Wandlungen einer Ehe
Roman
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Produktinformationen zu „Wandlungen einer Ehe “
Am Vorabend des Zweiten Weltkriegs kreuzen sich die Wege dreier Menschen unterschiedlicher gesellschaftlicher Herkunft auf schicksalhafte Weise. Ein großer Roman um Lüge und Leidenschaft, Sehnsucht und Vergänglichkeit."Für den Abend des Galadiners wählte ich eine reinseidene weiße Robe, legte die Blaufuchs-Stola um, steckte mir das Veilchensträußchen mit dem lila Band in den Ausschnitt - dem gleichen Band, wie ich es kürzlich in der Brieftasche meines Mannes gefunden hatte.
Ich war so schön an jenem Abend, daß selbst er, mein Mann, es bemerkte, als er zufällig meinen Blick im Spiegel streifte. Lßzßr, der Schriftsteller, geleitete mich in den festlich erleuchteten Wintergarten und sprach mich auf meine außergewöhnliche Ausstrahlung an: Sind Sie verliebt? Ja, antwortete ich. In meinen Mann. Und ich habe mir vorgenommen, ihn heute abend zurückzuerobern."
Sándor Márais (1900 - 1989) Werke waren in seiner Heimat lange verboten und werden nun in aller Welt wiederentdeckt.
Klappentext zu „Wandlungen einer Ehe “
Lüge und Leidenschaft, Sehnsucht und Vergänglichkeit - das neue Meisterwerk von Sándor Márai: ein Herr, eine Dame, ein Dienstmädchen. Das ist das Personal dieses großen Romans um Liebe und Betrug, um wahre und ersehnte Gefühle, um Aufrichtigkeit und Befangenheit in gesellschaftlicher Konvention. Zugleich ist es ein Abgesang auf die großbürgerliche mitteleuropäische Welt.Lese-Probe zu „Wandlungen einer Ehe “
Wandlungen einer Ehe von Sándor Márai
LESEPROBE
Du, schau dir mal den Mann dort an. Nein, warte, jetzt
nicht, dreh dich zu mir und laß uns plaudern. Ich möchte nicht, daß er
herschaut und mich sieht, ich möchte nicht, daß er mich grüßt. Jetzt kannst du
dich wieder umdrehen ... Der Kleine, Untersetzte im Pelzmantel mit dem
Marderkragen? Aber nein. Der dort, der Große, Bleiche im schwarzen Mantel, der
jetzt mit dem mageren blonden Konditoreifräulein redet. Jetzt kauft er
kandierte Orangenschalen. Komisch, mir hat er nie kandierte Orangenschalen
mitgebracht.
Was mit mir los ist? ... Nichts. Warte, ich muß mir die Nase putzen.
Ist er weg? Sag s mir, wenn er weg ist.
Jetzt zahlt er? ... Was hat er für eine Brieftasche? Schau gut hin, ich selbst
mag nicht hin sehen. Ist es eine aus braunem Krokodilleder? ... Ja? Siehst du,
das freut mich.
Warum? Einfach so. Na ja, die Brieftasche habe ich ihm geschenkt, zum
vierzigsten Geburtstag. Das war vor zehn Jahren. Ob ich ihn geliebt habe? ...
Da fragst du etwas Schwieriges. Ja, ich glaube, ich habe ihn geliebt. Ist er jetzt
weg? ...
Gut, daß er gegangen ist. Warte, ich will mir die Nase pudern. Sieht man, daß
ich geweint habe? ... Blöd, aber so ist man eben. Noch immer bekomme ich
Herzklopfen, wenn ich ihn sehe. Ob ich sagen kann, wer das war? Natürlich,
Liebes, es ist kein Geheimnis. Das war einmal mein Mann.
Du, laß uns Pistazieneis bestellen. Ich verstehe nicht, warum man sagt, im
Winter könne man kein Eis essen. Ich komme am liebsten im Winter in diese
Konditorei, um Eis zu essen. Manchmal denke ich, man kann alles, ganz einfach,
weil es möglich ist, es braucht gar nicht gut oder sinnvoll zu sein. Aber seit
ich allein lebe, komme ich im Winter überhaupt gern hierher, zwischen fünf und
sieben. Ich mag diesen roten Salon mit dem Mobiliar aus dem letzten
Jahrhundert, die alten Konditoreifräuleins, die Spiegelfenster und das
Großstädtische des Platzes davor, die Leute, die ein und aus gehen. Etwas
Warmes ist in alldem, ein Hauch von Jahrhundertwende. Und hier gibt es den
besten Tee, hast du es gemerkt? ...
Ich weiß, heute gehen die Frauen nicht mehr in die Konditorei, sondern ins Espresso,
wo alles rasch abgewickelt wird und man sich nicht bequem hinsetzen kann, der
Kaffee kostet vierzig Fillér, und zu Mittag ißt man einen Salat, das ist die
neue Welt. Ich hingegen gehöre noch zur alten Welt, ich brauche noch diese
feine Konditorei mit ihrem Mobiliar, ihren Seidentapeten und ihren alten
Gräfinnen und Erzherzoginnen und Spiegelschränken. Ich sitze nicht täglich
hier, wie du dir wohl denken kannst, aber im Winter schaue ich ab und zu
herein, es ist ein angenehmer Ort. Früher haben wir uns oft hier getroffen,
mein Mann und ich, zur Teezeit, nach sechs, wenn er aus dem Büro kam.
Ja, auch jetzt ist er aus dem Büro gekommen. Zwanzig nach sechs, das ist seine
Zeit. Noch heute kenne ich jeden seiner Schritte so genau, als lebte ich sein
Leben. Um fünf vor sechs klingelt er nach dem Diener, sein Mantel und Hut
werden abgebürstet, man hilft ihm hinein, dann macht er sich auf den Weg, läßt
den Wagen vorausfahren und folgt zu Fuß, um frische Luft zu schöpfen. Er hat
zuwenig Bewegung, deshalb ist er so blaß. Vielleicht auch aus anderen Gründen,
was weiß ich. Ich weiß es nicht, weil ich ihn nie sehe, nie mit ihm rede, seit
drei Jahren nicht mehr. Ich mag die zartbitteren Scheidungen nicht, bei denen
die Ehehälften Arm in Arm aus dem Gericht kommen, im berühmten
Stadtwäldchen-Restaurant gemeinsam zu Mittag essen, aufmerksam und liebevoll
miteinander, als wäre nichts geschehen, bis dann nach erfolgter Scheidung und
erfolgtem Mittagessen jeder seinen Weg geht. Ich bin eine Frau von anderen
Sitten und anderem Temperament. Ich glaube nicht daran, daß Mann und Frau nach
der Scheidung gute Freunde bleiben können. Eine Ehe ist eine Ehe, und eine
Scheidung ist eine Scheidung. So sehe ich das.
Und du, was meinst du? Allerdings warst du ja nie verheiratet.
Siehst du, ich glaube nicht, daß etwas, das die Menschen erfinden und dann
jahrtausendelang bedenkenlos wiederholen, eine reine Formalität ist. Für mich
ist die Ehe wirklich etwas Heiliges. Und die Scheidung halte ich für ein
Sakrileg. So bin ich erzogen worden. Aber ich glaube das auch aus anderen
Gründen, nicht nur, weil mich meine Erziehung und meine Religion dazu zwingen.
Ich glaube es, weil ich eine Frau bin und die Scheidung für mich ebensowenig
eine leere Formalität ist wie die Zeremonie auf dem Standesamt und in der
Kirche, die Körper und Seelen endgültig bindet. Und genauso werden bei der
Scheidung die Schicksale endgültig getrennt und auseinandergerissen. Als wir
uns scheiden ließen, bildete ich mir keinen Augenblick ein, mein Mann und ich
könnten »Freunde« bleiben. Er war natürlich nach wie vor höflich und aufmerksam
und auch großzügig, so wie es Sitte und Brauch verlangen. Ich hingegen war weder
höflich noch großzügig, sogar den Flügel habe ich mitgenommen, ja, so richtig
rachelüstern; am liebsten hätte ich die ganze Wohnung eingepackt, samt
Vorhängen und allem. Im Augenblick der Scheidung bin ich zu seiner Feindin
geworden, und das bleibe ich auch, solange ich lebe. Mich braucht er nicht zu
einem freundschaftlichen Abendessen ins Stadtwäldchen einzuladen, ich bin nicht
gewillt, die reizende Frau zu spielen, die zu ihrem Exmann in die Wohnung geht,
um nach dem Rechten zu sehen, weil der Diener die Wäsche stiehlt. Meinetwegen
mag man ihm alles stehlen, und wenn ich eines Tages höre, er sei krank, dann
gehe ich trotzdem nicht hin. Warum? ... Weil wir geschieden sind, versteh s
doch. Damit kann man sich nicht abfinden.
Wart mal, das will ich doch zurücknehmen, das mit der Krankheit. Ich möchte
nicht, daß er krank wird. Da würde ich ihn doch besuchen, im Sanatorium. Was
lachst du? ... Lachst du mich aus? Du meinst, ich hoffe, er würde krank, und
ich könnte ihn besuchen? Na klar hoffe ich das. Solange ich lebe, werde ich
hoffen. Aber sehr krank soll er doch nicht werden. Wie bleich er war, hast du
gesehen? ... Seit ein paar Jahren ist er immer so bleich.
Ich erzähle dir alles. Hast du Zeit? Ich habe sehr viel Zeit, leider.
© Piper Verlag
Übersetzung: Christina Viragh.
Autoren-Porträt von Sándor Márai
Autoren-Porträt von Sandor Marai
Sandor Marai, 1900 in Kaschau (KoÜice, heute Slowakei) geboren, lebte und studierte in verschiedenen europäischen Ländern, ehe er 1928 als Journalist nach Budapest zurückkehrte. Er verließ Ungarn 1948 aus politischen Gründen und ging 1952 in die USA, wo er bis zu seinem Freitod 1989 lebte.
Rezension zu „Wandlungen einer Ehe “
»Hier beschreibt Meistererzähler Sándor Márai sehr weise, wie schwer die Liebe lasten kann - ein Sittenbild der Gesellschaft zwischen den Kriegen, wie es sensibler selten zu finden ist.« SternProduktdetails
2004, 464 Seiten, Maße: 12 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch, Übersetzer: Christina Viragh, Verlag: Piper, ISBN-10: 3492241670, ISBN-13: 9783492241670
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