Theater Theater.Bd.24
Aktuelle Stücke
Herbert Achternbusch 'Der Stiefel und sein Socken', Gesine Danckwart 'Wunderland', Helmut Krausser 'Eine Neuköllnische Tragödie', Wolfram Lotz 'Der große Marsch', Ewald Palmetshofer 'räuber.schuldengenital', Roland Schimmelpfennig 'An und Aus', Werner...
Leider schon ausverkauft
Taschenbuch
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Produktdetails
Produktinformationen zu „Theater Theater.Bd.24 “
Klappentext zu „Theater Theater.Bd.24 “
Herbert Achternbusch 'Der Stiefel und sein Socken', Gesine Danckwart 'Wunderland', Helmut Krausser 'Eine Neuköllnische Tragödie', Wolfram Lotz 'Der große Marsch', Ewald Palmetshofer 'räuber.schuldengenital', Roland Schimmelpfennig 'An und Aus', Werner Schwab 'ÜBERGEWICHT, unwichtig: UNFORM', Sam Shepard 'Herzlos', Nicky Silver 'The Lyons', Andres Veiel 'Das Himbeerreich'.
Lese-Probe zu „Theater Theater.Bd.24 “
Theater Theater von Uwe B. Carstensen und Stefanie von Lieven Herbert: Achternbusch
Der Stiefel und sein Socken
Personen:
Fanny: = Römer
Herbert: = Frau
Keine Pappeln
Ein Regenvorhang. Eine Holzwand mit vierteiligem Fenster. Dahinter vergrößert ein Paar, zeitlos und doch alt. Sie ist dick und klein, er groß und hager, sie sitzen einander gegenüber, sie rechts.
Fanny:: Hat man gedenkt, daß der Winter heuer nimmer aufhört.
Herbert: Mhm ...
Fanny: Der Winter hat aufgehört, irgendwie.
Herbert: Mhm ...
Fanny: Und jetzt der Regen ...
Herbert: atmet tief durch.
Fanny: Mir ist, als hörte der Regen nicht auf. Aber der Regen hört schon auf. Dann ist uns wieder leichter ums Herz.
Er sieht auf und lächelt.
Fanny: Ich bürstle jetzt deinen Hut aus.
Sie kommt mit einem braunen Hut und einer Bürste wieder und bürstet.
Fanny: Der Regen läßt und läßt nicht nach. Ein Gewitter müßte den Regen beenden. Ein Gewitter im Mai. Ein Gewitter am Muttertag.
Er wehrt ab.
Fanny: Möchtest du schon deine Zigarre?
Er verneint.
Fanny: Socken habe ich noch zu stopfen, denn morgen ist so ein kalter Tag zu erwarten, daß es dir in den Stiefeln ohne Socken zu kalt sein wird - falls der Regen aufhört. Und da ich das Aufhören des Regens ganz nahe vermute, freue ich mich so.
Sie geht zu ihm, legt den Arm um ihn, zieht ihn innig an sich und setzt ihm schließlich den Hut auf.
... mehr
Fanny: Mir ist heute, als hätte ich einen dritten Fuß. Einen, der an mir hängt. Keine Stütze, kein Stützfuß. Ein Fleischfuß, der an mir hängt. Als hätte ich nicht genug Fleisch. Ich bin doch langsam in dem Alter, da mich das Fleisch verlassen müßte, wenn ich älter werden sollte. Wie soll mein Kreuz all das Fleisch noch tragen? Wie soll mein Schmerz all das Fleisch ertragen? Obwohl das Nahen des Endes beständig ist, fällt es mir oft schwer, an ein Ende zu glauben. Oft kann ich das Nahen eines Endes nicht mehr wahrnehmen, und mir ist, als verschwände irgendeine Lust, ein Lustgedanke, ja ein Aufatmen in der Unendlichkeit, wo ich doch so gerne lustig bin. Es wird schon wieder werden.
Er lehnt sich an sie. Sie kost ihn, indem sie seine Schulter drückt, Härchen von seiner Schulter nimmt und die Schulter wieder drückt. Die Kerze vor ihnen flackert.
Fanny: Dein wievielter Hut das wohl ist? Mein Poet. Du mit deinen Hüten. Du mit deiner Teekanne. Immer sitzt du unter deiner Teekanne. Immer hängt deine Teekanne über dir. Wäre sie nicht zerbrochen, deine Teekanne, und hättest du sie nicht repariert, und wäre sie nicht leck, hinge sie nicht über dir, deine Teekanne. Nur weil sie unbrauchbar ist, hängt deine Teekanne über dir.
Sie sieht hoch.
Fanny: Schwer ist diese Teekanne nicht, aber wenn sie die zwei Meter herunterfiele, wäre es nicht ratsam, keinen Hut zu tragen. Früher hing die Lampe dort oben, aber der Tisch war schon genauso da, wo er jetzt ist. Dann kam die Zeit des Kerzenlichtes, und du hingst deine Teekanne hinauf. Ich kann mich noch so gut erinnern, wie du die Kanne repariert hast. Wir hatten die schönste Teekanne. Ihr Smaragdgrün, das man leider von unten nicht so richtig sieht. Und nun sind wir so alt, daß sie keiner von uns mehr herunterholen kann. Haha. Du hingst den Teebeutel hinein, nachdem du unsere Kanne mit heißem Wasser aufgefüllt hattest. Als du die Kanne vom Ofen hergetragen hast, rann sie schon. Ich dachte mir: Hat er es zu gut gemeint und zuviel Wasser aufgegossen. Aber als dann die Kanne auf dem Tisch stand und der Tee bereits über die Tischplatte rann, während wir mit leeren Tassen warteten, dachte ich mir: Hoffentlich sieht er es nicht. Nun, für unsere Tassen blieb Tee genug, aber die Überschwemmung auf dem Tisch machte sich Luft. Wie wird er reagieren, dachte ich mir, wenn der gute Tee auf den Fußboden rinnt? Er wird die Kanne an die Wand werfen, dachte ich mir, die teure Kanne. Aber du sagtest nur: Die Kanne kann nicht mehr. Und du hingst sie an den Haken, der die schwere Lampe getragen hatte. Der Haken wird halten, aber ob der Bügel der Kanne hält, der dünne Bügel aus Ton, ob der die Teekanne aus Keramik hält, das ist immer noch die Frage.
Sie streicht über seinen Hut, der bei dem erwarteten Unfall das Schlimmste verhindern soll, und geht. Es blitzt ohne nachfolgenden
Donner.
Herbert: Meine Fanny: macht sich Sorgen, damit sie der Mut nicht verläßt. Meine Gute, meine Ewige. Nie hätte ich gedacht, daß sie mit ihren roten Haaren so alt wird. Nie hätte ich gedacht, daß sie so dick wird. Nie hätte ich gedacht, daß ich mich bei ihr so wohl fühlen könnte. Ich war getrieben wie ein jeder begabte Mensch. Ich war zerrissen. Ich fühlte mich so begabt, daß ich dachte, mir die Zerrissenheit leisten zu können. Die Künste, dachte ich mir, seien nur vorhanden, sie lächerlich zu machen. Was soll ich die Künste mit einem Handwerk weiter zur Vollendung treiben? War nicht das Leben viel kostbarer? Schien mir die Kunst nicht nur dazu zu dienen, auf die Kostbarkeit des Lebens zu verweisen?! Und ist mir etwa etwas anderes als diese Kostbarkeit des Lebens geblieben, Fanny:?
Sie kommt mit einem Socken, den sie stopfen wird, zurück.
Herbert: Fanny:, es hat geblitzt. Dein Gewitter wird kommen, dem du die Beendigung des Regens zutraust. Da strahlst du. Immer wieder dein strahlender Gesichtsausdruck. Du bist nicht nur meine Frau, du bist mein Frauenwerk. In dem Sinne, wie ein Licht, sprich eine Frau, wie ein Licht viel weniger ist als ein Elektrizitätswerk, das ja die Erzeugerin aller Lichter ist, in dem Sinne eines EWerks bist du mein Frauenwerk. Laß es mich mit einem meiner Lieblingsbeispiele erörtern, wieder erörtern.
Sie blickt auf.
Herbert: Neinnein, nicht das Beispiel mit dem Elefanten. Wenn du das Elefantenbeispiel erwartest, so muß ich dich enttäuschen, denn mir geht nämlich das Boxerbeispiel durch den Kopf, der Boxeraufstand sozusagen. Die Beispiele liegen ja alle sehr eng beieinander. Und diese Beispiele der Jugend wachsen ja immer enger zusammen, je älter wir werden. Noch kann ich sie auseinanderhalten. Hmh - Ich ging - damals - nach dem Kriegsende - sozusagen - von heute gesehen, von Beispiel zu Beispiel, vom Elefantenbeispiel in München zum Boxerbeispiel in Freising. Ich hatte mich querfeldein bis nach Freising durchgeschlagen. Von Weidenbusch zu Weidenbusch, könnte man sagen. Ich war ein wandelnder Strauch. Könnte man sagen. Man wußte nicht mehr, wer einen erschießen könnte. Da fällt mir ein Gedicht ein aus dieser Zeit. Ha! Dreißig Jahre habe ich nicht mehr daran gedacht:
Fremder
Geht vor mir her
mit dem Gewehr
dreht sich um
und erschießt mich
bum bum
Haha. Kannst du dich daran erinnern?
Fanny: wiederholt langsam und tonlos das Gedichtchen.
Herbert: Da schlich ich mich durch Freising. Ich war von meiner Wehrmachtsuniform derart verängstigt, daß ich sie immer noch zu tragen vermeinte, obwohl ich sie durch andere Fetzen ersetzt hatte. Vielleicht war mein Stahlhelm längst ein Klosett, mein Kopf jedoch, er war immer noch ein Stahlhelmträger. Tja, ich wußte aus eigener Erfahrung, daß der Zweite Weltkrieg ein Krieg besonders schwerer und besonders häufiger Kopfverletzungen der Soldaten auf beiden Seiten der Front war, so fiel es mir besonders schwer, am Leben geblieben, mich von meinem Stahlhelm zu trennen. Und wenn ich mich heute frage, was ich damals suchte, als ich durch das Freisinger Moos streunte, kann es nichts anderes als mein Stahlhelm gewesen sein. Dann sag mir, was das für ein Lebenselexier ist, das einen suchen läßt, was einem den Tod bringt?
Fanny: blickt nur von ihrem Stopfwerk hoch und schaut vor sich hin.
Herbert: Du pflegtest ansonsten an dieser Stelle zu sagen: Das Problem ist die Existenz. Hätten wir nicht diese Kriege gehabt, keinen Krieg, meine ich, wäre das Alter mit seiner Eitelkeit kein Trauma. Oh, wüßten wir doch von diesem Ausdruck nicht! Tja, aber heute ist mir ja wieder mein Gedichtchen eingefallen, und das läßt dich wohl schweigen. Ich schlich durch Freising und bewegte mich zum Dom hoch. Ich kann mich noch gut erinnern, daß ich das Gedicht nicht vor mich hinsagte, denn ein Gedicht hilft einem ein zweites Mal nicht. Lebendig ist so ein Gedicht nur, wenn es in einem aufsteigt. Und wenn du daran denkst, kann nichts aufsteigen. Fremd war mir dieser Domberg, fremd, fremder als Rußland, weil ich allein war. Dieses Geschwafel von Heimat. Dieses Geschwafel von Starenkästen und Birnbäumen. Dieses Geschwafel von Bachläufen und Forellen. Dieses Geschwafel von Straßenzügen und Obstständen! Diese Kirchturmheimat! Und dann das Geschwafel von eigenen Kindern, eigener Verwandtschaft, eigener Frau. Alles Lüge war das für mich. Ich suchte nur, wie ich heute weiß, nur meinen Stahlhelm, mit dem man mich erschossen hätte, wollte ich das? Nein. Ich suchte, was ein Soldat immer sucht. Ich suchte Deckung. Ich suchte Rattenlöcher. Ich suchte Hundescheiße, weil Hunde in Deckung scheißen, wenn es irgendwie geht. Ich ging dem Gestank nach und taumelte. Hätte ich einen Stahlhelm gefunden, hätte ich ihn aufgesetzt, und dieser Stahlhelm hätte mich verraten, wie mich ein heulender Hund verraten hätte, den ich aufgesetzt hätte, wäre er mir über den Weg gelaufen. Da hielt ich inne und sah mit einem Blick auf Freising hinab, als mich die zweite Strophe meines Gedichts überraschte, die du aber schon kennst.
Fanny:
Unterm Totentuch
Wasserspiele
der Liebe im Mund
noch blüht meine Zehe
es grünt der Fund
meine weichen Hirnteile
vom Rind in der Pfanne
schaufeln
Herbert: Ich kann mich nicht erinnern, in welchem Teil des Domes es war, wo die Amerikaner einen Boxkampf austrugen, war es in der Krypta? Es schien mir jedenfalls in einer Apsis gewesen zu sein, wo vormals die Altäre zu stehen pflegten. Biergartenbänke hatte man aufgestellt, und alles Licht war auf den Boxring gerichtet. Das Publikum war nicht sonderlich interessiert, obwohl so viele schrien, und die Kämpfer boxten eher vor sich hin, so wie man vor sich hin trinkt, damit irgendwas geschieht. Ich saß zwischendrin und war erstaunt über soviel Zigarettenrauch. Da erblickte ich dich zum erstenmal in meinem Leben. Und immer wieder kann ich mich in den Zustand zurückversetzen, als hätte ich dich später nicht gesehen. Du warst so weit von einer Frau entfernt, die meint, ein drittes Bein mit sich herumzutragen. Du kamst aus der Zukunft und lächeltest mich an, wie du das Leben anzulächeln pflegtest. Es standen dicke römische Säulen herum, und immer wieder verschwandst du hinter einer, bis ich dich nicht mehr sah. Sie ist auf der Toilette, dachte ich mir und konnte mir noch nicht eingestehen, daß ich in einer Kirche noch nie eine Toilette ausfindig gemacht hatte. Wie soll ich das Leben hier ertragen, wenn sie nicht kommt. Und da du nicht kamst, verließ ich Freising. Und als die Sonne aufstand, ich war schon hinter Moosburg und näherte mich bereits Landshut, überraschte mich die dritte Strophe meines Gedichts Fremder.
Fanny:
Wohin du
gebierst Sonne
zu nah bin ich
deinem Plissee
aus deinen
Schalen des Blutes erhebe dich
neu von Wasser
zu Wasser
Herbert: Schön hast du es wieder gesagt. Stell dir vor, es wäre ein Dritter bei uns, der fragte. Wir müßten schwafeln, ich müßte von Heimat schwafeln, wie der von Heimat schwafelt, der an seine Brieftauben denkt. Aber Brieftauben kann man nicht in sich haben, wie man ein Gedicht in sich hat. Ist doch ein Unding! Diesen Heimatschwaflern in Rußland liefen Tränen über die Wangen, wenn sie nur erzählten, wie die Februarsonne den Schnee von ihrem südlichen Hausdach schmolz, und dann meldeten sie sich zu einem Exekutionskommando, damit sie ihren Heimaturlaub bekamen. Diejenigen, die der Schneeschmelze ferne waren, erschossen solche, die die Schneeschmelze ganz nahe hatten. So ist das, wenn man keine Gedichte in sich hat. Kein Gedicht in sich hat, ich habe ja nur das eine geschrieben, denn dann kamst du, Fanny:, und das Leben mit dir. Der Krieg ließ mich ein Gedicht schreiben, das Leben mit dir nicht, wozu auch?
Es blitzt.
Fanny: Hast du die Pappeln am Bach gesehen?
Sie ist erregt. Holt ihre Brille und schaut damit zum Fenster hinaus.
Fanny: Hast du die Pappeln nicht gesehen?!
Herbert: Wie sollte ich? Ich habe nicht damit gerechnet, daß es blitzt.
Fanny: Aber du hattest deine Brille nicht auf, du hättest sie sehen können, nicht?
Herbert: Ja, ich hätte die Pappeln am Bach sehen können. Du hast ja das Gewitter angekündigt.
Fanny: Waren es noch alle sechs Pappeln, oder hat der Blitz in eine geschlagen?
Herbert: Wie hätte ich das sehen sollen?
Fanny: Schon gut. Ich wollte ja nur wissen, ob die Pappeln noch Orangen tragen.
Herbert: Da müssen wir auf den nächsten Blitz warten.
Fanny: Ja, warten wir auf den nächsten Blitz.
Herbert: Auch der nächste Blitz wird blau sein, wie sollten wir da die Orangen an den Pappeln sehen?
Fanny: Wieso Orangen an den Pappeln?
Herbert: Du sprachst davon, fragtest mich, ob ich die Orangen an den Pappeln gesehen hätte. Mhm.
Fanny: So. Dann habe ich mich schlecht ausgedrückt. Aber das Gehirn macht einem halt immer öfter einen Strich durchs Hirn. Das Hirn wird partikelweise ausgestrichen. Dafür verbinden sich Partikel wiederum, die sich bislang fremd gewesen sind, und es entsteht ein neuer Unsinn, im Gegensatz zum alten. Denn die Äpfel an den Pappeln waren schließlich auch nicht das Erfreulichste.
Es blitzt.
Fanny: Und?
Herbert: Der Blitz war blau. Wie sollte ich da deine Orangen erkennen. Zwetschgen kann ich dir zugestehen, daß ich sie gesehen habe - aber nur, wenn du willst.
Sie schüttelt den Kopf.
Herbert: Wenigstens stehen die Pappeln noch. Und wahrscheinlich alle sechs. Wie sollte ich in einer Zehntelsekunde, in einer hundertstel Sekunde sechs Pappeln zählen.
Fanny: Beim nächsten Blitz zähle ich von links die Pappeln und du von rechts. Wie addieren unsere Zahlen und -
Es blitzt.
Fanny: Einszweidreivier
Herbert: fünfsechssieben! Es sind noch alle sieben.
Fanny: Sieben? Bis vor kurzem waren es sechs!
Herbert: Ja, sechs waren es zuletzt, aber sieben waren es früher immer. Immer sieben Pappeln. Und sie wußten sich wohl voneinander zu unterscheiden. Als mir kein Gedicht mehr eingefallen ist, habe ich nur noch die Pappeln gezählt.
Fanny: Ich liebe dich.
Sie geht zu ihm, umarmt ihn, bläst die Kerze aus. Beim nächsten Blitz sind sie nicht mehr da.
Copyright © S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main.
Fanny: Mir ist heute, als hätte ich einen dritten Fuß. Einen, der an mir hängt. Keine Stütze, kein Stützfuß. Ein Fleischfuß, der an mir hängt. Als hätte ich nicht genug Fleisch. Ich bin doch langsam in dem Alter, da mich das Fleisch verlassen müßte, wenn ich älter werden sollte. Wie soll mein Kreuz all das Fleisch noch tragen? Wie soll mein Schmerz all das Fleisch ertragen? Obwohl das Nahen des Endes beständig ist, fällt es mir oft schwer, an ein Ende zu glauben. Oft kann ich das Nahen eines Endes nicht mehr wahrnehmen, und mir ist, als verschwände irgendeine Lust, ein Lustgedanke, ja ein Aufatmen in der Unendlichkeit, wo ich doch so gerne lustig bin. Es wird schon wieder werden.
Er lehnt sich an sie. Sie kost ihn, indem sie seine Schulter drückt, Härchen von seiner Schulter nimmt und die Schulter wieder drückt. Die Kerze vor ihnen flackert.
Fanny: Dein wievielter Hut das wohl ist? Mein Poet. Du mit deinen Hüten. Du mit deiner Teekanne. Immer sitzt du unter deiner Teekanne. Immer hängt deine Teekanne über dir. Wäre sie nicht zerbrochen, deine Teekanne, und hättest du sie nicht repariert, und wäre sie nicht leck, hinge sie nicht über dir, deine Teekanne. Nur weil sie unbrauchbar ist, hängt deine Teekanne über dir.
Sie sieht hoch.
Fanny: Schwer ist diese Teekanne nicht, aber wenn sie die zwei Meter herunterfiele, wäre es nicht ratsam, keinen Hut zu tragen. Früher hing die Lampe dort oben, aber der Tisch war schon genauso da, wo er jetzt ist. Dann kam die Zeit des Kerzenlichtes, und du hingst deine Teekanne hinauf. Ich kann mich noch so gut erinnern, wie du die Kanne repariert hast. Wir hatten die schönste Teekanne. Ihr Smaragdgrün, das man leider von unten nicht so richtig sieht. Und nun sind wir so alt, daß sie keiner von uns mehr herunterholen kann. Haha. Du hingst den Teebeutel hinein, nachdem du unsere Kanne mit heißem Wasser aufgefüllt hattest. Als du die Kanne vom Ofen hergetragen hast, rann sie schon. Ich dachte mir: Hat er es zu gut gemeint und zuviel Wasser aufgegossen. Aber als dann die Kanne auf dem Tisch stand und der Tee bereits über die Tischplatte rann, während wir mit leeren Tassen warteten, dachte ich mir: Hoffentlich sieht er es nicht. Nun, für unsere Tassen blieb Tee genug, aber die Überschwemmung auf dem Tisch machte sich Luft. Wie wird er reagieren, dachte ich mir, wenn der gute Tee auf den Fußboden rinnt? Er wird die Kanne an die Wand werfen, dachte ich mir, die teure Kanne. Aber du sagtest nur: Die Kanne kann nicht mehr. Und du hingst sie an den Haken, der die schwere Lampe getragen hatte. Der Haken wird halten, aber ob der Bügel der Kanne hält, der dünne Bügel aus Ton, ob der die Teekanne aus Keramik hält, das ist immer noch die Frage.
Sie streicht über seinen Hut, der bei dem erwarteten Unfall das Schlimmste verhindern soll, und geht. Es blitzt ohne nachfolgenden
Donner.
Herbert: Meine Fanny: macht sich Sorgen, damit sie der Mut nicht verläßt. Meine Gute, meine Ewige. Nie hätte ich gedacht, daß sie mit ihren roten Haaren so alt wird. Nie hätte ich gedacht, daß sie so dick wird. Nie hätte ich gedacht, daß ich mich bei ihr so wohl fühlen könnte. Ich war getrieben wie ein jeder begabte Mensch. Ich war zerrissen. Ich fühlte mich so begabt, daß ich dachte, mir die Zerrissenheit leisten zu können. Die Künste, dachte ich mir, seien nur vorhanden, sie lächerlich zu machen. Was soll ich die Künste mit einem Handwerk weiter zur Vollendung treiben? War nicht das Leben viel kostbarer? Schien mir die Kunst nicht nur dazu zu dienen, auf die Kostbarkeit des Lebens zu verweisen?! Und ist mir etwa etwas anderes als diese Kostbarkeit des Lebens geblieben, Fanny:?
Sie kommt mit einem Socken, den sie stopfen wird, zurück.
Herbert: Fanny:, es hat geblitzt. Dein Gewitter wird kommen, dem du die Beendigung des Regens zutraust. Da strahlst du. Immer wieder dein strahlender Gesichtsausdruck. Du bist nicht nur meine Frau, du bist mein Frauenwerk. In dem Sinne, wie ein Licht, sprich eine Frau, wie ein Licht viel weniger ist als ein Elektrizitätswerk, das ja die Erzeugerin aller Lichter ist, in dem Sinne eines EWerks bist du mein Frauenwerk. Laß es mich mit einem meiner Lieblingsbeispiele erörtern, wieder erörtern.
Sie blickt auf.
Herbert: Neinnein, nicht das Beispiel mit dem Elefanten. Wenn du das Elefantenbeispiel erwartest, so muß ich dich enttäuschen, denn mir geht nämlich das Boxerbeispiel durch den Kopf, der Boxeraufstand sozusagen. Die Beispiele liegen ja alle sehr eng beieinander. Und diese Beispiele der Jugend wachsen ja immer enger zusammen, je älter wir werden. Noch kann ich sie auseinanderhalten. Hmh - Ich ging - damals - nach dem Kriegsende - sozusagen - von heute gesehen, von Beispiel zu Beispiel, vom Elefantenbeispiel in München zum Boxerbeispiel in Freising. Ich hatte mich querfeldein bis nach Freising durchgeschlagen. Von Weidenbusch zu Weidenbusch, könnte man sagen. Ich war ein wandelnder Strauch. Könnte man sagen. Man wußte nicht mehr, wer einen erschießen könnte. Da fällt mir ein Gedicht ein aus dieser Zeit. Ha! Dreißig Jahre habe ich nicht mehr daran gedacht:
Fremder
Geht vor mir her
mit dem Gewehr
dreht sich um
und erschießt mich
bum bum
Haha. Kannst du dich daran erinnern?
Fanny: wiederholt langsam und tonlos das Gedichtchen.
Herbert: Da schlich ich mich durch Freising. Ich war von meiner Wehrmachtsuniform derart verängstigt, daß ich sie immer noch zu tragen vermeinte, obwohl ich sie durch andere Fetzen ersetzt hatte. Vielleicht war mein Stahlhelm längst ein Klosett, mein Kopf jedoch, er war immer noch ein Stahlhelmträger. Tja, ich wußte aus eigener Erfahrung, daß der Zweite Weltkrieg ein Krieg besonders schwerer und besonders häufiger Kopfverletzungen der Soldaten auf beiden Seiten der Front war, so fiel es mir besonders schwer, am Leben geblieben, mich von meinem Stahlhelm zu trennen. Und wenn ich mich heute frage, was ich damals suchte, als ich durch das Freisinger Moos streunte, kann es nichts anderes als mein Stahlhelm gewesen sein. Dann sag mir, was das für ein Lebenselexier ist, das einen suchen läßt, was einem den Tod bringt?
Fanny: blickt nur von ihrem Stopfwerk hoch und schaut vor sich hin.
Herbert: Du pflegtest ansonsten an dieser Stelle zu sagen: Das Problem ist die Existenz. Hätten wir nicht diese Kriege gehabt, keinen Krieg, meine ich, wäre das Alter mit seiner Eitelkeit kein Trauma. Oh, wüßten wir doch von diesem Ausdruck nicht! Tja, aber heute ist mir ja wieder mein Gedichtchen eingefallen, und das läßt dich wohl schweigen. Ich schlich durch Freising und bewegte mich zum Dom hoch. Ich kann mich noch gut erinnern, daß ich das Gedicht nicht vor mich hinsagte, denn ein Gedicht hilft einem ein zweites Mal nicht. Lebendig ist so ein Gedicht nur, wenn es in einem aufsteigt. Und wenn du daran denkst, kann nichts aufsteigen. Fremd war mir dieser Domberg, fremd, fremder als Rußland, weil ich allein war. Dieses Geschwafel von Heimat. Dieses Geschwafel von Starenkästen und Birnbäumen. Dieses Geschwafel von Bachläufen und Forellen. Dieses Geschwafel von Straßenzügen und Obstständen! Diese Kirchturmheimat! Und dann das Geschwafel von eigenen Kindern, eigener Verwandtschaft, eigener Frau. Alles Lüge war das für mich. Ich suchte nur, wie ich heute weiß, nur meinen Stahlhelm, mit dem man mich erschossen hätte, wollte ich das? Nein. Ich suchte, was ein Soldat immer sucht. Ich suchte Deckung. Ich suchte Rattenlöcher. Ich suchte Hundescheiße, weil Hunde in Deckung scheißen, wenn es irgendwie geht. Ich ging dem Gestank nach und taumelte. Hätte ich einen Stahlhelm gefunden, hätte ich ihn aufgesetzt, und dieser Stahlhelm hätte mich verraten, wie mich ein heulender Hund verraten hätte, den ich aufgesetzt hätte, wäre er mir über den Weg gelaufen. Da hielt ich inne und sah mit einem Blick auf Freising hinab, als mich die zweite Strophe meines Gedichts überraschte, die du aber schon kennst.
Fanny:
Unterm Totentuch
Wasserspiele
der Liebe im Mund
noch blüht meine Zehe
es grünt der Fund
meine weichen Hirnteile
vom Rind in der Pfanne
schaufeln
Herbert: Ich kann mich nicht erinnern, in welchem Teil des Domes es war, wo die Amerikaner einen Boxkampf austrugen, war es in der Krypta? Es schien mir jedenfalls in einer Apsis gewesen zu sein, wo vormals die Altäre zu stehen pflegten. Biergartenbänke hatte man aufgestellt, und alles Licht war auf den Boxring gerichtet. Das Publikum war nicht sonderlich interessiert, obwohl so viele schrien, und die Kämpfer boxten eher vor sich hin, so wie man vor sich hin trinkt, damit irgendwas geschieht. Ich saß zwischendrin und war erstaunt über soviel Zigarettenrauch. Da erblickte ich dich zum erstenmal in meinem Leben. Und immer wieder kann ich mich in den Zustand zurückversetzen, als hätte ich dich später nicht gesehen. Du warst so weit von einer Frau entfernt, die meint, ein drittes Bein mit sich herumzutragen. Du kamst aus der Zukunft und lächeltest mich an, wie du das Leben anzulächeln pflegtest. Es standen dicke römische Säulen herum, und immer wieder verschwandst du hinter einer, bis ich dich nicht mehr sah. Sie ist auf der Toilette, dachte ich mir und konnte mir noch nicht eingestehen, daß ich in einer Kirche noch nie eine Toilette ausfindig gemacht hatte. Wie soll ich das Leben hier ertragen, wenn sie nicht kommt. Und da du nicht kamst, verließ ich Freising. Und als die Sonne aufstand, ich war schon hinter Moosburg und näherte mich bereits Landshut, überraschte mich die dritte Strophe meines Gedichts Fremder.
Fanny:
Wohin du
gebierst Sonne
zu nah bin ich
deinem Plissee
aus deinen
Schalen des Blutes erhebe dich
neu von Wasser
zu Wasser
Herbert: Schön hast du es wieder gesagt. Stell dir vor, es wäre ein Dritter bei uns, der fragte. Wir müßten schwafeln, ich müßte von Heimat schwafeln, wie der von Heimat schwafelt, der an seine Brieftauben denkt. Aber Brieftauben kann man nicht in sich haben, wie man ein Gedicht in sich hat. Ist doch ein Unding! Diesen Heimatschwaflern in Rußland liefen Tränen über die Wangen, wenn sie nur erzählten, wie die Februarsonne den Schnee von ihrem südlichen Hausdach schmolz, und dann meldeten sie sich zu einem Exekutionskommando, damit sie ihren Heimaturlaub bekamen. Diejenigen, die der Schneeschmelze ferne waren, erschossen solche, die die Schneeschmelze ganz nahe hatten. So ist das, wenn man keine Gedichte in sich hat. Kein Gedicht in sich hat, ich habe ja nur das eine geschrieben, denn dann kamst du, Fanny:, und das Leben mit dir. Der Krieg ließ mich ein Gedicht schreiben, das Leben mit dir nicht, wozu auch?
Es blitzt.
Fanny: Hast du die Pappeln am Bach gesehen?
Sie ist erregt. Holt ihre Brille und schaut damit zum Fenster hinaus.
Fanny: Hast du die Pappeln nicht gesehen?!
Herbert: Wie sollte ich? Ich habe nicht damit gerechnet, daß es blitzt.
Fanny: Aber du hattest deine Brille nicht auf, du hättest sie sehen können, nicht?
Herbert: Ja, ich hätte die Pappeln am Bach sehen können. Du hast ja das Gewitter angekündigt.
Fanny: Waren es noch alle sechs Pappeln, oder hat der Blitz in eine geschlagen?
Herbert: Wie hätte ich das sehen sollen?
Fanny: Schon gut. Ich wollte ja nur wissen, ob die Pappeln noch Orangen tragen.
Herbert: Da müssen wir auf den nächsten Blitz warten.
Fanny: Ja, warten wir auf den nächsten Blitz.
Herbert: Auch der nächste Blitz wird blau sein, wie sollten wir da die Orangen an den Pappeln sehen?
Fanny: Wieso Orangen an den Pappeln?
Herbert: Du sprachst davon, fragtest mich, ob ich die Orangen an den Pappeln gesehen hätte. Mhm.
Fanny: So. Dann habe ich mich schlecht ausgedrückt. Aber das Gehirn macht einem halt immer öfter einen Strich durchs Hirn. Das Hirn wird partikelweise ausgestrichen. Dafür verbinden sich Partikel wiederum, die sich bislang fremd gewesen sind, und es entsteht ein neuer Unsinn, im Gegensatz zum alten. Denn die Äpfel an den Pappeln waren schließlich auch nicht das Erfreulichste.
Es blitzt.
Fanny: Und?
Herbert: Der Blitz war blau. Wie sollte ich da deine Orangen erkennen. Zwetschgen kann ich dir zugestehen, daß ich sie gesehen habe - aber nur, wenn du willst.
Sie schüttelt den Kopf.
Herbert: Wenigstens stehen die Pappeln noch. Und wahrscheinlich alle sechs. Wie sollte ich in einer Zehntelsekunde, in einer hundertstel Sekunde sechs Pappeln zählen.
Fanny: Beim nächsten Blitz zähle ich von links die Pappeln und du von rechts. Wie addieren unsere Zahlen und -
Es blitzt.
Fanny: Einszweidreivier
Herbert: fünfsechssieben! Es sind noch alle sieben.
Fanny: Sieben? Bis vor kurzem waren es sechs!
Herbert: Ja, sechs waren es zuletzt, aber sieben waren es früher immer. Immer sieben Pappeln. Und sie wußten sich wohl voneinander zu unterscheiden. Als mir kein Gedicht mehr eingefallen ist, habe ich nur noch die Pappeln gezählt.
Fanny: Ich liebe dich.
Sie geht zu ihm, umarmt ihn, bläst die Kerze aus. Beim nächsten Blitz sind sie nicht mehr da.
Copyright © S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main.
... weniger
Autoren-Porträt von Herbert Achternbusch, Gesine Danckwart, Helmut Krausser, Wolfram Lotz, Ewald Palmetshofer, Roland Schimmelpfennig, Werner Schwab, Sam Shepard, Nicky Silver, Andres Veiel
Herbert Achternbusch, 1938 in München geboren, im Bayerischen Wald aufgewachsen, studierte Malerei an der Kunstakademie in Nürnberg und nahm diverse Gelegenheitsjobs an. 1969 erschien sein erster Roman, "Die Hülle", 1974 sein erster Langfilm, "Das Andechser Gefühl". Seine Arbeiten als Maler, Filmemacher und Schriftsteller sind Teile seines großen Lebensromans. Der preisgekrönte Universalkünstler wurde 2007/2008 mit der Ausstellung "Das Ich ist ein wildes Tier" in der Münchner Monacensia geehrt. Gesine Danckwart, 1969 geboren bei Lübeck und dort aufgewachsen, arbeitete an Theatern in Wien, Mülheim und Berlin, studierte Theaterwissenschaft und gründete eine Spielstätte für freies Theater in Berlin-Moabit. Ihre Theaterstücke werden an diversen Theatern im In- und Ausland gespielt und wurden als Hörspiele umgesetzt. Gesine Danckwart arbeitet als Autorin und Regisseurin für Film- und Theaterprojekte. Ihre Arbeiten entfernen sich von der Bühne und begeben sich verstärkt in Lebensräume, um dort Inszenierungen, Realitäten und Interaktionen miteinander zu verbinden. Zuletzt entstand unter anderem Ping Tan Tales, ein mehrjähriges Theater- und Publikationsprojekt über China, das nach Stationen in Berlin, Hamburg und Peking 2010 auf der Expo Shanghai gezeigt wurde. Helmut Krausser, geboren 1964 in Esslingen, schrieb Romane, Erzählungen, Theaterstücke, Tagebücher, Gedichte und Opernlibretti. Zu seinen bekanntesten Prosawerken gehören die Romane 'Fette Welt', 'Melodien' und 'Der große Bargarozy'. Zuletzt erschien 'Ultrachronos'. 1994 gab er ein fulminantes Debüt als Dramatiker mit seinem Theaterstück 'Lederfresse', das weltweit an über 200 Bühnen aufgeführt wurde.Helmut Krausser lebt in München und Berlin. Wolfram Lotz, geboren 1981 in Hamburg, wuchs im Schwarzwald auf. Er studierte Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaft in Konstanz und Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. 2011 gewann er mit DER GROSSE MARSCH u.a. den Kleistförderpreis und den
... mehr
Publikumspreis des Berliner Stückemarktes. In der Kritikerumfrage von Theater heute wurde er zum Nachwuchsdramatiker des Jahres gewählt. Nach dem Erfolg von EINIGE NACHRICHTEN AN DAS ALL erhielt er 2012 den Dramatikerpreis des Kulturkreises der Deutschen Wirtschaft und 2013 den Kasseler Förderpreis für Komische Literatur. DIE LÄCHERLICHE FINSTERNIS wurde 2015 zum Berliner Theatertreffen und zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen. Im selben Jahr erhielt Wolfram Lotz den Nestroypreis für das Beste Stück und wurde in der Kritikerumfrage von Theater heute zum Dramatiker des Jahres gewählt. Ewald Palmetshofer, geboren 1978 in Linz, studierte in Wien Theologie und Philosophie/Psychologie auf Lehramt. 2008 wurde er in der Kritikerumfrage von Theater heute zum Nachwuchsdramatiker des Jahres gewählt und erhielt den Dramatikerpreis des Kulturkreises der Deutschen Wirtschaft. 'wohnen. unter glas' wurde für den Nestroy-Preis 2008 in der Kategorie Bester Nachwuchs nominiert. 'hamlet ist tot. keine schwerkraft' und 'faust hat hunger und verschluckt sich an einer grete' wurden 2008 bzw. 2010 zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen (uraufgeführt 2007 bzw. 2009, Schauspielhaus Wien, Regie: Felicitas Brucker). 2010 wurde 'tier. man wird doch bitte unterschicht' am Staatsschauspiel Dresden uraufgeführt (Regie: Simone Blattner). 2011 wurde Palmetshofer mit dem Förderpreis der Stadt Wien in der Sparte Literatur ausgezeichnet. 2012 fand die Uraufführung von 'räuber.schuldengenital' (Regie: Stephan Kimmig) am Wiener Akademietheater statt, wo 2015 auch 'die unverheiratete' uraufgeführt wurde. Roland Schimmelpfennig, Jahrgang 1967, ist einer der meistgespielten Gegenwartsdramatiker Deutschlands. Er hat als Journalist in Istanbul gearbeitet und war nach dem Regiestudium an der Otto-Falckenberg-Schule an den Münchner Kammerspielen engagiert. Seit 1996 arbeitet Roland Schimmelpfennig als freier Autor. Weltweit werden seine Theaterstücke in über 40 Ländern mit großem Erfolg gespielt. Im Fischer Taschenbuch Verlag sind erschienen: »Die Frau von früher«, »Trilogie der Tiere« und »Der goldene Drache«. 2016 erschien sein erster Roman »An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts«, der auf der Shortlist für den Preis der Leipziger Buchmesse stand, und 2017 sein zweiter Roman »Die Sprache des Regens«. Roland Schimmelpfennig lebt in Berlin und Havanna. Werner Schwab wurde 1958 in Graz geboren und studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Wien; mit seinen ersten Stücken, den Fäkaliendramen, wurde er 1991 der gefragteste Bühnenautor im deutschsprachigen Raum. Nach wenigen, sehr produktiven Jahren starb er in der Silvesternacht 1993. Sam Shepard, geboren 1943 und gestorben 2017, hat mehr als 45 Theaterstücke verfasst, für die er u.a. den Pulitzer-Preis erhielt. Er schrieb die Drehbücher zu Kultfilmen wie 'Zabriskie Point' und 'Paris, Texas', wofür er in Cannes mit dem Preis der großen Jury ausgezeichnet wurde. Als Schauspieler war Shepard u.a. in Filmen von Wim Wenders und Robert Altman zu sehen. Im S. Fischer Verlag erschienen 'Rolling Thunder', sein Reisetagebuch der legendären Comeback-Tournee Bob Dylans, sowie sein Erzählband 'Drehtage'. Andres Veiel, geboren 1959, ist Filmregisseur und Drehbuchautor. Seine Filme wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Für den Dokumentarfilm "Black Box BRD" erhielt Veiel unter anderem den Europäischen Dokumentarfilmpreis sowie den Bayerischen Filmpreis für den "Besten Dokumentarfilm".Literaturpreise:2005 wurde der Autor mit dem Konrad-Wolf-Preis der Berliner Akademie der Künste ausgezeichnet.
... weniger
Bibliographische Angaben
- Autoren: Herbert Achternbusch , Gesine Danckwart , Helmut Krausser , Wolfram Lotz , Ewald Palmetshofer , Roland Schimmelpfennig , Werner Schwab , Sam Shepard , Nicky Silver , Andres Veiel
- 2013, 1. Auflage, 560 Seiten, Maße: 12,3 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Herausgegeben: Uwe B. Carstensen, Stefanie von Lieven
- Verlag: FISCHER Taschenbuch
- ISBN-10: 3596197074
- ISBN-13: 9783596197071
- Erscheinungsdatum: 11.12.2013
Kommentar zu "Theater Theater.Bd.24"
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Theater Theater.Bd.24".
Kommentar verfassen