Mandela
Mein Gefangener, mein Freund
Nelson Mandela und sein Gefängniswärter Christo Brand -die berührende persönliche Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft
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Produktinformationen zu „Mandela “
Nelson Mandela und sein Gefängniswärter Christo Brand -die berührende persönliche Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft
Klappentext zu „Mandela “
Nelson Mandela, Sohn eines schwarzen Stammesführers und großer Kämpfer gegen die Rassentrennungin Südafrika. Christo Brand, ein weißer Bauernsohn, hineingeboren in die Kultur desApartheid-Regimes. Diese beiden Menschen mit so ungleichen Voraussetzungen begegneten einanderim Gefängnis auf Robben Island: Mandela als lebenslänglich inhaftierter Freiheitskämpfer, Brandals sein vom Staat rekrutierter Aufseher, der unter anderem den persönlichen Briefwechsel desHäftlings zensieren musste. Der 60-jährige politische Gefangene und der erst 19-jährige Wärterhätten erbitterte Feinde werden können. Doch zwischen ihnen entwickelte sich im Lauf einesJahrzehnts, das sie gemeinsam im Gefängnis verbrachten, eine außergewöhnliche Freundschaft. DieVerbindung zwischen ihnen reifte durch viele Akte der Menschlichkeit und blieb auch nach MandelasFreilassung aufrecht.Christo Brand erzählt in seinen Memoiren Anekdoten, über die er nie zuvor offen gesprochen hat.Diese einzigartige Geschichte über seine Zeit mit Mandela gewährt bisher unbekannte intimeEinblicke in das Leben eines der größten politischen Vorbilder.
Lese-Probe zu „Mandela “
Mandela von Christo Brand mit Barbara JonesKapitel einsIch bin auf einer kleinen Farm unmittelbar außerhalb von Stanford aufgewachsen, einem malerisch in einem Bergtal gelegenen Dorf, zwei Stunden Fahrt von Kapstadt entfernt. Durch das Dorf schlängelte sich ein Fluss und zum Atlantik war es nicht weit. Unsere Farm hieß Goedvertrouw, »Gottvertrauen«. Wir hatten eine eigene kleine Schule auf einer Nachbarfarm, die ich ab dem fünften Lebensjahr besuchte.
Jeden Morgen musste ich zu Fuß acht Kilometer bis zur nächsten Bushaltestelle gehen, egal ob bei Sonnenschein oder Regen. Doch oft begleitete mich ein Afrikaner, den wir Chocolate nannten, bis zur Haltestelle, oder er nahm mich vorne auf seinem Fahrrad mit, wenn das Fahrrad gerade einmal funktionierte. Seinen richtigen Namen kannten wir nicht. Chocolate war schon immer da. Er hatte keine Angehörigen und arbeitete die ganze Zeit auf der Farm oder half meiner Mutter im Haus.
Geld war in meiner Familie knapp und wir konnten uns keinen Luxus leisten. Trotzdem führten wir ein schönes Leben. Wir hatten vielleicht nicht viel, aber das, was wir hatten, war gut. Es gab Bratkartoffeln mit Butternüssen, mit Brotkrumen gefüllte Kürbisse und frische Erbsen. Den Geschmack von Fleisch kannte ich kaum, aber das machte mir nichts aus.
Nach dem Abendessen nahmen wir die Kerzen mit nach draußen auf die Veranda – Strom hatten wir nicht. Mein Vater holte seine Geige heraus und Chocolate seine Gitarre, und dann tönten Musik und unser Lachen durch die Nacht.
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Die Tage begannen früh und endeten manchmal erst um Mitternacht, speziell wenn winterliche Regenfälle die Felder verwüstet oder die Zäune beschädigt hatten. Ich ging manch18 mal noch nachts mit meinem Vater und Chocolate nach draußen und leuchtete ihnen mit der Taschenlampe, während sie im strömenden Regen einen Zaun reparierten. Vor allem in der Region Boland im Westkap waren die Winter so eisig, dass die Wäsche auf der Leine gefror und die Hände blau und gefühllos wurden. Im Sommer war es dagegen so stickig heiß, dass man kaum Luft bekam.
Meine Erziehung entsprach der eines typischen christlichen Afrikaaners. Ich wurde in der Niederländischen Reformierten Kirche getauft und wir gingen jeden Sonntag in den Gottesdienst und machten nachmittags ein Nickerchen. In den Schulferien und am Wochenende spielte ich den ganzen Tag draußen auf der Farm mit meinen Freunden, den Kindern der afrikanischen und gemischtrassigen Arbeiter.
Meine Mitschüler waren ausschließlich weiß. Mir fiel der Unterschied damals ehrlich gesagt nicht weiter auf, aber zur Schulzeit saßen in den beiden Klassenzimmern unserer kleinen Schule nur die weißen Farmerskinder und die der Verwalter und Vorarbeiter. Die farbigen und afrikanischen Kinder gingen auf eine Schule am Fuß des Hügels.
Aber vor und nach der Schule trafen wir uns alle an der Bushaltestelle. Wenn es kalt war und wir lange auf den Bus warten mussten, machten wir auf dem Boden Feuer. Wir sprachen nie darüber, warum es an unseren Schulen die Rassentrennung gab. Wir waren Kinder – unschuldige Kinder, denke ich –, und die Rassentrennung gehörte einfach zu unserem Leben.
Zu Hause spielte ich mit weißen Kindern nur dann, wenn am Wochenende die Schwestern meiner Mutter mit ihren Familien aus Kapstadt zu Besuch kamen. Mein Cousin und ich brachen dann schon frühmorgens auf, um Kaninchen und Tauben zu jagen, und Chocolate begleitete uns.
Dann war Chocolate eines Tages verschwunden. Ich weiß bis heute nicht, was passiert ist, aber wahrscheinlich wurde er verhaftet, weil er ohne Pass unterwegs war. Die Passgesetze für Schwarze und Farbige waren berüchtigt. Die Pässe wurden 19 verächtlich »dompas« genannt, »dummer Pass«, und sie beherrschten das Leben der nichtweißen Bevölkerung.
Mein Vater stellte Nachforschungen an, aber es kam nichts dabei heraus. Wir fanden uns damit ab, vielen Afrikanern widerfuhr damals dasselbe. Menschen wie Chocolate kamen aus großen, armen Familien und lebten in Baracken ohne Wasser, Strom und sanitäre Anlagen. Chocolates Eltern waren womöglich an Unterernährung oder Tuberkulose gestorben und er hatte sich daraufhin nach Arbeit umgesehen. Er besaß nichts und hatte keine Ausbildung. Seine Geburt war nirgendwo vermerkt, dementsprechend hatte er auch keine Ausweispapiere. Wahrscheinlich hat er sich glücklich geschätzt, dass meine Eltern ihn aufnahmen und er überhaupt Arbeit und ein Dach über dem Kopf hatte.
Er galt als ungelernter Arbeiter, obwohl er auf der Farm alles reparierte und einem Kind wie mir das Fischen und Jagen beibrachte und wie man Zäune ausbessert und Tiere versorgt. Er besaß kein Arbeitsbuch und wäre wie viele andere Afrikaner, die für den Apartheidstaat keinen Wert besaßen, durch die Maschen des Systems gefallen.
Unterwegs musste er ständig einen »dompas« mit sich führen und bei Polizeikontrollen vorzeigen zum Beweis dafür, dass er sich dort, wo man ihn angehalten hatte, auch aufhalten durfte. Nur hatte Chocolate keinen »dompas«: Offiziell existierte er gar nicht.
Wenn er außerhalb der Farm von der Polizei aufgegriffen wurde, vor allem nachts, kam er in ein Polizeigefängnis, und dort war sein Leben buchstäblich nichts wert. Hunderttausende schwarze Südafrikaner »verschwanden« in diesen Jahren. Zu viele Nachforschungen anzustellen war nutzlos und sogar gefährlich. Der arme Chocolate war nur ein weiteres Opfer der Apartheid. Wir vermissten ihn, aber wir lebten in einem Polizeistaat und hatten selbst nur beschränkte Rechte. Mein Vater hat wahrscheinlich auf der lokalen Polizeiwache nachgefragt, wo man sich erwartungsgemäß nicht für Chocolate interes20 sierte. Für die Polizei war er nur ein namenloser schwarzer Wanderarbeiter unter vielen.
Die Apartheid in Südafrika war ein besonders grausames Beispiel eines staatlich legitimierten Rassismus. Angeregt durch Gedanken einer weißen Vorherrschaft, die mit den ersten »Eroberern « Südafrikas, den Niederländern, und wenig später den Briten ins Land kam, beschloss die Afrikaans sprechende National Party 1948, als sie an die Macht kam, die Gesetze zur Rassentrennung.
Residenz Verlag
Die Tage begannen früh und endeten manchmal erst um Mitternacht, speziell wenn winterliche Regenfälle die Felder verwüstet oder die Zäune beschädigt hatten. Ich ging manch18 mal noch nachts mit meinem Vater und Chocolate nach draußen und leuchtete ihnen mit der Taschenlampe, während sie im strömenden Regen einen Zaun reparierten. Vor allem in der Region Boland im Westkap waren die Winter so eisig, dass die Wäsche auf der Leine gefror und die Hände blau und gefühllos wurden. Im Sommer war es dagegen so stickig heiß, dass man kaum Luft bekam.
Meine Erziehung entsprach der eines typischen christlichen Afrikaaners. Ich wurde in der Niederländischen Reformierten Kirche getauft und wir gingen jeden Sonntag in den Gottesdienst und machten nachmittags ein Nickerchen. In den Schulferien und am Wochenende spielte ich den ganzen Tag draußen auf der Farm mit meinen Freunden, den Kindern der afrikanischen und gemischtrassigen Arbeiter.
Meine Mitschüler waren ausschließlich weiß. Mir fiel der Unterschied damals ehrlich gesagt nicht weiter auf, aber zur Schulzeit saßen in den beiden Klassenzimmern unserer kleinen Schule nur die weißen Farmerskinder und die der Verwalter und Vorarbeiter. Die farbigen und afrikanischen Kinder gingen auf eine Schule am Fuß des Hügels.
Aber vor und nach der Schule trafen wir uns alle an der Bushaltestelle. Wenn es kalt war und wir lange auf den Bus warten mussten, machten wir auf dem Boden Feuer. Wir sprachen nie darüber, warum es an unseren Schulen die Rassentrennung gab. Wir waren Kinder – unschuldige Kinder, denke ich –, und die Rassentrennung gehörte einfach zu unserem Leben.
Zu Hause spielte ich mit weißen Kindern nur dann, wenn am Wochenende die Schwestern meiner Mutter mit ihren Familien aus Kapstadt zu Besuch kamen. Mein Cousin und ich brachen dann schon frühmorgens auf, um Kaninchen und Tauben zu jagen, und Chocolate begleitete uns.
Dann war Chocolate eines Tages verschwunden. Ich weiß bis heute nicht, was passiert ist, aber wahrscheinlich wurde er verhaftet, weil er ohne Pass unterwegs war. Die Passgesetze für Schwarze und Farbige waren berüchtigt. Die Pässe wurden 19 verächtlich »dompas« genannt, »dummer Pass«, und sie beherrschten das Leben der nichtweißen Bevölkerung.
Mein Vater stellte Nachforschungen an, aber es kam nichts dabei heraus. Wir fanden uns damit ab, vielen Afrikanern widerfuhr damals dasselbe. Menschen wie Chocolate kamen aus großen, armen Familien und lebten in Baracken ohne Wasser, Strom und sanitäre Anlagen. Chocolates Eltern waren womöglich an Unterernährung oder Tuberkulose gestorben und er hatte sich daraufhin nach Arbeit umgesehen. Er besaß nichts und hatte keine Ausbildung. Seine Geburt war nirgendwo vermerkt, dementsprechend hatte er auch keine Ausweispapiere. Wahrscheinlich hat er sich glücklich geschätzt, dass meine Eltern ihn aufnahmen und er überhaupt Arbeit und ein Dach über dem Kopf hatte.
Er galt als ungelernter Arbeiter, obwohl er auf der Farm alles reparierte und einem Kind wie mir das Fischen und Jagen beibrachte und wie man Zäune ausbessert und Tiere versorgt. Er besaß kein Arbeitsbuch und wäre wie viele andere Afrikaner, die für den Apartheidstaat keinen Wert besaßen, durch die Maschen des Systems gefallen.
Unterwegs musste er ständig einen »dompas« mit sich führen und bei Polizeikontrollen vorzeigen zum Beweis dafür, dass er sich dort, wo man ihn angehalten hatte, auch aufhalten durfte. Nur hatte Chocolate keinen »dompas«: Offiziell existierte er gar nicht.
Wenn er außerhalb der Farm von der Polizei aufgegriffen wurde, vor allem nachts, kam er in ein Polizeigefängnis, und dort war sein Leben buchstäblich nichts wert. Hunderttausende schwarze Südafrikaner »verschwanden« in diesen Jahren. Zu viele Nachforschungen anzustellen war nutzlos und sogar gefährlich. Der arme Chocolate war nur ein weiteres Opfer der Apartheid. Wir vermissten ihn, aber wir lebten in einem Polizeistaat und hatten selbst nur beschränkte Rechte. Mein Vater hat wahrscheinlich auf der lokalen Polizeiwache nachgefragt, wo man sich erwartungsgemäß nicht für Chocolate interes20 sierte. Für die Polizei war er nur ein namenloser schwarzer Wanderarbeiter unter vielen.
Die Apartheid in Südafrika war ein besonders grausames Beispiel eines staatlich legitimierten Rassismus. Angeregt durch Gedanken einer weißen Vorherrschaft, die mit den ersten »Eroberern « Südafrikas, den Niederländern, und wenig später den Briten ins Land kam, beschloss die Afrikaans sprechende National Party 1948, als sie an die Macht kam, die Gesetze zur Rassentrennung.
Residenz Verlag
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Autoren-Porträt von Christo Brand, Barbara Jones
Christo Brand, geboren 1960, wuchs auf einer Farm im südwestlichen Südafrika auf. Um dem Dienst bei derArmee zu entgehen, ließ er sich zum Gefängniswärter ausbilden. Auf Robben Island, wo Nelson Mandela undandere Bürgerrechtskämpfer des African National Congress (ANC) inhaftiert waren, entwickelte sich zwischen Brand und seinem prominentesten Gefangenen eine dauerhafte Freundschaft, die bis zum Tod des großenKämpfers gegen die Apartheid andauerte. Brand lebt heute in Kapstadt und arbeitet wieder auf Robben Island, wo sich heute eine nationale Gedenkstätte befindet.Barbara Jones berichtet als Korrespondentin für die britische Zeitung "Mail on Sunday" aus allen Teilen Afrikas. Eines ihrer ersten Erlebnisse in Südafrika war im Jahr 2000 der Besuch von Robben Island, wo Nelson Mandela sein früheres Gefängnis besuchte und sie seine Hand schütteln konnte. Jones lebt in Kapstadt.
Bibliographische Angaben
- Autoren: Christo Brand , Barbara Jones
- 2014, 1., Aufl., 304 Seiten, mit Abbildungen, Maße: 16,5 x 24 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Michael Bayer, Sigrid Schmid, Wolfram Ströle
- Verlag: Residenz
- ISBN-10: 3701733392
- ISBN-13: 9783701733392
- Erscheinungsdatum: 11.03.2014
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