehandlung,sondern Mut zu sich selbst. Sie sollten ihre Wertmaßstäbe nicht nach demMännlichkeitsideal ausrichten, sondern ihre eigene Identität finden. Siesollten ihren eigenen, typisch weiblichen Stil aufwerten. Erst dann haben dieFrauen gleiche Chancen wie die Männer.
Im Buch »Kämpfen und Lieben«, dem analogen Werk für Männer,sind 18 archetypische Bilder mit biblischen Männergestalten verbunden worden.Die meisten Archetypen treffen für Männer wie für Frauen zu, auch wenn Frauensie anders mit Leben füllen. Auch in diesem Buch möchten wir uns daher aufarchetypische Bilder für die Frau beziehen und sie nun mit einer biblischenFrauengestalt verbinden. Dabei geht es uns nicht um die Erforschung derBibelstellen und ihres Hintergrunds, sondern um die Entfaltung des archetypischenBilds, das wir in der biblischen Gestalt entdecken. Heute werden häufignegative Bilder für Frauen hochstilisiert. Da wird die »Zicke« gepriesen, diebesser lebt. Die Furie wird als Vorbild hingestellt. Manche Frauen bezeichnensich als moderne Hexe und sind stolz auf diesen Titel. Selbst eine Prostituiertewird als Vorbild der Freiheit von allen gesellschaftlichen Normen auf einmalpositiv gesehen. Gegenüber dieser Verfälschung archetypischer Bilder möchtenwir, ausgehend von den biblischen Frauengestalten, diese Bilder zurechtrücken.Archetypische Bilder haben auch eine reinigende Kraft. So steckt in dennegativen Bildern, die die Medien heute als Vorbild hinstellen, immer auch einStück Wahrheit. Aber es bedarf der Läuterung durch den Archetyp, damit dieeigentliche Bedeutung und Kraft der Bilder sichtbar werden.
Einegriechische Autorin hat einmal sieben archetypische Bilder für die Fraubeschrieben: die Liebende, die Mütterliche, die Priesterin, die Künstlerin,die Kämpferin, die Königin und die wilde Frau. Wir haben in ähnlicher Weise 14Archetypen ausgewählt und sie mit den biblischen Frauengestalten in Bezuggesetzt. 14 ist seit jeher eine heilende Zahl. Bei den Babyloniern gab es 14helfende Götter. Und im christlichen Bereich gibt es die 14 Nothelfer. Ebensoist 14 eine weibliche Zahl. Sie markiert die Hälfte eines Monatszyklus, der für jedeFrau eine wichtige Bedeutung hat. Wir glauben, daß in den 14 Bildern das Wesender Frau und das Potential, das in ihr steckt, zum Ausdruck kommen.
Die hier vorgestellten 14 Bilder sollen Frauen also helfen,ihr eigenes Wesen zu entdecken und aus dem inneren Reichtum ihres Frauseins zuleben. Des weiteren sollen die Bilder Frauen den Weg weisen, die Wunden zuheilen, die ihnen falsche Frauenbilder geschlagen haben, und helfen, zu ihrereigenen Ganzheit, zu ihrem »Heil« zu finden.
AlsTitel haben wir über unser Frauenbuch die beiden archetypischen Bilder derwilden Frau und der Königin gesetzt. In diesen Bildern kommen für uns am bestendie Grundeigenschaften zum Ausdruck, die eine Frau lebendig halten. Gemeinsamerzeugen sie Energie. Wenn eine Frau die wilde Frau und die Königin in sichzuläßt, dann wird sie auch alle anderen Bilder mit Kraft erfüllen, sei es dasBild der Mütterlichen, mit dem die feministische Bewegung so große Problemehatte, oder das Bild der Liebenden, der Künstlerin oder der Prophetin.
Manchen mag der Buchtitel provozierend erscheinen. Anderemögen ihn als modische Welle abtun. Wir jedoch glauben, daß gerade die Bilderder »Königin« und der »wilden Frau« Frauen zu ihrem eigentlichen Wesen führenund sie mit dem Potential in Kontakt bringen, das in ihrer Seele bereit liegt.Uns geht es daher in diesem Buch darum, diese beiden Pole so miteinander zuverbinden, daß Sie, liebe Leserinnen, neue Lust am Leben und neue Lust an IhremFrausein gewinnen. Noch ein Wort zum Werdegang dieses Buches: Es ist entstandenaus vielen Gesprächen zwischen uns Autoren. Außerdem haben wir Manuskripte undTexte benutzt, die bei verschiedenen Frauenseminaren und aus dem Hören aufdas, was Frauen uns erzählt haben, entstanden sind. Wir haben unseregemeinsamen Texte immer wieder miteinander besprochen und darüber diskutiert.Unsere gemeinsame Arbeit am Thema wird in diesem Buch auch durch dieunterschiedlichen Schrifttypen, in denen die jeweils von uns einzeln verfaßtenAbsätze gekennzeichnet sind, nachvollziehbar. So spiegelt schon die äußereForm des Textes das Gespräch wider, das wir über ein Jahr hinweg geführt haben.Wir haben die einzelnen Frauenbilder alphabetisch nach ihrenalttestamentlichen Namen angeordnet. Unseren Leserinnen möchten wir empfehlen,das Buch kapitelweise zu lesen und über die Bilder im einzelnen nachzudenkenoder auch zu meditieren. Keineswegs erheben die vorliegenden Gedanken den Anspruch,die einzig mögliche Sicht zu sein. Jede Frau wird und soll ihr persönlichesSelbstverständnis entwickeln. Unser Buch will Frauen Mut machen, selbst dasGespräch mit anderen Frauen und mit den Männern zu suchen und im Gespräch zuentdecken, was ihre tiefste Identität ist. Und wir wollen Frauen Lustvermitteln, ihre eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten zu entfalten und dankbarzu sein für die jeweils einzigartige Weise, wie jede ihr Frausein lebt.
Linda Jarosch und P. Anselm Grün,
Münsterschwarzach im Juni 2004.
© Vier-Türme-Verlag
Anselm Grün, geboren 1945, verwaltet die Benediktinerabtei Münsterschwarzach. Außerdem ist er geistlicher Berater und Autor zahlreicher spiritueller Bücher. 2007 wurde Anselm Grün das Bundesverdienstkreuz verliehen.
- Autoren: Linda Jarosch , Anselm Grün
- 2015, 194 Seiten, Maße: 14,3 x 20,9 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Vier Türme
- ISBN-10: 3878682921
- ISBN-13: 9783878682929
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