Tödliche Worte
Der Täter sitzt im Hochsicherheitstrakt der Psychiatrie, Tyler kann die Frau eigentlich nicht getötet haben -...
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Der Täter sitzt im Hochsicherheitstrakt der Psychiatrie, Tyler kann die Frau eigentlich nicht getötet haben - Profiler Tony Hill ist dennoch überzeugt, dass Tyler der Täter ist. Kommissarin Carol Jordan startet eine Undercover-Aktion.
Val McDermid wuchs in einer englischen Berarbeiterstadt auf. Sie studierte in Oxford und arbeitete als Journalistin. Heute lebt die Bestseller-Autorin in Manchester.
''Die subtile Inszenierung des Schreckens ist meisterhaft.''
The Guardian
LESEPROBE
Nur weildu Stimmen hörst, heißt das doch nicht, dass du verrückt bist. Man brauchtnicht besonders schlau zu sein, um das zu wissen. Und obwohl du all die Dingegetan hast, bei denen es den Geschworenen den Magen umdrehte, bist du dochwenigstens schlau genug zu wissen, dass du kein Irrer bist. Es gibt jede MengeLeute, die Stimmen hören, das weiß man ja. Wie beim Fernsehen. Wenn man fernsieht, könnte man zwar meinen, dass dasalles wirklich passiert, aber trotzdem weiß man doch, dass es nicht so ist. Undirgendjemand muss sich das alles ja auch ausgedacht haben, ohne hier zu landen,wo du bist. Da besteht ja kein Zweifel dran.
Dubrauchst dir also keine Sorgen zu machen. Oder jedenfalls keine großen Sorgen.Na gut, sie haben behauptet, dass du verrückt bist. Der Richter hat deinenNamen genannt, Derek Tyler, und hat dir das Etikett »geistesgestört« umgehängt.Aber was für ein cleverer Typ der Richter angeblich auch sein mag, ihm war dochnicht klar, dass er sich genau nach Plan verhielt. Es ist der Dreh, auf den sieimmer kommen, um »lebenslänglich« zu vermeiden, wenn einer das getan hat, was duverbrochen hast. Wenn du ihnen einreden kannst, dass du durchgeknallt warst,als du es getan hast, dann hast nicht
du die Tatbegangen, sondern der Wahnsinn in dir. Und wenn du verrückt, aber nichtbösartig bist, dann ist ja klar, dass du geheilt werden kannst. Und deshalbsperren sie dich in die Klapsmühle statt in den Knast. Da können die Mediziner dannin deinem Kopf herumstochern und probieren, die kaputten
Teilewieder in Ordnung zu bringen.
Wenn danatürlich von Anfang an nichts kaputt war, hältst du besser die Klappe. Lässtsie nicht merken, dass du genauso gesund im Kopf bist wie sie selbst. Dann,wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, kannst du anfangen zu reden. Stell esso hin, als hätten sie mit ihrer Zauberkraft jemanden aus dir gemacht, den siewieder auf die Straße hinauslassen können. Es klang völlig plausibel, wenn dieStimme es erklärte. Du bist ja auch ganz sicher, dass du alles richtig verstandenhast, weil die Stimme es so oft wiederholt hat, dass du die ganzen Sprüche mitgeschlossenen Augen auswendig hersagen kannst. »Ich bin die Stimme. Ich bindeine Stimme. Was ich dir befehle, ist das Beste für dich. Ich bin deineStimme. Das ist der Plan. Hör gut zu.« Das ist der Auslöser. Es braucht nichtmehr als diese ersten paar Worte, um das ganze Band in deinem Kopf ablaufen zulassen. Die Botschaft ist noch da, tief in dein Gehirn eingegraben. Und siemacht immer noch Sinn. Oder zumindest glaubst du das. Nur ist es jetzt schon solange her. Und das Schweigen durchzuhalten ist nicht leicht - jeden einzelnenTag, Woche um Woche, Monat um Monat. Aber du bist ganz schön stolz darauf, dassdu es geschafft hast, denn all die anderen Dinge vermischen sich mit derStimme. Therapiesitzungen, bei denen du alles ausblenden musst, was diewirklich Verrückten so labern. Gespräche mit den Ärzten, die dich mit List und
Tücke zumSprechen bringen wollen. Gar nicht zu reden von dem Geschrei und Gebrüll, wennjemand durchdreht. Und dann die Hintergrundgeräusche im Aufenthaltsraum, derFernseher und die Musik, die wie Störsender in deinem Kopf rumoren. Nur mit derStimme kannst du dich wehren und mit dem Versprechen, dass das Wort fällt, wennder rechte Zeitpunkt da ist. Und dann wirst du wieder draußen sein und das tun,was du, wie du entdeckt hast, am besten kannst. Frauen töten.
In denersten sechs Stunden musst du sie finden, sonst suchst du nur noch nach einerLeiche. In den ersten sechs Stunden musst du sie finden, sonst suchst du nurnoch nach einer Leiche.
Diese höhnische Zauberformel der verschwundenen Kinderging Inspector Don Merrick nicht aus dem Sinn. Inzwischen waren es schonsechzehn Stunden, und er war immer noch am Zählen. Und auch die Eltern von TimGolding zählten jede Minute, die nach dem letzten Blick auf ihren Sohnvergangen war. Er brauchte nicht darüber nachzudenken, wie sie sich wohlfühlten. Er war selbst Vater und kannte die tief sitzende Angst, die alleEltern befällt, wenn plötzlich und unerklärlich ihr Kind nicht da ist, wo essein sollte. Meistens ist die Sache innerhalb von Minuten erledigt, wenn das Kindgesund und munter wieder auftaucht und die von Panik ergriffenen Elternvergnügt anstrahlt. Aber trotzdem hinterlässt der Vorfall eine untilgbareNarbe. Und manchmal gab es auch kein so versöhnliches Ende. Keinen plötzlichenWutanfall, um die verheerende Wirkung des undefinierbaren Entsetzens zuverdecken, wenn das Kind gefunden wurde. Manchmal ging es einfach weiter undimmer weiter. Und Merrick wusste, dass die Angst in Alastair und ShelleyGolding weitertoben würde, bis seine Ermittlergruppe ihren Sohn fand. Tot oderlebendig. Er wusste es, weil er die gleiche Qual im Leben von Gerry und PamLefevre miterlebt hatte, deren Sohn Guy jetzt seit etwas mehr als fünfzehn Monatenvermisst wurde. Sie hatten den Kanal abgesucht, die Parks und unbebautenGrundstücke in einem Umkreis von zwei Meilen durchkämmt, aber keine einzigeSpur von Guy gefunden.
© Verlagsgruppe Droemer Knaur
Übersetzung: Doris Styron
- Autor: Val McDermid
- 2005, 544 Seiten, Maße: 12,5 x 19 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Aus d. Engl. v. Doris Styron
- Verlag: DROEMER KNAUR
- ISBN-10: 3426629127
- ISBN-13: 9783426629123
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