Rote Lilien
In der Hoffnung auf einen neuen Anfang kommt die junge Hayley Phillips zu ihrer Cousine Rosalind Harper nach Memphis. Dort findet sie nicht nur ein Zuhause, sondern bald auch neue Freunde. Sie lebt sich mit ihrer neugeborenen Tochter Lily auf dem Anwesen...
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In der Hoffnung auf einen neuen Anfang kommt die junge Hayley Phillips zu ihrer Cousine Rosalind Harper nach Memphis. Dort findet sie nicht nur ein Zuhause, sondern bald auch neue Freunde. Sie lebt sich mit ihrer neugeborenen Tochter Lily auf dem Anwesen der Harpers ein und fühlt sich mehr und mehr zu Rosalinds ältestem Sohn hingezogen.
Doch dann scheint eine dunkle Macht von Hayley Besitz zu ergreifen.
In der Hoffnung auf einen Neuanfang kommt die junge Hayley Phillips zu ihrer Cousine Rosalind Harper nach Memphis, wo sie nicht nur ein Heim, sondern bald auch neue Freunde findet. Sie lebt sich mit ihrer neugeborenen Tochter Lily auf dem Anwesen der Harpers ein und fühlt sich mehr und mehr zu Rosalinds ältestem Sohn hingezogen. Da scheint eine dunkle Macht von Hayley Besitz zu ergreifen.
"Nora Roberts erfüllt die geheimsten Wünsche ihrer Leserinnen." -- The New York Times
"Aufregend, romantisch, große Unterhaltung." -- Cosmopolitan
RoteLilien von Nora Roberts
LESEPROBE
Prolog
Memphis, Tennessee
Januar 1893
Sie war verzweifelt, verarmt und verwirrt.
Früher einmal war sie eine schöne Frau gewesen, eine kluge Frau mit einemehrgeizigen Ziel: Luxus. Und sie hatte ihn bekommen, weil sie ihren Körper zumVerführen und ihren Kopf zum Rechnen benutzt hatte. Sie war die Geliebte einesMannes geworden, der zu den Reichsten und Mächtigsten in Tennessee gehörte.
Ihr Haus war ein Schmuckstück gewesen, eingerichtet nach ihrem Geschmack undmit Reginalds Geld. Ihre Bediensteten hatten jeden ihrer Wünsche erfüllt, ihreKleider hatten jedem Vergleich mit der Garderobe der gefragtesten Kurtisane inParis standgehalten. Schmuck, amüsante Freunde, eine eigene Kutsche.
Sie hatte fröhliche Gesellschaften gegeben. Man hatte sie beneidet und begehrt.
Sie, die Tochter eines gefügigen Hausmädchens, hatte alles gehabt, was ihrhabsüchtiges Herz begehrt hatte.
Auch einen Sohn.
Das neue Leben in ihr, das sie zuerst gar nicht haben wollte, hatte sieverändert. Es war zum Zentrum ihrer Welt geworden, zum Einzigen, das sie mehrliebte als sich selbst. Sie hatte Pläne für ihren Sohn gemacht, hatte von ihmgeträumt. Hatte ihm vorgesungen, während er in ihrem Leib schlummerte.
Sie hatte ihn unter Schmerzen, großen Schmerzen, aber auch mit Freude in dieWelt geboren. Freude darüber, dass sie, wenn die quälenden Schmerzen vorbeiwaren, ihren Sohn in den Armen halten würde.
Doch sie hatten ihr gesagt, es sei ein Mädchen.
Und es sei tot geboren worden.
Sie hatten gelogen.
Sie hatte es damals schon gewusst, als sie vor Gram rasend geworden und immertiefer in ihrer Verzweiflung versunken war. Damals, als sie verrückt gewordenwar, hatte sie gewusst, dass es eine Lüge gewesen war. Dass ihr Sohn lebte.
Sie hatten ihr das Kind genommen. Sie hielten ihren Sohn gefangen. Wie konntees anders sein, wenn sie seinen Herzschlag so deutlich spürte wie ihreneigenen?
Aber nicht die Hebamme und der Arzt hatten ihr das Kind genommen. Reginaldhatte sich geholt, was ihr gehörte. Er hatte sein Geld benutzt, um sich dasSchweigen derer zu erkaufen, die ihm zu Diensten waren.
Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie er in ihrem Salon gestanden hatte,bei seinem ersten Besuch nach Monaten voller Gram und Kummer. Er war fertig mitihr, dachte sie, während sie mit zitternden Fingern das graue Kleid zu knöpfte.Es war zu Ende, jetzt, nachdem er hatte, was er wollte. Einen Sohn, einenErben. Das Einzige, das ihm seine prüde Frau nicht hatte geben können.
Er hatte sie benutzt und ihr dann ihren einzigen Schatz genommen, soselbstverständlich, als hätte er das Recht dazu. Und als Gegenleistung hatte erihr Geld und eine Passage nach England geboten.
Er wird bezahlen, bezahlen, bezahlen, dröhnte es in ihrem Kopf, während sieihre Frisur richtete. Aber nicht mit Geld. O nein. Nicht mit Geld.
Sie war jetzt so gut wie mittellos, doch sie würde schon einen Weg finden.Natürlich würde sie einen Weg finden, wenn sie ihren kleinen James erst wiederin den Armen hielt.
Ihre Bediensteten - Ratten, die das sinkende Schiff verließen - hatten einenTeil ihres Schmucks gestohlen. Da war sie sich ganz sicher. Von dem, was übriggeblieben war, hatte sie fast alles verkaufen müssen, und dabei hatte man sieauch noch betrogen. Aber etwas anderes hatte sie von dem schmallippigen,hageren Juwelier gar nicht erwartet. Schließlich war er ein Mann.
Lügner, Betrüger, Diebe. Jeder Einzelne von ihnen.
Sie würden bezahlen. Alle.
Sie konnte die Rubine nicht finden - das Armband mit Rubinen und Diamanten,herzförmige Steine, wie Blut und Eis. Reginald hatte es ihr geschenkt, als sieihm gesagt hatte, dass sie schwanger sei.
Gefallen hatte es ihr eigentlich nie. Es war zu fein gliedrig, zu klein fürihren Geschmack. Doch jetzt wollte sie es unbedingt haben, und sie suchte wieeine Wilde in dem unaufgeräumten Chaos ihres Schlafzimmers und Ankleidezimmersda nach.
Als sie stattdessen eine Saphirbrosche fand, weinte sie wie ein Kind. Währendsie ihre Tränen trocknete und die Brosche umklammert hielt, vergaß sie dasArmband und das unbändige Verlangen danach. Sie vergaß, dass sie danach gesuchthatte, und lächelte die funkelnden blauen Steine an. Das Geld, das sie für dieBrosche bekam, würde reichen, um ihr und James einen neuen Anfang zuermöglichen. Sie wollte ihn fort bringen, aufs Land vielleicht. Bis sie wiedergesund, wieder bei Kräften war.
Eigentlich war es ja ganz einfach, stellte sie mit einem gespenstischen Lächelnauf den Lippen fest, während sie sich im Spiegel ansah. Das graue Kleid wirktedezent und würdevoll - genau das Richtige für eine Mutter. Dass es wie einnasser Sack an ihr herunterhing, dass die Taille nicht richtig saß, darankonnte sie nichts ändern. Sie hatte keine Bediensteten mehr, keine Schneiderin,die es ändern konnte. Wenn sie für sich und James erst einmal ein netteskleines Häuschen auf dem Land gefunden hatte, würde sie mit Sicherheit ihre schöneFigur zurückbekommen.
Sie hatte ihr lockiges blondes Haar aufgesteckt und mit einigem Bedauern aufRouge verzichtet. Ein zurückhaltendes Äußeres war besser, fand sie. Einzurückhaltendes Äußeres wirkte beruhigend auf ein Kind.
Sie würde ihn jetzt holen. Sie würde nach Harper House fahren und sich holen,was ihr gehörte.
Die Fahrt von der Stadt zum Herrenhaus der Harpers war lang, kalt und teuer.Sie hatte keine eigene Kutsche mehr, und bald, sehr bald, würden ReginaldsHandlanger wiederkommen und sie aus dem Haus werfen, wie sie es ihr beimletzten Mal angedroht hatten.
Aber die Privatkutsche war ihren Preis wert. Wie sollte sie den kleinen Jamessonst nach Memphis zurückbringen, wo sie ihn die Treppe zum Kinderzimmerhochtragen, zärtlich in sein Bettchen legen und in den Schlaf singen würde?
»Lavendel ist blau, Lalilu«, sang sie leise, während sie ihre dünnen Fingerineinander flocht und nach draußen auf die winterlichen Bäume starrte, die dieStraße säumten.
Sie hatte die Decke mitgebracht, die sie für ihn aus Paris hatte kommen lassen,und das süße kleine Mützchen mit den dazu passenden Schühchen. Für sie war erimmer noch ein Neugeborenes. In ihrem verwirrten Geist existierten die sechsMonate nicht, die seit seiner Geburt vergangen waren. (...)
© Heyne Verlag
Übersetzung: Bea Reiter
- Autor: Nora Roberts
- 2006, Deutsche Erstausgabe, 432 Seiten, Maße: 12 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Herausgegeben: Verlagsbüro Oliver Neumann
- Übersetzer: Bea Reiter
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453490142
- ISBN-13: 9783453490147