Vor dem Verdursten
Haiti 2011. Fito Belmar, ein erfolgereicher Architekt und Schriftsteller führt ein Doppelleben. Er setzt sich für die Erdbebenopfer ein, kann aber gleichzeitig den blutjungen Mädchen nicht widerstehen, die sich in den Flüchtlingslagern aus Not...
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Produktinformationen zu „Vor dem Verdursten “
Haiti 2011. Fito Belmar, ein erfolgereicher Architekt und Schriftsteller führt ein Doppelleben. Er setzt sich für die Erdbebenopfer ein, kann aber gleichzeitig den blutjungen Mädchen nicht widerstehen, die sich in den Flüchtlingslagern aus Not prostituieren. Der Besuch einer japanischen Journalistin, die ihn als Autor bewundert, könnte seinem Leben eine neue Wendung geben. Eine eindringliche Schilderung der Lage Haitis ein Jahr nach dem Erdbeben, die auch die internationale Hilfe kritisch beleuchtet.
Klappentext zu „Vor dem Verdursten “
Haiti, Anfang 2011. Fito Belmar könnte als Erfolgsautor und Architekt ein ruhiges Leben zwischen seinen Freunden und seiner Geliebten führen, wäre da nicht eine dunkle Seite seiner Persönlichkeit, die er in Canaan, einem Lager für Erdbebenopfer, auslebt. In dem "gelobten Land" in der Nähe der Hauptstadt leben in Notunterkünften aus Plastikplanen über 80 000 Menschen; Gewalt, Bandenkriminalität, Drogenhandel und Prostitution sind allgegenwärtig. Fito, der ursprünglich im Rahmen eines Projekts zur Verbesserung der Lebensbedingungen in das Lager gekommen ist, kämpft vergeblich gegen seine Neigung zu den blutjungen Mädchen an, die sich dort aus Not dem Meistbietenden hingeben. Der Besuch von Tatsumi, einer japanischen Journalistin, die eine Reportage über Haiti verfassen soll, bringt ihn zusätzlich in Bedrängnis: Fito muss sein Geheimnis vor ihr verbergen, fühlt sich aber auch zu ihr hingezogen.Platz 6 der litprom-Bestenliste "Weltempfänger" Nr. 21
Lese-Probe zu „Vor dem Verdursten “
Fito sah auf seine Uhr. Sechs Uhr fünfzig, er würde rechtzeitig bei seiner Verabredung sein. Die Scheinwerfer des Jeeps ließen die schrundigen Stämme der Niembäume am Rand der Nationalstraße Nummer eins flüchtig aufleuchten. Der Verkehr floss, das Fahrzeug kam schnell voran. Ein abrupter, befreiender Übergang nach den Staus, die ihn fast eine Stunde lang bis zur Ausfahrt von Bon Repos aufgehalten hatten. Fito fröstelte ein wenig, regelte aber die Klimaanlage nicht herunter. Um sein heißes Blut abzukühlen. Schon bald würde ihm unter einem zusammengebastelte Obdach der Schweiß in Strömen ausbrechen. Je weiter er vorankam, desto spärlicher wurde die Vegetation. Bald würde er die Kreuzung der Route-Neuf bei der Ausfahrt zur Cité Soleil erreichen, den Knotenpunkt aller Gefahren. Unter einem Oleanderbusch sah er sie stehen. Er wusste sie dort wie bei den anderen Malen, aber bei ihrem Anblick klopfte sein Herz heftig und die Kehle zog sich ihm zusammen. Er fuhr vom Asphalt herunter auf den unbefestigten Seitenstreifen und entriegelte die Türen. Als die beiden Männer einstiegen, drängte sich die Nacht in das Innere des Fahrzeugs. Draußen war es fast lautlos, nur Grillen zirpten im Brombeergestrüpp ringsum, und in der Ferne brummte der Motor eines kräftigen Generators.Die drei Passagiere im Wagen begrüßten sich kurz. Nach ungefähr einem Kilometer sagte der Onkel: 'Ralenti ... vire la a, patron. - Fahr langsam, Boss. Bieg hier ab.' Fito nahm rechts einen steinigen Weg. Man musste zunächst an Corail entlangfahren, dem Lager für Katastrophenopfer mit seinen geordneten Zeltreihen, aufgestellt von ausländischen Soldaten. Weiter oben bedeckte Canaan in denkbarster Unordnung verstreute nackte Hügel oberhalb der Nordroute und reichte auf dem rückseitigen Abhang in Richtung der Nationalstraße Nummer 3 bis an die Ausläufer des Morne- à-Cabris. Heißer, unfruchtbarer Tuffboden. Vereinzelte Gruppen Niembäume und Kakteen, denen die Vertriebenen Karrees für ihre Quartiere entrissen hatten.
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Canaan, eine Mischung aus Frauen, Kindern, Männern, aus Lachen und Weinen, aus Hunger und Durst. Eine chaotische Ansammlung von Karrees aus Sperrholz und vorwiegend blauen, planengedeckten Behausungen mit eingestanzten internationalen Kürzeln, die wie ein riesiger Pilz aus dem Boden geschossen, schnell von Hügel zu Hügel geklettert war und diese mit einem Geflecht ausvertriebenen Leben bedeckt hatte. Jenseits des augenscheinlichen Chaos' herrschte dort jedoch eine subtile Ordnung. Es gab bereits Canaan 1 und Canaan 2, und im Rhythmus, in dem weitere Menschen hinzukämen, würden weitere Canaans sich immer mehr in den durstigen Vertiefungen der Erde ausbreiten. Hie und da entstanden Häuser aus festem Material und gaben dem Ort seine Topografie als offizielles Elendsviertel der Zukunft. Und überall der Staub, in Haaren, Augen, Händen, Gesäßspalte, Beinen, eingenistet im intimsten Lebensbereich. Canaan, ein trockener, gottverlassener Ort, den einige Hundert Katastrophenopfer aus der Gegend sofort nach dem Erdbeben besetzt und zum Gelobten Land ausgerufen hatten. Ein Jahr später waren sie, wenig verlässlichen Statistiken zufolge, achtzigtausend. Eine NGO suchte nach Wasser und versprach eine Wasserleitung einzurichten, auf die man nun schon seit Monaten wartete. In der Zwischenzeit musste man das kostbare Nass kaufen. Anfangs kamen ein paar Tanklaster, bestellt von karitativen Organisationen, und kippten ihren Inhalt in die Eimer und drums des Volkes. Dann kam es zum Kampf, den zumeist die Stärksten gewannen. Um Wasser, das hinterher, aufgeteilt wie kleine Speckwürfel, teuer weiterverkauft wurde. In Canaan hatte alles einen Preis: das ausgeplünderte Stück Erde, das äußerst knappe Wasser, Haushaltswaren, Kosmetik, Brot, Internet, die zweifelhafte Sicherheit, Marihuana und Crackkugeln, Sex in allen Formen.
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Autoren-Porträt von Kettly Mars
Kettly Mars, geboren 1958 in Port-au-Prince, Haiti, erhielt eine klassische Schulbildung und arbeitete als Verwaltungsangestellte. Ab den 90er Jahren wurde sie in Haiti als Lyrikerin bekannt. Es folgten Prosawerke, die internationale Anerkennung fanden. In Deutschland machte sie sich durch die Romane "Fado" (2010) und "Wilde Zeiten" (2012) einen Namen als Autorin, die scharfsichtig die zwielichtigen Zonen des Lebens erkundet und vor brisanten Themen nicht zurückschreckt. 2011 wurde sie mit dem Prins-Claus-Preis der Niederlande ausgezeichnet.
Bibliographische Angaben
- Autor: Kettly Mars
- 2013, ungek. Ausg., 128 Seiten, Maße: 13,4 x 21,1 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Übersetzer: Ingeborg Schmutte
- Verlag: litradukt
- ISBN-10: 3940435139
- ISBN-13: 9783940435132
- Erscheinungsdatum: 28.06.2013
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