Abrechnung mit der Theodizee. Heinrich von Kleist: Das Erdbeben von Chili (ePub)
Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1, Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg (Neuere Literaturwissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Ein Erdbeben ist vordergründig ein Ereignis der...
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Produktinformationen zu „Abrechnung mit der Theodizee. Heinrich von Kleist: Das Erdbeben von Chili (ePub)“
Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1, Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg (Neuere Literaturwissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Ein Erdbeben ist vordergründig ein Ereignis der Natur, in seinem Wesen neutral und
frei von jeder Wertung. Erst die Folgen und gesellschaftlichen Phänomene, die es mit
sich bringt, lassen es für den Menschen zu einer Katastrophe werden. Um ein solches
Ereignis dreht sich die erstmals im Jahre 1807 unter dem Titel "Jeronimo und Josephe"
erschienene Erzählung Heinrich von Kleists. Obwohl darin ein Rückbezug auf ein im
Jahre 1647 tatsächlich stattgefundenes Erdbeben in Chile vorhanden ist, handelt es sich
nicht um eine Historienerzählung. Der zeitgenössische Leser assoziierte mit der
Thematik viel mehr das für die Epoche wesentlich stärker prägende schwere Erdbeben
von Lissabon im Jahre 1755, welches viele Menschenleben forderte.
Das Lissabonner Erdbeben war unter anderem Auslöser einer zentralen Diskussion um
die vorherrschende Gottesanschauung und die Herkunft des Bösen in der Welt, an
welcher sich die bedeutendsten Theologen, Philosophen und Schriftsteller der Zeit
beteiligten. Die meisten Anhänger fand das Weltenmodell von Leibniz, welches er in
seinem Werk "Essais de théodicée sur la Bonté de Dieu, la liberté de l'homme et
l'origine du mal" darlegte: Unsere Welt ist die beste aller möglichen Welten und basiert
auf einer von Gott prästabilierten Harmonie aller Dinge, d. h. alle Ereignisse sind im
Vorhinein festgelegt, zwangsläufig auch das Übel, weil alles Geschaffene nicht perfekt
sein kann, da es in diesem Fall gottgleich wäre. Eine ähnliche Ansicht vertrat auch Pope
in seiner Schrift "An Essay on Man", welche in der griffigen Formel endet: "Whatever
is, is right."
Während der junge Kant und vor allem Rousseau sich diesem Optimismus anschlossen,
dementierte Voltaire deren Ansichten vehement und stellte sich auf die Seite der
Optimismuskritiker. Heftigen Widerspruch gegen die Philosophen, die trotz aller
Katastrophen noch immer von der "Besten aller Welten" sprachen, leistete Voltaire mit
seinem Gedicht "Poème sur la désastre de Lisbonne" und seinem satirischen Roman
"Candide".
Kleist griff verschiedene Aspekte der Theodizeediskussion auf und entwickelte daraus
in seiner Erdbeben-Erzählung sein eigenes Weltbild. Ziel dieser Arbeit soll sein, "Das
Erdbeben von Chili" als Stellungnahme zur Theodizeediskussion anhand einiger
ausgewählter Thesen zu analysieren.
frei von jeder Wertung. Erst die Folgen und gesellschaftlichen Phänomene, die es mit
sich bringt, lassen es für den Menschen zu einer Katastrophe werden. Um ein solches
Ereignis dreht sich die erstmals im Jahre 1807 unter dem Titel "Jeronimo und Josephe"
erschienene Erzählung Heinrich von Kleists. Obwohl darin ein Rückbezug auf ein im
Jahre 1647 tatsächlich stattgefundenes Erdbeben in Chile vorhanden ist, handelt es sich
nicht um eine Historienerzählung. Der zeitgenössische Leser assoziierte mit der
Thematik viel mehr das für die Epoche wesentlich stärker prägende schwere Erdbeben
von Lissabon im Jahre 1755, welches viele Menschenleben forderte.
Das Lissabonner Erdbeben war unter anderem Auslöser einer zentralen Diskussion um
die vorherrschende Gottesanschauung und die Herkunft des Bösen in der Welt, an
welcher sich die bedeutendsten Theologen, Philosophen und Schriftsteller der Zeit
beteiligten. Die meisten Anhänger fand das Weltenmodell von Leibniz, welches er in
seinem Werk "Essais de théodicée sur la Bonté de Dieu, la liberté de l'homme et
l'origine du mal" darlegte: Unsere Welt ist die beste aller möglichen Welten und basiert
auf einer von Gott prästabilierten Harmonie aller Dinge, d. h. alle Ereignisse sind im
Vorhinein festgelegt, zwangsläufig auch das Übel, weil alles Geschaffene nicht perfekt
sein kann, da es in diesem Fall gottgleich wäre. Eine ähnliche Ansicht vertrat auch Pope
in seiner Schrift "An Essay on Man", welche in der griffigen Formel endet: "Whatever
is, is right."
Während der junge Kant und vor allem Rousseau sich diesem Optimismus anschlossen,
dementierte Voltaire deren Ansichten vehement und stellte sich auf die Seite der
Optimismuskritiker. Heftigen Widerspruch gegen die Philosophen, die trotz aller
Katastrophen noch immer von der "Besten aller Welten" sprachen, leistete Voltaire mit
seinem Gedicht "Poème sur la désastre de Lisbonne" und seinem satirischen Roman
"Candide".
Kleist griff verschiedene Aspekte der Theodizeediskussion auf und entwickelte daraus
in seiner Erdbeben-Erzählung sein eigenes Weltbild. Ziel dieser Arbeit soll sein, "Das
Erdbeben von Chili" als Stellungnahme zur Theodizeediskussion anhand einiger
ausgewählter Thesen zu analysieren.
Bibliographische Angaben
- Autor: Margit Maier
- 2004, 1. Auflage, 16 Seiten, Deutsch
- Verlag: GRIN Verlag
- ISBN-10: 3638296954
- ISBN-13: 9783638296953
- Erscheinungsdatum: 01.08.2004
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eBook Informationen
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