Der Medienmogul (ePub)
Die Welt des Rupert Murdoch - Ein SPIEGEL-Buch
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Herbst 2007 - Winter 2008 Obwohl Rupert Murdoch frei von Hybris oder zumindest von Narzissmus im herkömmlichen Sinn zu sein scheint, hat er zu glauben begonnen, seine Übernahme von Dow Jones und dem Wall Street Journal könnte darauf hindeuten, dass es ihm und seiner Gesellschaft, News Corporation, bestimmt sei, eine höhere Aufgabe zu erfüllen - und dass man diese der Welt vor Augen führen solle. Von dieser Übernahme hatte er schließlich schon seit Jahrzehnten geträumt. Er war zu der Ansicht gelangt, dass sein Triumph im Wettstreit um Dow Jones eine Gelegenheit zum rebranding darstelle, dazu also, seinem Unternehmen ein ganz neues Image zu verpassen - obwohl das eine Art von Marketing-Firlefanz ist, die er gewöhnlich verabscheut. Er spielte sogar mit dem Gedanken, den merkwürdig nichtssagenden, unspezifisch klingenden Namen News Corp, der einen Rückverweis auf die frühesten Tage der Gesellschaft enthält - die erste Zeitung, die er besessen hatte, waren die Adelaide News gewesen -, in einen zu ändern, der seinen und News Corps höheren Daseinszweck besser verdeutlichen würde. Worin genau dieser Existenzgrund bestehen sollte, nun, das ließ sich noch nicht so leicht in Worte fassen. Doch es hatte irgendwie zu tun mit ... äh ... schauen Sie sich dies hier an: Murdoch legte mir Entwürfe von ganzseitigen Anzeigen vor, die, so meinte er, am Tag seiner Übernahme des Wall Street Journal in allen Konkurrenzblättern erscheinen sollten - vor allem in der New York Times und der Financial Times. Über einer der Anzeigen prangte groß die Überschrift »Agent Provocateur« (»Provokateur«). In einer anderen wurde über Piraterie philosophiert - ausgehend von der Vorstellung, dass Murdochs Gesellschaft mehr als 50 Jahre lang ... nun, nicht gerade außerhalb des Gesetzes gestanden hatte, nicht im wörtlichen Sinne, aber doch irgendwie ...2 Als ich nach etlichen Interviewstunden mit Murdoch die Hoffnung aufgegeben hatte, ihm jemals ein einziges Wort der Introspektion zu entlocken, riet mir
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sein Schwiegersohn Matthew Freud, der PR-Mann aus London, ihn zu fragen, ob er sich als change agent sehe. Dieser Schachzug funktionierte; er brachte Murdoch dazu, die Anzeigen sowie seine ihn begeisternden, wenn auch alles andere als konkreten Vorstellungen auszubreiten. »Wir sind change agents«, wiederholte er mehrfach, als wäre das für ihn selbst eine neue Erkenntnis hinsichtlich der Bedeutung, der Bestimmung von News Corp - und damit seiner eigenen Person. Das aber hatte zweifelnde Blicke von einigen der leitenden Angestellten aus seinem engsten Kreis zur Folge. Murdochs plötzliche Suche nach einer nobilitierenden Leitidee beunruhigte sie, nicht nur, weil sie auf genau das aufmerksam machte, was die Executives zur Verzweiflung brachte - jenes Murdoch anhaftende Image von Unbeherrschtheit und Skrupellosigkeit, welches der Kampf um Dow Jones wieder hatte aufleben lassen -, sondern auch, weil es ausgesprochen untypisch für ihn war. Die eigene Seele zu erforschen war, um es milde auszudrücken, nicht Teil der Kultur von News Corp. Es war daher sonderbar und sorgte für Unruhe, wenn die Seele des ganzen Unternehmens, Rupert Murdoch, herauszufinden versuchte, warum er genau dort angekommen war, wo er angekommen war. Den Anstoß zu einer solchen Erklärung seiner grundlegenden Rechtschaffenheit (und vielleicht sogar relativen Besonnenheit) hatte er bezeichnenderweise durch seinen Sohn James erhalten. James hatte nach dem Abbruch seines Studiums in Harvard ein eigenes Plattenlabel gegründet, dann in den neunziger Jahren News Corps neue Initiativen auf dem Mediensektor angeführt und war schließlich CEO (Chief Executive Officer) von BSkyB, British Sky Broadcasting, geworden, dem von News Corp kontrollierten Betreiber des Sky-Satellitenfernsehens im Vereinigten Königreich. Zuvor hatte Murdoch seinen älteren Sohn Lachlan und davor wiederum seine Tochter Elisabeth als potenzielle Nachfolger an der Spitze von News Corp favorisiert, mittlerweile war aber James an ihre Stelle gerückt. In der Tat wollte sein Vater ihm, was niemand sonst bei News Corp wusste, die Verantwortung für Großbritannien, Europa und Asien übertragen - zum einen, um selbst mehr Zeit mit dem Wall Street Journal verbringen zu können, zum anderen, um James bei dieser Gelegenheit schon einmal in allernächster Nähe des Chefsessels unterzubringen (ohne diesen tatsächlich räumen zu müssen.) Viel mehr als der alte Herr selbst hatte sich James über die Artikel, mit denen sein Dad und dessen Gesellschaft wegen des Kaufgebots für Dow Jones von der bösen Presse überhäuft worden waren, verärgert gezeigt. Er nahm abwechselnd eine aggressive und eine defensive Haltung ein und suchte nach einer Möglichkeit zurückzuschlagen. Tatsächlich war nicht ganz klar, ob die plötzliche Begeisterung des Vaters für eine Art Markenentwicklung nicht darauf zurückzuführen war, dass er seinem Sohn gefallen wollte, der zu diesem Zeitpunkt ganz eindeutig sein Augapfel war. (Er schien ganz erpicht darauf, den Jahresbericht von BSkyB herumzuzeigen, für den James verantwortlich war. Seiner Meinung nach sollte man bei News Corp einen ähnlichen Bericht vorlegen, und - als ob ihm die Vorstellung von mit großem finanziellem Aufwand produzierten Jahresberichten ganz neu sei - jeder Angestellte könnte einen erhalten!3). Das Triumphgefühl innerhalb von News Corp war groß genug, um jedermann glücklich zu stimmen. Gary Ginsberg, News Corps leitender Vizepräsident für den Bereich globales Marketing und Unternehmensangelegenheiten und einer der Executives, mit denen Murdoch am häufigsten zusammenkam, war über die besondere Art der Initiative zur Imagebildung besorgt, die mit den Anzeigen eingeschlagen werden sollte, und verfolgte eine eigene Idee, wie man der Gesellschaft ein neues Profil geben könnte. Er hatte in jüngster Vergangenheit seinen Aufgabenbereich gewaltig ausgedehnt und war nicht mehr nur schlichter PR-Mann, sondern unter anderem auch zuständig dafür, »Markenbekanntheit« im großen Stil zu erzeugen und dafür zu sorgen, dass der Konsument mit News Corp und den Produkten der Gesellschaft eine ganze bestimmte Vorstellung verband. In dieser Funktion setzte er sich mit größtem Nachdruck dafür ein, dass man Related Companies, einem der führenden Unternehmen zur Erschließung von Grundstücken in New York, ein Angebot für das Anrecht zur Errichtung eines gewaltigen Gebäudekomplexes (größer als das Rockefeller Center) auf dem größten noch unbebauten Grundstück in Manhattan unterbreitete. Da man dazu berechtigt wäre, diesen Komplex News Corp Center zu nennen (falls der Name des ganzen Unternehmens sich nicht doch noch änderte), würde nicht nur Murdochs Firmengebäude zu einem Wahrzeichen von Midtown Manhattan, sondern auch der Firmenname zu einem der bekanntesten von ganz New York werden.
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Bibliographische Angaben
- Autor: Michael Wolff
- 2009, 576 Seiten, Deutsch
- Übersetzer: Michael Müller
- Verlag: Random House ebook
- ISBN-10: 3641037271
- ISBN-13: 9783641037277
- Erscheinungsdatum: 20.11.2009
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eBook Informationen
- Dateiformat: ePub
- Größe: 0.56 MB
- Ohne Kopierschutz
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