Tiroler Totenglocken

aktualisiert am 01.10.2022

Spannender Alpenkrimi mit Tiefgang

In diesem Kriminalroman geht es um mehr als die bloße Suche nach einem Täter. Das beklemmende Gefühl, dass im beschriebenen Alpendorf wirklich jeder dunkle Geheimnisse hat, wird ebenso vermittelt, wie der Umstand, dass nur ja keiner darüber reden will. Umso gewaltiger wirken die symbolisch aufgeladenen Morde, die der trügerischen Bergidylle den Spiegel vorhalten. So fragt man sich beim Lesen immer mehr, nur wer hier nun Täter und wer Opfer ist.

Den beschriebenen Figuren wird dermaßen viel Leben eingehaucht, dass man sie nicht nur vor seinem geistigen Auge sieht, sondern auch hören kann. Die unterschiedlichen Dialekte werden stets authentisch, als auch dem Handlungsbogen sinnvoll entsprechend dargestellt. Äußerst positiv ist, dass sie dabei stets lesbar bleiben und sich somit nicht negativ auf den Lesefluss auswirken. Überhaupt kommt das Buch ohne Klischees, gezwungenen Witz, Schwarz-Weiß-Malerei oder moralischem Zeigefinger aus.

Das wahre Kunststück, das der Autorin hierbei gelingt, ist es nicht nur eine zum Schneiden dichte Atmosphäre zu schaffen, sondern den Figuren den nötigen Tiefgang zu geben, wo sie anderswo nur als billige Abziehbilder fungiert hätten. So verkommen selbst Nebenfiguren nicht zu bloßen Statisten oder Stereotypen, um lediglich die Handlung voranzutreiben. Sie bilden vielmehr ein dichtes Geflecht aus Opfern, Ermittlern, Zeugen, und Tatverdächtigen, bei dem die Grenzen im Laufe der Handlung immer mehr verschwimmen. Charaktere, die auf den ersten Blick unsympathisch erscheinen mögen, werden zu tragischen Figuren, Opfer bleiben nicht unschuldig und selbst Hauptcharaktere machen sich verdächtig.

Das sorgt nicht nur dafür, dass man sich vorkommt, als wäre man selbst vor Ort, sondern auch, dass die Handlung stets spannend bleibt. Die einzelnen Kapitel sind hierbei kurzgehalten und jedes Mal, wenn man das Buch zuklappen will, sorgt der Schluss der einzelnen Kapitel dafür, dass man doch weiterlesen muss.

Pro:
• Dichte Atmosphäre
• Figuren sind authentisch und vielschichtig
• Spannungsbogen bleibt bis zum Schluss erhalten

Kontra:
• Nichts für Leute, die gerade mit dem Rauchen aufhören wollen.

Eigentlich wollte ich das Buch aufgrund der schlechten ersten Bewertung nicht lesen, da wir aber wieder im Tannheimer Tal Urlaub gemacht haben, musste ich es doch kaufen und ich muss sagen, dass ich zur Ehrenrettung dieses Romanes einspringen muss. Es war sehr spannend und eine richtig gute Krimihandlung, bei der bis zum Schluss das Mitfiebern nicht aufhört. Und ja, wir sind auch im Stau gestanden heuer :D

Als Tannheimertal - Fan habe ich mich sehr auf den Krimi gefreut und bin nur enttäuscht. Man erkennt die beschriebenen Schauplätze kaum,es tauchen mal die Begriffe Haldensee oder Reutte auf,aber alles in allem könnte der Krimi aufgrund der beschriebenen Schauplätze in jedem x-beliebigen Dorf spielen. Von Seite zu Seite hatte ich die Hoffnung,dass es besser wird und bin nun nur froh,dass ich die 255 Seiten hinter mir habe. Sehr schade !