Engelhard, E: Menschenbilder
Lässt sich das Wesen des Dargestellten im Porträteinfangen, oder finden wir immer nur die Übersetzung,um den Preis der Entfremdung? "Entstellte Ähnlichkeit",diese Denkfigur Walter Benjamins prägt meineAuseinandersetzung mit der Gattung des Porträts,des...
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Lässt sich das Wesen des Dargestellten im Porträteinfangen, oder finden wir immer nur die Übersetzung,um den Preis der Entfremdung? "Entstellte Ähnlichkeit",diese Denkfigur Walter Benjamins prägt meineAuseinandersetzung mit der Gattung des Porträts,des Aktes.Die "aktuelle Kunstszene ist der "figurativen Malerei",dem Porträt, dem Akt ablehnend gegenüber eingestellt.Den "Menschen" ins Zentrum der bildnerischen Arbeitzu stellen, interessiert und irritiert zugleich. Es istmeine subjektive Interpretation meiner Realität.Keine objektive, keine aufgewärmte Kopie einerWirklichkeit.Meine Reibefläche ist der Mensch, das Gegenüber mitall seinen Versehrtheiten, seinen Brüchen. Die Dargestelltenbleiben fragmentarisch. Es gibt keine eindeutigenAntworten. Authentizität ist mir wichtig,keine augenfällige Wiedererkennbarkeit. Meine Arbeitensind widersprüchlich wie das Leben.Als beobachtender Flaneur, in geschützter Anonymitätspeichere ich Blickbekanntschaften, die ihre eigeneGeschichte ins Gesicht, in ihre Augen, ihre Körperhaltungeingeschrieben haben. Ich erfasse die Dargestelltenin ihrer Gesamtbeschaffenheit, das inkludiertdie lichten Aspekte wie die Untiefen. Der Kanonmeiner Porträtgestaltung konzentriert sich in derHauptsache auf das Gesicht, mit einer Andeutung desOberkörpers.In den Akten verzichte ich bewusst auf ikonografischeund symbolische Verweise. Was interessiert, ist dasmenschliche Antlitz. Die ausweichenden, die auffordernden,die leeren Blicke tragen im besten Fall schonmeine Weltsicht in sich. Meist ist es ein Mensch, eineMenschin in erdachter Pose. Ohne Vorlagen, ohne derMöglichkeit eines Korrektivs.Im Portrait/Akt zeige ich die Schönheit, den Verfalldes Körpers, des Gesichtes, aber auch die Beherrschungdieser Kunst, diesen darzustellen.Ich male mit dem feinen Sensorium, nicht mit demSkalpell, wenngleich ich einigen der Abgebildetengleichsam die schützende Haut, die übergestülptenMasken abziehe. Ich beschreibe eine Unvollständigkeit.Beschädigte, Angeschlagene an
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Körper und Seele.Sie entsprechen nicht dem gängigen Ebenmaß. Ichhabe keinen ästhetischen Anspruch. Es sind Menschenmit ihren eigenen Biografien.Demaskierung mit der Behutsamkeit und dem Respektvor dem zutiefst Menschlichen ist mein Anspruchan mich selbst.
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Bibliographische Angaben
- Autor: Edith Maria Engelhard
- 35 Seiten, Maße: 10,3 x 15,2 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Edition Tandem
- ISBN-10: 3902932805
- ISBN-13: 9783902932808
- Erscheinungsdatum: 21.11.2017
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