Mein grünes Familienkochbuch

Rezepte für ein gesünderes Familienleben

Als Mutter eines 8jährigen weiß ich, wie schwer es sein kann, Gemüse auf den Tisch zu bringen. Verstecken soll man es nicht, es soll Abwechslung geben, dem Kind soll es schmecken und dann gibt es da noch die Konkurrenz aller ungesunden Verlockungen, die dem Kind ab der Krippe schmackhaft gemacht werden. Naturgemäß bin ich da dankbar für jeden guten Ratschlag, den ich nur kriegen kann.
Hier beginnen die Ratschläge ganz vorne mit einem sehr guten theoretischen Teil, der mich tatsächlich mit Neuem überrascht hat. Da ich mich viel mit dem Thema Ernährung auseinandersetze, wage ich zu behaupten, mich gut auszukennen, aber von „resistenter Stärke“ hatte ich vor dieser Lektüre noch nie gehört.
Danach beginnt der Rezeptteil, der in Frühstück, Mittagessen, Abendessen, Süßes & Gebäck sowie Snacks & Extras unterteilt ist. Hier findet sich viel Altbewährtes – Buddha Bowl, Meal Prep, Hummus, Porridge, Geröstete Kichererbsen, Kräuterdip mit Rohkost, etc., aber auch viel Ambitioniertes. Tatsächlich muss ich sagen, dass ein Gros der Rezepte für mich bei meinem Kind nicht umsetzbar wären, bzw. nur nach langer, langer Vorarbeit – und da red ich vom Kind – beim Mann wär‘s nochmal einen Deut länger. Als Einstieg würde ich wohl die Frikadellen mit Haferflocken oder das Hähnchencurry empfehlen. Höchstwahrscheinlich muss man sich die gesunde Familienernährung tatsächlich erarbeiten.
Ich mag die Zugangsweise der Autorin alles möglichst bunt zu halten. Abwechslung halte ich ebenso für sehr wichtig. Die Rezepte sind mir leider nur zu ambitioniert. Es gibt etwa ein Rezept für eine Schoko-Nuss-Creme mit nur Zartbitterschokolade, Nussmus, Öl und Vanilleexttrakt – gänzlich ohne Zucker. Hier muss ich ehrlich sagen, dass sogar ich aussteige – von meinem Sohn ganz zu schweigen. In der Regel werden „selbstgemachte Nutella“ doch mit Süßungsmitteln wie Agaven- oder Dattelsirup gesüßt. Auf der anderen Seite freue ich mich jedoch auch sehr, dass Frau Doktor Schäfer den Leuten die Augen öffnen will – Zucker ist Zucker! Wenn ich befreundeten Müttern zuhöre, wie sie Xylit- und Honigrezepte austauschen in der Hoffnung, ihren Kindern etwas Gutes damit zu tun, wird mir sehr schnell klar, dass noch viel Ernährungswissen in der breiten Öffentlichkeit fehlt. Von daher schätze ich dieses Buch und die damit verbundene Absicht auch zukünftigen Generationen ein gesundes Leben zu ermöglichen.

Gemüse für die ganze Familie
Dieses Kochbuch ist grün, soll heißen, es beinhaltet vor allem Rezepte, die für eine gute Nährstoffversorgung bei Jung und Alt sorgen. Ein erster Teil klärt auf über Nährstoffe, vegane Ernährung, Zucker, Vorratshaltung, Meal Prep und gibt Tipps, wie man Kinder nachhaltig an das Essen von Gemüse heranführt. Sehr schön ist, dass die Autorin hier keine überzogenen Vorstellungen hat, sondern ganz im Gegenteil darauf hinweist, dass es lange dauern kann, bis Gemüse wirklich akzeptiert wird und man nicht aufgeben soll. Auch wenn dieser Teil etwas lang ist und einiges auch schon bekannt, ist er dennoch sehr informativ.

In einem weiteren Teil folgen die Rezepte sortiert nach Mahlzeiten: Frühstück, Mittagessen, Abendessen, Süßes und Gebäck, Snacks und Extras. Die Rezepte sind sehr vielfältig, so dass tatsächlich für jeden etwas dabei ist, was er probieren möchte. Vor allem die Rezepte zum Abendessen haben mir hier sehr gefallen, weil sie leicht zuzubereiten sind und geschmacklich wirklich gut sind. Auch die Zubereitung ist oft kinderleicht und nimmt nicht zu viel Zeit in Anspruch.

Jedes Rezept ist mit einem sehr ansprechenden Foto ausgestattet, was mir persönlich sehr wichtig ist. Im oberen Bereich sind die Zutaten aufgelistet, dazu Personenzahl und Zubereitungszeiten. Darunter gibt es Nährwertangaben und einen verständlichen Text zur Zubereitung. Abgerundet werden viele Rezepte durch Angabe von Varianten oder Tipps. Für besseres Zurechtfinden sorgt das Inhaltsverzeichnis, in dem man schön nach Rezepten zu einzelnen Zutaten suchen kann. Alles in allem überzeugt mich das Kochbuch, auch wenn ich mir noch ein paar Rezepte mehr gewünscht hätte. Gute 4,5 Sterne!

Klappentext:
„Eine pflanzenbetonte Ernährung liegt voll im Trend – weil sie gesünder ist und weil Nachhaltigkeit und Klimaschutz immer wichtiger werden. Auch die Familienküche wird immer grüner, viele Kinder und Jugendliche sind Vegetarier aus Überzeugung. Dr. Silja Schäfer, TV-Ernährungs-Doc und Mutter von zwei Kindern, erklärt, wie eine moderne grüne Familienküche ganz einfach gelingen kann – ohne Stress und ohne dass man sich Gedanken machen muss, ob die Kids mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt werden. Bei den alltagstauglichen Rezepten spielt jede Menge Gemüse die Hauptrolle. Silja Schäfer zeigt, worauf es bei einer gesunden Familienernährung ankommt, warum regelmäßige Mahlzeiten und längere Esspausen wichtig sind und wie die Kids zu echten Fans von „Grünzeug“ werden. Neben nützlichen Tipps für den Grundvorrat und genialen Meal-Prep-Ideen gibt es als besonderen Clou clevere Baukästen mit Empfehlungen, wie sich die Rezepte bei Bedarf an die verschiedensten Bedürfnisse in der Familie anpassen lassen. So schmeckt gesunde Ernährung Groß und Klein!“

Frau Dr. Schäfer versucht in diesem Kochbuch, das grüne Bewusstsein bei den Hobbyköchen und den Essern zu aktivieren. Die Rezepte sind übersichtlich angeordnet und sind in Bild und Text sehr ausgewogen angeordnet. Leider sind mir persönlich viele Grundrezepte zu sehr „verhunzt“. Eine Minestrone ist nunmal eine Minestrone und da brauch nichts anderes rein, genau so wie in einen Zitronenkuchen keine Zucchini zu Hause ist. Leider wurden mir mit zu vielen klassischen Rezepten zu sehr experimentiert und hier und da eben etwas „dazu gemischt“. Der grüne Gedanke kommt dabei nie zu kurz, aber sind doch gerade bei klassischen Rezepten auch die grünen Gedanken immer wichtig. Zudem fehlte mir einfach hier und da der Part mit Bio/Öko im Einkaufsverhalten, denn genau da fängt das Kochen ja bereits an und auch die gesunden Aspekte hätten in Bezug auf Krankheiten oder Körper etwas mehr ausgefeilt werden können.
Überzeugt hat mich es nicht, aber es hat recht gute Ansätze und genau dafür vergebe ich gute 3 Sterne.