LEBE mit Herz und Seele
Sieben Haltungen zur Lebenskunst
Das Leben ist kostbar. Dieses Wunder neu zu begreifen, ist der Kern jeder Lebenskunst. Dietrich Grönemeyer, Deutschlands bekanntester Arzt, stellt in seinem bislang persönlichsten Buch sieben Haltungen vor, die zur eigenen Mitte führen, die Kraft und...
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Produktinformationen zu „LEBE mit Herz und Seele “
Klappentext zu „LEBE mit Herz und Seele “
Das Leben ist kostbar. Dieses Wunder neu zu begreifen, ist der Kern jeder Lebenskunst. Dietrich Grönemeyer, Deutschlands bekanntester Arzt, stellt in seinem bislang persönlichsten Buch sieben Haltungen vor, die zur eigenen Mitte führen, die Kraft und Energie geben, für Körper und Seele. Mensch, lebe dein Leben intensiv und gemeinschaftlich, und voller Lebenslust. Oder mit Paracelsus: Sei dein eigener Arzt."Eine Art Anleitung zum Glücklichsein." (Die Welt)
Lese-Probe zu „LEBE mit Herz und Seele “
LEBE mit Herz und Seele von Dietrich GrönemeyerWie ein Traum, der in Erfüllung geht
Prolog
Es war unfassbar – und wie ein uralter Traum, der in Erfüllung
geht: Die Olympischen Spiele 2000 in Sydney gehören zu den beeindruckendsten
Erfahrungen meines Lebens. Auf den Straßen und Plätzen
dieser Millionenstadt Menschen aus 198 Nationen. Ein universales
Freudenfest, auf allen Straßen, in allen Stadien, Cafés,
Kneipen, Autobussen oder Zügen, draußen am Hafen, wo Teilwettkämpfe
für die Triathleten oder einzelne Wassersportarten
stattfanden genauso wie im Leichtathletikstadion oder beim
Tischtennis.
Mit allen Sinnen war es an diesem einen Ort der Welt zu
spüren: Wir Menschen, alle Menschen, sind gleich. Wir sind
zugleich einzigartig und miteinander verbunden in einer großen
Gemeinschaft. Wir bewegten uns mitten unter wildfremden Menschen
unterschiedlicher Hautfarben. Wir haben auf den Straßen
zusammen gefeiert, vor Großleinwänden mitgefiebert – auch für
die Sportler anderer Nationen –, haben getanzt und uns gefreut,
in den Armen gelegen. Und haben miteinander Bekanntschaft
geschlossen, geredet oder gewitzelt – zum Teil radebrechend
oder mit den Händen gestikulierend –, als wir geduldig wartend
mit allen anderen gemeinsam in der Schlange standen –, vor den
Stadien genauso wie an den Zügen. Ohne Hektik, ohne Nervosität
oder Ärger gingen alle sehr gelöst miteinander um, alle
waren offen für die anderen. Alles war perfekt organisiert, aber
doch locker und fröhlich, noch im gigantischen Menschenstau
empfanden wir es als ein tolles Erlebnis, dabei zu sein: den
Klang so vieler Sprachen zu hören, so viele unterschiedliche
Menschen, so viele unterschiedliche Arten zu lachen oder zu
lächeln zu genießen, diese Sinfonie von Farben, Kleidung und
Klängen
... mehr
aufzunehmen. Es war eine überwältigend positive Er
fahrung, eine unbändige Kraft war zu spüren, die wahr gewordene
Utopie der globalen Geschwisterlichkeit.
Im Sommer 2006 war es die Fußballweltmeisterschaft in
Deutschland, die uns alle von den Stühlen gerissen, die uns
gefesselt hat, die uns mitleiden und mitfreuen ließ. Auch hier
Partystimmung überall, in den Stadien, zu Hause, in Kneipen,
vor Großleinwänden und auf den Straßen, in Deutschland
und anderswo. Bunte Völkervermischung überall. Unglaubliche
Kreativität und begeisternde Vielfalt von Kleidungen, Bemalungen
und Verzierungen. Menschen vieler Nationalitäten fielen
sich in die Arme, küssten sich, sangen und feierten, waren einen
Moment lang selig. Ein Freudenfest. Sicher, es gab auch einige
sehr unschöne Szenen im Sport, und selten hat ein Sportereignis
so unter Reglementierungswut und Geld„geilheit“ seiner Veranstaltungsorganisation
gelitten. Es drängte sich einem der Eindruck
auf, als hätten Politiker den Freudentaumel der Massen
ausgenutzt, um in hektischer Eile Beschlusslagen herbeizuführen
sowie Gesetzesänderungen und Steuererlässe von erheblichem
Ausmaß vorzubereiten.
Trotzdem hat diese Weltmeisterschaft auch den Nichtfußballbesessenen
gezeigt: Sport bringt Menschen zusammen. Er lässt
die Herzen zusammen schlagen. Er ist das Element, das aus Einzelnen
Freunde machen kann und das – so meine Hoffnung und
mein Traum – die gesamte Menschheit zu Freunden machen
könnte: One world NOW – es gibt nur diese eine Welt.
Diese Erfahrung globaler Freude sollte präsent bleiben. Angst
vor der Zukunft ist weit verbreitet. Angst, selbst zu handeln,
ebenfalls. Sie bringt aber nicht weiter. In der Tradition der Aufklärer
möchte ich eine Lanze brechen für den selbstbestimmten
und mündigen Einzelnen. Mensch bleiben und die Zukunft gemeinsam
gestalten in dieser einen Welt, diese Aufgabe könnten
wir mit Begeisterung annehmen. Dazu dieser Appell.
One world – now!
„Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom“
Eine Entdeckung
Es gibt nur diese eine Welt. Schlagartig ist mir das klar geworden
im Frühjahr 1986. Am 26. April 1986 passierte der unfassbare,
bis heute todbringende Reaktorunfall in Tschernobyl, eine
Menschheitskatastrophe, die jahrtausendelange Verseuchungen
zur Folge hat. Eineinhalb Wochen nach dem Unfall wurde unsere
jüngste Tochter geboren. Ich war damals fast jeden Tag
unterwegs, habe die Radioaktivität in der Region gemessen und
auch Lebensmittel auf Gammastrahlung untersucht, ohne einen
offiziellen Auftrag. Unsere Angst um die Gesundheit von uns
allen und die Zukunft unserer Kinder war enorm. Mit anderen
Wissenschaftlern gründeten wir spontan eine alternative Strahlenschutzkommission
im BUND, dem Bund für Umwelt- und
Naturschutz Deutschland. Wir erarbeiteten Einschätzungen zur
Strahlengefährdung und zu Verhaltensmaßnahmen der Bevölkerung.
Mit anderen Eltern rief ich eine deutschlandweite Initiative
zur kontinuierlichen Lebensmittelüberwachung ins Leben, in
enger Zusammenarbeit mit Professor Wassermann, dem damaligen
Lehrstuhlinhaber für Toxikologie an der Universität Kiel.
Hierzu hatte ich ein Lebensmittel-Strahlenmessgerät angeschafft
und selber finanziert: Dreißigtausend DM kostete das, eine unglaubliche
Summe für die damaligen Verhältnisse. Die Angst
ließ Geldsorgen zweitrangig werden. Wir gaben wöchentliche
Bulletins mit Lebensmittelmesswerten und Ernährungsempfehlungen
heraus. Besonders Pilze waren so stark verseucht, dass
sie komplett vom Speiseplan gestrichen werden mussten. Pilze
aus Osteuropa sind sicherlich bis heute eine Gefahrenquelle, die
man nicht unterschätzen sollte. Täglich wurden Lebensmittel-
messungen für die Bevölkerung angefertigt. Bodenproben wurden
analysiert, auch direkt vom benachbarten Atomkraftwerk
Hamm-Uentropp. Drei Störfälle, fast zeitgleich mit Tschernobyl,
konnten wir in unseren Analysen und kontinuierlichen Bodenmessungen
nachweisen. Das erhöhte die Angst und Nervosität,
auch die der Bürgerinitiative vor Ort in Hamm. Über ein Jahr
lang war ich damals, nahezu täglich, zu Messungen und zu Vorträgen
unterwegs. Der Reaktor wurde schließlich vollständig
abgeschaltet.
In dieser aufregenden Zeit wurde mir besonders klar: Es geht
nicht mehr nur um etwas, was weit hinten in der Ukraine passiert.
Die Eine Welt ist bereits der Ernstfall – jetzt und hier!
Heute ist Tschernobyl nicht viel mehr als eine Zeitungsmeldung,
wenn sich das Ereignis wieder einmal jährt, gerade war
das 20-jährige Vergessensjubiläum. Das darf nicht sein.
In der Hymne „Freude schöner Götterfunken“, einem wunderschönen
Musikstück, hat Beethoven die von Schiller formulierte
universale Idee der Brüderlichkeit zum Ausdruck gebracht, eine
Vision, dass die Welt uns als gleichwertigen Brüdern und
Schwestern gemeinsam geschenkt – und als Aufgabe gegeben
ist. Der „Götterfunke“ ist in Tschernobyl zu einem gefährlichen
Feuer mutiert, zu einer glühenden Gefahr, die sich in unsere
Erde frisst. Schon die Bombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki,
die hunderttausend Menschen grausam in den Tod führten,
hätten die Menschheit mehr aufrütteln müssen. Seit meiner Jugend
stimmen mich diese Taten menschlicher Zerstörung traurig
und erzürnen mich. Ob Traum oder Albtraum – die Zukunft unserer
einen und einzigen Welt liegt in unserer Hand. Es kommt
auf den Einzelnen an, es kommt auf unser Wissen, auf unsere
ethisch-moralische Haltung, aber auch auf unsere spirituelle
Haltung an und darauf, dass wir praktische Konsequenzen ziehen
und handeln: alleine und – in demokratischen Entscheidungsprozessen
– auch gemeinsam.
Globalisierung – Herausforderung
Das globale Zusammenwachsen ist ein politisches, wirtschaftliches,
ökologisches und kulturelles Faktum. Kulturen, die früher
voneinander abgeschottet waren, berühren und mischen sich.
Die Menschen reisen heute in die entlegendsten Gegenden der
Erde und sind sich in einem früher nicht vorstellbaren Ausmaß
nähergekommen. Geld und Warenströme gehen um den Globus.
One world – das ist nicht nur der geborstene Reaktor in der
Ukraine, das sind auch die Rauchwolken aus den silbernen Twin
Towers des World Trade Centers in New York, die Verwüstungen
an den asiatischen Traumstränden, der Untergang von New
Orleans, die Hurrikans, die Erdbeben in Indonesien, Kaschmir
und anderswo, gefolterte Menschenleiber – Bilder, die sich über
die Medien weltweit ins kollektive Bewusstsein eingegraben haben.
Hinter dem Schock und dem Gefühl einer möglicherweise
allgegenwärtigen Nähe des Unheils steht die Einsicht: Wir alle
können betroffen sein. Nicht irgendwann, sondern jederzeit.
AIDS, SARS, Vogelgrippe oder Klimaveränderung zeigen es:
Krisen sind plötzlich global. Seuchen und Katastrophen machen
nicht an Staatsgrenzen Halt. Und auch die Katastrophe vom
11. September 2001, die nicht nur die Weltmacht USA in den
Grundfesten ihrer Sicherheit erschütterte, hat klar gemacht, dass
wir alle eine große schicksalhafte Weltgemeinschaft sind. Der
Tsunami aus dem Jahr 2004 – ausgelöst durch ein gigantisches
Erdbeben vor Sumatra, als der Tod an den Weihnachtsfeiertagen
in den Ferienparadiesen in Indonesien und in Sri Lanka Menschen
der „Ersten“ und der „Dritten“ Welt, Reiche und Arme
gleichermaßen traf und eine der schönsten Landschaften der
Erde verwüstete – hat es über die Medien aller Welt vor Augen
geführt. Und nicht zuletzt auch die Kriege der letzten Jahre: Der
Einmarsch amerikanischer Truppen nach Afghanistan und später,
zusammen mit englischen, in den Irak, der inzwischen viele
Menschenleben und Hunderte von Milliarden Dollar gekostet
hat, ist eines der dramatischsten und folgenreichsten Beispiele
globalisierter Politik. Das gilt ähnlich für die fortdauernde
Aggression zwischen Israel, den Palästinensern und den Nachbarstaaten,
zwischen dem Iran und Israel oder den USA, zwischen
Nordkorea und der westlichen Welt oder für die seit Jahrhunderten
verfolgten Volksgruppen wie den Kurden oder Religionsgemeinschaften
wie den Juden oder Sunniten – um nur einige
der wesentlichen kulturellen bzw. politischen Brennpunkte
zu nennen.
© Verlag Herder
fahrung, eine unbändige Kraft war zu spüren, die wahr gewordene
Utopie der globalen Geschwisterlichkeit.
Im Sommer 2006 war es die Fußballweltmeisterschaft in
Deutschland, die uns alle von den Stühlen gerissen, die uns
gefesselt hat, die uns mitleiden und mitfreuen ließ. Auch hier
Partystimmung überall, in den Stadien, zu Hause, in Kneipen,
vor Großleinwänden und auf den Straßen, in Deutschland
und anderswo. Bunte Völkervermischung überall. Unglaubliche
Kreativität und begeisternde Vielfalt von Kleidungen, Bemalungen
und Verzierungen. Menschen vieler Nationalitäten fielen
sich in die Arme, küssten sich, sangen und feierten, waren einen
Moment lang selig. Ein Freudenfest. Sicher, es gab auch einige
sehr unschöne Szenen im Sport, und selten hat ein Sportereignis
so unter Reglementierungswut und Geld„geilheit“ seiner Veranstaltungsorganisation
gelitten. Es drängte sich einem der Eindruck
auf, als hätten Politiker den Freudentaumel der Massen
ausgenutzt, um in hektischer Eile Beschlusslagen herbeizuführen
sowie Gesetzesänderungen und Steuererlässe von erheblichem
Ausmaß vorzubereiten.
Trotzdem hat diese Weltmeisterschaft auch den Nichtfußballbesessenen
gezeigt: Sport bringt Menschen zusammen. Er lässt
die Herzen zusammen schlagen. Er ist das Element, das aus Einzelnen
Freunde machen kann und das – so meine Hoffnung und
mein Traum – die gesamte Menschheit zu Freunden machen
könnte: One world NOW – es gibt nur diese eine Welt.
Diese Erfahrung globaler Freude sollte präsent bleiben. Angst
vor der Zukunft ist weit verbreitet. Angst, selbst zu handeln,
ebenfalls. Sie bringt aber nicht weiter. In der Tradition der Aufklärer
möchte ich eine Lanze brechen für den selbstbestimmten
und mündigen Einzelnen. Mensch bleiben und die Zukunft gemeinsam
gestalten in dieser einen Welt, diese Aufgabe könnten
wir mit Begeisterung annehmen. Dazu dieser Appell.
One world – now!
„Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom“
Eine Entdeckung
Es gibt nur diese eine Welt. Schlagartig ist mir das klar geworden
im Frühjahr 1986. Am 26. April 1986 passierte der unfassbare,
bis heute todbringende Reaktorunfall in Tschernobyl, eine
Menschheitskatastrophe, die jahrtausendelange Verseuchungen
zur Folge hat. Eineinhalb Wochen nach dem Unfall wurde unsere
jüngste Tochter geboren. Ich war damals fast jeden Tag
unterwegs, habe die Radioaktivität in der Region gemessen und
auch Lebensmittel auf Gammastrahlung untersucht, ohne einen
offiziellen Auftrag. Unsere Angst um die Gesundheit von uns
allen und die Zukunft unserer Kinder war enorm. Mit anderen
Wissenschaftlern gründeten wir spontan eine alternative Strahlenschutzkommission
im BUND, dem Bund für Umwelt- und
Naturschutz Deutschland. Wir erarbeiteten Einschätzungen zur
Strahlengefährdung und zu Verhaltensmaßnahmen der Bevölkerung.
Mit anderen Eltern rief ich eine deutschlandweite Initiative
zur kontinuierlichen Lebensmittelüberwachung ins Leben, in
enger Zusammenarbeit mit Professor Wassermann, dem damaligen
Lehrstuhlinhaber für Toxikologie an der Universität Kiel.
Hierzu hatte ich ein Lebensmittel-Strahlenmessgerät angeschafft
und selber finanziert: Dreißigtausend DM kostete das, eine unglaubliche
Summe für die damaligen Verhältnisse. Die Angst
ließ Geldsorgen zweitrangig werden. Wir gaben wöchentliche
Bulletins mit Lebensmittelmesswerten und Ernährungsempfehlungen
heraus. Besonders Pilze waren so stark verseucht, dass
sie komplett vom Speiseplan gestrichen werden mussten. Pilze
aus Osteuropa sind sicherlich bis heute eine Gefahrenquelle, die
man nicht unterschätzen sollte. Täglich wurden Lebensmittel-
messungen für die Bevölkerung angefertigt. Bodenproben wurden
analysiert, auch direkt vom benachbarten Atomkraftwerk
Hamm-Uentropp. Drei Störfälle, fast zeitgleich mit Tschernobyl,
konnten wir in unseren Analysen und kontinuierlichen Bodenmessungen
nachweisen. Das erhöhte die Angst und Nervosität,
auch die der Bürgerinitiative vor Ort in Hamm. Über ein Jahr
lang war ich damals, nahezu täglich, zu Messungen und zu Vorträgen
unterwegs. Der Reaktor wurde schließlich vollständig
abgeschaltet.
In dieser aufregenden Zeit wurde mir besonders klar: Es geht
nicht mehr nur um etwas, was weit hinten in der Ukraine passiert.
Die Eine Welt ist bereits der Ernstfall – jetzt und hier!
Heute ist Tschernobyl nicht viel mehr als eine Zeitungsmeldung,
wenn sich das Ereignis wieder einmal jährt, gerade war
das 20-jährige Vergessensjubiläum. Das darf nicht sein.
In der Hymne „Freude schöner Götterfunken“, einem wunderschönen
Musikstück, hat Beethoven die von Schiller formulierte
universale Idee der Brüderlichkeit zum Ausdruck gebracht, eine
Vision, dass die Welt uns als gleichwertigen Brüdern und
Schwestern gemeinsam geschenkt – und als Aufgabe gegeben
ist. Der „Götterfunke“ ist in Tschernobyl zu einem gefährlichen
Feuer mutiert, zu einer glühenden Gefahr, die sich in unsere
Erde frisst. Schon die Bombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki,
die hunderttausend Menschen grausam in den Tod führten,
hätten die Menschheit mehr aufrütteln müssen. Seit meiner Jugend
stimmen mich diese Taten menschlicher Zerstörung traurig
und erzürnen mich. Ob Traum oder Albtraum – die Zukunft unserer
einen und einzigen Welt liegt in unserer Hand. Es kommt
auf den Einzelnen an, es kommt auf unser Wissen, auf unsere
ethisch-moralische Haltung, aber auch auf unsere spirituelle
Haltung an und darauf, dass wir praktische Konsequenzen ziehen
und handeln: alleine und – in demokratischen Entscheidungsprozessen
– auch gemeinsam.
Globalisierung – Herausforderung
Das globale Zusammenwachsen ist ein politisches, wirtschaftliches,
ökologisches und kulturelles Faktum. Kulturen, die früher
voneinander abgeschottet waren, berühren und mischen sich.
Die Menschen reisen heute in die entlegendsten Gegenden der
Erde und sind sich in einem früher nicht vorstellbaren Ausmaß
nähergekommen. Geld und Warenströme gehen um den Globus.
One world – das ist nicht nur der geborstene Reaktor in der
Ukraine, das sind auch die Rauchwolken aus den silbernen Twin
Towers des World Trade Centers in New York, die Verwüstungen
an den asiatischen Traumstränden, der Untergang von New
Orleans, die Hurrikans, die Erdbeben in Indonesien, Kaschmir
und anderswo, gefolterte Menschenleiber – Bilder, die sich über
die Medien weltweit ins kollektive Bewusstsein eingegraben haben.
Hinter dem Schock und dem Gefühl einer möglicherweise
allgegenwärtigen Nähe des Unheils steht die Einsicht: Wir alle
können betroffen sein. Nicht irgendwann, sondern jederzeit.
AIDS, SARS, Vogelgrippe oder Klimaveränderung zeigen es:
Krisen sind plötzlich global. Seuchen und Katastrophen machen
nicht an Staatsgrenzen Halt. Und auch die Katastrophe vom
11. September 2001, die nicht nur die Weltmacht USA in den
Grundfesten ihrer Sicherheit erschütterte, hat klar gemacht, dass
wir alle eine große schicksalhafte Weltgemeinschaft sind. Der
Tsunami aus dem Jahr 2004 – ausgelöst durch ein gigantisches
Erdbeben vor Sumatra, als der Tod an den Weihnachtsfeiertagen
in den Ferienparadiesen in Indonesien und in Sri Lanka Menschen
der „Ersten“ und der „Dritten“ Welt, Reiche und Arme
gleichermaßen traf und eine der schönsten Landschaften der
Erde verwüstete – hat es über die Medien aller Welt vor Augen
geführt. Und nicht zuletzt auch die Kriege der letzten Jahre: Der
Einmarsch amerikanischer Truppen nach Afghanistan und später,
zusammen mit englischen, in den Irak, der inzwischen viele
Menschenleben und Hunderte von Milliarden Dollar gekostet
hat, ist eines der dramatischsten und folgenreichsten Beispiele
globalisierter Politik. Das gilt ähnlich für die fortdauernde
Aggression zwischen Israel, den Palästinensern und den Nachbarstaaten,
zwischen dem Iran und Israel oder den USA, zwischen
Nordkorea und der westlichen Welt oder für die seit Jahrhunderten
verfolgten Volksgruppen wie den Kurden oder Religionsgemeinschaften
wie den Juden oder Sunniten – um nur einige
der wesentlichen kulturellen bzw. politischen Brennpunkte
zu nennen.
© Verlag Herder
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Autoren-Porträt von Dietrich H. W. Grönemeyer
Dietrich Grönemeyer, geb. 1952, ist einer der renommiertesten Ärzte Deutschlands und gilt als "Vater der Mikrotherapie". Der Rückenspezialist ist Inhaber des Lehrstuhls für Radiologie und Mikrotherapie der Universität Witten/Herdecke und Leiter des Grönemeyer Instituts in Bochum. Als Arzt und Autor setzt er sich in Publikationen und Vorträgen für eine neue Wahrnehmung der Medizin ein sowie für eine undogmatische interdisziplinäre Zusammenarbeit der verschiedensten Disziplinen zwischen HighTech und Naturheilkunde, zum Wohle der Patienten. Seit Jahren plädiert er für die Einführung von Gesundheitsunterricht an Schulen. Weltweite Gastprofessuren und Vorträge.
Bibliographische Angaben
- Autor: Dietrich H. W. Grönemeyer
- 2013, 4. Aufl., 223 Seiten, Maße: 12 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Herder, Freiburg
- ISBN-10: 3451060655
- ISBN-13: 9783451060656
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