Abgetreten (ePub)
Eine Frau rechnet ab - mit Unmündigkeit, Lebensbetrug und ihrem Mann.
Eine Frau sitzt mit ihrem Mann in einem kleinen Hotel in Südfrankreich. Es ist ihr erster Urlaub nach 15 Ehejahren, hier haben sie damals ihre Flitterwochen verbracht. Die Frau hat...
Eine Frau sitzt mit ihrem Mann in einem kleinen Hotel in Südfrankreich. Es ist ihr erster Urlaub nach 15 Ehejahren, hier haben sie damals ihre Flitterwochen verbracht. Die Frau hat...
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Produktinformationen zu „Abgetreten (ePub)“
Eine Frau rechnet ab - mit Unmündigkeit, Lebensbetrug und ihrem Mann.
Eine Frau sitzt mit ihrem Mann in einem kleinen Hotel in Südfrankreich. Es ist ihr erster Urlaub nach 15 Ehejahren, hier haben sie damals ihre Flitterwochen verbracht. Die Frau hat gehofft, dass die Erinnerung an glückliche Zeiten sie einander wieder näher bringen könnte. Aber sie muss sich eingestehen, dass ihre Beziehung an Glanz verloren hat, dass ihr einst angebeteter Mann in Wirklichkeit ein erbärmlicher Schuft ist. Und sie begreift, dass ihre Liebe gestorben ist. Zum ersten Mal in ihrem Leben liegt es an ihr, eine Entscheidung zu treffen ...
Ausgezeichnet mit dem Brigitte-Romanpreis.
Eine Frau sitzt mit ihrem Mann in einem kleinen Hotel in Südfrankreich. Es ist ihr erster Urlaub nach 15 Ehejahren, hier haben sie damals ihre Flitterwochen verbracht. Die Frau hat gehofft, dass die Erinnerung an glückliche Zeiten sie einander wieder näher bringen könnte. Aber sie muss sich eingestehen, dass ihre Beziehung an Glanz verloren hat, dass ihr einst angebeteter Mann in Wirklichkeit ein erbärmlicher Schuft ist. Und sie begreift, dass ihre Liebe gestorben ist. Zum ersten Mal in ihrem Leben liegt es an ihr, eine Entscheidung zu treffen ...
Ausgezeichnet mit dem Brigitte-Romanpreis.
Lese-Probe zu „Abgetreten (ePub)“
... unter den Tisch gefallen ist sie, unter den Tisch mit seiner verwaschenen rosa Tischdecke, unter den Tisch im Speisesaal dieses Hotels in Südfrankreich, und da lag sie nun, die Liebe, und ich habe sie zertreten mit meinen Schuhen, mit diesen altmodischen, ehemals chicen roten Lederschuhen, vor Jahren waren sie einmal chic gewesen, jetzt waren es die einzigen exchicen Schuhe, die ich für ein Hotel besaß. Dieses Hotel war auch einmal chic gewesen, vor Jahren, jetzt war es nicht mehr chic, das verband dieses Hotel mit meinen Schuhen, meinen Schuhen mit ihren hohen, dünnen Absätzen und vorne spitz zulaufend, zu wenig Platz für die Zehen und sicher nicht gesund, aber ich hatte keine anderen, und zum Zertreten der Liebe waren sie ganz gut geeignet. Ich bewegte den rechten Vorderfuß auf der hinuntergefallenen Liebe hin und her, hin und her, und der hohe, spitze Absatz machte schleifende Geräusche auf dem Parkett, die anderen Gäste schauten schon zu uns herüber, aber das konnte mich nicht davon abhalten, diese Liebe zu zerquetschen, diese Liebe, die unter dem Tisch auf dem Fußboden lag und die ich zwar nicht sehen, aber bis zu ihrem endgültigen Ableben sehr gut fühlen konnte. Ich nahm einen Schluck von meinem Pastis und sagte Prost zu Kurt, zu Kurt, der mich vorwurfsvoll ansah, mich fixierte mit seinen grauen Augen, die immer etwas müde in die Welt schauten, mit seinen Augen, die früher über diesem Grau immer einen leichten Schleier hatten, einen Schleier wie feiner Nebel über dem Boden am ersten grauen, kalten Herbsttag nach dem Sommer. Ich habe sie angebetet, diese Augen, jahrelang habe ich sie angebetet, aber das war jetzt endgültig vorbei, jetzt war die Liebe unter den Tisch gefallen und wurde von mir zertreten. Als ich Kurt das erste Mal sah, waren mir diese Augen sofort aufgefallen, diese Augen mit ihrem leichten Nebelschleier, der machte seinen Blick etwas melancholisch, und ich hatte das Gefühl, mich um diesen Mann mit diesem melancholischen Blick kümmern zu
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müssen, irgendwie wirkte er etwas einsam oder verloren oder beides zusammen, aber jetzt, nein, schon lange, schauten mich diese Augen nur noch vorwurfsvoll an, statt Melancholie graue Nebelkälte. Er fragte, was machst du eigentlich mit deinen Füßen unter dem Tisch, die Leute gucken ja schon alle, was gibt es denn da unter dem Tisch zu scharren, und ich hätte ihm jetzt sagen können, ich habe gerade die Liebe zertreten, in dem Moment, wo es mir wie Schuppen von den Augen gefallen ist, in dem Moment habe ich sie zertreten mit meinen ehemals chicen roten Schuhen, die hast du mir damals gekauft, als dein Blick noch melancholisch war, ja, lange ist das her, sehr lange, da hast du mir noch Geschenke gemacht. Ich habe mich sehr über diese Schuhe gefreut, damals, jetzt sind sie nur noch altmodisch, heutzutage trägt man kaum noch rote Schuhe, schon gar nicht mit hohen, dünnen Absätzen und vorne spitz zulaufend. Vielleicht werden sie irgendwann mal wieder modern, es ist ja immer das Gleiche, alles war schon mal da, und alles kommt irgendwann mal wieder, aber momentan trägt man dicke Blockabsätze, und die Schuhe sind vorne breit und bequem für die Zehen und sicher gesünder als damals, ja, ich hätte nicht gedacht, dass ich ausgerechnet mit diesen Schuhen die Liebe zertreten würde. Ich sagte, da war eine Kakerlake, ich habe sie zertreten. Er sagte, igittigitt, wirklich, das verdirbt mir den Appetit, so was, und das vor dem Essen, zum Glück habe ich sie nicht gesehen. Ja, sagte ich, zum Glück. Eklig, diese Dinger. Da kannst du dir ja vorstellen, wie es in der Küche aussieht. Er sagte, hör bitte auf, es wird wohl nicht so schlimm sein. Und dann sagte er Prost und nahm einen Schluck von seinem Pastis. Und ich sagte auch noch einmal Prost und nahm noch einen Schluck von meinem Pastis, von diesem Pastis, den ich eigentlich gar nicht mochte und den ich nur Kurt zuliebe trank, weil er behauptete, um richtig in Frankreich anzukommen, müsse man unbedingt einen Pastis trinken. Eigentlich hätte ich viel lieber einen Martini getrunken, den fand ich viel besser, der Pastis erinnerte mich immer an Weihnachtsplätzchen mit Anis, die habe ich eigentlich auch nicht gemocht und nur meiner Mutter zuliebe gegessen und gesagt, hm, die mag ich wirklich sehr gerne, deine Anisplätzchen, das sind die Besten, und meine Mutter hat dann immer gesagt, Weihnachten ohne Anisplätzchen ist für mich wie Weihnachten ohne Tannenbaum. Das wäre wie in Frankreich zu sein, ohne zum Ankommen Pastis zu trinken, dann kommt man einfach nicht richtig an, wie Weihnachten ohne Anisplätzchen keine Weihnachten ist, so einfach ist das, das galt auch für mich, obwohl ich weder Anisplätzchen noch Pastis mag und sie nur zu mir nahm, damit Weihnachten Weihnachten ist oder ich auch richtig ankomme. Ich sagte, dieser Pastis ist wirklich schrecklich, ich hasse Anis, in jeder Form, ich bestelle mir lieber einen Martini. Kurt, der seit vorgestern versuchte, nett zu mir zu sein, sagte nichts. Er schaute mich nur erstaunt an. Ich winkte der Bedienung und bestellte mir einen Martini, den Pastis schob ich hinüber zu Kurt. Kurt sagte nichts. Die Bedienung brachte den Martini und fragte Kurt, wollen Sie jetzt die Speisekarte, und dabei schaute sie Kurt wieder an, als würde sie fragen, wollen Sie mich statt der Speisekarte, und Kurt sah aus, als würde er gerne antworten, ja, das könnte ich mir gut vorstellen. Er schaute sie an, mit seinen grauen Augen, weg war die graue Nebelkälte, die Melancholie kam zum Vorschein, und die Bedienung sah aus, als würde sie sich gerne um ihn kümmern. Kurt sagte, ja, und ich zuckte bei diesem Ja nicht mehr zusammen wie gestern und vorgestern, und sie sagte, ich bringe sie sofort, und entfernte sich auf dicken Blockabsätzen und zehenschonend. Kurt schaute ihr hinterher, mit melancholischen Augen, nebelschleierverhangen.
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Autoren-Porträt von Kornelia Helfmann
Kornelia Helfmann, geboren in der Nähe von Heidelberg, lebt und arbeitet seit vielen Jahren in der Schweiz. "Abgetreten" ist ihr erstes Buch und wurde mit dem erstmals vergebenen "Brigitte"-Romanpreis ausgezeichnet.
Bibliographische Angaben
- Autor: Kornelia Helfmann
- 2006, Deutsch
- Verlag: Penguin Random House
- ISBN-10: 3894808950
- ISBN-13: 9783894808952
- Erscheinungsdatum: 10.03.2006
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