Alter(n) in der alternden Gesellschaft (PDF)
Eine soziologische Einführung in die Wissenschaft vom Alter(n)
Die Gesellschaft, genauer: Politik und Medienschaffende, haben das "Alter" entdeckt. Das Problem ist bekannt, auch wenn man es lange nicht sehen wollte: Seit über vierzig Jahren sinken (nicht nur) in Deutschland die Geburtenzahlen. Bestand und Strukturen...
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Produktinformationen zu „Alter(n) in der alternden Gesellschaft (PDF)“
Die Gesellschaft, genauer: Politik und Medienschaffende, haben das "Alter" entdeckt. Das Problem ist bekannt, auch wenn man es lange nicht sehen wollte: Seit über vierzig Jahren sinken (nicht nur) in Deutschland die Geburtenzahlen. Bestand und Strukturen unserer Gesellschaft gelten als gefährdet. Zugleich steigt die Lebenserwartung, wächst die Zahl und der Anteil alter Menschen. Die Wirkungen beider Entwicklungen sind komplex. Immer weniger erwerbstätige Menschen müssen immer mehr und älter werdende Senioren versorgen. Können diese heute noch - dank medizinischem Fortschritt, materiellem Wohlstand und gesellschaftlicher Liberalisierung - ein nie dagewesenes "gutes Leben" im Alter genießen, so sind die Zukunftserwartungen - vor allem für die künftigen Alten - eher düster. Daran sind weniger die Altersdiskriminierung und schon gar nicht der "Jugendkult" Schuld. Vielmehr fehlt es am Willen zum Nachwuchs, vor allem an Strukturen sich ihn leisten zu können. Bedenklich ist der Abbau des gesetzlich garantierten Leistungsniveaus bei Alter und Krankheit. Und noch immer fehlt es verbreitet seitens der Wirtschaft an Bereitschaft, die Kompetenzen der Älteren zu nutzen. Warum wird die Gesellschaft "grau"? Wie lebt man heute im Alter? Wer sind die "neuen Alten"? Und: wird es sie morgen noch geben?
Lese-Probe zu „Alter(n) in der alternden Gesellschaft (PDF)“
1 Einleitung (S. 15) 2030 Aufstand der Alten, lautete der reißerische Titel einer so genannten Dokumentarfiktion im Spielfilmformat, ausgestrahlt zu guter Sendezeit vom Zweiten Deutschen Fernsehen am 16. Januar 2007. Hat die Zukunft (endlich) die Massenmedien erreicht, oder beweist sich (einmal mehr), dass diese ihre eigene Realität haben (Niklas Luhmann)?
Soviel ist sicher, die Programmverantwortlichen des Fernsehens und mit ihnen der Rest der Massenmedien und Bestsellerautoren haben das Thema Altern der Gesellschaft (für sich) entdeckt. Zu einem Zeitpunkt, da dunkle Szenarien aber auch nüchterne Vorausberechnungen die Alten der Gegenwart verunsichern und die Erwartungen der künftigen Alten an ihren eigenen Lebensabend zunehmend verdüstert haben.
Die Gesellschaft muss fürchten, der durch die voranschreitende Alterung der Gesellschaft verursachten Kosten, nicht mehr Herr werden zu können. Das Leben im Alter morgen könnte von Kargheit, Krankheit und Abgeschobensein geprägt sein. Zeit für die Alten der Zukunft, sich zum Methusalemkomplott zu rüsten?
Warum auf einmal mit soviel Verve? Die über Jahre nur zögerlich von Politik, Medien und Öffentlichkeit zur Kenntnis genommenen Konsequenzen der Bevölkerungsentwicklung sind seit langem bekannt. In der Folge eines über mehr als drei Dekaden anhaltend niedrigen Geburtenniveaus und parallel dazu einer ständig wachsenden Lebenserwartung, ist es zu einer voranschreitenden Überalterung und schon begonnenen Schrumpfung der Bevölkerung gekommen.
Die Gesellschaft wird grau, Deutschland vergreist und verwaist wohl alsbald, wenn nicht Massen von Zuwanderern, deren Integration dann ein anderes Problem wäre, die bereits begonnene Verringerung der Bevölkerung aufhalten würden. Der Arbeitsgesellschaft geht anders als noch vor Kurzem behauptet weniger die Arbeit, als vielmehr die Menschen aus.
Immer weniger Kinder werden geboren dringend notwendige Arbeitskräfte von morgen und
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künftige Prämienzahler für die Sozialversicherung. Der Generationenvertrag, jener seit über hundert Jahren bewährte Kern institutionalisierter Solidarität, droht unerfüllt zu bleiben, weil Egoismus, Materialismus und Selbstverwirklichung sich ausgebreitet haben.
Dabei fing alles so gut an. Seit etwa hundert Jahren steigt die Lebenserwartung. Rapide hat sie sich binnen eines Säkulums in den Industrieländern geradezu verdoppelt. Hohe Geburtenzahlen wurden überflüssig, weil immer mehr Neugeborene, anstatt dem raschen Tod anheim zu fallen, erwachsen wurden.
So ging die Zahl der Geburten pro Kopf zurück, während die Alten immer zahlreicher und immer noch älter wurden und werden. Von wenigen Prozent wird der Altenanteil an der Bevölkerung bis zur Mitte dieses Jahrhunderts auf ein Drittel gewachsen sein. Diese Nachrichten irritieren eine Gesellschaft, die es historisch erstmalig schaffte, dass Alter zu einer für alle wahrscheinlich erlebbaren und zugleich gemeinhin lebenswerten Lebensphase wurde.
Soziale Sicherung, Gesundheitsfür- und -vorsorge sowie der Massenwohlstand sind die Grundlagen dafür, dass Späte Freiheit (Leopold Rosenmayr) und ein gutes Leben im Alter für die Mehrheit der Alten Realität geworden sind. Vom guten Leben im Alter handelt dieses Buch. Meine These widerspricht verbreiteter besser: veröffentlichter Alltagsmeinung (zuletzt: Schirrmacher 2004).
Alte gelten vielfach noch immer als abgeschoben, diskriminiert und benachteiligt. Die Forschung widerspricht dem seit langem. Befragungsergebnisse und statistische Daten werden meine These erhärten. Dieses Buch will zugleich verstanden werden als soziologische Einführung in die Wissenschaft vom Alter und vom Altern.
Eine eigene Forschungsdisziplin gibt es nicht. Alter und Altern sind komplexe Erscheinungen. An der Erforschung von Ursachen, Prozessen und Folgen des Alterns sind natur- und geisteswissenschaftliche Disziplinen beteiligt. Dazu gehören die Biologie (heute auch die Genforschung), die Medizin, die Ökonomie, die Geographie und die Erziehungswissenschaft (Pädagogik).
Dabei fing alles so gut an. Seit etwa hundert Jahren steigt die Lebenserwartung. Rapide hat sie sich binnen eines Säkulums in den Industrieländern geradezu verdoppelt. Hohe Geburtenzahlen wurden überflüssig, weil immer mehr Neugeborene, anstatt dem raschen Tod anheim zu fallen, erwachsen wurden.
So ging die Zahl der Geburten pro Kopf zurück, während die Alten immer zahlreicher und immer noch älter wurden und werden. Von wenigen Prozent wird der Altenanteil an der Bevölkerung bis zur Mitte dieses Jahrhunderts auf ein Drittel gewachsen sein. Diese Nachrichten irritieren eine Gesellschaft, die es historisch erstmalig schaffte, dass Alter zu einer für alle wahrscheinlich erlebbaren und zugleich gemeinhin lebenswerten Lebensphase wurde.
Soziale Sicherung, Gesundheitsfür- und -vorsorge sowie der Massenwohlstand sind die Grundlagen dafür, dass Späte Freiheit (Leopold Rosenmayr) und ein gutes Leben im Alter für die Mehrheit der Alten Realität geworden sind. Vom guten Leben im Alter handelt dieses Buch. Meine These widerspricht verbreiteter besser: veröffentlichter Alltagsmeinung (zuletzt: Schirrmacher 2004).
Alte gelten vielfach noch immer als abgeschoben, diskriminiert und benachteiligt. Die Forschung widerspricht dem seit langem. Befragungsergebnisse und statistische Daten werden meine These erhärten. Dieses Buch will zugleich verstanden werden als soziologische Einführung in die Wissenschaft vom Alter und vom Altern.
Eine eigene Forschungsdisziplin gibt es nicht. Alter und Altern sind komplexe Erscheinungen. An der Erforschung von Ursachen, Prozessen und Folgen des Alterns sind natur- und geisteswissenschaftliche Disziplinen beteiligt. Dazu gehören die Biologie (heute auch die Genforschung), die Medizin, die Ökonomie, die Geographie und die Erziehungswissenschaft (Pädagogik).
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Autoren-Porträt von Frank Thieme
Dr. Frank Thieme ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät für Sozialwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum.
Bibliographische Angaben
- Autor: Frank Thieme
- 2008, 2008, 314 Seiten, Deutsch
- Verlag: VS Verlag für Sozialw.
- ISBN-10: 3531908170
- ISBN-13: 9783531908175
- Erscheinungsdatum: 12.02.2008
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