Toxic
Was steckt...
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Was steckt dahinter? Der Killer hinterlässt jedes Mal eine Botschaft am Tatort. Die Schlange als Instrument der Verführung? Welches Feuer lodert in den Adern des Killers, dass er seine Opfer auf so archaische Weise brutal zu Tode foltert?
Je mehr Moynihan hinter die wahren Beweggründe des Killers blickt, umso gefährlicher wird es auch für ihn selbst.
Eine Serie von bizarren Sexualverbrechen erschüttert San Diego. Als Sergeant Moynihan zu einem neuen Tatort gerufen wird, findet er dort einen nackten Mann ans Bett gefesselt - von einer der giftigsten Schlangen der Welt zu Tode gebissen. Der Täter hat eine geheimnisvolle Botschaft hinterlassen....
Verschliessen Sie die Türen! Lassen Sie das Licht an! Sie werden keinen Schlaf finden, bis Sie zuende gelesen haben!
Toxicvon Mark T.Sullivan
LESEPROBE
Prolog
Der nackte Mann auf dem Bett lag im Sterben und er hatte keine Ahnung weshalb.
Mondlicht sickerte durch die dünnen Vorhänge, die sich am Fenster neben demBett bauschten. Er roch das Meer, stöhnte und versuchte, seine Gedanken zusammeln. Doch was ihm durch den Kopf ging, war ohne Logik und Zusammenhang: DieKrone eines freistehenden Baumes im Dämmerlicht eines Gartens; das zielstrebigeRascheln eines unsichtbaren Tieres, das durch hohes Gras gleitet; densäuerlichen Geschmack eines grünen Apfels; die schwüle Atmosphäre nach Sex.Fragen trafen ihn wie Regentropfen: Wie heiße ich? Wie bin ich hierher geraten?Was ist das für ein Feuer, das in meinen Adern lodert?
All diese Fragen versuchte er zu beantworten, ohne eine einzige vernünftigeErklärung zu finden. Eine unendlich lange Zeit war sein Bewusstsein nur aufBruchstücke von Wahrnehmungen reduziert gewesen. Keine Vergangenheit. KeineZukunft. Nur Versatzstücke einer entsetzlichen Gegenwart.
Beispielsweise spürte er, dass sein Blickfeld sich mal gelb eintrübte, dannwieder klarer wurde, um gleich darauf wieder zu verschwimmen, so als befände ersich in einem kleinen Boot mitten auf stürmischer See, die Augen vollerSalzwasser, und könne nur ab und zu von einem Wellenkamm aus den Horizonterspähen. Seine Zähne klapperten. Die Finger, die Zehen und die Kopfhautjuckten und schmerzten. Sein linker Oberschenkel und seine rechte Armbeugefühlten sich geschwollen an, hohl und straff, und das Blut klopfte darin, dasser meinte, die Haut müsse aufplatzen. Sein unregelmäßiger Pulsschlag hallte ihmin den Ohren wider.
Er verlor den Atemreflex. Mit einem Mal war er weg. Nun wurde jeder Atemzug zuharter Arbeit. Mühsam musste er die Brust aufblähen und Luft einsaugen, umseine Lungen zu füllen. In seinem Schädel, direkt hinter den Augäpfeln, bautesich ein peinigender Druck auf. Schrei, dachte er. Schrei, und es wird schonjemand kommen und dir helfen.
Aber alles, was er herausbrachte, war ein hilfloses, rasselndes Geräusch. Erspürte, wie sein Herz stockte, zögerte, dann wieder losschlug, wie einstotternder Motor, der mit schlechtem Treibstoff kämpft.
Wasser, dachte er. Ich brauche Wasser. Er versuchte, mit den Händen seinen Mundzu erreichen, um irgendwie seine Zunge beiseite zu schieben, damit er etwasschlucken konnte, aber es gelang ihm nicht; seine Handgelenke schienen hinterseinem Kopf festgebunden. Auch die Beine konnte er nicht bewegen.
Einen Moment lang verlor er das Bewusstsein. Dann fuhr ihm ein gewaltiger Stichdurch den Brustkasten und peitschte ihn ans Ufer des Bewusstseins zurück.Atmen, atmen.
Nun konnte er kaum noch etwas sehen. Das ganze Zimmer, das Bett, die Decke, dieVorhänge und das Mondlicht verschwammen in einer schmutzig gelben Brühe.
Mit einem Mal spürte er, dass da etwas war in dieser Flüssigkeit, einschattenhafter Umriss, der in seine Richtung schwamm. Die Schattenform hatteeine wachsartige Erscheinung, trug eine Kapuze und wirkte unbestimmt erotisch.Ein Höhlengeruch wie nach vermoderndem Holz schien ihr zu entströmen. Dazu eintrockenes, rasselndes Geräusch.
"Hilfe", brachte er mühsam hervor.
Der Schatten beugte sich über ihn. Eine Stimme drang wie durch eine meterdickeWasserwand zu ihm: "Ich helfe dir: Achte auf die Sechzehn ..."
Die Stimme sprach weiter, doch der Mann nahm keine Notiz mehr von denunverständlichen Worten. Seine Aufmerksamkeit wurde von einem Gewichtgefesselt, das plötzlich auf seiner Brust lastete, kühl, glatt und sichwindend, und die Stimme, die aus der Flüssigkeit zu ihm drang, war nur noch wieein Gesang aus der Ferne.
Etwas Schartiges bohrte sich in sein Kinn. Flüssiges Feuer ergoss sich inseinen Körper. Er krampfte sich zusammen, rang nach Luft, und sein Geisterhaschte eine letzte Vision: Gewitterblitze zuckten über einen Nachthimmel.Zikaden sangen. Eulen schrieen. Bedrohlich krochen Wolken über den Horizont, ererwartete sie auf einer Felsklippe in einem Wald aus Buscheichen, Kiefern und Kudzu. Die Regentropfen wurden dicker und dunkler, dannverwandelten sie sich in Hagelkörner. Das Muster des gefrorenen Regensverdichtete sich zu einem Wirbel, der ihn ins Wanken brachte und von seinemFelsausguck riss. Taumelnd stürzte er in eine schwarze, brodelnde flüssigeTiefe.
©Fischer Taschenbuch Verlag
Übersetzung:Sonja Schuhmacher und Thomas Wollermann
- Autor: Mark T. Sullivan
- 2005, 12. Aufl., 464 Seiten, Maße: 12,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Sonja Schuhmacher, Thomas Wollermann
- Verlag: FISCHER Taschenbuch
- ISBN-10: 3596660963
- ISBN-13: 9783596660964
- Erscheinungsdatum: 17.11.2005
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