Nachrichten aus einem unbekannten Universum
Ein Ozean an Wissen und Witz: Frank Schätzings Geniestreich über das Meer und mehr.
Über viereinhalb Milliarden Jahre geheimer Geschichten, wuchtiger Dramen, verblüffender Wendungen und seltsamer Erfindungen wie Photosynthese, Sex oder Menschen. In...
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Ein Ozean an Wissen und Witz: Frank Schätzings Geniestreich über das Meer und mehr.
Über viereinhalb Milliarden Jahre geheimer Geschichten, wuchtiger Dramen, verblüffender Wendungen und seltsamer Erfindungen wie Photosynthese, Sex oder Menschen. In seinem neuen Buch erzählt Frank Schätzing grandios vom Universum unter Wasser - und wie es unsere Zukunft bestimmt. Ist der Hai grausam, weil er den Menschen frisst? Ist der Mensch grausam, weil er die Auster isst? Wird dem Hai das Leiden des Opfers bewusst, wenn dieses schreit? Oder nimmt er das Schreien als erfreuliches Indiz für die Frische der verzehrten Ware, so wie wir wohlwollend das Zucken der Auster betrachten, wenn wir ihr Fleisch mit Zitronensaft beträufeln?
Nebenbei, dies ist kein Plädoyer gegen den Verzehr von Austern.
Mensch und Meer. Eine merkwürdige Beziehung, geprägt von Liebe, Hass, Unkenntnis, Romantisierung, Neugier und Ignoranz. Wie funktioniert dieses gewaltige System, dem wir entstammen und über das wir weniger wissen als über den Outer Space? Wie konnte im Urozean Leben entstehen, woher kam überhaupt das ganze Wasser? Warum ist die Evolution ausgerechnet diesen Weg gegangen und keinen alternativen? Denn ebenso gut hätte sie uns in intelligente, flüssigkeitsgefüllte Luftmatratzen verwandeln können. Einmal hat sie es jedenfalls versucht - und beinahe geschafft.
Überraschung! Frank Schätzing hat ein Sachbuch geschrieben. Eines, das so spannend ist wie sein Thriller "Der Schwarm". Mit Sachverstand und Ironie spannt Schätzing den Bogen vom Urknall bis in die kommenden 100.000 Jahre, nimmt uns mit in das unbekannte Universum unter Wasser, versetzt uns in Erstaunen, Entzücken und Entsetzen.
»Ist der Hai grausam, weil er den Menschen frisst? Ist der Mensch grausam, weil er die Auster isst? Wird dem Hai das Leiden des Opfers bewusst, wenn dieses schreit? Oder nimmt er das Schreien als erfreuliches Indiz für die Frische der verzehrten Ware, so wie wir wohlwollend das Zucken der Auster betrachten, wenn wir ihr Fleisch mit Zitronensaft beträufeln?« Nebenbei, dies ist kein Plädoyer gegen den Verzehr von Austern.Mensch und Meer. Eine merkwürdige Beziehung, geprägt von Liebe, Hass, Unkenntnis, Romantisierung, Neugier und Ignoranz. Wie funktioniert dieses gewaltige System, dem wir entstammen und über das wir weniger wissen als über den Outer Space? Wie konnte im Urozean Leben entstehen, woher kam überhaupt das ganze Wasser? Warum ist die Evolution ausgerechnet diesen Weg gegangen und keinen alternativen? Denn ebenso gut hätte sie uns in intelligente, flüssigkeitsgefüllte Luftmatratzen verwandeln können. Einmal hat sie es jedenfalls versucht - und beinahe geschafft.
Überraschung! Frank Schätzing hat ein Sachbuch geschrieben. Eines, das so spannend ist wie sein Thriller Der Schwarm. Mit Sachverstand und Ironie spannt Schätzing den Bogen vom Urknall bis in die kommenden 100.000 Jahre, nimmt uns mit in das unbekannte Universum unter Wasser, versetzt uns in Erstaunen, Entzücken und Entsetzen. Danach sieht man die Ozeane mit anderen Augen.Nachrichten aus einem unbekannten Universum ist die höchst unterhaltsame Chronik unserer Herkunft, unserer Gegenwart und unserer Zukunft. Ein Muss für alle, die den Schwarm lieben - und auch für solche, die ihn gar nicht kennen. Mit einem
Weitere Titel bei Kiepenheuer & Witsch: »Der Schwarm«, Roman, 2004, 750.000 Exemplare verkauft - Übersetzungsrechte in 17 Länder vergeben.
Nachrichtenaus einem unbekannten Universum von FrankSchätzing
LESEPROBE
Berlin
Vorgestern.
Was war noch gleich vorgestern?
Drei Männer in einer Bar. Berlin,Radisson Hotel, morgens um vier, bei der Verkostung geistiger Getränke. Genaugenommen ist es ein Jahr her, dass die drei dort saßen. Dennoch scheint es mir,als habe sich das folgende Gespräch erst vor zwei Tagen zugetragen.
»Sag mal, deine Recherchen für den Schwarm«,meint Hannes, »hast du die eigentlich jemals alle verwerten können?«
Hannes ist Herausgeber derWissenschaftszeitschrift PM. Ein Mann mit einem Glas in der Hand und einem Ansinnen.
»Einen Teil davon«, sage ich. »Zehnbis 20 Prozent.«
»Also 80 Prozent brachliegendesWissen. Schade drum. Hättest du nicht Lust, mal was für uns zu schreiben? EineFingerübung. Du müsstest nur in deine Unterlagen schauen. Was Schönes über dieMeere.«
Auch ich halte ein Glas in der Hand.Männer, die einander zuprosten, sind grundsätzlich generös gestimmt.
»Klar«, sage ich. »Was solls dennsein? Tiefseetechnik? Wasserkraftwerke? Meeresströmungen? Riesenwellen?Korallenriffe? Evolution, Entstehung des Lebens, Mikroorganismen, kambrischeArtenvielfalt? Oder doch lieber Haie?«
»Ja, genau. Genau das.«
»Was denn nun?«
Hannes zögert. »Vielleicht schreibstdu ja nicht nur einen Artikel. Ich dachte eher an eine Serie. An drei oder vierFolgen.«
Ich lasse den Gedanken zirkulieren.
»Gut«, sage ich. »Warum nicht.«
»Das sind unterm Strich 50 bis 60Manuskriptseiten«, meint Helge und nippt versonnen an seinem Wodka Martini.Helge ist der Verleger von Kiepenheuer & Witsch. »Ein ordentlicher Packen Papier.Aber ob das wirklich für ein Buch reicht?«
Helge tut so, als müsse er darübernachdenken, die Sache überschlafen. Aber ich kenne meinen Freund. Ich weiß,dass der Samen im Acker seiner Vorstellungskraft bereits die allerschönstenBlüten treibt. »Du meinst, ein Begleitbuch zum Schwarm?«
»So was in der Art.«
»Ein Bändchen, dünn und handlich.«
»Ja, wegen der Fragen, die so oftgestellt werden: Wie viel im Schwarm ist real? Was ist Wirklichkeit, wasist Fiktion? Ich könnte ein paar Antworten geben. So, dass es zur nächstenLeipziger Buchmesse auf dem Markt ist.«
»Du weißt, wann Leipzig ist? Wirreden von einem Jahr.«
»Ist doch nur ein Bändchen. Maximal150 Seiten. Kein Problem.«
Wir trinken noch was. Wodka ist einbemerkenswertes Zeug. Es besteht aus Getreide, Alkohol und großen MengenProblemlöser. In dieser Nacht ist nichts ein Problem. Hannes findet die Ideegut, Helge findet sie gut, ich finde sie gut. Also schustere ich aufBierdeckeln und Servietten ein Inhaltsverzeichnis zusammen.
Es wird lang.
Es wird länger.
Eigentlich, denke ich, müsste man jaerklären, wie das Leben in den Meeren überhaupt entstanden ist. Wie es sichweiterentwickelte, wie aus Einzellern Vielzeller und aus Vielzellern die Wesenvon heute wurden. Dann könnte man ...
Nein, falsch. Erst müsste manerzählen, wie das ganze Wasser auf die Erde kam! Also mit der Entstehungunseres Planeten beginnen, dann das Leben porträtieren, sein Werden und Wirken,die wechselseitige Einflussnahme von Evolution und Umwelt, und so weiter, undso fort, bis in unsere Zeit. Das Buch würde einen ersten Teil haben, der in derVergangenheit spielt, einen weiteren, der sich mit der Gegenwartauseinandersetzt, und einen dritten für die Zukunft. Natürlich wäre es wichtig,ein möglichst lückenloses Panorama des heutigen Lebens im Meer zu entwerfen unddie komplizierten Abhängigkeitsgeflechte zu entwirren, die schon in einemeinzigen Wassertropfen ...
Genau. Es wird notwendig sein,Wasser an sich unter die Lupe zu nehmen. Und Meeresströmungen. Und Ebbe undFlut, die durch den Einfluss des Mondes ...
Interessant. Wie sähe die Erdeeigentlich aus, wenn es keinen Mond gäbe? Sie hätte wahrscheinlich eine andereAtmosphäre, weil ...
Stichwort Atmosphäre. Ich mussunbedingt ein Kapitel über Mikroorganismen schreiben, die Sauerstofffreisetzen, den sie mit Hilfe von Sonnenlicht ...
Sonne. Weltraum. Galaxien. Gibtsauf anderen Planeten eigentlich auch Ozeane? Könnte sich dort Leben entwickelthaben? Außerirdisches Leben, das aussieht wie die Kreaturen aus dem Kambriumund ...
Kambrium! Ein Kapitel übers Kambriummuss rein. Da gab es richtige Monster: Anomalocaris zum Beispiel, diekambrische Entsprechung des Weißen Hais ...
Ach ja, Haie ...
»Das ist kein Bändchen«, bemerktHelge trocken. »Das ist ein Epos.«
»Macht nix. Ich schreibe das.«
»Bist du sicher? Wir reden von einemJahr. Die Buchmesse ist sozusagen übermorgen.«
»Er hat doch seine Recherchen«, sagtHannes sanft.
»Ja, eben. Ich schaffe das. Ichschreibe das! Bis übermorgen ist noch jede Menge Zeit. Gleich morgen lege ichlos.«
Alle freuen sich.
»Na dann. Prost.«
Nun, drauf getrunken ist besiegelt.So gut wie Tinte unterm Vertrag. Vorgestern also gab ich ein Versprechen, dasman nur morgens um vier in einer Bar geben kann. Vorgestern.
Was war noch gleich vorgestern?
Der Urknall!
Vorgestern ist das Universum einemPunkt entsprungen, vor rund 13,7 Milliarden Jahren. So wenigstens stellt essich uns dar. Es dehnte sich aus und erzeugte die Erde, auf der wir leben. Daswar, nach kosmischen Maßstäben, gestern. Es prägt unsere heutige Existenz, alssei es eben erst geschehen. Vor nicht ganz einer Sekunde hat dann dieMenschheit ihr »Cogito ergo sum!« in die Welt geschmettert. Vor sechs Monaten,die mir vorkommen wie zwei Tage und zugleich wie eine halbe Ewigkeit, habe ichden ersten Satz des nachfolgenden Kapitels geschrieben.
Aus den ursprünglich vorgesehenen150 sind 500 Seiten geworden: eine Chronik der Meere und unserer Herkunft. Esist die Geschichte, die ich mein Leben lang erzählen wollte, mir selbst undanderen. Sie hat so viele Kapitel, dass ich von meinen Recherchen für den Schwarmnur einen Bruchteil verwenden konnte. Vor 13,7 Milliarden Jahren beginntdiese Geschichte, als Raumzeit und Materie sich plötzlich ausbreiteten, bereitsgesättigt mit den Grundbausteinen für spätere Sonnen, Planeten und Ozeane. Siebeginnt in einer Berliner Bar. Sie beginnt jetzt, da Sie zu lesen anfangen.Immer aufs Neue beginnt sie, und jedes Mal ein bisschen anders. Theorien werfeneinander über den Haufen, andere Theorien vereinen sich, Daten und Faktenwerden verschoben wie Figuren auf einem Spielfeld. Mit jeder neuen Erkenntnisfragen wir uns umso eindringlicher, woher wir kommen, was uns erwartet, wie wirhandeln sollen. Im Kopf eines jeden Menschen urknallt es ohne Unterlass,expandieren Gedankenuniversen aus und erzeugen Galaxien, Sterne, Planeten undLeben. Unablässig gleichen wir den Stand unseres Wissens mit den Optionenunseres Handelns ab, wollen begreifen, einordnen, schlussfolgern, uns selbstfinden oder wenigstens das Benutzerhandbuch für den Planeten Erde, in demsteht, wie wir mit unserer fremd gewordenen Heimat umzugehen haben - einerHeimat, die zu großen Teilen im Dunklen und Tiefen liegt, bis zu elf Kilometernunter der Wasseroberfläche.
Nein, Nachrichten aus einemunbekannten Universum versteht sich nicht als der Weisheit letzter Schluss.Den kann und wird es niemals geben. Vielmehr habe ich versucht, den Großteilaller bisher erzählten Geschichten über die Meere und unsere Rolle auf Erden ineine aktuell gültige Version zu fassen. In der Schule haben wir gelernt, dassLehrerwissen absolutes Wissen ist. Doch Wissenschaft kann niemals absolut sein.Sie ist die Kunst der Annäherung. Sie definiert nicht, sondern kreist ein,zieht keine Trennlinien, sondern schafft Übergänge, kennt keine Dogmen, sondernEntwicklungen.
Sie kann nichts verifizieren,sondern nur durch Wegstreichen von Variablen ein möglichst klares Bildentwerfen. Selbst die Naturgesetze sind streng genommen Hypothesen. Wenn derApfel jedes Mal zu Boden fällt, sobald man ihn loslässt, drängen sich absoluteAussagen regelrecht auf. Im Grunde resultieren die entsprechenden Gesetze abernur aus identischen Versuchsreihen, die bis heute ausnahmslos das gleicheErgebnis lieferten. Nein, Sie werden in diesem Buch nicht die absolute Wahrheitfinden, sondern eine Geschichte von hoher Wahrscheinlichkeit, die vorläufigeEssenz weltweiten Forschens. Beispielsweise erhebt keine Jahreszahl auf dergeologischen Zeitachse, die sich im Anhang dieses Buches findet, Anspruch aufAbsolutheit. Beim Blick ins Internet werden Sie feststellen, dass der Beginnder Erdzeitalter variiert, dass bisweilen sogar ganz neue Zeitalterhineingelangen, so wie erst kürzlich das Ediacarium. Suchen Sie bitte erst garnicht nach ultimativen Daten, Sie würden keinen Erfolg haben. Mit jeder neuenErkenntnis verändert sich die Skala. Die Zeitaltertabelle im Anhang gibtwieder, worauf sich in diesen Tagen das Gros der Fachleute einigt. Vielleichthaben Sie die Diskussion um den Tyrannosaurus Rex mitbekommen. Fast monatlichwird das Bild der Riesenechse korrigiert. Mal ist er ein fußlahmer Aasfresser,dann wieder ein schneller Läufer und aktiver Jäger, sogar einen Pflanzenfresserwollen Experten in ihm ausgemacht haben.
Es wird gerne behauptet, dasInternet verdumme die Menschen, weil dort jeder etwas anderes zur selben Sachesage. Das stimmt keineswegs. De facto hat auch schon vor dem Internet jederetwas anderes behauptet, nur bekamen wir in der Schule wenig davon mit. Wirhatten nicht die Möglichkeit des Vergleichs, lediglich eine Bezugsperson, dieheilige Wahrheiten verkündete. Heute können wir Vergleiche ziehen und uns imSpektrum der Meinungen ein Bild machen. Wir können sehen, wie Erkenntnisentsteht: durch Annäherung und Verdichtung. Das Panorama, vor dem sich unsereGeschichte abspielt, hat Unschärfen, ohne Zweifel.
(...)
© Verlag Kiepenheuer & Witsch
Interview mit Frank Schätzing
In "Lautlos" entwickeln Sie dieVision einer globalen Bedrohung durch eine schreckliche Waffe. Wie realistischist die Vision heute? Sie haben "Lautlos", das nun als Taschenbuch erschienenist, ja schon vor einigen Jahren geschrieben...
.... unddann kamen 2001 und der 11. September. "Lautlos" ist der Bericht des letztengeplanten, gezielten Attentats, denn mittlerweile hat sich der Terrorismus javerändert. Im Abspann von "Lautlos" wird allerdings darauf hingewiesen, dassder Terrorismus in eine neue Phase übergegangen ist, in der man nicht mehrwirklich in der Lage ist, ihn zu bekämpfen. Als ich mich damals mit dem ThemaTerrorismus beschäftigt habe, hat es mir mitunter schon den Schlaf geraubt.Wenn man Einsicht in die Akten bekommt, etwas tiefer schürft, dann wird einemschon angst und bange. Irgendwie habe ich damals geahnt, uns steht etwas Bösesbevor, vielleicht eine Atombombe auf New York oder etwas dieser Art. Dann kamein Jahr später die Sache mit den Towers, und man sah sich auf eine so ausgesprochenunangenehme Weise bestätigt. Damals, als es passierte, sind alle mitungläubigen Gesichtern herumgelaufen und haben gesagt, das Undenkbare isteingetreten. Und wenn man sich ein bisschen mit dem Thema Terrorismusbeschäftigt, dann ist eigentlich klar, dass so etwas nicht undenkbar ist,sondern nur eine Frage der Zeit. Insofern wird in "Lautlos" beinahe der "gutealte Terrorismus" beschrieben, wie man ihn früher hatte, also der Versuch, miteinem unglaublichen Hightech-Aufwand ein ganz bestimmtes symbolisches Zielauszuschalten.
Gibt es literarischeVorbilder für Sie?
Eigentlichnicht. Das liegt daran, dass ich ja selbst kein Stilist im engeren Sinne bin.Ich versuche zwar, das Ganze so schön wie möglich zu schreiben, und habe auchein ausgeprägtes Interesse an Sprache, aber meine Storys sind so angelegt, dassdie Sprache nur ein Transportmittel ist. Also sprachlich habe ich schon malkein Vorbild. Was die Inhalte angeht: wahrscheinlich die Summe aller Filme undBücher, die ich Laufe meines Lebens gesehen bzw. gelesen habe. Ich fühle michhingezogen zu den großen, auch amerikanischen Filmen und zu deren besondererArt, Themen aufzubereiten. Ich bin in dem, was ich tue, sehr viel stärker vonHollywood-Filmen geprägt als von Büchern.
Wovon zum Beispiel?
AllemMöglichen! Das kann "2001 - Odyssee im Weltraum" oder "Stirb langsam" sein. Esist diese ganze Art, wie es Hollywood eben schafft - in seinen besten Momentenwohlgemerkt -, Filmen einen ganz eigenen Glanz zu verleihen, etwas so zu überhöhen,dass eigentlich alles ein bisschen fernab der Realität ist, aber wahnsinnigpackend.
Wie und wo haben Siefür "Nachrichten aus einem unbekannten Universum" recherchiert?
Ganzunterschiedlich. Ich hatte noch einiges hier und glaubte, dass ich damit dengrößten Teil des Buches bestreiten könnte. Tatsächlich ist es so, dass ichvielleicht 10 % meiner Schwarm-Recherche heranziehen konnte. Der Grund ist,dass ja ein paar Jahre ins Land gegangen sind, seit ich für "Der Schwarm"recherchiert habe. Es haben sich auch Daten und Fakten geändert, man weiß vielNeues, beispielsweise über Haie. Die Hai-Forschung schreitet ständig voran. Undman hat in den letzten zwölf Monaten wieder Dinge über Haie herausgefunden, dieman vor drei Jahren noch nicht wusste. Und das gilt für alle Gebiete derOzeane. Insofern habe ich auch dieses Mal wieder den Weg gewählt, mich mitFachleuten zu unterhalten, mit jedem, der mit dem Thema zu tun hat: mitHaiforschern, mit Walforschern, mit Ökologen, mit Klimatologen. Ich habe ohneEnde einschlägige Fachliteratur gelesen, habe z.T. auch virtuelle Lehrgängebesucht, um mehr über Grundlagenphysik zu erfahren usw.
Sie haben also zunächst gründlichrecherchiert und dann das Manuskript noch einmal gegenlesen lassen?
Ja, passagenweise.Wenn man über einen bestimmten Bereich schreibt, und man hat einen Experten, dannbekommt der eben das entsprechende Kapitel, damit man wirklich sicher geht,keinen Unsinn geschrieben zu haben. Es gibt aber auch einen hervorragendenSachbuchlektor bei Kiepenheuer & Witsch, mit dem ich sehr engzusammengearbeitet habe, der einfach auch mal gnadenlos gesagt hat: "Hör mal,was du da gerade geschrieben hast, habe ich nicht verstanden." Und da kann manpersönlich noch so gut harmonieren - die Einwände habe ich akzeptiert. Diezweite wichtige Lektorin ist meine Frau, die naturwissenschaftlich sehrinteressiert ist. Und wenn die gesagt hat: "Das kapiert so kein Mensch!", dannmusste ich eben noch mal ran. Es ist eine ständige Schleif- und Feilarbeit, dasErgebnis ist aber, denke ich, etwas, das man so woanders nicht findet. Es sind"hard facts", garniert mit unglaublich viel Humor. Mir war wichtig, dass dasGanze stellenweise fast schon den Charakter einer Sitcom hat. Ich will danichts vermenschlichen, aber man kann Naturgeschichte sehr vergnüglicherzählen. Schön, wenn man nach dem Lesen des Buches sagt: "Ich bin gutunterhalten worden und habe auch ein paar Mal herzhaft gelacht."
Es macht den Anschein, als hättenSie das Bücherschreiben als Hobby begonnen. Ist es mittlerweile ein Vollzeitjobgeworden?
Ja, imPrinzip schon. Es ist als Hobby entstanden, genau wie die Musik imTeenageralter. Und das sind heute die beiden Bereiche, in denen ich michbewege. Der eine ist das Bücherschreiben, und der andere ist die Musik, dasInszenieren. Wir produzieren gerade zwei Hörbücher, ich mache die Soundtracksdazu. Schreiben und Musik beschäftigen mich gleichermaßen, etwa im Verhältnis50/50.
d.h. Sie komponieren!
Ja, ichkomponiere und ich inszeniere. Ich habe das erste Buch "Tod und Teufel" geradein der Fertigstellung. Dafür haben wir Mario Adorf und Anke Engelke gewinnenkönnen, die darin Rollen sprechen. Demnächst werden wir zu dem Sachbuch auchein Hörbuch machen und versuchen, es so aufzubereiten, dass man eigentlich dasGefühl hat, einen Spielfilm vor Augen zu haben.
Wird es so etwas zu"Lautlos" auch geben?
Für"Lautlos" haben wir was geplant, ja. Das ist allerdings eine Frage der Zeit.Ich schätze mal, Ende des Jahres gehen wir in die Produktion.
Wie geht man eigentlich mit solcheinem Erfolg um, wie Sie ihn mit "Der Schwarm" hatten? Macht es Ihnen nochSpaß, auf Lesereise zu gehen? Wie kommunizieren Sie mit Ihren Lesern?
Erst mal kommuniziere ich mit meinen Lesern über meine Bücher.Letztes und vor allem vorletztes Jahr habe ich einen Marathon an Auftrittenhingelegt. Das war einfach zuviel, 150 Auftritte in zwei Jahren. Man hat zwarKontakt zu den Leuten, aber es schwirrt einem doch sehr der Kopf. Die Auftrittehabe ich dieses Jahr auf zwei Dutzend reduziert, die dann aber gezielt anschönen Locations in großen Städten stattfinden. Die Kommunikation mit demLeser ergibt sich vor allem bei diesen Auftritten, z.B. ist nach der Show beimSignieren Zeit für Gespräche und das Beantworten von Fragen.
Zu Ihrerersten Frage, wie man mit dem Erfolg umgeht: Gut geht man damit um! Man mussnur aufpassen, dass man sich nicht selbst verrückt macht, indem man beispielsweiseversucht, sich ständig selbst zu toppen. Das ist die größte Gefahr eines soplötzlichen Erfolges. Man wird so hoch katapultiert, dass man denkt, mit demNachfolgebuch/Nachfolgeprojekt diese Marke überhaupt nicht mehr erreichen zukönnen. Davon muss man sich frei machen. Ansonsten ist Erfolg sehr schön. Erverschafft mir den großen Luxus, dass ich eigentlich von morgens bis abends demnachgehen kann, was mich bewegt und was mir Spaß macht. In welchem Beruf hatman das schon?!
Die Fragen stellte Carsten Hansen,Literaturtest.
- Autor: Frank Schätzing
- 2006, 8. Aufl., 528 Seiten, Maße: 14 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Kiepenheuer & Witsch
- ISBN-10: 3462036904
- ISBN-13: 9783462036909
- Erscheinungsdatum: 14.03.2006
5 von 5 Sternen
5 Sterne 5Schreiben Sie einen Kommentar zu "Nachrichten aus einem unbekannten Universum".
Kommentar verfassen