Mein Findelhund
Originalausgabe
Die Autorin Petra Durst-Benning nimmt einen Tierschutzhund bei sich auf: den vier Monate alten Jagdhundmischling Eric. Unterhaltsam und anrührend beschreibt sie das erste Jahr mit Eric. Und aus dem verschüchterten Welpen wird ein lebensfroher, erwachsener Hund.
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Mein Findelhund “
Die Autorin Petra Durst-Benning nimmt einen Tierschutzhund bei sich auf: den vier Monate alten Jagdhundmischling Eric. Unterhaltsam und anrührend beschreibt sie das erste Jahr mit Eric. Und aus dem verschüchterten Welpen wird ein lebensfroher, erwachsener Hund.
Klappentext zu „Mein Findelhund “
Als Petra Durst-Benning auf der Suche nach einem neuen vierbeinigen Begleiter war, entschied sie sich für einen Tierschutzhund. Sie fand Eric, einen vier Monate alten Jagdhundmischling. Geduld und viel Fingerspitzengefühl waren nötig, um dem kleinen Hund zu vermitteln: bei uns bist du sicher! Unterhaltsam und anrührend beschreibt die Hundeexpertin das erste Jahr mit Eric und schildert, wie aus dem kleinen, verschüchterten Welpen ein stolzer, lebensfroher erwachsener Hund wurde.
Lese-Probe zu „Mein Findelhund “
Mein Findelhund von Petra Durst-Benning4. Kapitel
Herzen schmelzen dahin
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Nach einer schlaflosen Nacht machen wir uns am
13. Dezember 2008 aufgeregt auf den Weg. Die Tierschützerin wohnt in der Nähe von Aalen, wir in der Nähe von Stuttgart - das sind hundertfünfzig Kilometer Fahrt. Nach einer guten Stunde sind wir in einer hübschen Vorortsiedlung angekommen. Ein Einfamilienhaus reiht sich ans nächste. Wir tauschen einen Blick - hier sollen Tierschutzhunde leben?
Eine Klingel gibt es nicht an besagtem Haus, es gelingt uns dennoch, uns bemerkbar zu machen. Als wir im Haus sind, wissen wir sogleich, dass die Idee, die Klingel abzuschaffen, keine schlechte war: Auch ohne Glockengeläut verfallen die Hunde sofort in Freudengeheul.
Drei Rudel mit je zehn, zwölf Hunden leben im Haus der Tierschützerin: eins im ersten Stock, eins im Wohnzimmer und eins in Küche und angeschlossenem Flur. In diesem Rudel lebt auch Indira, wegen der wir gekommen sind. Wohin man auch schaut - überall wuselt es von Hunden. Es ist laut, es geht hoch her, gleichzeitig ist es erstaunlich sauber: Es riecht nur ein kleines bisschen nach Hund, und sobald einer der Welpen Pipi macht, steht die Tierschützerin mit einem Küchenpapier parat, um es aufzuwischen.
»Wenn ich einen Roman schreiben müsste, dann bekäme er den Titel Mein Leben mit der Küchenrolle, sagt sie lachend.
Ich schaue mich weiter in der Wohnung um: Die Türen sind zwar verkratzt, die Möbel ein wenig abgelebt, aber alles ist in einem anständigen Zustand. In einer Glasvitrine stehen Sammelobjekte, auf dem Küchentisch ein Adventskranz mit brennender Kerze. Auf meine Frage, ob sie denn keine Angst habe, dass bei so vielen Hunden im Eifer des Gefechts etwas zu Bruch geht oder passiert, schüttelt die Tierschützerin vehement den Kopf.
»Viele unserer Hunde haben noch nie in einem Haus gelebt, das sollen sie nun bei mir lernen. Weggesperrt in einem Zwinger könnten sie das nicht. Nur wenn ich sie an unserem ganz normalen Alltagsleben teilhaben lasse, gewöhnen sie sich später in ihrem neuen Zuhause gut ein«, sagt sie und zückt erneut die Küchenrolle.
Das leuchtet mir ein, dennoch frage ich mich, wie und ob ein »normaler Alltag« mit so vielen Hunden unter einem Dach überhaupt möglich ist. Ohne große Opfer geht das gewiss nicht. Meine Bewunderung für die Frau und all die anderen, die ihr Leben in den Dienst des Tierschutzes stellen, wächst und wächst. Diese tollen Frauen und Männer hätten allesamt einen Orden verdient, stattdessen machen Behörden und Nachbarn ihnen oftmals das Leben noch schwerer, als es eh schon ist.
Wir bekommen Kaffee angeboten, haben aber nur Augen für das Dutzend Hunde, das uns bestürmt. Die meisten sind in Indiras Alter, also vier Monate alt, aber auch eine wunderschöne, sehr schlanke Schäferhündin von vier Jahren ist dabei. Alle buhlen sie um unsere Aufmerksamkeit. »Schau her, ich bin lieb!« - »Nein, ich! Ich bin schön und lieb!« - »Dafür bin ich lieb und lustig!« - »Weg mit euch, mich sollt ihr nehmen! Ich kann nämlich am traurigsten schauen!«
Es zerreißt uns fast das Herz, mit anzusehen, wie die Hunde sich anbieten. Alle scheinen zu spüren, dass es sich hier um die Chance ihres Lebens handeln könnte. Und alle sind sie unglaublich freundlich, arglos, aufgeschlossen gegenüber uns, den fremden Menschen.
Auch wenn wir wegen Indira hier sind, merken wir schnell, dass uns die Wahl schwerfallen wird, denn: Sich für einen Hund entscheiden heißt, sich gegen alle anderen zu entscheiden.
Und Indira? Sie ist die lauteste, wildeste und frechste Hummel von allen, hüpft auf meinen Schoß, ziept an meinen Haaren, nur um im nächsten Moment gleich wieder einen ihrer Hundekameraden zu piesacken. Wo Indira ist, ist Action!
Mir kommen plötzlich Zweifel - so eine stürmische Hundedame will ich eigentlich nicht. Denn auch mit Welpen im Haus muss ich in der Lage sein, meiner Arbeit nachzugehen. Was in meinem Fall heißt: schreiben, schreiben, schreiben. Hund hin oder her - um meinen Abgabetermin komme ich nicht herum.
»Ich glaube, Indira würde es bei uns zu Hause schnell langweilig werden. Sie braucht eine Familie mit Kindern, die mit ihr herumtoben, und keinen langweiligen Schriftstellerhaushalt!« Wieder einmal spricht mein Mann aus, was ich denke. Im selben Moment fällt unser Blick auf einen Hund, der die gleiche Zeichnung hat wie Indira, jedoch glatteres Fell. Er hat uns nur kurz begrüßt, und das mit weitaus weniger Enthusiasmus als alle anderen, dann hat er in aller Seelenruhe die Spielzeuge eingesammelt, um die sich alle zuvor gebalgt haben. Mit einem Ball und einem Quietschetier hat er sich dann auf die Liegedecke unter dem Küchentisch verzogen, er scheint es zu genießen, den Platz endlich einmal für sich zu haben. Überhaupt macht der Kleine einen eher gestressten Eindruck, das Toben der anderen scheint ihm auf die Nerven zu gehen. Er bellt und fiept auch nicht, sondern ist ruhig und fast ein wenig in sich gekehrt.
»Das ist Indiras Bruder Eric, er war der Kleinste des ganzen Wurfes«, erklärt die Tierschützerin, der unsere Blicke nicht entgangen sind. »Alle anderen Geschwister sind schon gut vermittelt worden, auch für die Mutter und die Hunde-Amme haben wir ein gutes Zuhause gefunden. Nur Indira und Eric sind noch übrig.«
Eric. Aha. Der Kleinste des Wurfes. Mein Gott, ist der süß! Mein Herz schmilzt dahin angesichts des kleinen selbstzufriedenen Hundes unterm Küchentisch. So ein lieber, ruhiger Zeitgenosse! Zwar ein Rüde, aber sooo wichtig ist das Geschlecht nun auch wieder nicht, oder? Fragend schaue ich meinen Mann an, kann seine Miene jedoch ausgerechnet in diesem Moment einmal nicht lesen.
»Was meinst du, ist das unser Findelhund? «, flüstere ich meinem Mann zu. Eine Antwort bekomme ich nicht, aber wenn ich den seligen Blick meines Mannes richtig deute ...
Die Tierschützerin will uns nun vorführen, wie sie die Hunde mit frischem Quark verwöhnt. Kaum hat sie den Quarkbecher samt Teelöffel in der Hand, springen die Hunde aufgeregt um sie herum, jeder ist bemüht, einen Löffel von der Leckerei abzubekommen. Auch Eric bemüht sich unter dem Küchentisch hervor und holt sich seinen Löffel ab. Als die Tierschützerin den Löffel für den nächsten Hund in den Becher eintaucht, ist er schneller: Er hält seine Zunge gleich direkt in den Becher und kassiert so als Einziger zum zweiten Mal ab!
Wir sind beeindruckt: Dieser Hund scheint über innere Ruhe und Gelassenheit zu verfügen. Eine langweilige Schlafmütze ist er jedoch nicht, dass er sogar besonders keck ist, hat er ja eben bewiesen.
Auf unseren Mienen breitet sich ein Grinsen aus. Fragen, Diskussionen, irgendwelche Gedankenaustausche sind unnötig. Mein Mann und ich schauen uns nur an, und schon wissen wir, dass wir beide dasselbe denken und fühlen:
Das ist er!
Die Tierschützerin nimmt mich in den Arm, wir freuen uns und genießen den Augenblick. Wahrscheinlich werden sich unsere Lebenswege nur dieses eine Mal kreuzen, dennoch spüren wir eine besondere Verbindung, unter anderen Umständen - mehr räumliche Nähe, mehr Zeit - hätten wir zwei Freundinnen sein können.
Da wir am kommenden Wochenende noch zu einer großen Familienfeier ins Saarland reisen wollen, verabreden wir mit Erics Pflegemutter, unseren Findelhund erst am darauffolgenden Wochenende, also wenige Tage vor Weihnachten, abzuholen.
Ein Hund unterm Gabentisch! Ein Unding, höre ich viele Leser laut aufschreien. Und tatsächlich sind für die meisten Menschen die Weihnachtstage mit Gänsebraten, Glöckchengeläut und Verwandtenbesuchen so ziemlich die ungünstigste Zeit, sich einen Hund ins Haus zu holen.
Bei uns jedoch verlaufen die Feiertage gemütlich und ohne Stress. Wir hetzen nicht von einer Familienfeier zur andern und werden genügend Zeit für Erics Eingewöhnung haben. Außerdem stehen im neuen Jahr für mich zunächst keine Termine an, meine Lesesaison beginnt im April und ist noch weit, weit weg.
Am liebsten würden wir unseren Kleinen ja gleich mitnehmen, der Abschied fällt uns schwer. Aber es ist ja nicht mehr lange hin.
Überglücklich fahren wir nach Hause, immer und immer wieder lassen wir unsere Eindrücke Revue passieren. Wir sind uns ganz sicher, die richtige Wahl getroffen zu haben, und das in jeder Hinsicht.
Wie sagte Loriot so treffend: »Ein Leben ohne Hund ist zwar möglich, aber nicht erstrebenswert.«
Für uns fängt nun ein neues Leben an.
Mit Eric.
Auf dem Heimweg statten wir meinen Eltern einen Besuch ab. Natürlich müssen wir niemandem Rechenschaft ablegen, aber wir werden auf die Hilfe meiner Eltern angewiesen sein, wenn es um Dogsitting und Urlaubsvertretung geht. Von daher ist es nur fair und richtig, dass sie endlich erfahren, wie es um unser »hundefreies« Jahr bestellt ist.
Auch meine Schwester ist dabei, als ich stotternd mit der Sprache herausrücke. Die Reaktion der drei ist eine völlig andere als die, die wir erwartet haben: Erst bricht meine Schwester, dann meine Mutter in Tränen aus.
»Endlich wieder ein Hund im Haus«, schluchzen beide.
Mein Mann und ich schauen uns an - wo wir mit Verständnislosigkeit und Vorwürfen gerechnet hatten, treffen wir auf pure Vorfreude. Wir zeigen Fotos, die wir in Aalen von Klein-Eric gemacht haben, alle finden ihn zauberhaft und können es kaum erwarten, dass er zu uns kommt. Für die Tierschützerin drücken sie mir noch eine saftige Spende in die Hand.
Haben wir nicht eine wundervolle Familie?
Nach einer schlaflosen Nacht machen wir uns am
13. Dezember 2008 aufgeregt auf den Weg. Die Tierschützerin wohnt in der Nähe von Aalen, wir in der Nähe von Stuttgart - das sind hundertfünfzig Kilometer Fahrt. Nach einer guten Stunde sind wir in einer hübschen Vorortsiedlung angekommen. Ein Einfamilienhaus reiht sich ans nächste. Wir tauschen einen Blick - hier sollen Tierschutzhunde leben?
Eine Klingel gibt es nicht an besagtem Haus, es gelingt uns dennoch, uns bemerkbar zu machen. Als wir im Haus sind, wissen wir sogleich, dass die Idee, die Klingel abzuschaffen, keine schlechte war: Auch ohne Glockengeläut verfallen die Hunde sofort in Freudengeheul.
Drei Rudel mit je zehn, zwölf Hunden leben im Haus der Tierschützerin: eins im ersten Stock, eins im Wohnzimmer und eins in Küche und angeschlossenem Flur. In diesem Rudel lebt auch Indira, wegen der wir gekommen sind. Wohin man auch schaut - überall wuselt es von Hunden. Es ist laut, es geht hoch her, gleichzeitig ist es erstaunlich sauber: Es riecht nur ein kleines bisschen nach Hund, und sobald einer der Welpen Pipi macht, steht die Tierschützerin mit einem Küchenpapier parat, um es aufzuwischen.
»Wenn ich einen Roman schreiben müsste, dann bekäme er den Titel Mein Leben mit der Küchenrolle, sagt sie lachend.
Ich schaue mich weiter in der Wohnung um: Die Türen sind zwar verkratzt, die Möbel ein wenig abgelebt, aber alles ist in einem anständigen Zustand. In einer Glasvitrine stehen Sammelobjekte, auf dem Küchentisch ein Adventskranz mit brennender Kerze. Auf meine Frage, ob sie denn keine Angst habe, dass bei so vielen Hunden im Eifer des Gefechts etwas zu Bruch geht oder passiert, schüttelt die Tierschützerin vehement den Kopf.
»Viele unserer Hunde haben noch nie in einem Haus gelebt, das sollen sie nun bei mir lernen. Weggesperrt in einem Zwinger könnten sie das nicht. Nur wenn ich sie an unserem ganz normalen Alltagsleben teilhaben lasse, gewöhnen sie sich später in ihrem neuen Zuhause gut ein«, sagt sie und zückt erneut die Küchenrolle.
Das leuchtet mir ein, dennoch frage ich mich, wie und ob ein »normaler Alltag« mit so vielen Hunden unter einem Dach überhaupt möglich ist. Ohne große Opfer geht das gewiss nicht. Meine Bewunderung für die Frau und all die anderen, die ihr Leben in den Dienst des Tierschutzes stellen, wächst und wächst. Diese tollen Frauen und Männer hätten allesamt einen Orden verdient, stattdessen machen Behörden und Nachbarn ihnen oftmals das Leben noch schwerer, als es eh schon ist.
Wir bekommen Kaffee angeboten, haben aber nur Augen für das Dutzend Hunde, das uns bestürmt. Die meisten sind in Indiras Alter, also vier Monate alt, aber auch eine wunderschöne, sehr schlanke Schäferhündin von vier Jahren ist dabei. Alle buhlen sie um unsere Aufmerksamkeit. »Schau her, ich bin lieb!« - »Nein, ich! Ich bin schön und lieb!« - »Dafür bin ich lieb und lustig!« - »Weg mit euch, mich sollt ihr nehmen! Ich kann nämlich am traurigsten schauen!«
Es zerreißt uns fast das Herz, mit anzusehen, wie die Hunde sich anbieten. Alle scheinen zu spüren, dass es sich hier um die Chance ihres Lebens handeln könnte. Und alle sind sie unglaublich freundlich, arglos, aufgeschlossen gegenüber uns, den fremden Menschen.
Auch wenn wir wegen Indira hier sind, merken wir schnell, dass uns die Wahl schwerfallen wird, denn: Sich für einen Hund entscheiden heißt, sich gegen alle anderen zu entscheiden.
Und Indira? Sie ist die lauteste, wildeste und frechste Hummel von allen, hüpft auf meinen Schoß, ziept an meinen Haaren, nur um im nächsten Moment gleich wieder einen ihrer Hundekameraden zu piesacken. Wo Indira ist, ist Action!
Mir kommen plötzlich Zweifel - so eine stürmische Hundedame will ich eigentlich nicht. Denn auch mit Welpen im Haus muss ich in der Lage sein, meiner Arbeit nachzugehen. Was in meinem Fall heißt: schreiben, schreiben, schreiben. Hund hin oder her - um meinen Abgabetermin komme ich nicht herum.
»Ich glaube, Indira würde es bei uns zu Hause schnell langweilig werden. Sie braucht eine Familie mit Kindern, die mit ihr herumtoben, und keinen langweiligen Schriftstellerhaushalt!« Wieder einmal spricht mein Mann aus, was ich denke. Im selben Moment fällt unser Blick auf einen Hund, der die gleiche Zeichnung hat wie Indira, jedoch glatteres Fell. Er hat uns nur kurz begrüßt, und das mit weitaus weniger Enthusiasmus als alle anderen, dann hat er in aller Seelenruhe die Spielzeuge eingesammelt, um die sich alle zuvor gebalgt haben. Mit einem Ball und einem Quietschetier hat er sich dann auf die Liegedecke unter dem Küchentisch verzogen, er scheint es zu genießen, den Platz endlich einmal für sich zu haben. Überhaupt macht der Kleine einen eher gestressten Eindruck, das Toben der anderen scheint ihm auf die Nerven zu gehen. Er bellt und fiept auch nicht, sondern ist ruhig und fast ein wenig in sich gekehrt.
»Das ist Indiras Bruder Eric, er war der Kleinste des ganzen Wurfes«, erklärt die Tierschützerin, der unsere Blicke nicht entgangen sind. »Alle anderen Geschwister sind schon gut vermittelt worden, auch für die Mutter und die Hunde-Amme haben wir ein gutes Zuhause gefunden. Nur Indira und Eric sind noch übrig.«
Eric. Aha. Der Kleinste des Wurfes. Mein Gott, ist der süß! Mein Herz schmilzt dahin angesichts des kleinen selbstzufriedenen Hundes unterm Küchentisch. So ein lieber, ruhiger Zeitgenosse! Zwar ein Rüde, aber sooo wichtig ist das Geschlecht nun auch wieder nicht, oder? Fragend schaue ich meinen Mann an, kann seine Miene jedoch ausgerechnet in diesem Moment einmal nicht lesen.
»Was meinst du, ist das unser Findelhund? «, flüstere ich meinem Mann zu. Eine Antwort bekomme ich nicht, aber wenn ich den seligen Blick meines Mannes richtig deute ...
Die Tierschützerin will uns nun vorführen, wie sie die Hunde mit frischem Quark verwöhnt. Kaum hat sie den Quarkbecher samt Teelöffel in der Hand, springen die Hunde aufgeregt um sie herum, jeder ist bemüht, einen Löffel von der Leckerei abzubekommen. Auch Eric bemüht sich unter dem Küchentisch hervor und holt sich seinen Löffel ab. Als die Tierschützerin den Löffel für den nächsten Hund in den Becher eintaucht, ist er schneller: Er hält seine Zunge gleich direkt in den Becher und kassiert so als Einziger zum zweiten Mal ab!
Wir sind beeindruckt: Dieser Hund scheint über innere Ruhe und Gelassenheit zu verfügen. Eine langweilige Schlafmütze ist er jedoch nicht, dass er sogar besonders keck ist, hat er ja eben bewiesen.
Auf unseren Mienen breitet sich ein Grinsen aus. Fragen, Diskussionen, irgendwelche Gedankenaustausche sind unnötig. Mein Mann und ich schauen uns nur an, und schon wissen wir, dass wir beide dasselbe denken und fühlen:
Das ist er!
Die Tierschützerin nimmt mich in den Arm, wir freuen uns und genießen den Augenblick. Wahrscheinlich werden sich unsere Lebenswege nur dieses eine Mal kreuzen, dennoch spüren wir eine besondere Verbindung, unter anderen Umständen - mehr räumliche Nähe, mehr Zeit - hätten wir zwei Freundinnen sein können.
Da wir am kommenden Wochenende noch zu einer großen Familienfeier ins Saarland reisen wollen, verabreden wir mit Erics Pflegemutter, unseren Findelhund erst am darauffolgenden Wochenende, also wenige Tage vor Weihnachten, abzuholen.
Ein Hund unterm Gabentisch! Ein Unding, höre ich viele Leser laut aufschreien. Und tatsächlich sind für die meisten Menschen die Weihnachtstage mit Gänsebraten, Glöckchengeläut und Verwandtenbesuchen so ziemlich die ungünstigste Zeit, sich einen Hund ins Haus zu holen.
Bei uns jedoch verlaufen die Feiertage gemütlich und ohne Stress. Wir hetzen nicht von einer Familienfeier zur andern und werden genügend Zeit für Erics Eingewöhnung haben. Außerdem stehen im neuen Jahr für mich zunächst keine Termine an, meine Lesesaison beginnt im April und ist noch weit, weit weg.
Am liebsten würden wir unseren Kleinen ja gleich mitnehmen, der Abschied fällt uns schwer. Aber es ist ja nicht mehr lange hin.
Überglücklich fahren wir nach Hause, immer und immer wieder lassen wir unsere Eindrücke Revue passieren. Wir sind uns ganz sicher, die richtige Wahl getroffen zu haben, und das in jeder Hinsicht.
Wie sagte Loriot so treffend: »Ein Leben ohne Hund ist zwar möglich, aber nicht erstrebenswert.«
Für uns fängt nun ein neues Leben an.
Mit Eric.
Auf dem Heimweg statten wir meinen Eltern einen Besuch ab. Natürlich müssen wir niemandem Rechenschaft ablegen, aber wir werden auf die Hilfe meiner Eltern angewiesen sein, wenn es um Dogsitting und Urlaubsvertretung geht. Von daher ist es nur fair und richtig, dass sie endlich erfahren, wie es um unser »hundefreies« Jahr bestellt ist.
Auch meine Schwester ist dabei, als ich stotternd mit der Sprache herausrücke. Die Reaktion der drei ist eine völlig andere als die, die wir erwartet haben: Erst bricht meine Schwester, dann meine Mutter in Tränen aus.
»Endlich wieder ein Hund im Haus«, schluchzen beide.
Mein Mann und ich schauen uns an - wo wir mit Verständnislosigkeit und Vorwürfen gerechnet hatten, treffen wir auf pure Vorfreude. Wir zeigen Fotos, die wir in Aalen von Klein-Eric gemacht haben, alle finden ihn zauberhaft und können es kaum erwarten, dass er zu uns kommt. Für die Tierschützerin drücken sie mir noch eine saftige Spende in die Hand.
Haben wir nicht eine wundervolle Familie?
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Autoren-Porträt von Petra Durst-Benning
Durst-Benning, PetraPetra Durst-Benning ist eine internationale Bestsellerautorin. Seit ihrem Debütroman begeistern ihre mutigen Frauenfiguren die Leserinnen und laden sie zu großen Abenteuern ein. Viele ihrer Romane werden verfilmt. Petra Durst-Benning lebt mit ihrem Mann bei Stuttgart.
Bibliographische Angaben
- Autor: Petra Durst-Benning
- 2011, Maße: 12 x 19 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Ullstein TB
- ISBN-10: 3548373895
- ISBN-13: 9783548373898
Rezension zu „Mein Findelhund “
»Eine amüsante und lehrreiche Reise.« RUHR NACHRICHTEN, 10.09.11 »Amüsant und anrührend.« FRANKENPOST, 21.09.2011
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