Mittsommerglück
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2. Auf der Schäreninsel Sverg soll die Lektorin Cassie Dorkins dem faszinierenden Autor Dale Prescott ein Manuskript entlocken. Ein Verwirrspiel zwischen Nähe und Distanz beginnt auf der kleinen Insel aus Stein.
3. Aus dem lebhaften Stockholm zieht Stina in ein Haus an einen einsamen See in Nordschweden: alles für Patrick. Aber dann hat sie einen Unfall. Als sie aus tiefer Bewusstlosigkeit erwacht, weiß sie nicht mehr, wer der Mann an ihrer Seite ist. Und ob sie ihn jemals geliebt hat.
Mittsommerglück von Pia Engström
LESEPROBE
Aus Roman 1: „Gewitter über Emilienlund“
Als Annie erwachte, herrschte um sie herum vollkommene Stille. Sie schlug die Augen auf und sah sich neugierig um. Goldenes Sonnenlicht fiel durch das Fenster und zeichnete ein helles Rechteck auf den blank polierten Holzboden.
Wo bin ich?, fragte sie sich unwillkürlich, seltsamerweise wenig überrascht, sich in einer völlig fremden Umgebung wiederzufinden. Vielleicht lag es daran, dass sie sich auf eine merkwürdige Weise an diesem Ort geborgen fühlte.
Sie stand auf und trat ans Fenster. Trotz ihrer leichten Kopfschmerzen begannen ihre Augen zu leuchten. Über der dichten Bewölkung und dem heftigen Regen des Vortages hatte sie beinahe vergessen, wie atemberaubend schön die Landschaft Südschwedens war. Strahlend stand die Sonne am makellos blauen Himmel, an dem sich einige harmlose Schäfchenwolken tummelten. Annie bemerkte, dass sie sich gut zwei Meter über dem Erdboden befand. Vermutlich war es eine umgebaute Lagerhütte, in der sie Unterschlupf gefunden hatte. Die Bauweise auf Stelzen war typisch, denn so wurden ungebetene Gäste - Tiere aller Art - davon abhalten, sich über die Vorräte herzumachen.
Eine sattgrüne Wiese mit farbigen Tupfern aus Rittersporn, Butterblume und Löwenzahn erstreckte sich unter ihr bis an das Ufer eines Sees, der so blau und klar war, dass Annie am liebsten sofort darin eingetaucht wäre. Die Wasseroberfläche schillerte in allen Regenbogenfarben, und Annie lachte vergnügt auf, als mit einem Mal eine Forelle daraus hervorbrach, nur um dann mit einem eleganten Bogen wieder einzutauchen.
Zu gern hätte Annie mehr Zeit damit verbracht, die Schönheiten der unberührten Natur zu bewundern, doch zuvor musste sie erst einmal herausfinden, wo sie sich überhaupt befand. Und wie sie hierher gekommen war.
Gähnend streckte sie ihre steifen Glieder, atmete dann aber scharf ein, als ein stechender Schmerz durch ihren Oberarm zuckte. Mit der freien Hand rieb sie sich über die schmerzende Stelle und entdeckte einen Bluterguss, der sich von der Schulter bis fast hinunter zum Ellbogen erstreckte. Es war irritierend, hatte sie doch nicht den blassesten Schimmer, wo sie sich diese Verletzung zugezogen hatte.
Verflixt, was war hier eigentlich los?
Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Inneren der Hütte zu. Es gab zwei Türen. Eine, direkt neben dem Fenster, führte ins Freie. Hinter der anderen vermutete Annie das Bad. Und eben jene zweite Tür öffnete sich in diesem Moment, und ein großer, breitschultriger Mann trat in den Raum. Er war damit beschäftigt, sein rabenschwarzes Haar mit einem Handtuch zu frottieren, doch das nahm Annie nur ganz am Rande wahr. Etwas anderes beanspruchte ihre Aufmerksamkeit viel mehr - dieser geradezu unverschämt gut gebaute Mann trug nämlich nicht mehr am Leib als enge Shorts!
Erst jetzt wurde Annie bewusst, dass auch sie selbst nur äußerst spärlich bekleidet war. Ihr Rock und die altmodische hochgeschlossene Bluse hingen über dem Bettpfosten, sie hatte nicht mehr an als ein dünnes Hemdchen und einen Spitzenslip.
Sofort spürte sie, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. Mit einem Satz war sie wieder im Bett und bedeckte sich hastig mit dem Laken.
Im Gegensatz zu ihr schien dem Unbekannten die Tatsache, dass er halb nackt vor ihr stand, nur wenig auszumachen.
Unbeeindruckt musterte er sie. "Schwarz, oder lieber mit Milch?"
Annie konnte ihn nur anstarren, doch er erwiderte ihren Blick ungerührt. Ihre Wangen schienen von innen heraus zu glühen.
Wie war sie nur in diese überaus merkwürdige Situation geraten?
"Ihren Kaffee?", wiederholte er, jetzt schon eine Spur ungeduldiger. "Trinken Sie ihn lieber schwarz oder mit Milch? Zucker habe ich keinen."
"Ähm …" Mühsam räusperte Annie sich. Ganz automatisch antwortete sie in derselben Sprache, in der sie angesprochen worden war: Schwedisch. "Schwarz bitte."
"Na, wer hätte das gedacht? Sie kann tatsächlich reden."
Annie blinzelte überrascht. "Wie bitte? Ich verstehe nicht."
Er wandte sich ab, kehrte aber kurz darauf mit zwei Tassen Kaffee zurück, von denen er Annie eine in die Hand drückte. "Hier, trinken Sie. Und dann sagen Sie mir, wie es Ihnen geht. Ich habe Sie zwar heute Nacht schon einmal kurz untersucht, aber auf den ersten Blick haben Sie wohl keine schwereren Verletzungen davongetragen. Glücklicherweise, wie ich hinzufügen muss, denn es dürfte sich als recht schwierig erweisen, einen Arzt aufzutreiben, sollten Sie einen benötigen." Eine v-förmige Falte entstand zwischen seinen Brauen. "Dummerweise haben Sie Ihren Wagen nämlich nicht nur zielsicher im Straßengraben versenkt, Sie haben auch noch den Telefonmast umgefahren."
© Mira Taschenbuch im Cora Verlag
- Autor: Pia Engström
- 2008, 460 Seiten, Maße: 12,3 x 18,4 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: MIRA Taschenbuch
- ISBN-10: 3899414799
- ISBN-13: 9783899414790
- Erscheinungsdatum: 19.05.2008
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