Perry Rhodan Band 69: Die Hyperseuche
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DieHyperseuche von Perry Rhodan
LESEPROBE
Diebeiden unhörbaren Stimmen durchflüsterten das gesamte Universum. Sie kamen ausdem Nichts und gingen ins Nichts zurück, sie reichten von Ewigkeit zu Ewigkeitund waren doch an das Vergehen der Zeit gebunden. Kein Mensch hatte je diesebeiden Stimmen gehört, zumindest nicht bewußt und indieser lautlosen Art.
Es warso, als unterhielten sich die Götter.
Aber siesprachen nicht über die Schöpfung neuer Welten oder über den Tod einer Sonne,sie unterhielten sich auch nicht über das Entstehen oder Vergehen einer neuenoder alten Zivilisation. Sie redeten nicht über Leben und Tod, sie ignoriertendas Problem der bloßen Existenz.
IhrProblem war ein anderes. Das Spiel.
IhrKosmisches Schachspiel . . .
»DieserZug ging an mich.«
»Das magso aussehen, mehr nicht.«
»Mankann einen Erfolg nicht ungeschehen machen, indem man ihn ignoriert. Es kannkein Zweifel daran bestehen, daß dieser Zug zu meinenGunsten ausging.«
»Mankann auch keinen Erfolg heraufbeschwören, indem man den Mißerfolgignoriert.«
»Warum streitenwir? Wollen wir nicht weiterspielen?«
»Selbstverständlich,und diesmal wird die Entscheidung zu meinen Gunsten ausfallen.«
»Wirsind nicht allwissend.«
»Aberwissend, und das ist sehr viel. Wer ist schon allwissend?«
»Wie istder Plan?«
»Er istgut, mehr verrate ich noch nicht.«
»Das istgegen die Spielregeln.«
»O nein,das ist es nicht. Wir haben vereinbart, daß jeder dieAbsichten des anderen kennenlernt, sobald der Zugbeginnt. Aber noch habe ich nicht gezogen. Ich mußdarüber nachdenken.«
»Nachdenken?Das klingt wenig zuversichtlich.«
»Dassoll es auch.«
»Danngehört es bereits zum nächsten Zug. Die Spielregeln!«
»Seitwann sind die Unsterblichen so kleinlich?«
»Seitwann haben Unsterbliche Angst vor dem Tod?« lautetedie Gegenfrage von ES.
»Niemandhat mehr Angst vor dem Tod als gerade der Unsterbliche«, erwiderte Anti-ES.
Esentstand eine kurze Pause, in der die Tropfen der Zeit unerbittlich in das Meerder Ewigkeit fielen. Für die Unsterblichen waren es nur Sekunden, aber für dasUniversum Stunden und Tage. Für manche Welten sogar Jahrtausende. ES sagte:»Wir sollten endlich beginnen. Ich warte.«
Am anderenEnde der Unendlichkeit war das lautlose Gelächter des Triumphes. Niemandvernahm es, außer ES.
»Warten. . .?«
»Ja, ichwarte!«
»Nungut, dann beginnen wir. Ich bin am Zug . . .«
1.
November3456
Phase I
AnfangNovember 3456, rund zwei Wochen nach der Rückkehr der MARCO POLO aus dem Paralleluniversum,bemerkte der Psychologe Professor Dr. Thunar Eysbert seltsame Veränderungen an seinen Mitmenschen und sichselbst. Er stellte Forschungen an und erkannte, daßausschließlich die menschlichen Rückkehrer von der MARCO POLO an einer Art»Hobby- Seuche« litten - etwas, das sie offensichtlich aus demspiegelbildlichen Universum mit herübergebracht hatten. Schon immer vorhandeneNeigungen kamen plötzlich ungebremst zum Tragen. Bei dem einen war es die Suchenach Entspannung und Freiheit, bei den anderen ein Verrennen in ihre Arbeit,bis hin zur völligen Unvorsichtigkeit.
Eysberterkannte frühzeitig die Gefahr in dieser Entwicklung, die er als »PsychosomatischeAbstraktdeformation« - abgekürzt PAD - bezeichnete, doch noch hörte niemand aufihn. Es mußte erst zu schwerwiegenden Zwischenfällenkommen . . .
ProfessorDr. Mart Hung-Chuin galtals genialer Hyperphysiker und enger Mitarbeiter Professor Waringers.Als die Urlaubswelle die MARCO POLO überschwemmte und das Schiff praktischmenschenleer wurde, wußte er noch immer nicht, wieund wo er die kommenden Wochen verbringen sollte. Natürlich hätte auch ihmErholung gutgetan, aber er verspürte kein Verlangen danach,zu faulenzen oder irgendeinem Hobby nachzugehen.
Sein Hobby war seine Forschungsarbeit.
Waringerschüttelte ärgerlich den Kopf, als ihm Hung-Chuinseine Absicht mitteilte, im Forschungsinstitut für Energietechnik einigeVersuche durchführen zu wollen.
»Abgesehendavon, mein lieber Mart, daß ich nichts von unnötiger Überanstrengung halte,gedachte ich ohnehin, Ihnen ein neues Betätigungsfeld zu übergeben. Aber erstin drei Wochen. Bis dahin sollten Sie ausspannen.«
»Ausspannenregt mich auf, Chef. Das ist doch keine Erholung für mich! Ich erhole mich,wenn ich arbeiten kann.«
Waringerseufzte. »Vor Ihnen liegt mehr Arbeit, als Ihnen lieb sein könnte. Aber, zumTeufel, erst in drei Wochen!«
»Bis dahinwerde ich mich schon beschäftigen. Übrigens: Was für ein neues Betätigungsfeldmeinen Sie, Chef?«
»Wollen Siees schon jetzt wissen?«
»Natürlich,dann kann ich mich entsprechend vorbereiten.«
»Hm, nunja, das klingt vernünftig. Ich dachte an Perikles.«
»Perikles?«Für einen Augenblick wirkte Hung-Chuin ratlos, aberdann heIlte sich sein Gesicht plötzlich auf. »Siemeinen den Asteroiden, auf dem die Versuchsstation errichtet wurde?«
Waringernickte.
»Genau den,Mart. Die Vorbereitungen sind abgeschlossen. Einkünstliches Schwerefeld hält die inzwischen erzeugte Atmosphäre fest. Sie istzwar nur hundert Meter dick, aber das genügt. Schließlich hat Perikles selbstnur einen Durchmesser von etwa fünfzehn Kilometern. Die meisten Anlagen wurdenunter die Oberfläche verlegt, aber man kann sich nun auch ohne Schutzanzug aufihr bewegen und so die einzelnen Stationen erreichen. Man wird dort bald mitden entscheidenden Experimenten beginnen können, und ich möchte, daß Sie die Leitung der Versuchsreihe übernehmen.« Mart Hung-Chuinbegann zu strahlen. »Na fein, das ist doch genau, was ich wollte, Chef . . .«
»Ja, abererst in drei Wochen! Bis dahin möchte ich, daß SiePause machen und ausspannen . . .«
»Wie sollich das, wenn ich die Arbeit vor mir sehe?«
Waringerbegriff das nicht. Es war Mitte November, und gerade erst hatten Eysbert und Gucky mit ihrengemeinsamen Nachforschungen in Sachen »Hobby-Seuche« begonnen. Niemand wusste davon.Auch Waringer nicht. »Also gut, schließen wir einen Kompromiß, Mart. Ich habe nichtsda- gegen, wenn Sie schon heute oder morgen den Transmitternach Jupiter benutzen und von dort aus ein Schiff nach Perikles nehmen. DerAsteroid befindet sich gerade in einer günstigen Position und liegt praktischauf dem Weg zwischen Jupiter und Mars.Quartieren Siesich ein, machen Sie sich mit Ihren neuen Mitarbeitern bekannt, und kümmern Siesich um die Vorbereitungen. Überprüfen Sie die Nugas-Reaktorennoch einmal, bevor Sie sie einsetzen. Es darf keine Panne passieren, sonstverlieren wir abermals wertvolle Zeit.« »Ich werdenoch heute auf Jupiter eintreffen!« »Sie sollen nichtsübereilen, denn wer unbedacht rennt, fällt leicht hin. Zeit lassen heißt indiesem Fall Zeit sparen.« »Jedenfalls besten Dank.Jetzt fühle ich mich schon wieder wohler. Wenn ich mir vorstelle, ich hättedrei Wochen hier untätig herumsitzen müssen, werde ich verrückt. Chef, Siekönnen sich ganz auf mich verlassen.« »Das tat ichbisher auch immer, Mart, aber Sie erscheinen mir imAugenblick ein wenig hektisch. Früher gönnten Sie sich immer eine Ruhepause, wennneue Experimente bevorstanden.« »Ich habe lange genuguntätig herumgehockt.« Waringererhob sich und gab ihm die Hand. »Na schön, Perikles erwartet Sie. Ich werdeentsprechende Anweisungen durchgeben lassen. Hier, nehmen Sie diesen Umschlag.Dem Inhalt können Sie alles entnehmen, was für Sie wichtig ist. EinePersonalliste ist beigefügt. Ich kann Ihnen nur Glück und viel Erfolg wünschen.« Professor Dr. Mart Hung-Chuin kehrte in die MARCO POLO zurück, packte seinepersönlichen Dinge in einen Reisesack und ließ sich von einem Gleiter zur Transmitterstation bringen. Der Computer prüfte seineKreditkarte, zog die Kosten der Transmission vom Guthaben ab und genehmigte densofortigen Abtransport. Zehn Minuten später bereits stand Hung-Chuinin der riesigen Empfangs- und Verteilerhalle auf Jupiter und ließ sich dieDaten der nächsten Raumflüge nach Mars übermitteln. Es waren in erster LinieFrachter, die den zwischenplanetarischen Handelsverkehr auf privater Basisbewerkstelligten. Das war billiger als eine Materietransmission. Der nächsteFrachter ging am nächsten Tag. Hung-Chuin konnte inErfahrung bringen, daß der Besitzer im MT-Hotel wohnte.Er nahm sich einen Robotträger und übergab ihmseinReisegepäck mit der Order, es ins Hotel zu bringen. Er selbst eilte mit einemGleittaxi voraus. Das Hotel lag ebenfalls unter der Oberfläche und nicht weitvon der Empfangsstation entfernt. Er traf den Gesuchten wenige Minuten nach seinerAnkunft im Hotel in der Bar. Ohne viele Umstände sprach er ihn an, stellte sichvor und fragte, ob er einen Passagierplatz für einen Flug nach Perikles buchenkönne. Der Besitzer des Frachters, zugleich auch sein Kapitän, sah denProfessor forschend an - nicht ohne eine gewisse Skepsis. Dann nickte erlangsam. »Perikles? Das ist ein hübscher Umweg und kostet mich Stunden.« »Wieviel verlangen Sie,Kapitän? Ich bin nicht übermäßig reich, aber es ist wichtig für mich, soschnell wie möglich den Asteroiden zu erreichen. Wichtige Experimente, wissenSie . . .« »Wichtig? Und Sie bekommen kein Schiff derFlotte zur Verfügung gestellt? Hm, das erscheint mir recht merkwürdig.« Hung-Chuin erklärte es ihm. »Dasklingt logisch«, gab der Kapitänzu. »Ichhabe noch eine Kabine frei, aber Sie müssen den Umwegbezahlen.« »Wievielinsgesamt?« »Eintausend Solar.« Hung-Chuin starrteihn an. »Das ist ja ein Vermögen, Mann!« »Aber nichtfür Sie, wenn Sie wirklich der sind, der zu sein Sie behaupten. Bedenken Sie,ich verliere möglicherweise einen ganzen Tag. Also: Wollen Sie morgen nachPerikles oder nicht?« »Na gut, einverstanden. Wann starten Sie?« »Genau eine Stunde nach Mittag, Terrazeit.Seien Sie pünktlich. Bezahlung erfolgt, sobald Sie an Bord sind.« An diesem Abend bummelte der Professor noch ein wenigdurch die Ladenstraße der MT-Anlage. Er hätte jetzt nicht schlafen können, soaufgeregt war er. Am anderen Tag war er pünktlich an Bord des Frachters, zahlteseine tausend Solar und begab sich in seine Kabine. Es handelte sich um ein altmodischesSchiff. Das Bett war bequem, aber Mart rechnete nichtdamit, vor seiner Ankunft auf Perikles noch schlafen zu müssen. Am liebstenwäre er gleich in der Luftschleuse stehengeblieben. DieAntigravfelder funktionierten nicht mehr einwandfrei,und der Andruck beim Start warf ihn fast in die Ecke. Schnell legte er sich aufdas herumschwenkende Bett und schloß entsetzt dieAugen. Er mußte versehentlich auf die Arche Noahgeraten sein. Dann wurde es besser. Der alte Kahn hatte seine Reisegeschwindigkeiterreicht und flog im freien Fall weiter. Nun wurde Martschwerelos, ein Gefühl, das ihm so gut wie unbekannt war. Er begann dieTatsache zu verfluchen, nicht auf eine bessere Reisegelegenheit gewartet zuhaben. Der Interkomwar völlig altmodisch. Ein Bildschirmwar nicht vorhanden. »Kapitän, haben Sie diePosition von Perikles?« »Natürlich, sonst kämen wir janiemals hin. In vier Stunden bremsen wir ab. Schlafen Sie bis dahin.« »Geben Sie mir Bescheid, sobald der Asteroid in Sichtkommt.« »Machen wir«, versprach der Kapitän mürrisch. Inder Tat döste Mart ein, aber das Schrillen des Interkoms riß ihn bald aus seinemSchlummer. »Wenn Sie aus der Luke sehen, können Sie Perikles entdecken. Es ist einerder winzigen Lichtpunkte zwanzig Grad links neben Mars. Genau kann ich denAsteroiden nicht definieren.« Martbedankte sich und starrte gespannt auf die vielen Lichtpunkte, von denen mancheihre Helligkeit sichtbar veränderten. Das mußten dieAsteroiden sein, die sich schneller drehten. Die anderen leuchteten ziemlich konstant.Perikles, so hatte Mart inzwischen in Erfahrunggebracht, war einigermaßen regelmäßig geformt und besaß eine dreißigstündigeRotationsdauer. Das war gut so, denn wenn man sich auf einem schnellrotierenden Asteroiden aufhielt, wanderten dauernd und schnell die Sterne übereinen hinweg Der Anblick konnte einen sensiblen Menschen zum Wahnsinn treiben, besondersdann, wenn man auf einem kleinen Weltkörper stand. Man hatte dann das Gefühl,dauernd in den Himmel hineinzufallen. Das Bremsmanöver zwang Mart wieder aufs Bett, aber dann war es endlich soweit. Alser aus der Luke blickte, lag Perikles genau unter dem Schiff, eine wüste, leereLandschaft unter einer hauchdünnen, künstlichen Atmosphäre. Dazwischen ragtendie flachen Gebäude der einzelnen Stationen hervor, bereits von kärglichenGartenanlagen umgeben. Das Ausschleusmanöver begann.
© Pabel Moewig KG
- 2000, 1. Auflage, 416 Seiten, 1 Abbildungen, Maße: 13,4 x 19,6 cm, Gebunden, Deutsch
- Herausgegeben: William Voltz
- Verlag: Moewig - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
- ISBN-10: 3811820893
- ISBN-13: 9783811820890
- Erscheinungsdatum: 31.12.2024
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