Nerven und Krieg
Psychische Mobilisierungs- und Leidenserfahrungen in Deutschland (1900-1939)
In den deutschen Kriegsdebatten ging es seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts auch um die Frage, welche Belastungen ein zukünftiger Krieg den Nerven der Bevölkerung abverlangen würde. Im Ersten Weltkrieg etablierten sich dann Nervenstärke und Nervenschwäche...
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Produktinformationen zu „Nerven und Krieg “
Klappentext zu „Nerven und Krieg “
In den deutschen Kriegsdebatten ging es seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts auch um die Frage, welche Belastungen ein zukünftiger Krieg den Nerven der Bevölkerung abverlangen würde. Im Ersten Weltkrieg etablierten sich dann Nervenstärke und Nervenschwäche als häufig benutzte Kampfbegriffe; hinzu kam nun die massenhafte Erfahrung von psychischen Versehrungen und deren Behandlung. Dieser Band lotet das Verhältnis von Nerven und Krieg in der Vor- und Nachkriegszeit des Ersten Weltkriegs erstmals systematisch aus. Er richtet den Blick sowohl auf die zeitgenössischen Nervendiskurse wie auch auf individuelle wie gesellschaftliche psychische Mobilisierungs- und Leidenserfahrungen.
Lese-Probe zu „Nerven und Krieg “
VorwortDer vorliegende Sammelband basiert auf der internationalen Tagung »Nerven und Krieg. Psychische Mobilisierungs und Leidenserfahrungen in Deutschland 1900-1933«, die vom 12. bis 13. Oktober 2017 an der Freien Universität Berlin von Gundula Gahlen, Björn Hofmeister, Christoph Nübel und Deniza Petrova konzipiert und organisiert wurde. Die Tagung wurde von der Fritz Thyssen Stiftung, der Middlebury School in Germany, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Freien Universität Berlin finanziell gefördert. Wir bedanken uns sehr für die geleisteten Beihilfen. Daneben gilt unser Dank Bianca Weihrauch und Ali Temel (Freie Universität Berlin), welche den Organisatoren während der Tagung tatkräftig zur Seite standen, sowie Ildikó DietrichWoitge, die das Poster und die Flyer gestaltete.Auch bei der Fertigstellung des Sammelbandes haben wir vielfältige Hilfen erfahren, für die wir uns ganz herzlich bedanken möchten. Die Fritz Thyssen Stiftung gewährte eine großzügige Druckkostenbeihilfe. Brier Hylen Field, Claudia Guillemin, Madeleine LaRue und Lara Wankel (alle Freie Universität Berlin) unterstützten uns versiert beim Lektorat des Manuskripts. Die Zusammenarbeit mit Jürgen Hotz (Campus Verlag Frankfurt a.M.) gestaltete sich effizient, unkompliziert und äußerst angenehm. Unser größter Dank gilt unseren Autorinnen und Autoren, mit denen die Zusammenarbeit eine große Freude war.Berlin, im Frühjahr 2020Gundula GahlenRalf GnosaOliver JanzNerven und Krieg - EinführungGundula Gahlen, Ralf Gnosa, Oliver JanzDas Thema Nerven hatte in den deutschen Kriegsdebatten seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts einen zentralen Stellenwert. In Politik, Öffentlichkeit, Militär oder Wissenschaft wurde die Frage diskutiert, welche Belastungen ein zukünftiger Krieg den Nerven der deutschen Bevölkerung abverlangen würde. Im Ersten Weltkrieg wurden Nervenstärke und Nervenschwäche dann zu häufig benutzten Kampfbegriffen. Hinzu kam nun die massenhafte Erfahrung von psychischen Versehrungen und
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Leiden. Und auch nach dem Kriegsende blieb die sozialpolitische Verwaltung und medizinische Behandlung der psychischen Kriegsbeschädigungen ein brisantes Thema. Gleichzeitig erfolgte eine erneute geistige Kriegsmobilisierung in der Weimarer Republik. Im »Dritten Reich« wurden schließlich durch die »Gleichschaltung« des Staates zunehmend alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens in diese Entwicklung einbezogen.Trotz seiner hohen zeitgenössischen Präsenz und seines Stellenwerts ist die Erforschung dieses Themenfeldes die Ausnahme geblieben. Eine umfassende Analyse der zeitgenössischen kriegsbezogenen Nervendiskurse in Politik, Gesellschaft, Militär und Wissenschaft, die sowohl ihre Wechselwirkungen als auch ihre praktischen Konsequenzen untersucht, liegt bislang nicht vor. Die Forschung konzentriert sich bislang im Wesentlichen auf die Behandlung und Versorgung traumatisierter Kriegsversehrter.Der vorliegende Band, der auf der 2017 an der Freien Universität Berlin abgehaltenen Tagung »Nerven und Krieg. Psychische Mobilisierungs und Leidenserfahrungen von 1900 bis 1933« beruht, zielt darauf ab, dieses Desiderat zu verkleinern, indem er das Verhältnis von Nerven und Krieg in dieser erstmals systematisch auslotet und hierbei Kontinuitäten und Brüche aufzeigt. Die zentrale These des Bandes lautet, dass Nerven als Chiffre und Konstrukt zu verstehen sind, mit der Politik, Gesellschaft, Militär und Wissenschaft ihre Kriegsdeutungen und Kriegserfahrungen verhandelten. Wir definieren Nerven als Modus einer Selbstbeschreibung, mit der die angesprochenen sozialen Systeme ihr Verständnis vom und ihr Verhältnis zum Krieg bestimmten. Gemeinsamer Fluchtpunkt der Beiträge ist dabei, dass Nerven von den Zeitgenossen als zentrale Mobilisierungsressource für den Krieg betrachtet wurden.Dabei rücken die Beiträge insbesondere Wechselwirkungen zwischen Politik, Gesellschaft, Militär und Wissenschaft in den Blick. Mit Nerven verbundene Deutungen und Praktiken spra
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Inhaltsverzeichnis zu „Nerven und Krieg “
InhaltVorwort 9Nerven und Krieg - EinführungGundula Gahlen, Ralf Gnosa, Oliver Janz 11I. Medizinische Diskurse über Nerven und KriegDie Nerven und Nervositätsdebatten vor 1914 - OrganischeSchwäche oder traumatische NeuroseBernd Ulrich 21Die Wende zur »Willenskultur« in der Nerventherapie und dasnervöse Doppelgesicht des KriegesJoachim Radkau 37Psyche, Trauma und Kollektiv - Der psychiatrische Diskurs überdie erschütterten Nerven der NationDavid Freis 53»Bis zur Unlöslichkeit verwickelt« - Zum Konzept von »Kriegund Geistesstörung« bei Gustav SpechtSusanne UdeKoeller 77II. Die Nerven der Kriegsteilnehmer an Front und Heimatfront 1914-1918Zur Ambivalenz der Zermürbung - Die »Nerven« der Frontsoldatenin öffentlichen und privaten Kriegsdeutungen 1914-1918Christoph Nübel 101Die Nerven der Offiziere als militärisches Problem - Diskurse und Handlungsstrategien in der deutschen Armee 1914-1918Gundula Gahlen 121Reassessing the Approach to War Hysterics during World War Iin Germany - Rhetoric, Reality, and RevelationsRebecca A. Bennette 141Zwischen »KaufmannKur« und Baldrian - Diskurse undPraktiken militärpsychiatrischer Therapiemethoden im ErstenWeltkrieg (1914-1918)Philipp Rauh 171Die Nerven der Anderen - Britische und deutsche Psychologenim Ersten Weltkrieg. Ein VergleichAndrea Gräfin von Hohenthal 199Die Nerven der »Daheimgebliebenen« - Die Familienangehörigender Soldaten in emotionshistorischer PerspektiveSilke Fehlemann 227III. Fortwährende Leiden, Nervendiskurse und mediale Deutungsmuster in der NachkriegszeitContested Memories of Traumatic Neurosis in Weimar andNazi GermanyJason Crouthamel 253Sendung und Bewusstsein - Deutsche Psychiater nach dem Ersten WeltkriegThomas Beddies 273Die Nerven der Stahlhelmmänner - Weltkriegserinnerung und Selbstverständnis in der Organisation »Der StahlhelmBund der Frontsoldaten« 1918-1933Dennis Werberg 293Normalität Kampfbereitschaft, Nervenschwäche Pazifismus - Auffassungen des Krieges als Nervenprobe in literarischenDiskursen des
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Ersten WeltkriegsOlga Lantukhova 327Nervlich angegriffene Individuen, Massen und ihre Führer -Spiegelungen neuropsychiatrischen und massenpsychologischen Diskurswissens in Robert Reinerts Film NERVEN (1919)Julia Barbara Köhne 345'Die Nerven der Welt sind krank.' Robert Reinert's Nerven andthe scripts of the German Revolution of 1918-19Mark Jones 391Autorinnen und Autoren 413Personenregister 419Ortsregister 427
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Autoren-Porträt
Gundula Gahlen, Dr. phil., PD für Neuere und Neueste Geschichte, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Historischen Seminar der Ludwig-Maximilians-Universität München. Ralf Gnosa ist als Schriftsteller und Literaturwissenschaftler tätig. Oliver Janz ist Professor für Neuere Geschichte an der FU Berlin.
Bibliographische Angaben
- 2020, 428 Seiten, Maße: 14,7 x 21,8 cm, Gebunden, Deutsch
- Herausgegeben: Gundula Gahlen, Ralf Gnosa, Oliver Janz
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593512904
- ISBN-13: 9783593512907
- Erscheinungsdatum: 15.07.2020
Pressezitat
»Solche Beobachtungen zeigen die Vielschichtigkeit des Themas 'Nerven und Krieg' auf - der vorliegende Band leistet einen wichtigen Beitrag zu seiner Erschließung.« Frank Becker, H-Soz-Kult, 16.04.2021
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