Unter deutschen Betten
Eine polnische Putzfrau packt aus. Originalausgabe
Täglich macht die polnische Puztfrau Justyna Bekanntschaft mit den "schmutzigen Geheimnissen" ihrer Kunden. Sie weiß genau, wer auf coolen Macho macht, daheim aber in Bärchenwäsche schläft oder wer ein teures Auto vor der...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Unter deutschen Betten “
Täglich macht die polnische Puztfrau Justyna Bekanntschaft mit den "schmutzigen Geheimnissen" ihrer Kunden. Sie weiß genau, wer auf coolen Macho macht, daheim aber in Bärchenwäsche schläft oder wer ein teures Auto vor der Tür hat, aber nicht genug im Kühlschrank, um satt zu werden.
Klappentext zu „Unter deutschen Betten “
Die polnische Putzfrau Justyna Polanska plaudert aus, was sich unter deutschen Betten befindet. Täglich macht sie Bekanntschaft mit den "schmutzigen Geheimnissen" ihrer Kunden. Sie weiß genau, wer auf coolen Macho macht, daheim aber in Bärchenwäsche schläft. Oder wer der eigenen Frau den liebevollen Ehemann vorspielt, vor der Putzfrau aber schon mal die Hosen runterlässt. Justyna Polanska hat lange höflich geschwiegen. Jetzt packt sie aus, wie es in den Schlafzimmern Deutschlands wirklich aussieht.
"Mein Name ist Justyna. Ich komme aus Polen. Ich bin Putzfrau. Ich sehe, wie es wirklich aussieht im Leben der Leute. Und was mir da manchmal begegnet, hätte ich nicht für möglich gehalten ..."
Täglich macht Justyna Bekanntschaft mit den "schmutzigen Geheimnissen" ihrer Kunden. Sie weiß genau, wer ein teures Auto vor der Tür hat, aber nicht genug im Kühlschrank, um satt zu werden. Wer auf coolen Macho macht, daheim aber in Bärchenwäsche schläft. Oder wer der eigenen Frau den liebevollen Ehemann vorspielt, vor der Putzfrau aber schon mal die Hosen runterlässt. Lange hat Justyna höflich geschwiegen, doch jetzt packt sie aus ...
Täglich macht Justyna Bekanntschaft mit den "schmutzigen Geheimnissen" ihrer Kunden. Sie weiß genau, wer ein teures Auto vor der Tür hat, aber nicht genug im Kühlschrank, um satt zu werden. Wer auf coolen Macho macht, daheim aber in Bärchenwäsche schläft. Oder wer der eigenen Frau den liebevollen Ehemann vorspielt, vor der Putzfrau aber schon mal die Hosen runterlässt. Lange hat Justyna höflich geschwiegen, doch jetzt packt sie aus ...
Lese-Probe zu „Unter deutschen Betten “
Unter deutschen Betten von Justyna Polanska Prolog
Langsam drehte ich den Schlüssel. Das Schloss ging schwer.
Mit meiner freien Hand zog ich die Tür fest an mich heran.
Der Verschluss klackte hörbar.
Die Tür sprang auf.
Sofort schlug mir ein übler Geruch entgegen. So als wäre
Fisch vor dem Kühlschrank vergessen worden.
Vor mehreren Tagen.
Herr Schneider, dem die Wohnung gehörte, war ein alleinstehender,
älterer Herr. Er war freundlich und fürsorglich. An
manchen Tagen fragte er mich, ob ich nicht nach der Arbeit
einen Kaffee mit ihm trinken wolle.
Ich sagte nie nein.
Dann erzählte er mir Geschichten aus seiner Kindheit in Ostpreußen
und fragte mich nach dem Leben in Polen.
Ich liebte meine Nachmittage bei Herrn Schneider.
Der Flur war dunkel, das war ungewöhnlich. Normalerweise
hatte der ältere Herr »die Festbeleuchtung an«, wie er es
nannte, »damit Sie mir nicht stolpern, Frau Justyna«.
Ein rührender Mensch.
Ich rief seinen Namen: »Herr Schneider, sind Sie zu Hause?!«
Keine Antwort. Langsam machte ich mir Sorgen.
Er war immer zu Hause, wenn ich zum Putzen kam. Nicht,
weil er mir misstraute, sondern weil er so selten Besuch bekam.
Wieder rief ich nach ihm.
Keine Antwort.
... mehr
Ich knipste das Licht an und lief den Flur hinunter zum
Schlafzimmer.
Der Gestank nahm zu und wurde unerträglich. Ich zog ein
Tuch aus der Tasche und hielt es mir vor die Nase. Die Tür
zum Schlafzimmer war geschlossen.
Ich klopfte: »Herr Schneider?«
Mein Herz schlug bis zum Hals.
Mit zitternder Hand drückte ich die Klinke herunter und öffnete
vorsichtig die Tür.
Mein Magen revoltierte. Ich konnte den Brechreiz kaum unterdrücken.
In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie so
etwas Furchtbares gerochen.
Im Schlafzimmer war der Rollladen heruntergelassen.
Es war dunkel.
Nur das Flurlicht fi el durch die geöffnete Tür auf das Bett.
Da lag Herr Schneider ...
Putzfrau hat Bananen nie angefasst
Mit einem bizarren Fall putztechnischer Eskapaden machten
im Mai 2008 die Schumachers auf sich aufmerksam.
Und zwar diesmal nicht in der Formel 1, sondern ganz privat:
Ihre Putzfrau Ulrike sollte angeblich Bananen aus der Küche
des Rennfahrer-Ehepaars geklaut haben.
Bananen!
Man stelle sich vor, es hätte sich bei den Schumachers um
wirklich reiche Leute gehandelt. Was die hochkriminelle
Ulrike dann wohl alles hätte mitgehen lassen ... Softdrinks
vielleicht? Oder ein Käsebrötchen? Womöglich gar eine ganze
Schokolade - Lindt am Ende noch!
Putzfrauen sind schon unverschämt; sie klauen nicht nur, sie
sind obendrein auch noch indiskret und hintertrieben. Cora
Schumacher, die zu ihren Mitarbeitern nach eigenen Angaben
immer ein gutes Verhältnis gepflegt habe, sagt dazu in der
»BILD«:
»Jeder Hausfrau würde es bitter aufstoßen, wenn ihre Privatsphäre
von Dingen wie Lauschen, Spionieren, private Post
öffnen oder Benutzung von privaten Gegenständen gestört
wird.«
So was Fieses aber auch. Dabei meint man es doch gut mit
dem Personal.
Auf Coras nur fürsorglich gemeinten und immer extra mit
der Hand geschriebenen Zetteln standen, nach »BILD«, sanfte
Erinnerungshilfen. Oft in pädagogisch wertvoller Frageform:
»Wo sind schon wieder die ganzen Bananen?«,
»Wer macht immer die Nivea leer? Legt euch eine eigene
Handcreme zu!«
Oder:
»Für alle! Finger weg von unseren Sachen.«
Was lernen wir daraus? Kommuniziere mit Deiner Putzfrau
immer nur in Schriftform, Du weißt nicht, vor welchem Gericht
Du später noch Deine Unschuld beweisen musst.
Denn Putzfrauen sind grundsätzlich böse, sie sind keine normalen
Menschen wie alle anderen.
Sie stehen am unteren Ende der sozialen Wertekette.
Sie sind primitiv, suchen ausschließlich ihren eigenen Vorteil
und warten am Putztag nur darauf, dass Du endlich das Haus
verlässt, um den Feudel von sich zu schleudern, Deinen Kühlschrank
zu plündern, sich danach eine Zigarette anzuzünden
und die Füße auf Dein Mohairsofa zu legen.
Kurz bevor Du wieder heimkommst, haben sie die Spuren
ihres Treibens geschickt verwischt und täuschen Betriebsamkeit
vor.
Aber Du merkst, dass sie nichts getan hat.
Indem Du mit dem Finger über den Bilderrahmen wischst.
Da klebt immer noch der Staub dran!
Und in der Ecke im Bad liegt auch noch der Krümel, den Du
bewusst da hinplaziert hast.
Du hast sie überführt!
Sie betrügt Dich, nimmt Dein Geld und macht sich auf Deine
Kosten eine schöne Zeit - faul ist sie nämlich auch noch.
Aber das wusstest Du ja schon immer.
So sind sie halt, die Putzfrauen.
Ich bin Putzfrau.
Bück Dich!
Mein Name ist Justyna. Ich komme aus Polen.
Meine Kunden beschreiben mich als »resolute Dreißigjährige
«. Von meinem ersten ersparten Geld, das ich in
Deutschland verdient hatte, kaufte ich mir einen Opel Tigra -
da war ich angekommen.
Über meine Heimat kann ich nur sagen: Es gibt keine Perspektive.
Man kann als junger Mensch in Polen nichts machen.
Viele meiner Freunde haben Abitur oder ein Studium und
kochen in irgendeiner Kneipe für 350 Euro im Monat - wenn
sie Glück haben.
Also bin ich nach Deutschland gegangen.
Ich will etwas erreichen.
Eine Ausbildung zur Visagistin vielleicht, ich suche noch. Gut
soll sie sein, die Ausbildung - und hinterher auch einen Job
bringen.
Einfach mal so machen?
Das will ich nicht. Ich bin zielstrebig und überlegt.
Beim Putzen verdiene ich wirklich nicht schlecht. Ich fahre
dreimal im Jahr in Urlaub, Drei-Sterne-Häuser in der Türkei
oder auch mal Tunesien.
Wobei es mir eigentlich nicht gefällt, wie die Einheimischen
dort mit Frauen umgehen. Ich bin da sehr empfindlich, weil
ich Wert darauf lege, eine stolze Frau zu sein.
Ich mag meinen Körper und ziehe mich gerne so an, dass ich
ihn spüre. Das ist in Polen so üblich.
Dass viele Deutsche uns Polinnen das vorwerfen, weiß ich
gut. Wir sähen »nuttig« und »billig« aus.
Aber ich verstehe oft umgekehrt nicht, warum wirklich schöne
Frauen in Deutschland nicht mehr aus sich machen; sich
ein bisschen körperbetonter anziehen, ein wenig schminken.
Es muss ja nicht gleich so viel sein wie bei uns in Polen.
Aber auch bei uns gibt es Unterschiede.
Meine Schwester sagt immer: »Ich gehe nie ungeschminkt zum
Bäcker.« Ich gebe zu, dass ich das schon gemacht habe ...
Männer lieben Frauen, die etwas aus sich machen. Manchmal
leider zu sehr. Aus meiner ersten eigenen Wohnung in
Deutschland bin ich ausgezogen, weil ich auf dem Weg zur
Arbeit ständig belästigt wurde. Und bevor ein falscher Eindruck
entsteht: Ich gehe nicht in String-Tanga und Stöckelschuhen
putzen.
Meist trage ich ein modisches T-Shirt über einer Jeans. Fertig.
Aber meine Haare sind immer frisiert, die Nägel sind gemacht,
und ich bin geschminkt.
Das scheint schon zu reichen, um manchen Männern den
Eindruck zu geben, ich sei zum Sex bereit.
Gleich hier auf der Straße.
Egal mit wem.
Als ich nach Deutschland kam, wohnten in meiner Gegend
hauptsächlich Marokkaner und Türken. Aber auch einige
Deutsche und Polen, deren anzügliche und nicht besonders
einfallsreiche Kommentare mir irgendwann zu viel wurden:
»Hey, Baby, willst fi cken?«
»Ich mach Dich feucht!«
»Ich zeig Dir, was ein Mann ist!«
»Du wirst Gnade schreien!«
»Bück Dich!«
»Ich mach Dich glücklich!«
»Blas mir einen für 10 Euro!«
usw.
Und das täglich auf dem Weg zur Arbeit. Jeden Morgen und
jeden Abend.
Das ist zum Kotzen.
Hier ist Halteverbot
Es ist schon sonderbar, was man manchmal als Ausländerin
in Deutschland erlebt.
Zu allem gibt es eine Regel. Das alleine ist ja eher hilfreich
und stellt Ordnung her. Aber dann gibt es auch immer noch
einen, der diese Regel beaufsichtigt und darauf hinweist, dass
man etwas falsch gemacht hat - vor allem im Straßenverkehr.
Wenn ich zum Beispiel mit dem Handy telefoniere, während
ich Auto fahre, rennt mir an jeder zweiten Ampel jemand -
meistens ein Rentner - hinterher, der mir frauenfeindliche Beleidigungen
durch die geschlossene Fensterscheibe zubrüllt.
»Blöde Arschkuh« ist dabei noch die harmloseste.
Telefonieren ist bei laufendem Motor verboten.
Das weiß ich.
Wildfremde Menschen zu beleidigen ist es aber auch.
Ich verstehe nicht, warum jemand meint, man könnte ein Unrecht
mit einem anderen Unrecht beenden.
Ganz abgesehen vom geringen pädagogischen Wert solcher
Aktionen. Denn ich will dann immer nur noch doppelt so
auffällig am Steuer telefonieren.
Am besten noch, wenn gar keiner dran ist.
Es hilft auch nicht gerade, dass ich ein polnisches Autokennzeichen
habe, damit ich den Nissan Micra, den ich mittlerweile
fahre, in Polen versichern kann. Dort ist es billiger als
in Deutschland. Natürlich erkennt man dadurch aber auch
gleich am Nummernschild, dass ich Polin bin ...
Einmal habe ich meine Freundin besucht, die an einem Imbissstand
für Trucker als »Pommesfrau« arbeitet - und damit
erstaunliche 2500 Euro im Monat verdient. Weil die Imbissbude
aber direkt an der Straße steht, musste ich auf dem Bürgersteig
daneben parken.
Unerlaubt. Gesetzeswidrig. Kriminell.
Ich saß noch keine fünf Minuten bei meiner Freundin, die
gerade Mittagspause machte, da schlug ein älterer Herr mit
brauner Strickjacke und cremefarbener Hose mit seinem
Gehstock gegen meinen Wagen.
Er brüllte: »Scheißpolacken - macht Euch heim in die Zone!
Hier ist HALTEVERBOT!«
Ich bin leicht zu erregen, deshalb sprang ich auf und schrie:
»HALLO, das ist mein Auto!«
Nun erwartete ich ein Ende der Tirade. Vielleicht eine Entschuldigung.
Aber weit gefehlt:
Er: Scheißpolacken - Ihr macht uns kaputt! Hau ab, du Ostblocknutte!
Ich: Weil mein Auto da steht, mache ich Sie kaputt?!
Er: HIER IST HALTEVERBOT!
Ich: ICH WEISS, aber das ist kein Grund, gegen mein Auto zu
schlagen!
Meine Uneinsichtigkeit musste ihn wohl frustriert haben,
denn er hob wieder den Stock und drosch nun auf das Autodach
- das zum Glück zum Aufschieben und damit aus Stoff
war.
Erst als der Imbissbudenbesitzer sich zwischen ihn und mein
Auto schob und drohend die Faust hob, hielt der Amok laufende
Wächter von Moral und Straßenrecht inne und zog
fluchend ab.
Ich zitterte am ganzen Leib vor Angst und Wut.
Natürlich ist das kein Erlebnis, das stellvertretend für »die
Deutschen« steht. Der Psychomann war deutlich durchgeknallt.
Außerdem zähle ich auch ganz viele wunderbare, lustige und
intelligente Deutsche zu meinen Freunden.
Aber Sie glauben nicht, wie alltäglich mich Begriffe begleiten
wie:
»Polackensau«
»Polenpeitsche«
»Ostpocke«
»Ostblocknutte«
und
»Wodkafresse«
Ausländerfeindlichkeit kann man eben nur als Ausländer
spüren, und sie ist fast selbstverständlich da.
In Deutschland.
Auch in Westdeutschland.
Immer noch.
Wenn auch oft verdeckt, denn »politisch korrekt« ist sie
glücklicherweise nicht mehr.
Besuchen Sie uns im Internet:
www.knaur.de
Originalausgabe Januar 2011
Copyright © 2011 by Knaur Taschenbuch.
Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf - auch teilweise - nur mit
Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Umschlagabbildung: FinePic®, München
Satz: Adobe InDesign im Verlag
Druck und Bindung: CPI - Clausen & Bosse, Leck
Printed in Germany
ISBN 978-3-426-78397-9
2 4 5 3 1
Ich knipste das Licht an und lief den Flur hinunter zum
Schlafzimmer.
Der Gestank nahm zu und wurde unerträglich. Ich zog ein
Tuch aus der Tasche und hielt es mir vor die Nase. Die Tür
zum Schlafzimmer war geschlossen.
Ich klopfte: »Herr Schneider?«
Mein Herz schlug bis zum Hals.
Mit zitternder Hand drückte ich die Klinke herunter und öffnete
vorsichtig die Tür.
Mein Magen revoltierte. Ich konnte den Brechreiz kaum unterdrücken.
In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie so
etwas Furchtbares gerochen.
Im Schlafzimmer war der Rollladen heruntergelassen.
Es war dunkel.
Nur das Flurlicht fi el durch die geöffnete Tür auf das Bett.
Da lag Herr Schneider ...
Putzfrau hat Bananen nie angefasst
Mit einem bizarren Fall putztechnischer Eskapaden machten
im Mai 2008 die Schumachers auf sich aufmerksam.
Und zwar diesmal nicht in der Formel 1, sondern ganz privat:
Ihre Putzfrau Ulrike sollte angeblich Bananen aus der Küche
des Rennfahrer-Ehepaars geklaut haben.
Bananen!
Man stelle sich vor, es hätte sich bei den Schumachers um
wirklich reiche Leute gehandelt. Was die hochkriminelle
Ulrike dann wohl alles hätte mitgehen lassen ... Softdrinks
vielleicht? Oder ein Käsebrötchen? Womöglich gar eine ganze
Schokolade - Lindt am Ende noch!
Putzfrauen sind schon unverschämt; sie klauen nicht nur, sie
sind obendrein auch noch indiskret und hintertrieben. Cora
Schumacher, die zu ihren Mitarbeitern nach eigenen Angaben
immer ein gutes Verhältnis gepflegt habe, sagt dazu in der
»BILD«:
»Jeder Hausfrau würde es bitter aufstoßen, wenn ihre Privatsphäre
von Dingen wie Lauschen, Spionieren, private Post
öffnen oder Benutzung von privaten Gegenständen gestört
wird.«
So was Fieses aber auch. Dabei meint man es doch gut mit
dem Personal.
Auf Coras nur fürsorglich gemeinten und immer extra mit
der Hand geschriebenen Zetteln standen, nach »BILD«, sanfte
Erinnerungshilfen. Oft in pädagogisch wertvoller Frageform:
»Wo sind schon wieder die ganzen Bananen?«,
»Wer macht immer die Nivea leer? Legt euch eine eigene
Handcreme zu!«
Oder:
»Für alle! Finger weg von unseren Sachen.«
Was lernen wir daraus? Kommuniziere mit Deiner Putzfrau
immer nur in Schriftform, Du weißt nicht, vor welchem Gericht
Du später noch Deine Unschuld beweisen musst.
Denn Putzfrauen sind grundsätzlich böse, sie sind keine normalen
Menschen wie alle anderen.
Sie stehen am unteren Ende der sozialen Wertekette.
Sie sind primitiv, suchen ausschließlich ihren eigenen Vorteil
und warten am Putztag nur darauf, dass Du endlich das Haus
verlässt, um den Feudel von sich zu schleudern, Deinen Kühlschrank
zu plündern, sich danach eine Zigarette anzuzünden
und die Füße auf Dein Mohairsofa zu legen.
Kurz bevor Du wieder heimkommst, haben sie die Spuren
ihres Treibens geschickt verwischt und täuschen Betriebsamkeit
vor.
Aber Du merkst, dass sie nichts getan hat.
Indem Du mit dem Finger über den Bilderrahmen wischst.
Da klebt immer noch der Staub dran!
Und in der Ecke im Bad liegt auch noch der Krümel, den Du
bewusst da hinplaziert hast.
Du hast sie überführt!
Sie betrügt Dich, nimmt Dein Geld und macht sich auf Deine
Kosten eine schöne Zeit - faul ist sie nämlich auch noch.
Aber das wusstest Du ja schon immer.
So sind sie halt, die Putzfrauen.
Ich bin Putzfrau.
Bück Dich!
Mein Name ist Justyna. Ich komme aus Polen.
Meine Kunden beschreiben mich als »resolute Dreißigjährige
«. Von meinem ersten ersparten Geld, das ich in
Deutschland verdient hatte, kaufte ich mir einen Opel Tigra -
da war ich angekommen.
Über meine Heimat kann ich nur sagen: Es gibt keine Perspektive.
Man kann als junger Mensch in Polen nichts machen.
Viele meiner Freunde haben Abitur oder ein Studium und
kochen in irgendeiner Kneipe für 350 Euro im Monat - wenn
sie Glück haben.
Also bin ich nach Deutschland gegangen.
Ich will etwas erreichen.
Eine Ausbildung zur Visagistin vielleicht, ich suche noch. Gut
soll sie sein, die Ausbildung - und hinterher auch einen Job
bringen.
Einfach mal so machen?
Das will ich nicht. Ich bin zielstrebig und überlegt.
Beim Putzen verdiene ich wirklich nicht schlecht. Ich fahre
dreimal im Jahr in Urlaub, Drei-Sterne-Häuser in der Türkei
oder auch mal Tunesien.
Wobei es mir eigentlich nicht gefällt, wie die Einheimischen
dort mit Frauen umgehen. Ich bin da sehr empfindlich, weil
ich Wert darauf lege, eine stolze Frau zu sein.
Ich mag meinen Körper und ziehe mich gerne so an, dass ich
ihn spüre. Das ist in Polen so üblich.
Dass viele Deutsche uns Polinnen das vorwerfen, weiß ich
gut. Wir sähen »nuttig« und »billig« aus.
Aber ich verstehe oft umgekehrt nicht, warum wirklich schöne
Frauen in Deutschland nicht mehr aus sich machen; sich
ein bisschen körperbetonter anziehen, ein wenig schminken.
Es muss ja nicht gleich so viel sein wie bei uns in Polen.
Aber auch bei uns gibt es Unterschiede.
Meine Schwester sagt immer: »Ich gehe nie ungeschminkt zum
Bäcker.« Ich gebe zu, dass ich das schon gemacht habe ...
Männer lieben Frauen, die etwas aus sich machen. Manchmal
leider zu sehr. Aus meiner ersten eigenen Wohnung in
Deutschland bin ich ausgezogen, weil ich auf dem Weg zur
Arbeit ständig belästigt wurde. Und bevor ein falscher Eindruck
entsteht: Ich gehe nicht in String-Tanga und Stöckelschuhen
putzen.
Meist trage ich ein modisches T-Shirt über einer Jeans. Fertig.
Aber meine Haare sind immer frisiert, die Nägel sind gemacht,
und ich bin geschminkt.
Das scheint schon zu reichen, um manchen Männern den
Eindruck zu geben, ich sei zum Sex bereit.
Gleich hier auf der Straße.
Egal mit wem.
Als ich nach Deutschland kam, wohnten in meiner Gegend
hauptsächlich Marokkaner und Türken. Aber auch einige
Deutsche und Polen, deren anzügliche und nicht besonders
einfallsreiche Kommentare mir irgendwann zu viel wurden:
»Hey, Baby, willst fi cken?«
»Ich mach Dich feucht!«
»Ich zeig Dir, was ein Mann ist!«
»Du wirst Gnade schreien!«
»Bück Dich!«
»Ich mach Dich glücklich!«
»Blas mir einen für 10 Euro!«
usw.
Und das täglich auf dem Weg zur Arbeit. Jeden Morgen und
jeden Abend.
Das ist zum Kotzen.
Hier ist Halteverbot
Es ist schon sonderbar, was man manchmal als Ausländerin
in Deutschland erlebt.
Zu allem gibt es eine Regel. Das alleine ist ja eher hilfreich
und stellt Ordnung her. Aber dann gibt es auch immer noch
einen, der diese Regel beaufsichtigt und darauf hinweist, dass
man etwas falsch gemacht hat - vor allem im Straßenverkehr.
Wenn ich zum Beispiel mit dem Handy telefoniere, während
ich Auto fahre, rennt mir an jeder zweiten Ampel jemand -
meistens ein Rentner - hinterher, der mir frauenfeindliche Beleidigungen
durch die geschlossene Fensterscheibe zubrüllt.
»Blöde Arschkuh« ist dabei noch die harmloseste.
Telefonieren ist bei laufendem Motor verboten.
Das weiß ich.
Wildfremde Menschen zu beleidigen ist es aber auch.
Ich verstehe nicht, warum jemand meint, man könnte ein Unrecht
mit einem anderen Unrecht beenden.
Ganz abgesehen vom geringen pädagogischen Wert solcher
Aktionen. Denn ich will dann immer nur noch doppelt so
auffällig am Steuer telefonieren.
Am besten noch, wenn gar keiner dran ist.
Es hilft auch nicht gerade, dass ich ein polnisches Autokennzeichen
habe, damit ich den Nissan Micra, den ich mittlerweile
fahre, in Polen versichern kann. Dort ist es billiger als
in Deutschland. Natürlich erkennt man dadurch aber auch
gleich am Nummernschild, dass ich Polin bin ...
Einmal habe ich meine Freundin besucht, die an einem Imbissstand
für Trucker als »Pommesfrau« arbeitet - und damit
erstaunliche 2500 Euro im Monat verdient. Weil die Imbissbude
aber direkt an der Straße steht, musste ich auf dem Bürgersteig
daneben parken.
Unerlaubt. Gesetzeswidrig. Kriminell.
Ich saß noch keine fünf Minuten bei meiner Freundin, die
gerade Mittagspause machte, da schlug ein älterer Herr mit
brauner Strickjacke und cremefarbener Hose mit seinem
Gehstock gegen meinen Wagen.
Er brüllte: »Scheißpolacken - macht Euch heim in die Zone!
Hier ist HALTEVERBOT!«
Ich bin leicht zu erregen, deshalb sprang ich auf und schrie:
»HALLO, das ist mein Auto!«
Nun erwartete ich ein Ende der Tirade. Vielleicht eine Entschuldigung.
Aber weit gefehlt:
Er: Scheißpolacken - Ihr macht uns kaputt! Hau ab, du Ostblocknutte!
Ich: Weil mein Auto da steht, mache ich Sie kaputt?!
Er: HIER IST HALTEVERBOT!
Ich: ICH WEISS, aber das ist kein Grund, gegen mein Auto zu
schlagen!
Meine Uneinsichtigkeit musste ihn wohl frustriert haben,
denn er hob wieder den Stock und drosch nun auf das Autodach
- das zum Glück zum Aufschieben und damit aus Stoff
war.
Erst als der Imbissbudenbesitzer sich zwischen ihn und mein
Auto schob und drohend die Faust hob, hielt der Amok laufende
Wächter von Moral und Straßenrecht inne und zog
fluchend ab.
Ich zitterte am ganzen Leib vor Angst und Wut.
Natürlich ist das kein Erlebnis, das stellvertretend für »die
Deutschen« steht. Der Psychomann war deutlich durchgeknallt.
Außerdem zähle ich auch ganz viele wunderbare, lustige und
intelligente Deutsche zu meinen Freunden.
Aber Sie glauben nicht, wie alltäglich mich Begriffe begleiten
wie:
»Polackensau«
»Polenpeitsche«
»Ostpocke«
»Ostblocknutte«
und
»Wodkafresse«
Ausländerfeindlichkeit kann man eben nur als Ausländer
spüren, und sie ist fast selbstverständlich da.
In Deutschland.
Auch in Westdeutschland.
Immer noch.
Wenn auch oft verdeckt, denn »politisch korrekt« ist sie
glücklicherweise nicht mehr.
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Originalausgabe Januar 2011
Copyright © 2011 by Knaur Taschenbuch.
Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf - auch teilweise - nur mit
Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Umschlagabbildung: FinePic®, München
Satz: Adobe InDesign im Verlag
Druck und Bindung: CPI - Clausen & Bosse, Leck
Printed in Germany
ISBN 978-3-426-78397-9
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Autoren-Porträt von Justyna Polanska
Polanska, JustynaJustyna Polanska ist 32 Jahre alt und stammt aus Polen. Um Geld für eine Ausbildung zur Visagistin zu verdienen, ging sie nach Deutschland und arbeitet seitdem als Putzfrau. Möglicherweise putzt sie auch in Ihrer Wohnung.
Bibliographische Angaben
- Autor: Justyna Polanska
- 2011, 7. Aufl., 222 Seiten, Maße: 12,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Droemer/Knaur
- ISBN-10: 3426783975
- ISBN-13: 9783426783979
- Erscheinungsdatum: 06.01.2011
Pressezitat
"Keine hohe Literatur, aber super, wenn man selber keine Justyna hat und sich kurz mal vom Bügeln drücken will." Eltern 20180501
Kommentare zu "Unter deutschen Betten"
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