Krabat
Roman. Ausgezeichnet mit dem Deutscher Jugendbuchpreis 1972, Internationaler Hans-Christian-Andersen-Preis 1972, Silberner Griffel von Rotterdam 1973, American Library Association Award 1973, Europäische
Kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg folgt der arme, 14-jährige Waisenjunge Krabat (David Kross) einer Stimme, die ihn zu einer geheimnisvollen Mühle führt. Dort bietet ihm ihr charismatischer Meister (Christian Redl) eine Stelle...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Krabat “
Kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg folgt der arme, 14-jährige Waisenjunge Krabat (David Kross) einer Stimme, die ihn zu einer geheimnisvollen Mühle führt. Dort bietet ihm ihr charismatischer Meister (Christian Redl) eine Stelle als Lehrling an. Bald entdeckt Krabat, dass er und die anderen elf Gesellen nicht nur das Müllerhandwerk lernen, sondern auch in schwarzer Magie ausgebildet werden. Zunächst ist er fasziniert, bis er erkennt, wie hoch der Preis der machtvollen Zauberei ist: In jeder Neujahrsnacht muss ein Schüler mit seinem Leben bezahlen.
"Ein meisterhaftes Buch."
HR
Ab 12 Jahren!
Klappentext zu „Krabat “
Bald wirst du erfahren, welche Bewandtnis es mit dem Meister und dieser Mühle hat. Der Tag und die Stunde sind näher, als du vermutest. Neugier lockt Krabat zur Mühle am Koselbruch, vor der alle warnen, weil es dort nicht ganz geheuer sei. Ein leichtes und schönes Leben wird Krabat hier versprochen. Doch der Preis dafür ist hoch. Und aus der Verstrickung mit dem Bösen kann ihn nur die bedingungslose Liebe eines Mädchens retten.Broschierte Sonderausgabe zum großen Kinofilm (Filmstart Oktober 2008). Ab 12 Jahren
Lese-Probe zu „Krabat “
Krabat von Otfried PreußlerLESEPROBE
Der mit der Hahnenfeder
Die Mühle im Koselbruch hatte sieben Mahlgänge. Sechs wurden ständig benützt, der siebente nie; deshalb nannten sie ihn den Toten Gang. Er befand sich im hinteren Teil der Mahlstube.
Anfangs war Krabat der Meinung gewesen, es müsse da wohl ein Zapfen im Kammrad gebrochen, die Antriebswelle verkeilt oder sonst was am Laufwerk schadhaft sein - da entdeckte er eines Morgens beim Ausfegen, dass auf den Bodenbrettern unter dem Auslauf des Toten Ganges ein wenig Mehl lag. Bei näherem Hinsehen fanden sich auch im Mahlkasten Spuren von frischem Mehl, als habe man ihn nach der Arbeit nicht gründlich genug von Augen abgeklopft.
War vergangene Nacht auf dem Toten Mahlgang gemahlen worden? Dann musste es heimlich geschehen sein, während alles schlief. Oder hatten nicht alle geschlafen in dieser Nacht, tief und fest wie der Junge selbst?
Ihm fiel ein, dass die Mühlknappen heute mit grauen Gesichtern zum Frühstück erschienen waren, hohl um die Augen und mancher verstohlen gähnend; jetzt kam ihm das reichlich verdächtig vor.
Neugierig stieg er die hölzernen Staffeln zur Bühne hinauf, von der aus das Mahlgut sackweise in die trichterförmige Schütte gekippt wird, aus der es dann über den Rüttelschuh zwischen die Steine läuft. Beim Einkippen lässt es sich nie vermeiden, dass Körner danebenfallen - nur lag kein Getreide unter der Schütte, wie Krabat erwartet hatte. Was da verstreut auf der Bühne umherlag und auf den ersten Blick aussah wie Kieselsteine: Beim zweiten zeigte sich's, dass es Zähne waren - Zähne und Knochensplitter.
Entsetzen packte den Jungen, er wollte schreien und brachte doch keinen Laut aus der Kehle.
Plötzlich stand Tonda hinter ihm. Krabat musste ihn überhört haben. Nun ergriff er die Hand des Jungen.
... mehr
»Was suchst du da oben, Krabat? Komm runter, bevor dich der Meister erwischt - und vergiss, was du hier gesehen hast. Hörst du mich, Krabat - vergiss es!«
Dann führte er ihn die Staffeln hinab; und kaum dass der Junge die Dielen der Mahlstube unter den Fügen spürte, war alles, was er an diesem Morgen erlebt hatte, in ihm ausgelöscht.
In der zweiten Hälfte des Monats Februar setzte starker Frost ein.
Sie mussten nun jeden Morgen das Eis vor der Schleuse aufhacken. Über Nacht, wenn das Mühlrad stillstand, gefror in den Schaufelkehlen das Wasser zu dicken Krusten: auch sie galt es loszuschlagen, bevor sie das Mahlwerk anliegen.
Am gefährlichsten war das Grundeis, das im Gerinne emporwuchs. Um zu verhindern, dass es das Mühlrad lahmlegte, mussten von Zeit zu Zeit zwei Gesellen hinabsteigen und es lospickeln - eine Arbeit, um die sich keiner besonders riss. Tonda achtete streng darauf, dass sich niemand drückte. Als aber die Reihe an Krabat kam, stieg er selbst ins Gerinne hinab - weil das nichts für den Jungen sei, wie er sagte, der könnte dabei zu Schaden kommen.
Die anderen waren einverstanden, blog Kito maulte wie immer und Lyschko erklärte: »Zu Schaden kommen kann jeder, wenn er nicht aufpasst.«
Ob es nun Zufall war oder nicht: Eben jetzt kam der dumme Juro vorbei, einen Eimer voll Schweinefutter in jeder Hand; als er auf Lyschkos Höhe war, strauchelte er und beschwappte ihn über und über mit Schweinefraß, Lyschko fluchte und Juro beteuerte händeringend, er könnte sich ohrfeigen für sein Missgeschick.
»Wenn ich mir vorstelle«, sagte er, »wie du stinken wirst in den nächsten Tagen - und ich bin schuld daran ... Oj-jojojoj, Lyschko, oj-jojojoj! Sei mir nicht böse, ich bitte dich vielmals, es tut mir ja auch für die armen Schweinchen leid! «
Krabat fuhr jetzt mit Tonda und anderen Burschen häufig zum Holzfällen in den Wald hinaus. Wenn sie dick eingemummt auf dem Schlitten sagen, die Morgengrütze im Bauch und die Pelzmütze tief in die Stirn gedrückt, war ihm so wohl zumute bei allem Frost, dass er meinte, es könnte selbst einem jungen Bären nicht wohler sein.
Das Holz, das sie schlugen, wurde an Ort und Stelle entästet, geschält, auf die richtige Länge geschnitten und aufgestapelt, schön locker, mit Querhölzern zwischen den einzelnen Lagen, damit es gut durchlüften konnte, bevor es im kommenden Winter zur Mühle geschafft wurde, um zu Balken behauen oder auf Bretter und Bohlen geschnitten zu werden.
So verstrich Woche um Woche, ohne dass sich in Krabats Leben viel Neues ereignet hätte. Manches, was ringsum vorging, gab ihm zu denken. Befremdlich war, unter anderem, dass sich nie Mahlgäste auf der Mühle einfanden. Wurde sie von den Bauern aus der Umgebung gemieden? Trotzdem liefen die Mahlgänge Tag für Tag, wurde Korn in die Schütten gekippt, wurden Gerste und Hafer geschrotet und Buchweizen.
Ob sich das Mehl und der Schrot, die am Tag aus den Mahlkästen in die Säcke rannen, bei Nacht in Getreide zurückverwandelten? Krabat hielt es durchaus für möglich.
Am Ende der ersten Märzwoche schlug das Wetter um. Westwind kam auf, schob den Himmel mit grauem Gewölk voll. »Wird Schnee geben«, brummte Kito, »ich spür's in den Knochen.« Es schneite auch wirklich ein wenig, in dicken, wässrigen Flocken; dann klatschten die ersten Tropfen dazwischen, der Schnee ging in Regen über, das prasselte nur so fort.
»Weißt du was?«, meinte Andrusch zu Kito. »Du solltest dir einen Laubfrosch halten, auf deine Knochen ist kein Verlass mehr.«
Ein scheußliches Wetter war das! Regengüsse, vom Sturm gepeitscht und der Schnee und das Eis schmolzen drunter hin, dass der Mühlenweiher bedrohlich anschwoll. Sie mussten hinaus in die Nässe, die Schleuse dichtmachen, sie mit Pfosten abstützen.
Ob das Stauwehr den Fluten standhielt?
»Wenn das so weitergeht, dauert es keine drei Tage, dann saufen wir mit der Mühle ab«, dachte Krabat.
Am Abend des sechsten Tages hatte sich's ausgeregnet, die Wolkendecke riss auf, dann erglühte für wenige Augenblicke
der schwarze, von Nässe triefende Wald in den Strahlen der Abendsonne.
Nachts darauf wurde Krabat von einem Traum erschreckt: Feuer war in der Mühle ausgebrochen. Die Mühlknappen stoben von ihren Strohsäcken hoch, rannten polternd die Treppe hinunter; er selbst aber, Krabat, lag wie ein Holzklotz auf seiner Pritsche, unfähig, sich vom Fleck zu rühren.
Schon knisterten im Gebälk die Flammen, schon sprühten die ersten Funken ihm ins Gesicht - da fuhr er mit einem Aufschrei empor.
Er rieb sich die Augen, er gähnte, er blickte umher. Da - mit einem Mal stutzte er, glaubte, nicht recht zu sehen. Wo waren die Müllerburschen?
Die Strohsäcke leer und verlassen - in Eile verlassen, dem Anschein nach: hastig zurückgeschlagene Decken, zerknüllte Leintücher. Hier eine Wolljacke auf dem Fußboden, dort eine Mütze, ein Halstuch, ein Gürtel - deutlich zu sehen alles im Widerschein eines zuckenden roten Lichts vor dem Giebelfenster ...
Brannte es in der Mühle wirklich?
© Thienemann Verlag
Dann führte er ihn die Staffeln hinab; und kaum dass der Junge die Dielen der Mahlstube unter den Fügen spürte, war alles, was er an diesem Morgen erlebt hatte, in ihm ausgelöscht.
In der zweiten Hälfte des Monats Februar setzte starker Frost ein.
Sie mussten nun jeden Morgen das Eis vor der Schleuse aufhacken. Über Nacht, wenn das Mühlrad stillstand, gefror in den Schaufelkehlen das Wasser zu dicken Krusten: auch sie galt es loszuschlagen, bevor sie das Mahlwerk anliegen.
Am gefährlichsten war das Grundeis, das im Gerinne emporwuchs. Um zu verhindern, dass es das Mühlrad lahmlegte, mussten von Zeit zu Zeit zwei Gesellen hinabsteigen und es lospickeln - eine Arbeit, um die sich keiner besonders riss. Tonda achtete streng darauf, dass sich niemand drückte. Als aber die Reihe an Krabat kam, stieg er selbst ins Gerinne hinab - weil das nichts für den Jungen sei, wie er sagte, der könnte dabei zu Schaden kommen.
Die anderen waren einverstanden, blog Kito maulte wie immer und Lyschko erklärte: »Zu Schaden kommen kann jeder, wenn er nicht aufpasst.«
Ob es nun Zufall war oder nicht: Eben jetzt kam der dumme Juro vorbei, einen Eimer voll Schweinefutter in jeder Hand; als er auf Lyschkos Höhe war, strauchelte er und beschwappte ihn über und über mit Schweinefraß, Lyschko fluchte und Juro beteuerte händeringend, er könnte sich ohrfeigen für sein Missgeschick.
»Wenn ich mir vorstelle«, sagte er, »wie du stinken wirst in den nächsten Tagen - und ich bin schuld daran ... Oj-jojojoj, Lyschko, oj-jojojoj! Sei mir nicht böse, ich bitte dich vielmals, es tut mir ja auch für die armen Schweinchen leid! «
Krabat fuhr jetzt mit Tonda und anderen Burschen häufig zum Holzfällen in den Wald hinaus. Wenn sie dick eingemummt auf dem Schlitten sagen, die Morgengrütze im Bauch und die Pelzmütze tief in die Stirn gedrückt, war ihm so wohl zumute bei allem Frost, dass er meinte, es könnte selbst einem jungen Bären nicht wohler sein.
Das Holz, das sie schlugen, wurde an Ort und Stelle entästet, geschält, auf die richtige Länge geschnitten und aufgestapelt, schön locker, mit Querhölzern zwischen den einzelnen Lagen, damit es gut durchlüften konnte, bevor es im kommenden Winter zur Mühle geschafft wurde, um zu Balken behauen oder auf Bretter und Bohlen geschnitten zu werden.
So verstrich Woche um Woche, ohne dass sich in Krabats Leben viel Neues ereignet hätte. Manches, was ringsum vorging, gab ihm zu denken. Befremdlich war, unter anderem, dass sich nie Mahlgäste auf der Mühle einfanden. Wurde sie von den Bauern aus der Umgebung gemieden? Trotzdem liefen die Mahlgänge Tag für Tag, wurde Korn in die Schütten gekippt, wurden Gerste und Hafer geschrotet und Buchweizen.
Ob sich das Mehl und der Schrot, die am Tag aus den Mahlkästen in die Säcke rannen, bei Nacht in Getreide zurückverwandelten? Krabat hielt es durchaus für möglich.
Am Ende der ersten Märzwoche schlug das Wetter um. Westwind kam auf, schob den Himmel mit grauem Gewölk voll. »Wird Schnee geben«, brummte Kito, »ich spür's in den Knochen.« Es schneite auch wirklich ein wenig, in dicken, wässrigen Flocken; dann klatschten die ersten Tropfen dazwischen, der Schnee ging in Regen über, das prasselte nur so fort.
»Weißt du was?«, meinte Andrusch zu Kito. »Du solltest dir einen Laubfrosch halten, auf deine Knochen ist kein Verlass mehr.«
Ein scheußliches Wetter war das! Regengüsse, vom Sturm gepeitscht und der Schnee und das Eis schmolzen drunter hin, dass der Mühlenweiher bedrohlich anschwoll. Sie mussten hinaus in die Nässe, die Schleuse dichtmachen, sie mit Pfosten abstützen.
Ob das Stauwehr den Fluten standhielt?
»Wenn das so weitergeht, dauert es keine drei Tage, dann saufen wir mit der Mühle ab«, dachte Krabat.
Am Abend des sechsten Tages hatte sich's ausgeregnet, die Wolkendecke riss auf, dann erglühte für wenige Augenblicke
der schwarze, von Nässe triefende Wald in den Strahlen der Abendsonne.
Nachts darauf wurde Krabat von einem Traum erschreckt: Feuer war in der Mühle ausgebrochen. Die Mühlknappen stoben von ihren Strohsäcken hoch, rannten polternd die Treppe hinunter; er selbst aber, Krabat, lag wie ein Holzklotz auf seiner Pritsche, unfähig, sich vom Fleck zu rühren.
Schon knisterten im Gebälk die Flammen, schon sprühten die ersten Funken ihm ins Gesicht - da fuhr er mit einem Aufschrei empor.
Er rieb sich die Augen, er gähnte, er blickte umher. Da - mit einem Mal stutzte er, glaubte, nicht recht zu sehen. Wo waren die Müllerburschen?
Die Strohsäcke leer und verlassen - in Eile verlassen, dem Anschein nach: hastig zurückgeschlagene Decken, zerknüllte Leintücher. Hier eine Wolljacke auf dem Fußboden, dort eine Mütze, ein Halstuch, ein Gürtel - deutlich zu sehen alles im Widerschein eines zuckenden roten Lichts vor dem Giebelfenster ...
Brannte es in der Mühle wirklich?
© Thienemann Verlag
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Autoren-Porträt von Otfried Preußler
Otfried Preußler, geb. am 20. Oktober 1923 in Reichenberg/Böhmen, kam nach dem Krieg und fünf Jahren hinter sowjetischem Stacheldraht nach Oberbayern. Er lebte mit seiner Familie in der Nähe von Rosenheim, war bis 1970 Volksschullehrer und widmete sich seither ausschließlich seiner literarischen Arbeit. Sich selbst mit Vorliebe als Geschichtenerzähler bezeichnend, gilt er heute als einer der namhaftesten und erfolgreichsten Autoren Deutschlands. Preußlers Kinder- und Jugendbücher haben inzwischen eine Gesamtauflage von über 40 Millionen Exemplaren erreicht und liegen in rund 260 fremdsprachigen Übersetzungen vor, seine Bühnenstücke zählen zu den meistgespielten Werken des zeitgenössischen Kindertheaters. Er starb am 18.02.2013 in Prien am Chiemsee.
Bibliographische Angaben
- Autor: Otfried Preußler
- Altersempfehlung: 12 - 15 Jahre
- 2008, 269 Seiten, Maße: 13,4 x 21,5 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Thienemann in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
- ISBN-10: 352218159X
- ISBN-13: 9783522181594
Kommentare zu "Krabat"
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