Pünktchen und Anton

 
 
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Die Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft
Abend für Abend schleicht Pünktchen sich aus ihrem Zimmer, um mitten in Berlin Streichhölzer zu verkaufen. Und das, obwohl ihre Eltern viel Geld haben. Ganz anders geht es Anton, der kaum weiß, wo er die...
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Kommentar zu "Pünktchen und Anton"
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    8 von 13 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    EmiliAna, 17.07.2020

    Auch 56 Jahre nach seinem Tod erfreuen sich vor allem die Kinderbücher des Moralisten und skeptischen Optimisten Erich Kästner, der sich selber viel eher als Gebrauchslyriker sah, unverminderter Beliebtheit. Gewiss, das mag auch an den unzähligen, teils wagemutigen, Adaptionen fast aller seiner Werke liegen – von „Emil und die Detektive“ allein gibt es inzwischen acht Verfilmungen, von Theaterstücken, sogar Musicals ganz zu schweigen! -, doch letzten Endes sind es doch die Botschaften, die humanistische Grundhaltung und der unerschütterliche Humor des Schriftstellers, der zeitlebens ein sozial denkender und empfindender Mensch war, jemand, für den Tugenden wie Anständigkeit, Mut, Treue, Toleranz, Solidarität, Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft beileibe nicht nur Worte waren, die seine Kinderliteratur, wie überhaupt alles, was er zu Papier gebracht hat, durchzogen und über ihe Zeit hinaus wirksam bleiben lassen!
    Lehrer wollte er werden, schon als kleiner Junge, doch entschied er sich um, sagte später einmal, dass ihm im Lehrerberuf die Kinder zu nahe seien; erstaunlich also, dass er, auf Anraten seiner Verlegerin, mit dem Schreiben gerade von Kinderbüchern begann - „Emil und die Detektive“ war das erste und hatte einen durchschlagenden Erfolg -, in denen er den Kindern so nahe war, wie nur denkbar, in denen er sich nicht nur – lebenslanges Kind, das er war – als profunder Kenner von Kinderseelen erwies, sondern, sich der Formbarkeit des kindlichen Charakters sehr bewusst, stets auch an sie appellierte, die Welt ein klein wenig besser zu machen!
    Ja, der moralische Zeigefinger des Herrn Kästner wird in all seinen Büchern erhoben, durchzieht seine Lyrik, weniger anklagend als vielmehr nachdenklich, mahnend, hoffend, dass seine Appelle nicht auf taube Ohren stoßen mögen. Botschaften sind sie – und in keinem seiner Bücher wird das so deutlich wie in „Pünktchen und Anton“, seinem zweiten Kinderbuch, 1931 erstveröffentlicht, vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise und dem herannahenden Weltensturm, dem auch er, dem auch seine Werke zum Opfer fallen sollten. Doch davon ist in dem hier zu besprechenden Roman nichts zu ahnen; Kriege und all das Hässliche, das sie mit sich bringen, ist nichts, was er den Kindern zumuten wollte.
    Armut freilich wird immer wieder in Kästners Geschichten thematisiert, lapidar beinahe und ganz und gar nicht larmoyant, und seine jungen Protagonisten kommen gewöhnlich nicht aus Familien, die im Überfluss leben sondern wachsen bei zumeist nur einem Elternteil auf, der ums Überleben kämpfen muss. Anton, einer der beiden Hauptcharaktere unsrer Geschichte, eine ganz typische Kästner-Figur, ein Junge nämlich mit Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein, mutig, zuverlässig und gutherzig, gehört zu der wenig privilegierten Bevölkerungsschicht im Vorkriegsberlin. Er lebt alleine mit seiner Mutter, zu der er eine außerordentlich enge und liebevolle Bindung hat und die seit einiger Zeit schwer erkrankt ist, weshalb Anton sich neben der Schule ( dass er nicht nur ein Musterknabe sondern auch ein Musterschüler ist, ist klar bei Erich Kästner! ) um den Haushalt kümmern muss. Er tut das klaglos, denn er liebt seine Mutter – so wie dereinst der Autor die seine. Die biographischen Bezüge sind nicht zu übersehen! Doch Antons Sorgen erdrücken ihn langsam, denn durch die Krankheit der Mutter ist auch kein Verdienst da, weshalb der Junge des Nachts betteln geht. Und, Glück im Unglück, dabei lernt er die mit Witz, Herz und Phantasie gesegnete Pünktchen kennen, die eigentlich Luise Pogge heißt und ebenfalls bettelt, gemeinsam mit ihrem Kindermädchen, dem Fräulein Andacht.
    Wie? Was? Ein Kinderfräulein hat die pfiffige Kleine – und muss betteln? Naja, das muss sie natürlich nicht, denn Pünktchens Vater ist reich, besitzt eine Spazierstockfabrik, kann ihr also jeden Wunsch erfüllen. Dennoch findet man die zaundürre Andacht und ihren Schützling jede Nacht auf einer wohlfrequentierten Berliner Brücke! Des Rätsels Lösung: Fräulein Andacht hat einen gar zwielichtigen Bräutigam, „Robert der Teufel“ hat die pfiffige Kleine ihn getauft, - und dieser unsympathische Zeitgenosse erpresst das Fräulein, verlangt ständig Geldzuwendungen von ihr. Und als sei das noch nicht genug lässt er sich von dem verblendeten Fräulein einen genauen Plan der Poggeschen Wohnung zeichnen, die er auszurauben gedenkt. Zum Glück aber kommt Anton, der längst dicke Freundschaft mit dem ulkigen Mädchen geschlossen hat, das seine Einsamkeit durch Schlagfertigkeit und selbstbewusstes Auftreten zu kompensieren sucht, denn seine Eltern sind zwar reich, interessieren sich aber nicht für ihr Kind, zu sehr sind sie mit dem Geldverdienen ( der Vater ) und dem Geldausgeben ( die Mutter ) beschäftigt, hinter den perfiden Plan und weiß ihn zu vereiteln. Ja, und dann überschlagen sich die Ereignisse, zumal Pünktchens Vater von dem unsympathischen und verschlagenen Nachbarsjungen Klepperbein erfahren hat, was seine Tochter des Nachts alles anstellt und daraufhin zu überraschenden, aber durchaus befriedigenden Einsichten gelangt und prompt Entscheidungen fällt, mit denen alle Beteiligten am Ende mehr als zufrieden sein können....
    Eigentlich geschieht gar nicht sehr viel in der so bezaubernden wie warmherzigen Geschichte um Pünktchen und Anton, könnte man bei oberflächlichem Lesen meinen – was man tunlichst vermeiden sollte, denn hier ist es unabdingbar, zwischen den Zeilen zu lesen, genau hinzuschauen auch, was uns der Herr Kästner in seinen insgesamt sechzehn „Nachdenkereien“, die sich jedem Kapitel anschließen und sich aus diesem ein Thema, einen Satz, eine vielleicht nur beiläufige Bemerkung herauspicken, um darüber zu sinnieren und philosophieren, mitzuteilen hat. Diese „Nachdenkereien“, mit denen sich Kästner direkt an die Leser wendet – und die er ihnen im Übrigen freistellt zu lesen oder einfach zu überblättern -, handeln zum Beispiel von der Pflicht, von Stolz, von der Phantasie, vom Mut oder von der Neugierde und sind es unbedingt wert, aufmerksam gelesen zu werden. Sie machen dieses Buch zu etwas ganz besonderem, fassen Kästners gesamtes Ethos zusammen, können prägend sein – worauf er hofft! - für seine jungen Leser. Er spricht das für ihn Wesentliche unmittelbar an, kann dabei beißend kritisch sein, nennt das Kind, um im Bilde zu bleiben, beim Namen – vielleicht ist das der verhinderte Lehrer in ihm... -, ist mal ernst und mahnend, dann wieder humorvoll und augenzwinkernd-liebevoll. Das tut er auf seine ganz besondere Art, in seiner ganz besonderen, ausgefeilten, geschliffenen, dabei geschmeidigen und federleichten Sprache, der man den ehemaligen Feuilleton-Redakteur anmerkt, den begnadeten Lyriker, und die er bis zur Perfektion beherrscht.
    Fazit: Auch 90 Jahre nach seinem Erscheinen ist „Pünktchen und Anton“ so aktuell wie eh und je – die grundsätzlichen Werte verschieben sich vielleicht minimal, so bleibt zu hoffen, aber sie verjähren und verfallen nicht, denn sie sind Pfeiler in einem menschlichen Miteinander. Und es ist nichts Verwerfliches daran, wenn ein moralischer Zeigefinger, zudem wenn dieser Erich Kästner gehört, ruhig immer wieder einmal daran erinnert!

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