Yoga für Kühe

Niemand bemerkt, dass Nelliwieder ganz normal auf ihren vier Beinen steht. Sie schüttelt  sich kurz und kommt langsam zu uns rüber.Alle starren sie gebannt an.

»Also krank sieht sie nichtaus«, flüstert Gundl.

»Sie guckt, als hätte sie imLotto gewonnen«, flüstere ich zurück.

»Wie geht es dir, Nelli?« fragt Elsi vorsichtig. Nelli lächelt sanft: »Mir geht esblendend.«

»Und diese Verrenkungen?« will Mildred wissen. »Das ist Yoga«, sagt Nelli.

»Das ist was?« Gundl fährt sich aufgeregt mitder Zunge über die Nase.

»Yoga«, wiederholt Nelli,»Entspannungsübungen für Körper und Geist. Wenn ihr wollt, dann zeige ich euch,wie ihr ...«

Eine tiefe, viel zu lauteStimme unterbricht sie: »Hallo Mädels! Alles in Butter bei euch da drüben?«

Elsi schaut mich an undverdreht die Augen: »Der hat uns gerade noch gefehlt!«

Erich steht auf der anderenSeite, in respektvollem Abstand zum Zaun, und starrt neugierig zu unsererGruppe.

»Was tuschelt ihr denn da«,schnaubt er. »Konspiratives Kaffeekränzchen oder was?«

»Nelli kann Schoga«, sagt Mildred und macht ein wichtiges Gesicht.

»Yoga«, verbessert Nelli.

 »Was macht sie, Noga?« Erich stellt seine Ohren auf und macht sein dämlichstesGesicht.

»Yoga«, sagt Nelli nocheinmal und betont dabei jede Silbe. »Entspannungsübungen für ...«

»Entspannungsübungen?«Erichs dröhnendes Lachen schallt über die ganze Wiese.

»Da bin ich doch gernebehilflich! Mit Entspannungsübungen kenn ich mich aus!«

»Schwachkopf!« schnaubt Gundl verächtlich.Dann hebt sie plötzlich den Kopf.

»Ich höre den Traktor!Schluss für heute, es geht nach Hause. Vielleicht kann Nelli uns ja später mehrerzählen von ... von ...?«

»Yoga«, lächelt Nelli.

Wir setzen uns in Richtungdes näherkommenden Traktors in Bewegung.

»Heute Abend erklär ich euchalles, und morgen fangen wir mit den ersten Übungen an.«

Elsi sieht mich zweifelndan.

»Yoga für Kühe?« fragt sie und schüttelt den Kopf.

»Lass das bloß nicht denBauern wissen!«

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