Siegfried und Krimhild
Ausgezeichnet mit dem Phantastik-Preis 2002 der Stadt Wetzlar. Roman
"So ungewöhnlich wie Lodemann hat noch niemand diese erste deutsche Geschichte erzählt." (DIE ZEIT)
"Ein postmodernes Meisterstück"(FAZ)
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Produktinformationen zu „Siegfried und Krimhild “
"So ungewöhnlich wie Lodemann hat noch niemand diese erste deutsche Geschichte erzählt." (DIE ZEIT)
"Ein postmodernes Meisterstück"(FAZ)
"Ein postmodernes Meisterstück"(FAZ)
Klappentext zu „Siegfried und Krimhild “
Es ist die älteste deutsche Geschichte, die hier erzählt wird. Die Historie vom Nibelungen, mehr als 1500 Jahre alt, wird in diesem Buch so mitreißend und sprachgewaltig zum Leben erweckt, daß uns eine Zeit und eine Literatur zurückgegeben wird, die uns abhanden gekommen waren.Im 5. Jahrhundert spielt die Liebesgeschichte zwischen Siegfried aus Xanten, dem Drachentöter, und Krimhild, der Königstochter. Es sind barbarische Zeiten, Krieg, Gewalt, Vertreibung sind an der Tagesordnung. Ein phantastisches und am Ende hochdramatisches Geschehen wird vor uns entfaltet, eine geschichtliche Wende: Das Römische Imperium geht unter, die neue Ordnung der Christenheit scheint herauf; in der Mitte Europas ein früher Kampf der Kulturen.
In diesen gewaltigen Stoff sind zahlreiche mythische Erzählungen eingegangen. Der Kampf zwischen Treue und Verrat, Recht und Anarchie, unauslöschlichem Haß und Liebe über den Tod hinaus bewegen uns heute fast noch mehr als in der Vergangenheit: Es ist das Volk der »Deutschen«, das sich aus diesen Widersprüchen bildet - an überraschenden Verweisen auf unsere Gegenwart fehlt es in diesem Buch nicht.
»Eine der spannendsten Geschichten, die es gibt«, schrieb die Presse über Jürgen Lodemanns in fast zwanzigjähriger Arbeit entstandenes Werk, »lebendig, sinnlich verführend und zuweilen auch derb.« Das Aufregendste an dieser Reise in die Vergangenheit ist, daß sie in die Gegenwart führt.
Lese-Probe zu „Siegfried und Krimhild “
Am Anfang von allem waren Feuer und Wasser. Licht und Nebel bildeten das Chaos Ginungagap. In der ältesten überlieferten deutschen Sprache ist Ginungagap das »klaffend Schlingende« (gin = »Rachen«), noch heute erkennbar in Wörtern wie »gähnen« und »beginnen« Zwischen dem südlichen Feuer muspel und dem nördlichen Nebel nifhel, in der Tiefe von Ginungagap wohnte und wohnt die Unerschaffene, die bei den Griechen Gaia heißt und die immer gewesen ist und immer sein wird, in stets anderer Weise. Gaia lebt im Chaos und begehrt, und was sie begehrt, das tritt ins Dasein. Denn wenn Licht und Nebel einander erschlagen wollen, dann durchdringen sie sich. So zeugt die Unerschaffene die Kräfte der Welt, die in Burgund und bei vielen anderen Stämmen nach wie vor als Götter gelten.
Zuerst freilich zeugte sie auf Bornholm den Bor. Den Bor erschlug sein Sohn Gar. Den tötete sein Bruder Grindel. Als wären am Anfang nicht Begehren und Durchdringen gewesen, sondern Beseitigen und Erschlagen.
Ich, Giselher, jüngster Sohn des burgundischen Königs Gundomar, nun im Kerker des Klosters Lorsch, will beschreiben, warum einer erschlagen wird. Warum unser Gast aus Xanten kurz vor dem Tag, der an die Kreuzigung des Jesus erinnert, ermordet wurde. Meine Wächter sind mir gewogen. Wo nicht, werde ich sie zu täuschen wissen, damit ich einen dieser Morde, mit denen alles zu beginnen und mit denen alles zu enden scheint, schildern kann von seinen ersten Anfängen bis zu seinem entsetzlichen Ende.
Beschreiben will ich, wie sehr der Mann aus dem Niederland meine Schwester Krimhild geliebt hat und wie leidenschaftlich Krimhild den Niederländer liebte. Und ergründen will ich, warum ihr Liebster getötet wurde von Hagen, vom Dux Exercitus Burgundiae. »Heermeister Burgunds«. Jochen Martin (Freiburger Historiker): »Für die Ausbildungsphase des germanischen Königtums war die Anlehnung an Institutionen des Imperium Romanum außerordentlich wichtig. Dazu gehörte die Ernennung zum Heermeister, eine
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hohe römische Würde«.
Gestern kam der irische Mönch Kilian Hilarus zu mir in meine Gruft und zog unter seiner Kutte zehn Pergamente hervor, zehn Kalbshäute, glatt und gut zu beschriften. Kilians Leibesumfang ist groß, der Wache war nicht aufgefallen, daß sein Umfang diesmal zwei Fingerdicken dicker war. Von nun an, so erklärte mir der Ire, bringe ich dir jede Woche zehn neue Häute hier herein und schaffe zehn beschriebene wieder hinaus. Die Geschichte muß gerettet werden. Und wenn ich sie am Ende mitnehmen müßte in mein Irland. Und dann mahnte er, ich solle diesmal keine lateinische Staatschronik schreiben, sondern sollte so genau wie möglich die wirklichen Begebenheiten notieren, und zwar in der Volkssprache, so daß sie beim Vorlesen alle sofort verstehen, nicht nur die Herren, sondern auch die Unfreien und jederlei Leute.
Probemus! »probieren wirs«, hab ich ihm geantwortet, und wir haben uns lachend umarmt.
Auf der ersten Schreibhaut hat Kilian seinen Gott um Beistand angefleht und mir alle Kraft der Sinne gewünscht und alle Stärke des Kopfes. Wenn beides mich nicht verläßt und wenn das Todesurteil vorerst nicht vollstreckt wird, will ich tun, was er verlangt.
Und es sieht fast so aus, als bliebe mir genügend Zeit. Denn meinem Bruder, dem König Gunther, dem ist das Todesurteil offenbar peinlich. Und Kilian hat recht, ja, ich sollte tatsächlich alles Latein vermeiden. Obwohl auch er selbst in seinem frommen Vorspruch schon wieder Latein einsetzt, als verstünde sein Gott manche Angelegenheiten nur in der Herrensprache. O doch, diese Mühe sollte ich mir machen und für jedermann verständlich bleiben und nur deutsch schreiben, was schon deshalb nicht einfach wird, weil in der Mordgeschichte der Bischof viel Lateinisches geredet hat, aber auch Hagen und Krimhild und auch der Mann aus Xanten - und fast immer in den entsc
Gestern kam der irische Mönch Kilian Hilarus zu mir in meine Gruft und zog unter seiner Kutte zehn Pergamente hervor, zehn Kalbshäute, glatt und gut zu beschriften. Kilians Leibesumfang ist groß, der Wache war nicht aufgefallen, daß sein Umfang diesmal zwei Fingerdicken dicker war. Von nun an, so erklärte mir der Ire, bringe ich dir jede Woche zehn neue Häute hier herein und schaffe zehn beschriebene wieder hinaus. Die Geschichte muß gerettet werden. Und wenn ich sie am Ende mitnehmen müßte in mein Irland. Und dann mahnte er, ich solle diesmal keine lateinische Staatschronik schreiben, sondern sollte so genau wie möglich die wirklichen Begebenheiten notieren, und zwar in der Volkssprache, so daß sie beim Vorlesen alle sofort verstehen, nicht nur die Herren, sondern auch die Unfreien und jederlei Leute.
Probemus! »probieren wirs«, hab ich ihm geantwortet, und wir haben uns lachend umarmt.
Auf der ersten Schreibhaut hat Kilian seinen Gott um Beistand angefleht und mir alle Kraft der Sinne gewünscht und alle Stärke des Kopfes. Wenn beides mich nicht verläßt und wenn das Todesurteil vorerst nicht vollstreckt wird, will ich tun, was er verlangt.
Und es sieht fast so aus, als bliebe mir genügend Zeit. Denn meinem Bruder, dem König Gunther, dem ist das Todesurteil offenbar peinlich. Und Kilian hat recht, ja, ich sollte tatsächlich alles Latein vermeiden. Obwohl auch er selbst in seinem frommen Vorspruch schon wieder Latein einsetzt, als verstünde sein Gott manche Angelegenheiten nur in der Herrensprache. O doch, diese Mühe sollte ich mir machen und für jedermann verständlich bleiben und nur deutsch schreiben, was schon deshalb nicht einfach wird, weil in der Mordgeschichte der Bischof viel Lateinisches geredet hat, aber auch Hagen und Krimhild und auch der Mann aus Xanten - und fast immer in den entsc
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Autoren-Porträt von Jürgen Lodemann
Jürgen Lodemann, geboren in Essen, Studium der Germanistik und Geographie in Freiburg. Ab 1965 beim SWF-Fernsehen in Baden-Baden, 143 Mal Literaturmagazin, ab 1975 in der Jury der SWF-Bestenliste. Dokumentarfilme. Mitglied des PEN-Zentrums. Lehrtätigkeit an den Universitäten Stuttgart, Frankfurt, Marburg und Freiburg. Lebt in Freiburg, Essen und im irischen Galway. 1978 Kerr-Preis für Literaturkritik2002 Phantastikpreis der Stadt Wezlar2003 Literaturpreis der Stadt Stuttgart
Bibliographische Angaben
- Autor: Jürgen Lodemann
- 2002, 3. Aufl., 886 Seiten, Maße: 15,1 x 22,2 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Kilian Hilarus von Kilmacduagh, John Schazman
- Verlag: Klett-Cotta
- ISBN-10: 3608935487
- ISBN-13: 9783608935486
- Erscheinungsdatum: 06.02.2002
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