Den Holocaust beschreiben (PDF)
Auf dem Weg zu einer integrierten Geschichte
Saul Friedländer hat mit seiner zweibändigen Darstellung über »Das Dritte Reich und die Juden« im vergangenen Jahr ein vielfach preisgekröntes historiographisches Meisterwerk veröffentlicht.
Der hier vorgelegte Band dokumentiert seine öffentlichen...
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Produktinformationen zu „Den Holocaust beschreiben (PDF)“
Saul Friedländer hat mit seiner zweibändigen Darstellung über »Das Dritte Reich und die Juden« im vergangenen Jahr ein vielfach preisgekröntes historiographisches Meisterwerk veröffentlicht.
Der hier vorgelegte Band dokumentiert seine öffentlichen Vorträge und Gespräche als erster Gastprofessor des Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt stehen Fragen nach den Quellen, der Methodik und den Perspektiven der Holocaustforschung. Aufschlussreiche Diskussionen mit Kollegen und Nachwuchsforschern bieten darüber hinaus neue Einblicke in die Biographie Saul Friedländers, der versteckt in einer Klosterschule in Frankreich den Holocaust überlebte.
Der hier vorgelegte Band dokumentiert seine öffentlichen Vorträge und Gespräche als erster Gastprofessor des Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt stehen Fragen nach den Quellen, der Methodik und den Perspektiven der Holocaustforschung. Aufschlussreiche Diskussionen mit Kollegen und Nachwuchsforschern bieten darüber hinaus neue Einblicke in die Biographie Saul Friedländers, der versteckt in einer Klosterschule in Frankreich den Holocaust überlebte.
Lese-Probe zu „Den Holocaust beschreiben (PDF)“
Den Holocaust beschreiben (S. 7) Auf dem Weg zu einer integrierten Geschichte Der Gedanke, daß es notwendig sei, eine integrierte Geschichte des Holocaust zu verfassen, geht auf Debatten zurück, die Mitte der achtziger Jahre über die Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust geführt wurden.
Letztlich veranlaßte mich vor allem die Auseinandersetzung mit Martin Broszat dazu, 1990 die Arbeit an Das Dritte Reich und die Juden aufzunehmen. Broszat hatte sich in seinem Plädoyer für eine Historisierung des Nationalsozialismus gegen die traditionelle Schwarzweißdarstellung des »Dritten Reiches« gewandt, an deren Stelle ein Bild in abgestuften Grautönen treten sollte.
Erst in unserem Briefwechsel, den wir darüber führten, trat Broszats kaum verhüllter Subtext zutage, wonach die Wahrnehmung dieser Vergangenheit seitens der jüdischen Überlebenden zwar ebenso wie die ihrer Nachkommen »achtenswert « sei, aber doch eine »mythische Erinnerung« darstelle. Sie lege einer »rationalen« deutschen Geschichtsschreibung ein Hindernis in den Weg, was zu einer Vergröberung des historischen Diskurses führe.
Diese Auffassung verewigte die intellektuelle Abtrennung der Geschichte der Juden von der deutschen Gesellschaft während der NS-Zeit und überließ ihre Bearbeitung bestenfalls jüdischen Historikern. Mit dem Ansatz einer integrierten Geschichte wollte ich das Gegenteil beweisen: daß die zwei Geschichten in einem Gesamtbild zu schreiben möglich und die jüdische Dimension in eine integrierte historische Erzählung einzubeziehen war.
Denn im Hinblick auf den professionellen Umgang mit dem Holocaust als Forschungsgegenstand ist eine Unterscheidung zwischen Historikern unterschiedlicher Herkunft nicht gerechtfertigt, vielmehr müssen sich alle Historiker, die sich mit diesem Thema befassen, über ihre unvermeidlich subjektive Herangehensweise im klaren sein: Sie müssen genügend selbstkritische Einsicht aufbringen können, um ihre Subjektivität unter Kontrolle
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zu halten. Im folgenden gehe ich auf drei wesentliche Aspekte meiner Arbeit ein.
Zunächst befasse ich mich mit dem Begriff einer »integrierten Geschichte des Holocaust« und wende mich dann einigen Entscheidungen hinsichtlich der Erzählweise und der Interpretation zu, die sich aus meinem Ansatz ergeben. Schließlich skizziere ich einige Probleme, die bei dieser Form der Geschichtsdarstellung auftreten können, sowie Fragen, die auch nach einem solchen Unternehmen unbeantwortet bleiben.
I.
David Moffie wurde am 18. September 1942 an der Universität Amsterdam zum Doktor der Medizin promoviert. Ein zu diesem Ereignis aufgenommenes Photo zeigt ihn mit den Professoren C. U. Ariens Kappers, seinem Doktorvater, und H. T. Deelmann, die zu seiner Rechten stehen, sowie dem Assistenten D. Granaat zu seiner Linken.
Ein weiteres Mitglied des Lehrkörpers, das von hinten zu sehen ist, möglicherweise der Dekan der Medizinischen Fakultät, steht ihnen gegenüber auf der anderen Seite eines großen Schreibtisches. Im Hintergrund sind etwas unscharf die Gesichter einiger Menschen zu erkennen, die sich in dem kleinen Saal drängen zweifellos Familienmitglieder und Freunde.
Die Angehörigen des Lehrkörpers sind in ihre akademischen Festgewänder gekleidet, während Moffie und der Assistent einen Smoking und einen weißen Schlips tragen, an Moffies linkem Revers prangt ein handtellergroßer Stern mit dem Aufdruck »Jood«: Moffie war der letzte jüdische Student an der Universität Amsterdam in der Zeit der deutschen Besatzung, kurze Zeit später wurde er nach Auschwitz-Birkenau deportiert.
Ebenso wie zwanzig Prozent der niederländischen Juden überlebte er, der größte Teil der bei dieser Zeremonie anwesenden Juden ist aber umgekommen.
Zunächst befasse ich mich mit dem Begriff einer »integrierten Geschichte des Holocaust« und wende mich dann einigen Entscheidungen hinsichtlich der Erzählweise und der Interpretation zu, die sich aus meinem Ansatz ergeben. Schließlich skizziere ich einige Probleme, die bei dieser Form der Geschichtsdarstellung auftreten können, sowie Fragen, die auch nach einem solchen Unternehmen unbeantwortet bleiben.
I.
David Moffie wurde am 18. September 1942 an der Universität Amsterdam zum Doktor der Medizin promoviert. Ein zu diesem Ereignis aufgenommenes Photo zeigt ihn mit den Professoren C. U. Ariens Kappers, seinem Doktorvater, und H. T. Deelmann, die zu seiner Rechten stehen, sowie dem Assistenten D. Granaat zu seiner Linken.
Ein weiteres Mitglied des Lehrkörpers, das von hinten zu sehen ist, möglicherweise der Dekan der Medizinischen Fakultät, steht ihnen gegenüber auf der anderen Seite eines großen Schreibtisches. Im Hintergrund sind etwas unscharf die Gesichter einiger Menschen zu erkennen, die sich in dem kleinen Saal drängen zweifellos Familienmitglieder und Freunde.
Die Angehörigen des Lehrkörpers sind in ihre akademischen Festgewänder gekleidet, während Moffie und der Assistent einen Smoking und einen weißen Schlips tragen, an Moffies linkem Revers prangt ein handtellergroßer Stern mit dem Aufdruck »Jood«: Moffie war der letzte jüdische Student an der Universität Amsterdam in der Zeit der deutschen Besatzung, kurze Zeit später wurde er nach Auschwitz-Birkenau deportiert.
Ebenso wie zwanzig Prozent der niederländischen Juden überlebte er, der größte Teil der bei dieser Zeremonie anwesenden Juden ist aber umgekommen.
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Autoren-Porträt von Saul Friedländer
Saul Friedländer, geb. 1932 in Prag, Professor an der University of California in Los Angeles. Für "Die Jahre der Verfolgung" (1998), den ersten Band seiner in viele Sprachen übersetzten Darstellung "Das Dritte Reich und die Juden", erhielt er den Geschwister-Scholl-Preis. 2006 erschien der abschließende zweite Band "Die Jahre der Vernichtung", für den er mit dem Preis der Leipziger Buchmesse 2007 ausgezeichnet wurde. 2007 wurde er außerdem mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.
Bibliographische Angaben
- Autor: Saul Friedländer
- 2013, 173 Seiten, Deutsch
- Verlag: Wallstein Verlag GmbH
- ISBN-10: 3835306715
- ISBN-13: 9783835306714
- Erscheinungsdatum: 13.08.2013
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eBook Informationen
- Dateiformat: PDF
- Größe: 1.61 MB
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Pressezitat
"Friedländer ist ein Chronist, er schreibt über sein Genre, wie ein Filmemacher seine Bilder schneidet."[Quelle: Ludger Heid, Süddeutsche Zeitung, 8.10.2007]
"(...) eine vielstimmige, vielgesichtige und vielschicktige Dokumentation, die Täter und Opfer plastisch in Erscheinung treten lässt und ihre - oft widersprüchliche - Geschichte miteinander verflicht."
[Quelle: Ulrike Baureithel, Freitag, 12.10.2007]
"Saul Friedländer macht die Opfer des Holocaust wieder sichtbar und ihre Schreie wieder hörbar. Das ist hohe Kunst und zugleich verstörende Wissenschaft."
[Quelle: Marcus Sander, Stuttgarter Zeitung, 9.10.2007]
"Friedländers Aufsätze (...) machen deutlich, dass die Geschichtsschreibung zum Holocaust sich keineswegs mit Sachlichkeit zufrieden geben kann."
[Quelle: Carsten Hueck, Deutschlandradio Kultur, 9.10.2007]
"Die Bürde der Vergangenheit verschafft Friedländers Werk eine Eindringlichkeit, die Nachgeborene nicht mehr erreichen können."
[Quelle: Jacques Schuster, Die Welt, 13.10.2007]
"Seine Darstellung ist kenntnisreich analysierend, elegant und mit humaner Diktion geschrieben - das Thema ist ihm Lebensaufgabe."
[Quelle: Theodor Joseph, Jüdische Zeitung, Jan. 2009]
"Man kann die Texte in "Den Holocaust beschreiben" mit Gewinn als eine Art Einführung in das Standardwerk Friedländers über das Dritte Reich und die Juden lesen."
[Quelle: Wilfried von Bredow, Jahrbuch Extremismus & Demokratie, 20. Jahrgang, 2008]
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