Todeshauch / Kommissar-Erlendur-Krimi Bd.4
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Und während Erlendur mit Schrecknissen früherer Zeiten beschäftigt ist, kämpft auch seine Tochter um ihr Leben.
Interview mit Arnaldur Indridason
Erlendur, der ermittelnde Kommissar in "Todeshauch" und "Nordermoor", ist ein sympathischer Melancholiker umdie 50. Wie haben Sie Erlendur gefunden? Hatten SieVorbilder literarischer Art, etwa den schwedischen Kommissar Wallander, oder solche aus dem wirklichen Leben?
Ich habe nie ein Buch von Mankellgelesen. Es überrascht mich daher sehr, wenn Wallanderund Erlendur in einem Atemzug genannt werden. Als ichjünger war, habe ich die Bücher mit Kommissar Martin Beck von Sjöwall und Wahlöö gelesen. Ich mag auch Ed McBain und Fernsehserienwie "Morse" und "Taggart". Gelegentlich schaue ichsogar "Derrick"; die Folgen liefen hier in Island jahrelang im Fernsehen. Ichlasse mich also von Europa und Amerika, aber natürlich auch von Islandbeeinflussen. Ich habe versucht, Erlendur als einenmürrischen, altmodischen Isländer darzustellen, der sich um die isländischeSprache Gedanken macht, viel über die Vergangenheit liest und auch irgendwie inder Vergangenheit lebt. Er konnte sich nie von den tragischen Ereignissen inseiner Jugend erholen und ist besessen davon, Geheimnissen auf die Spur zukommen - vor allem dann, wenn es um vermisste Personen geht.
Oftmals verknüpfen Sie in IhrenKriminalromanen mehrere Zeitebenen miteinander. So liegt auch das eigentlicheVerbrechen von "Todeshauch" 60 Jahre zurück. Gibt es etwas, das Siean solchen Zeitsprüngen besonders fasziniert? Was bedeutet Zeit für Sie?
In allmeinen Büchern spielt der Faktor Zeit eine entscheidende Rolle. Zeit fasziniertmich als eine Kraft, die verändert und zerstört, aber gleichzeitig auch Wundenheilt und Trost spendet. Das steht in engem Zusammenhang mit Erinnerungen - mitguten und mit schlechten. Es ist sehr interessant, welche Auswirkungen Zeit aufbestimmte Personen hat. Das kann man beispielsweise beobachten, wenn eine Figurin unterschiedlichen Lebensphasen vorgestellt wird. Es ist ein äußerstkompliziertes Thema, und ich habe selbst noch nicht alle Antworten daraufgefunden, wie der Aspekt Zeit meine Werke beeinflusst. Ich bin mir jedochsicher, dass er zu einem großen Teil meinen Stil und den Charakter meinerGeschichten bestimmt.
Sie leben mit Ihrer Frau und IhrenKindern in der isländischen Hauptstadt Reykjavik. Wie sieht Ihr Leben dort aus?Schreiben Sie jeden Tag eine bestimmte Anzahl von Stunden? Oder entstehen IhreBücher in einem "Schreibrausch"?
Ich arbeitezuhause. Meine Frau ist Lehrerin, und unsere Kinder gehen in die Schule. Dasheißt also, das ich in den Morgenstunden und am frühen Nachmittag ungestörtbin. Ich versuche, diese Zeit optimal zu nutzen. Ich setze mich morgens anmeinen Computer und arbeite, bis alle nach Hause kommen. Im Sommer oder wennich gerade ein Buch veröffentlicht habe, existiert dieser Tagesablauf natürlichnur in der Theorie. Aber ein Schriftsteller hört nie wirklich auf zu arbeiten -Tag und Nacht gehen einem Ideen im Kopf herum. Es ist ein nahezu aussichtslosesUnterfangen, Urlaub machen zu wollen - aber wir bemühen uns natürlich. Wenn ichschreibe, habe ich einige grundlegende Vorstellungen, was in dem Buch passierenwird. Bei "Todeshauch" war mir von Anfang an klar, dass es darin um häuslicheGewalt gehen soll, und dass sich die Geschichte in zwei verschiedenen Zeitenabspielen wird. Aber bevor ich mit dem Schreiben beginne, muss ich nichtwissen, wie das Buch endet. Alle kleinen Details und Personen, die darinvorkommen, entstehen wirklich in einer Art Schreibrausch.
Island gilt als vergleichsweisefriedlicher Ort. Wie kamen Sie auf die Idee, Kriminalromane zu schreiben?
Bei meinemersten Buch hatte ich eine Idee und wollte einfach wissen, ob ich dazu in derLage bin, sie auch zu Papier zu bringen. Es ging dabei um illegaleMedikamententests in einer Grundschule. Ich habe diese Geschichte schließlichaufgeschrieben, und sie entwickelte sich zu einem Krimi. Bis zu dieser Zeit warin Island so gut wie kein einziger Kriminalroman veröffentlicht worden. MeinBuch wurde weder sonderlich gut besprochen, noch verkaufte es sich gut. Das hatmich jedoch nicht davon abgehalten, die Reihe um Erlendurzu entwickeln, die letztendlich sehr beliebt wurde. Ich weiß nicht, ob Islandals ein friedlicher Ort bezeichnet werden kann. Manchmal ist es das, manchmalaber auch nicht. Auf jeden Fall ist es ein faszinierendes Land für einenKrimiautor. Aber ich finde es auch nicht so entscheidend, wo die Geschichtespielt. Es kommt darauf an, dass sie gut ist. Ich glaube, die Tatsache, dassmeine Krimis in Island, bzw. in Reykjavik spielen, gibt meinen Büchern einezusätzliche Note. Ich versuche, diese Besonderheit als ein entscheidendesElement herauszuarbeiten. Ich bin eben Isländer, und die erste Regel, die einSchriftsteller befolgen sollte, ist, über das zu schreiben, was er kennt.
In Ihrer Heimat Island haben Siegroßen Erfolg, mehrere Ihrer Bücher finden sich in den Bestsellerlisten. Wieist es, auf einer Insel mit knapp 290.000 Einwohnern ein bekannterSchriftsteller zu sein? Sind Sie eine Art Nationalheld?
Ich habe wirklich keine Ahnung. Für einen Schriftsteller istes natürlich sehr schön, wenn seine Bücher gelesen und geschätzt werden. Ichbin sehr dankbar für das große Interesse der Isländer an meiner Arbeit. Es gibtmir das Gefühl, dass ich das Richtige tue.
Die Fragen stellteUlrike Künnecke, literaturtest.de.
- Autor: Arnaldur Indridason
- 2004, 15. Aufl., 368 Seiten, Maße: 12,5 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Coletta Bürling
- Verlag: Bastei Lübbe
- ISBN-10: 3404151038
- ISBN-13: 9783404151035
- Erscheinungsdatum: 11.02.2004
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