Verbindung und Affinität
Die Grundlegung der neuzeitlichen Chemie an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert
Die Entstehung des chemischen Verbindungsbegriffs, ein Fundamentalbegriff der neuzeitlichen Chemie, ist kaum untersucht, weil er für eine blosse Präzisierung des naturphilosophischen Atomkonzepts gehalten wurde. Das Buch widerlegt diese Ansicht...
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Produktinformationen zu „Verbindung und Affinität “
Klappentext zu „Verbindung und Affinität “
Die Entstehung des chemischen Verbindungsbegriffs, ein Fundamentalbegriff der neuzeitlichen Chemie, ist kaum untersucht, weil er für eine blosse Präzisierung des naturphilosophischen Atomkonzepts gehalten wurde. Das Buch widerlegt diese Ansicht als ideengeschichtliches Vorurteil und weist minutiös nach, dass der Verbindungsbegriff als Resultat der begrifflichen Strukturierung des empirischen Wissens entstand, das aus der gewerblichen chemischen Praxis des 16. und 17. Jahrhunderts stammte. Damit rekonstruiert die Autorin nicht allein den Beginn der wissenschaftlichen Chemie in einer grundlegend neuen historischen, begrifflichen und methodischen Ordnung. Sie zeigt darüber hinaus, wie diese "chemische Revolution" in den Kontext der wissenschaftlichen Revolution des 17. Jahrhunderts einzuordnen ist, nämlich als die einer "baconischen Wissenschaft" (Kuhn), die das Erfahrungswissen einer neuartigen gewerblichen Praxis ohne Rückgriffsmöglichkeiten auf brauchbare Theorietraditionen in eine wissenschaftliche Theorie überführte. Das Buch ist so zugleich ein substanzieller Beitrag zum Verständnis wissenschaftlicher Revolutionen, der insbesondere zum Überdenken der wissenschaftstheoretischen Annahme einer Theoriedominanz bei der Entstehung und Entwicklung der Wissenschaften nötigt. Es ist deswegen nicht nur für Chemiehistoriker, für die es zum neuen Standardwerk über die Chemie des 17. Jahr- hunderts werden dürfte, von Interesse, sondern ebenso für Wissenschaftshistoriker allgemein sowie für Wissenschaftstheoretiker, Philosophen und Kulturhistoriker.
Inhaltsverzeichnis zu „Verbindung und Affinität “
INHALTSÜBERSICHT.- EUPINLEITUNG.- I CHEMISCHE VERBINDUNG UND AFFINITÄT.- II DAS CHEMISCHE VERBINDUNGSKONZEPT ZU BEGINN DES 18. JAHRHUNDERTS.- 1 E.F. Geoffroys Tabelle der stofflichen Beziehungen.- 1.1 Die Tabelle Geoffroys in der Chemiehistoriographie.- 1.2 Analyse des Inhalts der Tabelle.- 1.2.1 Die Spalten eins bis vier der Tabelle.- 1.2.1.1 Das ölige Prinzip.- 1.2.2 Die Spalten fünf bis acht der Tabelle.- 1.2.3 Die zweite Hälfte der Tabelle.- 1.2.4 Resümee.- 1.3 Das chemische Verbindungskonzept - Zum begrifflichen Rahmen der Tabelle Geoffroys.- 2 Das unmittelbare historische Umfeld der Tabelle Geoffroys.- III DER HINTERGRUND I - DIE NATURPHILOSOPHISCHEN AUSGANGSBEDINGUNGEN.- 1 Die Elementen- und Prinzipientheorie der Naturkörper.- 1.1 Die Elementen- und Prinzipientheorie des Paracelsus.- 1.1.1 Naturkörper als homogene Einheiten.- 1.1.2 Elemente als Mütter und Prinzipien als Samen.- 1.1.3 Die Berufung auf die Verbrennung.- 1.1.4 Zusammenfassung.- 1.2 Die Elementen- und Prinzipientheorie im 17. Jahrhundert.- 1.2.1 Die Generation der Naturkörper.- 1.2.2 Die Einheit und Homogenität der Naturkörper.- 1.2.3 Die Berufung auf die trockene Destillation pflanzlicher Materialien.- 1.2.4 Zusammenfassung.- 2 Die mechanische Korpuskulartheorie Robert Boyles.- 2.1 Die atomistischen Elementen- oder Prinzipientheorien.- 2.2 Boyles hypothetischer Elementbegriff.- 2.2.1 Ein moderner Elementbegriff.- 2.2.2 Elemente als konstituierende Bestandteile der Naturkörper.- 2.2.3 Die hypothetischen Elementkorpuskeln.- 2.3 Der Begriff der vollkommenen Mischung - Verbindung oder chemische Verbindung.- 2.4 Die Analyse der Naturkörper.- 2.5 Neue Wege zur Klärung der Streitfragen.- 2.5.1 Beobachtungen und Experimente zur Generation und dem Wachstum der Naturkörper.- 2.5.2 Belege für die Transmutation aus der chemischen Kunst.- 2.5.3 Belege für die Erhaltung der Stoffe aus der chemischen Kunst.- 2.5.4 Keine
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Lösungen der naturphilosophischen Streitfragen.- 2.6 Eine chemische Verbindungstheorie chemischer Operationen.- 2.6.1 Die phänomenologische Unterscheidung chemischer Verbindungen und Mischungen.- 2.6.2 Offene Probleme.- 2.6.3 Der Verzicht auf korpuskulartheoretische Erklärungen und Integration.- 2.7 Resümee.- 2.8 Der Verbindungsbegriff in der atomistischen Elemententheorie E. de Claves.- 3 Chemische Verbindung und Reversibilität.- IV DER HINTERGRUND II - DIE GEWERBLICHE CHEMISCHE PRAXIS.- 1 Das "chemische" Gewerbe im 16. und 17. Jahrhundert.- 1.1 Das Kleingewerbe.- 1.2 Die Diversifikation der Alchemie.- 1.3 Bergbau und Metallurgie.- 1.4 Das Apothekergewerbe und die Herstellung iatrochemischer Medikamente im 17. Jahrhundert.- 1.5 Schlußfolgerungen.- 2 Die chemisch-technologische Literatur des 16. und 17. Jahrhunderts.- 2.1 Das Spektrum der chemisch-technologischen Literatur.- 2.2 Die Probierbüchlein und ihre Autoren.- 2.3 Georg Agricola - der Arzt in der Bergstadt.- 2.4 Vanoccio Biringuccio - der Ingenieur und Virtuoso.- 2.5 Die ersten pharmazeutischen Schriften und ihre Autoren.- 2.5.1 Die iatrochemische Bewegung.- 2.5.2 Die Paracelsianer als Praktiker und Naturphilosophen.- 2.5.3 Croll, Libavius und Beguin.- 2.6 Die chemisch-pharmazeutischen Lehrbücher Frankreichs.- 2.6.1 Der Jardin Royal des Plantes.- 2.6.2 Der Aufbau der chemisch-pharmazeutischen Lehrbücher.- 2.7 Rudolph Glauber - Medikamentenhersteller, Metallurge und Projektemacher.- 3 Die chemischen Operationen in der gewerblichen Praxis.- 3.1 Die chemischen Operationen der Metallurgie.- 3.1.1 Die Gewinnung und das Probieren der Edelmetalle aus ihren Erzen.- 3.1.2 Die Gewinnung von Kupfer durch Zementation.- 3.1.3 Die Gewinnung von Quecksilber und die Resynthese von Zinnober.- 3.1.4 Das Scheiden und Probieren der Metalle aus ihren Legierungen.- 3.1.4.1 Das Scheiden und Probieren von Gold und Silber aus ihren Legierungen mit unedlen Metallen.- 3.1.4.2 Die Scheidung von Gold und Silber.- 3.1.4.3 Die Einführung von Säuren in das chemische Gewerbe.- 3.1.5 Legieren, Vergolden und Amalgamieren im metallverarbeitenden Gewerbe.- 3.1.6 Zusammenfassung.- 3.2 Die chemischen Operationen des Apothekergewerbes.- 3.2.1 Die Destillation und Extraktion pflanzlicher Materialien.- 3.2.2 Die Herstellung von Salzen als chemische Medikamente.- 3.2.3 Die Gewinnung von Salzen durch trockene Destillation.- 3.2.4 Die Gewinnung von Mineralsäuren durch Destillation.- 3.2.5 Die Gewinnung von Salzen durch Auflösen von Metallen oder fixen Alkalien in Säuren.- 3.2.6 Die systematische Erweiterung der Salzgewinnung auf nassem Wege.- 3.2.7 Zusammenfassung zu den Salzherstellungen.- 3.2.8 Präzipitationen aus sauren Auflösungen.- 3.2.8.1 Die Präzipitation mit einem Metall.- 3.2.8.2 Die Präzipitation mit Alkalien, Kochsalz und Schwefelsäure.- 3.2.9 Die Zerlegung künstlicher Salze.- 3.2.10 Zusammenfassung zu den Zerlegungen von Auflösungen und Salzen.- V DIE REFLEXION DER GEWERBLICHEN PRAXIS.- 1 Die Reflexion der metallurgischen Operationen.- 1.1 Das Scheiden.- 1.2 Die Auflösungen.- 1.3 Zusammenfassung.- 2 Die Reflexion der pharmazeutischen Operationen.- 2.1 Die traditionellen Denkschemata.- 2.1.1 Das Scheiden und Extrahieren von Essenzen.- 2.1.2 Das Erhöhen von Substanzen durch Digestion und Fermentation.- 2.1.3 Die Transmutation.- 2.1.4 Die Anwendung der traditionellen Denkschemata auf die Salzherstellung.- 2.1.4.1 Die Salzherstellung als Extraktion von Essenzen.- 2.1.4.2 Die Salzherstellung als Verkalkung oder Pulverisierung.- 2.1.4.3 Die Gewinnung von Metallsalzen als Transmutation.- 2.1.5 Zusammenfassung.- 2.2 Neue Erklärungsansätze.- 2.2.1 Die Erklärung der Präzipitation von Metallkalken.- 2.2.2 Die Erklärung der Salzbildungen aus fixen Alkalien und der Salmiak.- 2.2.3 Die Erklärung der Reversibilität von Quecksilberverbindungen.- 2.2.4 Die Erklärung der Bildung der Antimonbutter.- 2.2.5 Vitriole als koagulierte Auflösungen.- 2.2.6 Natürliche und künstliche Vitriole - Die Kontroverse um die Transmutation von Eisen in Kupfer.- VI DIE GENESE DES CHEMISCHEN VERBINDUNGSKONZEPTS.- 1.- 1.1 Die Metallurgie - Die Subsumtion chemischer Operationen unter das Handwerk.- 1.2 Die blinde Nutzung natürlich ablaufender chemischer Veränderungen.- 1.3 Säuren als neue Mittel und herstellende chemische Kunst.- 1.4 Natürliche versus künstliche chemische Veränderungen.- 1.5 Chemische Operationen und chemische Reaktionen.- 1.6 Die paradigmatische Bedeutung der Präzipitationen.- 2 Der beginnende Umbruch - N. Lemery und W. Homberg.- 2.1 Erste Integrationsschritte.- 2.2 Mechanische Reduktionsversuche.- 3 Geoffroys Formulierung des chemischen Verbindungskonzepts.- 3.1 Integration und Abstraktion.- 3.2 Geoffroys Auswahlkriterien.- 3.3 Die Aufhebung der Unterscheidung natürlicher und künstlicher chemischer Veränderungen.- 3.4 Die Suche nach chemischen Gesetzen.- 3.5 Chemische Operationen, Experimente und experimentelle Methode.- 3.6 Nochmals zur Rolle der Korpuskulartheorie.- 4 Die Baconische Wissenschaft Chemie.- Literatur.
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Bibliographische Angaben
- Autor: Ursula Klein
- 1994, 284 Seiten, Maße: 16 x 24,1 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Springer Basel
- ISBN-10: 3764350032
- ISBN-13: 9783764350031
- Erscheinungsdatum: 25.04.1994
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