Mush
Gedichte
Wie sind Nähe und Ferne miteinander verstrickt? Wie leibliche Erfahrungen, meine immer schon eingebundenen, unbeständigen, auch maskierten Konstitutionen mit der malträtierten Erde als Orientierungsgröße verschmolzen? Die planetarische Perspektive und die...
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Produktinformationen zu „Mush “
Klappentext zu „Mush “
Wie sind Nähe und Ferne miteinander verstrickt? Wie leibliche Erfahrungen, meine immer schon eingebundenen, unbeständigen, auch maskierten Konstitutionen mit der malträtierten Erde als Orientierungsgröße verschmolzen? Die planetarische Perspektive und die unmittelbare, ihr Abstand erscheint schimärenhaft, wenn ich mich durch die Sprache bewege. So ragen in den hier versammelten Texten erdbezogene Fragen aus Ich-Details, unumwunden; Sprachverläufebilden Amorphes, fädeln sich auf in Sequenzen, springen von Artifiziellem zu Erinnerungen und überpersönlichen Verlusten, sind wechselhaft. Dabei gleiten sie auch in Sagenhaftes und unbewusste Regionen, in denen die Suche nicht mehr trägt. "Großer Ausholversuch fällt zurück in einen Körper." Dieser Körper verwandelt sich zur Pflanze; hält sich schlecht, landet im Matsch. Dort könnte es weitergehen.
- Sonja vom Brocke
Lese-Probe zu „Mush “
Der Eisbär schaut in die Keramik. Da ist nichts als eine Staubfl ocke. Er selbst besteht ja auch aus Ton.Ich will den Taumel obduzieren; wünsche mir, nicht davonzufl attern, sondern die Augen zu waschen, zu fädeln, wie kann es dazu kommen, also: Es ist dazu gekommen, es ist ja so,
fast verloren. Einen Grund wird niemand auf den Tisch hauen? Diese Frage - zurück in den Setzkasten.
Abwesenheit ist alltäglich, jetzt steht sie bereit. Auch in Höhen, auf Inseln. Ein Schneeentzug ohne Staubtuschel.
Regenwürmer reichern Gefressenes an durch ihre röhrigen Innenkörper, bohren Röhren für Wasser, Luft und Wärme außen in die Erde, und wir, die Weltkugel hängen von dieser schillernden Vielfachleistung ab. O Krume. Ein Würmchen, wer das hochhält ... aber gewitztes. Am laufenden Band Kaninchen, Amseln, das war einmal, nur oben in dem Mischhaus gelingt es, sie heranzuziehen, ein Müllberg aus Ampullen davor, Spritzen, Fell- und Federbälgen, Unterkiefern und Schnabelhorn, Glaskolben, Ohren und Züngchen. Meine Nagelränder sind trocken, die Haut ribbelt auf. Ich lese von jüngsten Theorien, die den Körper nicht bloß verwörtlicht dulden, sondern ihn auch als Grenze implantieren - fleischliche, vage, etwa weil maligne Knoten darin wuchern, Gedüngtes ihn vergiftet, Chirurg~ien mir die Bauchhöhle aufpumpen, Röhren durch winzige Schnitte einführen, mich ausleuchten und sehen, dass ich verwachse, oder nicht. Es zunähen. Diagnosen im Konjunktiv vor meinem Krankenbett abspulen, während ich da liege und, es klappt nicht anders, nicht in diesem Zusammenhang, Tränen lasse; endlich alte Tränen entlasse, die verstaut waren für diesen Textauszug Klärungsversuch. Ihr Reservoir eine Ahnung von Zeit ohne Vor- und Rückwärts.
Autoren-Porträt von Sonja Vom Brocke
vom Brocke, SonjaSonja vom Brocke, geboren 1980 in Hagen, lebt heute in Berlin. Zuletzt veröffentlichte sie die Einzeltitel "Venice singt", kookbooks 2015, und "Düngerkind", Verlag Peter Engstler 2018. Gedichte von Sonja vom Brocke wurden in mehrere Sprachen übersetzt.
Bibliographische Angaben
- Autor: Sonja Vom Brocke
- 2020, 80 Seiten, Maße: 17,6 x 24,6 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Kookbooks
- ISBN-10: 3948336067
- ISBN-13: 9783948336066
- Erscheinungsdatum: 12.10.2020
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