Wächter der Ewigkeit / Wächter Bd.4
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Nach den Bestsellern "Wächter der Nacht", "Wächter des Tages" und "Wächter des Zwielichts" nun der Höhepunkt in Sergej Lukianenkos einzigartiger Mystery-Saga um die sogenannten "Anderen" - Vampire, Hexen, Magier, Gestaltwandler -, die seit ewigen Zeiten unerkannt in unserer Mitte leben.
Längst ist der Friede zwischen den Mächten des Lichts und den Mächten der Dunkelheit zusammengebrochen, und auf Moskaus Straßen tobt eine unerbittliche Schlacht. Da taucht eine rätselhafte Kraft auf, die das Schicksal der Welt für immer entscheiden wird ...
Sergej Lukianenkos Wächter-Romane: eine einzigartige Mischung aus Horror und Fantasy, die als Vorlage für die erfolgreichsten russischen Filme aller Zeiten diente und auch in Deutschland längst Kultstatus erreicht hat.
Nach den Bestsellern 'Wächter der Nacht', 'Wächter des Tages' und 'Wächter des Zwielichts' nun der Höhepunkt in Sergej Lukianenkos einzigartiger Mystery-Saga um die sogenannten 'Anderen' - Vampire, Hexen, Magier, Gestaltwandler -, die seit ewigen Zeiten unerkannt in unserer Mitte leben.
Längst ist der Friede zwischen den Mächten des Lichts und den Mächten der Dunkelheit zusammengebrochen, und auf Moskaus Straßen tobt eine unerbittliche Schlacht. Da taucht eine rätselhafte Kraft auf, die das Schicksal der Welt für immer entscheiden wird ...
Sergej Lukianenkos Wächter-Romane: eine einzigartige Mischung aus Horror und Fantasy, die als Vorlage für die erfolgreichsten russischen Filme aller Zeiten diente und auch in Deutschland längst Kultstatus erreicht hat.
"Einzigartig! Eine atemberaubende Mischung aus Dostojewski und 'Dawn of the Dead'!" New Statesman
"So subtil und charmant, wie es nicht mehr zu lesen war seit Bram Stokers 'Dracula'-Roman." Süddeutsche Zeitung
"Sie kennen Sergej Lukianenko nicht? Dann sollten Sie ihn kennenlernen! Er ist einer der populärsten russischen Autoren der Gegenwart. Und einer der besten!" New York Times
Wächter der Ewigkeit von Sergej Lukianenko
LESEPROBE
Prolog
Lächelndsah Lera Viktor an. In jedem Mann - und mochte ernoch so erwachsen sein - steckte ein kleiner Junge. Viktor war jetztfünfundzwanzig und damit natürlich erwachsen. Mit der ganzen Überzeugung einerverliebten neunzehnjährigen Frau würde Valerija dieseAnsicht verteidigen.
»Verliese«,flüsterte sie Viktor ins Ohr. »Verliese und Drachen. Huhu!«
Vitjaschnaubte. Sie saßen in einem Raum, der schmutzig gewirkt hätte, wäre er nichtso dunkel gewesen. Um sie herum drängten sich aufgeregte Kinder und verlegenlächelnde Erwachsene. Auf einer mit mystischen Symbolen bemalten Bühne alberteein junger Mann mit weiß geschminktem Gesicht und wallendem schwarzen Umhangherum. Von unten strahlten ihn einige purpurrote Lampen an.
»Gleichwerden Sie dem Entsetzen begegnen!«, schrie der Mannmit gedehnter Stimme. »Ah! Ah, ah, ah! Selbst mir jagt das, was Sie sehenwerden, Angst ein!«
SeineAussprache war so klar und artikuliert, wie es nur bei Schauspielstudenten derFall ist. Sogar Lera, die kaum Englisch sprach,verstand jedes Wort.
»Mir hatdas unterirdische Budapest gefallen«, flüsterte Viktor ihr zu. »Dort gibt esechte alte Katakomben wirklich interessant.«
»Und dashier ist nur ein großes Gruselkabinett.«
Viktornickte entschuldigend. »Dafür ist es kühl«, meinte er.
Der Septemberin Edinburgh war heiß. Am Morgen hatten Vitja und Lera Edinburgh Castle besucht,das Hauptziel aller touristischen Wallfahrten. Anschließend hatten sie in einemder unzähligen Pubs etwas gegessen und ein Pint Bier getrunken. Und jetzt hatten sie etwas gefunden,wo sie der Mittagshitze entkommen konnten.
»Sie wollenes sich wirklich nicht noch einmal überlegen?«, erkundigtesich der Mime im schwarzen Umhang mit beschwörender Stimme.
Hinter Lera ließ sich leises Weinen vernehmen. Als sie sich umdrehte,stellte sie erstaunt fest, dass da ein etwa sechzehnjähriges - also ein fastschon erwachsenes - Mädchen weinte, das bei ihrer Mutter und ihrem kleinenBruder stand. Von irgendwoher aus der Dunkelheit tauchten Angestellte auf, um raschdie ganze Familie hinauszuführen.
»Das istdie Kehrseite des europäischen Wohlstands«, stellte Vitjaoberlehrerhaft fest. »Würde in Russland einerwachsenes Mädchen in einem Gruselkabinett Angst kriegen? Das allzu ruhigeLeben bringt die Leute dazu, sich vor allen möglichen Albernheiten zu fürchten«
Leraverzog das Gesicht. Viktors Vater war Politiker. Kein sehr einflussreicher,dafür aber ein ausgesprochen patriotischer, der stets und überall dieVerderbtheit der westlichen Zivilisation nachzuweisen wusste. Was ihn freilichnicht daran hinderte, seinen Sohn zum Studium nach Edinburgh zu schicken. UndViktor, der zehn Monate im Jahr im Ausland verbrachte, wiederholte hartnäckigdie väterlichen Tiraden. Einen Patrioten wie ihn traf man in Russland kaum nochan. Mitunter amüsierte Lera das, manchmal ärgerte essie aber auch ein wenig.
Glücklicherweiseging der Einleitungsteil gerade zu Ende, und der gemächliche Streifzug durch»Schottlands Verliese« begann. Unter einer Brücke in der Nähe des Bahnhofshatten geschäftstüchtige Menschen triste Betonräume in winzige Kämmerchenunterteilt. Sie hatten trübe Glühbirnen installiert und überall Stofffetzen undPlastikspinnennetze aufgehängt. Die Wände zierten Bilder von Wahnsinnigen undMördern, die Edinburgh im Laufe seiner langen Geschichte heimgesucht hatten.Und so unterhielt man die lieben Gäste.
»Das istein spanischer Stiefel!«, verkündete die junge, in Lumpengehüllte Frau, die sie durch dieses Zimmer führte, mit heulender Stimme. »Einschreckliches Folterinstrument!« Begeistert kreischten die Kinder auf. DieErwachsenen dagegen schauten betreten drein, als habe man sie dabei erwischt, wiesie Seifenblasen aufsteigen ließen oder mit Puppen spielten. Um der Langeweilezu entgehen, blieben Lera und Viktor zurück undküssten sich unter dem Geleier der Fremdenführer. Ein halbes Jahr waren siejetzt bereits zusammen.
Beidekonnten sich des außergewöhnlichen Gefühls nicht erwehren, diese Beziehungentwickle sich für sie zu etwas Besonderem. »Jetzt gehen wir durchsSpiegellabyrinth!«, teilte der Fremdenführer mit.
So komischdas auch klingen mochte - das stellte sich in der Tat als interessant heraus. Lera hatte immer geglaubt, bei den Beschreibungen vonSpiegellabyrinthen, in denen man sich verirrte und mit voller Wucht mit derStirn gegen das Glas prallte, handle es sich um Übertreibungen. Wie sollte man dennnicht erkennen, wo Glas, wo ein Durchgang war? Jetzt zeigte sich indes: daskonnte passieren. Sogar sehr leicht. Lachend liefen sie gegen die kaltenSpiegelflächen, tasteten mit den Armen herum, irrten durch den lärmendenMenschenreigen, der im Nu von einer Hand voll Personen zu einer wahren Masseanschwoll. Viktor winkte zwischendurch jemandem einladend zu, und als sieendlich aus dem Labyrinth heraus waren - perfiderweisewar die Tür auch als Spiegel getarnt -, blickte er sich lange um.
»Suchst dujemanden?«, fragte Lera.
»Nö.«Viktor lächelte. »Unsinn.«
Dannfolgten noch einige Säle mit den finsteren Attributen mittelalterlicher Kerkerund schließlich der »Blutfluss«. Die Besucher, inzwischen still geworden,setzten sich in einen langen metallenen Kahn, der langsam über das dunkleWasser »ins Schloss zu den Vampiren« glitt. Hohngelächter und bedrohliche Stimmenzerrissen die Dunkelheit. Über ihren Köpfen schlugen unsichtbare Flügelzusammen. Das Wasser grummelte. Der Eindruck wurde einzig dadurch zunichtegemacht, dass der Kahn bloß fünf Meter fuhr - danach gaukelten denBootsinsassen ins Gesicht blasende Ventilatoren die Bewegung vor.
Gleichwohlwirkte der Horror auf Lera. Sie schämte sich für ihreAngst, empfand sie aber dennoch. Viktor und sie saßen auf der letzten Bank, umsie herum war niemand, vorn stöhnten und kicherten die Schauspieler gemäß ihrerVampirrolle, hinter ihnen
Hinterihnen war Leere.
Trotzdemwollte Lera das Gefühl nicht verlassen, da wärejemand.
»Vitja, ich habe Angst«, stieß Lerahervor und griff nach seiner Hand.
»Dummerchen«, flüsterte ihr Viktor ins Ohr. »Fang mir jetzt bloß nicht an zu weinen, okay?«
»Gut«,versicherte Lera.
»Ha, ha,ha! Hier sind schreckliche Vampire!«, imitierte Viktor den Tonfall derSchauspieler. »Ich spüre genau, wie sie sich an mich heranschleichen!«
Leraschloss die Augen und packte seine Hand noch fester. Jungs! Sie alle sindJungs, selbst mit grauen Haaren noch! Weshalb musste er sie so erschrecken?
»Autsch!«, schrie Viktor durch und durch überzeugend auf. Um dannhinzuzufügen: »Jemand jemand beißt mich in den Hals «
»Blödmann!«, meinte Lera lakonisch, ohnedie Augen zu öffnen. »Lerka, jemand trinkt mein Blut«, brachte Viktor mit verzagter und ersterbender Stimme heraus. »Aber ich habenicht einmal Angst wie im Traum «
Ein kalterWind wehte aus den Ventilatoren, das Wasser gluckerte gegen den Kahn, wildeStimmen heulten. In der Luft hing sogar ein Geruch, der an Blut erinnerte.Kraftlos sank Viktors Hand nach unten. Voller Wut kniff Leraihn heftig in die Hand, doch Viktor zuckte nicht einmal zusammen.
»Du machstmir Angst, du Blödmann«, rief Lera ziemlich laut.
Viktorantwortete nicht, sackte allerdings sanft gegen sie. Damit sah die Situationschon nicht mehr ganz so furchtbar aus. »Ich werde dir noch selbst die Kehledurchbeißen!«, drohte Lera.Das schien Viktor peinlich zu berühren. Er schwieg. Zu ihrer eigenenÜberraschung fügte Lera hinzu: »Und dann trinke ichdein ganzes Blut. Hast du verstanden? Sofort nach unserer Hochzeit.«
Zum erstenMal sprach sie dieses Wort im Zusammenhang mit ihrer Beziehung aus. Wie gebanntwartete sie auf Viktors Reaktion. Schließlich musste jeder unverheiratete Mannauf das Wort »Hochzeit« reagieren! Entweder erschrocken oder begeistert. Viktorschien jedoch an ihrer Schulter eingedöst zu sein. »Hab ich dich erschreckt?«, fragte Lera. Dann lachte sienervös. Und öffnete die Augen. Um sie herum herrschte nach wie vor Dunkelheit,obwohl das Geheul sich inzwischen gelegt hatte. »Gut ich werde dich nichtbeißen. Und zu heiraten brauchen wir auch nicht!«
Viktor schwieg.
DieMechanik quietschte, der Eisenkahn fuhr noch einmal fünf Meter durch denschmalen ausbetonierten Graben. Ein trübes Licht ging an. Die lärmenden Blagenströmten zum Ufer. Ein Mädchen von drei, vier Jahren hielt ihre Mutter bei derHand und nuckelte an einem Finger, während sie immer wieder den Kopfzurückdrehte und Lera nicht aus den Augen ließ. Wasinteressierte sie denn bloß so? Eine junge Frau, die in einer ausländischenSprache sprach? Nein, das konnte nicht sein, nicht in Europa ()
© HeyneVerlag
Übersetzung:Christiane Pöhlmann
- Autor: Sergej Lukianenko
- 2007, Deutsche Erstausgabe, 448 Seiten, Maße: 13,5 x 20,6 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453522559
- ISBN-13: 9783453522558