Zeit der Hoffnung / Zeit Trilogie Bd.2
Roman
Bibliothekarin Dana gerät in Lebensgefahr, und dann taucht auch noch ihr Ex-Freund Jordan auf, der ihr einst das Herz brach.
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Produktinformationen zu „Zeit der Hoffnung / Zeit Trilogie Bd.2 “
Bibliothekarin Dana gerät in Lebensgefahr, und dann taucht auch noch ihr Ex-Freund Jordan auf, der ihr einst das Herz brach.
Klappentext zu „Zeit der Hoffnung / Zeit Trilogie Bd.2 “
Spannend, romantisch, sexy und geheimnisvoll!Nach ihrer Freundin Malory ist es jetzt an der attraktiven Bibliothekarin Dana Steele, das Rätsel um die drei keltischen Prinzessinnen zu lösen. Keine leichte Aufgabe, denn Dana gerät nicht nur plötzlich in Lebensgefahr, es tritt auch noch ein Mann wieder in ihr Leben, den sie am liebsten für immer vergessen hätte: Jordan Hawke, der ihr einst das Herz brach. Der allerdings scheint von Danas abweisender Haltung gar nicht beeindruckt zu sein und umwirbt seine störrische Exfreundin nach allen Regeln der Kunst ...
Lese-Probe zu „Zeit der Hoffnung / Zeit Trilogie Bd.2 “
Zeit der Hoffnung von Nora RobertsDeutsch von Margarethe van Pée
1
Dana Steele hielt sich für eine flexible, offene Frau, die ein gerüttelt Maß an Geduld, Toleranz und Humor besaß.
Wahrscheinlich stimmten nicht alle Menschen mit dieser Selbsteinschätzung überein, aber sie konnten ja auch nicht wissen, dass ihr Leben ohne ihr eigenes Zutun innerhalb eines Monats völlig aus der Bahn geraten war und eine so unerwartete Wendung genommen hatte, dass sie sich weder zurechtfand noch den eingeschlagenen Weg erklären konnte.
Also ließ sie sich einfach treiben.
Ohne mit der Wimper zu zucken, hatte sie hingenommen, dass Joan, die bösartige Direktorin der Bibliothek, ihre angeheiratete Nichte anderen Kandidaten, die qualifizierter, verlässlicher, gewissenhafter und ganz bestimmt attraktiver waren, vor die Nase gesetzt hatte. Aber sie, Dana, hatte sich doch gut gehalten und still ihre Arbeit gemacht, oder etwa nicht?
Und als durch die völlig ungerechtfertigte Beförderung der Nichte einer gewissen, wesentlich qualifizierteren Angestellten die Arbeitszeit und das Gehalt gekürzt wurden, hatte sie da die grässliche Joan und die unablässig stichelnde Sandi gewürgt, geviertelt und in die Umlaufbahn geschossen?
Nein, natürlich nicht. Und das bewies doch, wie gut sie sich beherrschen konnte.
Als ihr gieriger Blutsauger von Vermieter ihr zudem die Miete erhöht hatte, hatte sie ihm da etwa eine Stinkbombe vor die Tür gelegt? Nein, im Gegenteil, wieder einmal hatte sie heroische Selbstbeherrschung gezeigt.
Eigentlich sollten diese Tugenden schon Belohnung genug sein, aber Dana zog leider greifbarere Erfolge vor.
... mehr
Wer immer diesen Quatsch erfunden hatte, dass sich eine Tür öffnete, wenn sich ein Fenster schloss, der verstand nichts von keltischen Göttern. Danas Tür hatte sich nicht nur geöffnet, sondern sie war aus den Angeln gehoben worden.
Und jetzt saß sie trotz der Erlebnisse in den letzten vier Wochen hinten im Auto ihres Bruders und fuhr mit ihm wieder einmal die steile, kurvenreiche Straße zu dem prächtigen Haus am Warrior's Peak hinauf.
Dieses Mal stürmte es nicht wie damals, als sie und noch zwei andere Frauen von Rowena und Pitte eine Einladung zu »Cocktails und Gesprächen« bekommen hatten. Und dieses Mal fuhr sie auch nicht allein, und vor allem wusste sie genau, was sie erwartete und worauf sie sich eingelassen hatte.
Sie schlug ihr Notizbuch auf und las ihre Zusammenfassung der Geschichte, die sie bei ihrem ersten Besuch auf Warrior's Peak gehört hatte.
Der junge keltische Gott, der König werden soll, verliebt sich während seines obligatorischen Aufenthalts in der Welt der Sterblichen (der meiner Meinung nach am Frühlingsanfang stattfindet) in ein Mädchen. Die Eltern lassen ihn gewähren, brechen die Regeln und erlauben ihm, das Mädchen hinter den Vorhang der Träume oder der Macht, wie er auch genannt wird, in das Reich der Götter zu bringen.
Einige Götter finden das gut, andere aber werden stinksauer. Es folgen Krieg, Streitigkeiten und Intrigen.
Der junge Gott wird König und macht die sterbliche Frau zur Königin. Sie bekommen drei Töchter.
Jede Tochter -sie sind alle Halbgöttinnen -hat eine besondere Gabe. Bei der einen ist es Kunst oder Schönheit, bei der zweiten Wissen oder Wahrheit, bei der dritten Mut oder Tapferkeit.
Die Schwestern stehen sich sehr nahe und wachsen zu glücklichen jungen Frauen heran, bla bla bla, sorgsam bewacht von der Lehrerin und dem Krieger, denen der Gottkönig diese Aufgabe übertragen hat.
Die Lehrerin und der Krieger verlieben sich ineinander und sind so abgelenkt, dass sie nicht mehr auf die Mädchen aufpassen.
In der Zwischenzeit schmieden Bösewichter ein Komplott. Sie wollen keine Menschen oder Halbgötter in ihrer Welt, vor allem nicht in Machtpositionen. Dunkle Mächte gehen ans Werk. Ein besonders böser Zauberer (der wahrscheinlich mit der Bibliotheksdirektorin Joan verwandt ist) ist ihr Anführer. Er belegt die Töchter mit einem Zauber, während die Lehrerin und der Krieger sich anhimmeln. Die Seelen der Töchter werden gestohlen und in einen Glaskasten, den Kasten der Seelen, eingeschlossen, der nur mit drei Schlüsseln, die Menschenhände drehen müssen, geöffnet werden kann. Die Götter wissen zwar, wo die Schlüssel sind, aber von ihnen kann keiner den Zauber brechen und die Seelen befreien.
Lehrerin und Krieger werden verbannt und durch den Vorhang der Träume in die Welt der Sterblichen gejagt. Dort kommen in jeder Generation drei Frauen zur Welt, die in der Lage sind, die Schlüssel zu finden und den Fluch zu beenden. Lehrerin und Krieger müssen die Frauen finden, und diese Frauen dürfen sich frei entscheiden, ob sie die Suche annehmen oder ablehnen.
Jede hat eine Mondphase lang Zeit, um einen Schlüssel zu finden. Wenn die Erste versagt, ist das Spiel vorbei. Und es gibt auch eine Strafe -jede verliert irgendein Jahr ihres Lebens. Hat sie jedoch Erfolg, macht sich die Zweite auf die Suche und so weiter. Ein widerlich kryptischer Hinweis -die einzige Hilfe, die Lehrerin und Krieger den drei glücklichen Auserwählten geben dürfen -erfolgt zu Beginn des Vier-Wochen-Zyklus.
Ist die Suche erfolgreich beendet, wird der Kasten der Seelen geöffnet, und die Glastöchter werden befreit. Und die drei Frauen bekommen jede eine Million Dollar.
Eine hübsche Geschichte, überlegte Dana. Allerdings wohl nur so lange, bis man herausfand, dass es gar keine Geschichte war, sondern Wirklichkeit. Und bis man erkannte, dass man eine von den drei Frauen war, die auserkoren waren, den Kasten der Seelen zu öffnen.
Danach war alles nur noch äußerst seltsam. Und gab man dann noch den dunklen, mächtigen Zauberergott Kane dazu, der nicht zulassen wollte, dass man Erfolg hatte und einen Dinge sehen ließ, die gar nicht da waren, dann konnte man echt Angst bekommen.
Aber die Situation hatte auch ihr Gutes. Sie war zwei wirklich interessanten Frauen begegnet, und da sie von Anfang an das Gefühl gehabt hatten, sich schon ihr ganzes Leben lang zu kennen, hatten sie beschlossen, gemeinsam ein Geschäft zu eröffnen. Und eine Frau war die große Liebe ihres Bruders geworden.
Malory Price, die organisierte Geschäftsfrau mit dem Herzen einer Künstlerin, hatte nicht nur einen Zauberer, der bereits ein paar tausend Jahre auf dem Buckel hatte, überlistet, sondern auch den Schlüssel gefunden, das Schloss aufgeschlossen und den Kerl in seine Schranken verwiesen. Und das alles in knapp vier Wochen.
Dana und ihrer Freundin Zoe würde es schwer fallen, noch besser zu sein.
Andererseits, dachte Dana, waren Zoe und sie nicht durch irgendwelche romantischen Verstrickungen abgelenkt. Und sie, Dana, hatte kein Kind wie Zoe, für das sie sorgen musste. Nein, Dana Steele war frei wie ein Vogel und brauchte sich nur voll und ganz auf den Schlüssel zu konzentrieren.
Wenn sie als Nächste am Zug war, dann sollte Kane sich warm anziehen.
Dabei hatte sie gar nichts gegen Romantik, überlegte sie, und schlug das Notizbuch wieder zu, während sie müßig aus dem Fenster blickte. Nein, sie mochte Männer.
Na ja, die meisten Männer.
Vor einer Million Jahren war sie sogar mal in einen verliebt gewesen. Aber damals war sie jung und dumm gewesen. Jetzt war sie viel klüger.
Jordan Hawke mochte ja nach Pleasant Valley zurückgekommen sein, und er mochte auch versucht haben, bei der Suche nach dem Schlüssel mitzumischen, aber er gehörte einfach nicht mehr zu Danas Welt.
Für sie war er nicht existent, es sei denn, er wand sich nach irgendeinem schrecklichen Unfall vor Schmerzen oder er hatte eine schwere, entstellende Krankheit.
Blöd war nur, dass ihr Bruder Flynn so geschmacklos war, ihn zum Freund zu haben. Aber das konnte sie Flynn verzeihen. Insgeheim rechnete sie ihm seine Treue sogar hoch an, denn immerhin kannten er, Jordan und Bradley Vane sich schon seit Kindertagen.
Und irgendwie hatten Jordan und Brad ja ebenfalls mit der Geschichte zu tun. Damit würde sie sich eben abfinden müssen.
Als Flynn einbog, um durch das offene Eisentor zu fahren, hob sie den Kopf, um zu den beiden riesigen Steinkriegern emporzublicken, die die Einfahrt zum Haus bewachten.
Groß, gut aussehend und gefährlich, dachte Dana. Solche Männer hatten ihr immer schon gefallen - selbst wenn es nur Skulpturen waren.
Sie selber hätte gut zu diesen Steinkriegern gepasst - sie war groß und hatte die Figur einer Amazone. Dana fuhr sich mit den Fingern durch die langen braunen Haare. Seit Zoe, die seit kurzem arbeitslose Friseurin und Danas neue beste Freundin war, ihr einen neuen Haarschnitt und Strähnchen verpasst hatte, fielen sie glockenförmig um ihr Gesicht, ohne dass Dana etwas dafür tun musste. Das ersparte ihr morgens viel Zeit, was sie sehr schätzte, zumal sie zu so einem Zeitpunkt nie auf der Höhe war. Und die Frisur schmeichelte ihr, was ihrer Eitelkeit entgegenkam.
Mit ihren tiefdunkelbraunen Augen blickte sie auf das elegante, weitläufige Gebäude. Halb Schloss, halb Festung, lag es wie ein Traumbild auf dem Hügel, und die Zinnen und Türme ragten in den nachtschwarzen Himmel.
Die zahlreichen Fenster waren hell erleuchtet, und doch gab es so viele Geheimnisse dahinter.
Dana lebte im Valley, seit sie vor siebenundzwanzig Jahren das Licht der Welt erblickt hatte. All die Jahre hatte sie das Gebäude auf dem Hügel fasziniert. Es war ihr stets vorgekommen wie ein Märchenschloss. Sie hatte sich oft gefragt, wie es wohl sein mochte, dort zu wohnen, durch die Zimmer zu wandern, oben auf den Zinnen zu stehen oder von einem der Türme herunterzublicken. Wie mochte es wohl sein, so hoch oben zu leben, in so prachtvoller Einsamkeit, mitten in den majestätischen Hügeln und mit dem Wald direkt vor der Tür.
Dana beugte sich vor zu Flynn und Malory. Sie waren so süß zusammen, dachte sie. Flynn mit seiner schlampigen, gelassenen Art und Malory mit ihrem Bedürfnis nach Ordnung. Flynn mit seinen schläfrigen grünen Augen und Malory mit ihren strahlend blauen. Mal mit ihrem elegant koordinierten Outfit und Flynn, der sich schon glücklich schätzen konnte, wenn er zwei zueinander passende Socken trug.
Ja, dachte Dana, sie waren wirklich ein perfektes Paar.
Sie betrachtete Malory mittlerweile als Schwester durch Umstände und Schicksal. Schließlich war auch Flynn damals nicht anders ihr Bruder geworden, als ihre Eltern heirateten und jeder ein Kind mit in die Ehe brachte.
Als ihr Dad krank geworden war, war Flynn ihr eine große Stütze gewesen. Vermutlich hatten sie sich damals gegenseitig geholfen. Dann hatten die Ärzte ihrem Vater empfohlen, in ein wärmeres Klima zu ziehen, und Flynns Mutter hatte ihrem Sohn die Verantwortung für den Valley Dispatch übergeben. Mit einem Schlag war er Verleger einer Kleinstadtzeitung geworden und musste den Traum begraben, nach New York zu ziehen und dort als Star-Reporter zu arbeiten.
Zur gleichen Zeit war Dana von dem Jungen verlassen worden, den sie liebte. Ebenso hatte auch Flynn die Frau verloren, die er heiraten wollte.
Also hielten sie sich aneinander fest. Und jetzt hatten sie gewissermaßen beide Malory. Irgendwie hatten sich die Dinge wunderbar gefügt.
»Nun.« Dana legte den beiden die Hände auf die Schultern. »Auf ein Neues.«
Malory drehte sich lächelnd um. »Nervös?«
»Nein, eigentlich nicht.«
»Entweder bist du heute Abend an der Reihe oder Zoe. Möchtest du gerne ausgewählt werden?«
Dana zuckte betont gelangweilt mit den Schultern. »Ich möchte einfach, dass es weitergeht. Warum müssen wir denn ständig diese Zeremonie durchmachen? Wir wissen doch, worum es geht.«
»Hey, wir sind zum Essen eingeladen«, warf Flynn ein.
»Ja, klasse. Ich frage mich, ob Zoe wohl schon da ist. Und dann sollten wir das Festmahl so schnell wie möglich hinter uns bringen und loslegen.«
Flynn hatte kaum angehalten, als Dana schon aus dem Auto sprang. Sie stemmte die Hände in die Hüften und blieb vor dem Haus stehen. Der uralte Butler mit den dichten weißen Haaren eilte herbei, um die Wagenschlüssel an sich zu nehmen.
»Du magst ja nicht nervös sein.« Malory trat neben sie undhaktesichbeiihrein.»Aberichbin es.«
»Warum? Du hast doch alles schon hinter dir.«
»Aber es geht uns doch trotzdem nach wie vor alle an.« Malory spähte zu der weißen Fahne mit dem Emblem, die auf den Zinnen flatterte.
»Denk einfach positiv.« Dana holte tief Luft. »Bereit?«
Sie gingen auf die riesigen Eingangstüren zu, die aufschwangen, als sie näher kamen. Rowena stand im Licht, und ihre Haare fielen wie eine Feuerflut über das Mieder ihres saphirgrünen Samtkleides. Ihre grünen Augen strahlten, und sie verzog die Lippen zu einem warmen Lächeln.
An ihren Ohrläppchen, ihren Handgelenken und ihren Fingern funkelte Diamantschmuck, und um den Hals trug sie eine lange Kette, an der ein Kristall, so klar wie Wasser und so dick wie eine Babyfaust, hing.
»Willkommen«, sagte sie mit tiefer, melodischer Stimme. »Ich freue mich so, euch zu sehen.« Sie streckte Malory die Hände entgegen und küsste sie auf beide Wangen. »Du siehst wundervoll aus.«
»Du auch, wie immer.«
Leise lachend griff Rowena nach Danas Hand. »Und du. Mmmh, was für ein schönes Jackett.« Sie fuhr mit den Fingern über das weiche Leder des Ärmels. Dann blickte sie suchend an den beiden Frauen vorbei. »Habt ihr Moe nicht mitgebracht?«
»Es schien uns unpassend, heute Abend einen großen, tollpatschigen Hund dabeizuhaben«, erwiderte Flynn.
»Moe stört nie.« Rowena reckte sich, um Flynn ebenfalls auf die Wange zu küssen. »Das nächste Mal müsst ihr ihn unbedingt wieder mitbringen.«
Sie hakte sich bei Flynn ein. »Kommt, im Salon ist es gemütlicher.«
Sie durchquerten die große Eingangshalle mit ihrem Mosaikboden und gingen durch den Bogen in den weitläufigen Raum, der von dem flackernden Feuer in dem massiven Kamin und zahlreichen weißen Kerzen erhellt war.
Pitte stand an der Kaminumrandung, ein Glas mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit in der Hand. Der Krieger am Tor, dachte Dana. Er war groß, dunkelhaarig, sah gefährlich gut aus, und selbst sein eleganter schwarzer Anzug konnte seinen geschmeidigen, muskulösen Körperbau nicht verbergen. Man konnte ihn sich ohne weiteres in einer Rüstung und mit einem Schwert vorstellen oder wie er auf einem riesigen schwarzen Streitross dahingaloppierte, wobei sein Umhang sich im Wind bauschte.
Er verbeugte sich höflich, als sie eintraten.
Dana wollte etwas sagen, hielt jedoch inne, als sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung sah. Ihr freundliches Lächeln erlosch, sie zog die Brauen zusammen, und ihre Augen schossen Blitze.
»Was macht er denn hier?«
»Er«, erwiderte Jordan trocken und hob sein Glas, »ist eingeladen.«
»Natürlich.« Rowena drückte Dana eine Champagnerflöte in die Hand. »Pitte und ich freuen uns sehr, euch heute Abend alle hier zu haben. Bitte, fühlt euch wie zu Hause. Malory, du musst mir unbedingt erzählen, welche Fortschritte die Pläne für deine Galerie gemacht haben.« Sie schob sie sanft zu einem Sessel und gab ihr ebenfalls ein Champagnerglas. Flynn warf einen kurzen Blick auf die finstere Miene seiner Schwester und beschloss dann, ihnen zu folgen.
Dana blieb stehen und warf Jordan über den Rand ihres Kristallglases hinweg finstere Blicke zu. »Du hast hier nichts zu suchen.«
»Vielleicht, vielleicht aber doch. Wenn ich von einer wunderschönen Frau zum Abendessen eingeladen werde, nehme ich auf jeden Fall an, vor allem, wenn sie eine Göttin ist. Hübsch«, fügte er hinzu und fuhr mit dem Finger über die Manschette von Danas Jackett.
»Hände weg!« Dana brachte ihren Arm in Sicherheit und nahm sich ein Canapé von einem Tablett. »Und geh mir aus dem Weg.«
»Ich bin dir nicht im Weg«, erwiderte Jordan sanft und trank einen Schluck.
Obwohl Dana hohe Absätze trug, war er ein ganzes Stück größer als sie, was nur noch ein Grund mehr war, um sie wütend zu machen. Wie Pitte hätte er für einen der Krieger Modell stehen können. Er war gut einsneunzig und fantastisch gebaut. Seine dunklen Haare hätten mal wieder einen Schnitt vertragen können, aber die etwas zu langen, lockigen Strähnen betonten seine kraftvollen Gesichtszüge.
Er sah auf eine sinnliche Weise gut aus mit seinen leuchtend blauen Augen unter den schwarzen Brauen, der geraden Nase und dem großzügigen Mund.
Noch schlimmer jedoch fand Dana, dass unter seinem harten Schädel ein wacher, kluger Verstand saß. Und sein angeborenes Talent als Schriftsteller hatte ihn schon vor dem dreißigsten Lebensjahr äußerst erfolgreich gemacht.
Früher einmal hatte sie geglaubt, sie würden sich ein gemeinsames Leben aufbauen, aber dann waren ihm Ruhm und Reichtum offensichtlich lieber gewesen. Und das hatte sie ihm nie verziehen.
»Es gibt noch zwei weitere Schlüssel«, rief er ihr ins Gedächtnis. »Und wenn du sie finden möchtest, solltest du dankbar für jede Unterstützung sein, egal wo sie herkommt. «
»Ich brauche deine Hilfe nicht. Du kannst gerne wieder nach New York zurückfahren.«
»Ich bleibe hier. Du gewöhnst dich besser schon mal daran.«
Schnaubend griff Dana nach einem weiteren Canapé. »Was hast du denn davon?«
»Willst du das wirklich wissen?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Es ist mir absolut gleichgültig. Aber selbst jemand mit deiner beschränkten Sensibilität sollte sich klar darüber sein, dass du es den beiden Turteltauben hier ziemlich schwer machst, wenn du weiter bei Flynn campierst.«
Jordan folgte ihrem Blick. Flynn und Malory saßen nebeneinander, und sein Freund spielte geistesabwesend mit einer blonden Haarsträhne von Malory.
»Ich lasse sie in Ruhe«, erwiderte Flynn. »Sie tut ihm gut.«
Was Dana auch gegen Flynn vorbringen konnte - und es gab eine Menge -, es stand fest, dass er Flynn liebte. Deshalb schluckte sie eine giftige Bemerkung herunter und spülte mit einem Schluck Champagner nach.
»Ja, das stimmt. Sie tun einander gut.«
»Sie will nicht mit ihm zusammenziehen.«
Dana blinzelte. »Hat er sie gebeten, zu ihm zu ziehen? Mit ihm zusammenzuleben? Und sie hat nein gesagt?«
»Nicht ganz. Aber die Dame stellt Bedingungen.«
»Und welche?«
»Richtige Möbel im Wohnzimmer, und er muss die Küche renovieren.«
»Im Ernst?« Amüsiert und sentimental zugleich schüttelte Dana den Kopf. »So ist unsere Mal. Bevor Flynn weiß, wie ihm geschieht, wohnt er in einem richtigen Haus statt in einem Gebäude mit Türen, Fenstern und Umzugskartons.«
»Er hat Geschirr gekauft. Richtiges Geschirr, keine Pappteller.«
Dana grinste erheitert. »Ist nicht wahr.«
»Und Messer und Gabeln, die nicht aus Plastik sind.«
»O mein Gott, jetzt fehlt nur noch Tischwäsche.«
»Hat er leider auch schon.«
Dana brach in Lachen aus und prostete dem Rücken ihres Bruders zu. »Er hängt fest an der Angel.«
»Ich habe wohl was verpasst«, stellte Jordan fest. »Seit ich zurück bin, habe ich dich eben zum ersten Mal aus ganzem Herzen lachen hören.«
Sofort verfinsterte sich Danas Miene wieder. »Es hatte nichts mit dir zu tun.«
»Als ob ich das nicht wüsste.«
Bevor Dana etwas erwidern konnte, rauschte Zoe McCourt ins Zimmer, dicht gefolgt von Bradley Vane. Sie wirkte aufgebracht und verlegen. Wie eine sexy Waldfee, dachte Dana, die einen schlechten Tag gehabt hatte.
»Entschuldigung, es tut mir Leid, ich komme zu spät.«
Sie trug ein kurzes, eng anliegendes schwarzes Kleid mit langen, schmalen Ärmeln, das ihre schlanke Figur betonte. Ihre schwarzen, glänzenden Haare waren kurz geschnitten, mit langen Ponyfransen, die ihr in die bernsteinfarbenen Augen fielen.
Brad sah aus wie ein goldener Märchenprinz in einem italienischen Anzug.
Der Anblick brachte Dana auf den Gedanken, dass sie eigentlich ein tolles Paar waren - wenn man mal von Zoes frustriertem Gesichtsausdruck und Brads ungewohnt steifer Haltung absah.
»Sei nicht albern.« Rowena trat auf sie zu. »Du kommst überhaupt nicht zu spät.«
»Doch. Ich hatte Probleme mit meinem Auto. Es war zwar in der Werkstatt, aber ... Na ja, ich kann dankbar sein, dass Bradley vorbeikam und anhielt.«
Besonders dankbar klang sie nicht, stellte Dana fest, eher sauer.
Rowena gab mitfühlende Laute von sich, führte Zoe zu einem Sessel und drückte ihr ein Glas Champagner in die Hand.
»Ich glaube, ich hätte es auch alleine reparieren können «, murmelte Zoe.
»Das mag sein.« Bradley ergriff dankbar sein Glas. »Aber Sie hätten sich das ganze Kleid mit Öl beschmiert. Dann hätten Sie noch mal nach Hause fahren und sich umziehen müssen, und Sie wären noch viel später hierher gekommen. Es ist ja wohl normal, sich von jemandem mitnehmen zu lassen, den man kennt und der dasselbe Fahrtziel hat.«
»Ich habe ja gesagt, dass ich Ihnen dankbar bin«, erwiderte Zoe gereizt. Dann holte sie tief Luft. »Es tut mir Leid«, sagte sie zu den anderen im Zimmer. »Es war mal wieder einer dieser Tage. Und außerdem bin ich nervös. Ich hoffe, ich habe euch nicht aufgehalten.«
»Keineswegs.« Rowena tätschelte ihr beruhigend die Schulter. In diesem Moment trat ein Diener in den Raum und verkündete, dass das Essen bereitstünde. »Siehst du? Du bist absolut pünktlich.«
Man aß nicht jeden Tag Lammrücken in einem Schloss auf einem Hügel in Pennsylvania. Und die Tatsache, dass von der zirka 3,70 m hohen Decke drei prächtige Kronleuchter mit ihrem funkelnden Licht das Esszimmer erhellten und dass der Kamin mit der rubinroten Granitumrandung groß genug war, um die gesamte Bevölkerung von Rhode Island aufzunehmen, erhöhte den Reiz beträchtlich.
Eigentlich hätte die Atmosphäre einschüchternd und förmlich sein müssen, aber sie wirkte einladend. In einer solchen Umgebung schlang man keine Pizza herunter, dachte Dana, aber sie war großartig für ein festliches Essen mit interessanten Menschen geeignet.
Die Gespräche drehten sich um Reisen, Bücher und Geschäfte, und Rowena und Pitte waren die perfekten Gastgeber, weil alles völlig normal wirkte, obwohl sie doch keltische Götter waren.
Den nächsten Schritt in der Suche nach den Schlüsseln erwähnte niemand.
Weil Dana zwischen Brad und Jordan platziert worden war, wandte sie sich betont Brad zu und bemühte sich, ihren anderen Tischpartner weitestgehend zu ignorieren.
»Was hast du getan, um Zoe so wütend zu machen?«
Brad warf Zoe über den Tisch einen Blick zu. »Anscheinend reicht es aus, dass ich atme.«
»Ach komm.« Dana stieß ihn leicht mit dem Ellbogen an. »Zoe ist doch gar nicht so. Was hast du getan? Hast du sie verprügelt?«
»Ich schlage keine Frauen.« Brad redete leise, aber die Bitterkeit in seiner Stimme war nicht zu überhören. »Vielleicht hat es sie ja geärgert, dass ich mich geweigert habe, ihren Motor auseinander zu bauen. Schließlich waren wir beide in Abendgarderobe und schon ein bisschen zu spät dran.«
Dana zog die Augenbrauen hoch. »Na, na. Du musst sie irgendwie auf die Palme gebracht haben.«
»Es ist mir egal, wenn man mich anmaßend und selbstherrlich nennt, nur weil ich auf das Offensichtliche hinweise. «
Lächelnd kniff Dana ihn in die Wange.
»Aber, Süßer, du bist anmaßend und selbstherrlich. Deshalb liebe ich dich ja so.«
»Ja, ja, ja.« Seine Mundwinkel zuckten. »Warum hatten wir denn dann nie wilden, verrückten Sex?«
»Keine Ahnung. Ich denke mal darüber nach.« Sie spießte ein Stück Lamm auf ihre Gabel. »Du bist wahrscheinlich schon auf vielen schicken Essen in so einer schicken Umgebung gewesen.«
»Das hier ist einmalig.«
Dana fiel es leicht zu vergessen, dass ihr Kumpel Brad Bradley Charles Vane IV. war, der Erbe eines Holzimperiums, aus dem eine der größten Baumarktketten im Land, HomeMakers, entstanden war. Aber die Tatsache, dass er sich so problemlos in dieser eleganten Umgebung bewegte, erinnerte sie daran, dass er längst nicht mehr der unbedarfte Junge aus der Kleinstadt war.
»Hat dein Dad nicht vor ein paar Jahren irgendein großes Schloss in Schottland gekauft?«
»Ein Herrenhaus in Cornwall. Ja, es ist unglaublich prächtig. Sie isst so wenig«, murmelte er und nickte leicht in Zoes Richtung.
»Sie ist nervös. Ich übrigens auch«, fügte Dana hinzu und schnitt ein weiteres Stück Lamm ab, »aber mein Appetit leidet nicht darunter.« Sie hörte, wie Jordan über ihre Bemerkung lachte, und ihre Haut prickelte. Entschlossen steckte sie sich den Bissen Fleisch in den Mund. »Absolut nicht.«
Die meiste Zeit ignorierte sie ihn. Das war Danas Verhaltensmuster, wenn es um ihn ging, dachte Jordan.
Er sollte sich eigentlich mittlerweile schon daran gewöhnt haben, und es war definitiv sein Problem, wenn es ihn kränkte.
Früher einmal waren sie Freunde gewesen, sogar viel mehr als Freunde. Es war seine Schuld, dass es jetzt nicht mehr so war. Er war allerdings fest entschlossen, die Freundschaft wieder zu beleben. Aber wie lange musste ein Mann eigentlich dafür bezahlen, dass er eine Beziehung beendet hatte? War das nicht irgendwann verjährt?
Sie sah umwerfend gut aus, dachte er, als sie sich zu Kaffee und Brandy im Salon versammelten. Aber ihr Aussehen hatte ihm immer schon gefallen, selbst als sie noch ein Kind war, zu groß für ihr Alter und mit Babyspeck auf den Hüften.
Jetzt gab es nirgends mehr Anzeichen für Babyspeck. Nur noch Rundungen an den richtigen Stellen.
Irgendetwas hatte sie mit ihren Haaren gemacht, stellte er fest. In dem Braun tanzten auf einmal so geheimnisvolle Lichter. Dadurch wirkten ihre Augen dunkler und geheimnisvoller. Gott, wie oft war er in ihren schokoladenbraunen Augen versunken.
Hatte er nicht das Recht dazu gehabt, einmal aufzutauchen, um nach Luft zu schnappen?
Auf jeden Fall hatte er das, was er vorhin zu ihr gesagt hatte, ernst gemeint. Er war jetzt wieder zurück, und daran würde sie sich gewöhnen müssen. Genauso, wie sie sich daran gewöhnen musste, dass er Teil dieser seltsamen Geschichte war, in die sie hineingeraten war.
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2004 by Verlagsgruppe Random House GmbH, München
Wer immer diesen Quatsch erfunden hatte, dass sich eine Tür öffnete, wenn sich ein Fenster schloss, der verstand nichts von keltischen Göttern. Danas Tür hatte sich nicht nur geöffnet, sondern sie war aus den Angeln gehoben worden.
Und jetzt saß sie trotz der Erlebnisse in den letzten vier Wochen hinten im Auto ihres Bruders und fuhr mit ihm wieder einmal die steile, kurvenreiche Straße zu dem prächtigen Haus am Warrior's Peak hinauf.
Dieses Mal stürmte es nicht wie damals, als sie und noch zwei andere Frauen von Rowena und Pitte eine Einladung zu »Cocktails und Gesprächen« bekommen hatten. Und dieses Mal fuhr sie auch nicht allein, und vor allem wusste sie genau, was sie erwartete und worauf sie sich eingelassen hatte.
Sie schlug ihr Notizbuch auf und las ihre Zusammenfassung der Geschichte, die sie bei ihrem ersten Besuch auf Warrior's Peak gehört hatte.
Der junge keltische Gott, der König werden soll, verliebt sich während seines obligatorischen Aufenthalts in der Welt der Sterblichen (der meiner Meinung nach am Frühlingsanfang stattfindet) in ein Mädchen. Die Eltern lassen ihn gewähren, brechen die Regeln und erlauben ihm, das Mädchen hinter den Vorhang der Träume oder der Macht, wie er auch genannt wird, in das Reich der Götter zu bringen.
Einige Götter finden das gut, andere aber werden stinksauer. Es folgen Krieg, Streitigkeiten und Intrigen.
Der junge Gott wird König und macht die sterbliche Frau zur Königin. Sie bekommen drei Töchter.
Jede Tochter -sie sind alle Halbgöttinnen -hat eine besondere Gabe. Bei der einen ist es Kunst oder Schönheit, bei der zweiten Wissen oder Wahrheit, bei der dritten Mut oder Tapferkeit.
Die Schwestern stehen sich sehr nahe und wachsen zu glücklichen jungen Frauen heran, bla bla bla, sorgsam bewacht von der Lehrerin und dem Krieger, denen der Gottkönig diese Aufgabe übertragen hat.
Die Lehrerin und der Krieger verlieben sich ineinander und sind so abgelenkt, dass sie nicht mehr auf die Mädchen aufpassen.
In der Zwischenzeit schmieden Bösewichter ein Komplott. Sie wollen keine Menschen oder Halbgötter in ihrer Welt, vor allem nicht in Machtpositionen. Dunkle Mächte gehen ans Werk. Ein besonders böser Zauberer (der wahrscheinlich mit der Bibliotheksdirektorin Joan verwandt ist) ist ihr Anführer. Er belegt die Töchter mit einem Zauber, während die Lehrerin und der Krieger sich anhimmeln. Die Seelen der Töchter werden gestohlen und in einen Glaskasten, den Kasten der Seelen, eingeschlossen, der nur mit drei Schlüsseln, die Menschenhände drehen müssen, geöffnet werden kann. Die Götter wissen zwar, wo die Schlüssel sind, aber von ihnen kann keiner den Zauber brechen und die Seelen befreien.
Lehrerin und Krieger werden verbannt und durch den Vorhang der Träume in die Welt der Sterblichen gejagt. Dort kommen in jeder Generation drei Frauen zur Welt, die in der Lage sind, die Schlüssel zu finden und den Fluch zu beenden. Lehrerin und Krieger müssen die Frauen finden, und diese Frauen dürfen sich frei entscheiden, ob sie die Suche annehmen oder ablehnen.
Jede hat eine Mondphase lang Zeit, um einen Schlüssel zu finden. Wenn die Erste versagt, ist das Spiel vorbei. Und es gibt auch eine Strafe -jede verliert irgendein Jahr ihres Lebens. Hat sie jedoch Erfolg, macht sich die Zweite auf die Suche und so weiter. Ein widerlich kryptischer Hinweis -die einzige Hilfe, die Lehrerin und Krieger den drei glücklichen Auserwählten geben dürfen -erfolgt zu Beginn des Vier-Wochen-Zyklus.
Ist die Suche erfolgreich beendet, wird der Kasten der Seelen geöffnet, und die Glastöchter werden befreit. Und die drei Frauen bekommen jede eine Million Dollar.
Eine hübsche Geschichte, überlegte Dana. Allerdings wohl nur so lange, bis man herausfand, dass es gar keine Geschichte war, sondern Wirklichkeit. Und bis man erkannte, dass man eine von den drei Frauen war, die auserkoren waren, den Kasten der Seelen zu öffnen.
Danach war alles nur noch äußerst seltsam. Und gab man dann noch den dunklen, mächtigen Zauberergott Kane dazu, der nicht zulassen wollte, dass man Erfolg hatte und einen Dinge sehen ließ, die gar nicht da waren, dann konnte man echt Angst bekommen.
Aber die Situation hatte auch ihr Gutes. Sie war zwei wirklich interessanten Frauen begegnet, und da sie von Anfang an das Gefühl gehabt hatten, sich schon ihr ganzes Leben lang zu kennen, hatten sie beschlossen, gemeinsam ein Geschäft zu eröffnen. Und eine Frau war die große Liebe ihres Bruders geworden.
Malory Price, die organisierte Geschäftsfrau mit dem Herzen einer Künstlerin, hatte nicht nur einen Zauberer, der bereits ein paar tausend Jahre auf dem Buckel hatte, überlistet, sondern auch den Schlüssel gefunden, das Schloss aufgeschlossen und den Kerl in seine Schranken verwiesen. Und das alles in knapp vier Wochen.
Dana und ihrer Freundin Zoe würde es schwer fallen, noch besser zu sein.
Andererseits, dachte Dana, waren Zoe und sie nicht durch irgendwelche romantischen Verstrickungen abgelenkt. Und sie, Dana, hatte kein Kind wie Zoe, für das sie sorgen musste. Nein, Dana Steele war frei wie ein Vogel und brauchte sich nur voll und ganz auf den Schlüssel zu konzentrieren.
Wenn sie als Nächste am Zug war, dann sollte Kane sich warm anziehen.
Dabei hatte sie gar nichts gegen Romantik, überlegte sie, und schlug das Notizbuch wieder zu, während sie müßig aus dem Fenster blickte. Nein, sie mochte Männer.
Na ja, die meisten Männer.
Vor einer Million Jahren war sie sogar mal in einen verliebt gewesen. Aber damals war sie jung und dumm gewesen. Jetzt war sie viel klüger.
Jordan Hawke mochte ja nach Pleasant Valley zurückgekommen sein, und er mochte auch versucht haben, bei der Suche nach dem Schlüssel mitzumischen, aber er gehörte einfach nicht mehr zu Danas Welt.
Für sie war er nicht existent, es sei denn, er wand sich nach irgendeinem schrecklichen Unfall vor Schmerzen oder er hatte eine schwere, entstellende Krankheit.
Blöd war nur, dass ihr Bruder Flynn so geschmacklos war, ihn zum Freund zu haben. Aber das konnte sie Flynn verzeihen. Insgeheim rechnete sie ihm seine Treue sogar hoch an, denn immerhin kannten er, Jordan und Bradley Vane sich schon seit Kindertagen.
Und irgendwie hatten Jordan und Brad ja ebenfalls mit der Geschichte zu tun. Damit würde sie sich eben abfinden müssen.
Als Flynn einbog, um durch das offene Eisentor zu fahren, hob sie den Kopf, um zu den beiden riesigen Steinkriegern emporzublicken, die die Einfahrt zum Haus bewachten.
Groß, gut aussehend und gefährlich, dachte Dana. Solche Männer hatten ihr immer schon gefallen - selbst wenn es nur Skulpturen waren.
Sie selber hätte gut zu diesen Steinkriegern gepasst - sie war groß und hatte die Figur einer Amazone. Dana fuhr sich mit den Fingern durch die langen braunen Haare. Seit Zoe, die seit kurzem arbeitslose Friseurin und Danas neue beste Freundin war, ihr einen neuen Haarschnitt und Strähnchen verpasst hatte, fielen sie glockenförmig um ihr Gesicht, ohne dass Dana etwas dafür tun musste. Das ersparte ihr morgens viel Zeit, was sie sehr schätzte, zumal sie zu so einem Zeitpunkt nie auf der Höhe war. Und die Frisur schmeichelte ihr, was ihrer Eitelkeit entgegenkam.
Mit ihren tiefdunkelbraunen Augen blickte sie auf das elegante, weitläufige Gebäude. Halb Schloss, halb Festung, lag es wie ein Traumbild auf dem Hügel, und die Zinnen und Türme ragten in den nachtschwarzen Himmel.
Die zahlreichen Fenster waren hell erleuchtet, und doch gab es so viele Geheimnisse dahinter.
Dana lebte im Valley, seit sie vor siebenundzwanzig Jahren das Licht der Welt erblickt hatte. All die Jahre hatte sie das Gebäude auf dem Hügel fasziniert. Es war ihr stets vorgekommen wie ein Märchenschloss. Sie hatte sich oft gefragt, wie es wohl sein mochte, dort zu wohnen, durch die Zimmer zu wandern, oben auf den Zinnen zu stehen oder von einem der Türme herunterzublicken. Wie mochte es wohl sein, so hoch oben zu leben, in so prachtvoller Einsamkeit, mitten in den majestätischen Hügeln und mit dem Wald direkt vor der Tür.
Dana beugte sich vor zu Flynn und Malory. Sie waren so süß zusammen, dachte sie. Flynn mit seiner schlampigen, gelassenen Art und Malory mit ihrem Bedürfnis nach Ordnung. Flynn mit seinen schläfrigen grünen Augen und Malory mit ihren strahlend blauen. Mal mit ihrem elegant koordinierten Outfit und Flynn, der sich schon glücklich schätzen konnte, wenn er zwei zueinander passende Socken trug.
Ja, dachte Dana, sie waren wirklich ein perfektes Paar.
Sie betrachtete Malory mittlerweile als Schwester durch Umstände und Schicksal. Schließlich war auch Flynn damals nicht anders ihr Bruder geworden, als ihre Eltern heirateten und jeder ein Kind mit in die Ehe brachte.
Als ihr Dad krank geworden war, war Flynn ihr eine große Stütze gewesen. Vermutlich hatten sie sich damals gegenseitig geholfen. Dann hatten die Ärzte ihrem Vater empfohlen, in ein wärmeres Klima zu ziehen, und Flynns Mutter hatte ihrem Sohn die Verantwortung für den Valley Dispatch übergeben. Mit einem Schlag war er Verleger einer Kleinstadtzeitung geworden und musste den Traum begraben, nach New York zu ziehen und dort als Star-Reporter zu arbeiten.
Zur gleichen Zeit war Dana von dem Jungen verlassen worden, den sie liebte. Ebenso hatte auch Flynn die Frau verloren, die er heiraten wollte.
Also hielten sie sich aneinander fest. Und jetzt hatten sie gewissermaßen beide Malory. Irgendwie hatten sich die Dinge wunderbar gefügt.
»Nun.« Dana legte den beiden die Hände auf die Schultern. »Auf ein Neues.«
Malory drehte sich lächelnd um. »Nervös?«
»Nein, eigentlich nicht.«
»Entweder bist du heute Abend an der Reihe oder Zoe. Möchtest du gerne ausgewählt werden?«
Dana zuckte betont gelangweilt mit den Schultern. »Ich möchte einfach, dass es weitergeht. Warum müssen wir denn ständig diese Zeremonie durchmachen? Wir wissen doch, worum es geht.«
»Hey, wir sind zum Essen eingeladen«, warf Flynn ein.
»Ja, klasse. Ich frage mich, ob Zoe wohl schon da ist. Und dann sollten wir das Festmahl so schnell wie möglich hinter uns bringen und loslegen.«
Flynn hatte kaum angehalten, als Dana schon aus dem Auto sprang. Sie stemmte die Hände in die Hüften und blieb vor dem Haus stehen. Der uralte Butler mit den dichten weißen Haaren eilte herbei, um die Wagenschlüssel an sich zu nehmen.
»Du magst ja nicht nervös sein.« Malory trat neben sie undhaktesichbeiihrein.»Aberichbin es.«
»Warum? Du hast doch alles schon hinter dir.«
»Aber es geht uns doch trotzdem nach wie vor alle an.« Malory spähte zu der weißen Fahne mit dem Emblem, die auf den Zinnen flatterte.
»Denk einfach positiv.« Dana holte tief Luft. »Bereit?«
Sie gingen auf die riesigen Eingangstüren zu, die aufschwangen, als sie näher kamen. Rowena stand im Licht, und ihre Haare fielen wie eine Feuerflut über das Mieder ihres saphirgrünen Samtkleides. Ihre grünen Augen strahlten, und sie verzog die Lippen zu einem warmen Lächeln.
An ihren Ohrläppchen, ihren Handgelenken und ihren Fingern funkelte Diamantschmuck, und um den Hals trug sie eine lange Kette, an der ein Kristall, so klar wie Wasser und so dick wie eine Babyfaust, hing.
»Willkommen«, sagte sie mit tiefer, melodischer Stimme. »Ich freue mich so, euch zu sehen.« Sie streckte Malory die Hände entgegen und küsste sie auf beide Wangen. »Du siehst wundervoll aus.«
»Du auch, wie immer.«
Leise lachend griff Rowena nach Danas Hand. »Und du. Mmmh, was für ein schönes Jackett.« Sie fuhr mit den Fingern über das weiche Leder des Ärmels. Dann blickte sie suchend an den beiden Frauen vorbei. »Habt ihr Moe nicht mitgebracht?«
»Es schien uns unpassend, heute Abend einen großen, tollpatschigen Hund dabeizuhaben«, erwiderte Flynn.
»Moe stört nie.« Rowena reckte sich, um Flynn ebenfalls auf die Wange zu küssen. »Das nächste Mal müsst ihr ihn unbedingt wieder mitbringen.«
Sie hakte sich bei Flynn ein. »Kommt, im Salon ist es gemütlicher.«
Sie durchquerten die große Eingangshalle mit ihrem Mosaikboden und gingen durch den Bogen in den weitläufigen Raum, der von dem flackernden Feuer in dem massiven Kamin und zahlreichen weißen Kerzen erhellt war.
Pitte stand an der Kaminumrandung, ein Glas mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit in der Hand. Der Krieger am Tor, dachte Dana. Er war groß, dunkelhaarig, sah gefährlich gut aus, und selbst sein eleganter schwarzer Anzug konnte seinen geschmeidigen, muskulösen Körperbau nicht verbergen. Man konnte ihn sich ohne weiteres in einer Rüstung und mit einem Schwert vorstellen oder wie er auf einem riesigen schwarzen Streitross dahingaloppierte, wobei sein Umhang sich im Wind bauschte.
Er verbeugte sich höflich, als sie eintraten.
Dana wollte etwas sagen, hielt jedoch inne, als sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung sah. Ihr freundliches Lächeln erlosch, sie zog die Brauen zusammen, und ihre Augen schossen Blitze.
»Was macht er denn hier?«
»Er«, erwiderte Jordan trocken und hob sein Glas, »ist eingeladen.«
»Natürlich.« Rowena drückte Dana eine Champagnerflöte in die Hand. »Pitte und ich freuen uns sehr, euch heute Abend alle hier zu haben. Bitte, fühlt euch wie zu Hause. Malory, du musst mir unbedingt erzählen, welche Fortschritte die Pläne für deine Galerie gemacht haben.« Sie schob sie sanft zu einem Sessel und gab ihr ebenfalls ein Champagnerglas. Flynn warf einen kurzen Blick auf die finstere Miene seiner Schwester und beschloss dann, ihnen zu folgen.
Dana blieb stehen und warf Jordan über den Rand ihres Kristallglases hinweg finstere Blicke zu. »Du hast hier nichts zu suchen.«
»Vielleicht, vielleicht aber doch. Wenn ich von einer wunderschönen Frau zum Abendessen eingeladen werde, nehme ich auf jeden Fall an, vor allem, wenn sie eine Göttin ist. Hübsch«, fügte er hinzu und fuhr mit dem Finger über die Manschette von Danas Jackett.
»Hände weg!« Dana brachte ihren Arm in Sicherheit und nahm sich ein Canapé von einem Tablett. »Und geh mir aus dem Weg.«
»Ich bin dir nicht im Weg«, erwiderte Jordan sanft und trank einen Schluck.
Obwohl Dana hohe Absätze trug, war er ein ganzes Stück größer als sie, was nur noch ein Grund mehr war, um sie wütend zu machen. Wie Pitte hätte er für einen der Krieger Modell stehen können. Er war gut einsneunzig und fantastisch gebaut. Seine dunklen Haare hätten mal wieder einen Schnitt vertragen können, aber die etwas zu langen, lockigen Strähnen betonten seine kraftvollen Gesichtszüge.
Er sah auf eine sinnliche Weise gut aus mit seinen leuchtend blauen Augen unter den schwarzen Brauen, der geraden Nase und dem großzügigen Mund.
Noch schlimmer jedoch fand Dana, dass unter seinem harten Schädel ein wacher, kluger Verstand saß. Und sein angeborenes Talent als Schriftsteller hatte ihn schon vor dem dreißigsten Lebensjahr äußerst erfolgreich gemacht.
Früher einmal hatte sie geglaubt, sie würden sich ein gemeinsames Leben aufbauen, aber dann waren ihm Ruhm und Reichtum offensichtlich lieber gewesen. Und das hatte sie ihm nie verziehen.
»Es gibt noch zwei weitere Schlüssel«, rief er ihr ins Gedächtnis. »Und wenn du sie finden möchtest, solltest du dankbar für jede Unterstützung sein, egal wo sie herkommt. «
»Ich brauche deine Hilfe nicht. Du kannst gerne wieder nach New York zurückfahren.«
»Ich bleibe hier. Du gewöhnst dich besser schon mal daran.«
Schnaubend griff Dana nach einem weiteren Canapé. »Was hast du denn davon?«
»Willst du das wirklich wissen?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Es ist mir absolut gleichgültig. Aber selbst jemand mit deiner beschränkten Sensibilität sollte sich klar darüber sein, dass du es den beiden Turteltauben hier ziemlich schwer machst, wenn du weiter bei Flynn campierst.«
Jordan folgte ihrem Blick. Flynn und Malory saßen nebeneinander, und sein Freund spielte geistesabwesend mit einer blonden Haarsträhne von Malory.
»Ich lasse sie in Ruhe«, erwiderte Flynn. »Sie tut ihm gut.«
Was Dana auch gegen Flynn vorbringen konnte - und es gab eine Menge -, es stand fest, dass er Flynn liebte. Deshalb schluckte sie eine giftige Bemerkung herunter und spülte mit einem Schluck Champagner nach.
»Ja, das stimmt. Sie tun einander gut.«
»Sie will nicht mit ihm zusammenziehen.«
Dana blinzelte. »Hat er sie gebeten, zu ihm zu ziehen? Mit ihm zusammenzuleben? Und sie hat nein gesagt?«
»Nicht ganz. Aber die Dame stellt Bedingungen.«
»Und welche?«
»Richtige Möbel im Wohnzimmer, und er muss die Küche renovieren.«
»Im Ernst?« Amüsiert und sentimental zugleich schüttelte Dana den Kopf. »So ist unsere Mal. Bevor Flynn weiß, wie ihm geschieht, wohnt er in einem richtigen Haus statt in einem Gebäude mit Türen, Fenstern und Umzugskartons.«
»Er hat Geschirr gekauft. Richtiges Geschirr, keine Pappteller.«
Dana grinste erheitert. »Ist nicht wahr.«
»Und Messer und Gabeln, die nicht aus Plastik sind.«
»O mein Gott, jetzt fehlt nur noch Tischwäsche.«
»Hat er leider auch schon.«
Dana brach in Lachen aus und prostete dem Rücken ihres Bruders zu. »Er hängt fest an der Angel.«
»Ich habe wohl was verpasst«, stellte Jordan fest. »Seit ich zurück bin, habe ich dich eben zum ersten Mal aus ganzem Herzen lachen hören.«
Sofort verfinsterte sich Danas Miene wieder. »Es hatte nichts mit dir zu tun.«
»Als ob ich das nicht wüsste.«
Bevor Dana etwas erwidern konnte, rauschte Zoe McCourt ins Zimmer, dicht gefolgt von Bradley Vane. Sie wirkte aufgebracht und verlegen. Wie eine sexy Waldfee, dachte Dana, die einen schlechten Tag gehabt hatte.
»Entschuldigung, es tut mir Leid, ich komme zu spät.«
Sie trug ein kurzes, eng anliegendes schwarzes Kleid mit langen, schmalen Ärmeln, das ihre schlanke Figur betonte. Ihre schwarzen, glänzenden Haare waren kurz geschnitten, mit langen Ponyfransen, die ihr in die bernsteinfarbenen Augen fielen.
Brad sah aus wie ein goldener Märchenprinz in einem italienischen Anzug.
Der Anblick brachte Dana auf den Gedanken, dass sie eigentlich ein tolles Paar waren - wenn man mal von Zoes frustriertem Gesichtsausdruck und Brads ungewohnt steifer Haltung absah.
»Sei nicht albern.« Rowena trat auf sie zu. »Du kommst überhaupt nicht zu spät.«
»Doch. Ich hatte Probleme mit meinem Auto. Es war zwar in der Werkstatt, aber ... Na ja, ich kann dankbar sein, dass Bradley vorbeikam und anhielt.«
Besonders dankbar klang sie nicht, stellte Dana fest, eher sauer.
Rowena gab mitfühlende Laute von sich, führte Zoe zu einem Sessel und drückte ihr ein Glas Champagner in die Hand.
»Ich glaube, ich hätte es auch alleine reparieren können «, murmelte Zoe.
»Das mag sein.« Bradley ergriff dankbar sein Glas. »Aber Sie hätten sich das ganze Kleid mit Öl beschmiert. Dann hätten Sie noch mal nach Hause fahren und sich umziehen müssen, und Sie wären noch viel später hierher gekommen. Es ist ja wohl normal, sich von jemandem mitnehmen zu lassen, den man kennt und der dasselbe Fahrtziel hat.«
»Ich habe ja gesagt, dass ich Ihnen dankbar bin«, erwiderte Zoe gereizt. Dann holte sie tief Luft. »Es tut mir Leid«, sagte sie zu den anderen im Zimmer. »Es war mal wieder einer dieser Tage. Und außerdem bin ich nervös. Ich hoffe, ich habe euch nicht aufgehalten.«
»Keineswegs.« Rowena tätschelte ihr beruhigend die Schulter. In diesem Moment trat ein Diener in den Raum und verkündete, dass das Essen bereitstünde. »Siehst du? Du bist absolut pünktlich.«
Man aß nicht jeden Tag Lammrücken in einem Schloss auf einem Hügel in Pennsylvania. Und die Tatsache, dass von der zirka 3,70 m hohen Decke drei prächtige Kronleuchter mit ihrem funkelnden Licht das Esszimmer erhellten und dass der Kamin mit der rubinroten Granitumrandung groß genug war, um die gesamte Bevölkerung von Rhode Island aufzunehmen, erhöhte den Reiz beträchtlich.
Eigentlich hätte die Atmosphäre einschüchternd und förmlich sein müssen, aber sie wirkte einladend. In einer solchen Umgebung schlang man keine Pizza herunter, dachte Dana, aber sie war großartig für ein festliches Essen mit interessanten Menschen geeignet.
Die Gespräche drehten sich um Reisen, Bücher und Geschäfte, und Rowena und Pitte waren die perfekten Gastgeber, weil alles völlig normal wirkte, obwohl sie doch keltische Götter waren.
Den nächsten Schritt in der Suche nach den Schlüsseln erwähnte niemand.
Weil Dana zwischen Brad und Jordan platziert worden war, wandte sie sich betont Brad zu und bemühte sich, ihren anderen Tischpartner weitestgehend zu ignorieren.
»Was hast du getan, um Zoe so wütend zu machen?«
Brad warf Zoe über den Tisch einen Blick zu. »Anscheinend reicht es aus, dass ich atme.«
»Ach komm.« Dana stieß ihn leicht mit dem Ellbogen an. »Zoe ist doch gar nicht so. Was hast du getan? Hast du sie verprügelt?«
»Ich schlage keine Frauen.« Brad redete leise, aber die Bitterkeit in seiner Stimme war nicht zu überhören. »Vielleicht hat es sie ja geärgert, dass ich mich geweigert habe, ihren Motor auseinander zu bauen. Schließlich waren wir beide in Abendgarderobe und schon ein bisschen zu spät dran.«
Dana zog die Augenbrauen hoch. »Na, na. Du musst sie irgendwie auf die Palme gebracht haben.«
»Es ist mir egal, wenn man mich anmaßend und selbstherrlich nennt, nur weil ich auf das Offensichtliche hinweise. «
Lächelnd kniff Dana ihn in die Wange.
»Aber, Süßer, du bist anmaßend und selbstherrlich. Deshalb liebe ich dich ja so.«
»Ja, ja, ja.« Seine Mundwinkel zuckten. »Warum hatten wir denn dann nie wilden, verrückten Sex?«
»Keine Ahnung. Ich denke mal darüber nach.« Sie spießte ein Stück Lamm auf ihre Gabel. »Du bist wahrscheinlich schon auf vielen schicken Essen in so einer schicken Umgebung gewesen.«
»Das hier ist einmalig.«
Dana fiel es leicht zu vergessen, dass ihr Kumpel Brad Bradley Charles Vane IV. war, der Erbe eines Holzimperiums, aus dem eine der größten Baumarktketten im Land, HomeMakers, entstanden war. Aber die Tatsache, dass er sich so problemlos in dieser eleganten Umgebung bewegte, erinnerte sie daran, dass er längst nicht mehr der unbedarfte Junge aus der Kleinstadt war.
»Hat dein Dad nicht vor ein paar Jahren irgendein großes Schloss in Schottland gekauft?«
»Ein Herrenhaus in Cornwall. Ja, es ist unglaublich prächtig. Sie isst so wenig«, murmelte er und nickte leicht in Zoes Richtung.
»Sie ist nervös. Ich übrigens auch«, fügte Dana hinzu und schnitt ein weiteres Stück Lamm ab, »aber mein Appetit leidet nicht darunter.« Sie hörte, wie Jordan über ihre Bemerkung lachte, und ihre Haut prickelte. Entschlossen steckte sie sich den Bissen Fleisch in den Mund. »Absolut nicht.«
Die meiste Zeit ignorierte sie ihn. Das war Danas Verhaltensmuster, wenn es um ihn ging, dachte Jordan.
Er sollte sich eigentlich mittlerweile schon daran gewöhnt haben, und es war definitiv sein Problem, wenn es ihn kränkte.
Früher einmal waren sie Freunde gewesen, sogar viel mehr als Freunde. Es war seine Schuld, dass es jetzt nicht mehr so war. Er war allerdings fest entschlossen, die Freundschaft wieder zu beleben. Aber wie lange musste ein Mann eigentlich dafür bezahlen, dass er eine Beziehung beendet hatte? War das nicht irgendwann verjährt?
Sie sah umwerfend gut aus, dachte er, als sie sich zu Kaffee und Brandy im Salon versammelten. Aber ihr Aussehen hatte ihm immer schon gefallen, selbst als sie noch ein Kind war, zu groß für ihr Alter und mit Babyspeck auf den Hüften.
Jetzt gab es nirgends mehr Anzeichen für Babyspeck. Nur noch Rundungen an den richtigen Stellen.
Irgendetwas hatte sie mit ihren Haaren gemacht, stellte er fest. In dem Braun tanzten auf einmal so geheimnisvolle Lichter. Dadurch wirkten ihre Augen dunkler und geheimnisvoller. Gott, wie oft war er in ihren schokoladenbraunen Augen versunken.
Hatte er nicht das Recht dazu gehabt, einmal aufzutauchen, um nach Luft zu schnappen?
Auf jeden Fall hatte er das, was er vorhin zu ihr gesagt hatte, ernst gemeint. Er war jetzt wieder zurück, und daran würde sie sich gewöhnen müssen. Genauso, wie sie sich daran gewöhnen musste, dass er Teil dieser seltsamen Geschichte war, in die sie hineingeraten war.
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Autoren-Porträt von Nora Roberts
Nora Roberts wurde 1950 in Maryland geboren. Ihren ersten Roman veröffentlichte sie 1981. Inzwischen zählt sie zu den meistgelesenen Autorinnen der Welt: Ihre Bücher haben eine weltweite Gesamtauflage von über 500 Millionen Exemplaren. Auch in Deutschland erobern ihre Bücher und Hörbücher regelmäßig die Bestsellerlisten. Nora Roberts hat zwei erwachsene Söhne und lebt mit ihrem Ehemann in Maryland.Unter dem Namen J. D. Robb veröffentlicht Nora Roberts seit Jahren ebenso erfolgreich Kriminalromane.
Bibliographische Angaben
- Autor: Nora Roberts
- 2012, Neuveröffentlichung, 384 Seiten, Maße: 11,9 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Margarethe van Pée
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442379342
- ISBN-13: 9783442379347
- Erscheinungsdatum: 12.06.2012
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