Zwillingsspiel / Kommissar Selig Bd.1
Kriminalroman. Originalausgabe
Berlin wird von einem Terroranschlag erschüttert: Eine Explosion auf dem S-Bahnhof Savignyplatz zerfetzt sieben Menschen, darunter die Tochter eines prominenten Regierungsberaters.
Kommissar Paul Selig wird mit den Ermittlungen beauftragt - zu...
Kommissar Paul Selig wird mit den Ermittlungen beauftragt - zu...
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Produktinformationen zu „Zwillingsspiel / Kommissar Selig Bd.1 “
Klappentext zu „Zwillingsspiel / Kommissar Selig Bd.1 “
Berlin wird von einem Terroranschlag erschüttert: Eine Explosion auf dem S-Bahnhof Savignyplatz zerfetzt sieben Menschen, darunter die Tochter eines prominenten Regierungsberaters.Kommissar Paul Selig wird mit den Ermittlungen beauftragt - zu seinem großen Erstaunen, denn eigentlich ist er alles andere als ein Erfolgsmensch: melancholisch, zögerlich, introvertiert. Daran ist seine Zwillingsschwester Lisa nicht ganz unschuldig, die von Kindesbeinen an kaum eine Gelegenheit ausgelassen hat, ihren Bruder zum Verlierer zu stempeln.
Bei seinen Ermittlungen stößt Selig auf zahlreiche Ungereimtheiten. Sollte er den Fall etwa bekommen haben, weil man ihm die Aufklärung nicht zutraut? Aber wer könnte ein Interesse daran haben, die Wahrheit unter Verschluss zu halten?
Lese-Probe zu „Zwillingsspiel / Kommissar Selig Bd.1 “
Zwillingsspiel von Markus Stromiedel LESEPROBE PrologEr ließ sich fallen. Sein Körper durchstieß die schimmernde Oberfläche, dann griff das Wasser nach ihm und zog ihn hinab, kroch in seine Ohren, seine Nase, drängte sich zwischen seine Lippen, die er so fest aufeinander presste, wie er nur konnte. Diesmal würde er es schaffen! Sein Körper wurde leicht, er sank tiefer, ließ das Dröhnen des Aufpralls hinter sich. Dann spürte er den Grund unter seinen nackten Füßen. Paul öffnete die Augen.
... mehr
Das trübe Wasser des Sees dämpfte das einfallende Licht. Leise, wie aus weiter Ferne, hörte er die Stimmen der anderen Kinder oben auf dem Steg. Sie zählten die Sekunden, wusste er. Luftblasen perlten an seinem Körper entlang, suchten ihren Weg hinauf an die Oberfläche. Wo war sie? Paul sah sich suchend um. Dichter Algenschleier durchzog das Wasser wie schwerer Nebel. Dort, eine Bewegung! Das musste sie sein! Paul ballte die Fäuste, sein Körper spannte sich an: Diesmal, war er sich sicher, würde er gewinnen. Sie hatte ihn spöttisch angegrinst wie schon so oft, davon überzeugt, er würde ihre Herausforderung nicht annehmen. Doch heute war etwas anders: Er wusste, er hatte eine Chance, Lisa zu schlagen und ihre ständigen Demütigungen endlich zurückzuweisen. Seit er denken konnte, war Lisa besser gewesen als er, schneller, geschickter, klüger, der Liebling der Erwachsenen, die fasziniert waren von ihr und ihrer unfassbaren Energie. Alle mochten sie, alle bis auf den Vater, der kaum mit seinen Zwillingen sprach, auch wenn er sich mühte, ihnen ein guter Vater zu sein, wie Tante Marga immer behauptete. Paul wusste es besser: Ihr Vater war weit weg, unerreichbar für zwei elfjährige Kinder, er funktionierte, aber er lebte nicht mehr. Lisa schien mehr als Paul darunter zu leiden, und sie ließ ihren Schmerz an ihm aus, dem Zweitgeborenen, demjenigen, der in ihren Augen schuld daran war, dass ihre Mutter im Kreißsaal gestorben war.
Paul schob einen Algenklumpen zur Seite und starrte angestrengt in das dämmerige Grün. Wo war sie? War sie schon aufgetaucht? Sein Herz schlug schneller, das Blut in seinem Kopf begann zu pochen, sein Brustkorb spannte sich in dem Verlangen, sich zu öffnen und Atemluft in die Lunge fließen zu lassen. Jetzt bloß nicht aufgeben! Das pulsierende Dröhnen seines Herzschlages füllte seinen Kopf, stieß vor in seinen Magen, breitete sich in seinem ganzen Körper aus. Mit aller Kraft presste Paul die geballten Fäuste auf seine Brust, er öffnete den Mund, ohne zu atmen, das Wasser schoss in seinen Rachen, bereit, seine Lunge zu füllen. Nur noch dieser Moment, nur noch diese Sekunde ... Sein Körper krümmte sich, die Welt trat zurück, er war nur noch Herzschlag, nur noch Verlangen. Dann wurde sein Wunsch größer, zu atmen denn zu siegen.
Mit letzter Kraft stieß er sich vom Grund ab, er schoss nach oben, sein Kopf durchteilte die Wasseroberfläche. Paul riss den Mund auf, quälte die Luft in sich hinein, ein furchtbares Stöhnen, das die Kinder auf dem Steg entsetzt verstummen ließ. Um Atem ringend, blickte Paul in die erschrockenen Gesichter. Er hatte es geschafft!
Doch dann begann eines der Mädchen zu kichern: erst leise, dann immer lauter, das Kichern breitete sich aus, wurde zu einem spöttischen Lachen, das nach und nach alle Kinder erfasste und herabschwappte zu Paul, der sich so entsetzt wie verblüfft umschaute: Lisa war nirgendwo zu sehen. Sein Körper erschlaffte, Enttäuschung breitete sich in ihm aus. Er schwamm zum Steg, zog sich mit Mühe die Leiter hinauf, ließ sich auf das nasse Holz fallen. Die Wasseroberfläche beruhigte sich, wurde still, lag bald wieder da wie ein schwarzer Spiegel.
Gespannt starrten die Kinder hinab in das dunkle Wasser. Lisa tauchte immer noch.
Paul merkte auf: Das konnte nicht sein. Niemand konnte das, auch nicht Lisa.
Er sprang auf, lief an den Rand des Holzsteges, legte sich bäuchlings auf die Planken und blickte in den Raum zwischen Wasseroberfläche und Steg. Nein, dort hatte sie sich nicht versteckt, auch nicht in dem flachen, von dünnem Schilf umstellten Uferwasser. Paul lief zurück zu den anderen, starrte wie sie hinab in das Wasser. Keiner sagte etwas. Jeder dachte das Gleiche.
Dann sprang er. Sein massiger Körper tauchte ein in das Wasser, das über ihm zuschnappte, wie um auch ihn zu verschlingen. Paul riss die Augen auf, ließ sich hinabsinken, begann zu schwimmen. Hektisch sah er sich um. Doch außer Algen und Dreck war nichts zu sehen. Paul tauchte, bis der Sauerstoff in seiner Lunge verbraucht war, dann schwamm er hinauf zur Oberfläche, holte Luft, tauchte erneut, suchte verzweifelt. Nichts. Die Angst begann seine Brust zu umklammern: die Angst, Lisa nicht zu finden, die Angst vor dem Vater, die Angst davor, ganz alleine zu sein, wenn er wieder auftauchte. In seine Augen schossen Tränen, doch das Wasser spülte sie fort, so wie es sein Schluchzen erstickte.
Dann sah er sie.
Lisa trieb mit geschlossenen Augen dicht über dem von einer wogenden Algenschicht bedeckten Seegrund. Pauls hektische Schwimmbewegungen hatten das Wasser in Bewegung gesetzt und ihren schmalen Körper auftreiben lassen. Mit der letzten Energie, die ihm der schwindende Sauerstoff in seiner Lunge gab, stieß er zu ihr hinab, griff nach ihrem schwerelos treibenden Arm und zerrte ihren blassen Körper mit sich hinauf zur Wasseroberfläche. Sekunden später hatte er das Ufer erreicht, Lisas leblosen Körper hinter sich herschleppend. Paul stolperte an Land, zog sie mit letzter Kraft die Böschung hinauf und ließ sich neben sie auf den Boden fallen, hustend, Wasser spuckend, um Atem ringend.
Lisa rührte sich nicht. Die Augen geschlossen, lag sie regungslos auf dem Schotter der Uferbefestigung, die der Vater hatte anlegen lassen. Ihr dunkles Haar betonte die Blässe ihrer feingezeichneten Lippen.
»Lisa!« Paul rüttelte ihren schmächtigen Körper. »Lisa, wach auf! Bitte!«
Er begann zu weinen, Tränen liefen über sein Gesicht. Er bemerkte nicht die Bewegung oben am Haus, es war sein Vater, er lief den Hügel hinunter zum See, alarmiert von den Nachbarskindern, die trotz des strengen Verbots in das Arbeitszimmer gestürmt waren. Momente später war der Vater da. Er riss Paul hoch, schlug ihn, stieß ihn zur Seite, dann beugte er sich über Lisa, prüfte ihre Atmung, ihren Puls, begann ohne zu Zögern mit der Wiederbelebung. Wimmernd hockte Paul am Boden, zerrissen zwischen seiner Angst, seinem Schmerz, seiner Hoffnung. Wieder und wieder legte der Vater seinen Mund über Lisas Nase, er füllte ihre Lunge mit Luft, massierte ihr Herz, um es zum Schlagen zu bringen. Dann, plötzlich, ging ein Zucken durch Lisas Körper, ihre Brust dehnte sich, und mit einem Husten kehrte das Leben in sie zurück. Erschöpft stand sein Vater auf, er blickte hinab auf seine Tochter, die, Wasser spuckend, am Boden lag und hustete. Dann ging er ins Haus zurück, um Marga zu holen.
Paul war zu Lisa gekrochen, er kniete neben ihr, hielt ihre Hand und weinte, nun vor Erleichterung.
Lisa öffnete hustend die Augen. Sie sah Paul, er begegnete ihrem Blick, wischte sich seine Tränen ab. Lisa hustete noch einmal, dann lächelte sie erschöpft und triumphierend: »Gewonnen.«
© Knaur Taschenbuch Verlag
Paul schob einen Algenklumpen zur Seite und starrte angestrengt in das dämmerige Grün. Wo war sie? War sie schon aufgetaucht? Sein Herz schlug schneller, das Blut in seinem Kopf begann zu pochen, sein Brustkorb spannte sich in dem Verlangen, sich zu öffnen und Atemluft in die Lunge fließen zu lassen. Jetzt bloß nicht aufgeben! Das pulsierende Dröhnen seines Herzschlages füllte seinen Kopf, stieß vor in seinen Magen, breitete sich in seinem ganzen Körper aus. Mit aller Kraft presste Paul die geballten Fäuste auf seine Brust, er öffnete den Mund, ohne zu atmen, das Wasser schoss in seinen Rachen, bereit, seine Lunge zu füllen. Nur noch dieser Moment, nur noch diese Sekunde ... Sein Körper krümmte sich, die Welt trat zurück, er war nur noch Herzschlag, nur noch Verlangen. Dann wurde sein Wunsch größer, zu atmen denn zu siegen.
Mit letzter Kraft stieß er sich vom Grund ab, er schoss nach oben, sein Kopf durchteilte die Wasseroberfläche. Paul riss den Mund auf, quälte die Luft in sich hinein, ein furchtbares Stöhnen, das die Kinder auf dem Steg entsetzt verstummen ließ. Um Atem ringend, blickte Paul in die erschrockenen Gesichter. Er hatte es geschafft!
Doch dann begann eines der Mädchen zu kichern: erst leise, dann immer lauter, das Kichern breitete sich aus, wurde zu einem spöttischen Lachen, das nach und nach alle Kinder erfasste und herabschwappte zu Paul, der sich so entsetzt wie verblüfft umschaute: Lisa war nirgendwo zu sehen. Sein Körper erschlaffte, Enttäuschung breitete sich in ihm aus. Er schwamm zum Steg, zog sich mit Mühe die Leiter hinauf, ließ sich auf das nasse Holz fallen. Die Wasseroberfläche beruhigte sich, wurde still, lag bald wieder da wie ein schwarzer Spiegel.
Gespannt starrten die Kinder hinab in das dunkle Wasser. Lisa tauchte immer noch.
Paul merkte auf: Das konnte nicht sein. Niemand konnte das, auch nicht Lisa.
Er sprang auf, lief an den Rand des Holzsteges, legte sich bäuchlings auf die Planken und blickte in den Raum zwischen Wasseroberfläche und Steg. Nein, dort hatte sie sich nicht versteckt, auch nicht in dem flachen, von dünnem Schilf umstellten Uferwasser. Paul lief zurück zu den anderen, starrte wie sie hinab in das Wasser. Keiner sagte etwas. Jeder dachte das Gleiche.
Dann sprang er. Sein massiger Körper tauchte ein in das Wasser, das über ihm zuschnappte, wie um auch ihn zu verschlingen. Paul riss die Augen auf, ließ sich hinabsinken, begann zu schwimmen. Hektisch sah er sich um. Doch außer Algen und Dreck war nichts zu sehen. Paul tauchte, bis der Sauerstoff in seiner Lunge verbraucht war, dann schwamm er hinauf zur Oberfläche, holte Luft, tauchte erneut, suchte verzweifelt. Nichts. Die Angst begann seine Brust zu umklammern: die Angst, Lisa nicht zu finden, die Angst vor dem Vater, die Angst davor, ganz alleine zu sein, wenn er wieder auftauchte. In seine Augen schossen Tränen, doch das Wasser spülte sie fort, so wie es sein Schluchzen erstickte.
Dann sah er sie.
Lisa trieb mit geschlossenen Augen dicht über dem von einer wogenden Algenschicht bedeckten Seegrund. Pauls hektische Schwimmbewegungen hatten das Wasser in Bewegung gesetzt und ihren schmalen Körper auftreiben lassen. Mit der letzten Energie, die ihm der schwindende Sauerstoff in seiner Lunge gab, stieß er zu ihr hinab, griff nach ihrem schwerelos treibenden Arm und zerrte ihren blassen Körper mit sich hinauf zur Wasseroberfläche. Sekunden später hatte er das Ufer erreicht, Lisas leblosen Körper hinter sich herschleppend. Paul stolperte an Land, zog sie mit letzter Kraft die Böschung hinauf und ließ sich neben sie auf den Boden fallen, hustend, Wasser spuckend, um Atem ringend.
Lisa rührte sich nicht. Die Augen geschlossen, lag sie regungslos auf dem Schotter der Uferbefestigung, die der Vater hatte anlegen lassen. Ihr dunkles Haar betonte die Blässe ihrer feingezeichneten Lippen.
»Lisa!« Paul rüttelte ihren schmächtigen Körper. »Lisa, wach auf! Bitte!«
Er begann zu weinen, Tränen liefen über sein Gesicht. Er bemerkte nicht die Bewegung oben am Haus, es war sein Vater, er lief den Hügel hinunter zum See, alarmiert von den Nachbarskindern, die trotz des strengen Verbots in das Arbeitszimmer gestürmt waren. Momente später war der Vater da. Er riss Paul hoch, schlug ihn, stieß ihn zur Seite, dann beugte er sich über Lisa, prüfte ihre Atmung, ihren Puls, begann ohne zu Zögern mit der Wiederbelebung. Wimmernd hockte Paul am Boden, zerrissen zwischen seiner Angst, seinem Schmerz, seiner Hoffnung. Wieder und wieder legte der Vater seinen Mund über Lisas Nase, er füllte ihre Lunge mit Luft, massierte ihr Herz, um es zum Schlagen zu bringen. Dann, plötzlich, ging ein Zucken durch Lisas Körper, ihre Brust dehnte sich, und mit einem Husten kehrte das Leben in sie zurück. Erschöpft stand sein Vater auf, er blickte hinab auf seine Tochter, die, Wasser spuckend, am Boden lag und hustete. Dann ging er ins Haus zurück, um Marga zu holen.
Paul war zu Lisa gekrochen, er kniete neben ihr, hielt ihre Hand und weinte, nun vor Erleichterung.
Lisa öffnete hustend die Augen. Sie sah Paul, er begegnete ihrem Blick, wischte sich seine Tränen ab. Lisa hustete noch einmal, dann lächelte sie erschöpft und triumphierend: »Gewonnen.«
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Autoren-Porträt von Markus Stromiedel
Markus Stromiedel ist als Krimiautor »Vater« einiger höchst erfolgreicher »Kinder«: Aus seiner Feder stammt die Figur des Kieler Tatort-Kommissars Klaus Borowski sowie des ZDF-Staatsanwaltes Bernd Reuther. Nach seinen Anfängen als Journalist, Dramaturg und Producer schreibt Stromiedel seit vielen Jahren als Drehbuchautor, an seinem Schreibtisch entstanden Bücher u. a. für den »Tatort« und viele weitere bekannte Krimireihen und -serien. Filme nach seinen Drehbüchern gehören zu den erfolgreichsten Produktionen im deutschen Fernsehen. Als Prosa-Autor schuf er für seine Politthriller-Trilogie die Figur des Berliner Hauptkommissars Paul Selig und die beiden Sci-Fi-Thriller »Die Kuppel« und »Zone 5«. Für jugendliche Leser entstand die erfolgreiche Fantasy-Trilogie »Der Torwächter«.
Bibliographische Angaben
- Autor: Markus Stromiedel
- 2008, 4. Aufl., 432 Seiten, Maße: 12,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Droemer/Knaur
- ISBN-10: 3426634465
- ISBN-13: 9783426634462
- Erscheinungsdatum: 02.05.2008
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