Vom Umtausch ausgeschlossen / Schnäppchenjägerin Rebecca Bloomwood Bd.4
Becky schwebt im siebten Himmel: Sie ist mit Luke, dem Mann ihrer Träume, auf Hochzeitsreise, und natürlich kommt dabei auch das Shoppen nicht zu kurz. Doch zurück in London, landet sie unsanft auf dem Boden der Realität: Sie hat keinen Job, Luke ist...
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Becky schwebt im siebten Himmel: Sie ist mit Luke, dem Mann ihrer Träume, auf Hochzeitsreise, und natürlich kommt dabei auch das Shoppen nicht zu kurz. Doch zurück in London, landet sie unsanft auf dem Boden der Realität: Sie hat keinen Job, Luke ist wegen der überzogenen Konten sauer und ihre Freundin Suze hat eine neue Busenfreundin.
Sophie Kinsella ist die Expertin für hinreißend freche und romantische Komödien.
VomUmtausch ausgeschlossen von SophieKinsella
LESEPROBE
Okay. Ich schaffe das. Gar kein Problem.
Es geht schließlich bloß darum, mein höheres Selbst übernehmen zu lassen,Erleuchtung zu erlangen und ein strahlendes weißes Lichtwesen zu werden.
Kinderkram.
Ich bewege mich so unauffällig wie möglich auf meiner Yoga-Matte in einePosition, bei der mir die Sonne direkt ins Gesicht scheint, und schiebe mir dieSpaghettiträger von den Schultern. Ist doch gar nicht einzusehen, wieso mannicht den ultimativen Glückszustand erreichen und gleichzeitig schöngleichmäßig braun werden sollte.
Ich sitze an einem Berghang mitten in Sri Lanka, das heißt im Blue HillsRefugium, einer so genannten Erholungs- und Besinnungsstätte, und die Aussichtist einfach umwerfend. Vor mir erstrecken sich Berge und Teeplantagen undverschmelzen mit einem tiefblauen Himmel. Ich kann die bunte Kleidung derTeepflücker auf den Feldern erkennen, und wenn ich den Kopf ein wenig drehe,sehe ich in der Ferne einen Elefanten gemächlich durchs hohe Gras stapfen.
Und wenn ich den Kopf noch weiter drehe, sehe ich Luke. Meinen Mann.Abgeschnittene Leinenhose, schäbiges altes T-Shirt So sitzt er da imSchneidersitz und mit geschlossenen Augen. Auf einer blauen Yoga-Matte.
Ich weiß. Es ist unglaublich. Nach zehn Monaten Hochzeitsreise ist Luke einvöllig anderer Mensch. Ganz anders als der, den ich geheiratet habe. Der alte,immer nur an die Firma denkende Luke ist verschwunden. Die Anzüge sindverschwunden. Er ist braun gebrannt und dünn, und in seinen langen, von derSonne gebleichten Haaren hängen immer noch ein paar von den bunten Zöpfen, dieer sich an Bondi Beach hat einflechten lassen. An seinem Handgelenk trägt erein Freundschaftsarmband, das er in der Masai Mara gekauft hat, und an seinemOhr glitzert ein winziger, silberner Ring.
Luke Brandon mit Ohrring! Luke Brandon im Schneidersitz!
Als könne er meinen Blick auf sich spüren, öffnet er die Augen und lächelt michan. Ich strahle zurück. Zehn Monate verheiratet. Und noch kein einziger Streit.
Na ja. Sie wissen schon. Jedenfalls kein richtiger.
»Siddhasana«, sagt unser Yoga-Lehrer Chandra, und sofort lege ich gehorsam denrechten Fuß auf den linken Oberschenkel. »Und jetzt den Kopf frei machen vonallen unwesentlichen Gedanken.«
Okay. Kopf frei machen. Konzentrieren.
Ich will ja nicht angeben, aber ich finde es ziemlich einfach, den Kopf frei zumachen. Ich verstehe gar nicht, wie das überhaupt irgendjemand schwierig findenkann! Ich meine, nicht-denken muss doch im Grunde so viel einfacher sein alsdenken, oder?
Aber gut, ich bin ja auch gewissermaßen ein Naturtalent in Sachen Yoga. Wirsind erst seit fünf Tagen in diesem Refugium, und ich kann schon den Lotus-Sitzund alles! Ich habe mir sogar schon überlegt, eventuell als Yoga-Lehrerin zuarbeiten, wenn wir wieder nach Hause kommen.
Vielleicht könnte ich mich ja mit Trudie Styler zusammentun. Au ja! Dannkönnten wir auch eine ganze Kollektion bequemer Yoga-Kleidung entwerfen, allesin Grau und Weiß, mit einem kleinen Logo
»Auf die Atmung konzentrieren«, sagt Chandra.
Ach, ja, richtig. Atmen.
Einatmen ausatmen. Einatmen ausatmen. Einatmen
Mann, sehen meine Fingernägel toll aus. Ich habe sie mir in dem Spa machenlassen - kleine rosa Schmetterlinge auf weißem Grund. Und die Fühler sindwinzige, glitzernde Diamanten. Die sind so süß. Hm, der eine ist anscheinendleider abgefallen. Ob die mir das reparieren
»Becky.« Chandras Stimme lässt mich zusammenzucken. Er steht direkt vor mir undmustert mich mit diesem ganz speziellen Chandra-Blick: sanft und allwissend,als könne er einem in die Seele gucken.
»Du machst das sehr gut, Becky«, lobt er mich. »Du hast einen wunderschönenGeist.«
Mein ganzer Körper prickelt vor Freude. Ich, Rebecca Brandon, geboreneBloomwood, habe einen wunderschönen Geist! Ich habe es gewusst!
»Deine Seele ist der Welt abgewandt«, fügt er sanft hinzu, und ich starre ihnvollkommen gebannt an.
»Weltliche Güter bedeuten mir gar nichts«, entgegne ich atemlos. »Das Einzige,was mir wirklich wichtig ist, ist Yoga.«
»Du hast deinen Weg gefunden.« Chandra lächelt.
Ich höre ein seltsames Schnauben aus Lukes Richtung, und als ich mich nach ihmumdrehe, sehe ich, dass er uns sichtlich amüsiert beobachtet.
Ich wusste, dass Luke das hier nicht wirklich ernst nehmen würde.
»Das hier ist ein Privatgespräch zwischen mir und meinem Guru, also bitte,ja?«, pflaume ich ihn an.
Aber eigentlich sollte mich das ja gar nicht überraschen.
Davor hat man uns nämlich am ersten Tag dieses Yoga-Kurses ausdrücklichgewarnt. Es kommt anscheinend häufig vor, dass der eine Partner größereErleuchtung erfährt als der andere, und dass der andere darauf mit Skepsis odergar Neid reagiert.
»Du wirst sicher schon bald über die glühenden Kohlen gehen können.« Chandranickt lächelnd in Richtung der unweit gelegenen, mit weißglühenden, aschebedecktenKohlen gefüllten Grube, und der Rest der Gruppe lacht nervös. Heute Abendwerden Chandra und einige seiner besten Yoga-Schüler uns den Gang über dieKohlen demonstrieren. Das soll unser aller Ziel sein. Angeblich kann derGlückszustand so profund sein, dass man überhaupt nicht merkt, wie die Kohleneinem die Füße verglühen. Man ist hundertprozentig schmerzfrei!
Meine geheime Hoffnung dabei ist ja, dass das auch mit 15 cm hohen Stilettosfunktioniert.
Chandra korrigiert meine Armhaltung und geht dann weiter. Ich schließe dieAugen und genieße die wärmende Sonne im Gesicht. Ich fühle mich so rein undruhig, während ich an diesem Berghang in der absoluten Pampa sitze. Nicht nurLuke hat sich in den vergangenen zehn Monaten verändert. Ich auch. Ich bin erwachsengeworden. Meine Prioritäten haben sich geändert. Genau genommen, bin ich einganz anderer Mensch geworden. Ich meine, jetzt sehen Sie mich doch mal an! Ichmache Yoga in einem echten Refugium! Ich besinne mich! Meine alten Freundewürden mich wahrscheinlich gar nicht wiedererkennen, wenn sie mich so sähen.
Auf Chandras Anweisung hin nehmen wir alle die Vajrasana-Haltung ein. Vonmeinem Platz aus sehe ich, wie sich ein alter Mann mit zwei riesigen TaschenChandra nähert. Die beiden unterhalten sich kurz, wobei Chandra wiederholt denKopf schüttelt, bis der Mann schließlich wieder im Gebüsch des Berghangsverschwindet. Als er außer Hörweite ist, wendet Chandra sich an die Gruppe undverdreht die Augen.
»Dieser Mann ist ein fliegender Händler. Er hat gefragt, ob jemand von euch anEdelsteinen interessiert sein könnte. Halsketten, billige Armbänder. Ich habeihm gesagt, dass ihr euch in ganz anderen geistigen Sphären bewegt.«
Einige der Kursteilnehmer um mich herum schütteln fassungslos den Kopf. EineFrau mit langen roten Haaren sieht nachgerade beleidigt aus.
»Sieht der denn nicht, dass wir uns mitten in einer Meditation befinden?«,fragt sie.
»Er versteht eure Art der geistigen Hingabe nicht.« Chandra lässt einen ernstenBlick über die Gruppe schweifen. »Und es gibt da draußen in der Welt noch vielmehr seinesgleichen. Es gibt Menschen, die nicht verstehen können, dassMeditation Seelennahrung ist. Ihr braucht keine Saphirarmbänder!«
Einige der anderen nicken zustimmend.
»Aquamarinanhänger an Platinketten«, fährt Chandra abfällig fort. »Das ist dochalles nichts im Vergleich zu dem Glanz, den die Erleuchtung uns verleiht!«
Aquamarin?
Wow. Wie viel die wohl -
Ich meine, nicht, dass mich das ernsthaft interessieren würde. Natürlich nicht.Die Sache ist nur so, dass ich neulich rein zufällig in einem SchaufensterAquamarine angeguckt habe. Aus rein akademischem Interesse.
Ich sehe der kleiner werdenden Gestalt des alten Mannes nach.
»Drei-Karat-Fassung, Fünf-Karat-Fassung, hat er ständig gesagt. Alles zum halbenPreis.« Chandra schüttelt den Kopf.»Ich habe ihm gesagt, diese Menschen hiersind nicht an so etwas interessiert.«
ZUM HALBEN PREIS? FÜNFKARÄTIGE AQUAMARINE ZUM HALBEN PREIS?
Schluss jetzt. Aufhören! Chandra hat Recht. Natürlich interessieren mich diesedämlichen Aquamarine nicht. Ich gebe mich ganz der Erleuchtung hin.
Und überhaupt ist der alte Mann jetzt fast ganz weg. Er ist nur noch einwinziger Punkt dort oben am Berg. Gleich ist er völlig verschwunden.
»Und jetzt«, lächelt Chandra, »die HALASANA-Stellung. Becky, zeigst du sieuns?«
»Gerne.« Ich erwidere Chandras Lächeln und bereite mich darauf vor, diegewünschte Stellung einzunehmen.
Aber irgendetwas stimmt nicht. Das Gefühl der Zufriedenheit ist weg. Das Gefühlder inneren Ruhe ist weg. Stattdessen macht sich ein ganz merkwürdiges Gefühlin mir breit und verdrängt alles andere. Es wird immer mächtiger, immermassiver (...)
© Goldmann Verlag
Übersetzung: Marieke Heimburger
- Autor: Sophie Kinsella
- 2005, Deutsche Erstausgabe, 471 Seiten, Maße: 11,5 x 18,3 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Marieke Heimburger
- Verlag: Goldmann
- ISBN-10: 3442456908
- ISBN-13: 9783442456901
4.5 von 5 Sternen
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