Lang sind die Schatten / Kommissarin Inka Luhmann Bd.2
Inka Luhmann ermittelt im Sauerland
Schock bem Nascar-Rennen im schönen Sauerland: Aus dem Kofferraum des Siegerautos wird eine Leiche herausgeschleudert! Kommissarin Inka Luhmann findet heraus, dass der Tote im Autoclub Hesborn recht beliebt war. Andererseits war er auch verurteilter Bordellbesitzer und Zuhälter.
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Produktinformationen zu „Lang sind die Schatten / Kommissarin Inka Luhmann Bd.2 “
Schock bem Nascar-Rennen im schönen Sauerland: Aus dem Kofferraum des Siegerautos wird eine Leiche herausgeschleudert! Kommissarin Inka Luhmann findet heraus, dass der Tote im Autoclub Hesborn recht beliebt war. Andererseits war er auch verurteilter Bordellbesitzer und Zuhälter.
Klappentext zu „Lang sind die Schatten / Kommissarin Inka Luhmann Bd.2 “
Spannend, bodenständig, echt: Der zweite Sauerlandkrimi mit der sympathischen Kommissarin Inka LuhmannSchock beim Stock-Car-Rennen im schönen Sauerland: im hohen Bogen fliegt beim Finish eine Leiche aus dem Kofferraum des Siegerautos. Der Tote war im Autoclub Hesborn sehr beliebt. Aber wie Kommissarin Inka Luhmann bald herausfindet, war er auch bekannt als Bordellbesitzer und Zuhälter. Und deswegen schon verurteilt. Damaliger Ermittler: Inkas Mann, Hauptkommissar Hendrik Luhmann, aktuell in Elternzeit. Auf Inkas Fragen antwortet ihr Mann ausweichend. Verschweigt er etwas? Was wissen seine alten Kollegen? Als ein weiterer Mord geschieht, muss sich Inka fragen, wem sie bei der Jagd nach dem Täter noch vertrauen kann...
»Das Autorenduo Welter und Gantenberg hat mit Inka Luhmann eine sympathische Ermittlerin erschaffen, die zwar aus dem Ruhrgebiet kommt, sich aber ihrer Wahlheimat angepasst hat - sie ist unkompliziert und bodenständig.«
Westdeutsche Zeitung
Lese-Probe zu „Lang sind die Schatten / Kommissarin Inka Luhmann Bd.2 “
Lang sind die Schatten von Oliver Welter und Michael Gantenberg1
Samstag, 18:58 Uhr
Keine Sicht war die beste Sicht. Erst wenn man kaum noch etwas sah, zeigte sich, wer wirklich Benzin im Blut hatte. Und wer nur Auto fuhr. Anne Stumpf starrte konzentriert durch den fast undurchdringlichen Schmierfilm aus Matsch, Benzin und Öl auf dem Visier ihres Helms und lächelte grimmig. Es war »crunch time«, wie sie es nannte. Der entscheidende Zeitpunkt in einem Rennen, der aus zehn Kontrahenten einen Gewinner und neun Verlierer machte.
Tagelanger Regen hatte die Stock-Car-Piste des Motorsportclubs Hesborn in ein ackergroßes Oval aus knöcheltiefem Schlamm verwandelt. Darüber lag ein beständiger blauer Abgasdunst, der mit der typisch sauerländischen Mischung aus Regen und Hochnebel für ein Wochenende eine ungewöhnliche Minismoglage über das kleine Dorf südöstlich von Winterberg legte: die »HSK Stock-Car-Challenge«.
Anne Stumpf klammerte ihre feuerfest behandschuhten Hände noch fester um das Lenkrad. Der tiefe Boden, das ramponierte Fahrwerk ihres Autos und die ständigen Schläge in Rücken und Nacken ließen das Holpern über die Piste zu einem reinen Willensakt werden. Man musste den ohrenbetäubenden Motorenlärm, den Gestank der Abgase und das Ächzen und Schaukeln der Karosserie schon lieben, um es auszuhalten. So wie Anne. Stock-Car-Rennen waren nun einmal nichts für Weicheier. Schon gar nicht, wenn man die einzige Frau im Feld war. Und dieses Mal würde sie es den Kerlen zeigen! Nicht so wie in den letzten Jahren.
Anne trat das Gaspedal durch und lenkte scharf links ein. Ihr alter Opel Kadett ächzte wie ein aufgelaufener rostiger Tanker an einem sturmgepeitschten Kliff. Vor ihr tauchte ihr vorletztes Ziel auf. Das Auto mit der Nummer 33. In seinem ersten Leben, vor etwa 15 Jahren, war es ein ganz
... mehr
normaler VW Golf gewesen. Inzwischen war selbst das, was der Umbau zum Stock-Car von der Serienausstattung übrig gelassen hatte, entweder eingedrückt, zerbeult oder schlicht nicht mehr da. Die letzten acht Runden des Finales der »HSK Stock-Car-Challenge« hatten an allen Fahr¬zeugen ihre Spuren hinterlassen. Sieben waren bereits liegengeblieben und ausgeschieden. Drei waren noch im Rennen. Nur der Fahrer, der als Letzter in einem fahrenden Auto saß, war der Sieger. Oder wenn es nach Anne ging: die Siegerin. Sie liebte diese klare, fast brutale Form des sportlichen Überlebenskamp¬fes. Und die gleichzeitig fast philosophische Dimension dahinter. Wo sonst war wirklich einmal der Letzte zugleich der Erste? Mal abgesehen von biblischen Zitaten.
Anne regulierte ihre Geschwindigkeit nur über das Gaspedal. Die Bremse brauchte sie in dem tiefen Schlamm nicht. Die 33 kam schnell näher. Zu schnell. Anne roch den Grund, bevor sie ihn sah. Ein beißend scharfer Geruch nach verbrennendem Öl drang in ihre offene, mit einem massiven Gitterkäfig gesicherte Fahrgastzelle und ihren Helm. Der Kerl vor ihr hatte einen Defekt! Und jetzt sah sie es. Dichter grauer Rauch stieg aus dem Motor¬raum auf. Der Golf wurde noch langsamer. Lange würde er ver¬mutlich nicht mehr durchhalten. Aber darauf konnte Anne es nicht ankommen lassen. Sie trat noch einmal aufs Gas und raste auf die Nummer 33 zu. Jetzt kam es auf Fingerspitzengefühl an. Sie musste ihn einerseits hart genug treffen, um ihn endgültig aus dem Rennen zu befördern, und andererseits darauf achten, ihren Kadett dabei nicht so stark zu beschädigen, dass er gleich neben dem Konkurrenten liegenblieb. Damit wäre das Rennen aus und ausgerechnet Dirk Vollmer der Sieger. Ein Umstand, den Anne bereits in den letzten drei Jahren mit unterdrücktem Zorn hatte ertragen müssen.
Ein lautes Kraches und ein markerschütternder Aufprall warf sie in ihre Hosenträgergurte. Ihr Kopf schlug für Sekundenbruchteile unkontrolliert gegen die engen Wände ihrer Sitzschale. Die blauen Flecken und Blutergüsse nahm sie gerne in Kauf, denn sie hatte die 33 voll erwischt. Der Golf verschwand aus ihrem Blickfeld, die schemenhaft vorbeifliegenden Gesichter der joh¬lenden, meist männlichen Zuschauer zeigten ihr, dass nur noch sie und Dirk Vollmer übrig waren.
Fragte sich nur, wo er steckte. Vermutlich auf der gegenüber¬liegenden Seite des Rundkurses. Sie wusste, dass sein alter Ford Orion im Vergleich mit den Schrotthaufen der anderen acht Teil¬nehmer, die sich wie Kadaver auf der Strecke verteilten, wie immer fast unversehrt aussah. Zumindest für Stock-Car-Verhält¬nisse. Es war Vollmers Taktik, sich am Anfang möglichst aus allen Zweikämpfen herauszuhalten und erst dann, wenn nur noch wenige Autos übrig waren, mit überlegenem Fahrzeugzustand den Sieg herauszufahren. Diese Aasgeiertaktik hasste sie an dem Kerl.
Anne schob den rechten Daumen unter ihr Visier und öffnete es. Zum Dreck und dem Lärm der dröhnenden Motoren war nun auch das metallische Ächzen ihrer Stoßdämpfer und der Karos¬serie zu hören. Das ganze Auto vibrierte. Anne spürte, es war nur noch eine Frage von Minuten, bis auch ihr Kadett sein Leben aushauchen würde.
Plötzlich ein ohrenbetäubender Knall! Anne spürte einen gigan¬tischen Ruck durch ihr Auto fahren. Verdammt, Vollmer hatte sie von hinten erwischt! Und er hatte genug Geschwindigkeit aufgenommen, um sie weiter nach vorne zu drücken. Direkt auf den aufgeschütteten Lehmwall zu, der als Streckenbegrenzung und Schutz der Zuschauer diente. Wenn er sie daran hochschob, würde Annes Kadett sich erst aufstellen, dann nach hinten um¬fallen und wie ein hilfloses Insekt auf dem Dach oder der Seite liegenbleiben. Vollmers Orion schob weiter. Anne überlegte fie¬berhaft. Es blieb ihr nichts übrig, als volles Risiko zu gehen. Sie täuschte ein seitliches Ausweichmanöver nach rechts an, zog blitzartig die Handbremse und lenkte scharf links ein. Ihr Kadett stellte sich quer zu Vollmers Orion. Für einen Moment konnte Anne die verbissen zusammengekniffenen Augen im Helm ihres Gegners sehen. Wieder krachte es! Wieder hatte Vollmer sie erwischt. Aber, wie Anne gehofft hatte, nicht in der Höhe ihrer Tür, sondern weiter hinten. Am Heck. Hoffnung stieg in ihr auf. Ihr Plan könnte tatsächlich aufgehen! Sie trat die Kupplung durch, nahm die Hände vom Lenkrad und verkreuzte sie vor der Brust. Dann knallte ihr Kopf auch schon gegen den Sitz, wäh¬rend ihr Wagen sich überschlug. Schlamm und Matsch drückten sich durch die Fensteröffnung ins Wageninnere. Eine tiefe erdige Feuchte legte sich über Abgas- und Kondensdämpfe. Für einen entsetzlich langen Moment drehte sich die Welt vor Annes Augen. Sie war eingeschlossen in die Trommel einer gigantischen Wasch-maschine mit Verbrennungsmotor. Mit Urgewalt wurde sie in ihrem Sitz hin- und hergeworfen. Bis das Auto mit einem erneu¬ten dumpfen Knall zischend und schwankend zum Stehen kam. Auf den Rädern! Und der Motor lief! Und was sie jetzt sah, ließ ihr Herz einen Moment aussetzen. Vollmers Orion kam neben ihr schwankend auf dem Dach zum Stillstand! Durch Annes plötzliches Manöver war er mit Vollgas an ihrem Heck vorbei und in den Begrenzungswall gerast. Dort hatte er sich aufgestellt und war selbst umgefallen. Anne starrte ungläubig auf ihren kaltge¬stellten Gegner. Sie hatte gewonnen!
Sie stieß einen Schrei aus und trat das Gaspedal vor Freude durch. Ihr Motor heulte ohrenbetäubend auf. Mit euphorisch jubelnden Schlägen auf das Lenkrad drehte sie eine Ehrenrunde und winkte mit hochgeklapptem Visier in die Zuschauerreihen.
Aber niemand applaudierte oder winkte zurück. Anne sah in entsetzte Gesichter, die sich entweder schockiert abwandten oder in Richtung von Vollmers Auto zeigten. Was war da los? Gleich würde sie es wissen. Sie bog um die letzte Kurve und sah den Orion. Er lag rauchend auf dem Dach, wie ein besiegter Dra¬che. Vollmer selbst stand daneben. Ihm ging es gut. Nicht jedoch dem, was unter dem geöffneten Kofferraum seines Autos im Pistenschlamm lag. Der Körper eines toten Mannes.
Wieder schrie Anne auf. Nur diesmal vor Entsetzen.
2
Samstag, 19:04 Uhr
»Einmal Sex On The Beach.«
Inka sah über das üppig mit Früchten, Zuckerkristallen und Strohhalmlametta verzierte Cocktailglas vor sich auf das Grinsen des Barkeepers dahinter.
»Ist nicht von mir, sondern von dem Herrn dahinten«, fügte er hinzu und deutete mit dem Kopf den Tresen der prächtigen höl¬zernen Bar entlang.
Was blieb Inka übrig, als den Blick zu heben? Er fiel auf einen dicklichen Halbglatzenträger im Anzug mit Fliege. Sein zurückgegeltes, zu langes Resthaar und das aufgesetzte Verführerlächeln unter einem schmalen Clark-Gable-Bärtchen ließen Inka ungläu¬big blinzeln. Was für ein Schmacko, dachte Inka. Zwei Cocktailkirschen und ein Papierschirmchen hinters Ohr und der Kerl ging in seiner Lächerlichkeit selbst als Longdrink durch. Was ihn offen¬bar nicht davon abhielt, Frauen ohne Begleitung als Freiwild zu betrachten.
Inka schob den Cocktail weg und winkte den Barkeeper heran.
»Die Cocktailidee ist nicht schlecht, aber ich trinke Mai Thai. Und ich zahle selbst«, sagte sie.
Der Barkeeper lächelte, nahm den Cocktail und gab ihn seinem rechtmäßigen Besitzer zurück. Der Schmacko lächelte jovial, und Inka ahnte, was kam. Typen, die Frauen in Hotelbars mit zweideutigen Cocktails anmachten, hatten ein Problem. Sie kannten die Bedeutung des Wortes »Nein« nicht. Wie zum Beweis kam der Typ jetzt auf Inka zu.
»Wenn Sie keinen Sex On The Beach möchten, können wir den Strand auch weglassen. Zimmer Hundertvier«, hauchte er Inka zu, als er an ihr vorbei in Richtung Gastraum schlenderte.
Inka beschloss, nicht mal den Kopf darüber zu schütteln. Zumal der Barkeeper gerade ihren Mai Thai servierte. Sie bedankte sich, nahm das Glas, sog am Strohhalm und spürte, wie der erste Schluck sie sofort entspannte. Sie sah sich um.
Die Bar des »Landhaus Reinecke« war, wie das gesamte Haus, ein Musterbeispiel für Sauerländer Understatement. Zum einen, weil der Titel »Landhaus« eine echte Untertreibung für das elegante Vier-Sterne-Hotelrestaurant war. Und zum anderen, weil man hier keine phantasievollen Kunstnamen brauchte, um Kunden anzulocken. Das Hotel nannte sich schlicht nach dem Ort, vor dessen Toren es sich malerisch an die Uferlandschaft des Möhnesees schmiegte: Reinecke.
Inka stellte ihr Glas ab. Sie hatte ihre Handtasche über die Lehne des Barhockers gehängt und rutschte etwas unwohl auf der Sitzfläche herum. Irgendwie vertrug sich ihr langes schwar¬zes Abendkleid nicht mit der Architektur des Stuhles. Bei jeder Bewegung drohte es sich an den Fußrasten des Hockers oder an den hohen Absätzen ihrer neuen Peter-Kaiser-Pumps zu verfan¬gen, die sie sich nach monatelangem Überlegen gegönnt hatte. Sie sah sich beim ersten Versuch, hier wieder aufzustehen, schon undamenhaft zu Boden gehen. Der Barkeeper schien ihre Gedan¬ken zu erraten.
»Falls Sie Hilfe benötigen, lassen Sie es mich wissen«, lächelte er.
»Brauche ich in der Tat«, sagte Inka. »Würden Sie eine Minute auf meinen Platz achten?«
Sie stand auf, kontrolliert, aber elegant. Manchmal war es echt eine Plage, eine Dame zu sein. Aber der Anlass lohnte sich.
Inka schritt aus der Bar über leicht knarzenden Parkettboden in Richtung Speiseraum, wo sich an etwa zwanzig Tischen Paare, kleinere Gesellschaften oder Geschäftsleute regionale Köstlich¬keiten schmecken ließen. Inkas Blick blieb an einem gutaussehenden blonden Hünen hängen, der mit einigen Männern an einem Tisch saß. Sein sympathisch gepflegter Holzfäller-Look wirkte in seinem eleganten Anzug seltsam deplatziert. Der hätte ihr mal einen Cocktail spendieren sollen, dachte Inka. Bei dem hätte sie auch zu »Sex On The Beach« nicht nein gesagt. Jeden¬falls nicht zweimal.
Sie bog nach rechts in die Hotellobby. Die großzügige Ein¬gangshalle präsentierte sich in beigefarbenem Marmor, erhellt von einem glitzernden Kronleuchter. Inka wusste, wie herrlich kühl es hier im Sommer war. Und im Winter ließ der Duft eines prächtig prasselnden Kaminfeuers kein Frösteln aufkommen.
Mit einem kurzen Blick zur Rezeption wandte sich Inka nach rechts, vorbei an einer scheinbar unzerstörbaren ledernen Sitz¬gruppe zu einer Marmortreppe neben dem Eingang. Die Toilet¬ten lagen im Kellergeschoss. Sie raffte ihr Kleid und machte sich mit klackernden Absätzen leicht seitenversetzt an den Abstieg.
Die Treppe endete in einem Vorraum. Ein Display an der Wand versorgte Touristen mit Infos zu sämtlichen Sehenswürdigkeiten der näheren Umgebung auf Scheckkartengröße. Der Blickfang allerdings war ein alter Holzschrank direkt daneben, der sich als antike Telefonvermittlung entpuppte. Inka gefiel, wie würdig und zugleich uneitel das gute Stück hier unten an alte Zeiten er¬innerte.
Links des Treppenabsatzes führte eine Tür zu den Toilettenräu¬men. Eine leichte Zitrusnote in der stickigen Luft hatte ihre liebe Mühe mit einem deutlichen Hauch Modergeruch. Ein Schild aneinem großen weißen Heizkörper enthüllte den Grund: »Heizung bitte nicht abstellen. Schwitzwände.« Der hohe Grundwasser¬spiegel und unterirdisches Sickerwasser waren wohl der Preis für die exklusive Seelage des Hotels, dachte Inka. Auch solche Dinge nannte man im Sauerland beim Namen.
Inka betrat die leere Damentoilette und sah in eine Spiegel¬wand über zwei Waschbecken, die die gesamte Front des Vorraumes einnahm. Sie legte ihre Handtasche ab, schloss die Tür und betrachtete sich nicht ganz unzufrieden. Das dezente Make-up, die schicke Hochsteckfrisur, das neue Kleid ... Ein unge¬wohnter, aber kein schlechter Anblick, selbst für einen Jeanstyp wie sie. Das freie Wochenende würde ihr guttun. Und noch wichtiger: Sie würde es auch genießen können, weil die Mutter in ihr wusste, dass alle ihre Lieben erstklassig versorgt waren. Mia und Tom, ihre beiden sieben- und fünfjährigen Kinder, waren bei »Omma und Oppa Brilon« untergebracht. Wie im ge¬samten westfälischen Großraum hatten die Kinder irgendwann angefangen, ihre Großeltern nicht nach ihren Namen zu benen¬nen, sondern nach den Orten, in denen sie lebten. Inkas eigene Eltern waren deshalb nicht Lisbeth und Horst Hensler, sondern Omma und Oppa Dortmund, und Hennes Eltern eben Omma und Oppa Brilon, statt Brigitte und Alfons Luhmann. Und die würden sich heute Abend gewohnt übertrieben um ihre Enkel¬kinder und Inkas großen, unerzogenen, aber umso liebenswür¬digeren Hund »Böse« kümmern. Henne, Inkas Mann Hendrik, würde ihr eigener Job sein. Sie spürte, wie sich bei dem Gedan¬ken an die Verheißungen des Abends ein wohliges Ziehen in der Leistengegend ausbreitete. Sie verdrängte ihre Vorfreude und wandte sich in Richtung der Toilettenkabinen, als sie plötzlich stutzte. Da klangen Schritte draußen auf der Treppe. Männer¬schritte, nicht die etwas staksigen Schritte einer Frau im Abend¬kleid. Inka hielt inne und horchte. Die Schritte kamen näher und stoppten vor Verbindungstür zum Toilettenvorraum. Vielleichtjemand, der die Telefonanlage zum ersten Mal sah. Aber dann schwang die Tür zum Vorraum auf und schloss sich wieder. Stille. Das Gluckern eines Heizungsrohrs wirkte plötzlich unnatürlich laut. Inka hörte leicht keuchenden Atem. Eine Gänsehaut kroch ihren Rücken hinunter. Der Mann draußen machte keine Anstalten, die Tür zur Herrentoilette zu öffnen. Also suchte er etwas anderes. Was, wurde Inka klar, als sich zu ihrem Entsetzen die Tür zur Damentoilette öffnete. Plötzlich stand der Schmacko aus der Bar vor ihr!
»Dachte ich mir doch, dass ich dich hier treffe«, sagte er kleb¬rig lächelnd.
»Selber schuld, das hättest du auch angenehmer haben kön¬nen.«
Inka wollte etwas erwidern, aber der Kerl machte einen ent¬schlossenen Schritt auf sie zu. Inka sah sich angsterfüllt um. Hinter ihr der Waschtisch, neben ihr der Toilettenraum, vor ihr der Schmacko. Flucht war unmöglich. Und ihre polizeilichen Kampfsporterfahrungen nützten ihr in einem engen Abendkleid so viel wie ein Wassergutschein in der Wüste. Fieberhaft tasteten ihre Hände nach einer Waffe. Da war nur ihre Handtasche. Der Typ kam einen weiteren Schritt auf sie zu.
»Wie wäre es, wenn du dich einfach ein bisschen entspannst?«, fragte er.
Inka ging in Abwehrposition, sie spürte schon seine schwitzigen Pfoten auf ihrer Schulter. Vielleicht konnte sie wenigstens einen Tritt landen. Doch plötzlich wurde der Schmacko von einer Naturgewalt nach hinten gerissen! Inka sah erschrocken auf. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass die Tür sich noch einmal geöffnet hatte und hinter dem Schmacko wie aus dem Nichts der blonde Hüne aus dem Gastraum stand.
© 2014 S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main
Anne regulierte ihre Geschwindigkeit nur über das Gaspedal. Die Bremse brauchte sie in dem tiefen Schlamm nicht. Die 33 kam schnell näher. Zu schnell. Anne roch den Grund, bevor sie ihn sah. Ein beißend scharfer Geruch nach verbrennendem Öl drang in ihre offene, mit einem massiven Gitterkäfig gesicherte Fahrgastzelle und ihren Helm. Der Kerl vor ihr hatte einen Defekt! Und jetzt sah sie es. Dichter grauer Rauch stieg aus dem Motor¬raum auf. Der Golf wurde noch langsamer. Lange würde er ver¬mutlich nicht mehr durchhalten. Aber darauf konnte Anne es nicht ankommen lassen. Sie trat noch einmal aufs Gas und raste auf die Nummer 33 zu. Jetzt kam es auf Fingerspitzengefühl an. Sie musste ihn einerseits hart genug treffen, um ihn endgültig aus dem Rennen zu befördern, und andererseits darauf achten, ihren Kadett dabei nicht so stark zu beschädigen, dass er gleich neben dem Konkurrenten liegenblieb. Damit wäre das Rennen aus und ausgerechnet Dirk Vollmer der Sieger. Ein Umstand, den Anne bereits in den letzten drei Jahren mit unterdrücktem Zorn hatte ertragen müssen.
Ein lautes Kraches und ein markerschütternder Aufprall warf sie in ihre Hosenträgergurte. Ihr Kopf schlug für Sekundenbruchteile unkontrolliert gegen die engen Wände ihrer Sitzschale. Die blauen Flecken und Blutergüsse nahm sie gerne in Kauf, denn sie hatte die 33 voll erwischt. Der Golf verschwand aus ihrem Blickfeld, die schemenhaft vorbeifliegenden Gesichter der joh¬lenden, meist männlichen Zuschauer zeigten ihr, dass nur noch sie und Dirk Vollmer übrig waren.
Fragte sich nur, wo er steckte. Vermutlich auf der gegenüber¬liegenden Seite des Rundkurses. Sie wusste, dass sein alter Ford Orion im Vergleich mit den Schrotthaufen der anderen acht Teil¬nehmer, die sich wie Kadaver auf der Strecke verteilten, wie immer fast unversehrt aussah. Zumindest für Stock-Car-Verhält¬nisse. Es war Vollmers Taktik, sich am Anfang möglichst aus allen Zweikämpfen herauszuhalten und erst dann, wenn nur noch wenige Autos übrig waren, mit überlegenem Fahrzeugzustand den Sieg herauszufahren. Diese Aasgeiertaktik hasste sie an dem Kerl.
Anne schob den rechten Daumen unter ihr Visier und öffnete es. Zum Dreck und dem Lärm der dröhnenden Motoren war nun auch das metallische Ächzen ihrer Stoßdämpfer und der Karos¬serie zu hören. Das ganze Auto vibrierte. Anne spürte, es war nur noch eine Frage von Minuten, bis auch ihr Kadett sein Leben aushauchen würde.
Plötzlich ein ohrenbetäubender Knall! Anne spürte einen gigan¬tischen Ruck durch ihr Auto fahren. Verdammt, Vollmer hatte sie von hinten erwischt! Und er hatte genug Geschwindigkeit aufgenommen, um sie weiter nach vorne zu drücken. Direkt auf den aufgeschütteten Lehmwall zu, der als Streckenbegrenzung und Schutz der Zuschauer diente. Wenn er sie daran hochschob, würde Annes Kadett sich erst aufstellen, dann nach hinten um¬fallen und wie ein hilfloses Insekt auf dem Dach oder der Seite liegenbleiben. Vollmers Orion schob weiter. Anne überlegte fie¬berhaft. Es blieb ihr nichts übrig, als volles Risiko zu gehen. Sie täuschte ein seitliches Ausweichmanöver nach rechts an, zog blitzartig die Handbremse und lenkte scharf links ein. Ihr Kadett stellte sich quer zu Vollmers Orion. Für einen Moment konnte Anne die verbissen zusammengekniffenen Augen im Helm ihres Gegners sehen. Wieder krachte es! Wieder hatte Vollmer sie erwischt. Aber, wie Anne gehofft hatte, nicht in der Höhe ihrer Tür, sondern weiter hinten. Am Heck. Hoffnung stieg in ihr auf. Ihr Plan könnte tatsächlich aufgehen! Sie trat die Kupplung durch, nahm die Hände vom Lenkrad und verkreuzte sie vor der Brust. Dann knallte ihr Kopf auch schon gegen den Sitz, wäh¬rend ihr Wagen sich überschlug. Schlamm und Matsch drückten sich durch die Fensteröffnung ins Wageninnere. Eine tiefe erdige Feuchte legte sich über Abgas- und Kondensdämpfe. Für einen entsetzlich langen Moment drehte sich die Welt vor Annes Augen. Sie war eingeschlossen in die Trommel einer gigantischen Wasch-maschine mit Verbrennungsmotor. Mit Urgewalt wurde sie in ihrem Sitz hin- und hergeworfen. Bis das Auto mit einem erneu¬ten dumpfen Knall zischend und schwankend zum Stehen kam. Auf den Rädern! Und der Motor lief! Und was sie jetzt sah, ließ ihr Herz einen Moment aussetzen. Vollmers Orion kam neben ihr schwankend auf dem Dach zum Stillstand! Durch Annes plötzliches Manöver war er mit Vollgas an ihrem Heck vorbei und in den Begrenzungswall gerast. Dort hatte er sich aufgestellt und war selbst umgefallen. Anne starrte ungläubig auf ihren kaltge¬stellten Gegner. Sie hatte gewonnen!
Sie stieß einen Schrei aus und trat das Gaspedal vor Freude durch. Ihr Motor heulte ohrenbetäubend auf. Mit euphorisch jubelnden Schlägen auf das Lenkrad drehte sie eine Ehrenrunde und winkte mit hochgeklapptem Visier in die Zuschauerreihen.
Aber niemand applaudierte oder winkte zurück. Anne sah in entsetzte Gesichter, die sich entweder schockiert abwandten oder in Richtung von Vollmers Auto zeigten. Was war da los? Gleich würde sie es wissen. Sie bog um die letzte Kurve und sah den Orion. Er lag rauchend auf dem Dach, wie ein besiegter Dra¬che. Vollmer selbst stand daneben. Ihm ging es gut. Nicht jedoch dem, was unter dem geöffneten Kofferraum seines Autos im Pistenschlamm lag. Der Körper eines toten Mannes.
Wieder schrie Anne auf. Nur diesmal vor Entsetzen.
2
Samstag, 19:04 Uhr
»Einmal Sex On The Beach.«
Inka sah über das üppig mit Früchten, Zuckerkristallen und Strohhalmlametta verzierte Cocktailglas vor sich auf das Grinsen des Barkeepers dahinter.
»Ist nicht von mir, sondern von dem Herrn dahinten«, fügte er hinzu und deutete mit dem Kopf den Tresen der prächtigen höl¬zernen Bar entlang.
Was blieb Inka übrig, als den Blick zu heben? Er fiel auf einen dicklichen Halbglatzenträger im Anzug mit Fliege. Sein zurückgegeltes, zu langes Resthaar und das aufgesetzte Verführerlächeln unter einem schmalen Clark-Gable-Bärtchen ließen Inka ungläu¬big blinzeln. Was für ein Schmacko, dachte Inka. Zwei Cocktailkirschen und ein Papierschirmchen hinters Ohr und der Kerl ging in seiner Lächerlichkeit selbst als Longdrink durch. Was ihn offen¬bar nicht davon abhielt, Frauen ohne Begleitung als Freiwild zu betrachten.
Inka schob den Cocktail weg und winkte den Barkeeper heran.
»Die Cocktailidee ist nicht schlecht, aber ich trinke Mai Thai. Und ich zahle selbst«, sagte sie.
Der Barkeeper lächelte, nahm den Cocktail und gab ihn seinem rechtmäßigen Besitzer zurück. Der Schmacko lächelte jovial, und Inka ahnte, was kam. Typen, die Frauen in Hotelbars mit zweideutigen Cocktails anmachten, hatten ein Problem. Sie kannten die Bedeutung des Wortes »Nein« nicht. Wie zum Beweis kam der Typ jetzt auf Inka zu.
»Wenn Sie keinen Sex On The Beach möchten, können wir den Strand auch weglassen. Zimmer Hundertvier«, hauchte er Inka zu, als er an ihr vorbei in Richtung Gastraum schlenderte.
Inka beschloss, nicht mal den Kopf darüber zu schütteln. Zumal der Barkeeper gerade ihren Mai Thai servierte. Sie bedankte sich, nahm das Glas, sog am Strohhalm und spürte, wie der erste Schluck sie sofort entspannte. Sie sah sich um.
Die Bar des »Landhaus Reinecke« war, wie das gesamte Haus, ein Musterbeispiel für Sauerländer Understatement. Zum einen, weil der Titel »Landhaus« eine echte Untertreibung für das elegante Vier-Sterne-Hotelrestaurant war. Und zum anderen, weil man hier keine phantasievollen Kunstnamen brauchte, um Kunden anzulocken. Das Hotel nannte sich schlicht nach dem Ort, vor dessen Toren es sich malerisch an die Uferlandschaft des Möhnesees schmiegte: Reinecke.
Inka stellte ihr Glas ab. Sie hatte ihre Handtasche über die Lehne des Barhockers gehängt und rutschte etwas unwohl auf der Sitzfläche herum. Irgendwie vertrug sich ihr langes schwar¬zes Abendkleid nicht mit der Architektur des Stuhles. Bei jeder Bewegung drohte es sich an den Fußrasten des Hockers oder an den hohen Absätzen ihrer neuen Peter-Kaiser-Pumps zu verfan¬gen, die sie sich nach monatelangem Überlegen gegönnt hatte. Sie sah sich beim ersten Versuch, hier wieder aufzustehen, schon undamenhaft zu Boden gehen. Der Barkeeper schien ihre Gedan¬ken zu erraten.
»Falls Sie Hilfe benötigen, lassen Sie es mich wissen«, lächelte er.
»Brauche ich in der Tat«, sagte Inka. »Würden Sie eine Minute auf meinen Platz achten?«
Sie stand auf, kontrolliert, aber elegant. Manchmal war es echt eine Plage, eine Dame zu sein. Aber der Anlass lohnte sich.
Inka schritt aus der Bar über leicht knarzenden Parkettboden in Richtung Speiseraum, wo sich an etwa zwanzig Tischen Paare, kleinere Gesellschaften oder Geschäftsleute regionale Köstlich¬keiten schmecken ließen. Inkas Blick blieb an einem gutaussehenden blonden Hünen hängen, der mit einigen Männern an einem Tisch saß. Sein sympathisch gepflegter Holzfäller-Look wirkte in seinem eleganten Anzug seltsam deplatziert. Der hätte ihr mal einen Cocktail spendieren sollen, dachte Inka. Bei dem hätte sie auch zu »Sex On The Beach« nicht nein gesagt. Jeden¬falls nicht zweimal.
Sie bog nach rechts in die Hotellobby. Die großzügige Ein¬gangshalle präsentierte sich in beigefarbenem Marmor, erhellt von einem glitzernden Kronleuchter. Inka wusste, wie herrlich kühl es hier im Sommer war. Und im Winter ließ der Duft eines prächtig prasselnden Kaminfeuers kein Frösteln aufkommen.
Mit einem kurzen Blick zur Rezeption wandte sich Inka nach rechts, vorbei an einer scheinbar unzerstörbaren ledernen Sitz¬gruppe zu einer Marmortreppe neben dem Eingang. Die Toilet¬ten lagen im Kellergeschoss. Sie raffte ihr Kleid und machte sich mit klackernden Absätzen leicht seitenversetzt an den Abstieg.
Die Treppe endete in einem Vorraum. Ein Display an der Wand versorgte Touristen mit Infos zu sämtlichen Sehenswürdigkeiten der näheren Umgebung auf Scheckkartengröße. Der Blickfang allerdings war ein alter Holzschrank direkt daneben, der sich als antike Telefonvermittlung entpuppte. Inka gefiel, wie würdig und zugleich uneitel das gute Stück hier unten an alte Zeiten er¬innerte.
Links des Treppenabsatzes führte eine Tür zu den Toilettenräu¬men. Eine leichte Zitrusnote in der stickigen Luft hatte ihre liebe Mühe mit einem deutlichen Hauch Modergeruch. Ein Schild aneinem großen weißen Heizkörper enthüllte den Grund: »Heizung bitte nicht abstellen. Schwitzwände.« Der hohe Grundwasser¬spiegel und unterirdisches Sickerwasser waren wohl der Preis für die exklusive Seelage des Hotels, dachte Inka. Auch solche Dinge nannte man im Sauerland beim Namen.
Inka betrat die leere Damentoilette und sah in eine Spiegel¬wand über zwei Waschbecken, die die gesamte Front des Vorraumes einnahm. Sie legte ihre Handtasche ab, schloss die Tür und betrachtete sich nicht ganz unzufrieden. Das dezente Make-up, die schicke Hochsteckfrisur, das neue Kleid ... Ein unge¬wohnter, aber kein schlechter Anblick, selbst für einen Jeanstyp wie sie. Das freie Wochenende würde ihr guttun. Und noch wichtiger: Sie würde es auch genießen können, weil die Mutter in ihr wusste, dass alle ihre Lieben erstklassig versorgt waren. Mia und Tom, ihre beiden sieben- und fünfjährigen Kinder, waren bei »Omma und Oppa Brilon« untergebracht. Wie im ge¬samten westfälischen Großraum hatten die Kinder irgendwann angefangen, ihre Großeltern nicht nach ihren Namen zu benen¬nen, sondern nach den Orten, in denen sie lebten. Inkas eigene Eltern waren deshalb nicht Lisbeth und Horst Hensler, sondern Omma und Oppa Dortmund, und Hennes Eltern eben Omma und Oppa Brilon, statt Brigitte und Alfons Luhmann. Und die würden sich heute Abend gewohnt übertrieben um ihre Enkel¬kinder und Inkas großen, unerzogenen, aber umso liebenswür¬digeren Hund »Böse« kümmern. Henne, Inkas Mann Hendrik, würde ihr eigener Job sein. Sie spürte, wie sich bei dem Gedan¬ken an die Verheißungen des Abends ein wohliges Ziehen in der Leistengegend ausbreitete. Sie verdrängte ihre Vorfreude und wandte sich in Richtung der Toilettenkabinen, als sie plötzlich stutzte. Da klangen Schritte draußen auf der Treppe. Männer¬schritte, nicht die etwas staksigen Schritte einer Frau im Abend¬kleid. Inka hielt inne und horchte. Die Schritte kamen näher und stoppten vor Verbindungstür zum Toilettenvorraum. Vielleichtjemand, der die Telefonanlage zum ersten Mal sah. Aber dann schwang die Tür zum Vorraum auf und schloss sich wieder. Stille. Das Gluckern eines Heizungsrohrs wirkte plötzlich unnatürlich laut. Inka hörte leicht keuchenden Atem. Eine Gänsehaut kroch ihren Rücken hinunter. Der Mann draußen machte keine Anstalten, die Tür zur Herrentoilette zu öffnen. Also suchte er etwas anderes. Was, wurde Inka klar, als sich zu ihrem Entsetzen die Tür zur Damentoilette öffnete. Plötzlich stand der Schmacko aus der Bar vor ihr!
»Dachte ich mir doch, dass ich dich hier treffe«, sagte er kleb¬rig lächelnd.
»Selber schuld, das hättest du auch angenehmer haben kön¬nen.«
Inka wollte etwas erwidern, aber der Kerl machte einen ent¬schlossenen Schritt auf sie zu. Inka sah sich angsterfüllt um. Hinter ihr der Waschtisch, neben ihr der Toilettenraum, vor ihr der Schmacko. Flucht war unmöglich. Und ihre polizeilichen Kampfsporterfahrungen nützten ihr in einem engen Abendkleid so viel wie ein Wassergutschein in der Wüste. Fieberhaft tasteten ihre Hände nach einer Waffe. Da war nur ihre Handtasche. Der Typ kam einen weiteren Schritt auf sie zu.
»Wie wäre es, wenn du dich einfach ein bisschen entspannst?«, fragte er.
Inka ging in Abwehrposition, sie spürte schon seine schwitzigen Pfoten auf ihrer Schulter. Vielleicht konnte sie wenigstens einen Tritt landen. Doch plötzlich wurde der Schmacko von einer Naturgewalt nach hinten gerissen! Inka sah erschrocken auf. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass die Tür sich noch einmal geöffnet hatte und hinter dem Schmacko wie aus dem Nichts der blonde Hüne aus dem Gastraum stand.
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Autoren-Porträt von Oliver Welter, Michael Gantenberg
Welter/GantenbergDas Autorenduo Oliver Welter und Michael Gantenberg kennt sich aus mit Spannung: Michael Gantenberg (geboren 1961) war Radio- und TV-Moderator (WDR,VOX, NDR) und schrieb u.a. für DIE ZEIT und die FAZ. Mit dem Grimme-Preis und dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet, schrieb er zahlreiche Folgen für die Krimireihen 'Unter Verdacht' (ZDF), 'Nord Nord Mord' (ZDF), 'Henker & Richter' (ARD) sowie einen 'Tatort'. Michael Gantenberg lebt mit seiner Familie in der Nähe des Sauerlandes.Oliver Welter (Jahrgang 1969) arbeitete als Autor für 'TV total', schrieb zahlreiche Folgen von TV-Serien wie 'Mein Leben & Ich', 'Alles was zählt' sowie für die Krimiserie 'Morden im Norden' (ARD) und wurde mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet. Selbst großmütterlicherseits Sauerländer, lebt er mit seiner Familie im Rheinland.
Bibliographische Angaben
- Autoren: Oliver Welter , Michael Gantenberg
- 2014, 1. Auflage, 400 Seiten, Maße: 12,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: FISCHER Taschenbuch
- ISBN-10: 359619802X
- ISBN-13: 9783596198023
- Erscheinungsdatum: 20.05.2014
Rezension zu „Lang sind die Schatten / Kommissarin Inka Luhmann Bd.2 “
Für die Leser bleibt es bei der Lektüre nicht nur beim zurückhaltenden Schmunzeln. Die Liveauftritte der Autoren aber sind garantierte Kracher mit Unterhaltungsgarantie. Westdeutsche Allgemeine Zeitung 20141022
Pressezitat
Für die Leser bleibt es bei der Lektüre nicht nur beim zurückhaltenden Schmunzeln. Die Liveauftritte der Autoren aber sind garantierte Kracher mit Unterhaltungsgarantie. Westdeutsche Allgemeine Zeitung 20141022
Kommentar zu "Lang sind die Schatten / Kommissarin Inka Luhmann Bd.2"
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