Koriandergrün und Safranrot
Roman
Zitronensaft und Ingwer für die Seele, Mango für die Träume und Honig für den inneren Frieden - in ihrem indischen Heimatdorf war Nalini dafür berühmt, mit ihren sinnlichen Speisen Körper und Geist heilen zu können. Doch als Familienoberhaupt Raul sie mit...
Leider schon ausverkauft
Taschenbuch
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Produktdetails
Produktinformationen zu „Koriandergrün und Safranrot “
Zitronensaft und Ingwer für die Seele, Mango für die Träume und Honig für den inneren Frieden - in ihrem indischen Heimatdorf war Nalini dafür berühmt, mit ihren sinnlichen Speisen Körper und Geist heilen zu können. Doch als Familienoberhaupt Raul sie mit ihren beiden Kindern in London sitzen lässt, muss Nalini ihre Familie alleine durchbringen. Es spricht sich aber bald herum, welch heilende Magie von Nalinis würzigen Gerichten ausgeht. Und von ihrem kleinen Laden weht der duftende Hauch Indiens durch die Straßen von London. Doch dann kehrt Raul in ihr Leben zurück, und alles um Nalini scheint zusammenzubrechen. Nur ein Wunder kann ihr jetzt noch helfen. Da besinnt sie sich erneut auf ihre ganz besondere Gabe - aber wird die Kraft der Gewürze ausreichen, den Schmerz ihrer Familie zu heilen?
Klappentext zu „Koriandergrün und Safranrot “
Wenn Liebe nach Chili schmeckt und Hoffnung nach Nelken duftet ...»Koriandergrün und Safranrot« ist Familiengeschichte, Mutter-Tochter-Roman und eine Reise durch die kulinarischen Wunder Indiens in einem - farbenfroh, vielfältig und voller Lebensfreude.
Ingwer für die Seele, Mango für die Träume und Honig für inneren Frieden: Von ihrer Mutter hat die Inderin Nalini alles über die heilsamen Kräfte von Speisen und Gewürzen gelernt. Als ihr Mann Raul mit ihr und den Kindern ins ferne London zieht, muss Nalini nicht nur ihre geliebte Mutter und ihre Freunde zurücklassen, auch die Farben und Düfte Indiens fehlen ihr sehr. Trost findet sie beim Kochen, wenn sie Gerichte zaubert, die nicht nur ihr eigenes Leid zu lindern vermögen.
Doch Raul ist nicht der, für den Nalini ihn gehalten hat. Als er ihre Familie zu zerstören droht, steht vor allem ihre Tochter Maya vor einer schweren Wahl. Kann die Kraft der Gewürze auch den Schmerz von Nalinis Familie heilen?
»In Preethi Nairs Roman sind alle Zutaten enthalten, die das Buch zu einem Erlebnis machen. Wunderschön, sinnlich und erstaunlich lebensweise.« Augsburger Allgemeine
Entdecken Sie auch den sinnlich-humorvollen Roman »Die Freischwimmerin« der britisch-indischen Autorin Preethi Nair über über Ehe, Familie und den Mut, dein Leben in die eigenen Hände zu nehmen.
Lese-Probe zu „Koriandergrün und Safranrot “
Koriandergrün und Safranrot von Preethi Nair LESEPROBE Maya Offenbar ziehe ich das Chaos an. Das war schon immer so. Als ich geboren wurde, verlor der Milchmann sein Fahrrad, auf das er fünf Jahre lang gespart hatte. Meine Großmutter, die dringend gebraucht wurde, musste meinen schreienden Bruder aus dem Zimmer schleppen, nachdem er sich irgendwie hineinverirrt hatte. Der Regen beschloss, noch stärker zu werden, sodass dass der Strom ausfiel - der Hebamme war das einerlei, sie war ohnehin blind -, und die Kakerlaken, die sich auf einem zu Boden gefallenen Bhaji gesammelt hatten, wurden unerwartet von einem schweren Fuß zermalmt.
Der Kampf zwischen Amma und mir ging weiter. Sie presste aus Leibeskräften, ich klammerte mich fest. Und so setzte es sich Stunde um Stunde und Jahr um Jahr fort. Begleitet von geheimnisvollem Geflüster wurde eine sorgfältige Strategie entworfen, und kräftige Fingerspitzen, die zu einem Paar runzeliger Hände gehörten, kamen zur Hilfe. Die Hebamme zog mich entschlossen heraus. Mein erster Blick fiel auf die staubigen Flügel eines khakifarbenen Ventilators. Ich weinte.
In diesem Moment hätte ich am liebsten sofort wieder kehrtgemacht und Gott gefragt, was er denn genau mit mir vorhatte - und warum. Er hatte diese Familie für mich ausgesucht. Nachdem ich in dieses kalte, fremde Zimmer hineingeboren worden war, ließ mich die Hebamme einfach weiterschreien, während sie mich hinlegte, um meine Finger und Zehen zu zählen. Dann wurde ich eingewickelt und meiner Amma in die Arme gelegt.
... mehr
»Sie ist wunderschön, einfach wunderschön.«
Allerdings schaute ich nicht nach oben, um das Gesicht meiner Mutter zu sehen, sondern wandte stattdessen den Kopf nach meinem Achan um. Als ich einen alten Mann mit der Haut eines Nashorns in der Ecke sitzen sah, schrie ich noch lauter.
Zum Glück handelte es sich um den Astrologen, der das ganze Tohuwabohu reglos und schweigend beobachtet hatte. Der Astrologe notierte sich die Zeit und schüttelte den Kopf. »Du hättest nicht so lange warten sollen«, sagte er zu Amma. »Das zweite Kind bringt zwar immer Veränderung, doch dieses hier ist mit dem Mars im zweiten Haus geboren worden und wird dir ganz bestimmt noch große Schwierigkeiten machen.« Aber ehe Amma Gelegenheit hatte, über seine Worte nachzudenken, kam der Rest meiner Familie herein.
Der schwere Schritt gehörte meinem Achan, der eigentlich auf Geschäftsreise hätte sein müssen. Offenbar war er nur meinetwegen heimgekehrt. Da er meine unmittelbar bevorstehende Geburt nicht ahnte, hatte er beschlossen, sich dem Durcheinander zu entziehen und sich auf die Suche nach meiner Großmutter und meinem Bruder Satchin zu machen. Er entdeckte Ammamma, wie sie in einer Rikscha mit ihm spielte, und brachte beide wieder zurück.
Ammamma warf einen Blick auf mich und begann dann wie eine Neonröhre zu strahlen. Sie lachte darüber, wie ich in der kühlen Morgenluft zitterte, und fragte sich, von welcher alten Frau ich mir wohl die Seele geliehen hätte. Dann streckte sie die Arme nach mir aus. Aber Achan sah Amma an, und Amma meinte: »Raul. Lass Raul sie halten, Ma.«
Als er mich in seine starken Arme nahm, fühlte ich mich vollkommen geborgen. Satchin beobachtete alles, ging dann zu Amma hinüber und erkundigte sich, wer denn die Familie sei, die sich um
mich kümmern würde. Das war, nachdem er meinen Fuß gestreichelt, gleichzeitig am Daumen gelutscht und mich als vorübergehenden Ersatz für seine geliebte Schmusedecke benutzt hatte, die nicht unbedingt im besten Zustand war.
»Nein, Monu, Mol kommt mit uns nach Hause. Sie ist deine neue kleine Schwester.«
»Nein, nein, Am, ich will nicht.«
»Monu«, erwiderte sie, während Ammamma ihn hochhob, sodass er neben ihr sitzen konnte. »Es wird genauso sein wie vorher, nur besser, weil du jetzt eine kleine Schwester hast, mit der du spielen kannst«
In diesem Moment warf ich meiner Amma einen um Bestätigung heischenden Blick zu. Ihr Gesicht war strahlend glücklich, und man wollte ihr jedes Wort glauben, so ruhig und friedlich waren ihre Züge.
Doch sie hätten auf die Worte eines Kindes hören sollen.
Die Schwierigkeiten, die angeblich mit meinem Eintreffen hätten eintreten sollen, wurden durch eine unerklärliche JupiterSaturn-Verbindung hinausgeschoben. Deshalb vergingen noch weitere drei Jahre, bis die Folgen meiner Geburt mit voller Wucht spürbar wurden.
Gott hatte mir annehmbare Eltern zugeteilt. Mein Achan sah gut aus, und meine Amma war eine wirklich wunderschöne Frau. Sie hatte außergewöhnlich grüne Augen, die funkelten, wenn sie lachte, und lange schlanke Finger, hinter denen sie dieses Lachen verbarg. Achan stammte aus einer wohlhabenden Familie und besaß sechzehn Kühe mehr als Amma. Eigentlich hatte seine Familie sechzehn Kühe mehr als alle Dorfbewohner zusammen, aber ich bekam weder die Tiere noch irgendein Mitglied von Achans Verwandtschaft je zu Gesicht, und man sagte mir, dass sie sehr weit weg wohnten. Amma und ihre Mutter kamen aus demselben Dorf, allerdings eher aus der Mittelschicht. Sie hatten einen Büffel, der bei ihnen in der Küche schlief und anscheinend mehr Gefallen an den Gutenachtgeschichten fand als Amma. Das weiß ich, weil Amma erzählte, dass sein Schnarchen durchs ganze Haus gehallt hätte und manchmal mit den ersten Stößen eines nahenden Erdbebens verwechselt worden sei. Amma hatte keinen Achan mehr, denn er war gestorben, als sie noch klein gewesen war. Allerdings kenne ich die genauen Hintergründe nicht, denn immer wenn ich etwas darüber wissen wollte, wurde sie sehr traurig.
Auch über die Hochzeit meiner Eltern kann ich nicht viel berichten. Auf meine neugierigen Fragen erhielt ich nur einen hastigen, knappen Satz zur Antwort: »Dein Achan besuchte mich und verliebte sich in mich, und deshalb wurde unsere Hochzeit arrangiert.«
So funktionierte es eben in Kerala. Der Mann und seine Familie suchten eine Frau auf. Diese musste dann in die Küche gehen, Tee kochen und ihn in der besten Tasse zusammen mit ein paar Appetithäppchen servieren. Während sie dem Mann die Tasse reichte, sah er sie an. Die Frau warf dem Mann einen flüchtigen Blick zu. Falls er ihr gefiel, lächelte sie schüchtern, und manchmal reagierte er darauf, indem er ihre Fingerspitzen berührte, wenn sie ihm die Teetasse gab. Das hieß, dass er sie wirklich liebte. Die übrige Familie saß da und verfolgte alles, um festzustellen, ob es zwischen den beiden gefunkt hatte. Sie beobachteten auch andere Dinge, wie zum Beispiel, ob die Frau gute Manieren besaß. Doch ich glaube, dass sie wohl kaum Gelegenheit erhielten, etwas am Benehmen der Frau auszusetzen, denn schließlich war es nicht weiter schwer, sich in den fünf Minuten, während der sie den Mann bediente, ein bisschen zusammenzureißen. Weiterhin spielten auch der familiäre Hintergrund der zukünftigen Braut sowie ihre Vergangenheit eine Rolle - so durfte kein Verwandter in einen Skandal wie zum Beispiel in eine Scheidung oder eine Trennung verwickelt gewesen sein. Wie viel Geld ihre Familie besaß und ob die Frau gut kochen konnte, waren ebenfalls entscheidende Kriterien. Und zu guter Letzt mussten die Horoskope der Brautleute zusammenpassen. Meine Ammamma erklärte mir, Letzteres sei weniger das Problem gewesen, denn in ihrem Dorf habe es eine Frau namens Luxmiammayi gegeben, die unpassende Horoskope passend machen konnte. Luxmiammayi bog Uranus oder Pluto so lange zurecht, bis sie im richtigen Haus standen und perfekt mit dem Horoskop des zukünftigen Ehemannes übereinstimmten. Allerdings kassierte sie auch ein ordentliches Sümmchen dafür.
Wenn die zukünftige Braut dunkelhäutig und klapperdürr war und vorstehende Zähne hatte, war jedoch selbst Luxmiammayi machtlos, und die Familie des Mannes konnte einen astronomisch hohen Brautpreis fordern, damit sie das Mädchen trotzdem nahm. Wenn aber die Überprüfung der zukünftigen Brautfamilie keinen Makel entdecken ließ, und war sie zudem hübsch, wohlerzogen, in keinerlei Hinsicht streitsüchtig und konnte zudem kochen, wurde sogar auf den Brautpreis verzichtet. Das kam zwar nur sehr selten vor, doch ich glaube, bei meiner Amma ist es so gewesen. Schließlich trafen auf sie all die genannten Eigenschaften zu, und sie kochte außergewöhnlich gut, was daran lag, dass sie und meine Ammamma die Dorfköchinnen waren. Aber meine Ammamma war nicht einmal froh darüber, dass sie den Brautpreis nicht hatte zahlen müssen. Sie regte sich jedes Mal auf, wenn sie anfing, mir zu erzählen, wie Amma ihr Elternhaus verlassen hatte, und meinte, sie könne und wolle nicht über Einzelheiten reden. © Droemer Verlag
Übersetzung: Karin Dufner
Allerdings schaute ich nicht nach oben, um das Gesicht meiner Mutter zu sehen, sondern wandte stattdessen den Kopf nach meinem Achan um. Als ich einen alten Mann mit der Haut eines Nashorns in der Ecke sitzen sah, schrie ich noch lauter.
Zum Glück handelte es sich um den Astrologen, der das ganze Tohuwabohu reglos und schweigend beobachtet hatte. Der Astrologe notierte sich die Zeit und schüttelte den Kopf. »Du hättest nicht so lange warten sollen«, sagte er zu Amma. »Das zweite Kind bringt zwar immer Veränderung, doch dieses hier ist mit dem Mars im zweiten Haus geboren worden und wird dir ganz bestimmt noch große Schwierigkeiten machen.« Aber ehe Amma Gelegenheit hatte, über seine Worte nachzudenken, kam der Rest meiner Familie herein.
Der schwere Schritt gehörte meinem Achan, der eigentlich auf Geschäftsreise hätte sein müssen. Offenbar war er nur meinetwegen heimgekehrt. Da er meine unmittelbar bevorstehende Geburt nicht ahnte, hatte er beschlossen, sich dem Durcheinander zu entziehen und sich auf die Suche nach meiner Großmutter und meinem Bruder Satchin zu machen. Er entdeckte Ammamma, wie sie in einer Rikscha mit ihm spielte, und brachte beide wieder zurück.
Ammamma warf einen Blick auf mich und begann dann wie eine Neonröhre zu strahlen. Sie lachte darüber, wie ich in der kühlen Morgenluft zitterte, und fragte sich, von welcher alten Frau ich mir wohl die Seele geliehen hätte. Dann streckte sie die Arme nach mir aus. Aber Achan sah Amma an, und Amma meinte: »Raul. Lass Raul sie halten, Ma.«
Als er mich in seine starken Arme nahm, fühlte ich mich vollkommen geborgen. Satchin beobachtete alles, ging dann zu Amma hinüber und erkundigte sich, wer denn die Familie sei, die sich um
mich kümmern würde. Das war, nachdem er meinen Fuß gestreichelt, gleichzeitig am Daumen gelutscht und mich als vorübergehenden Ersatz für seine geliebte Schmusedecke benutzt hatte, die nicht unbedingt im besten Zustand war.
»Nein, Monu, Mol kommt mit uns nach Hause. Sie ist deine neue kleine Schwester.«
»Nein, nein, Am, ich will nicht.«
»Monu«, erwiderte sie, während Ammamma ihn hochhob, sodass er neben ihr sitzen konnte. »Es wird genauso sein wie vorher, nur besser, weil du jetzt eine kleine Schwester hast, mit der du spielen kannst«
In diesem Moment warf ich meiner Amma einen um Bestätigung heischenden Blick zu. Ihr Gesicht war strahlend glücklich, und man wollte ihr jedes Wort glauben, so ruhig und friedlich waren ihre Züge.
Doch sie hätten auf die Worte eines Kindes hören sollen.
Die Schwierigkeiten, die angeblich mit meinem Eintreffen hätten eintreten sollen, wurden durch eine unerklärliche JupiterSaturn-Verbindung hinausgeschoben. Deshalb vergingen noch weitere drei Jahre, bis die Folgen meiner Geburt mit voller Wucht spürbar wurden.
Gott hatte mir annehmbare Eltern zugeteilt. Mein Achan sah gut aus, und meine Amma war eine wirklich wunderschöne Frau. Sie hatte außergewöhnlich grüne Augen, die funkelten, wenn sie lachte, und lange schlanke Finger, hinter denen sie dieses Lachen verbarg. Achan stammte aus einer wohlhabenden Familie und besaß sechzehn Kühe mehr als Amma. Eigentlich hatte seine Familie sechzehn Kühe mehr als alle Dorfbewohner zusammen, aber ich bekam weder die Tiere noch irgendein Mitglied von Achans Verwandtschaft je zu Gesicht, und man sagte mir, dass sie sehr weit weg wohnten. Amma und ihre Mutter kamen aus demselben Dorf, allerdings eher aus der Mittelschicht. Sie hatten einen Büffel, der bei ihnen in der Küche schlief und anscheinend mehr Gefallen an den Gutenachtgeschichten fand als Amma. Das weiß ich, weil Amma erzählte, dass sein Schnarchen durchs ganze Haus gehallt hätte und manchmal mit den ersten Stößen eines nahenden Erdbebens verwechselt worden sei. Amma hatte keinen Achan mehr, denn er war gestorben, als sie noch klein gewesen war. Allerdings kenne ich die genauen Hintergründe nicht, denn immer wenn ich etwas darüber wissen wollte, wurde sie sehr traurig.
Auch über die Hochzeit meiner Eltern kann ich nicht viel berichten. Auf meine neugierigen Fragen erhielt ich nur einen hastigen, knappen Satz zur Antwort: »Dein Achan besuchte mich und verliebte sich in mich, und deshalb wurde unsere Hochzeit arrangiert.«
So funktionierte es eben in Kerala. Der Mann und seine Familie suchten eine Frau auf. Diese musste dann in die Küche gehen, Tee kochen und ihn in der besten Tasse zusammen mit ein paar Appetithäppchen servieren. Während sie dem Mann die Tasse reichte, sah er sie an. Die Frau warf dem Mann einen flüchtigen Blick zu. Falls er ihr gefiel, lächelte sie schüchtern, und manchmal reagierte er darauf, indem er ihre Fingerspitzen berührte, wenn sie ihm die Teetasse gab. Das hieß, dass er sie wirklich liebte. Die übrige Familie saß da und verfolgte alles, um festzustellen, ob es zwischen den beiden gefunkt hatte. Sie beobachteten auch andere Dinge, wie zum Beispiel, ob die Frau gute Manieren besaß. Doch ich glaube, dass sie wohl kaum Gelegenheit erhielten, etwas am Benehmen der Frau auszusetzen, denn schließlich war es nicht weiter schwer, sich in den fünf Minuten, während der sie den Mann bediente, ein bisschen zusammenzureißen. Weiterhin spielten auch der familiäre Hintergrund der zukünftigen Braut sowie ihre Vergangenheit eine Rolle - so durfte kein Verwandter in einen Skandal wie zum Beispiel in eine Scheidung oder eine Trennung verwickelt gewesen sein. Wie viel Geld ihre Familie besaß und ob die Frau gut kochen konnte, waren ebenfalls entscheidende Kriterien. Und zu guter Letzt mussten die Horoskope der Brautleute zusammenpassen. Meine Ammamma erklärte mir, Letzteres sei weniger das Problem gewesen, denn in ihrem Dorf habe es eine Frau namens Luxmiammayi gegeben, die unpassende Horoskope passend machen konnte. Luxmiammayi bog Uranus oder Pluto so lange zurecht, bis sie im richtigen Haus standen und perfekt mit dem Horoskop des zukünftigen Ehemannes übereinstimmten. Allerdings kassierte sie auch ein ordentliches Sümmchen dafür.
Wenn die zukünftige Braut dunkelhäutig und klapperdürr war und vorstehende Zähne hatte, war jedoch selbst Luxmiammayi machtlos, und die Familie des Mannes konnte einen astronomisch hohen Brautpreis fordern, damit sie das Mädchen trotzdem nahm. Wenn aber die Überprüfung der zukünftigen Brautfamilie keinen Makel entdecken ließ, und war sie zudem hübsch, wohlerzogen, in keinerlei Hinsicht streitsüchtig und konnte zudem kochen, wurde sogar auf den Brautpreis verzichtet. Das kam zwar nur sehr selten vor, doch ich glaube, bei meiner Amma ist es so gewesen. Schließlich trafen auf sie all die genannten Eigenschaften zu, und sie kochte außergewöhnlich gut, was daran lag, dass sie und meine Ammamma die Dorfköchinnen waren. Aber meine Ammamma war nicht einmal froh darüber, dass sie den Brautpreis nicht hatte zahlen müssen. Sie regte sich jedes Mal auf, wenn sie anfing, mir zu erzählen, wie Amma ihr Elternhaus verlassen hatte, und meinte, sie könne und wolle nicht über Einzelheiten reden. © Droemer Verlag
Übersetzung: Karin Dufner
... weniger
Autoren-Porträt von Preethi Nair
Andrea Hörnke-Trieß, geboren 1957, hat an der Otto-Falckenberg-Schule Schauspiel studiert. Lange Zeit war sie an der Württembergischen Landesbühne in Esslingen engagiert. Seit 1999 ist sie regelmäßig Gast am Alten Schauspielhaus Stuttgart, sowie der Komödie im Marquard, Stuttgart.
Bibliographische Angaben
- Autor: Preethi Nair
- 2007, 14. Aufl., 384 Seiten, 2 Schwarz-Weiß-Abbildungen, Maße: 11,4 x 17,8 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Karin Dufner
- Verlag: Droemer/Knaur
- ISBN-10: 3426636581
- ISBN-13: 9783426636589
- Erscheinungsdatum: 01.08.2007
Kommentare zu "Koriandergrün und Safranrot"
4.5 von 5 Sternen
5 Sterne 4Schreiben Sie einen Kommentar zu "Koriandergrün und Safranrot".
Kommentar verfassen