Der stille Schrei der Toten (ePub)
Claire Morgan Serie, Band 1
Detective Claire Morgan ist von L.A. nach Missouri gezogen, um die Ruhe des Landlebens zu genießen. Als in einer Luxus-Ferienanlage ein grausiger Mord geschieht, ist es damit allerdings vorbei. Ihre Ermittlungen führen sie in die Kreise der Reichen und...
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Produktinformationen zu „Der stille Schrei der Toten (ePub)“
Detective Claire Morgan ist von L.A. nach Missouri gezogen, um die Ruhe des Landlebens zu genießen. Als in einer Luxus-Ferienanlage ein grausiger Mord geschieht, ist es damit allerdings vorbei. Ihre Ermittlungen führen sie in die Kreise der Reichen und Mächtigen. Doch hinter der Fassade des schönen Scheins lauert das Verbrechen, und Claire muss in die dunkelsten Abgründe des menschlichen Geistes eintauchen...
Lese-Probe zu „Der stille Schrei der Toten (ePub)“
Der stille Schrei der Toten von Linda LaddDer Anruf erreichte mich um 5.35 Uhr auf meinem Handy. Als Detective im Sheriff's Department des Bezirks Canton bekomme ich häufig Anrufe zu dieser frühen Stunde, in der Regel jedoch keine wie diesen. Die Aushilfe in der Zentrale sagte: »Das ist, würde ich mal sagen, ein richtiger Mord, Claire! Der Wahnsinn, unglaublich, oder?« Vermutlich dürfte Ihnen das einiges darüber sagen, was wir hier am Ozarks-See normalerweise als spannendes Ereignis empfinden. Eine Hochburg von Mord und Schwerverbrechen sind wir in unserem beschaulichen Missouri wahrlich nicht. Meistens schlagen mein Kollege Bud Davis und ich uns mit Gartenzwergdiebstählen herum, oder es hat jemand eine nicht jugendfreie Nachricht auf dem Anrufbeantworter von Maudie's Schönheitssalon hinterlassen. Das kommt mir in den Sinn, weil ich erst gestern so einen Fall hatte und ihn obendrein im Alleingang lösen konnte. Aber für mich ist das in Ordnung. Viele Jahre lang war ich für Morde und Überfälle in Los Angeles zuständig, für Mord und Totschlag auf kalifornische Art. Von daher war ein gemächliches Leben mit gestohlenen Gartenzwergen der Hauptgrund für mich, in den Mittleren Westen abzutauchen.
Mein Herzschlag beschleunigte sich, denn Mord bleibt nun mal Mord. Ich setzte mich auf die Kante meiner Couch. Ich schlafe häufig auf der Couch, weil ich sonst kaum zum Schlafen komme, und richtete meine verquollenen Augen auf den Bootssteg vor meinem kleinen Häuschen mit seinen bis zur Erde geneigten Dachflächen. Die Bucht lag still und ruhig, das dunkelgrüne Wasser plätscherte sanft an dunkelgrün bewaldete Uferzonen. Der Himmel versuchte wie an jedem Morgen pünktlich zu ergrauen, der See hingegen hatte seine Nebeldecke hochgezogen und raunte vor sich hin: »Noch nicht, noch nicht, jass mich bitte noch
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schlafen, nur zehn Minuten.«
»Und stell dir vor, Claire, du ahnst es nicht!« Ich fühlte mich nicht zu derlei Ratespielchen aufgelegt, aber die Frage war ohnehin rein rhetorisch. In der Zentrale saß eine Aushilfe namens Jacqueline, kurz Jacqee, was schon alles sagt. Andererseits ist sie die jüngste und flatterhafteste von vier Töchtern des Sheriffs. Sie verbrachte die College-Sommerferien zu Hause, und ich vermute mal, eine Neunzehnjährige mit dem Hauptfach Modedesign hatte ihren Spaß daran, am frühen Morgen Ratespielchen mit Polizistinnen zu veranstalten. Jacqee also fuhr fort, weiterhin völlig überdreht. »Eine Hollywoodberühmtheit. Kannst du dir das vorstellen? Hör mal, ein richtiger Star, live hier bei uns am See und tot!«
Allmählich fragte ich mich, was Jacqee da wohl geraucht hatte auf der Wache. »Okay, Jacqee, ich bin jetzt bereit. Beruhige dich und sag mir, wann und wo.«
»Cedar Bend Lodge.«
»Du lieber Himmel.« Jetzt nahm ich ihr das mit der Berühmtheit ab. Cedar Bend Lodge war die einzige Topadresse an der eintausendfünfhundert Meilen langen gebirgigen und zerklüfteten Uferlinie des Sees. Und was noch schlimmer war, dieses Luxusetablissement für Reiche gehörte dem weltberühmten Psychoschwätzer Nicholas Black. Natürlich hatte ich noch nicht die Ehre gehabt, den gut aussehenden und aalglatten Dr. Black persönlich kennenzulernen, aber angeblich trug er die Nase noch höher als seine glamourösen Hollywood-Patienten. Ku1z gesagt: Ich hatte überhaupt keine Lust, mit ihm irgendetwas zu tun zu haben.
»Du musst Bud Davis anrufen. Ist die Polizei schon vor Ort?«
"Mm-hmm. O'Hara. Sie hat gerade Dienst.«
»Weiß Charlie von der Sache?« Ich hatte den Eindruck, ich müsste Jacqee erst einmal erklären, wie der Laden läuft. Die befasste sich doch sonst mit Saumlängen und dem Schnitt von Folkloreblusen.
»Daddy musste gestern Abend nach Jeff City. Er hat was zu bequatschen mit dem Gouverneur und diesen Typen.«
Oh, mit denen.
»Alles klar, ich bin unterwegs«, sagte ich und dann fiel mir ein, wen ich da an der Strippe hatte. »Hör zu, Jacqee, du behältst die Sache für dich, verstanden? Absolut. Vor allem die Presse darf kein Wort erfahren. Ist das klar?« Eigentlich selbstverständlich, ja, aber man wusste ja nie bei einer Jacqee mit Doppel-E am Ende.
»Ey, du glaubst wohl, ich bin ganz blöd, oder was?« Ja, Jacqee, das bist du, und noch viel mehr. Die Leitung war unterbrochen. Wahrscheinlich fühlte sich die Modespezialistin jetzt vor den Kopf gestoßen, aber in dem war sowieso nicht allzu viel drin. Nun denn.
Ich nahm meine übliche Zehn-Sekunden-Dusche, kämmte mir mein kurzes Blondhaar nass aus der Stirn, schlüpfte in ein schwarzes T-Shirt und Jeans und in meine knöchelhohen Nikes, legte das Schulterhalfter inklusive meiner 9 mm Glock an und befestigte mein Abzeichen am Gürtel. In exakt zwei Minuten war die ermittelnde Beamtin startklar.
Der Ozarks-See, ein künstlicher Stausee, war 1931 mit dem Bau der Bagnell-Staumauer entstanden und nach mehr als siebzig Jahren beeindruckend wie eh und) e. Ich überquerte das imposante Bauwerk in meinem Auto, die Fenster hatte ich heruntergelassen, um dem Koffeinentzug entgegenzuwirken. Nicholas Blacks Erholungszentrum für Reiche lag an einer besonders gefragten Ecke im Süden der Halbinsel Horseshoe Bend, und ich drückte auf der Fahrt über die gewundene Küstenstraße mächtig aufs Gas. Wenige Tage später sollte die Cedar-Bend-Regatta beginnen, und Ströme von Touristen würden sich in die Julihitze ergießen, um dem Ereignis beizuwohnen. Das hatte uns gerade noch gefehlt. Ein Mordfall pünktlich zum Auftakt des Rennens.
Ich erreichte das von Natursteinsäulen flankierte Zufahrtstor der Ferienanlage Cedar Bend nach einer Viertelstunde und bog mit meinem schwarzen Explorer zügig ein, nahm dabei aber leider noch die Ausläufer eines gigantischen Blumenbeets mit. Fleißige Lieschen in rosa und weiß und dunkelrote Petunien, um genau zu sein. Du lieber Himmel, wahrscheinlich hatte ich jetzt den Gärtner-Notruf ausgelöst und irgendwo piepste es wie verrückt. Peinlich berührt hielt ich mich von nun an brav auf dem Fahrweg quer durch Dr. Blacks penibel manikürten 18-Loch-Golfplatz, pures Vergnügen auf grünem Smaragd für Touristen mit viel Kohle und möglichst wenig Gebrechen. Wenig später tauchte das Hauptgebäude im Blockhausstil vor mir auf; es bestand aus den dicksten Baumstämmen, die ich je gesehen hatte, und nicht enden wollenden Fensterfronten aus dunklem Spiegelglas. Das berühmte 5-SterneRestaurant Two Cedars war die Hauptattraktion des Hauses und befand sich direkt neben der in Schwarz und Gold gehaltenen Eingangshalle, aber auch die vier kathedralenartigen Ballsäle mit ihren kristallenen Kronleuchtern und atemberaubenden Ausblicken auf den See waren nicht gerade zu verachten.
Ja, doch, dieser Prachtbau konnte sich sehen lassen. Die ungefähr drei auf vier Meter große Eingangstür mit Bleiglasfenstern schimmerte in Smaragdgrün, Rubinrot und Topasblau. Sie war ganz klar für den Empfang von Gästen gedacht, die nicht an den Ozarks-See gekommen waren, um im Urlaub zu knausern.
Copyright © 2006 by Linda Ladd
Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2009 Verlagsgruppe Weltbild GmbH
Übersetzung: <Christian Kennerknecht>
»Und stell dir vor, Claire, du ahnst es nicht!« Ich fühlte mich nicht zu derlei Ratespielchen aufgelegt, aber die Frage war ohnehin rein rhetorisch. In der Zentrale saß eine Aushilfe namens Jacqueline, kurz Jacqee, was schon alles sagt. Andererseits ist sie die jüngste und flatterhafteste von vier Töchtern des Sheriffs. Sie verbrachte die College-Sommerferien zu Hause, und ich vermute mal, eine Neunzehnjährige mit dem Hauptfach Modedesign hatte ihren Spaß daran, am frühen Morgen Ratespielchen mit Polizistinnen zu veranstalten. Jacqee also fuhr fort, weiterhin völlig überdreht. »Eine Hollywoodberühmtheit. Kannst du dir das vorstellen? Hör mal, ein richtiger Star, live hier bei uns am See und tot!«
Allmählich fragte ich mich, was Jacqee da wohl geraucht hatte auf der Wache. »Okay, Jacqee, ich bin jetzt bereit. Beruhige dich und sag mir, wann und wo.«
»Cedar Bend Lodge.«
»Du lieber Himmel.« Jetzt nahm ich ihr das mit der Berühmtheit ab. Cedar Bend Lodge war die einzige Topadresse an der eintausendfünfhundert Meilen langen gebirgigen und zerklüfteten Uferlinie des Sees. Und was noch schlimmer war, dieses Luxusetablissement für Reiche gehörte dem weltberühmten Psychoschwätzer Nicholas Black. Natürlich hatte ich noch nicht die Ehre gehabt, den gut aussehenden und aalglatten Dr. Black persönlich kennenzulernen, aber angeblich trug er die Nase noch höher als seine glamourösen Hollywood-Patienten. Ku1z gesagt: Ich hatte überhaupt keine Lust, mit ihm irgendetwas zu tun zu haben.
»Du musst Bud Davis anrufen. Ist die Polizei schon vor Ort?«
"Mm-hmm. O'Hara. Sie hat gerade Dienst.«
»Weiß Charlie von der Sache?« Ich hatte den Eindruck, ich müsste Jacqee erst einmal erklären, wie der Laden läuft. Die befasste sich doch sonst mit Saumlängen und dem Schnitt von Folkloreblusen.
»Daddy musste gestern Abend nach Jeff City. Er hat was zu bequatschen mit dem Gouverneur und diesen Typen.«
Oh, mit denen.
»Alles klar, ich bin unterwegs«, sagte ich und dann fiel mir ein, wen ich da an der Strippe hatte. »Hör zu, Jacqee, du behältst die Sache für dich, verstanden? Absolut. Vor allem die Presse darf kein Wort erfahren. Ist das klar?« Eigentlich selbstverständlich, ja, aber man wusste ja nie bei einer Jacqee mit Doppel-E am Ende.
»Ey, du glaubst wohl, ich bin ganz blöd, oder was?« Ja, Jacqee, das bist du, und noch viel mehr. Die Leitung war unterbrochen. Wahrscheinlich fühlte sich die Modespezialistin jetzt vor den Kopf gestoßen, aber in dem war sowieso nicht allzu viel drin. Nun denn.
Ich nahm meine übliche Zehn-Sekunden-Dusche, kämmte mir mein kurzes Blondhaar nass aus der Stirn, schlüpfte in ein schwarzes T-Shirt und Jeans und in meine knöchelhohen Nikes, legte das Schulterhalfter inklusive meiner 9 mm Glock an und befestigte mein Abzeichen am Gürtel. In exakt zwei Minuten war die ermittelnde Beamtin startklar.
Der Ozarks-See, ein künstlicher Stausee, war 1931 mit dem Bau der Bagnell-Staumauer entstanden und nach mehr als siebzig Jahren beeindruckend wie eh und) e. Ich überquerte das imposante Bauwerk in meinem Auto, die Fenster hatte ich heruntergelassen, um dem Koffeinentzug entgegenzuwirken. Nicholas Blacks Erholungszentrum für Reiche lag an einer besonders gefragten Ecke im Süden der Halbinsel Horseshoe Bend, und ich drückte auf der Fahrt über die gewundene Küstenstraße mächtig aufs Gas. Wenige Tage später sollte die Cedar-Bend-Regatta beginnen, und Ströme von Touristen würden sich in die Julihitze ergießen, um dem Ereignis beizuwohnen. Das hatte uns gerade noch gefehlt. Ein Mordfall pünktlich zum Auftakt des Rennens.
Ich erreichte das von Natursteinsäulen flankierte Zufahrtstor der Ferienanlage Cedar Bend nach einer Viertelstunde und bog mit meinem schwarzen Explorer zügig ein, nahm dabei aber leider noch die Ausläufer eines gigantischen Blumenbeets mit. Fleißige Lieschen in rosa und weiß und dunkelrote Petunien, um genau zu sein. Du lieber Himmel, wahrscheinlich hatte ich jetzt den Gärtner-Notruf ausgelöst und irgendwo piepste es wie verrückt. Peinlich berührt hielt ich mich von nun an brav auf dem Fahrweg quer durch Dr. Blacks penibel manikürten 18-Loch-Golfplatz, pures Vergnügen auf grünem Smaragd für Touristen mit viel Kohle und möglichst wenig Gebrechen. Wenig später tauchte das Hauptgebäude im Blockhausstil vor mir auf; es bestand aus den dicksten Baumstämmen, die ich je gesehen hatte, und nicht enden wollenden Fensterfronten aus dunklem Spiegelglas. Das berühmte 5-SterneRestaurant Two Cedars war die Hauptattraktion des Hauses und befand sich direkt neben der in Schwarz und Gold gehaltenen Eingangshalle, aber auch die vier kathedralenartigen Ballsäle mit ihren kristallenen Kronleuchtern und atemberaubenden Ausblicken auf den See waren nicht gerade zu verachten.
Ja, doch, dieser Prachtbau konnte sich sehen lassen. Die ungefähr drei auf vier Meter große Eingangstür mit Bleiglasfenstern schimmerte in Smaragdgrün, Rubinrot und Topasblau. Sie war ganz klar für den Empfang von Gästen gedacht, die nicht an den Ozarks-See gekommen waren, um im Urlaub zu knausern.
Copyright © 2006 by Linda Ladd
Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2009 Verlagsgruppe Weltbild GmbH
Übersetzung: <Christian Kennerknecht>
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Autoren-Porträt von Linda Ladd
Linda Ladd ist die erfolgreiche Autorin nervenaufreibender Psychothriller. Seit 1984 hat sie 21 Romane veröffentlicht, die Gesamtauflage ihrer titel umfasst mehr als drei Millionen Exemplare. Linda Ladd hat zwei erwachsene Kinder und lebt mit ihrem Mann in Missouri.
Bibliographische Angaben
- Autor: Linda Ladd
- 2012, 400 Seiten, Deutsch
- Verlag: Weltbild GmbH & Co. KG
- ISBN-10: 3863650018
- ISBN-13: 9783863650018
- Erscheinungsdatum: 31.12.2012
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