Vater unser

Roman. Ausgezeichnet mit dem Literaturpreis Alpha 2019, dem Österreichischen Buchpreis, Debütpreis 2019 und nominiert für den Deutschen Buchpreis 2019 (Longlist)
 
 
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Ausgezeichnet mit dem Debütpreis des Österreichischen Buchpreises 2019: "Angela Lehners fulminanter Roman, unsentimental, frech und direkt erzählt, ist Familiengeschichte, Krankenhausreport und Krimi in einem." Jury des Österreichischen Buchpreises
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Kommentare zu "Vater unser"
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Alle Kommentare
  • 5 Sterne

    9 von 10 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kaffeeelse, 24.09.2019

    "Vater unser" von Angela Lehner ist jetzt das dritte Buch der Longlist des Deutschen Buchpreises 2019, welches mir vor die Augen kam. Und es lässt mich vollkommen begeistert zurück und steht für meine Begriffe vollkommen zu Recht auf dieser Liste.

    Was haben wir hier? "Vater unser" ist der Blick auf eine junge Frau und ihre Familie. Diese junge Frau, Eva Gruber, wird in die Psychiatrie gebracht, sie bezichtigt sich selbst eine Kindergartenklasse umgebracht zu haben. Hat sie nur nicht. Dies sieht man auch daran, dass Eva auf keine forensische Station gebracht wird. Eigentlich will sie meines Erachtens nur dahin, um ihrem Bruder nahe zu sein. Ihr wird eine narzisstische Persönlichkeitsstörung diagnostiziert. Aber passt dies zusammen, eine narzisstische Persönlichkeitsstörung und der Drang, dem Bruder nahe zu sein, dem Bruder zu helfen?

    Wobei aber das, was uns die Protagonistin hier so erzählt, nicht immer der Wahrheit entsprechen muss, ich aber schon einen gewissen Leidensdruck auf Seiten der Eva erkennen kann. Ihr Bruder Bernhard ist in der Psychiatrie, weil er Essstörungen hat. Eva beschreibt, dass beide Kinder vom Vater sexuell missbraucht wurden. Die Essstörung und das Trauma als Ursache könnte passen. Könnte?!?! Gleichzeitig kommen aber auch andere schwierige familiäre Konstellationen und gegenseitige Verletzungen zum Vorschein. Wobei man sich aber immer wieder auch fragt, ist das jetzt wahr?

    Dabei ist das Beschreiben von Evas Leben geprägt von fast traumhaft/alptraumhaft anmutenden Sequenzen von einer äußerst eindringlichen Intensität, die einen immensen Sog erzeugen. Durch immer wieder sich gegenseitig widersprechende Informationen ist man beim Lesen verwirrt, sucht nach einer Wahrheit.

    Dabei besitzt die Erzählerin auch deutlich manipulative Züge, die sie meisterhaft einsetzt, aber dadurch auch gleichzeitig ein negatives Bild von sich erzeugt und beim Leser die Frage: Warum?.

    Herrlich sind die Gespräche zwischen dem Psychiater Dr. Korb und der Patientin Eva, einerseits bieten sie gewisse Einblicke in psychiatrisches Geschehen, andererseits sind sie von einem umwerfenden Humor gekennzeichnet, zeigen aber auch deutlich die Interaktionen zu denen Eva fähig ist und sie machen ungeheuer Spaß, auch wenn es manchmal ein etwas schmerzhafter Spaß ist.

    Die Sprache der Angela Lehner ist generell von einem interessanten Mix aus Spannung, Drama und Humor getragen, wobei ihr Humor aber auch manchmal sehr schmerzhaft und boshaft ist.

    Insgesamt betrachtet ist dieses Buch ein äußerst intensives Verwirrspiel, welches absolut fesselt, aber als einen kleinen gewissen Nachteil auch wenig Auflösung mitbringt. Schade.

    Ich gebe eine unbedingte Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    4 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    M., 10.09.2019

    Aufwühlend

    Ich las den Roman zweimal, mit ein paar Tagen Abstand dazwischen. Beim ersten Mal las ich ihn recht zügig, weil ich unbedingt wissen wollte, was nun eigentlich warum passiert. Ein wenig nervte mich nämlich das Nebulöse und ich wollte schnellstmöglich Licht ins Dunkle bringen. Doch dann verstand ich das Ende nicht so ganz bzw. verwirrte es mich sehr. Deshalb las ich den Roman ein zweites Mal und so setzte sich dann Puzzleteil für Puzzleteil zusammen. Und dennoch blieben Fragen offen. Der Roman bietet also durchaus Interpretationspielraum und Diskussionspotential.

    Eva, Mitte zwanzig, ist in die Psychiatrie nach Wien eingewiesen worden. Dort ist auch schon ihr etwas jüngerer Bruder Bernhard. Bernhard hat Magersucht. Aufgrunddessen befand er sich schon in der Vergangenheit mehrfach in Behandlung. Eva möchte ihm helfen, ihn retten. Aber er verweigert erstmal den Kontakt. Und ihr selbst geht es eigentlich auch nicht so besonders gut. Sie beide teilen ein schwieriges Elternhaus und traumatisierende Erfahrungen.

    Der Roman besteht aus 3 Teilen (Der Sohn. Der Vater. Der Heilige Geist.), wobei die Geschichte stringent erzählt wird. Die Hauptprotagonistin steht im Mittelpunkt und sie erinnert sich immer wieder an Situationen aus der Vergangenheit. Den Klappentext finde ich allerdings etwas irreführend, da es hier nicht vorrangig um das Lügen und Manipulieren geht, sondern letztendlich um einen Heilungsversuch.

    Ich mochte diesen frischen, frechen und direkten Ton, der mich vor allem die erste Hälfte des Buches sehr amüsierte! Ein klarer und ironischer Blick betrachtet Österreich und seine Institutionen. Jeder bekommt hier sein Fett weg: die Kirche, Haider, die Kronen Zeitung, die Psychiatrie, die (Dorf-)Gesellschaft, die nichts sieht, nichts hört und nichts sagt.
    Mit einem scharfen Blick wird Gegebenes in Frage gestellt, werden psychologisch interessante Beobachtungen getätigt und das alles in einer wirklich sehr tollen Sprache!

    Zum Ende hin wird der Ton etwas ernster, es wird bitter, es wird traurig. Das Lachen verging mir allmählich und wich eher dem Mitgefühl für Eva und ihren Bruder. Beide traumatisiert, beide innerlich sehr verletzt. Die Schicksale berührten mich sehr, auch die Beziehung zwischen den beiden bzw. der unermüdliche Versuch Evas, eine Beziehung zu Bernhard aufzubauen.
    Das Ende empfand ich wirklich als tragisch, traurig und schwer, es zog mich runter und verwirrte. Davon musste ich mich dann erst mal erholen.

    Die Geschichte ist in sich rund und gut erzählt. Einiges liegt zwischen den Zeilen.
    Die Figuren fand ich sehr authentisch gezeichnet. Etliches bleibt nur angedeutet und ja, ich hätte mir doch mehr Klarheit gewünscht. Hätte mir mehr klare Fakten z.Bsp. über die Eltern gewünscht. Das wäre für mich als Leser bequemer und einfacher gewesen. Irgendwo las ich, dass hier der Leser in die Rolle des Psychiaters rutscht und irgendwie stimmt das. Man erfährt alles subjektiv, bruchstückhaft und muss sich selbst zusammen reimen, was nun wahr ist, was tatsächlich passiert ist und muss versuchen, hinter die Fassade der Figuren zu schauen.

    Zu Recht für eine Vielzahl von Preisen nominiert!

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