Mitten in Amerika
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Menschen mit wechselvollen Schicksalen. Ein großartiger Roman über Amerika voller Leben und Poesie, rauher Schönheit und herrlichem Humor.
Mitten in Amerika von Annie Proulx
LESEPROBE
Im späten März fuhr Bob Dollar, ein fünfundzwanzigjährigerLockenkopf mit breitem Katzengesicht und hellen unschuldigen Augen, gesäumt vonrußigen Wimpern, den Texas State Highway 15 ostwärts durch dasPanhandle-Gebiet, von Denver, das er am Vortag verlassen hatte, über denRaton-Paß und durch die Gegend der erloschenen Vulkane im Nordosten New Mexicosbis zum Pistolenlauf von Oklahoma, bevor er eine falsche Abzweigung nach Nordennahm und sich gründlich verfuhr, bis er den richtigen Weg wiederfand. Es warein brausender Frühlingsmorgen mit grünen Schlieren am Himmel, die Luft vonwildem Beifuß und aromatischem Sumach gewürzt. Im Radio entschwand der SenderNPR unter endlosen Danksagungen an seine Sponsoren und wurde durch einereligiöse Station abgelöst, die abwechselnd spirituelle Nahrung und kraftvolleRhythmen bot. Er schaltete auf Klutentramperfrequenzen um und hörte Lieder überdie Heimat, in der man blieb, in die man zurückkehrte, in der man weilte unddie man immer wieder sträflicherweise verließ.
Die Straße verlief neben einer Bahnlinie. Die Krümmung der Gleise kam ihmunsäglich traurig vor; die kalten, schimmernden Metallstreifen, die sich in derFerne verloren, riefen ihm den Morgen ins Gedächtnis, als er vor Onkel Tams Türabgesetzt wurde und auf das Klirren von Kaffeekanne und Tassen im Hauslauschte, obwohl es dort keine Gleise gegeben hatte. Er hätte nicht sagenkönnen, warum die Schienen für ihn zum Symbol der Traurigkeit geworden waren.
Allmählich erfaßte ihn die instinktive Erregung, sich in die weite gelbe Fernezu bewegen, dem Horizont entgegen, denn trotz Zäunen und Straßeneinschnittenhatte sich die überwältigende Gegenwart der Steppe erhalten, auch wenn von dereinstigen Prärie nichts geblieben war. Es gab nur ebene Fläche und weitenHimmel. Zwei Kojoten trotteten auf der Suche nach Nachgeburten durch wogendesGras über das Weideland gen Osten, und Sonnenlicht brach sich in ihrem Pelz, sodaß es aussah, als wären sie mit silbrigen Streifen eingefaßt. Bewässertekreisrunde Flächen Winterweizen, mit Mastochsenkälbern gesprenkelt, wuchsen aufdem Boden, der so eben war wie eine Rennbahn. Auf anderen Feldern zogenTraktoren Staubquasten hinter sich her. Ihm fiel auf, daß langsamere Fahrer aufdie Standspur auswichen, die hierzulande Gefälligkeitsspur hieß, um ihnvorbeizuwinken.
Vor ihm ragten Großstädte auf, doch als er näher kam, verwandelten sich dieWolkenkratzer, Moscheen und Kirchtürme in Getreidesilos, Wassertürme undVorratsspeicher. Die Silos waren die höchsten Gebäude der Ebene, symmetrische,kecke Formen, die wirkten, als bärgen sie kinetische Energie. Nach einer Weilebemerkte Bob ihren vertikalen Rhythmus, denn sie erhoben sich regelmäßig allefünf oder zehn Meilen in den Städten an der Bahnstrecke. Meistens waren esBetonzylinder, hin und wieder Backstein oder Ziegel, doch an vielenNebengleisen standen noch die alten Holzsilos, abgeblättert und verlottert,manche mit Asbestschindeln verkleidet und einige wenige mit rostigenMetallplatten, die der Wind gelockert hatte. Schnurgerade Straßen kreuzten sichim Winkel von neunzig Grad. Jede Stadt besaß ein Motto: Die Stadt, wo keinerschlechte Laune hat; Das beste Land und die besten Leute; 10000 nette Menschenund höchstens zwei Stinkstiefel. Er fuhr am Kar-Vu Drive-In vorbei, an einemSperrholzchristus mitten im Ort und an toten Kühen am Straßenrand, die auf denLastwagen des Abdeckers warteten, die Beine so steif wie Winkelhölzer. ZurLinken und zur Rechten sah man wippendes Pumpengestänge undPivot-Beregnungsanlagen (eine davon noch immer mit Weihnachtsbeleuchtung),Gärbehälter und komplexe Gefüge aus Rohren und Ventilen, doch in dem weitenLand nahmen sie sich so zufällig aus wie metallenes Spielzeug, von einerRiesenhand nachlässig verstreut. Orangerote und gelbe Schilder bezeichnetenunterirdische Leitungen, denn unter Feldern und Weiden lag eine unsichtbareWelt aus Rohren, Kabeln, Bohrlöchern, Pumpen und Fördermaschinen, die im Vereinmit den oberirdischen Zäunen und Straßen ein monströses dreidimensionalesGitter bildeten. Über Kondensstreifen und unsichtbare Satellitenübertragungenreichte dieses Gitter bis in den Himmel. Am Rand der Felder fielen ihmbuntlackierte V-8-Dieselmaschinen auf (in der Mehrzahl auf Erdgas umgerüstet),die aus dem Ogallala-Aquifer in der Tiefe Grundwasser hochpumpten. Und er kaman Dutzenden anonymer, niedriger grauer Gebäude vorbei, mit riesigenVentilatoren an der straßenabgewandten Rückseite und von Maschendrahtzaunumschlossen. Aus der Luft wirkten diese bewachten Schweinemastbetriebe wieKonzertflügel mit sechs oder zehn weißen Tasten; den trapezoiden Klangkörperbildete der Auffangteich dahinter.
Dennoch hatten all diese Maschinen und Leitungen und Metallbauwerke etwasEphemeres. Er wußte, daß er sich in der Prärie befand, die einst zu derendlosen, von Kanada bis nach Mexiko reichenden nordamerikanischenKurzgrassteppe gehört hatte und ihre tausend Gesichter Generationen vonReisenden zeigte, die einander widersprechende Beschreibungen hinterließen: Imstürmischen Frühlingswind neigte sich das Gras, geblümt mit Blauaugengras undAnemonen, Katzenpfötchen und wilden Stiefmütterchen, von Vögeln und Antilopenbelebt; im Hochsommer wanderte man abseits der abgegrasten Wegesränder durchhüfthohes Gras, das in Wellen wogte; und wer im Spätsommer unterwegs war,erblickte dürres nutzloses Wüstenland, gespickt mit Kakteen, die ein Pferd zumKrüppel machen konnten. Mit Ausnahme der Cowboys, deren Arbeit es erforderte,wagte sich kaum jemand im Winter in die Prärie hinaus, wenn eisige NordwindeSchnee über sie hinfegten. Wo einst Wölfe heulten, quietschten jetzt Reifen.
Bob Dollar hatte keine Vorstellung davon, daß er sich in eine Regionunermeßlich komplexer Natur begab, deren Ressourcen in den Augen mancher biszum Versiegen ausgebeutet wurden. Er sah nur, was andere vor ihm gesehenhatten: die schiere Weite, Pumpen mit nickenden Flugechsenköpfen, Gummifetzen,die sich von den Reifen großer Sattelanhänger gelöst hatten und wieplattgefahrene Kaimane aussahen. Alle paar Meilen überwachte einRotschwanzbussard sein Jagdrevier. Der Straßenrand verschwamm im purpurnenBlütenmeer des Ackersenfs, dessen stechender Geruch der Luft einen bitterenGeschmack verlieh. Bob sagte in den Rückspiegel: »So eine plattärschigeGegend.« Obwohl es den Anschein hatte, daß er es weniger mit einer Gegend alsmit dem Rohmaterial zu tun hatte, das Menschen bearbeiteten.
Ein weißer Lieferwagen bog vor ihm von einer Seitenstraße ein, und erblinzelte; er wußte, daß weiße Lieferwagen von kriminellen Irren undentflohenen Sträflingen bevorzugt wurden und auf alle schlechten Fahrer dieserWelt hypnotische Anziehungskraft ausübten. Der Lieferwagen beschleunigte,überschritt die Höchstgeschwindigkeit und entschwand. Auf der anderenStraßenseite zeigte sich in der Ferne ein schwankender schwarzer Punkt, dersich zu einem Radfahrer verdichtete. Die Hitze verzerrte das Fahrrad, dasaussah, als wäre es zehn Meter hoch, und wie ein Wackelpudding zitterte. Erfuhr an einem weiteren Bussard auf einem Telegrafenmast vorbei.
Die großen Anlagen der Präriehunde in den Kurzgrassteppen, die einst HunderteQuadratmeilen bedeckten, gab es nicht mehr, doch vereinzelte nostalgischgestimmte Rotschwanzbussarde jagten noch im Stil der Altvorderen, kreisten mitausgebreiteten Schwingen in großer Höhe aufmerksam über der Prärie und suchtenmit ihren gelben Augen das Gras nach Bewegung ab. Die Mehrzahl hatte sichmoderne Methoden angeeignet und hockte auf praktischen Masten und Stangen, wosie darauf wartete, daß Fahrzeuge Kaninchen und Präriehunde erlegten. Das Aasholten sie sich mit der dreisten Nonchalance ab, mit der eine Hausfrau einePackung Koteletts in den Einkaufswagen befördert. Einer dieser Bussarde, dem einStück Fell aus dem Schnabel hing, beobachtete den Radfahrer, der nach Westenstrampelte. Als das Fahrrad langsam den Fokus der bernsteingelben Augendurchquerte, verlor der Vogel das Interesse; in der Welt der Greifvögel hattedas Fahrrad keine Zukunft; lohnender waren Lastwagen auf den geteertenSchnellstraßen, blutbespritzte Kühlergrills und Pickups, die es im Zickzackkursauf Schakale und Schlangen abgesehen hatten, als handelten sie im Auftrag deshöheren Willens auf dem Telegrafenmast.
Der Radfahrer, zu normaler Größe geschrumpft, und Bob Dollar in seinerLimousine fuhren aneinander vorbei; der Radfahrer erblickte ein gerötetesGesicht, Bob erhaschte einen Blick auf ein sehniges Bein und eine Goldkette,bevor der Radfahrer in einer Straßensenke verschwand. Wieder allein auf demHighway, spähte Bob zu einer dick gepolsterten Wolkendecke hoch, die über denHimmel kroch. Neben dem Saturn breitete sich die Ebene aus, jeder Zentimetergenutzt durch Feldbau, Erdöl- und Gasförderung, Viehzucht, landwirtschaftlicheAnlagen. Die Gehöfte lagen von der Hauptstraße entfernt; hin und wieder kam Boban einem Geisterhaus vorbei, verwittert, von Pappelstümpfen umstanden. In denverfallenen Windrädern und eingestürzten Scheunen sah er die zersplitterteVergangenheit dieser Gegend verstreut wie Stifte auf dem Tisch eines Zeichners,der zum Essen gegangen ist. Die Ahnen der Gegend schwebten über den Reliktenihres vollendeten Lebens. Den Präriehund bemerkte er nicht, der ihm aus demUnkraut am Straßenrand in den Weg lief, und die Reifen überfuhren ihn wie eineleichte Unebenheit. Ein Bussardweibchen schwang sich in die Luft. Das war dieChance, auf die es gewartet hatte.
Bob Dollar war in dem zweifachen Panhandle-Gebiet nördlich des Canadian Riverein Fremder. In den fünf Jahren seit seinem Abschluß an der Horace GreelyJunior University, einer Möchtegernhochschule in einem Klinkergebäude am Randeines Zwiebelfelds neben der Interstate 70 im Osten Denvers, hatte er zweiStellen gehabt. Er hatte sich von Horace Greely eine Erleuchtung erhofft, hattegehofft, ein Interessensgebiet zu finden, das zu einer erfüllenden Laufbahnführte, doch das war nicht der Fall gewesen, und seine wohlvertrauten Zweifelblieben ihm erhalten. Er dachte sich, daß umfassendere Bildung Abhilfe schaffenkönnte, und bewarb sich an der Universität, doch von dem bescheidenenStipendium, das man ihm anbot (er besaß einen großen Wortschatz, war eineifriger Leser und hatte hervorragende Noten), konnte er nicht sein Lebenfristen.
Er stellte fest, daß sein Diplom von Horace Greely ihm nicht ohne weiteres zudem verhalf, was er als »gute Stelle« betrachtete, und nach einem Intermezzo inder Lebensmittelbranche nahm er eine schlechtbezahlte Arbeit als Lagerist inder Platte-River-Glühbirnenfabrik an, weil sonst Onkel Tams Laden der einzigeAusweg gewesen wäre.
Nach dreißig Monaten Plackerei mit Kisten und Glasscherben und winzigenjährlichen Lohnerhöhungen hatte er ein unerfreuliches Erlebnis mit Mrs. EudoraGiddins, der Firmeninhaberin und Witwe des Firmengründers Millrace Giddins. Erwurde gefeuert. Und er war froh, denn er stellte sich unter »leben« etwasanderes vor, als zwischen Glühbirnen nervös auf sein Zeugnis zu warten. Erwollte hoch treffen, an einer weit entfernten Wand. Wenn die Zeit schon vergehenmußte, sollte sie nicht sinnlos vergehen. Er wollte ein Ziel und Anerkennung.
Es folgten fünf Monate Stellensuche, bis man ihn als Scout für Global Pork Rindanheuerte, eine Firma mit Hauptsitz in Tokio und Chicago und einer Zweigstellein Denver. Man teilte ihm das Panhandle-Gebiet von Texas und Oklahoma zu undschickte ihn auf seine erste Geschäftsreise.
Am Tag vor seiner Abreise verzog Mr. Clukes Sekretärin Lucille die grellrotenLippen zu einer Art Lächeln und winkte Bob ins Büro. Hinter seinem Schreibtischmit Glasplatte, deren Oberfläche wie ein kleiner See glänzte, erhob sich Mr.»Ribeye« Cluke, der Einsatzleiter, sagte: »Bob, da unten in den Panhandleshaben wir nicht viele Freunde, abgesehen von ein paar etwas schlauerenPolitikern, und deshalb müssen wir sehr umsichtig an die Sache herangehen. Icherwarte, daß Sie so diskret wie möglich auftreten - wissen Sie, was das WortDiskretion bedeutet?« Seine wäßrigen Augen glitten über Bob. Er hob eineseiner großen Hände und glättete den borstigen Schnurrbart, der Bob an einStachelschwein denken ließ. Seine Schultern waren so gebeugt, daß es von hintenaussah, als säße sein Kopf auf einem Bogen.
»Ja, Sir. Nicht auffallen.«
Mr. Cluke ergriff eine Dose Rasiercreme, die auf dem Aktenschrank stand, undschüttelte sie. Aus einer Schreibtischschublade holte er ein Gebilde ausRiemen, Gurten und Scharnieren, das er sich über den Kopf zog, bis es teilweiseauf seinen Schultern ruhte und eine große Scheibe auf seiner Brust auflag. Erzog die Scheibe zu einem Spiegel am Ende eines Teleskoparms aus. Er trugRasiercreme auf seine Hängebacken auf, nahm ein Rasiermesser aus seinemBleistiftbehälter, klappte es auf und begann sich zu rasieren, ohne denSchnurrbart anzutasten.
»Das ist gut, Bob. Der letzte Bursche, von dem wir dachten, er könnte für unsdas Terrain sondieren, war der Ansicht, es hätte etwas mitGeschlechtskrankheiten zu tun. Er war eine Niete. Aber Sie sind schlau, BobDollar, Sie sind Ihr Geld wert, jeden Cent, ha, ha.«
»Ha, ha«, lachte Bob, der seit seinem neunten Lebensjahr mit Das großeKinderlexikon, einem Geschenk von Onkel Tam, seinen Wortschatz vergrößerthatte. Doch er lachte verhalten, denn von Schweinen hatte er keine Ahnung,abgesehen davon, daß sie auf geheimnisvolle Weise den Frühstücksspeck lieferten.
»In anderen Worten, Bob, lassen Sie sich bei den Leuten dort unten nichtanmerken, daß Sie nach Land Ausschau halten, das für Schweinemastbetriebegeeignet ist, denn sonst halten die uns hin oder versuchen uns reinzulegen,bombardieren die Zeitungen mit Briefen und machen uns jede Menge Ärger, weilsie vom Sierra Club dazu abgerichtet worden sind, Schweinemastbetriebe fürschlecht zu halten, sogar die unter ihnen, die gerne Spanferkel essen, sogardie, denen es an Arbeit fehlt. Aber ich will Ihnen was sagen: DasPanhandle-Gebiet ist ideal für Schweineprojekte - jede Menge Platz, dünnbesiedelt, lange Trockenperioden, gutes Wasser. Es gibt nichts, was dagegenspräche, im texanischen Panhandle fünfundsiebzig Prozent des weltweitenSchweinefleischbedarfs zu decken. Das ist unser Ziel. Bob, mir ist aufgefallen,daß Sie braune Oxford-Schuhe tragen.«
»Ja, Sir.« Er drehte einen Fuß etwas und freute sich an dem Wachsschimmer derCole-Haan-Schuhe, die über dreihundert Dollar kosteten und die sein Onkel TambourineBapp aus einem Karton mit Spenden am Lieferanteneingang seines Trödelladens inden Außenbezirken der Colfax Avenue gefischt hatte.
Onkel Tam hatte ihn aufgezogen. Er war ein schmächtiger kleiner Mann mitlebhaften wasserblauen Augen, den gleichen Augen, wie sie Bob und seine Mutterund der Rest der Bapp-Sippschaft besaßen. Dichtes ergrauendes Haar, von einerbreiten Stirn zurückgekämmt. Seine hüpfenden Trappelschritte undvorschnellenden Handbewegungen wirkten auf manche irritierend. In den ersten Wochenhatte Bob sich ein wenig vor ihm gefürchtet, weil sein linkes Ohr einenZentimeter höher war als das rechte, was ihm ein leicht irres, verzerrtesAussehen verlieh, doch nach und nach gewannen Tams Güte und seine ungeheuchelteAnteilnahme sein Herz. Das gestutzte Ohr seines Onkels war Folge einesKindheitsunfalls, als seine Schwester Harp ihm das obere Stück Fleisch mit derSchere abgeschnitten hatte zur Strafe dafür, daß er mit ihrer geliebtenBarbiepuppe gespielt hatte.
»Das war kein Spiel! Er hat sie erhängt!« hatte sie geschluchzt.
Als Bob acht war, hatten seine Eltern ihn in aller Herrgottsfrühe auf derTürschwelle des Trödelladens abgesetzt und ihm eingeschärft, neben einem Kartonmit eselsohrigen Liebesromanen sitzen zu bleiben.
»Und wenn Onkel Tam aufgestanden ist und drinnen Krach macht, dann klopfst duan die Tür. Du wirst bei ihm wohnen. Wir müssen jetzt weiter, sonst verpassenwir noch das Flugzeug. Komm, schnell ein Abschiedsküßchen«, hatte seine Muttergesagt. Sein Vater, der in der Limousine wartete, hob die Hand zu einemforschen Gruß. Jahre später dachte Bob, daß das vielleicht die Chance gewesenwar, auf die der alte Mann gewartet hatte.
Zu Anfang tat sein Onkel so, als hätten die Eltern ihn nicht ausgesetzt. Siesaßen in der Küche am Tisch, und Onkel Tam machte seine samstäglicheKaffeepause.
© btb Verlag
Übersetzung: Melanie Walz
- Autor: Annie Proulx
- 2003, 510 Seiten, Maße: 14,5 x 21,9 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Walz, Melanie
- Verlag: Luchterhand Literaturverlag
- ISBN-10: 3630871429
- ISBN-13: 9783630871424
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