Die Chaosschwestern sind unschlagbar! / Die Chaosschwestern Bd.2 (ePub)
Band 2
Band 2 der Chaosschwestern: Neue Verrücktheiten des quirligen Quartetts
Langeweile bei den Chaosschwestern? Unmöglich! Kaum haben die quirligen vier sich in der alten Villa eingelebt und die frechen Nachbar-Jungs zurechtgestutzt, da klettert das...
Langeweile bei den Chaosschwestern? Unmöglich! Kaum haben die quirligen vier sich in der alten Villa eingelebt und die frechen Nachbar-Jungs zurechtgestutzt, da klettert das...
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Produktinformationen zu „Die Chaosschwestern sind unschlagbar! / Die Chaosschwestern Bd.2 (ePub)“
Band 2 der Chaosschwestern: Neue Verrücktheiten des quirligen Quartetts
Langeweile bei den Chaosschwestern? Unmöglich! Kaum haben die quirligen vier sich in der alten Villa eingelebt und die frechen Nachbar-Jungs zurechtgestutzt, da klettert das Chaos-Barometer erneut auf Sturm! Malea fasst den tollkühnen Plan, die Welt im Alleingang zu retten. Livi schwankt zwischen Star-Träumen und Glamour-Welt-Horror, als ein Talent-Scout sie entdeckt. Tess kämpft mit unerwarteten Peinlichkeiten, und Kenny ist zum allerersten Mal bis in die Haarspitzen verliebt! Liebeswirren, Hirngespinste, Heldenmut und mehr - im Lostreten von kicherigen Katastrophen sind die Chaosschwestern unschlagbar.
Langeweile bei den Chaosschwestern? Unmöglich! Kaum haben die quirligen vier sich in der alten Villa eingelebt und die frechen Nachbar-Jungs zurechtgestutzt, da klettert das Chaos-Barometer erneut auf Sturm! Malea fasst den tollkühnen Plan, die Welt im Alleingang zu retten. Livi schwankt zwischen Star-Träumen und Glamour-Welt-Horror, als ein Talent-Scout sie entdeckt. Tess kämpft mit unerwarteten Peinlichkeiten, und Kenny ist zum allerersten Mal bis in die Haarspitzen verliebt! Liebeswirren, Hirngespinste, Heldenmut und mehr - im Lostreten von kicherigen Katastrophen sind die Chaosschwestern unschlagbar.
. Ein köstlicher Familienroman zum Mitkichern
. Spritzig, urkomisch und mit viel Herz erzählt
Lese-Probe zu „Die Chaosschwestern sind unschlagbar! / Die Chaosschwestern Bd.2 (ePub)“
Die Chaosschwestern sind unschalgbar! von Dagmar H. Mueller... mehr
Wenn ich alle-alle-alle Möglichkeiten der Welt hätte, würde ich natürlich auf Hawaii leben, wo ich auch geboren bin. Ich würde jeden Morgen ein paar Stunden surfen, mich dann am Strand erholen und dann - ähm - hm, ja, was dann? Ein Mensch kann ja nicht stundenlang bloß nutzlos am Strand rumliegen. (Na gut, Tessa kann das vielleicht.) Man muss doch eine Aufgabe haben im Leben, oder? Und wenn es auch nur die Rettung von ein paar Menschen ist, die sich mit Fettbauch und Sonnenstich ins Meer geschmissen haben und keine drei Minuten später um Hilfe rufen. Aber ewig nur dämliche Touristen zu retten, ist auf Dauer bestimmt langweilig. Ich will ja nicht als Baywatch-Tussi enden. Also was dann? Was könnte MEINE Aufgabe sein im Leben? Hm ... Der Nordpol und die Eisbären sind schon hundert Mal entdeckt worden, der Südpol und die Pinguine auch. Sämtliche Ozonlöcher und abgeholzte Regenwälder hat Livi fest im Griff. Der liebe, alte Walter Walbohm von nebenan kümmert sich um die armen Hühner in diesen Tierquäler-Käfigen. Und Rema, unsere Renate-Oma, marschiert eisern auf jeder Demo mit. Gegen alles, was mies ist, und für alles, was gut ist. Aber wenn alles schon entdeckt ist und sich um alle Schandtaten in dieser Welt bereits Leute kümmern, was bleibt dann für mich?
Neulich hatte Tessa in ihrer Klasse Berufsberatung. Da kommen dann Leute in die Schule, die einen interviewen und einem hinterher sagen, wofür man sich eignet. Hihihi, Tessa eignete sich für gar nichts.
Das fand sie aber gar nicht lustig. Sie hat natürlich behauptet, dass es überhaupt nicht so sei, dass sie sich für gar nichts eigne, sondern dass es vielmehr so sei, dass sie unzählige Talente habe. Und dass es deshalb schwer für die Berufsberater gewesen sei, eine eindeutige Richtung in der Begabung herauszufinden. Hahaha!
Rema - lieb wie sie ist - hat natürlich nicht gelacht, sondern gefragt, was Tessa denn gerne werden würde. Ganz egal, wofür sie begabt ist und was sie deshalb werden sollte. Tessa musste also einfach nur sagen, was sie wollen würde, wenn sie alles können könnte.
Das wusste Tessa aber auch nicht. Da hat Rema ein Spiel mit ihr gemacht.
»Stell dir vor, du hättest alle Möglichkeiten der Welt«, hat Rema gesagt. »Du könntest wohnen, wo du willst und wie du willst, und den ganzen Tag lang tun, was immer du willst. Was würdest du dann tun und wo würdest du leben?«
Rema hat natürlich gehofft, dass Tessa irgendwas sagen würde, was Rema einen Hinweis auf einen möglichen Beruf geben könnte. Also, wenn Tessa zum Beispiel »Nägel lackieren« gesagt hätte, was sie ja den ganzen Tag über tut (wenn sie nicht gerade damit beschäftigt ist, mit ihrer Freundin Dodo über Haarefärben in allen Mallorca-Blondtönen oder Augen-Make-up - mit Lidschatten-Sternchen und ohne - stundenlang am Handy zu quatschen), dann hätte Rema ihr wenigstens vorschlagen können, Kosmetikerin zu werden oder so was.
Tessa sagte aber nur: »Dodo und mir ist es relativ egal, wo
wir wohnen. Da sind wir flexibel. Wir werden nämlich unheimlich reich sein und dann können wir sowieso überall auf der Welt wohnen.«
ja, aber wo WILLST du denn wohnen?«, hat Livi gefragt.
Na ja, zugegeben, Livis Stimme klang ziemlich ungeduldig. Fast schon genervt. Kein Wunder, dass Tessa so zickig reagiert hat. Obwohl Livi möglicherweise nur deshalb so ungeduldig war, weil Tessa gerade die Omelettes anbrennen ließ, die sie für uns in der Pfanne machen wollte, und Livi dachte, dass die vielleicht noch zu retten wären, wenn Tessa schnell antworten und sich dann wieder aufs Backen konzentrieren würde.
Na ja, das war dann nicht so.
»Was geht's dich an! «, hat Tessa geraunzt, während der beißende Geruch der angekokelten Eierkuchen durch den Raum waberte. »Und überhaupt ist das doch total egal. Wichtig ist doch wohl, dass ich das tue, was mir Spaß macht.«
Da hat Rema natürlich sofort genickt. Allerdings auch kurz besorgt zur Pfanne rübergeguckt.
»Das ist unbedingt wahr, Mädchen«, hat Rema gesagt. »Ihr müsst im Leben immer darauf achten, dass ihr euch wohlfühlt. Und ich denke sowieso, dass man mit fünfzehn noch gar nicht wissen kann, was man später mal machen möchte.«
Ich glaube, Rema ist immer auf unserer Seite. Egal, was wir sagen oder tun. Rema ist einfach die liebste Renate-Oma der Welt.
»Soll ich mal?«, hat Livi in diesem Moment gesagt und Tessa mutig die Pfanne aus der Hand genommen.
Ein Glück! Ich fing auch schon an, mir Sorgen zu machen, dass wir möglicherweise zum Mittagessen trockenes Müsli knabbern müssten. Besonders Rema sah deutlich erleichtert aus. Livi starrte für eine Sekunde enttäuscht in die Pfanne, wo der Rest der ersten Omelettes schwarze Blubberblasen warf und nur allzu offensichtlich nicht mehr zu retten war, und schmiss dann das Zeug mit einem Ruck beherzt in den Müll. »Sag mal, spinnst du?«, fauchte Tessa. »Och, nein!«, hauchte Rema.
Doch Livi ließ sich weder von Tessas Geraunze noch von Remas vorwurfsvollem Blick stören. Sie ging zum Kühlschrank, holte frische Eier, mixte die Zutaten neu und ein paar Minuten später roch unsere Küche wieder hoffnungsvoll nach Essen. Diesmal ohne unterschwelligen Brandgeruch.
Ich musste grinsen, weil der erleichterte Seufzer von Rema nicht zu überhören war.
»Du, Tessie«, plapperte Kenny unbekümmert drauflos, während sie es sich auf Remas kuscheligem Schoß gemütlich machte, »ich dachte, du willst in Spanien wohnen, wenn du groß bist.«
Tessa hat nämlich einen spanischen Freund, diesen Javier, der sie ab und zu - also eigentlich ziemlich oft - besuchen kommt. »Na, hör mal, ich bin schon groß!«, hat Tessa empört geantwortet. Aber dann hat sie doch gegrinst und etwas leiser genuschelt: »Vielleicht mach ich das mit Spanien.« Sie setzte sich kurz zu uns an den Tisch und suchte in ihrer Schultasche nach ihrem Handy. »Vielleicht auch nicht.«
»So«, meinte Kenny. »Und womit verdienst du das ganze Geld, das du dann hast? Willst du etwa auch Kochbücher schreiben wie Mama?«
Tessa starrte Kenny entsetzt an. Nein ..., jetzt wo ich so drüber nachdenke, guckte sie eher ... ertappt! Und knallrot wurde sie auch! HA! Richtig schuldbewusst sah sie aus. Womöglich hat Kenny genau ins Schwarze getroffen? »Blödsinn«, nuschelte Tessa nur. Und dann stand sie auf, weil sie zweifellos oben in ihrem Zimmer mit Dodo telefonieren wollte. War bestimmt wichtig, sie hatten sich ja seit ihrer Trennung auf dem Nachhauseweg von der Schule seit mindestens zwölf Minuten schon nicht mehr gesehen!
»Die Omelettes sind fertig!«, rief Livi hinter ihr her.
»Lass doch«, meinte Rema. »Sie kann sich ja später noch eins machen.«
»Mehr Eier haben wir aber nicht«, sagte Livi. »Ich hab die letzten eben genommen, und wer weiß, wann Aurora wieder welche legen wird.« »Oder wo«, fügte Kenny grinsend hinzu.
Die letzten Eier hatte nämlich Kenny gefunden. Unter Cornelius' Schlagzeug. Da hätte es bei der nächsten Rainbow-Probe absolut sicher Rühreier gegeben. Genau in diesem Moment kam Aurora durch die offene Tür in die Küche getippelt. Vor dem Herd blieb sie stehen, reckte ihren Hals vor und zurück und vor und zurück, legte ihren Kopf schief und schaute dann Livi vor dem Herd lange und nachdenklich an. Ich bekam beinahe ein schlechtes Gewissen. Weil es doch Auroras Eier waren, die da in der Pfanne brutzelten ...
Hängen Hühner eigentlich sehr an ihren Eiern?
Livis Omelettes schmeckten lecker. Wie alles, was Livi kocht. Und ich hoffte sehr, dass Aurora nicht erahnen konnte, was es wirklich war, das wir da in unseren Mund schaufelten.
Kenny drehte sich um und sah Aurora mit leuchtenden Augen an. »Halloho!« Kenny ist diejenige von uns, die sich am meisten ein Haustier gewünscht hat.
»Sitz!«, sagte Kenny und schaute Aurora streng an. »Toooock! «, antwortete Aurora ziemlich irritiert und auch ein wenig verärgert. Kenny ließ sich davon nicht im Geringsten beirren. »Sitz!«, wiederholte sie energisch und hielt dazu verlockend ein Stück Omelette vor Auroras Schnabel. Aurora reckte sofort ihren Hals. Ich glaube echt, Hühner fressen alles. Ich habe jedenfalls noch nichts gesehen, das Aurora nicht zumindest probiert hätte. Doch Kenny war erbarmungslos. »SITZ!«
»Mensch, Kenny! «, mischte sich Livi ein. »Wie soll sich das arme Huhn denn hinsetzen? Hühner setzen sich nur zum Brüten und nicht etwa an jeder Ampel wie ein Hund.«
Kenny verzog schmollend ihren Mund. Aurora spreizte ihre Flügel und reckte den Hals jetzt so weit, dass sie beinahe Kennys Lockstück erwischt hätte.
»Nö«, sagte Kenny. »Wenn du nicht Sitz machst, kriegst du auch nichts.« Und damit stopfte sie sich die Gabel selbst in den Mund. (Kleine Kinder können manchmal ganz schön grausam sein.)
»Tooockkkk!«, machte Aurora böse.
Ja, das ist jetzt ein paar Tage her. Und heute Abend liege ich hier im Bett und fange noch mal alleine an, Remas Spiel »Was würdest du tun, wenn du alles könntest?« zu spielen. Ich schätze mal, ich bin die Einzige von uns, die inzwischen noch darüber nachdenkt.
Ich finde schlafen nämlich grundsätzlich ziemlich langweilig. Einschlafen besonders. Wenn man erst mal träumt, ist es ganz okay. Aber bis dahin! Wo es doch so viele Sachen gibt, die man stattdessen noch machen könnte!
Warum sind die Tage bloß so kurz und die Nächte so lang? Und warum sind Iris und Cornelius solche Hippie-Spießer, die einem mit elf Jahren immer noch vorschreiben, wann man ins Bett gehen soll?
Ich kuschele mich in meine Decke, schaue auf meine meerwasserblau gestrichene Wand und denke an die Strände von Hawaii und an all die »Hilfe! Hilfe!« schreienden Menschen und wie ich dort unerschrocken ins Wasser jage, um Leben zu retten, und mit tropfenden Haaren und einem ohnmächtigen Fünfzehnjährigen in meinen starken Armen wieder rauskomme ...
Ha! Wie die Leute am Strand mich anstarren! Das haben sie noch nicht gesehen! Eine Elfjährige, die Große rettet! Der Fünfzehnjährige schlägt die Augen auf, als ich ihn auf den Strand plumpsen lasse - ähm, nein - als ich ihn sanft im Sand absetze natürlich, und lächelt mich dankbar an. Dann haucht er leise: »...«
Äh - Moment - was sagen Fünfzehnjährige wohl, nachdem sie gerettet wurden?
Also, jedenfalls schüttele ich mir das Salzwasser vom Körper, lächele kurz in die Kameras - es sind natürlich immer eine Menge Kameras da, wenn ich Leute rette - und ...
Ja, und genau in diesem Moment merke ich, dass es sooo aufregend auch wieder nicht ist, den ganzen Tag lang nur dusselige, ohnmächtige Menschen zu retten. Und irgendwie interessiert es mich auch nicht mehr besonders, was der blöde Fünfzehnjährige zu sagen hat. Soll er doch sagen, was er will! Ich brauche andere Herausforderungen!
Ich glaube kaum, dass James Bond sich lange mit dem Retten von Touristen aufhalten würde. Ich meine, klar, wenn er gerade da ist und nichts anderes zu tun hat. Dann natürlich. Aber im Großen und Ganzen gesehen ... muss sich einer wie James Bond selbstverständlich um wichtigere Dinge als einzelne Fünfzehnjährige kümmern. Um größere Zusammenhänge. Auf der ganzen Welt hängt nämlich sowieso alles mit allem irgendwie zusammen. Das sagen die Lehrer auch immer. Also ist genau das wichtig. Das ALLES nämlich!
Oh - oh - okay, und genau da wird es mir meerwasserklar! Was ich wollen würde, wenn ich könnte. Ja!
Ja, ich weiß jetzt, was ich tun muss. Ich meine, um eine
Aufgabe im Leben zu haben und so. Schließlich bin ich
Weltbürgerin. Und als Weltbürgerin muss man sich
um die Welt kümmern. Um die ganze Welt, meine ich. Deshalb sollte man nicht nur ein paar Hühner retten (oder ertrinkende Fünfzehnjährige), sondern natürlich alles auf der Welt. Die ganze Welt. Jawohl. Das ist echt gut. Das ist bestimmt das Beste, was mir bis jetzt eingefallen ist. James Bond rettet schließlich auch irgendwie immer die ganze Welt und nicht nur ein einziges kleines Land. Hm ..., nur ... WIE genau rettet man eigentlich die ganze Welt? Ach, kein Problem. Das wird mir schon noch einfallen!
Iris und Cornelius sind nicht die Namen unserer Goldhamster, wie man vielleicht denken könnte. Nein, es sind
unsere Eltern. Außer Aurora haben wir gar keine Haustiere.
Dass wir unsere Eltern nicht »Mama« und »Papa« nennen, liegt nicht etwa daran, dass wir das interessanter fänden (nee, wir finden das ungefähr hunderttausend mal blöder!), sondern daran, dass Cornelius es in-di-vi-du-eller findet. Schon das Wort ist so dämlich, dass man gar nicht mehr weiter zuhören möchte. Aber Cornelius findet, dass es bereits unheimlich viele Mamas und Papas auf der Welt gibt und wesentlich weniger Irise oder Corneliuse.
Tja. Was soll man dazu sagen?
Kenny ignoriert das natürlich komplett. Für sie heißen unsere Eltern Mama und Papa. Genauso wie sie alles andere ignoriert, was sie nicht will. Gebratene Pilze. Haarshampoo. Oder Spülmaschinenausräumdienst.
»Kendra«, sagt Cornelius zum Beispiel, »komm doch mal her! «
»Was ist denn, Papa?«, ruft Kenny dann zurück.
Was sofort zu einem leichten Knurren bei Cornelius führt. »Cornelius! Ich heiße Cornelius!«
Kenny grinst daraufhin nur amüsiert. »Das weiß ich doch, Papa! Was willst du denn?«
»Cor-ne-li-us! «
»Ja, Papa?«
Ich finde das lustig.
Cornelius hat nicht nur ungewöhnliche Vorstellungen, was Namen angeht. (Kendra, Malea, Olivia und Tessa- Tiara gibt es ja nun auch nicht gerade in jeder Klasse dreimal. Was ich allerdings sehr schön finde.) Nein, Cornelius ist auch sonst nicht ganz der Super-Normalo-Papa. Also, ich meine, er geht nicht morgens in ein Büro und kommt abends wieder nach Hause.
Cornelius geht eigentlich überhaupt recht selten aus dem Haus, außer wenn er mit seiner Band Rainbow einen Auftritt hat (was überraschenderweise doch immer wieder vorkommt), oder wenn er mit seinen Rainbow-Kumpels in deren Lieblingskneipe »Gig-Nachbesprechung« hat. Tessa und Livi finden es auf jeden Fall total daneben, dass Cornelius praktisch immer um uns herum ist.
»So kann man sich doch nicht normal entwickeln!«, schimpft Livi regelmäßig. »Jedes Mädchen in meinem Alter braucht auch mal Freiraum!«
Ha-ha, Freiraum! Möchte wissen, wozu Livi Freiraum braucht! Die tut doch sowieso nie was Verbotenes! Bei Tessa dagegen ist klar, warum sie das Haus ab und zu gerne mal etwas elternloser hätte. Meine älteste Schwester ist nämlich äußerst kontaktfreudig. So nennt es wenigstens Rema auf ihre nette Art.
Tessa lernt tatsächlich immer schnell Leute kennen. (Allerdings recht selten Mädchen.) Egal, wo wir gerade sind.
Von unserem letzten Spanienurlaub in den Sommerferien zum Beispiel, da hat Kenny ihr erstes Seepferdchen-Abzeichen mitgebracht, ich mein Fortgeschrittenen-Surf-Diplom, Livi mit ihren roten Haaren und ihrer hellen Haut erwartungsgemäß einen Mega-Sonnenbrand - und Tessa ihren Javi. Wenn der hier ist, dann knutschen die jede Menge rum.
Das fand Cornelius am Anfang gar nicht so klasse, aber inzwischen hat er sich dran gewöhnt. Er hat Tessas Freund Javier und dessen Freund Ramón sogar schon für ein ganzes Wochenende zu uns nach Hause eingeladen. Aber nun müssen sie erst mal bis Weihnachten heftig an ihrer Uni büffeln und können die nächsten Wochen nicht mehr kommen.
Mich stört Cornelius nicht sehr. Ich finde es sogar ganz lustig, dass er den ganzen Tag auf Sachen rumtrommelt oder in seinem Übungsraum im Keller Schlagzeug spielt oder Melodien vor sich hin summt, wenn er auf dem Sofa die Beine hochlegt. Iris aber rollt mit den Augen wie ein Kugelfisch im Wasser, wenn sie Cornelius irgendwo lächelnd rum liegen sieht.
»Ich arbeite!«, verteidigt er sich dann empört.
© 2009 cbj, München Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100
Wenn ich alle-alle-alle Möglichkeiten der Welt hätte, würde ich natürlich auf Hawaii leben, wo ich auch geboren bin. Ich würde jeden Morgen ein paar Stunden surfen, mich dann am Strand erholen und dann - ähm - hm, ja, was dann? Ein Mensch kann ja nicht stundenlang bloß nutzlos am Strand rumliegen. (Na gut, Tessa kann das vielleicht.) Man muss doch eine Aufgabe haben im Leben, oder? Und wenn es auch nur die Rettung von ein paar Menschen ist, die sich mit Fettbauch und Sonnenstich ins Meer geschmissen haben und keine drei Minuten später um Hilfe rufen. Aber ewig nur dämliche Touristen zu retten, ist auf Dauer bestimmt langweilig. Ich will ja nicht als Baywatch-Tussi enden. Also was dann? Was könnte MEINE Aufgabe sein im Leben? Hm ... Der Nordpol und die Eisbären sind schon hundert Mal entdeckt worden, der Südpol und die Pinguine auch. Sämtliche Ozonlöcher und abgeholzte Regenwälder hat Livi fest im Griff. Der liebe, alte Walter Walbohm von nebenan kümmert sich um die armen Hühner in diesen Tierquäler-Käfigen. Und Rema, unsere Renate-Oma, marschiert eisern auf jeder Demo mit. Gegen alles, was mies ist, und für alles, was gut ist. Aber wenn alles schon entdeckt ist und sich um alle Schandtaten in dieser Welt bereits Leute kümmern, was bleibt dann für mich?
Neulich hatte Tessa in ihrer Klasse Berufsberatung. Da kommen dann Leute in die Schule, die einen interviewen und einem hinterher sagen, wofür man sich eignet. Hihihi, Tessa eignete sich für gar nichts.
Das fand sie aber gar nicht lustig. Sie hat natürlich behauptet, dass es überhaupt nicht so sei, dass sie sich für gar nichts eigne, sondern dass es vielmehr so sei, dass sie unzählige Talente habe. Und dass es deshalb schwer für die Berufsberater gewesen sei, eine eindeutige Richtung in der Begabung herauszufinden. Hahaha!
Rema - lieb wie sie ist - hat natürlich nicht gelacht, sondern gefragt, was Tessa denn gerne werden würde. Ganz egal, wofür sie begabt ist und was sie deshalb werden sollte. Tessa musste also einfach nur sagen, was sie wollen würde, wenn sie alles können könnte.
Das wusste Tessa aber auch nicht. Da hat Rema ein Spiel mit ihr gemacht.
»Stell dir vor, du hättest alle Möglichkeiten der Welt«, hat Rema gesagt. »Du könntest wohnen, wo du willst und wie du willst, und den ganzen Tag lang tun, was immer du willst. Was würdest du dann tun und wo würdest du leben?«
Rema hat natürlich gehofft, dass Tessa irgendwas sagen würde, was Rema einen Hinweis auf einen möglichen Beruf geben könnte. Also, wenn Tessa zum Beispiel »Nägel lackieren« gesagt hätte, was sie ja den ganzen Tag über tut (wenn sie nicht gerade damit beschäftigt ist, mit ihrer Freundin Dodo über Haarefärben in allen Mallorca-Blondtönen oder Augen-Make-up - mit Lidschatten-Sternchen und ohne - stundenlang am Handy zu quatschen), dann hätte Rema ihr wenigstens vorschlagen können, Kosmetikerin zu werden oder so was.
Tessa sagte aber nur: »Dodo und mir ist es relativ egal, wo
wir wohnen. Da sind wir flexibel. Wir werden nämlich unheimlich reich sein und dann können wir sowieso überall auf der Welt wohnen.«
ja, aber wo WILLST du denn wohnen?«, hat Livi gefragt.
Na ja, zugegeben, Livis Stimme klang ziemlich ungeduldig. Fast schon genervt. Kein Wunder, dass Tessa so zickig reagiert hat. Obwohl Livi möglicherweise nur deshalb so ungeduldig war, weil Tessa gerade die Omelettes anbrennen ließ, die sie für uns in der Pfanne machen wollte, und Livi dachte, dass die vielleicht noch zu retten wären, wenn Tessa schnell antworten und sich dann wieder aufs Backen konzentrieren würde.
Na ja, das war dann nicht so.
»Was geht's dich an! «, hat Tessa geraunzt, während der beißende Geruch der angekokelten Eierkuchen durch den Raum waberte. »Und überhaupt ist das doch total egal. Wichtig ist doch wohl, dass ich das tue, was mir Spaß macht.«
Da hat Rema natürlich sofort genickt. Allerdings auch kurz besorgt zur Pfanne rübergeguckt.
»Das ist unbedingt wahr, Mädchen«, hat Rema gesagt. »Ihr müsst im Leben immer darauf achten, dass ihr euch wohlfühlt. Und ich denke sowieso, dass man mit fünfzehn noch gar nicht wissen kann, was man später mal machen möchte.«
Ich glaube, Rema ist immer auf unserer Seite. Egal, was wir sagen oder tun. Rema ist einfach die liebste Renate-Oma der Welt.
»Soll ich mal?«, hat Livi in diesem Moment gesagt und Tessa mutig die Pfanne aus der Hand genommen.
Ein Glück! Ich fing auch schon an, mir Sorgen zu machen, dass wir möglicherweise zum Mittagessen trockenes Müsli knabbern müssten. Besonders Rema sah deutlich erleichtert aus. Livi starrte für eine Sekunde enttäuscht in die Pfanne, wo der Rest der ersten Omelettes schwarze Blubberblasen warf und nur allzu offensichtlich nicht mehr zu retten war, und schmiss dann das Zeug mit einem Ruck beherzt in den Müll. »Sag mal, spinnst du?«, fauchte Tessa. »Och, nein!«, hauchte Rema.
Doch Livi ließ sich weder von Tessas Geraunze noch von Remas vorwurfsvollem Blick stören. Sie ging zum Kühlschrank, holte frische Eier, mixte die Zutaten neu und ein paar Minuten später roch unsere Küche wieder hoffnungsvoll nach Essen. Diesmal ohne unterschwelligen Brandgeruch.
Ich musste grinsen, weil der erleichterte Seufzer von Rema nicht zu überhören war.
»Du, Tessie«, plapperte Kenny unbekümmert drauflos, während sie es sich auf Remas kuscheligem Schoß gemütlich machte, »ich dachte, du willst in Spanien wohnen, wenn du groß bist.«
Tessa hat nämlich einen spanischen Freund, diesen Javier, der sie ab und zu - also eigentlich ziemlich oft - besuchen kommt. »Na, hör mal, ich bin schon groß!«, hat Tessa empört geantwortet. Aber dann hat sie doch gegrinst und etwas leiser genuschelt: »Vielleicht mach ich das mit Spanien.« Sie setzte sich kurz zu uns an den Tisch und suchte in ihrer Schultasche nach ihrem Handy. »Vielleicht auch nicht.«
»So«, meinte Kenny. »Und womit verdienst du das ganze Geld, das du dann hast? Willst du etwa auch Kochbücher schreiben wie Mama?«
Tessa starrte Kenny entsetzt an. Nein ..., jetzt wo ich so drüber nachdenke, guckte sie eher ... ertappt! Und knallrot wurde sie auch! HA! Richtig schuldbewusst sah sie aus. Womöglich hat Kenny genau ins Schwarze getroffen? »Blödsinn«, nuschelte Tessa nur. Und dann stand sie auf, weil sie zweifellos oben in ihrem Zimmer mit Dodo telefonieren wollte. War bestimmt wichtig, sie hatten sich ja seit ihrer Trennung auf dem Nachhauseweg von der Schule seit mindestens zwölf Minuten schon nicht mehr gesehen!
»Die Omelettes sind fertig!«, rief Livi hinter ihr her.
»Lass doch«, meinte Rema. »Sie kann sich ja später noch eins machen.«
»Mehr Eier haben wir aber nicht«, sagte Livi. »Ich hab die letzten eben genommen, und wer weiß, wann Aurora wieder welche legen wird.« »Oder wo«, fügte Kenny grinsend hinzu.
Die letzten Eier hatte nämlich Kenny gefunden. Unter Cornelius' Schlagzeug. Da hätte es bei der nächsten Rainbow-Probe absolut sicher Rühreier gegeben. Genau in diesem Moment kam Aurora durch die offene Tür in die Küche getippelt. Vor dem Herd blieb sie stehen, reckte ihren Hals vor und zurück und vor und zurück, legte ihren Kopf schief und schaute dann Livi vor dem Herd lange und nachdenklich an. Ich bekam beinahe ein schlechtes Gewissen. Weil es doch Auroras Eier waren, die da in der Pfanne brutzelten ...
Hängen Hühner eigentlich sehr an ihren Eiern?
Livis Omelettes schmeckten lecker. Wie alles, was Livi kocht. Und ich hoffte sehr, dass Aurora nicht erahnen konnte, was es wirklich war, das wir da in unseren Mund schaufelten.
Kenny drehte sich um und sah Aurora mit leuchtenden Augen an. »Halloho!« Kenny ist diejenige von uns, die sich am meisten ein Haustier gewünscht hat.
»Sitz!«, sagte Kenny und schaute Aurora streng an. »Toooock! «, antwortete Aurora ziemlich irritiert und auch ein wenig verärgert. Kenny ließ sich davon nicht im Geringsten beirren. »Sitz!«, wiederholte sie energisch und hielt dazu verlockend ein Stück Omelette vor Auroras Schnabel. Aurora reckte sofort ihren Hals. Ich glaube echt, Hühner fressen alles. Ich habe jedenfalls noch nichts gesehen, das Aurora nicht zumindest probiert hätte. Doch Kenny war erbarmungslos. »SITZ!«
»Mensch, Kenny! «, mischte sich Livi ein. »Wie soll sich das arme Huhn denn hinsetzen? Hühner setzen sich nur zum Brüten und nicht etwa an jeder Ampel wie ein Hund.«
Kenny verzog schmollend ihren Mund. Aurora spreizte ihre Flügel und reckte den Hals jetzt so weit, dass sie beinahe Kennys Lockstück erwischt hätte.
»Nö«, sagte Kenny. »Wenn du nicht Sitz machst, kriegst du auch nichts.« Und damit stopfte sie sich die Gabel selbst in den Mund. (Kleine Kinder können manchmal ganz schön grausam sein.)
»Tooockkkk!«, machte Aurora böse.
Ja, das ist jetzt ein paar Tage her. Und heute Abend liege ich hier im Bett und fange noch mal alleine an, Remas Spiel »Was würdest du tun, wenn du alles könntest?« zu spielen. Ich schätze mal, ich bin die Einzige von uns, die inzwischen noch darüber nachdenkt.
Ich finde schlafen nämlich grundsätzlich ziemlich langweilig. Einschlafen besonders. Wenn man erst mal träumt, ist es ganz okay. Aber bis dahin! Wo es doch so viele Sachen gibt, die man stattdessen noch machen könnte!
Warum sind die Tage bloß so kurz und die Nächte so lang? Und warum sind Iris und Cornelius solche Hippie-Spießer, die einem mit elf Jahren immer noch vorschreiben, wann man ins Bett gehen soll?
Ich kuschele mich in meine Decke, schaue auf meine meerwasserblau gestrichene Wand und denke an die Strände von Hawaii und an all die »Hilfe! Hilfe!« schreienden Menschen und wie ich dort unerschrocken ins Wasser jage, um Leben zu retten, und mit tropfenden Haaren und einem ohnmächtigen Fünfzehnjährigen in meinen starken Armen wieder rauskomme ...
Ha! Wie die Leute am Strand mich anstarren! Das haben sie noch nicht gesehen! Eine Elfjährige, die Große rettet! Der Fünfzehnjährige schlägt die Augen auf, als ich ihn auf den Strand plumpsen lasse - ähm, nein - als ich ihn sanft im Sand absetze natürlich, und lächelt mich dankbar an. Dann haucht er leise: »...«
Äh - Moment - was sagen Fünfzehnjährige wohl, nachdem sie gerettet wurden?
Also, jedenfalls schüttele ich mir das Salzwasser vom Körper, lächele kurz in die Kameras - es sind natürlich immer eine Menge Kameras da, wenn ich Leute rette - und ...
Ja, und genau in diesem Moment merke ich, dass es sooo aufregend auch wieder nicht ist, den ganzen Tag lang nur dusselige, ohnmächtige Menschen zu retten. Und irgendwie interessiert es mich auch nicht mehr besonders, was der blöde Fünfzehnjährige zu sagen hat. Soll er doch sagen, was er will! Ich brauche andere Herausforderungen!
Ich glaube kaum, dass James Bond sich lange mit dem Retten von Touristen aufhalten würde. Ich meine, klar, wenn er gerade da ist und nichts anderes zu tun hat. Dann natürlich. Aber im Großen und Ganzen gesehen ... muss sich einer wie James Bond selbstverständlich um wichtigere Dinge als einzelne Fünfzehnjährige kümmern. Um größere Zusammenhänge. Auf der ganzen Welt hängt nämlich sowieso alles mit allem irgendwie zusammen. Das sagen die Lehrer auch immer. Also ist genau das wichtig. Das ALLES nämlich!
Oh - oh - okay, und genau da wird es mir meerwasserklar! Was ich wollen würde, wenn ich könnte. Ja!
Ja, ich weiß jetzt, was ich tun muss. Ich meine, um eine
Aufgabe im Leben zu haben und so. Schließlich bin ich
Weltbürgerin. Und als Weltbürgerin muss man sich
um die Welt kümmern. Um die ganze Welt, meine ich. Deshalb sollte man nicht nur ein paar Hühner retten (oder ertrinkende Fünfzehnjährige), sondern natürlich alles auf der Welt. Die ganze Welt. Jawohl. Das ist echt gut. Das ist bestimmt das Beste, was mir bis jetzt eingefallen ist. James Bond rettet schließlich auch irgendwie immer die ganze Welt und nicht nur ein einziges kleines Land. Hm ..., nur ... WIE genau rettet man eigentlich die ganze Welt? Ach, kein Problem. Das wird mir schon noch einfallen!
Iris und Cornelius sind nicht die Namen unserer Goldhamster, wie man vielleicht denken könnte. Nein, es sind
unsere Eltern. Außer Aurora haben wir gar keine Haustiere.
Dass wir unsere Eltern nicht »Mama« und »Papa« nennen, liegt nicht etwa daran, dass wir das interessanter fänden (nee, wir finden das ungefähr hunderttausend mal blöder!), sondern daran, dass Cornelius es in-di-vi-du-eller findet. Schon das Wort ist so dämlich, dass man gar nicht mehr weiter zuhören möchte. Aber Cornelius findet, dass es bereits unheimlich viele Mamas und Papas auf der Welt gibt und wesentlich weniger Irise oder Corneliuse.
Tja. Was soll man dazu sagen?
Kenny ignoriert das natürlich komplett. Für sie heißen unsere Eltern Mama und Papa. Genauso wie sie alles andere ignoriert, was sie nicht will. Gebratene Pilze. Haarshampoo. Oder Spülmaschinenausräumdienst.
»Kendra«, sagt Cornelius zum Beispiel, »komm doch mal her! «
»Was ist denn, Papa?«, ruft Kenny dann zurück.
Was sofort zu einem leichten Knurren bei Cornelius führt. »Cornelius! Ich heiße Cornelius!«
Kenny grinst daraufhin nur amüsiert. »Das weiß ich doch, Papa! Was willst du denn?«
»Cor-ne-li-us! «
»Ja, Papa?«
Ich finde das lustig.
Cornelius hat nicht nur ungewöhnliche Vorstellungen, was Namen angeht. (Kendra, Malea, Olivia und Tessa- Tiara gibt es ja nun auch nicht gerade in jeder Klasse dreimal. Was ich allerdings sehr schön finde.) Nein, Cornelius ist auch sonst nicht ganz der Super-Normalo-Papa. Also, ich meine, er geht nicht morgens in ein Büro und kommt abends wieder nach Hause.
Cornelius geht eigentlich überhaupt recht selten aus dem Haus, außer wenn er mit seiner Band Rainbow einen Auftritt hat (was überraschenderweise doch immer wieder vorkommt), oder wenn er mit seinen Rainbow-Kumpels in deren Lieblingskneipe »Gig-Nachbesprechung« hat. Tessa und Livi finden es auf jeden Fall total daneben, dass Cornelius praktisch immer um uns herum ist.
»So kann man sich doch nicht normal entwickeln!«, schimpft Livi regelmäßig. »Jedes Mädchen in meinem Alter braucht auch mal Freiraum!«
Ha-ha, Freiraum! Möchte wissen, wozu Livi Freiraum braucht! Die tut doch sowieso nie was Verbotenes! Bei Tessa dagegen ist klar, warum sie das Haus ab und zu gerne mal etwas elternloser hätte. Meine älteste Schwester ist nämlich äußerst kontaktfreudig. So nennt es wenigstens Rema auf ihre nette Art.
Tessa lernt tatsächlich immer schnell Leute kennen. (Allerdings recht selten Mädchen.) Egal, wo wir gerade sind.
Von unserem letzten Spanienurlaub in den Sommerferien zum Beispiel, da hat Kenny ihr erstes Seepferdchen-Abzeichen mitgebracht, ich mein Fortgeschrittenen-Surf-Diplom, Livi mit ihren roten Haaren und ihrer hellen Haut erwartungsgemäß einen Mega-Sonnenbrand - und Tessa ihren Javi. Wenn der hier ist, dann knutschen die jede Menge rum.
Das fand Cornelius am Anfang gar nicht so klasse, aber inzwischen hat er sich dran gewöhnt. Er hat Tessas Freund Javier und dessen Freund Ramón sogar schon für ein ganzes Wochenende zu uns nach Hause eingeladen. Aber nun müssen sie erst mal bis Weihnachten heftig an ihrer Uni büffeln und können die nächsten Wochen nicht mehr kommen.
Mich stört Cornelius nicht sehr. Ich finde es sogar ganz lustig, dass er den ganzen Tag auf Sachen rumtrommelt oder in seinem Übungsraum im Keller Schlagzeug spielt oder Melodien vor sich hin summt, wenn er auf dem Sofa die Beine hochlegt. Iris aber rollt mit den Augen wie ein Kugelfisch im Wasser, wenn sie Cornelius irgendwo lächelnd rum liegen sieht.
»Ich arbeite!«, verteidigt er sich dann empört.
© 2009 cbj, München Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100
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Autoren-Porträt von Dagmar H. Mueller
Dagmar H. Mueller arbeitete als Skilehrerin, Musiklehrerin und PR-Texterin. All das konnte sie aber nicht von ihrer wahren Passion abhalten, dem Schreiben von Büchern. Dagmar H. Mueller ist heute hauptberuflich als Autorin tätig und lebt in Hamburg und England.
Bibliographische Angaben
- Autor: Dagmar H. Mueller
- Altersempfehlung: Ab 10 Jahre
- 2009, 256 Seiten, Deutsch
- Verlag: Penguin Random House
- ISBN-10: 3641035481
- ISBN-13: 9783641035488
- Erscheinungsdatum: 20.11.2009
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