Unruhig bleiben
Die Verwandtschaft der Arten im Chthuluzän
Was kommt nach dem Menschen?
In Donna Haraways Büchern wimmelt es von Cyborgs, Primaten, Hunden und Tauben. Die Grenze zwischen Mensch und Maschine sowie zwischen Mensch und Tier verschwimmt. In ihrem neuen großen Buch ruft die feministische Theoretikerin...
In Donna Haraways Büchern wimmelt es von Cyborgs, Primaten, Hunden und Tauben. Die Grenze zwischen Mensch und Maschine sowie zwischen Mensch und Tier verschwimmt. In ihrem neuen großen Buch ruft die feministische Theoretikerin...
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Produktinformationen zu „Unruhig bleiben “
Was kommt nach dem Menschen?
In Donna Haraways Büchern wimmelt es von Cyborgs, Primaten, Hunden und Tauben. Die Grenze zwischen Mensch und Maschine sowie zwischen Mensch und Tier verschwimmt. In ihrem neuen großen Buch ruft die feministische Theoretikerin das Zeitalter des Chthuluzän aus, das eben nicht - wie im Anthropozän - den Menschen ins Zentrum des Denkens und der Geschichte stellt, sondern das Leben anderer Arten und Kreaturen, seien es Oktopusse, Korallen oder Spinnen. Und nicht nur das: Es sollen neue Beziehungen entstehen, quer zu Vorstellungen biologischer Verwandtschaft. Im Zuge dessen setzt sich Haraway auch mit dem Klimawandel auseinander. Einmal mehr erweist sie sich als eine originelle und radikale Denkerin der Gegenwart.
In Donna Haraways Büchern wimmelt es von Cyborgs, Primaten, Hunden und Tauben. Die Grenze zwischen Mensch und Maschine sowie zwischen Mensch und Tier verschwimmt. In ihrem neuen großen Buch ruft die feministische Theoretikerin das Zeitalter des Chthuluzän aus, das eben nicht - wie im Anthropozän - den Menschen ins Zentrum des Denkens und der Geschichte stellt, sondern das Leben anderer Arten und Kreaturen, seien es Oktopusse, Korallen oder Spinnen. Und nicht nur das: Es sollen neue Beziehungen entstehen, quer zu Vorstellungen biologischer Verwandtschaft. Im Zuge dessen setzt sich Haraway auch mit dem Klimawandel auseinander. Einmal mehr erweist sie sich als eine originelle und radikale Denkerin der Gegenwart.
Klappentext zu „Unruhig bleiben “
Was kommt nach dem Menschen?In Donna Haraways Büchern wimmelt es von Cyborgs, Primaten, Hunden und Tauben. Die Grenze zwischen Mensch und Maschine sowie zwischen Mensch und Tier verschwimmt. In ihrem neuen großen Buch ruft die feministische Theoretikerin das Zeitalter des Chthuluzän aus, das eben nicht - wie im Anthropozän - den Menschen ins Zentrum des Denkens und der Geschichte stellt, sondern das Leben anderer Arten und Kreaturen, seien es Oktopusse, Korallen oder Spinnen. Und nicht nur das: Es sollen neue Beziehungen entstehen, quer zu Vorstellungen biologischer Verwandtschaft. Im Zuge dessen setzt sich Haraway auch mit dem Klimawandel auseinander. Einmal mehr erweist sie sich als eine originelle und radikale Denkerin der Gegenwart.
Lese-Probe zu „Unruhig bleiben “
EinleitungTrouble ist ein interessantes Wort. Es lässt sich auf ein französisches Verb aus dem 13. Jahrhundert zurückführen, das "aufwirbeln", "wolkig machen" oder "stören" bedeutet. Wir alle auf Terra leben in unruhigen Zeiten, in aufgewirbelten Zeiten, in trüben und verstörenden Zeiten. Die Aufgabe besteht nun darin, reagieren zu können, und zwar gemeinsam und in unserer je unbescheidenen Art. Aufgewirbelte Zeiten quellen über vor Schmerz und Freude, vor sehr ungerechten Mustern von Schmerz und Freude, vor sinnlosem Abtöten des Weiterbestehens (ongoingness), aber auch vor unerlässlicher Wiederbelebung. Die Aufgabe besteht darin, sich entlang erfinderischer Verbindungslinien verwandt zu machen und eine Praxis des Lernens zu entwickeln, die es uns ermöglicht, in einer dichten Gegenwart und miteinander gut zu leben und zu sterben. Es ist unsere Aufgabe, Unruhe zu stiften, zu wirkungsvollen Reaktionen auf zerstörerische Ereignisse aufzurütteln, aber auch die aufgewühlten Gewässer zu beruhigen, ruhige Orte wieder aufzubauen. In dringlichen Zeiten ist es für viele verlockend, der Unruhe zu begegnen, indem sie eine imaginierte Zukunft in Sicherheit bringen. Dafür versuchen sie, am Zukunftshorizont Drohendes zu verhindern, aber auch Gegenwart und Vergangenheit beiseite zu räumen, um so für kommende Generationen Zukunft zu ermöglichen. Unruhig zu bleiben erfordert aber gerade nicht eine Beziehung zu jenen Zeiten, die wir Zukunft nennen. Vielmehr erfordert es zu lernen, wirklich gegenwärtig zu sein. Gegenwärtigkeit meint hier nicht einen flüchtigen Punkt zwischen schrecklichen oder paradiesischen Vergangenheiten und apokalyptischen oder erlösenden Zukünften, sondern die Verflechtung von uns sterblichen Krittern mit unzähligen unfertigen Konfigurationen aus Orten, Zeiten, Materien, Bedeutungen.Chthuluzän ist ein einfaches Wort. Es verbindet zwei griechische Wurzeln (khthôn und kainos) miteinander, die zusammen eine Art Zeitort benennen; einen Zeitort des Lernens, um die Idee
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eines responsablen (response-able) gemeinsamen Lebens und Sterbens auf einer beschädigten Erde nicht aufzugeben. Kainos heißt jetzt, eine Zeit des Anfangens, eine Zeit des Weitermachens, eine Zeit für Frische. Nichts in kainos muss gängige Auffassungen von Vergangenheiten, Gegenwarten und Zukünften bestätigen. Zeiten des Anfangens implizieren nicht, dass das, was war oder was kommen wird, ausgelöscht werden müsste. Kainos kann voller Erbschaften sein, voller Erinnerungen, aber auch voll mit Kommendem, mit der Förderung dessen, was noch sein könnte. Ich höre kainos als dichte und andauernde Gegenwart, mit Zellfäden durchzogen, die alle möglichen Zeitlichkeiten und Stofflichkeiten durchdringen.Die Chthonischen sind Wesen der Erde, gleichzeitig alt und aktuell. Ich stelle mir die Chthonischen als reichlich mit Tentakeln, Fühlern, Fingern, Fäden, Geißeln, Spinnenbeinen und unbändigem Haar versehen vor. Die Chthonischen tummeln sich im Humus multipler Kritter, aber mit dem in den Himmel starrenden Homo wollen sie nichts zu tun haben. Die Chthonischen sind Monster im besten Sinn: Sie führen die materielle Bedeutungsfülle irdischer Prozesse und Kritter vor und auf. Sie führen auch Konsequenzen vor und auf. Die Chthonischen sind keine sichere Bank; sie haben mit IdeologInnen nichts zu schaffen; sie gehören zu niemandem; sie winden sich und luxurieren in vielfältigen Formen und tragen in all den Lüften, Wassern und Orten dieser Erde ebenso vielfältige Namen. Sie stellen her und lösen auf; sie werden hergestellt und aufgelöst. Sie sind, was existiert. Kein Wunder, dass die weltgrößten Monotheismen, sowohl in religiösem als auch in säkularem Gewand, die Chthonischen immer wieder vernichten wollten. Die Skandale jener Zeiten, die Anthropozän und Kapitalozän genannt werden, sind die jüngsten und gefährlichsten dieser Vernichtungskräfte. Miteinander zu leben und miteinander zu sterben haben im Chthuluzän das Potenzial einer Kampfansage an die Diktate des Anthropos und des Kap
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Inhaltsverzeichnis zu „Unruhig bleiben “
InhaltEinleitung 9Kapitel 1: Fadenspiele mit Art-GenossInnen 19Kapitel 2: Tentakulär denken. Anthropozän, Kapitalozän, Chthuluzän 47Kapitel 3: Sympoiesis. Symbiogenese und die dynamischenKünste, beunruhigt zu bleiben 85Kapitel 4: Sich verwandt machen. Anthropozän, Kapitalozän,Plantagozän, Chthuluzän 137Kapitel 5: Überschwemmt von Urin. DES und Premarinin artenübergreifender Responsabilität 143Kapitel 6: Welten säen. Eine Tüte Samen für das Terraformingmit irdischen Anderen 161Kapitel 7: Eine neugierige Praxis 175Kapitel 8: Camilles Geschichten. Die Kinder der Kompostisten 187Anmerkungen 231Literatur 311
Autoren-Porträt von Donna J. Haraway
Donna Haraway ist emeritierte Professorin an der University of California, Santa Cruz. Sie ist Wissenschaftstheoretikerin, Biologin und Geschlechterforscherin. Im Campus Verlag erschien von ihr »Die Neuerfindung der Natur« (1995).
Bibliographische Angaben
- Autor: Donna J. Haraway
- 2018, 350 Seiten, Maße: 14,2 x 21,6 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Karin Harrasser
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593508281
- ISBN-13: 9783593508283
- Erscheinungsdatum: 04.05.2018
Pressezitat
»'Unruhig bleiben' ist ein wildes Buch, und auch ein anstrengendes. [...] Doch es lohnt, sich durch 'Unruhig bleiben' beunruhigen zu lassen. Haraway praktiziert ein radikales Denken der Verwandlung, das keine Angst hat, die Idee des 'Menschen' über Bord zu werfen.« Andrea Roedig, Deutschlandfunk Kultur Lesart, 17.05.2018»Haraway will Unruhe stiften, um uns aufzuwecken. Dazu zeichnet sie gern übersehene Verflechtungen nach und entwirft ihre Vermischungsphantasien. (...) Es mag nicht alles klar sein, was Haraway entwirft und imaginiert, doch anregend ist es.« Manuela Lenzen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.07.2018»Donna Haraway bringt das ganz Kleine mit dem ganz Großen auf einen Begriff und in Bezug zueinander. Sie ist detailverliebt und eine Visionärin. Bücher, in denen so viel drinsteckt wie in ihren [...], findet man nicht häufig.« Simone Guski, Humanistischer Pressedienst, 13.07.2018»Oktopusse, Korallen oder Spinnen führen ein Leben, dem es weltweit an den Kragen geht. Um das zu beenden, muss man zuerst das Leben dieser Wesen denken!« Cord Riechelmann, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 17.06.2018»Haraways Geschichte dieser Verbindungen von Tauben und Menschen wird den Klimawandel nicht aufhalten -sie könnte aber ein Anfang sein, das Verhältnis von Menschen und Naturen wirklich demokratisch zu denken.« Philosophie Magazin, 09.07.2018»So radikal, so inspirierend und hoffnungsvoll wie sie schreibt sonst kaum jemand.« Marie Schmidt, Die ZEIT, 21.06.2018»Dies ist wahrlich kein beruhigendes Buch - aber es unterstützt auf wunderbar-verrückte Weise beim Unruhigbleiben.« Andrea Vetter, OYA, 19.07.2018»Bei einem Thema [...], nicht zufällig ein Minenfeld der Linken, beweist Haraway bemerkenswerte Klarheit. Es geht um die Bedrohung des Lebens durch menschliche Überbevölkerung.« Frederic Jage-Bowler, taz, 26.05.2018»Es ist eine irre Fabel, in der die Vorstellung fürsorglicher Verwandtschaften zwischen Menschen und Faltern, Fischen, Vögeln, Krustentieren und Amphibien
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plastisch aus dem Kompost der Ideen klettert. Auch wenn diese Welt noch eine Idee ist, so erkennt man nach 'Unruhig bleiben' doch immerhin ihren Umriss. Es wird Zeit, sie zu besiedeln.«, Fixpoetry»Es ist Zeit, den Menschen nicht nur, aber auch zum eigenen Besten von seinem Universalanspruch zu kurieren. Haraway will das stagnierende Projekt des Homo sapiens als eines sich selbst erzeugenden und den Planeten zerstörenden Unternehmers zerschreddern und aus dem unterkomplexen Humanen zukunftsfähigen Humus kompostieren. Den Menschen auf dem Misthaufen der Geschichte landen zu lassen, mag albern, beleidigend und esoterisch zugleich klingen, ist aber sehr ernsthaft, mitfühlend und wissenschaftlich gedacht.« Jürgen Reuß, Badische Zeitung, 11.07.2018
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