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Nur der Tod ist eine sichere Bank
Auf dem Anwesen von Paolo Massimo, einem mächtigen Florentiner Banker, wird eine Leiche entdeckt: Es ist der Erbe jener Münchner Bank, die Massimo übernehmen will.
Commissario Guerrini taucht ein in die Welt der europäischen Hochfinanz, und dazu braucht er die Hilfe deutscher Ermittler. Laura Gottberg ist wenig begeistert, in diesen brisanten Fall hineingezogen zu werden. Und tatsächlich: Er bringt ihre Familie in höchste Gefahr. Es ist die Zeit der Skorpione.
Felicitas Mayall ist die Königin des Toskana-Krimis.
Auf dem Anwesen von Paolo Massimo, einem mächtigen Florentiner Banker, wird eine Leiche entdeckt: Es ist der Erbe jener Münchner Bank, die Massimo übernehmen will.
Commissario Guerrini taucht ein in die Welt der europäischen Hochfinanz, und dazu braucht er die Hilfe deutscher Ermittler. Laura Gottberg ist wenig begeistert, in diesen brisanten Fall hineingezogen zu werden. Und tatsächlich: Er bringt ihre Familie in höchste Gefahr. Es ist die Zeit der Skorpione.
Felicitas Mayall ist die Königin des Toskana-Krimis.
Ich hätte nicht sollen, dachte Paolo Massimo, zog seine Schultern hoch und gleichzeitig den Jackenkragen. Er ging jetzt langsamer, setzte seine Schritte sorgsam. Der schmale Pfad unter den Stein-eichen und Esskastanien war glitschig nach dem Regen der letzten Tage. Noch immer fielen schwere Tropfen von den Ästen, einzeln meist, doch bei jedem Windstoß wie ein unerwarteter, prasselnder Schauer.
Kalte Schwaden stiegen, beinahe sichtbar, vom Waldboden auf und ließen den einsamen Wanderer frösteln. Die Sonne war bereits hinter dem Monte Amiata verschwunden, hatte zwischen den Bäumen grünliches Dämmerlicht zurückgelassen und die Wärme des Vor-frühlingstages mit sich genommen.
Paolo Massimo, völlig in Gedanken gefangen, nahm weder den Wald wahr noch die Landschaft, die sich hin und wieder zwischen den Bäumen auftat. Erst als er aus-rutschte und der Länge nach hinschlug, kehrte er jäh in die Gegenwart zurück, als hätte ihm jemand einen Schlag ins Gesicht versetzt.
Ein paar Sekunden lang blieb er liegen, es fiel ihm schwer zu atmen, und er stellte verwirrt fest, dass er den Tränen nahe war.
Er hatte sich nicht verletzt, das war es nicht. Er empfand auch keine Schmerzen, nur den Schmerz des Schocks, die Erschütterung durch diesen unerwarteten Angriff. Ja, der Sturz hatte sich angefühlt wie ein Angriff, obwohl niemand ihn berührt oder gestoßen hatte.
Als er sich langsam wieder aufrichtete, mit einem Taschentuch die Erde von seinen Händen wischte, brannten seine Augen, und plötzlich erinnerte er sich an dieses Brennen. Als kleiner Junge hatte er es gespürt, wenn er vom Rad gefallen war, sich den Kopf gestoßen oder eine Ohrfeige bekommen hatte. Er hatte nie wirklich geweint, nur dieses Brennen gespürt und den salzigen Schleier wahrgenommen, der sich zwischen ihn und die Außenwelt legte.
Lächerlich, dachte er und schob den Erinnerungs-fetzen beiseite, doch das Brennen blieb, wanderte von seinen Augen in seine Kehle hinab. Er schluckte ein paarmal, schüttelte den Kopf. Seine Hose war schlamm-beschmiert, die Jacke ebenfalls, und dann stellte er fest, dass er viel zu weit gegangen war, mindestens eine Stunde würde er brauchen, um zum Haus zurückzukehren, wahrscheinlich länger.
Seine Schritte waren jetzt unsicher. Seine Knie fühlten sich anders an als vor dem Sturz. Weicher, zittrig. Normalerweise war er nicht so leicht aus dem Gleich-gewicht zu bringen. Das konnte er sich nicht erlauben, nicht in seiner Stellung. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass es gefährlich sein konnte, im Wald herumzulaufen. Was, wenn er auf den Kopf gefallen wäre, auf einen Stein, eine harte Wurzel. Niemand würde ihn hier draußen finden, wenn er sich ein Bein bräche.
Ich hätte nicht herkommen sollen, dachte er, ein zweites Mal. Drei Tage hatte er sich genommen, um in seinem Landhaus allein zu sein, ohne Familie, ohne An-gestellte, ohne Personal. Erst gestern, am späten Nach-mittag, war er angekommen. Seiner Sekretärin hatte er die Anweisung gegeben, nur in extrem wichtigen Fällen die Nummer des Mobiltelefons herauszugeben, das er sich speziell für solche Auszeiten angeschafft hatte. Sein rotes Telefon, hatte er es scherzhaft getauft.
Auf seine Wanderung hatte er es nicht mitgenommen, er wollte ungestört nachdenken. Jetzt empfand er diese Entscheidung als äußerst unklug. Nicht einmal Hilfe könnte er rufen, falls ihm etwas zustieß.
Vor Ablauf des dritten Tages würde man ihn nicht vermissen, nicht nach ihm suchen. Hatte er nicht deutlich gesagt, dass er keine Störung wünsche? Andererseits erschien es ihm sehr unwahrscheinlich, dass es in den nächsten zwei Tagen keinen einzigen extrem wichtigen Anruf geben würde. Und falls er einen solchen Anruf nicht entgegennähme, würde seine Sekretärin Antonella mit Sicherheit unruhig werden und nach ihm suchen lassen. Würde sie?
Er hatte keine Ahnung. Vielleicht auch nicht. Viel-leicht respektierte sie seine Klausur, auf ihre bedingungslose Weise. Antonella war eine bedingungslose Assistentin, die Bezeichung Sekretärin war ihr nicht angemessen, denn sie besaß alle Qualitäten einer wirklichen Assistentin. Dafür bezahlte er sie auch verdammt gut, für Loyalität, Zuverlässigkeit, Verschwiegenheit, Organisationstalent und gutes Aussehen - für all das, was man als Vorstandsvorsitzender einer ziemlich großen Bank dringend brauchte.
Paolo Massimo fuhr zusammen, als rechts vom Weg etwas laut durchs Gebüsch brach, polternd, keuchend, unsichtbar.
Wildschweine, dachte er. Er wusste ja, dass es in dieser Gegend jede Menge von ihnen gab. Wildschweine liebten Edelkastanienwälder, Steineichen und Buchen.
Jetzt war es wieder still.
Reglos lauschte Massimo. Wo waren sie hin? Wahrscheinlich beobachteten sie ihn, horchten ebenso angespannt wie er selbst. Falls sie schon Junge hatten, konnte es gefährlich werden.
Er begriff sein eigenes Verhalten nicht mehr. Wes-halb nur war er einfach immer weitergelaufen? Er hasste es, wenn er Dinge tat, die ihm nicht bewusst waren, wenn ihn Gedanken so sehr in Anspruch nahmen, dass er seine Außenwelt nicht mehr wahrnahm. Andererseits konnte er sich beim Gehen besonders gut konzentrieren. Er schätzte die Vorwärtsbewegung, in jeder Beziehung - beruflich, privat, finanziell.
An diesem Nachmittag hatte er seine Wachsamkeit vergessen, obwohl er eigentlich ein sehr wachsamer Mensch war. Auch das gehörte zu seinem Beruf.
In diesen gefährlichen Zeiten erforderte das Bankgeschäft ständige Wachsamkeit. Paolo Massimo hatte es geschafft, griechische und irische Staatsanleihen recht-zeitig abzustoßen und auf diese Weise seine Bank aus größeren Schwierigkeiten herauszuhalten. Er hatte auch nicht in amerikanische Immobilienfonds investiert, sondern in australische Staatsanleihen und Bergbauaktien. Den Amerikanern hatte er ohnehin nie viel zugetraut, und ihre diversen Blasen und Krisen hatte er schon lange kommen sehen. Leuten, die auf einen lächerlichen italienischen Hochstapler hereinfielen, der sich als Re-präsentant der Vatikanbank ausgab, wie es vor einigen Jahren geschehen war, würde er nie auch nur einen Cent anvertrauen.
Obwohl er noch immer bewegungslos dastand und in den Wald horchte, stieß er bei der Erinnerung an diese Affäre ein leises Lachen aus. Sogar eine Hollywood-Schönheit war auf dieses Großmaul hereingefallen, ehe sie dann dabei half, ihn ins Gefängnis zu bringen.
Nein, die Amerikaner waren ihm zu naiv und auf zu direkte, ja schamlos gierige Weise profitorientiert. Sie hatten keinen Stil, keine Klasse. Manchmal waren sie nützlich, aber nur manchmal.
Massimo setzte stattdessen auf die Zusammenarbeit mit Deutschen und Schweizern. Die Entwicklung nach der großen Finanzkrise hatte ihm recht gegeben. Jetzt stand er kurz davor, eine deutsche Bank zu übernehmen, höflicherweise bezeichnete man das als Fusion. Gemeinsam mit seiner Banca libera eröffneten sich da-mit -
Schrill quiekend warfen sich die unsichtbaren Wild-schweine erneut ins Unterholz, rasten, noch immer nicht zu sehen, knapp an Massimo vorbei talwärts, jedenfalls hörte es sich so an. Das Lärmen entfernte sich, aber jetzt fingen mehrere Vögel gleichzeitig zu singen an, als hätten die Schweine sie daran erinnert, dass sich der Tag neigte.
paolo Massimo warf einen Blick auf seine Armband-uhr. Kurz nach fünf. Vor sieben Uhr würde es nicht dunkel werden, eher halb acht. Er hatte also Zeit genug, zu seinem Haus zurückzukehren. Trotzdem beschleunigte er seinen Schritt - vielleicht hatte Antonella doch auf dem roten Telefon angerufen. Oder jemand anders.
Die Unterzeichnung des Fusionsvertrags mit der deutschen Bank stand kurz bevor. Die Deutschen machten es ihm nicht leicht, und manchmal zweifelte er dar-an, ob sie diesen Zusammenschluss wirklich wollten. Besonders der Urenkel des Gründers der Hardenberg Bank wehrte sich mit Händen und Füßen. Verständlich, irgendwie. Aber gleichzeitig auch unverständlich, denn durch die Fusion konnte die Hardenberg Bank deutlich an Gewicht gewinnen.
Nach dem Streit gestern bei ihrem Geschäftsessen in Florenz hatte Massimo auf seinem Notizblock hinter den Namen Leo Hardenberg zwei Fragezeichen gemacht. Nun ja, Hardenberg war das eine. Aber da gab es noch mehr Fragezeichen: Einige der Manager bangten sichtlich um ihre Posten, das hatte er bei den Verhandlungen registriert. Möglicherweise fürchteten sie sich auch vor ganz anderen Dingen, die bei einer Fusion ans Licht kommen könnten.
Außerdem arbeitete die Hardenberg Bank mit einer Sicherheitsfirma zusammen, die Angestellte und Geschäftspartner ohne deren Wissen überprüfte ... so etwas Ähnliches lief bei allen Banken, die Massimo kannte, auch bei seiner eigenen. Man musste vorsichtig sein, es ging schließlich um viel Geld, und das verführte mitunter auch die Besten zu unlauterem Verhalten. Im Grunde funktionierten die großen Banken und Konzerne inzwischen ähnlich wie Staaten, gaben viel Geld für ihre jeweils eigenen Geheimdienste aus, um ihre Profite abzusichern, an Insider-Informationen zu kommen und sich gegen Spionage und Betrüger zu wehren. Wer dabei nicht mitmachte, hatte das Nachsehen.
Wieder rutschte er aus und umklammerte im letzten Augenblick einen dünnen Baumstamm, der sich unter seinem Gewicht bog. Diesmal hatte er sich irgendeinen Muskel auf der Innenseite des rechten Oberschenkels gezerrt. Leise fluchend massierte er sein Bein.
Seltsamer Spaziergang, dachte er. Entspannung in der Natur. Noch so ein Irrtum dieser Zeit.
Jetzt humpelte er, humpelte schneller, hatte das Gefühl, dass irgendetwas geschehen war und er dringend sein rotes Telefon erreichen sollte. Weil er durch den schmerzenden Oberschenkel behindert war, nahm er den Weg jetzt deutlicher wahr: Felsbrocken, über die man stolpern konnte, verrottende Edelkastanienschalen, die weichfellig und trügerisch die glitschige Erde bedeckten, wie ein rutschender Teppich auf glattem Parkett. Er hielt inne und schaute nach oben, um zu prüfen, wie lange es noch hell bleiben würde. Der Himmel über den Baumwipfeln war durchsichtig blau, an manchen Stellen hellgrün, weit oben zogen ein paar zerfledderte Wolken nach Osten, weiß und noch sonnenbeschienen.
Unten bei Paolo Massimo war es dämmrig, unter-wasserartig grün. Er mochte das nicht, verstand plötzlich nicht mehr, weshalb er sich hier, an diesen waldigen Hängen, bisher meistens wohl gefühlt hatte. Möglicher-weise lag es daran, dass er immer nur im Hochsommer hergekommen war. Im Sommer waren die Wälder warm und luftig, und seine Frau und die Kinder liebten das Haus, das große Schwimmbecken, den riesigen Park, die Ausflüge, auf denen sie Pilze suchten und Brom-beeren pflückten. Meistens verbrachte seine Familie die gesamten Sommerferien hier, gemeinsam mit vielen
Freunden, und er besuchte sie an den Wochenenden.
Wenn möglich. Sehr häufig war das nicht vorgekommen.
Seit gestern war er allein hier, zum ersten Mal, und er war sich plötzlich sicher, dass er einen Fehler gemacht hatte. Das Haus war noch winterkalt, obwohl der Bauer Rieti, sein direkter Nachbar, vor Massimos Ankunft die Heizung eingeschaltet und sogar Feuer im offenen Kamin gemacht hatte. Rieti arbeitete nebenher als eine Art Hausmeister und Gärtner für einige Anwesen der Gegend um Bagno Vignoni.
Rätschende Eichelhäher flogen vor Paolo Massimo auf. In seinem Oberschenkel verebbten allmählich die Schmerzen, und dann, endlich, nach beinahe einer Stunde, öffnete sich der Wald, ging in Olivenhaine, Weinberge und Felder über. Da war das Tor, sein Tor. Er war angekommen.
Doch in seiner Abwesenheit hatte sich etwas Entscheidendes verändert. Als er vor ein paar Stunden zu seiner Wanderung aufgebrochen war, hatte er den stillen, völlig einsamen Park als erschreckend verlassen empfunden.
Jetzt war der Park voller Menschen. Er erkannte Uni-formierte, Carabinieri, aber auch Männer und Frauen in Zivil, Hunde, sogar Autos.
Der Blick auf seinen Park erschien Paolo Massimo wie ein Traumbild. Am Rand dieses Bildes blieb er stehen und versuchte zu begreifen.
Vielleicht hatte Antonella die Polizei alarmiert, weil er seit beinahe drei Stunden nicht erreichbar gewesen war. Möglicherweise durchsuchte die Polizei gerade den Park, um ihn zu finden. Er hätte sich also keine Sorgen machen müssen. Auf Antonella war Verlass. Man hätte nach ihm gesucht. Trotzdem hielt etwas Unbestimmtes ihn davon ab, das Tor zu öffnen und hindurchzugehen.
Welche anderen Gründe konnte es für diese Invasion seines Privatgeländes geben? Was suchten die Polizisten, wonach schnüffelten diese deutschen Schäferhunde? Wonach scharrten sie unter seinen alten Oliven-bäumen? Ihm gefiel der Anblick dieser Hunde nicht. Die Begegnung mit den unsichtbaren Wildschweinen erschien ihm wie ein böses Omen. Waren es wirklich Wildschweine gewesen?
Was sonst?
Diese Stürze ... seit seiner Kindheit war er nicht mehr hingefallen.
Paolo Massimo betrachtete seine verschmutzte Klei-dung und überlegte, ob es nicht klüger wäre, ins Dorf hinaufzugehen und in der Bar abzuwarten, ob man tatsächlich nach ihm suchte. Wenn es so war, würde man ihn auch dort finden. Möglicherweise war es nicht günstig, schlammverschmiert vor den Carabinieri zu er-scheinen. Schmutzige Menschen zogen immer Verdacht auf sich.
Seltsame Gedanken. Er versuchte sich zu konzentrieren, sich daran zu erinnern, ob er in letzter Zeit einen der Mächtigen verprellt hatte. Womöglich hatte einer von denen ihm die Finanzpolizei auf den Hals gehetzt, weil er fand, seine Banca libera sei zu erfolgreich, als dass es mit rechten Dingen zugehen konnte. Es musste ja nur irgendeiner Mafia und Geldwäsche oder Steuerhinterziehung schreien, dann gab es sofort Haus durchsuchungen ... jetzt, da alles anders werden sollte in Italien.
Er hätte nicht allein hierherkommen dürfen, ohne Haushälterin, ohne irgendeinen Zeugen, der für ihn bürgen konnte. Derzeit war alles möglich. Er hatte nur nicht geglaubt, dass auch in seinem Fall alles möglich sein könnte. Er hatte sich ziemlich sicher gefühlt. Außerhalb der üblichen Spiele.
Gerade, als er sich umdrehen und den steilen Pfad zum Dorf einschlagen wollte, hörte Paolo Massimo ein Räuspern, irgendwo rechts, hinter seinem Rücken. Er wollte nicht herumfahren, aber er fuhr herum. Sein Kör-per reagierte ganz ohne sein Zutun.
Rechts von ihm stand ein Mann in Regenjacke und Gummistiefeln. Ein großer, schlanker Mann mit dichten, dunklen Haaren und hellen Augen, die nicht zu seinem Haar passten. Er war vielleicht Mitte, Ende vierzig. Und nicht aus dem Dorf - vermutlich einer von den Schnüfflern. Jedenfalls sahen die Schnüffler im Fernsehen aus wie er, und die echten schienen sich diesen Vorbildern immer mehr anzupassen. Jetzt räusperte der Mann sich ein zweites Mal.
«Dottor Massimo, nehme ich an.» Die Stimme klang freundlich, dunkel und ein bisschen ironisch.
«No, sono Dottor Livingston», parierte Massimo leicht verächtlich. «Und das hier ist der Kongo.» Ironie konnte er auch.
Der Unbekannte lächelte und deutete eine Verbeugung an. «Angelo Guerrini, Commissario. Ich weiß Ihre Antwort zu schätzen, Dottor Massimo.»
«Das freut mich.» Offenbar hatte er die Anspielung auf die berühmte Begegnung der britischen Entdecker in Afrika verstanden. «In Ihrer Funktion als Commissario können Sie mir sicher erklären, was in meinen Gärten vor sich geht?»
«Ja, das könnte ich.»
«Könnte?»
«Ja, könnte. Ich ziehe es aber vor, das etwas später zu tun, und möchte Sie bitten, mit mir ins Haus zu kommen.»
«In mein Haus, Commissario, das wollten Sie doch sagen, oder?»
Der Blick des Commissario glitt über Massimos schmutzige Jacke, seine Hose, die Stiefel.
«Ja, das wollte ich sagen.»
«Weshalb sollte ich das tun? Ich hatte gerade vor, ins Dorf zu gehen und einen heißen Caffe zu trinken. Es wird kühl am Abend. Sie können mich ja begleiten.»
«Danke für die Einladung, Dottor Massimo. Aber das wird nicht möglich sein. Im Haus wartet jemand auf Sie. »
«Wie können Sie es wagen, in mein Haus einzudringen? Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl? Wer wartet denn auf mich? Ich erwarte niemanden! Ich befinde mich in Klausur, weil ich über schwierige geschäftliche und politische Entscheidungen nachdenken muss. Ich komme gerade von einer langen Wanderung zurück, bei der ich ausgerutscht bin, falls Sie das interessiert. Dabei habe ich mir den Oberschenkel gezerrt. Also, wer wartet auf mich?»
Guerrini zuckte die Achseln und verzog leicht das Gesicht. Er räusperte sich noch einmal und antwortete leise: «Der Staatsanwalt wartet auf Sie. Es handelt sich um eine eher unangenehme Geschichte, und es wäre auf jeden Fall besser, Sie kämen mit, denn ich würde Sie nur ungern von den Kollegen festnehmen lassen. »
Paolo Massimo folgte mit seinen Augen der leichten Kopfbewegung des Commissario und stellte fest, dass der Weinberg des Bauern Rieti, der an seinen Park grenzte, einen Polizisten nach dem andern ausspuckte. Polizisten in Jeansjacken, mit halblangen Haaren, auf-fällig unauffällig. Massimo konnte sich die Pistolen vor-stellen, die sie in Schulterhalftern trugen oder einfach im Bund ihrer Jeans. Abwartend standen sie da, jeder am Ende einer Reihe von Weinstöcken.
Wieder begannen Paolo Massimos Augen zu brennen, obwohl er keineswegs den Tränen nahe war. Jedenfalls meinte er, den Tränen keineswegs nahe zu sein. Was er jetzt empfand, war eine tiefe Beunruhigung. irgendetwas musste sehr schiefgelaufen sein, und obwohl er leise Furcht empfand, war er doch ein klein wenig neugierig darauf, was sich hinter diesem eindrucksvollen Aufmarsch der Ordnungshüter verbergen mochte.
Copyright © 2012 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
- Autor: Felicitas Mayall
- 2014, 400 Seiten, Maße: 12,5 x 19 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 3499257351
- ISBN-13: 9783499257353
- Erscheinungsdatum: 01.02.2014
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tinaliestvor, 05.04.2023
In seinem Landhaus angekommen hat der erfolgreiche Banker Paolo Massimo nichts mehr zum Lachen. Auf seinem eigenen Hof und Gut wird er unter Arrest gestellt. Der anonyme Tipp, dass dessen Grundstück eine Leiche frisch vergraben wurde, erweist sich als richtig. Guerrini jedoch läuft das ganze einfach zu glatt.
Die Leiche wird sogleich identifiziert. Es handelt sich bei dem Toten um Hardenberg. Ausgerechnet der Vorstandschef der Bank, die mit Massimos Bank fusionieren sollte.
Doch Hardenberg legte bei den finalen Verhandlungen ein Veto ein, was Laura dank einer Anfrage der italienischen Staatsanwaltschaft auf den Tisch bekommt. Doch Laura hat Personalmangel. Ihr Kollege Peter Baumann wurde brutal niedergeschlagen und verprügelt und liegt im Krankenhaus.
Laura, sichtlich getroffen, steckt ihre Nase daraufhin tief in alte Ermittlungsakten des BKA. Die Spur von Hardenbergs Bank führt sie geradewegs zu einer dubiosen Sicherheitsfirma, die sich auf Banken und deren kleine Tricks spezialisiert hat.
Es kommt, wie es kommen soll. Laura geht einen Schritt zu weit und reist Hals über Kopf nach Florenz um sich einigen privaten Dingen, wie auch über die Ehefrau und Geliebte von Hardenberg klarzuwerden.
Doch vor Ort im Hotel geht alles drunter und drüber.
Felicitas Mayall hinterlässt Spuren. Wir alle wissen, wie undurchsichtig unser Bankensystem ist. Wer fusioniert mit wem und was sind die Hintergründe. Ein riesiges Netzwerk aus Spionage zeigt hier erste Risse.
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