Steinzeit-Astronauten
Felsbildrätsel in der Alpenwelt. Mit einem Vorwort von Erich von Däniken
Val Camonica in Oberitalien ist ein magischer Ort. Hier liegt das größte Geschichtsarchiv Alteuropas: Bislang wurden über 350.000 prähistorische Felszeichnungen freigelegt. Die merkwürdigsten Motive zeigen Geschöpfe, die frappant an Astronauten unserer Tage...
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Produktinformationen zu „Steinzeit-Astronauten “
Klappentext zu „Steinzeit-Astronauten “
Val Camonica in Oberitalien ist ein magischer Ort. Hier liegt das größte Geschichtsarchiv Alteuropas: Bislang wurden über 350.000 prähistorische Felszeichnungen freigelegt. Die merkwürdigsten Motive zeigen Geschöpfe, die frappant an Astronauten unserer Tage erinnern. Nicht weniger verblüffend: Steinplatten mit fixierten Geländemarkierungen, die ein erstaunliches Wissen über Topografie und Vermessungstechnik belegen. Ausgehend vom Val Camonica geht Reinhard Habeck diesen und anderen Fragezeichen der alpinen Vorgeschichte auf den Grund. Er hat verborgene und neu entdeckte Fundstellen prähistorischer Felskunst besucht, bedeutende Forscher zu den alpinen Steinwundern befragt und stellt provokante und überraschende Thesen zur Diskussion. Wer die prähistorischen Rätsel wie der Autor in der paradiesischen Landschaft vor die Kameralinse bekommen will, muss sich auf manche Strapazen gefasst machen - aber auch auf handfeste Überraschungen...Aus dem Inhalt:Die "Steinzeit-Astronauten" im Val Camonica (Lombardei)Die rätselhaften Kreise von Carschenna (Schweiz)Die seltsamen Felsritzungen der Kienbachklamm (Salzkammergut)Das etruskische Schrifträtsel am Schneidjoch (Nordtirol)Das Reich der Fànes in den Dolomiten (Südtirol)Das "Tal der Wunder" beim Monte Bégo (Frankreich)u.v.a.m.
Lese-Probe zu „Steinzeit-Astronauten “
Reinhard Habeck - Steinzeit-AstronautenDIE POPULÄRSTE UND STRITTIGSTE FELSGRAVUR
Unter den Felszeichnungen des Val Camonica hat es ein Symbol zu besonderen Ehren gebracht: die sogenannte „Rosa Camuna“. Von dem markanten Zeichen existieren drei Variationen: die Darstellung einer hakenkreuzartigen Swastika, die asymmetrische Form eines Kreuzes und das gleichförmige Kreuzzeichen, nicht unähnlich einem vierblättrigen Kleeblatt. In dieser Prägung wurde die „Rosa Camuna“ als offizielles Symbol der Lombardei übernommen. Es ist in der Region überall präsent: als beliebter Souvenirartikel, als leckerer Käse oder als Schutzzeichen auf der Fassade des Mailänder Doms – und in bisher hundert Ausführungen auf rund dreißig Felsen des Val Camonica. Warum aber „camunische Rose“? Archäologen erklären, dass die Bezeichnung deshalb gewählt wurde, weil das Motiv einer Blüte ähnelt. Beim Versuch, das Zeichen in seiner ursächlichen Geltung und Verwendung zu verstehen, scheiterten bisher alle „vernünftigen“ Bemühungen.Die Liste der vorgeschlagenen Bedeutungen ist lang:
• Windrose
• Friedensemblem
• Sinnbild für Glück
• Stammesabzeichen der Camuni
• Schema für ein Spiel
• unbestimmtes kultisch-religiöses Merkmal
• Fruchtbarkeitsbild
• Attribut der Sonne
• Allegorie des Lebens
• Bewegung andeutendes Wirbelmotiv
• Gleichnis für den ewigen Kreislauf des Lebens (Tod und Wiedergeburt)
• topografische Markierung
• Symbol der Sonnenbewegung u. v. m.
... mehr
Was stimmt nun? Denkbar wäre die Kombination verschiedener Interpretationen. Die meisten Archäologen erkennen in der „Rosa Camuna“ ein Sonnensymbol. Aber was bedeuten die kleinen muldenförmigen Vertiefungen innerhalb und außerhalb der Kreuzform? Meistens sind es neun an der Zahl. Faktum ist, dass die meisten dieser Kreuzzeichen nach den Himmelsrichtungen orientiert sind. Waren die Camuni eifrige Sterngucker? Dieser Gedanke führt zurück zum Felsen von Foppe di Nadro, wo die „Rosa Camuna“ zwischen zwei Personen abgebildet ist, die mit ihrer Kostümierung an Astronauten erinnern. Etwas fällt dabei auf: Von der „Rose“ zeigt ein eingravierter Pfeil direkt zum unteren „Weltraumgeschöpf “. Vielleicht wurde der Richtungsweiser erst später hinzugefügt, aber es muss eine tiefere Bewandtnis haben. Eine sternenorientierte? Der Verdacht ist nicht unbegründet: Ein Detail verleiht der Bildszene eine zusätzliche kosmische Dimension: Wenige Zentimeter über den beiden vermeintlichen „ancient astronauts“ sind zwei Gestirne abgebildet!
UNIVERSELLES URSYMBOL
Das erste Auftauchen der „Rosa Camuna“ im Camonica-Tal wird in die Bronzezeit datiert. In den Ortschaften Paspardo, Sellero, Luine und Foppe di Nadro ist sie am häufigsten auf Felsen anzutreffen. Das Kreuzsymbol ist aber keine Erfindung der Camuni. Es taucht bereits vor mehr als 6.000 Jahren in leichten Abwandlungen rund um den Erdball auf. In Mesopotamien ist die Symbolik genauso nachgewiesen wie in Afrika oder im vorkolumbianischen Mittelamerika und sogar vereinzelt in der pazifischen Inselregion Polynesien. In Asien gilt die Swastika noch heute als beliebter Glücksbringer, dem von alters her eine kosmologische Bedeutung beigemessen wird. Im Regionalmuseum von Changsha, der chinesischen Provinzhauptstadt Hunan, werden kostbare Schätze der Westlichen Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 24 n. Chr.) aufbewahrt. Dazu gehören 3.000 Grabbeigaben zur nicht verwesten Leiche der „Marquise von Dai“, die 1971 am Hügel von Mawangdui entdeckt wurden. Unter den Funden gibt es auf Seide geschriebene Berechnungen über exakte Bahndaten von Planeten und Kometen. Im Vergleich zum gegenwärtigen Fachwissen der Astronomie zeigen die Vorzeitanalysen nur minimale Abweichungen. Ein Seidenmanuskript ist besonders interessant: Es stellt 29 Himmelskörper dar, darunter einen Kometen in Gestalt einer Swastika. Im Jainismus, einer im 6. Jahrhundert v. Chr. in Indien entstandenen Religion, ist das Hakenkreuz eines der meist verwendeten Symbole für Glück und den obersten Schöpfer. Nicht viel anders im Buddhismus und Hinduismus: Das Swastika-Zeichen ist hier häufig auf Buddha- Statuen abgebildet, weil es dem Glauben nach das „Siegel von Buddhas Herz“ verkörpert. Und in Europa? Die erste Kultur, die das „geflügelte Kreuzzeichen“ im südöstlichen Donau-Alpen-Adria-Raum verwendete, waren – soweit bekannt – die jungsteinzeitlichen Vina, die vor allem im Gebiet des heutigen Serbien, in Westrumänien, Südungarn und in Bosnien angesiedelt waren. Diese Kultur hat auf etwa tausend Knochen-, Keramik- und Steinrelikten rätselhafte Bildzeichen hinterlassen, die auf 5300 bis 3200 v. Chr. datiert werden. Für den deutschen Sprach- und Kulturwissenschaftler Harald Haarmann sind es unverstandene Wortzeichen. Wenn das stimmt, dann wären nicht die Sumerer und Ägypter vor 5.000 Jahren die Erfinder der Schrift gewesen, sondern die weit ältere Vina-Kultur aus Alteuropa. Eines der rund 200 Zeichen entspricht dem Swastika-Kreuz. Das frappante Symbol war später ebenso geläufig im alten Griechenland, bei den Kelten der Hallstattzeit, den nordischen Germanen und im Römischen Imperium. Eine bronzene „Scheibenfibel in Form der Swastika“, nicht größer als drei Zentimeter, kam bei Ausgrabungen in Pfaffenhofen im Bezirk Innsbruck-Land ans Tageslicht. Das Überbleibsel stammt aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. und ist im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum ausgestellt. Das ist aber eher die Ausnahme, denn heute ist das einst universelle Glückssymbol in Europa ein Tabu. Schuld daran sind die Nationalsozialisten, die in den 1920er-Jahren die Swastika für ihr mörderisches Regime missbrauchten. Sie machten das vorchristliche Sonnenrad zum Parteiabzeichen der NSDAP. Unter dem Banner des Hakenkreuzes geschahen unvorstellbares Leid und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs ist die politische Verwendung des Symbols deshalb in Deutschland, Österreich und anderen Staaten verboten.
ALS DIE SONNE TANZTE
Je nach zeitlicher und geografischer Zuordnung kann die Sinngebung der „Rosa Camuna“ unterschiedlich sein. Die fantastischste Auslegung erklärt das Himmelszeichen zum „göttlichen Flugvehikel“. Wer sich das camunische Sonnenrad in Bewegung vorstellt, dem kommt vielleicht spontan die Assoziation zum großen „Sonnenwunder“ von Fatima in den Sinn. Mir jedenfalls ist es so ergangen. Zur Erinnerung gemäß der Chronik: Am 13. Oktober 1917 versammelten sich bis zu 70.000 Menschen bei Sprühregen vor den Toren der Ortschaft Fatima in Portugal. Der Anlass war ein angekündigtes Wunder, das zuvor den Hirtenkindern Jacinta und Francisco Marto sowie Lúcia dos Santos von einer geheimnisvollen „Dame in einer Lichtwolke“ übermittelt worden war. Überliefert ist, dass Lúcia zur Mittagszeit die Arme ausgebreitet und der Menge zugerufen habe: „Schaut hin zur Sonne!“ Dann hörte der Regen plötzlich auf und die Wolken glitten auseinander. „Die Sonne erschien am Zenit wie eine silberglänzende Scheibe. Sie begann sich mit rasender Geschwindigkeit wie ein Feuerrad um sich selbst zu drehen. Dabei leuchtete sie in allen Farben des Regenbogens und streute nach allen Seiten Lichtflämmchen und Feuergarben aus“, schildert ein verblüffter Augenzeuge das Unbegreifliche. Kurz darauf sei das diskusförmige Objekt still am Horizont gestanden, habe dann erneut zu rotieren begonnen, verharrte abermals, ging in einer Zickzack-Flugbewegung nieder, blieb über der Menschenmenge stehen, stieg dann empor, hielt für Augenblicke am Himmel still und verschwand schließlich jenseits der Wolkendecke. Bis heute streiten Theologen und Wissenschaftler über die Ursachen der Erscheinung. Sonnenklar ist, dass unser Zentralgestirn den Tanz nicht vollzogen haben kann. Gläubige Christen werden den Himmelsspuk als Eingriff Gottes erkennen, Skeptiker dagegen eine Massenpsychose oder ein seltenes „atmosphärisches Phänomen“. Oder war es nichts von alldem? 1917 gab es für nicht identifizierbare Himmelskörper weder den Begriff „fliegende Untertasse“ noch „UFO“. Knapp 100 Jahre später erscheint manches in einem anderen Licht: Wer das Auftauchen und das sonderbare Flugverhalten der „silbrigen Sonnenscheibe“ mit bezeugten UFO-Aktivitäten der letzten Jahrzehnte vergleicht, wird viele Parallelen erkennen. Die These vom Besuch aus dem All ist provokant. Was letztlich die wahren Hintergründe des „Sonnenwunders“ waren, bleibt nach wie vor ungeklärt. Nicht viel anders verhält es sich mit dem Sonnenrad-Symbol „Rosa Camuna“ sowie den offenen Fragen zu gegenwärtigen UFO-Kontakten. Wurde zu unterschiedlichen Zeiten das gleiche unverstandene Mysterium beobachtet?
VORZEITLICHE HIMMELSKUNDE
Auf dem Felsenkomplex von Foppe di Nadro, nahe dem Bereich, wo zwei „Sternengötter“ mit der „Rosa Camuna“ abgebildet sind, wurde 1977 eine Steinplatte mit fast 300 Petroglyphen entdeckt (Fels Nr. 35). Auf ihm ist ein größeres Scheibensymbol zu sehen, von dem auf der linken Seite in zwei Zeilen mehrere aufgereihte kleine kugelförmige Vertiefungen wegführen. Unmittelbar rechts davon sind weitere Näpfchen in den Fels geschlagen, deren Anordnung dem Sternbild des „Kleinen Wagens“ entspricht. Archäoastronomen sind überzeugt davon, dass die Bewohner der Eisenzeit einen fliegenden Himmelskörper beobachtet haben und dessen Bahn im Fels nachzeichneten. Vergleiche mit altchinesischen Sternenkarten offenbaren: Es könnte der Halleysche Komet gewesen sein, der 613 v. Chr. am Nachthimmel sichtbar war. Die Camuni haben bereits vor Jahrtausenden die Bewegungen von Himmelskörpern verblüffend genau beobachtet. Das bekräftigen archäologische und astronomische Prüfungen auch am Beispiel der geometrischen „Rosa Camuna“. Mehr als 60 dieser in den Fels geritzten Zeichen enthalten komplexe topografische und astronomische Informationen. Computergestützte Analysen zeigen, dass die „Rosen“ mit ihren vier Seiten und den neun punktförmigen Anordnungen verschiedene Sonnenpositionen repräsentieren und die Zeitpunkte der Sommer- und Wintersonnenwende präzise anzeigen. Die camunischen Sonnenräder waren demnach nicht einfach nur Symbole der Sonne, sondern geodätische Vermessungspunkte, die bewusst zur Himmelskunde an bestimmten Plätzen im Camonica-Tal angebracht worden sind! Das gilt besonders für die prächtigste und größte aller bisher bekannten Darstellungen: die „Rosa Camuna von Carpene“. Sie befindet sich auf einer Felsplatte im Archäologiepark Sellero, wenige Kilometer nördlich von Capo di Ponte entfernt. Ihre Abmessungen betragen 70 mal 70 Zentimeter. Die daneben eingeritzten Strichmännchen wirken vergleichsweise wie Knirpse. In nächster Umgebung können zwei weitere kleinere Rosenmuster entdeckt werden, die ebenfalls in Beziehung zum Lauf der Gestirne stehen. Die Pionierarbeit auf diesem Forschungsgebiet verdanken wir den italienischen Archäoastronomen Giuseppe Brunod, Walter Ferreri und Gaudenzio Ragazzi. 1999 stellten die Wissenschaftler ihre neuen Erkenntnisse in der Studie „La Rosa di Sellero e la svastica“ erstmals öffentlich zur Diskussion. Inzwischen liegen weitere empirische Beobachtungen und ergänzende Untersuchungen vor. Sie vertiefen die Vorstellung früher Himmelsforscher und werfen gleichzeitig neue Fragen nach der Gesellschaftsstruktur der Camuni-Epoche auf. Dazu noch etwas Verblüffendes: Die „Rosa Camuna von Carpene“ hat einen „Zwilling“, der mit 60 Zentimetern nur geringfügig kleiner ist, aber mit gleichartigem Aussehen und übereinstimmender astronomischer Ausrichtung. Diese Felszeichnung befindet sich nicht, wie man annehmen könnte, anderswo im Val Camonica, auch nicht unbestimmt im Alpenraum, sondern im tausend Kilometer Luftlinie entfernten Rombalds Moor! Das Sumpfgebiet liegt zwischen Ilkley und Keighley im nordenglischen West Yorkshire. Es gibt dort vier Steinkreise und gravierte Felsen mit Cup- und Ring-Markierungen. Die meisten Nachlässe werden in die Bronzezeit datiert. Anders bei der hakenkreuzartigen „Rose“: Sie ist für diese Gegend einzigartig. Archäologen schätzen, dass sie erst um 350 v. Chr. in den Stein graviert wurde. Damit sind wir immer noch in der aktiven Schaffensperiode der Camuni. Im Camonica-Tal ist das Symbol nachweislich älter als in England. Hatten Ur-Älpler die „Rosa Camuna“ in den Norden gebracht? Und wenn ja: wie und warum? Was wussten die Menschen im Alten Europa wirklich über die Gestirne und ihre Gesetzmäßigkeiten? Welche komplexen astronomischen Daten könnten speziell die Felsbilder des Val Camonica noch enthalten? Die wissenschaftliche Erforschung dieses Astrophänomens hat gerade erst begonnen. Das Puzzlebild zeigt noch große Lücken und wichtige Stücke fehlen. Doch mit jedem hinzugewonnenen Teilchen zeigt sich eines immer deutlicher: Das geheime Wissen der Camuni weist empor zu den Sternen!
© pichler Verlag
Was stimmt nun? Denkbar wäre die Kombination verschiedener Interpretationen. Die meisten Archäologen erkennen in der „Rosa Camuna“ ein Sonnensymbol. Aber was bedeuten die kleinen muldenförmigen Vertiefungen innerhalb und außerhalb der Kreuzform? Meistens sind es neun an der Zahl. Faktum ist, dass die meisten dieser Kreuzzeichen nach den Himmelsrichtungen orientiert sind. Waren die Camuni eifrige Sterngucker? Dieser Gedanke führt zurück zum Felsen von Foppe di Nadro, wo die „Rosa Camuna“ zwischen zwei Personen abgebildet ist, die mit ihrer Kostümierung an Astronauten erinnern. Etwas fällt dabei auf: Von der „Rose“ zeigt ein eingravierter Pfeil direkt zum unteren „Weltraumgeschöpf “. Vielleicht wurde der Richtungsweiser erst später hinzugefügt, aber es muss eine tiefere Bewandtnis haben. Eine sternenorientierte? Der Verdacht ist nicht unbegründet: Ein Detail verleiht der Bildszene eine zusätzliche kosmische Dimension: Wenige Zentimeter über den beiden vermeintlichen „ancient astronauts“ sind zwei Gestirne abgebildet!
UNIVERSELLES URSYMBOL
Das erste Auftauchen der „Rosa Camuna“ im Camonica-Tal wird in die Bronzezeit datiert. In den Ortschaften Paspardo, Sellero, Luine und Foppe di Nadro ist sie am häufigsten auf Felsen anzutreffen. Das Kreuzsymbol ist aber keine Erfindung der Camuni. Es taucht bereits vor mehr als 6.000 Jahren in leichten Abwandlungen rund um den Erdball auf. In Mesopotamien ist die Symbolik genauso nachgewiesen wie in Afrika oder im vorkolumbianischen Mittelamerika und sogar vereinzelt in der pazifischen Inselregion Polynesien. In Asien gilt die Swastika noch heute als beliebter Glücksbringer, dem von alters her eine kosmologische Bedeutung beigemessen wird. Im Regionalmuseum von Changsha, der chinesischen Provinzhauptstadt Hunan, werden kostbare Schätze der Westlichen Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 24 n. Chr.) aufbewahrt. Dazu gehören 3.000 Grabbeigaben zur nicht verwesten Leiche der „Marquise von Dai“, die 1971 am Hügel von Mawangdui entdeckt wurden. Unter den Funden gibt es auf Seide geschriebene Berechnungen über exakte Bahndaten von Planeten und Kometen. Im Vergleich zum gegenwärtigen Fachwissen der Astronomie zeigen die Vorzeitanalysen nur minimale Abweichungen. Ein Seidenmanuskript ist besonders interessant: Es stellt 29 Himmelskörper dar, darunter einen Kometen in Gestalt einer Swastika. Im Jainismus, einer im 6. Jahrhundert v. Chr. in Indien entstandenen Religion, ist das Hakenkreuz eines der meist verwendeten Symbole für Glück und den obersten Schöpfer. Nicht viel anders im Buddhismus und Hinduismus: Das Swastika-Zeichen ist hier häufig auf Buddha- Statuen abgebildet, weil es dem Glauben nach das „Siegel von Buddhas Herz“ verkörpert. Und in Europa? Die erste Kultur, die das „geflügelte Kreuzzeichen“ im südöstlichen Donau-Alpen-Adria-Raum verwendete, waren – soweit bekannt – die jungsteinzeitlichen Vina, die vor allem im Gebiet des heutigen Serbien, in Westrumänien, Südungarn und in Bosnien angesiedelt waren. Diese Kultur hat auf etwa tausend Knochen-, Keramik- und Steinrelikten rätselhafte Bildzeichen hinterlassen, die auf 5300 bis 3200 v. Chr. datiert werden. Für den deutschen Sprach- und Kulturwissenschaftler Harald Haarmann sind es unverstandene Wortzeichen. Wenn das stimmt, dann wären nicht die Sumerer und Ägypter vor 5.000 Jahren die Erfinder der Schrift gewesen, sondern die weit ältere Vina-Kultur aus Alteuropa. Eines der rund 200 Zeichen entspricht dem Swastika-Kreuz. Das frappante Symbol war später ebenso geläufig im alten Griechenland, bei den Kelten der Hallstattzeit, den nordischen Germanen und im Römischen Imperium. Eine bronzene „Scheibenfibel in Form der Swastika“, nicht größer als drei Zentimeter, kam bei Ausgrabungen in Pfaffenhofen im Bezirk Innsbruck-Land ans Tageslicht. Das Überbleibsel stammt aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. und ist im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum ausgestellt. Das ist aber eher die Ausnahme, denn heute ist das einst universelle Glückssymbol in Europa ein Tabu. Schuld daran sind die Nationalsozialisten, die in den 1920er-Jahren die Swastika für ihr mörderisches Regime missbrauchten. Sie machten das vorchristliche Sonnenrad zum Parteiabzeichen der NSDAP. Unter dem Banner des Hakenkreuzes geschahen unvorstellbares Leid und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs ist die politische Verwendung des Symbols deshalb in Deutschland, Österreich und anderen Staaten verboten.
ALS DIE SONNE TANZTE
Je nach zeitlicher und geografischer Zuordnung kann die Sinngebung der „Rosa Camuna“ unterschiedlich sein. Die fantastischste Auslegung erklärt das Himmelszeichen zum „göttlichen Flugvehikel“. Wer sich das camunische Sonnenrad in Bewegung vorstellt, dem kommt vielleicht spontan die Assoziation zum großen „Sonnenwunder“ von Fatima in den Sinn. Mir jedenfalls ist es so ergangen. Zur Erinnerung gemäß der Chronik: Am 13. Oktober 1917 versammelten sich bis zu 70.000 Menschen bei Sprühregen vor den Toren der Ortschaft Fatima in Portugal. Der Anlass war ein angekündigtes Wunder, das zuvor den Hirtenkindern Jacinta und Francisco Marto sowie Lúcia dos Santos von einer geheimnisvollen „Dame in einer Lichtwolke“ übermittelt worden war. Überliefert ist, dass Lúcia zur Mittagszeit die Arme ausgebreitet und der Menge zugerufen habe: „Schaut hin zur Sonne!“ Dann hörte der Regen plötzlich auf und die Wolken glitten auseinander. „Die Sonne erschien am Zenit wie eine silberglänzende Scheibe. Sie begann sich mit rasender Geschwindigkeit wie ein Feuerrad um sich selbst zu drehen. Dabei leuchtete sie in allen Farben des Regenbogens und streute nach allen Seiten Lichtflämmchen und Feuergarben aus“, schildert ein verblüffter Augenzeuge das Unbegreifliche. Kurz darauf sei das diskusförmige Objekt still am Horizont gestanden, habe dann erneut zu rotieren begonnen, verharrte abermals, ging in einer Zickzack-Flugbewegung nieder, blieb über der Menschenmenge stehen, stieg dann empor, hielt für Augenblicke am Himmel still und verschwand schließlich jenseits der Wolkendecke. Bis heute streiten Theologen und Wissenschaftler über die Ursachen der Erscheinung. Sonnenklar ist, dass unser Zentralgestirn den Tanz nicht vollzogen haben kann. Gläubige Christen werden den Himmelsspuk als Eingriff Gottes erkennen, Skeptiker dagegen eine Massenpsychose oder ein seltenes „atmosphärisches Phänomen“. Oder war es nichts von alldem? 1917 gab es für nicht identifizierbare Himmelskörper weder den Begriff „fliegende Untertasse“ noch „UFO“. Knapp 100 Jahre später erscheint manches in einem anderen Licht: Wer das Auftauchen und das sonderbare Flugverhalten der „silbrigen Sonnenscheibe“ mit bezeugten UFO-Aktivitäten der letzten Jahrzehnte vergleicht, wird viele Parallelen erkennen. Die These vom Besuch aus dem All ist provokant. Was letztlich die wahren Hintergründe des „Sonnenwunders“ waren, bleibt nach wie vor ungeklärt. Nicht viel anders verhält es sich mit dem Sonnenrad-Symbol „Rosa Camuna“ sowie den offenen Fragen zu gegenwärtigen UFO-Kontakten. Wurde zu unterschiedlichen Zeiten das gleiche unverstandene Mysterium beobachtet?
VORZEITLICHE HIMMELSKUNDE
Auf dem Felsenkomplex von Foppe di Nadro, nahe dem Bereich, wo zwei „Sternengötter“ mit der „Rosa Camuna“ abgebildet sind, wurde 1977 eine Steinplatte mit fast 300 Petroglyphen entdeckt (Fels Nr. 35). Auf ihm ist ein größeres Scheibensymbol zu sehen, von dem auf der linken Seite in zwei Zeilen mehrere aufgereihte kleine kugelförmige Vertiefungen wegführen. Unmittelbar rechts davon sind weitere Näpfchen in den Fels geschlagen, deren Anordnung dem Sternbild des „Kleinen Wagens“ entspricht. Archäoastronomen sind überzeugt davon, dass die Bewohner der Eisenzeit einen fliegenden Himmelskörper beobachtet haben und dessen Bahn im Fels nachzeichneten. Vergleiche mit altchinesischen Sternenkarten offenbaren: Es könnte der Halleysche Komet gewesen sein, der 613 v. Chr. am Nachthimmel sichtbar war. Die Camuni haben bereits vor Jahrtausenden die Bewegungen von Himmelskörpern verblüffend genau beobachtet. Das bekräftigen archäologische und astronomische Prüfungen auch am Beispiel der geometrischen „Rosa Camuna“. Mehr als 60 dieser in den Fels geritzten Zeichen enthalten komplexe topografische und astronomische Informationen. Computergestützte Analysen zeigen, dass die „Rosen“ mit ihren vier Seiten und den neun punktförmigen Anordnungen verschiedene Sonnenpositionen repräsentieren und die Zeitpunkte der Sommer- und Wintersonnenwende präzise anzeigen. Die camunischen Sonnenräder waren demnach nicht einfach nur Symbole der Sonne, sondern geodätische Vermessungspunkte, die bewusst zur Himmelskunde an bestimmten Plätzen im Camonica-Tal angebracht worden sind! Das gilt besonders für die prächtigste und größte aller bisher bekannten Darstellungen: die „Rosa Camuna von Carpene“. Sie befindet sich auf einer Felsplatte im Archäologiepark Sellero, wenige Kilometer nördlich von Capo di Ponte entfernt. Ihre Abmessungen betragen 70 mal 70 Zentimeter. Die daneben eingeritzten Strichmännchen wirken vergleichsweise wie Knirpse. In nächster Umgebung können zwei weitere kleinere Rosenmuster entdeckt werden, die ebenfalls in Beziehung zum Lauf der Gestirne stehen. Die Pionierarbeit auf diesem Forschungsgebiet verdanken wir den italienischen Archäoastronomen Giuseppe Brunod, Walter Ferreri und Gaudenzio Ragazzi. 1999 stellten die Wissenschaftler ihre neuen Erkenntnisse in der Studie „La Rosa di Sellero e la svastica“ erstmals öffentlich zur Diskussion. Inzwischen liegen weitere empirische Beobachtungen und ergänzende Untersuchungen vor. Sie vertiefen die Vorstellung früher Himmelsforscher und werfen gleichzeitig neue Fragen nach der Gesellschaftsstruktur der Camuni-Epoche auf. Dazu noch etwas Verblüffendes: Die „Rosa Camuna von Carpene“ hat einen „Zwilling“, der mit 60 Zentimetern nur geringfügig kleiner ist, aber mit gleichartigem Aussehen und übereinstimmender astronomischer Ausrichtung. Diese Felszeichnung befindet sich nicht, wie man annehmen könnte, anderswo im Val Camonica, auch nicht unbestimmt im Alpenraum, sondern im tausend Kilometer Luftlinie entfernten Rombalds Moor! Das Sumpfgebiet liegt zwischen Ilkley und Keighley im nordenglischen West Yorkshire. Es gibt dort vier Steinkreise und gravierte Felsen mit Cup- und Ring-Markierungen. Die meisten Nachlässe werden in die Bronzezeit datiert. Anders bei der hakenkreuzartigen „Rose“: Sie ist für diese Gegend einzigartig. Archäologen schätzen, dass sie erst um 350 v. Chr. in den Stein graviert wurde. Damit sind wir immer noch in der aktiven Schaffensperiode der Camuni. Im Camonica-Tal ist das Symbol nachweislich älter als in England. Hatten Ur-Älpler die „Rosa Camuna“ in den Norden gebracht? Und wenn ja: wie und warum? Was wussten die Menschen im Alten Europa wirklich über die Gestirne und ihre Gesetzmäßigkeiten? Welche komplexen astronomischen Daten könnten speziell die Felsbilder des Val Camonica noch enthalten? Die wissenschaftliche Erforschung dieses Astrophänomens hat gerade erst begonnen. Das Puzzlebild zeigt noch große Lücken und wichtige Stücke fehlen. Doch mit jedem hinzugewonnenen Teilchen zeigt sich eines immer deutlicher: Das geheime Wissen der Camuni weist empor zu den Sternen!
© pichler Verlag
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Autoren-Porträt von Reinhard Habeck
Reinhard Habeck wurde 1962 in Wien geboren. 1987 gab er seinen Beruf als Landvermesser auf und arbeitet seither als freier Schriftsteller, Cartoonist und Buchillustrator für internationale Zeitungen, Verlage und Agenturen. Als Autor widmet sich Habeck den Grenzgebieten des Wissens sowie ungeklärten Entdeckungen der Menschheitsgeschichte. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Elvira Schwarz bereist er die wundersamen Schauplätze der Welt, über die er in seinen Büchern packend und unterhaltsam berichtet. Bisher sind 21 Sachbücher erschienen, die mehrere Auflagen erzielten und in zahlreiche Sprachen übersetzt worden sind. Für die Film-Doku-Reihe "Menschen, Mythen und Legenden" (Servus TV) lieferte er Ideen und Recherchegrundlagen.
Bibliographische Angaben
- Autor: Reinhard Habeck
- 2014, 208 Seiten, mit zahlreichen farbigen Abbildungen, Maße: 17 x 24 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Pichler Verlag, Wien
- ISBN-10: 3854316704
- ISBN-13: 9783854316701
- Erscheinungsdatum: 24.09.2014
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